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12.02.2010      11. Reisetag - Karanga Camp (Kilimanjaro)

Nachdem ich auch gestern wieder relativ früh ins Bett gegangen bin, wache ich wieder für meine Verhältnisse früh gegen 6.30 Uhr auf. Als ich vor dem Zelt stehe, gestern hatte es übrigens eine leichte Schicht mit Eiskristallen, heute ist es frei, sehe ich schon die ersten in der Barranco Wall klettern. Manche bezeichnen sie auch als Frühstückswand. Und ich muss gestehen, sie sieht von hier nicht unbedingt beruhigend aus. Immerhin kann man jetzt an der bunten Kleidung sehen, wo der Weg hinauf verläuft.

Mein Kopf ist heute wieder einigermaßen klar, die Verdauung fühlt sich auch wieder normal an. Überhaupt ist es ein Wahnsinn, was man hier so den Tag über in sich hinein schaufelt. Zu Hause esse ich kaum die Hälfte davon. Dabei ist die Kost hier auch noch auf viele Kohlenhydrate ausgelegt. Dazu jeden Tag frische Früchte. Die gehören zu Hause auch nicht unbedingt zu meinen Favoriten, aber hier stopft man alles rein, was man so bekommt. Von den Nüssen und dem Popcorn will ich gar nicht anfangen. Zu den Camp-Mahlzeiten gibt es dann immer Instant-Kaffee, Tee (nur schwarzer), zwei Sorten Kakao, Milchpulver und Energy-Trinkpulver zur Auswahl. Und wo ich ohnehin schon bei dem Allgemeinheiten bin, kann ich auch gleich noch den bisher immer gleichen Wetterbericht für den Kilimanjaro nachschieben. Am Morgen ist der Gipfelbereich frei. Dazu ist es vor Sonnenaufgang recht kühl, sobald die Sonne dann aber zu sehen ist, fühlt es sich an, als wenn jemand die Heizung „volle Pulle“ angestellt hat. Heute waren es beim Aufstehen 6°C vor dem Zelt, als uns die Sonne erreicht ist es nicht nur gefühlt warm, sondern auch messbar, so erreichen wir schnell die 15°C Marke, wohl gemerkt wir befinden uns hier auf knapp 4000m. Ziehen aber ein paar Wolken über einen weg, oder steht man in diesen oder auch nur im Schatten wird es sofort wieder frisch. Am Tage ist es meist mehr oder weniger sonnig bei meist leichtem Wind. Der Gipfel wird im laufe des Tages dann von Wolken verhüllt und auch wir selbst stehen am Abend meist wieder in den Wolken.

Unser Tag beginnt wieder mit der normalen Routine, die morgendliche Wäsche mit der Schüssel mit warmem Wasser. Anschließend Wasservorräte auffüllen lassen, heute habe ich mal einen leeren Camelbak vorzuweisen, und auch die Zusatzflasche habe ich „angetrunken“, das macht mich ein bisschen Stolz. Während dessen geht es zum Frühstück. Die ersten beiden Tage gab es auch hier den braunen Porrich, heute steigen wir für die nächsten paar Tage auf die weiße Variante um. Die besteht im Wesentlichen aus Haferflocken, nicht wirklich lecker, aber schon besser als die dunklere Alternative, die war immer ein wenig „erdig“ im Abgang. Danach folgt ein Omelett mit einem Würstchen. Und als Abschluss dann Toast, das kurz angeröstet wurde und dann gefühlt schon mal ein bisschen in etwas fettigem gebadet hat. Als Brotaufstrich steht dann Honig oder Nutella – das Original – zur Verfügung. Wobei man letzteres wegen der Temperaturen eher auflegen muss, als das man es streichen könnte.

Wir bummeln noch ein bisschen im Camp herum, vor bzw. in der Barranco Wall ist ohnehin Stau, und heute haben wir ja auch nur ein kurzes Stück vor uns. Die Gehzeit soll laut Routenbeschreibung gerade mal 3 – 4 Stunden sein. Dazu nur eine Strecke von 6 km. Das bedeute dann aber auch, dass darin ein Abschnitt enthalten sein muss, auf dem man nur langsam voran kommt. Und genau davor haben wir ja auch unser Camp gehabt. Kurz nach 9 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Barranco Wall. Dazu geht man anfangs noch ein kleines Stück abwärts, überquert zwei kleine Wasserläufe, ja und dann geht es los – mit dem Stau. Wir haben schnell zu einer Gruppe Engländer aufgeschlossen. Wegen des steinigen Pfades, auf dem man auch mal die Hände zu Hilfe nehmen muss, oder auch mal eine etwas größere Stufe zu nehmen ist, kommen wir nur schwer an der Gruppe vorbei. Als es dann doch gelungen ist, können wir an der Barranco Wall auch locker mit den Portern mithalten. Wobei der Vergleich natürlich ein bisschen unfair ist. Wir tragen nur unseren Tagesrucksack mit nicht mal 10kg, und sie bewegen mit ihrem eigenen Gepäck sicherlich 25kg und mehr.

Eine gute Stunde nach dem Verlassen des Camps haben wir es geschafft und sind oben. Wir befinden uns hier auf etwa 4200m, der Platz hier nennt sich Umbwe Köpfl. Die Sonne scheint vom blauen Himmel. Über uns trübt kein Wölkchen die Aussicht. Und unter uns ziehen die Wolken. Ein unbeschreibliches Gefühl zu Fuß über die Wolken hinaus gestiegen zu sein. Wir machen eine etwas längere Pause und genießen einfach nur das Hier und Jetzt. Es gibt eigentlich nur zwei kleine Schönheitsfehler, der eine ist der Wind, der doch ein bisschen kühl daher kommt. Der andere sind die vielen anderen Menschen. Auch wenn die Stimmung bei den meisten ruhig und wohl auch ein bisschen staunend ist, so sind sie eben doch allgegenwärtig. Mein Kopf fühlt sich ganz gut an, so beschließe ich heute Abend die Kopfschmerztabletten wieder abzusetzen. Auch wenn ich sonst in meinen Körper hinein höre, scheint alles in Ordnung zu sein.

Der folgende Abstieg beginnt mit etwa 100m Höhenmetern, die etwas steil abwärts führen. Das restliche Stück ist eigentlich kaum mehr als ein relativ sanftes auf und ab. Erst kurz vor unserem nächsten Camp, das Karanga Camp, geht es noch mal rund 100m tiefer, nur um dann nach dem im Tal verlaufenden kleinen Wasserlauf, die gleiche Strecke auf der anderen Seite über eine etwas steilere Passage, wieder hinauf zu steigen. Gegen 12.30 Uhr sind wir dann auch mit unserem Tagwerk fertig, wir stehen im Karranga Camp auf 3980m. Das bedeutet wir sind praktisch auf der gleichen Höhe wie schon gestern. Unsere ausgedehnte Pause am Umbwe Köpfl war nicht nur schön und entspannend, sondern hat es unseren Porter gleichzeitig erlaubt, an uns vorbei zu laufen, und auch schon unsere Zelte aufzubauen. Zu allem Überfluss gibt es heute auch noch ein warmes Mittagessen: Pommes mit Hähnchen und dazu Krautsalat. Wenn ich das zu Hause erzähle, das glaubt mir keiner. Aber wir hatten am Abend auch schon mal Fisch, und ich rede jetzt nicht von Iglo-Fischen in Balkenform, sondern von einem kompletten Fisch mit Kopf und Schwanz. Zum Mittag gibt es normalerweise ja eine Lunchbox mit auf den Weg. Darin befindet sich meist ein Muffin, ein Schokosnack, eine Banane, oft ein paar Stücke einer Orange, ein gekochtes Ei, ein Stück irgendwie frittiertes Fleisch, ein Stück süßen Kuchen, ein paar Kekse und ein Fruchtsaft a‘ 0,2ltr. Damit ist die Dose von etwa 15x30x7cm auch randvoll. Aber heute ist ja alles anders. Ich lege mich sogar nach dem Mittagessen noch ein bisschen ins Zelt. Ich könnte jetzt sagen, ich habe mich dort etwas regeneriert und akklimatisiert, aber ich könnte auch sagen, ich habe mir ein kleines Mittagsschläfchen gegönnt.

Am späteren Nachmittag so gegen 16 Uhr steigen wir mit James, der guten Seele des Teams und gleichzeitig Hilfsguide noch ein Stück weiter rauf. Wir machen noch mal so rund 400 Höhenmeter praktisch nur mit Wasser und Kamera im Gepäck. Zweck dieser Aktion, die wir ja nun schon zum wiederholten Mal am Abend machen, ist die bessere Akklimatisation. Man soll einfach besser mit der Höhe klar kommen, wenn man vor dem Essen und dem Schlafen noch ein bisschen in die „dickere“ Luft abgestiegen ist. So läuft man auch nicht im Laufschritt rauf, dreht um und dann wieder in Hochgeschwindigkeit zurück. Es geht viel mehr darum, sich ein bisschen in größerer Höhe aufzuhalten, damit der Körper Zeit hat, sich an die dortigen Luftverhältnisse anzupassen und dann sich eben weiter unten über das „Mehr“ an Sauerstoff freuen kann. Oben macht sich der Kopf wieder leicht bemerkbar, unten ist aber alles wieder verflogen. Inzwischen schätze ich meine Erfolgschancen für den Gipfel auf 50:50. Auch wenn laut der Aussage von Afromaxx, unserer Agentur hier in Tansania, die Wahrscheinlichkeit für den Gipfel nach einer erfolgreichen Mt. Meru Besteigung außerordentlich gut ist, so mache ich mir wegen der leichten Symptome der Höhenkrankheit in den letzten Tagen doch Gedanken. Unser Guide Safiri drückt zuweilen unterwegs auch gehörig auf das Tempo. So gibt es auf unserem Weg keine Gruppe, die uns unterwegs überholt hätte, wir unserseits haben schon die eine oder andere Gruppe hinter uns gelassen. Dabei steht in jedem Reiseführer, dass nicht der Schnelle auch schnell oben sein wird, sondern die Wahrscheinlichkeit einfach überproportional steigt, überhaupt nicht zum Gipfel zu kommen. Bei den anderen Gruppen sieht man aber auch schon ein paar, die sich bereits den Tagesrucksack tragen lassen. Das erscheint mir dann aber auch nicht gerade ein gutes Zeichen für die erfolgreiche Besteigung zu sein. Bei unserem „kleinen“ Abendspaziergang kommen wir auch unserem nächsten Camp schon ein gutes Stück näher, man glaubt fast schon die Zelte sehen zu können. Und wie jeden Tag, so ziehen auch heute gegen Abend wieder die Wolken den Kilimanjaro hinauf. So stehen wir bei unserem Abstieg eigentlich irgendwann fast etwas überraschend wieder im Camp, was so gegen 18.15 Uhr der Fall ist. Damit geht es auch schon gleich in einem Rutsch zum Abendessen. Und da ich mich heute ja nun schon ausgiebig mit dem Essen befasst habe, auch hier noch mal eine typische Mahlzeit. Los geht es wie immer mit Popcorn und Nüssen. Dann folgt eine Suppe, die eigentlich immer gut gewürzt ist. Wobei in der Höhe die Geschmacksnerven immer ein bisschen leiden, also allein schon deshalb ohnehin noch etwas schärfer gewürzt wird. Darauf folgt das Hauptgericht das mindestens aus Reis oder Kartoffeln, Fleisch oder Fisch und der legendären „Vegetable Sauce“ besteht. Ich weiß nicht wie es bei anderen Gruppen / Agenturen ist, aber bei Afromaxx gibt es zu praktisch allem eine Gemüsesoße dazu, auch wenn da praktisch keine/kaum Soße dabei ist. Von der Vegetable Sauce gibt es dann immer wieder leichte Variation bezüglich der Auswahl bzw. Anteile der Gemüsesorten, aber es gibt praktisch jeden Abend eine. Und als Abschluss der Mahlzeit folgt dann noch Obst wie Ananas, Orangen, Melone, Mango oder Papaya. Wenn ich mich da durch gefuttert habe, bin ich eigentlich auch schon fast in der richtigen Stimmung mich in meinen Schlafsack zu verkriechen. Und das sind schließlich Zeiten, zu denen ich zu Hause nicht mal im Traum daran denken würde, ins Bett zu gehen.