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    Südafrika

    Potthols in den Drakensbergen

  • Polarlichter bei Alta
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    Polarlichter bei Alta

  • Sonnenaufgang mit dem Viluchinsky im Hintergrund
    Kamtschatka

    Sonnenaufgang mit dem Viluchinsky im Hintergrund

  • Bär auf Katmai beim Lachsfischen
    Alakshak

    Bär auf Katmai beim Lachsfischen

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6. Reisetag         12.02.2011 – Antofagasta

Heute gilt es vor allem Strecke zu machen. Wir verlassen die Atacama Wüste und fahren an die Küste nach Antofagasta. Den ersten Teil nach Calama kennen wir ja schon. Von da war eigentlich geplant direkt nach Antofagasta zu fahren. Unser Fahrer hatte gehört, das diese Strecke wegen Überschwemmung gesperrt wäre, noch mal zur Erinnerung wir sind hier in einer der trockensten Gegenden der Erde. Nach einem Stop bei der örtlichen Polizeistation ist das Gerücht Gewissheit geworden, die Straße ist an mehreren Stellen nicht passierbar. Verantwortlich dafür sind die hiesigen Trockenflüsse. Da es hier nicht überall in jedem Jahr regnet, kann der Boden den Regen nur schlecht bis gar nicht aufnehmen. So läuft das Wasser in den Senken zusammen und fließt dann mit Geröll und Schlamm in den Trockenflüssen ab. Die meisten von ihnen erreichen aber nie das Meer.

Für uns bedeutet das dann, dass wir einen Umweg über Tocopilla machen müssen. Tocopilla liegt am Pazifik und ist eine Industriestadt. Hier befinden sich auch zwei thermische Kraftwerke, die im wesentlichen Chuquicamata, die große Kupfermine bei Calama, mit elektrischer Energie versorgen. Das konnten wir auch schon an den zahlreichen Stromleitungen neben der Straße, auf der wir hier her gefahren sind, beobachten.

Nach einer Mittagspause mit unseren ersten Empanadas in Chile, geht es auf der Küstenstraße nach Süden. Empanadas sind hier in Chile ein beliebtes Schnellgericht, das es praktisch überall auf/an der Straße gibt. Es sind Teigtaschen mit verschiedensten Füllungen wie Fleisch, Käse oder wie hier auch Meeresfrüchten, die kurz frittiert werden. Uns bietet sich ein fast schon unwahrscheinliches Bild, links ist der kalte aber reich an Nährstoffen Humbold-Strom des Pazifiks, und links sieht man auf das völlig trockene Küstengebirge am Rande der Atacama Wüste.

Etwa 70km vor Antofagasta machen wir noch mal für eine Bootsfahrt Station in Mejillones. Der Ort selbst liegt geschützt in einer Bucht. Direkt vor der Bucht gibt es auf einem Felsen eine große Kolonie von Seehunden und Pinguinen. Dazu gibt es dann noch zahlreiche Pelikane und anderer Vögel. Die hiesigen Chile Pelikane sehen im Flug nicht eben elegant aus, ihre Spannweite von etwa 2,5m ist aber schon ziemlich stattlich. Auf der Rückfahrt vom Felsen ist noch Gelegenheit sich im Angeln zu versuchen. Einen Fisch konnte eine Mitreisende auch ins Boot holen. Dann haben die neugierigen Seehunde unsere Blinker entdeckt und finden sie als Spielzeug offenbar recht lustig. Das verschreckt natürlich die Fische, die auf dem Speiseplan der Seehunde stehen. Bleibt die Möglichkeit sich beim Wasserski zu versuchen. Einer der Bootscrew zeigt wie es aussehen könnte. Aber auch zwei mutige aus unserer kleinen Gruppen schaffen es mehr oder weniger aus dem Wasser. Ich selbst bin nun wahrlich keine „Wasserratte“ und beschränke mich dann doch lieber darauf, das im Bild festzuhalten.

Damit wird es aber auch Zeit weiter nach Antofagasta zu fahren. Kurz vor der Stadt mit ihren 140000 Einwohnern machen wir noch einen kurzen Fotostop um das Wahrzeichen der Stadt anzusehen. Es handelt sich dabei um einen Felsen, der in der Mitte vom Meer ausgespült worden ist und jetzt die Form eines Torbogens hat.  Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, meines hat zwar ein großes Bett, aber dafür kann ich meine Reisetasche nicht wirklich auf dem Boden öffnen und gleichzeitig die Zimmertür öffnen, versuchen wir noch schnell im Hafen einen Sonnenuntergang einzufangen. Was soll ich sagen, wir sind schnell, aber die Sonne ist noch schneller. So gehen wir zurück um uns ein Lokal für das Abendessen zu suchen. Wobei uns auffällt, das wir zwar zu langsam sind, aber hier in Antofagasta hätte man auch schon mal die Weihnachtsbeleuchtung abmontieren können, die Lichter-Tannenbäume hängen noch in der Fußgängerzone – schließlich haben wir ja schon Februar. In dem Restaurant, in dem zu Abend gegessen haben, lief ein Fernseher, in dem innerhalb einer Nachrichtensendung von einem Erdbeben etwa 33km vor Conception im Pazifik berichtet worden ist. Die Stärke des Bebens wurde mit 6,8 angegeben. Da das Beben relativ lange dauerte, flüchteten viele Menschen vor einem möglichen Tsunami in höhere Regionen. Relativ schnell konnte dann aber eine Tsunami Entwarnung gegeben werden. Conception ist mit etwa 900000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes.  Vor einem Jahr ist ebenfalls vor der Küste bei Conception ein schweres Erdbeben gemessen worden, das Beben hatte eine Stärke von 8,8 und forderte 452 Menschleben. „Nebenbei“ versetzte es die Stadt Conception um 3m, und selbst das über 400km entfernte Santiago verrutschte noch um 28cm in west-südwestlicher Richtung.  Bei dem gestrigen Beben kam es nur zu geringen Schäden an Gebäuden und die Strom- und Telefonleitungen wurden zeitweise unterbrochen. In dem Restaurant schien sich heute aber niemand für das gestrige Erdbeben zu interessieren. Immerhin gab es in diesem jungen Jahr aber auch schon Erdstöße von 4,6 im südlichen Patagonien und von 7,1 auch in der Region Conception, das dann aber im Landesinneren. Bei letzterem gab es mehrere Tote. Noch ein Vergleich, das Erdbeben in Haiti im Jahre 2010 hatte eine Stärke von 7,0, die Zahl der Toten wurde mit ca. 250000 angegeben.

Das stärkste jemals gemessene Erdbeben mit einem Wert von 9,5 fand 1960 ebenfalls  in Chile statt. Damals war das Epizentrum in der Nähe von Valdivia, es folgte ein schwerer Tsunami der im gesamten pazifischen Raum zu Schäden führte.  Offenbar ist Chile deutlich besser auf derartige Naturkatastrophen vorbereitet als viele andere Länder. Und die Schäden halten sich im Verhältnis auch in Grenzen. Bleibt noch zu klären warum bebt es überhaupt. Chile liegt am Rande des Pazifischen Feuerrings. Damit bezeichnet man einen fast den gesamten Pazifik umgebenden Gürtel von aktiven Vulkanen, die sich im Bereich der zusammenstoßenden Kontinentalplatten mit der Pazifikplatte befinden. So schiebt die südamerikanische Kontinentalplatte sich jedes Jahr etwa 63mm auf die pazifische zu. Wie meistens so auch hier schiebt sich die Kontinentalplatte über die Ozeanplatte. Das führt zwangsläufig an den Schnittstellen zu einem ungeheuren Druck, der sich dann in einem Erdbeben entlädt. Häufig werden im Anschluss  größere Nachbeben beobachtet. Bei dem großen Beben am 22.05.1960 wurden bereits Tage vor dem Hauptbeben mehrere „kleinere“ Beben mit Werten der Stärke 7,25 gemessen. In den folgenden Tagen gab es hunderte Nachbeben wovon elf mindestens die Stärke 6 erreichten.  Im Zusammenhang dieser Beben konnte auch nachgewiesen werden, dass vulkanische Aktivitäten im direkten Zusammenhang mit Erdbeben stehen. So brachen in der Folgezeit fünf Vulkane in der Region aus, die eigentlich als nicht mehr aktiv klassifiziert worden waren. Ja es scheinen sogar gerade diese besonders gefährdet, da sich häufig in ihnen gasreiches Magma angesammelt hat. Konkret brach zwei Tag nach dem Hauptbeben der Puyehue-Cordón-Caulle-Vulkankomplexes, dabei handelt es sich um einen Spaltenvulkan, auf einer Länge von 300m auf und spie bis in den Juli hinein Asche bis zu einer Höhe von 6km aus. Seismologen haben errechnet das Chile statistisch alle etwa 400 Jahre in dieser Region mit einem Beben mindestens der Stärke 9 rechnen müsste. Und tatsächlich konnte für das Jahr 1575 ein ähnlich starkes Beben nachgewiesen werden. Aber noch ein paar Fakten zu dem großen Beben von 1960: Es setzte Kräfte von über elf Trillionen Joule frei, das entspricht der Explosion von 180 Gigatonnen TNT. Bei dem Beben brach ein 1000km langes Stück der Erdkruste auf, über 200km davon brach ein Stück und wurde um 20m in westliche Richtung versetzt und gekippt. Der Riss bewegte sich dabei mit 3,5km / Sekunde vorwärts.  Die größten Schäden verursachte aber nicht das Beben selbst sondern der folgenden Tsunami. So verwüstete im über 10000km entfernten Hilo auf Hawei noch die Tsunami-Welle, immerhin noch rund 11m hoch, die Stadt fast völlig. Insgesamt kamen bei dem Beben und dem folgenden Tsunami 5700 Menschen ums Leben, allein in Chile waren es 1655. Gleichzeitig wurden 3000 verletzt und bis zu zwei  Millionen obdachlos, immerhin fast ¼ der damaligen Bevölkerung des Landes.