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    Spiegelung der im Sonnenlicht leuchtenden Berge beim Stuvdalsvatnet

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2. Reisetag          Esbjerg - 12.11.2022

 

Heute legen wir schon relativ früh gegen 7 Uhr in Esbjerg in Dänemark an. Wo es nur ein kleiner Stadtbummel auf eigen Faust werden soll. Es gibt einen Bus-Shuttle vom Hafen in die Innenstadt, oder alternativ kann man laufen. Wobei es auch nur ein kurzes Stück von vielleicht 10 Minuten ist, so entscheide ich mich wie die meisten anderen auch für das Laufen. Gegen 8:45 bin ich in der „Downtown“ von Esbjerg. Was soll ich sagen, auch wenn die Stadt gut 70000 Einwohner hat. Die Stadt wurde Ausgang des 19. Jahrhundert von der damaligen Regierung zu einer Hafenstadt ausgebaut, da man seit dem deutsch-dänischen Krieg die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein verlor, und über keinen Leistungsfähigen Hafen mehr an der Nordsee verfügte. Trotz der relativ großen Einwohnerzahl, immerhin die siebtmeisten in Dänemark, sucht man höhere Häuser vergeblich. Es gibt im Innenstadtbereich noch ein paar ältere Gebäude, und auch einige neuere wurden mit zahlreichen Mauerverzierungen versehen. Aber zu der für einen Samstag noch relativ frühen Stunde sind kaum Menschen unterwegs, wenn man mal von den zahlreichen roten Jacken von unserem Schiff absieht. Die Geschäfte sind auch noch geschlossen, so kann man auch kaum mehr als durch die Fußgängerzone schlendern. Die meisten Geschäfte öffnen um 10 Uhr. Da wir aber um 11 Uhr bereits am Schiff sein müssen, wir wollen eine halbe Stunde später ablegen, bleibt nicht so wirklich viel Zeit. Beim Verlassen des Schiffs haben wir uns mittels der Kabinenkarte ausgecheckt, und beim Zurückkehren melden wir uns auch genauso wieder an. So kann die Crew leicht prüfen, ob denn auch alle rechtzeitig wieder an Bord sind. Wir laufen pünktlich aus, und damit ist es auch schon wieder Zeit für die nächste Mahlzeit. Zum Frühstück und Mittag gibt es ein Buffet, beim Abendessen gibt es ein drei bis vier Gänge Menü, wobei man zumindest bisher zwischen zwei Vorspeisen, zwei Suppen, drei Hauptgerichten, ein Fleischgericht, ein Fischgericht und einmal vegetarisch, und dann auch noch drei Desserts wählen kann. Die jeweiligen Portionen sind dann eher übersichtlich, aber in Summe ist es auf jeden Fall mehr als ausreichend. Während der Essenszeiten sind auch die Getränke wie Softdrinks, Bier und Wein kostenlos.

An unserem Nachmittag gibt es dann noch einige Vorträge. Der erste beschäftigt sich mit der Geschichte der Hurtigruten. Sie gehen zurück auf eine Ausschreibung des Landes Norwegen im Jahre 1892. Da der Landweg wegen fehlender Straße sehr beschwerlich und vor allem sehr langsam war, wollte man eine dauerhafte Schiffslinie entlang der Küste. Bis dahin war man nur tagsüber zumeist mit kleineren Segelschiffen entlang der Küste unterwegs. Und diese Fahrten kamen dann im Winter auch noch ganz zum Erliege. Im Jahre 1893 schließlich erhielt der Kapitän Richard With mit seiner privaten Reederei Vesteraalens Dampskibsselskab den Auftrag für den regelmäßigen Schiffsverkehr. Er fuhr mit einem Dampfschiff und vor allem traute er sich auch nachts und im dunklen Winter zu fahren, was einen erheblichen Geschwindigkeitsvorteil brachte und vor allem eine ganzjährige Verbindung. Somit wurde seine Schiffslinie zunächst staatlich subventioniert, weshalb sie überhaupt nur wirtschaftlich betrieben werden konnte. Er transportierte Waren aber auch die Post. Anfangs ging die Verbindung von Trondheim bis Hammerfest, es folgte Bergen – Hammerfest, und Hammerfest – Vadso, später dann bis hoch nach Kirkenes. Ab 1908 wurde die komplette Strecke mit Umstiegen ganzjährig 2x pro Woche befahren. Das verbesserte das Leben im Norden deutlich. Es sollte aber noch bis 1936 dauern, bis die komplette Route durchgängig befahren wurde. Während des zweiten Weltkriegs wurden die Schiffe der Hurtigruten beschlagnahmt und für Truppentransporte benutzt. In der Zeit kam es auch zu zahlreichen Haverien. So konnte die eigentliche Hurtigrute, was übrigens übersetzt schnelle Route heißt, nur rudimentär mit kleinen Schiffskuttern aufrechterhalten werden, was die Menschen im Norden weit zurück warf. Nach dem Ende des Krieges standen gerade mal noch drei von einst 14 Schiffen zur Verfügung. Bis zum Jahr 1956 schaffte man zehn neue nahezu baugleiche extra für den gedachten Zweck konstruierte Schiffe an, und ab dann konnte die Hurtigrute wieder täglich angeboten werden. Im Laufe der Jahrzehnte reduzierte der Staat seine Subventionen immer weiter, und begrenzte sie auch auf das Winterhalbjahr. Zwischenzeitlich verkehrten drei Reedereien auf der damaligen Postschiffsroute, die dann nach und nach aber fusionierten, und heute auch nicht mehr in norwegischer Hand liegt. Norwegen reduzierte die Subventionen weiter. Bei der EFTA, der Europäische Freihandelsassoziation kam es wegen der Subventionen auch zu Beschwerden, was dazu führte, dass zum Ende der 2010er einige Subventionen gar zurückgezahlt werden mussten. Trotzdem hat die Hurtigrute für Norwegen bis heute eine herausragende Bedeutung, inzwischen weniger für den Transport von Waren, das Posttransportmonopol ist bereits 1984 gefallen, aber für das Nationalempfinden der Norweger. Trotzdem musste die Reederei andere Einnahmequellen suchen. Man baute die Schiffe von reinen Transportschiffen incl. einfachem Passagieraufkommen um, um damit auch Touristen auf der ursprünglichen Route mitnehmen zu können. Später folgten dann weitere reine touristische Fahrten, wie auch der unsrigen, um darüber die Einnahmenseite zu verbessern. Heute sind die Hurtigruten in der Arktis, der Antarktis und auch nahezu um den gesamten amerikanischen Kontinent unterwegs. Teilweise wurden dafür spezielle Schiffe gebaut, um damit in den extremen Gebieten im Bereich der Pole fahren zu können. So besitzen die Roald Amundson, die zunächst mit einigen Kinderkrankheiten bei der völlig neuen Konstruktion und auch dem neuen Hybridantrieb zu kämpfen hatte, und der Fridthof Nansen, die beide die Polarklasse 6 erfüllen, also im Sommer durch einjähriges Eis mit alten Einschlüssen fahren können, ohne Schaden zu nehmen, über Alternative Antriebe. Die Fridthof Nansen wurde übrigens vorzeitig fertiggestellt, konnte dann aber wegen der Corona-Pandemie nicht eingesetzt werden. Im Januar 2022 nahm sie dann aber ihren Betrieb auf, und lief am 12.01.2022 in schwerer See zwischen den Lofoten und Fram gleich auf Grund, hatte einen Wassereinbruch, konnte aber aus eigener Kraft weiterfahren. Die Kreuzfahrt wurde dann abgebrochen. Bei beiden Schiffen sind wie bei vielen anderen auch übrigens bedeutende norwegische Polarforscher die Namensgeber. Die Reederei plant übrigens bis 2026 auch Schiffe im südlichen Afrika und auch im asiatischen pazifischen bis hinunter nach Neuseeland einzusetzen, und damit die Flotte noch mal deutlich auszubauen. Grundsätzlich ist das Konzept weniger auf eine schwimmende Stadt mit großem Unterhaltungsprogramm ausgelegt, sondern man versucht den Gästen die örtliche Natur und den Wissen-Ansatz näher zu bringen.

Damit beschäftigte sich auch der zweite Vortrag an diesem Nachmittag, der nochmal neben den inkludierten Ausflügen auf dieser Reise auch weitere mögliche optionale vorstellt, und auch welche möglicherweise kombinierbar sind, und welche eben nicht. Wobei nicht alle vermutlich überhaupt stattfinden können, da es noch am Schnee fehlt. Im Vorfeld hatte ich eigentlich angenommen, dass im Norden von Norwegen um diese Jahreszeit bereits Schnee liegt, aber das ist zumindest in diesem Jahr nicht der Fall. Möglicherweise auch das eine Folge der Klimaerwärmung. So steht eine Anfängertour auf Langlaufski um Tromsö und auch eine Hundeschlittentour sehr auf der Kippe. Insbesondere bei Letzteren geht man eigentlich relativ sicher davon aus, dass diese nicht stattfinden kann. Ansonsten müssen die optionalen Ausflüge wie eine geführter Stadtrundgang in Bergen und ein Besuch eines Gletschers bei Loen, übrigens nur noch möglich, weil eben noch kein Schnee liegt, bereits heute bis 12 Uhr gebucht sein, alle anderen um 16 Uhr des dritten Tages. Möglicherweise hat das organisatorische Gründe, möglicherweise aber auch finanzielle, da alle Reisenden, die sich neu für eine Tour der Hurtigruten entschieden haben, und an ihrem Bonusprogramm teilnehmen nach dem dritten Seetag einen kleinen Rabatt bekommen. Aber sei es drum, ich persönlich finde es unabhängig von dem finanziellen Aspekt ein bisschen schade, sich schon jetzt für alle Ausflüge der nächsten Tage verbindlich anmelden zu müssen. Neben den kostenpflichtigen optionalen gibt es aber auch an allen Tagen mit Landgang kostenlos die Möglichkeiten an Wanderungen im Umfeld der jeweiligen Häfen teilzunehmen. Dafür genügt es, sich einfach in maximal zwei Tage vor der Durchführung aushängende Listen einzutragen. Wobei dabei die Teilnehmerzahl auf eine bestimmte Personenzahl begrenzt ist. Maximal sind das 40 Personen, auf einigen Touren aber auch weniger.

Es folgt noch ein Vortrag zur wissenschaftlichen Arbeit an Bord, an der auch Gäste teilnehmen können. Die dabei gewonnen Daten werden verschiedenen Organisationen zur Verfügung gestellt, so zum Beispiel der Beobachtung von Walen, um ihre Zugrouten verfolgen zu können. Oder auch die Wolken, um damit die Vorhersage zu verbessern, da Satelliten zwar von oben auf die Wolken schauen, aber logischerweise dann keine tiefer hängenden Wolken mehr erkennen. Das Meer ist heute übrigens bei der Überfahrt von der dänischen zur norwegischen Küste ein bisschen aufgewühlter als an unserem ersten Tag auf See, an dem wir meist im Schutze der Küsten unterwegs waren, was dann heute auch prompt zu einigen Passagierausfällen beim Abendessen geführt hat. So wurde dann auch die Vorstellung des Kapitäns und des Expeditionsteams, die eigentlich noch ab 20:30 Uhr auf dem Programm stand, verschoben. Zum Glück geht es mir gut, wobei meine Kabine, wenn auch relativ weit vorne gelegen, auf dem untersten Deck 3 für Passagiere liegt. Und es damit deutlich weniger Schaukeln sollte, als in den oberen Decks. So darf man an der Stelle auch mal ein bisschen egoistisch sein, und zufrieden damit, dass es bisher nur andere erwischt hat.