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9. Reisetag         Barichara – 09.02.2020

Die Zeit fürs Frühstück mit 7:00 Uhr ist inzwischen schon fast Standard. Anschließend geht es mit unserem Fahrzeug wieder los. Da San Joaquin praktisch in einem Talkessel liegt, geht es zunächst wieder 500 Höhenmeter aufwärts. Und ich bin nach den Erfahrungen von gestern heilfroh, dabei im Auto zu sitzen und nicht auf dem Rad. Die besteigen wir erst wieder als wir eine kleine höher gelegene freie Fläche erreichen. Von hier geht es dann wieder bedeutend leichter talwärts. Heute liegt noch eine Strecke von rund 20 km vor uns. Auf den ersten knapp 15 km schiebt das Gefälle wieder ordentlich. Wobei man aufgrund der Wegeverhältnisse deutlich vorsichtiger und vor allem langsamer zu Werke gehen muss. Es stehen zahlreiche Steine vor, die die Strecke sehr holprig werden lassen. Dazu sind die Pistenränder mit ihren Wasserrinnen deutlich tückischer, so dass es bei Gegenverkehr leicht zum Sturz kommen kann. Auch diese Strecke ist natürlich eigentlich nur einspurig, kommen sich zwei normale Autos entgegen, müssen diese sich ein wenig aneinander vorbeischlängeln. Wegen der in der Piste vorstehenden Steine geht das Fahren heute auch deutlich mehr auf die Handgelenke, so fällt der Spaßfaktor im Gegensatz zum Vortag etwas ab. Von der Vegetation sind wir hier im Nebelwald unterwegs. Unter anderem sehen wir aber auch eine Quindio-Wachspalme, sie ist der Nationalbaum Kolumbien. Wie so vieles in Kolumbien und auch anderswo in der Welt wurde auch sie von Alexander von Humboldt entdeckt. Sie gilt als höchste Palmenart der Welt. Auch wenn sie sehr langsam wächst, erreicht sie Wuchshöhen von 15 bis 50m, in Ausnahmefällen auch bis zu 60 m, und das bei einem Stammdurchmesser von 20 - 40 cm. Unser Exemplar war noch relativ klein, also vermutlich noch eine relativ junge Pflanze. Insgesamt sind die Quindio-Wachspalmen in ihrer Art als gefährdet eingestuft. Ihr setzt die Abholzung zur Gewinnung von landwirtschaftlichen Flächen zu, aber auch das viele Keimlinge dann von dem Vieh abgefressen werden. Das Wachs in ihrem Namen rührt übrigens von einer dicken Wachsschicht auf den Stämmen ausgewachsener Pflanzen her, das Wachs wurde bis ins 19. Jahrhundert auch zur Herstellung von Kerzen verwendet.

Aber zurück zu unserer Tour. Die letzten Kilometer sind nur noch leicht abschüssig. Hier machen wir noch einen kurzen Zwischenstopp auf einer Hazienda, auf der Zuckerrohr verarbeitet wird - jedenfalls theoretisch. Denn heute ist Sonntag, und da ruht der Betrieb weitestgehend. Dennoch zeigen uns zwei kleine Jungen wie es geht. Sie werfen die große Presse an, die das Zuckerrohr, das von den Bauern der Umgebung angeliefert wird, mittels zweier großer Walzen auspresst. Der gewonnene Saft wird über einige Rohrleitungen über mehrere große Bottiche geleitet, wo er dann mehrfach erhitzt wird. Also praktisch der Saft immer weiter ausgekocht wird. Eine harte Arbeit, die Temperaturen sind hier ohnehin schon am Vormittag locker T-Shirt tauglich, und es müssen dann bei den aufgeheizten Bottichen schier unerträgliche Temperaturen herrschen. Am Ende des Prozesses landet die braune Melasse dann in einer großen Wanne, aus der sie dann abgeschöpft und auf großen Tischen zum Abkühlen ausgebreitet wird. Es entsteht daraus eine feste Masse, die in Blöcken von geschätzt 12 × 12 × 8 cm geschnitten und dann von Hand einzeln in Folientüten und dann Kartons verpackt wird. Die so entstandene Panela, wie das Endprodukt dann heißt, besteht vor allem aus Saccharose und Fructose, enthält anders als „normaler“ Zucker aber auch noch eine Reihe weiterer Stoffe wie Eisen, Phosphor, Calcium oder Ascorbinsäure und wird in Südamerika vielfach als Süßungsmittel verwendet. Es wird teilweise auch von Ausdauersportlern zur Kalorienaufnahme benutzen. Die ausgekochten Verunreinigungen aus der Panela-Produktion stehen hier auf der Hazienda in einem großen Kunststofffass, aus dem sich die Maultiere der Hazienda bedienen können. Darüber hinaus sehen wir einige der Tiere hier auch noch auf dem ausgepressten Zuckerrohr kauen.

Nach dieser Stippvisite auf der Hazienda legen wir noch das letzte Stück auf unseren Rädern bis nach Mocotes zurück. Nach einer kleinen Erfrischung brechen wir von dort gegen 11:30 Uhr wieder mit dem Fahrzeug nach Barichara auf. Der Ort ist ähnlich wie Leyva, wo wir vor ein paar Tage waren, insbesondere im Ortskern nach historischem Vorbild gestaltet ist. Wir beziehen unser Hotel in Ortsrandlage, übrigens eine mehr als ordentliche Herberge mit großzügigen Zimmern, warmer Dusche und schönem Blick in die Natur. Eine, wie ich zugeben muss, höchstwillkommene Abwechslung zu meinem letzten Zimmer.

Aber wir wollen uns noch ein bisschen bewegen, und unternehmen eine kleine Wanderung auf dem Camino Real. Dabei handelt es sich um einen alten Königsweg zwischen Barichara nach Guane. Er geht eigentlich auf die Guane zurück, einem kleinen indigenen Volk, dass hier vor der Ankunft der Spanier lebte. Wobei es auch Hinweise darauf gibt, dass er Teil eines sehr viel längeren Weges von Bogota bis nach Barrancbermeja war. Später baute der deutsche Ingenieur Geo von Lengerke den Weg um 1850 dann aus. Die Befestigung durch ihn war aber natürlich keine Wohltat, sondern diente ihm als Verbesserung für seine eigenen Handelsaktivitäten mit Tabak, die bis nach Europa reichten. Heute ist der 5,5 Kilometer lange Weg einfach nur noch ein schöner Wanderweg direkt durch die Natur. So mache ich hier ein paar schöne Bilder von teilweise ziemlich bunten Vögeln. So sind vor allem Touristen unterwegs, für die lokale Bevölkerung spielt der Weg praktisch keine Rolle mehr. Überhaupt sehen wir in Barichara zum ersten Mal nach Bogota wieder mehrere offensichtlich ausländische Touristen. Bisher waren sie an einer Hand abzuzählen. Wir lassen uns nicht zuletzt wegen der warmen Temperaturen Zeit für den Weg, und machen auch noch auf einer kleinen Hazienda eine kurze Rast, um eine Kleinigkeit zu trinken. Als wir in Guane ankommen, sehen uns ein bisschen im Bereich der Plaza, an der natürlich auch hier die alte Kirche steht, um. Von der Plaza nehmen wir auch den Bus, um zurück nach Barichara zu kommen. Interessanterweise zahlt man in Kolumbien die Fahrt erst beim Aussteigen.

Nach einer Entspannungsphase im Hotel gehen wir in Barichara in einer Kochschule zum Abendessen. Für alle, die hier im Ort unterwegs sein sollen, eine klare Empfehlung. Mag sein, dass es hier oder da mal nicht perfekt klappt, was bei uns nicht der Fall war, denn alle sind hier noch in der Ausbildung, aber das Essen war das Beste auf der ganzen Reise, die Räumlichkeiten sind in einem ruhigen Innenhof gelegen. Und wer die Berichte meiner anderen Reise gelesen hat, wird feststellen, so eine Aussage findet sich nicht oft. Leider habe ich „natürlich“ nicht die Adresse festgehalten, ich werde ja vermutlich nie wieder hinkommen.