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25.10.2009      8. Reisetag - Ras Al Jinz

Heute verlassen wir die Wüste auch schon wieder. Auf dem Weg hinaus fahren wir wieder beim Camp von Mohammed vorbei. An diesem Morgen sind seine Schwiegertochter und ihre vier Kinder da. Sie begrüßt uns dann doch so, wie in den Reiseführern beschrieben ist, mit Datteln und Kaffee. Aber hier hat es sicherlich nicht mit der geringen Wertschätzung zu tun, sondern viel mehr mit den Lebensumständen. Das Camp von Mohammed besteht aus ein paar Basaratihütten (Basarati = Palmenwedeln). Und da ist Obst nur schwer vernünftig zu lagern, hier gibt es schließlich weder Strom noch Wasser, bzw. letzteres muss relativ aufwendig ran geschafft werden. Das ändert aber nichts daran, dass hier alles sehr sauber und aufgeräumt ist. Auch hier hat unsere Reiseleiterin schon langjährige Kontakte – man kennt sich eben. Da sie auch sehr alternative Reisemöglichkeiten wie Esel-, Kamel- und Schwimmtrecking anbietet, war sie auch schon mit Mohammed in der Wahiba Wüste unterwegs. So kann sie auch über einige Kenntnisse und Fertigkeiten von Mohammed berichten, die uns vermeintlich zivilisierten Urlaubern, völlig abhanden gekommen sind. So kennt er die Wirkungsweise von Kräutern und Früchten etwa um Hitzeschocks behandeln zu können, oder auch entzündete Wunden zu verarzten. Auch sonst spricht sie in den höchsten Tönen von ihm, auch in Bezug auf sein Wesen und auch Aufgeschlossenheit – das Gegenbeispiel zu Abdullah am gestrigen Tag. Womit mal wieder unterstrichen ist, jedes Vorurteil hat auch sein Körnchen Wahrheit, aber es gibt eben auch immer wieder Ausnahmen von der Regel. Auch die Kinder der Beduinen in der Wüste gehen hier natürlich zur Schule, sie haben zurzeit aber Ferien und sind so am frühen Vormittag zu Hause.

Für uns ist es aber auch Zeit weiter zu fahren. Nach dem wir kurz nach dem Verlassen der Wüste wieder den Reifendruck erhöhen lassen haben, geht es auf die Straße in Richtung Sur. Noch am Vormittag machen wir einen Halt im Wadi Bani Khalid. Dabei handelt es sich um eine Oase mit ganzjährig frischem Wasser. Durch das Wasser bzw. dessen natürliche Stauung haben sich hier auch einige Pools incl. Fischen gebildet, in denen man sogar Baden kann. Noch vor dem Mittag besuchen wir noch eine omanische Familie. Sie betreiben ein kleines Stück Land in einer Oase, was hier natürlich auch gleich die Möglichkeit schafft, ein bisschen über die Oasenbewirtschaftung zu berichten. Die ganze Oase ist durchzogen von einem oberirdischen Bewässerungssystem, dem sogenannten falaj-System (sprich falasch). Das ganze System ist mit unzähligen Öffnungen versehen. So wird das kostbare Nass nach festen Regeln mal diesem und mal jenem Bauern zugewiesen, was durch öffnen und schließen der Öffnungen geschieht. Das Grundelement der Anpflanzung bilden die Dattelpalmen. Während der Reife benötige eine Dattelpalme etwa 60 Liter Wasser am Tag. Insgesamt gibt es im Oman etwa 120 verschiedene Arten von Dattelpalmen. Außerdem findet man im Südosten noch Kokospalmen, die aber nur etwa 2% der Palmen ausmachen. Die Dattelpalmen schaffen eine Ertragsgrundlage, gleichzeitig spenden sie aber auch Schatten für die unter ihnen wachsenden Pflanzen. Als nächste Ebene wären da kleine Obstbäume wie Orangen, Zitrone, Granatäpfel oder Bananen. Diesen Pflanzen wäre es in der prallen Sonne schlicht zu heiß. Unter denen wachsen dann noch Gemüse und Futtergras. Dieses Modell bezeichnet man auch als Drei-Etagen-Anbau. Der Oman hat das Ziel sich selbst versorgen zu wollen. Dafür steht aber nur etwa 5% der Fläche bereit, da nur sie landwirtschaftlich nutzbar ist. So hat die Regierung verschiedene Programme gestartet, um die Landbevölkerung auch dort zu halten, damit alle nutzbaren Flächen auch bebaut werden. Zu den Programmen gehört z.B. auch die Versorgung praktisch jeder Ortschaft mit Elektrizität. Das sieht landschaftlich mit den unzähligen Leitungsstrengen überall im Lande zwar nicht schön aus, ist aber wichtig. Gleiches gilt auch für die Versorgung aller Siedlungen mit frischem Trinkwasser. Alle Haushalte werden, soweit sie nicht an eine Wasserversorgungsleitung angeschlossen sind, was nicht mal überall in der Hauptstadt Muscat der Fall ist, per LKW mit Wasser versorgt. So haben die meisten Häuser auf den typischen Flachdächern hier einen Wassertank stehen, der dann regelmäßig befüllt wird. So sieht man hier im ganzen Land blaue Tankfahrzeuge umher fahren. Die gelbe Variante dieser Fahrzeuge pumpen das Abwasser wieder aus den Auffangbehältern unter den Häusern ab. Dann gibt es noch Grüne, die Brauchwasser transportieren, das zum Beispiel im Straßenbau für die Schotterpisten benutzt wird. Ingesamt stammen etwa 80% des verbrauchten Wassers aus Meerwasserentsalzungsanlagen. Der Rest wird dem Grundwasser entnommen bzw. läuft aus natürlichen Quellen durch die Oasen. Flüsse, die das Meer erreichen, gibt es im Oman praktisch nicht. Nur selten, wenn es in der Küstenregion regnet, gelangt das Wasser durch die Wadis ins Meer. Man versucht auch durch verschiedene Stauungen den Abfluss zu verlangsamen, damit möglichst viel Wasser im Boden versickert, und das Grundwasser wieder auffüllt. Ein solches Bauwerk hatten wir ja auch bei Khasab gesehen. Heute verbraucht die Landwirtschaft etwa 75% des verbrauchten Wassers.

Aber wieder zurück zu unserem Besuch bei der Familie in der Oase. Vor dem Betreten des Hauses werden die Schuhe ausgezogen. Anschließend setzen wir uns in eine Art Begrüßungsraum bzw. Wohnzimmer. Dabei sitzt man auf der Erde. Es wird Wasser gereicht, mit dem man mindestens symbolisch wieder die rechte Hand reinigt. Denn wie es der Koran fordert, essen Muslime nur mit dieser. Auch hier werden wieder Obst, wer mag auch Datteln, und anschließend Kaffee gereicht. Diese Gastfreundschaft findet sich auch schon im Koran wieder. Dieses System hatte auch zur Zeit des Propheten Mohammed absolut seinen Sinn. Er selbst war ja auch auf Karawanen unterwegs, und ohne diese Gastfreundschaft wären die Karawanen überhaupt nicht möglich gewesen. Auch hier ist das Haus wieder sehr sauber, was nicht unbedingt für die Straßen und Wege in der Oase gilt, dort liegt schon mal etwas Müll herum. Vielleicht noch ein kleiner Satz zu den Wegen in der Siedlung der Oase. Zwischen den Häusern gibt es meist nur Fußwege, die, da sich die Siedlung etwas oberhalb der eigentlichen Oase am Berg befindet, meist auch noch aus Treppen bestehen.

Nach unserem Besuch ging es für uns dann aber auch weiter in Richtung Sur, oder genauer gesagt nach Ras Al Jinz bei Sur, nur noch ein Katzensprung von geschätzt rund 150km. Aber da die Landschaft eher im Farbspiel grau bis braun ist, ein Bewuchs praktisch nicht vorhanden ist, und bis auf die anfänglichen Berge eher eintönig verläuft, freut man sich fast schon über eine Baustelle als Abwechslung. Und hier wir praktisch überall an und neben der Straße gebaut. Und da viele Straßen zumindest in der Bergregion in einem Wadi verlaufen, gibt es dort praktisch nach jedem etwas größeren Regen etwas zu reparieren. Denn das Wasser zieht, wie ja schon mehrfach gesagt, nur schlecht in den Boden ein, und so fließt es schnell von den Bergen ab und durch die Wadis. Dabei wird dann Regenwasser schnell zu einer Walze aus Steinen und Geröll, die alles zerstört, was ihr im Weg ist. Noch stärkere Zerstörung hat aber vor ein paar Jahren ein Zyklon angerichtet, als er vom Meer große Wassermassen in die oftmals schmalen Wadis an der Küste presste. Dabei wurde sehr viel der Infrastruktur aber auch viele Oasen völlig zerstört. An einigen Stellen versucht man auch die Straße etwas höher zu legen. Dort ist sie dann auch geteert, um ein Wadi dann zu überqueren, wird dann ab der Böschung und im Wadi selbst oft nur eine Schotterpiste angelegt. Die ist dann eben auch sehr viel schneller und einfach wieder Instand zu setzen. Je weiter wir in Richtung Sur kommen, desto öfter sieht man aber auch Brücken, die einem nach ein paar Tagen im Landesinneren direkt auffallen.

Am spätern Nachmittag erreichen wir Sur und schauen uns auch gleich die letzte Dauhwerft des Landes an. Dort werden auch heute noch nach alten Vorbildern mehr oder weniger völlig von Hand Schiffe aus Holz gebaut. Immer noch werden sie traditionell mit Segeln und ohne Dieselmotor ausgestattet. Wobei als Tribut an die Moderne inzwischen immerhin Metallschrauben statt der ursprünglichen Holzdübel benutzt werden. Der einzige Auftraggeber für die natürlich eigentlich völlig unwirtschaftlichen Schiffe ist heute der Sultan. Er hat die Werft vor ein paar Jahren auch wieder aufbauen lassen, als sie bei einem Brand völlig zerstört worden ist.

Aber mit dem Besuch der Dauhwerft ist der heutige Tag für uns noch nicht zu Ende. Als letzten Programmpunkt gibt es für uns noch die grünen Meeresschildkröten. Sie legt ihre Eier an einigen Stränden am indischen Ozean ab, und einige tun das eben auch in der Nähe unseres heutigen Übernachtungsplatzes in Ras Al Jinz bei Sur. Zur Eiablage kommen die Schildkröten immer wieder an den Strand zurück, an dem sie selbst auch geschlüpft sind. Dazu lassen sie sich nach Einbruch der Dunkelheit von der Flut möglichst weit auf den Strand schwemmen. Die Weibchen graben am Strand dann eine etwa 50cm tiefe Mulde in den Sand. Dazu benutzen sie ihre vorderen Füße / Flossen. Anschließend graben sie mit den hinteren „Schaufeln“ eine etwa eimergroße Vertiefung in die Mulde, die wieder eine Tiefe von etwa 50cm hat. Darin werden dann die Eier abgelegt. Während der Eiablage fällt die Schildkröte in eine Art Starre, und man kann die Schildkröte bei der Eiablage aus nächster Nähe von hinten beobachten. Die Eier selbst sind weich, habe die Größe eines Tischtennisballs und werden in Schüben von drei bis vier Eiern gelegt. Eine gerade geschlechtsreife Schildkröte legt etwa 60 – 70 davon, zu diesem Zeitpunkt ist sie etwa 35 – 40 Jahre alt. Ältere Tiere legen 80 – 120 Eier. Anschließend wird das Gelege mit den hinteren Flossen mit Sand bedeckt. Daraufhin beginnt sie auch mit den Vorderflossen weiteren Sand nach hinten zu schaufeln. Dadurch scheint sich die Mulde zu verschieben. Auf diese Art und Weise kann sich die Mulde meist um etwa zwei Meter verschieben, manchmal kann diese Strecke aber auch bis zu vier Meter betragen. Danach kriecht das geschätzt 150cm lange und etwa 140kg schwere Tier wieder in Richtung des Meeres. Die ganze Prozedur dauert etwa 2 Stunden und wird auch immer wieder durch Verschnaufpausen der Schildkröte unterbrochen. Im Meer selbst warten bereits paarungswillige Männchen. Die Weibchen legen drei Mal im Jahr Eier, legen dann aber auch eine Pause von zwei bis vier Jahre ein. Manche schätzen dass von 1000 gelegten Eiern nur etwa fünf Tiere überhaupt geschlechtsreif werden. Das liegt nicht zuletzt an den Krabben, die bereits am nächtlichen Strand herum laufen und auf Beute warten, die die gerade geschlüpften Schildkröten darstellen. Die kleinen Schildkröten schlüpfen nach zwei Monaten und zwei Wochen. Anschließend buddeln sie sich nach oben, und versuchen an die Oberfläche zu kommen. Durch das Buddeln animieren, die aus den oberen Eiern geschlüpfte kleine Schildkröten, die darunter liegenden, das gleiche zu machen. Durch das sich auf dem Wasser spiegelnde Mondlicht finden sie ihren Weg zum Wasser, das sie dann versuchen so schnell wie möglich zu erreichen. Die nur wenige Zentimeter großen oder besser gesagt kleinen Schildkröten versuchen im Wasser dann möglichst schnell in tieferes Wasser zu gelangen. Bis zu ihrer eigenen Geschlechtsreife legen sie oft tausende von Kilometern zurück. So hat man Schildkröten, die an omanischen Stränden geschlüpft sind, auch schon in Malaysia oder Madagaskar gefunden. Ob es männliche oder weibliche Schildkröten werden, hängt übrigens von der Temperatur des Sands am Strand ab. Näher am Wasser ist er mit 28° kälter und es werden Männchen. Legt die Schildkröte ihr Nester höher am Strand, heizt die Sonne den Sand stärker auf, und so werden ab 29° nur Weibchen schlüpfen. Bei Temperaturen dazwischen kommen beide Geschlechter zur Welt. Die grüne Schildkröten trägt ihren Namen übrigens wegen der Farbe ihre Panzer.

Fotografieren ist wegen der Lichtverhältnisse - Blitzverbot- am abendlichen Strand in der Dunkelheit natürlich nicht erlaubt. Ebenso ist der Gebrauch von eigenen Taschenlampen untersagt. Eigentlich sollten auch Handys ausgeschaltet sein, was aber unseren Guide von dem staatlichen Center in diesem Naturschutzgebiet nicht davon abhält zu telefonieren. Der Grund für die Vermeidung all dieser Dinge ist das Licht, das die kleinen Schildkröten irritieren könnte, und deshalb vielleicht ihren Weg ins Meer nicht finden.