02.02.2010 3. Reisetag - Miriakamba Hut (Mt. Meru)
Die gute Stunde Verspätung vom Start nehmen wir voll mit bis zu unserer nächsten Station in Addis Abeba. Etwas mehr Gas geben um die Zeit wieder aufzuholen, scheint die Sache des Piloten nicht zu sein. Immerhin mache ich während einer der richtigen Wachphasen ein paar Fotos vom Sonnenaufgang über dem Horizont, oder müsste es unter dem Horizont heißen aus dem Flugzeug heraus, nee wird jetzt ein Wortspiel. In Addis Abeba müsste ich eigentlich in Äthiopien einreisen, damit ich an mein Gepäck komme. Da mein Ticket durch die Umbuchung beim Check-In noch vom selben Tag des Abflugs war, war ein Durchchecken nicht möglich. Statt der eigentlich geplanten 2,5 Stunden Aufenthalt, ist daraus durch den verspäteten Abflug und ein paar verlorenen Minuten unterwegs, nur noch eine gute Stunde übrig geblieben. Man hilft mir aber vor Ort an der Passkontrolle auf vielleicht typisch afrikanische Weise. Man hinterlegt bei einem Passkontrolleur meinen Reisepass und ein leeres Formular zur Visumsbeantragung. Jemand begleitet mich zum Gepäckband, wir holen mein Gepäck, und ich reise ohne Spuren wieder aus. Nachdem ich meinen Reisepass wieder zurück erhalten habe, begleitet man mich noch durch eine Hintertür wieder zum Transfer-Bereich. Blöd ist dann natürlich nur, dass es hier logischerweise keinen Check-In Schalter zur Aufgabe meines Gepäcks gibt. Mein Begleiter gestikuliert durch die schaldichte Scheibe und schickt mich mit dem gesamten Gepäck zum Durchchecken auf dem Band für Handgepäck. Diese Kontrolle war relativ scharf, alle mussten die Schuhe ausziehen, Gürtel, Uhren und alles andere metallische ablegen. Bei jemandem vor mir in der Schlange wurde noch der Blister von zwei Tabletten in der Hosentasche gefunden. Gut in meinem großen „Handgepäck“ waren jetzt zwei Scheren, ein Messer, eine Nagelfeile und ein Feuerzeug. Es war ein bisschen schwierig mein Gepäck wieder zu normalem Gepäck zu machen, genauer gesagt war mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht klar, dass mein Gepäck von etwa 25kg plus Tagesrucksack überhaupt Handgepäck werden sollte. Als auch das geklärt ist, und mein normales Gepäck auch zu solchem geworden ist und irgendwie in die Maschine verfrachtet wird, erhalte ich auch noch meine Bordkarte.
Durch diese und weitere Verzögerung durch die aufwendige Kontrollen starten wird auch hier wieder verspätet. Es geht mit einem Zwischenstopp in Mombassa weiter zum Kilimanjaro Airport. Es versteht sich fast schon von selbst, dass wir auch hier wieder genauso lange Verspätung haben wie beim Abflug in Addis Abeba. Aber ich bin ja schon glücklich überhaupt endlich angekommen zu sein. Zwischenzeitlich hatte ich schon Bedenken, dass ich nach meinem unfreiwillig verlängerten Aufenthalt in Frankfurt in Addis Abeba abermals meinen Flug wegen der Gepäckproblematik verpassen könnte. Das Visum in Tansania wird dann nach der Passkontrolle und einem Fragebogen zur Schweinegrippe schnell und unbürokratisch erteilt. Gegen eine Gebühr von 50 $ versteht sich. Andere sollten mir später berichten, das man von ihnen anfangs 50 Euro verlangt hätte, und man sich nach ein bisschen diskutieren auch mit der gleichen Anzahl an Dollar zufrieden gab. Außerdem ist noch der Impfpass vorzulegen, wobei ich vorher nur gelesen hatte, dass man eine Gelbfieberimpfung nachweisen müsste, wenn man aus davon gefährdeten Ländern einreisen würde. Ich hatte jetzt meinen dabei, wobei ich auch nicht unbedingt das Gefühl hatte, das der freundliche Herr mit dem weißen Kittel ein Arzt war oder auch nur wirklich verstand, was denn da nun in dem kleinen Heftchen stand, das mein Impfpass sein soll (und auch ist). Gegen eine Gebühr von weiteren 10$ ist aber auch eine Einreise ohne die Formalie möglich, aber auch das beruht jetzt wieder nur auf Höhrensagen.
Vom Flughafen werde ich dann von Alex, einem der Besitzer von Afromaxx abgeholt. Afromaxx ist die lokale Agentur, über die alle weiteren Aktivitäten hier im Land gebucht worden sind. Sie gehört zwei Deutschen aus Thüringen, die hier ursprünglich nur nach Verwandten von Alex gesucht haben und dann hier „liegen geblieben“ sind. Und heute organisieren sie eben alle möglichen touristischen Dinge hier in Tansania. Ihre Gäste kommen eigentlich ausschließlich aus dem deutschsprachigen Raum. Alex bringt mich nun direkt in Richtung des Arusha Nationalparks, in dem der Mt. Meru liegt. Nach dem ursprünglichen Plan hätte ich eigentlich mit meiner Gruppe heute die erste Etappe auf dem Berg hinauf laufen sollen. Am Momella Gate organisiert er dann, dass mich einer der Ranger zur Miriakamba Hut bringt. Diese Hütte auf rund 2500m ist das Ziel des ersten Tages auf der Wanderung. Wobei es schon großes Glück ist, dass das überhaupt möglich ist. Beim Mt. Meru führt bis zu dieser Hütte ein Weg, den man mit dem Jeep befahren kann, am Kilimanjaro wäre es überhaupt nicht möglich gewesen. Auf dem Weg nach oben fahren wir durch den Feigenbaum, den man praktisch in jedem Reiseführer über den Mt. Meru beschrieben bekommt. Der Stamm soll unten etwa 7m breit sein, und der Weg führt eben mitten durch eine Öffnung im Stamm, durch die auch ein Jeep passt. Schon auf dieser kurzen Fahrt mache ich die ersten Fotos von Giraffen, Büffeln und einem kleinen Wasserfall. Als ich dann kurz nach 17 Uhr Ortszeit an der Hütte ankomme, haben die anderen meiner Gruppe gerade erst ihre Habeseligkeiten auf die Zimmer gebracht und sich draußen in der Sonne niedergelassen. Zu meiner Gruppe gehören Anna, ihre beiden Brüder Tom und Martin, Sebastian und Ruben.
Nach dem üppigen Abendessen und einem kurzen Blick auf den halbwegs freien Gipfel des Kilimanjaro, den man von der Terrasse des Speisesaals sehen kann, gehe ich auch bald aufs Zimmer. Man übernachtet hier in Stuben mit vier Betten. Dabei sind in der Blockhütte, in der wir heute schlafen, 8 Zimmer. Darin befinden sich jeweils zwei Etagenbetten und gerade noch genug Platz um die Tasche zwischen Wand und Bett unter zu bringen. Auf dem Bett breite ich lieber meinen Schlafsack aus, die Matratzen sehen ein bisschen angefressen aus. Ohne Schlafsack ist das Wohlfühlgefühl eben nur sehr begrenzt. Nach einer rudimentären Katzenwäsche lege ich mich hin, wünsche Sebastian und Ruben, mit denen ich mir die Stube teile, noch eine Gute Nacht. Wie mir am nächsten Tage berichtet werden sollte, warte ich die Antwort aber schon nicht ab, sondern gehe praktisch sofort hinüber ins Land der Träume. Immerhin habe ich aber auch über 50 Stunden von meiner Haustür bis zur Miriakamba Hut am Mt. Meru in Tansania gebraucht, und wirklich entspannt geschlafen habe ich in dieser Zeit nicht.