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  • Sonnenaufgang mit dem Viluchinsky im Hintergrund
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    Sonnenaufgang mit dem Viluchinsky im Hintergrund

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    Blick über die Seescharte

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18. Reisetag    27.02.2012 – Murchison Falls Buschcamp

Unser Weg bis zum Nationalpark ist kurz, ein paar von uns nutzen die Gelegenheit für einen kurzen Spaziergang, von unserm Camp sind es lediglich ein paar hundert Meter die Straße runter bis zum Gate. Natürlich erst nach dem wir wieder alles abgebaut und in den Jeeps verstaut haben, was mehr und mehr zur täglichen Routine wird.

Im Park selbst sind wir aber dann doch wieder im Jeep unterwegs. Am Vormittag möchten wir ein weiteres Schimpansentrecking machen. Auch hier teilen wir uns wie schon bei unserem ersten in zwei Gruppen auf. Auch hier sind wieder ein paar Trecker vor uns unterwegs, um eine Schimpansengruppe zu suchen. Hier sind die Tracker von der UWA, die Organisation die die Nationalparks verwaltet. Auch hier stellt sich einer unserer Führer vor, und meinte ebenso wie wohl die meisten in der UWA beschäftigten früher in der Armee gewesen zu sein. Aber bei den unzähligen militärischen Auseinandersetzungen in den letzten Jahrzehnten in Uganda waren eben auch viele auf der einen oder anderen Seite in der Armee. Und da ist der Schritt in die UWA auch nicht soweit, zumal auch beide von Staat kontrolliert werden. Aber zurück zu unserem Trecking. Auch wenn im Wald schon bald beide Gruppen wieder zusammentreffen, ist das Trecking hier deutlich professioneller als im Kalinzu Forrest Reserve. Dazu kommt noch, dass der Wald hier insbesondere im oberen Blätterdach deutlich lichter ist. Das kommt uns natürlich sehr entgegen, da die Schimpansen so deutlich besser zu sehen sind. Schimpansen gehören zu den Menschenaffen. Männchen wiegen zwischen 35 und 70 kg, Weibchen mit 30 bis 50kg etwas weniger. Aufrecht stehend erreichen Schimpansen eine Größe von bis zu 1,70m. Meist bewegen sie sich aber auf allen Vieren vorwärts, wobei ihre Arme etwas länger sind als die Beine. Dabei sind sie sowohl auf dem Boden als auch in den Bäumen unterwegs. Ihre Ernährung besteht vor allem aus Früchten, Nüssen und Blättern, sie ergänzen diese durch Insekten und kleinen Säugetieren. Sie leben in losen Gruppen zusammen, die sich immer mal wieder trennen und auch wieder zusammen finden. In diesen Gruppen jagen sie auch ihre Beute. Schimpansen gelten durchaus als aggressiv. Und bei den Eckzähnen insbesondere der Männchen erscheint ein gewisser Sicherheitsabstand auch durchaus angebracht. Untereinander ist das gegenseitige Lausen eine wichtige soziale Komponente. Aktiv sind sie vor allem am Tage, die Nacht verbringen sie in Nestern in den Bäumen, die sie praktisch jeden Tag neu aus Blättern und Zweigen bauen. Zu den Besonderheiten der Schimpansen gehört, dass sie Steine und andere Gegenstände als Werkzeuge etwa als Hammer oder zum Graben benutzen. Schimpansen werden in Freiheit bis zu 40 Jahre alt, Geschlechtsreif sind sie mit etwa 9 Jahren, die ersten Jungen bekommen sie aber in der Regel erst ein paar Jahre später. Die Tragzeit beträt rund 250 Tage. Nach der Geburt klammern sich die Jungen anfangs am Bauch der Mutter fest, später wandern sie auf den Rücken. Entwöhnt werden Schimpansen erst mit etwa 4 Jahren, bleiben darüber hinaus aber meist noch länger bei der Mutter. Schimpansen gelten als bedroht, da ihr natürlicher Lebensraum vor allem durch den Menschen immer stärker eingeschränkt wird und die Gebiete darüber hinaus immer stärker zerklüftet sind, auch wenn der Gemeine Schimpanse durchaus anpassungsfähig ist. Er lebt im Regenwald genauso wie in baumarmen Gebieten. Dem gegenüber ist der Bonobo nur noch im Regenwald des Kongos zu finden, er wird wegen seiner kleineren Größe manchmal auch als Zergschimpanse bezeichnet.

Nach den Schimpansen geht es für uns weiter nach Norden. Den deutlich stärker bewaldeten südlichen Teil des Murchison Nationalparks bezeichnet man auch als Budongo, das ist der Name des Nationalparks, der einer der Vorgänger des heutigen Murchison Falls Nationalparks war. Je weiter wir nach Norden kommen, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit mit Tsetse Fliegen in Kontakt zu kommen. Die hier vorkommenden Exemplare sollen angeblich nicht mehr die Schlafkrankheit übertragen, aber den Selbstversuch möchte man auf jeden Fall auch nicht machen. Die Tsetse Fliegen sind etwas größer als unsere Bremsen. Ihr Stich ist anfangs zwar ärgerlich aber nicht ernsthaft schmerzhaft. Erst am nächsten Tag entwickelt sich dann dessen Wirkung mit einem ausgewachsenen Juckreitz und einer ordentlichen Rötung der Haut. Die bräunlich schwarzen Tsetse Fliegen sind ziemlich widerstandsfähig. Schlägt man nach ihnen und sie fallen herunter, bedeutet das noch nicht viel. Wirklich tot sind sie erst wenn er vernehmlich geknackt hat. Aber der beste Schutz ist auf jeden Fall die Vorsicht, so schließen wir bei langsamer Fahrt immer alle Fenster des Jeeps. Eine Impfung oder andere Prophylaxe gegen die Schlafkrankheit gibt es nicht. Die Krankheit, verursacht durch Einzeller die sich in der Blutbahn ausbreiten, verläuft meist in drei Schüben, nach ein paar Wochen bekommt man Fieber, Schüttelfrost, Hautausschlag, Juckreitz und Lymphknotenschwellungen. Der nächste Schub betrifft vor allem das Nervensystem, so kommt es zu Koordinationsstörungen, Verwirrtheit, Krämpfen und Schlafstörungen. Das dritte Stadium ist dann ein Dämmerzustand, in den Betroffene fallen. Inzwischen kann die Schlafkrankheit behandelt werden. Die Afrikanische Schlafkrankheit, um die es hier geht, kommt vor allem im tropischen Gürtel des Kontinents vor. Die WHO, Weltgesundheitsorganisation des Vereinten Nationen, schätzt das etwa 500000 Menschen mit steigender Tendenz von ihr betroffen sind, wobei es vor allem die Einheimischen trifft, zumal die medizinische Versorgung nicht immer wirklich gegeben ist, dazu kommen dann noch die vielen politischen Krisen, die diese Region immer wieder oder in manchen Teilen leider eher dauerhaft malträtieren.

Unser nächstes Ziel sind die Namensgeber des Nationalparks – die Murchison Falls, die Wasserfälle des Victoria Nils. Hier zwängt sich der größte Teil des Wassers durch eine etwa 7m breite oder besser gesagte enge Spalte zwischen zwei Felsen. Dort stürzt das Wasser dann über 40m in die Tiefe, dabei reden wir hier über eine Menge von etwa 300cbm Wasser in der Sekunde. Ein entsprechendes Getöse und Gischt gehören damit natürlich zu diesem Ort. Vor etwa 50 Jahren hat der Victoria Nil bei einem Hochwasser daneben einen weiteren Weg etwa 150m entfernt gefunden. Über diesen fließt auch bis heute ein kleinerer Teil des Wassers über kleinere Stufen ab. Oberhalb der Wasserfälle haben wir unsere Mittagspause gemacht, wobei dort wegen der aufgewirbelten Gischt die Luft schon deutlich feuchter war, selbst auf den letzten Kilometern konnte man das selbst im Jeep mit den geöffneten Fenster schon spüren. Immerhin ist damit auch die Gefahr der Tsetse Fliegen vorbei.

Wir gehen ein Stück entlang des an dieser Stelle noch recht engen Flussbetts des Victoria Nils. Dort nimmt uns ein Boot auf, mit dem wir den immer breiter werdenden Victoria Nil befahren. Man verspricht uns auf jeden Fall Flusspferde und Krokodile sehen zu können. Beides ist auch nicht sehr gewagt, denn beides gibt es hier reichlich. Ein Grund für die wahrscheinlich größte Krokodildichte am ganzen Nil sind übrigens die Wasserfälle. Viele Fische überleben den Sturz in den Wasserfällen nicht, und um genau die kümmern sich dann die Krokodile. Einer unserer beiden Skipper erklärte auch noch, das wir obwohl unser Boot relativ flach ist, keine Probleme mit ihnen bekommen würden, die Krokodile hier würden im Gegensatz zu Artgenossen in anderen Ecken der Welt kein Bedürfnis haben, Boote zu attackieren oder gar zu versuchen hinein zu kommen. Sie hätten es schlicht nicht nötig und würden sich zu etwa 90% von den Fischen ernähren. Und so dauert es auch nicht lange, bis wir die ersten Exemplare sehen. Und sie sind lang, ich schätze sie teilweise auf locker über fünf bis sechs Meter. Die Kaltblüter liegen mit geöffnetem Maul am Ufer und fangen die wärmende Sonne ein. Auch wenn es heute ziemlich bedeckt ist, so ist es eben doch auch sehr warm. Eben wegen der nicht offen am Himmel stehenden Sonne, haben sich auch einige Hippos aus dem Wasser gewagt, um an Land zu fressen. Normalerweise sind sie tagsüber ja im Wasser um ihre empfindliche Haut vor der Sonne zu schützen. Im Uferbereich sehen wir auch einen Kadaver von einem Flusspferd, das wahrscheinlich Opfer eines Artgenossen geworden ist. Die Bullen der Flusspferde kämpfen untereinander etwa um einen Harem nicht selten bis zum Tode eines der Kontrahenten. Und um den Verlierer kümmern sich eben auch die Krokodile, gerade als wir vorbei kommen nimmt gerade eines von ihnen wieder einen ordentlichen Happen. Der Uferbereich ist hier zunehmend fließend, da er von Schilf und ähnlichem stark bewachsen ist. Selbst mitten im Strom scheint eine Insel zu sein, die vor allem aus Wasserpflanzen und ihrem Wurzelwerk zu bestehen scheint. Und gerade dort finden sich dann auch wieder viele Vögel. Aber auch an den Böschungen finden sich unzählige Höhlen von Bienenfressern. Trotz des inzwischen mehrere hundert Meter breiten Stroms fließt der Nil hier sehr schnell. Das bedeutet dann auch, dass es hier anders als etwa am Victoria See keine Gefahr durch Bilharziose gibt, aber wegen der Krokodile ist Schwimmen im Nil natürlich trotzdem keine wirklich gute Idee.

Nach etwa zwei Stunden erreichen wir Paraa, wo auch die Jeeps den Victoria Nil mit einer Fähre überquert haben. Ab hier geht es dann wieder mit den Jeeps weiter nach Norden. Auf unserem Weg zu unserem Buschcamp können wir schon bald wieder für uns neue Tiere beobachten. Es gibt Kuhantilopen, Oribis, die bei uns Bleichböckchen heißen,  und Giraffen zu sehen. Auch überhaupt neu für mich sind die Husarenaffen, die Verwandte der Grünen Meerkatzen sind. In diesem Teil des Nationalparks werden wir von Simon begleitet. Er ist Ranger und hat seine AK47, besser als Kalaschnikow bekannt, Baujahr 1947 dabei. Aber wie er versichert funktioniert sie immer noch tadellos.

Wir schlagen unser Buschcamp in der Nähe des Albert Nils auf. Der Victoria Nil mündete kurz hinter Paraa in den Lake Albert, und ab den Ausfluss auf dem Lake Albert nimmt der Nil eben auch seinen Namen an. Ich gebe zu, mit den vielen verschiedenen Namen und doch immer dem gleichen Nil ist es schon etwas verwirrend. Noch ein paar Zahlen zum Lake Albert, auch er liegt wie schon der Lake Edward auf dem großen Ostafrikanischen Grabenbruch, und gleichzeitig auch auf der Grenze zum Kongo. Es ist mit einer maximalen Tiefe von 48m wie schon die meisten anderen in Uganda befindlichen See eher flach, aber der Lake Albert hat mit seiner Fläche von 5347qkm wieder riesige Ausmaße, also etwa die 10fache Größe des Bodensees. Wobei der Zufluss und auch der Abfluss beide im Prinzip auf einem Ende des Sees gelegen sind. Und nicht wirklich weit entfernt bauen wir nun unsere Zelte mitten im Nationalpark auf. Während dessen holen Paul, einer unser Fahrer, und der Ranger etwas Feuerholz von einem Baum, den ein Elefant vor einiger Zeit umgestürzt hatte.

Nach dem die Zelte aufgebaut sind, die Campingdusche installiert ist und das Abendessen hinter uns liegt, machen wir uns auf zu einer Nachtpirschfahrt. Wir wollen versuchen ein paar nachtaktive Tiere zu finden. Ganz oben auf unserer Wunschliste steht natürlich ein Leopard. Aber überhaupt Tiere zu finden, ist mit den Suchscheinwerfern schon schwierig genug. Wir entdecken einen Serval, ein paar Hasen und Mäuse, dazu eine kleine Herde Elefanten, die sichtlich irritiert ob der Lichts ist. So bilden die älteren Tiere schnell einen Ring um die Jungtiere. Und dann sind da noch ein paar Hippos, die jetzt zum Grasen unterwegs sind. Eines von ihnen ergreift auch die Flucht vor unseren Scheinwerfern. Dabei bin ich ziemlich beeindruckt wie schnell das „Pummelchen“ auf den kurzen Beinen unterwegs ist. Ich wusste zwar eigentlich, dass da schon Geschwindigkeiten von 50 km/h drin sind, aber es dann zu sehen ist trotzdem erstaunlich. Überhaupt bin ich beeindruckt wie Simon überhaupt die Tiere in der Nacht findet. Er achtet dabei auf die Lichtreflexe unseres Lichts auf den Augen, aber wie er nur an den beiden hellen Punkten erkennen kann, wo welches Tier ist, das ist schon erstaunlich. Unser Hauptproblem ist hier weniger, dass wir vergebens nach „unserem“ Leoparden Ausschau halten, sondern dass wir unsererseits von unzähligen Fliegen und Mücken gefunden werden, sobald wir irgendwo kurz anhalten. Da kann man praktisch kaum noch atmen, ohne dabei gefühlte Millionen der Insekten dabei zu verschlucken. So fahren wir gegen 10.30 Uhr zurück zum Camp. Lagerfeuerromanik fällt heute aus, da alle versuchen sich vor den Fliegen in den Zelten in Sicherheit zu bringen. Ich selbst nehme noch eine Dusche im wohlwollend formuliert Halbdunkel. Die Stirnlampe habe ich ein kleines Stück entfernt auf den Wasserkanister gelegt, um die kleinen Quälgeister ein bisschen abzulenken. Ein gründliche Wäsche sieht anders aus, und mit den noch feuchten Füssen in den Treckingsandalen durch den Sand zum Zelt tut ein Übriges, aber die Dusche erfrischt schon nach der Patina aus Schweiß und Staub des heutigen Tages.