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5. Tag         Olifants Camp – 07.09.2016

Heute geht es wieder etwas früher los als gestern. Die Abfahrt soll um 8:00 Uhr sein. Wir sind mehr als pünktlich - die Deutschen eben. Unser heutiges Ziel ist eines der Highlights dieser Tour: der Krüger Nationalpark. Der Nationalpark geht zurück auf Paul Krüger, der im Jahre 1898 ein Gebiet von ca. 2500 km² zu einer Schutzzone erklärte oder wie es damals hieß ein „Regierungs Wildgarten“. Zu der Zeit bedeutete Schutzzone nicht gleichzeitig Schutz für Flora und Fauna, sondern es ging nur darum Jagdtieren einen Schutzraum zu bieten. Zuvor hatten die in Transvaal siedelnden Buren, das jagdbare Tier reichlich dezimiert, und selbst unter den Jägern setzte sich die Einsicht durch, dass es ohne Schutzzonen bald kein jagdbares Tier mehr geben würde. Eine Schutzzone bedeutete aber nicht gleichzeitig, dass dann in diesem Gebiet gar nicht mehr gejagt wurde, sondern lediglich, dass es deutlich stärker reglementiert war. Das Gebiet war bis dahin praktisch nicht bewohnt, da es im Lowveld lag, und es deshalb dort ein hohes Malariarisiko gab. Lediglich in den Trockenzeiten fielen die Jäger in das Gebiet ein, auch Paul Krüger war eigentlich ein begeisterter Jäger, und schossen auf alles was sich ihnen zeigte. Doch bereits zwei Jahre später verloren die Buren den Kampf um Transvaal gegen die Briten. Für den künftigen Krüger Park, der zu diesem Zeitpunkt noch Sabie Game Reserve hieß, war es im Nachhinein keine Katastrophe, sondern ein Glücksfall. Denn die Briten setzten Major James Stevenson-Hamilton im Jahre 1902 als Wildwart ein. Bereits im Folgejahr baute er das Gebiet um 5000 km² aus. Er bekämpfte sehr vehement die damals noch verbreitete Wilderei in der Schutzzone. Seine weiteren Bemühungen wurden durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. In den Folgejahren musste er so manchen Konflikt mit den Viehzüchtern, Goldsuchern und Bergwerksunternehmung austragen. Er veranstaltete Reisen von Entscheidungsträgern aus Johannesburg und Pretoria in die von ihm verwaltete Schutzzone. Im Jahre 1926 schließlich konnte er sein längst ausgearbeitetes Konzept eines Nationalparks umsetzen, das im Wesentlichen so bis heute Bestand hat. Durch die Zusammenlegung mehrerer Schutzreservate entstand der „Kruger National Park of South Africa” mit einer Gesamtfläche von 19.486 km². Er hat eine Nord-Süd Ausdehnung von ca. 350 km, in Ost-West-Richtung sind es zwischen 40 und 80 km. Bereits im Jahre 1935 zählte der neue Nationalpark 26.000 Besucher in 6000 Autos. Heute sind es in jedem Jahr weit über 1 Million Besucher, wobei die meisten aus Südafrika selbst kommen, aber auch die Zahlen der internationalen Gäste steigt kontinuierlich. Damit erzielt der Krüger Nationalpark einen Überschuß, der an andere nicht so bekannte Nationalparks zu deren Unterstützung geht. Allgemein ist es in Südafrika so, dass 15% der Kosten vom Staat getragen werden, den Rest müssen die Parks selbst erwirtschaften. Bei der Schaffung des Nationalparks kam James Stevenson-Hamilton ein Großneffe von Paul Krüger, Piet Grobler, zur Hilfe, der inzwischen Minister of Lands geworden war. Denn es mussten für die Schaffung des neuen Nationalparks Farmer umgesiedelt oder enteignet werden. Der Nationalpark selbst hat bis heute diese Größe behalten. Am westlichen Rand sind Privatgebiete zusätzlich angegliedert worden, zu denen die Zäune abgerissen worden sind. Seit 2000 gibt es nach 10 jährigen Verhandlungen eine Vereinbarung zwischen Südafrika, Mosambik und Simbabwe über die Angliederung weiterer Nationalparks in diesen Ländern. Der daraus entstandene Great Limpopo Transfrontier Park umfasst eine Fläche von ca. 35.000 km². Auch hier sind die bestehenden Zäune abgebaut worden. Die weitere Planung sieht eine weitere deutliche Ausdehnung insbesondere im Bereich von Mosambik vor, bei deren vollständige Umsetzung sich die Fläche noch einmal fast verdreifachen würde. Das Ziel ist eine freie Migration der Tiere in dem ganzen Gebiet. Für die Menschen bestehen freilich weiterhin die Grenzen wie bisher. Auf der anderen Seite stehen natürlich die Menschen, die heute in diesem Bereich leben. Für sie würde sich des Lebens von einem Tag auf den anderen radikal ändern. Sie dürften plötzlich ihre Tiere nicht mehr in alten angestammten Stammesgebieten weiden lassen, würden Haus und Hof verlieren. Unter Umständen könnte die Anzahl der Tiere als Statussymbol völlig wegfallen. Die Jagd wäre ihnen verboten. Gleichzeitig würden aber viele zusätzliche Ranger gebraucht werden, und sich neue Einnahmequellen erschließen. Bis es soweit ist, sind sicherlich noch viele Verhandlungen und auch Überzeugungsarbeit bei den Betroffenen nötig. Im heutigen Krüger Nationalpark gibt es 147 Säugetierarten, mehr als 500 Vogelarten, 114 Schlangenarten, 49 Fischarten, 34 Amphibienarten, 227 Schmetterlingsarten und 336 unterschiedliche Baumarten. Dabei ist das weitaus häufigste Säugetier das Schwarzfersen Impala mit etwa 152.000 Exemplaren, während es nur etwa 120 Geparden gibt. Da es sowohl den Besuchern als auch den Rangern strick untersagt ist, die angelegten Straßen und Wege, immerhin gibt es allein 2000km Straßen innerhalb des Krüger Nationalparks, zu verlassen, können nur etwa 3% des Parks eingesehen werden. So bleiben den Tieren ausreichend Rückzugsgebiete.

Wir erreichen gegen 10:00 Uhr das Orpen-Gate zum Krüger Nationalpark. Noch bevor wir tiefer in den Park hineinfahren, geht es, nach einer kurzen Pause für die menschlichen Bedürfnisse kaum 2km hinter dem Gate, ein kleines Stück zurück. Unser Guide hatte gehört, dass andere dort einen Leoparden gesehen hätten. Auf der Herfahrt haben wird dort nichts entdeckt, obwohl wir natürlich noch ausgeruht und in einem kleinen Wettkampf die linke gegen die rechte Seite des Fahrzeugs die Entdeckung von Tieren bekannt gegeben haben. Jetzt haben wir mehr Glück, und finden den Leoparden schon nach wenigen Minuten. „Unser Leo“ ist mehr als fotogen. Es gelingen einige wirklich sehr schöne Aufnahmen. Er liegt kaum 5 m neben der Straße mit freier Sicht unter einem kleinen Busch. Nach einigen Minuten wechselt er in aller Seelenruhe die Straßenseite, um sich dort wieder abzulegen. Wir konnten genau beobachten, wohin er gegangen ist, und doch ist der jetzt nur noch schwer auszumachen. Und das obwohl er eigentlich direkt neben der Straße im Schatten liegt. Aber genau das ist es auch, was es so schwierig macht, dieses Mitglied der Big Five vor die Linse zu bekommen. Sein Fell tarnt diese meist nachtaktive Großkatze nahezu perfekt. Die Tage verbringen Leoparden oft auf Bäumen, auf die sie mühelos mit ihren Krallen klettern können. Hier sind sie auch gegenüber ihren Fressfeinden relativ sicher. Leoparden haben am Tage eine ähnliche Sehleistung wie Menschen, auch wenn sie durch das sich stärker überlappende Sichtfeld eine bessere Tiefensicht haben, aber in der Nacht ist die Sehleistung etwa um den Faktor sechs größer. Leoparden fressen von kleinen Käfern, über Vögel, Mangusten, Pavianen bis hin zu Antilopen alles, was sie erbeuten können. Sie haben als Einzelgänger aber kaum Chancen eine Beute etwa gegen Hyänen oder Löwen zu verteidigen. Deshalb fressen sie ihre Beute meist nicht am Ort des Risses, da Geier sie dort schnell verraten, sondern schleppen sie ins Dickicht oder noch besser auf einen Baum. Leoparden können je nach Lebensraum sehr unterschiedliche Größen erreichen. Die Exemplare im Krüger Nationalpark gehören eher zu den größeren, dabei aber relativ schlanken Vertretern. Sie haben eine Kopf-Rumpflänge von ca. 150cm, der Schwanz ist noch mal ca. 90cm lang. Die Schulterhöhe beträgt ca. 70cm, wobei man sagen kann, dass die Männchen größer sind als die Weibchen. Sie haben mit 15-80km² auch ein deutlich größeres Revier, das sie gegen gleichgeschlechtliche andere Leoparden verteidigen. Die Weibchen tun dieses ebenso gegen andere Weibchen, ihr Revier ist aber mit 5-30km² deutlich kleiner. Üblicherweise versuchen sich Leoparden an ihre Beute so dicht wie möglich anzuschleichen, und dann die letzten Meter mit großen Sprüngen zu überbrücken. Ihr Lebensraum muss also eine gewisse Deckung bieten. Sie können auf kurzen Strecken eine Geschwindigkeit von bis zu 60km/h erreichen, lange Verfolgungen sind ihnen aber in dem Tempo nicht möglich. Leoparden bringen nach einer Tragezeit von 93 – 103 Tagen meist ein bis zwei Jungen zur Welt, diese haben bei der Geburt ein Gewicht von etwa 500g. Ausgewachsene Männchen können es bis auf 80kg bringen, die etwas kleineren Weibchen auf bis zu 60kg. Die Aufzucht des Nachwuchses übernimmt alleine die Mutter, nach etwa 13-18 Monaten verlassen die Jungen die Mutter, wenn sie gelernt haben, selbst Beute zu machen. Dabei zieht es die jungen Leoparden Männchen häufig in weit entfernte Reviere, während die jungen Weibchen sich nicht selten ein angrenzendes zuweilen sogar mit der Mutter überlappendes Revier suchen. Leoparden können in freier Wildbahn ein Alter von ca. 20 – 25 Jahre erreichen.

Unsere erste richtige Rast machen wir im Satara Camp. An dessen Ausgang in Richtung Norden befindet sich ein Wasserloch, an dem wir in unser Reisetagebuch gleich mal Elefanten und einen Schabrackenschakal mit aufnehmen können. In einiger Entfernung ist auch Schemenhaft eine Hyäne kurz zu sehen, aber da hoffe ich noch auf eine bessere Gelegenheit. Im Verlauf des Nachmittags bekommen wir auch noch schöne Zebra, Büffel, einen Sattelstorch, die obligatorischen Schwarzfersen Impala, Kudus, ein Steinböckchen, Buschböcke, Wasserböcke, einen Gaukler und einiges mehr geboten. Auch zwei Löwen liegen in großer Entfernung unter einem Baum, aber da halte ich es wie mit der Hyäne, die zählen noch nicht so richtig. Und die müssen nur herhalten, wenn ausgerechnet die zu den Big-Five fehlen sollten. Aber mit Leopard, Elefant und Büffel haben wir schon drei von fünf. Eine ziemlich gute Ausbeute für nicht mal einen vollen Tag im Park. Weniger schön ist der Wasserstand des Olifants-Flusses. Es ist kaum mehr als ein Rinnsal, an dem sich einige Tiere versammelt haben, um nach einem heißen Tag auf Nahrungssuche in einer sehr trockenen Umgebung wenigstens noch etwas zu trinken. So fahren wir schließlich gegen 17:30 Uhr ins Olifants Camp ein. Das wird unsere Basis für die nächsten zwei Nächte.