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8. Reisetag        Honningsvag - 18.11.2022

 

Wir sind noch ein bisschen weiter nach Norden unterwegs. Unser Ziel ist Honningsvag. Eine Ortschaft, die eigentlich relativ unbedeutend ist. Der Ort hat gerade mal um die 2500 Einwohner mit abnehmender Tendenz. Von ihnen leben etwa 2200 in Ort selbst, und die restlichen in ein paar umliegenden kleinen Fischerdörfern. Immerhin hat der Ort einen kleinen nationalen Flughafen, aber bekannt ist er dafür, Ausgangspunkt für Besuche des Nordkaps zu sein. Honningsvag hat übrigens Stadtrechte, obwohl es nach aktuellen norwegischen Gesetzen eigentlich zu klein dafür ist. Als die Stadtrechte verliehen wurden, reichte es noch aus, 2500 Einwohner zu haben, heute müssen es mindestens 5000 sein. Das einmal verliehene Stadtrecht wird deshalb aber nicht wieder aberkannt. Damit ist Honningsvag die nördlichste Stadt in Norwegen, und international liegt es an dritter Stelle.

Wir erreichen die Stadt gegen 9:30, die Sonne soll heute um 10:02 Uhr aufgehen, aber dann schon um 11:52 Uhr wieder untergehen. Es wird aber schon in drei Tagen noch „schlimmer“ kommen, schon am 21.11. wird die Sonne bis zum 21.01. des nächsten Jahres gar nicht mehr zu sehen sein. Bis zum 21.05. kehrt sich das dann wieder um, und die Sonne geht bis zum 21.07. gar nicht mehr unter. Was allerdings nicht bedeutet, dass es dann in drei Tagen gar nicht mehr hell wird, unser lokaler Guide hat es ein bisschen blumig als die „blaue Jahreszeit“ beschrieben. Das bedeutet, es gibt praktisch nur noch eine Dämmerung mit milchig blauem Licht, aber auch das wird immer weniger werden. Auch wenn ich gestern Abend oder besser heute früh ziemlich spät ins Bett gekommen bin und es heute dafür eine Erklärung gibt, so merke ich bereits seit Tagen an mir selbst, dass ich zunehmend müde werden. Die innere biologische Uhr wird eben ganz deutlich vom Sonnenlicht beeinflusst. Insbesondere hier oben in der Finnmark ist es übrigens auch gute Tradition immer mindestens ein Licht im Haus brennen zu lassen. Bevorzugt wird dieses auf einer Fensterbank aufgestellt. Um diesen Brauch ranken sich verschiedene Mythen, wie zum Beispiel, dass das Licht die in der Dunkelheit an Land zurückkehrende Fischer sicher nach Hause leiten sollen. Auch wenn das natürlich längst überholt ist, so hält sich der Brauch doch in vielen Häusern hartnäckig. Und außerdem werden auch viele Pflanzen mit künstlichem versorgt, ansonsten würden die die dunkle Jahreszeit auch nicht überleben. Aber Strom ist auch so ziemlich das Einzige, was im Norden von Norwegen günstig ist, aktuell kostet es umgerechnet etwa 2ct / kwh. Hier im Norden wird der Strom für den Eigenverbrauch rechnerisch bereits heute faktisch zu 100% aus regenerativen Quellen gewonnen. Wir haben unterwegs an der Küste auch zahlreiche Windanlagen gesehen. Die andere große Quelle ist Wasserkraft. Im Süden von Norwegen kostet Strom dagegen aktuell um die 70 ct/ kwh. Der Grund sind fehlende Leitungen vom Norden in den Süden, der Suedlink in Deutschland lässt grüßen. Ansonsten ist es hier oben alles noch ein bisschen teurer, als es in Norwegen ohnehin schon ist. Benzin und Diesel sind an der Tankstelle übrigens in absoluten Zahlen auch teurer als bei uns. Diesel kostet umgerechnet etwa 2,50 Euro / Liter. Und ab 2025 sollen auch keine neuen PKWs mit Verbrenner-Motoren mehr neu zugelassen werden. Und das obwohl Norwegen zu den größten Produzenten und von Öl und Gas in Europa gehört. Auf der anderen Seite werden die Geschäfte in denen ich hier im Land bisher unterwegs war, auf ziemlich hohe Temperaturen geheizt. Zumindest wenn man wegen des Windes „eingemummelt“ irgendwo in ein Geschäft kommt, ist man sofort geneigt etwas auszuziehen. Aber auch beim Heizen ist in Norwegen seit 2020 mit Erdgas oder Heizöl Schluss. Die Alternativen lesen sich ein bisschen wie in Deutschland: Fernwärme, Wärmepumpen oder als Brennstoff Holz.

Wie schon erwähnt, treffen wir gegen 09:30 Uhr in Honningsvag ein, und gegen 10:20 Uhr soll es dann im Bus zum etwa 40 Minuten entfernten Nordkap gehen. Das Nordkap ist bekannt für seine Nebelbänke, verbunden mit einer schlechten Sicht. Wobei sich die Wetterlage dort auch gerne mal schnell ändert. Aber heute scheint noch mal die Sonne, und es ist nahezu kein Wölkchen am Himmel. Dazu habe ich noch Glück, und der Bus, in dem ich sitze, fährt zuerst los, und kommt entsprechend auch zuerst am Nordkap an. Ansonsten sieht man noch gar keine Besucher an dem dortigen typischen Fotomotiv – dem Globus. Natürlich werden vermutlich alle rund 350 Passagiere von unserem Schiff hier her gekarrt, aber noch ist es schön leer und Zeit für ein menschenleeres Foto. Im Sommer ist der Parkplatz vor dem Gebäude praktisch voll, heute stehen da nur unsere Busse und keine 10 Autos, inkl. einem Wohnmobil. Die Vegetation ist entsprechend der Jahreszeit schon im Wintermodus. Bis auf ein paar vertrockneten Gräsern, Moosen und Flechten gibt es hier nichts. Im Sommer sind hier auf der Insel Rentiere der hiesigen Sami, dem indigenen Volk der Gegend, dessen Besiedlung hier schon seit rund 10000 Jahren im nördlichen Skandinavien nachgewiesen werden kann. Die Festlegung des Nordkaps ist übrigens eigentlich falsch. Sie wurde von dem englischen Kapitän Richard Chancellor festgelegt. Die Engländer hatten sich mit drei Schiffen im Jahr 1553 auf den Weg gemacht, eine Nord-Ost-Passage zu finden. Von den drei gestarteten Schiffen erreichte nur eines das Nordkap. Die beiden anderen gingen in den Stürmen verloren. Der von den Engländern festgelegte Ort liegt auf einer Insel, und dann würden Svarbard mit Spitzbergen oder Franz-Josef-Land noch mal deutlich nördlicher liegen. Und außerdem ragt die bei gutem Wetter wie heute gut sichtbare benachbarte Landzunge Knivskjellodden noch rund 1400m weiter nach Norden. Aber die verläuft natürlich nahezu ebenerdig ins Meer, während der ausgewählte Ort auf einem über 300m hohem Felsplateau liegt. Und damit natürlich eine viel bessere Aussicht bietet, wenn es denn wie heute überhaupt eine gibt. Von hier sind es immer noch rund 2100 Kilometer bis zum Nordpol. Im Umfeld des Globus an der festgelegten Spitze sind noch ein paar weitere Denkmäler angeordnet. Unter anderem gibt es eines anlässlich des Besuchs vom dänisch-norwegischen König 1873, oder auch die in Stein gehauene Unterschrift vom thailändischen König zu dessen Besuch 1907. Er ließ sich dafür übrigens in einer Sänfte den Berg hochtragen. Bis in die 1950er hinein kam man noch auf dem Seeweg, und musste dann die 300 Höhenmeter mehr oder weniger „hochkraxeln“. Damals kamen deshalb natürlich in Kombination mit dem noch deutlich weniger entwickelten Tourismus mit etwa 2700 Personen im Jahr deutlich weniger hier her. Mit der jetzt vorhandenen Straße sollen es in der Vor-Corona-Zeit mehr als 200.000 gewesen sein. Gefühlt erscheint mir das von der Anzahl fast noch zu wenig, aber vielleicht täusche ich mich auch. Seit es den Tunnel vom Festland auf die Insel Mageröya gibt, anfangs noch als Mautstrecke, nach 10 Jahren war der Tunnel bezahlt und die Maut entfiel, ist es sehr viel leichter geworden, zum Nordkap zu kommen. Vorher gab es eine chronisch überlastete Fähre, auf der teilweise Tage im Voraus ein Platz gebucht werden musste. Außerdem gibt es noch das sogenannte „Mother and Child“ Denkmal, dass für die Völkerverständigung wirbt. Ich fahre, wie die meisten Passagiere vom Schiff gegen 12:50 zurück in Richtung des Schiffs. Als wir dort ankommen, haben wir eigentlich nur noch ein bisschen Restlicht. Einer vom Expeditionsteam bietet noch einen kleinen Rundgang durch den Ortskern an. Unter anderem kommen wir an einer örtlichen Galerie vorbei, die von einer gebürtigen Nürnbergerin geführt wird, die einen Norweger geheiratet hat, und deshalb hier in den hohen Norden gezogen ist. Ihre Öffnungszeiten sind übrigens: Bei gutem Wetter, oder wenn ein Kreuzfahrschiff am Pier ist. Es geht an einer Bäckerei vorbei, vor der es herrlich nach Zimtschnecken riecht, quasi einem „Nationalkuchen“ den es überall wie bei uns Butterkuchen beim Bäcker gibt. Und auch jedes Cafe führt den natürlich, wobei es den in x-Variationen gibt. Nicht das ich Experte wäre, aber die beiden Varianten, die ich bisher gegessen habe, waren beide sehr gut. Außerdem kommen wir noch am örtlichen Alkohol-Shop vorbei. Alles was ein bisschen höher prozentig als Bier ist, gibt es nur in den staatlichen Alkohol-Shops. Und das ist alles extrem teuer. Wie uns unser Guide, ein Norweger, berichten konnte, fahren die Norweger nach Schweden, die Schweden nach Dänemark, und die Dänen nach Deutschland. Irgendwie macht das keinen Sinn. Und dass die hohen Preise gegen den Konsum helfen, ist vermutlich auch eher fraglich. Bevor es hier in Honningsvag den staatlichen Shop gab, wurde hier häufig noch mit Eigenbrand gearbeitet. Das das alle im Griff hatten, und der nicht blind machte, steht da sicherlich auch noch auf einem ganz anderen Blatt. Unser Weg führt uns weiter zur örtlichen Kirche. Wie schon in Alta hat auch hier die Wehrmacht bei ihrem Rückzug aus dem Gebiet alle Einwohner zunächst aus dem Ort vertrieben, und dann alles bis auf die Kirche niedergebrannt. Als die Wehrmacht dann Honningsvag verlassen hatte, kamen die Menschen, die sich in der Nähe versteckt hatten, wieder in den Ort, und lebten zunächst alle gemeinsam in der Kirche, bis sie für sich wieder eigene Häuser errichtet hatten. Eigentlich hatten wir erwartet, dass die Kirche wie praktisch alle in Norwegen abgeschlossen ist, was sie im Prinzip auch war, aber als jemand unsere größere Gruppe vor der 1886 erbauten Kirche stehen sah, kam er herüber und schloss extra für uns auf. Die Kirche wurde aus Holz erbaut, und ist im Innenraum noch weitestgehend im Originalzustand erhalten. Und damit wird es dann auch Zeit, dass wir zurück zum Schiff kommen. Die Gruppe, die vom Nordkap noch eine Extra-Tour zu einer Verkostung von Königskrabben gebucht hatten, ist inzwischen auch schon zurück, und damit sind wir so gerade noch im Zeitplan. Im Hafen liegt übrigens aktuell auch noch ein Schiff der Havila Reederei. Norwegen hat vor ein paar Jahren die Postschiffahrtsroute neu ausgeschrieben, um eine Alternative zu Hurtigruten zu haben. So hat man für die 11 Schiffe, die dort gleichzeitig diese Route bedienen, drei Lose gemacht, die über 4 Schiffe, 4 Schiffe und 3 Schiffe gingen. Der ehemalige Monopolist Hurtigruten hat davon ein 4er und das 3er Los gewonnen. Das dritte Los ging an besagte Havila Reederei. Deren neue Schiffe, die jetzt nach und nach in Dienst gestellt werden haben einen LNG-Antrieb und außerdem große Batteriezellen, die den Antrieb für 4 Stunden gewährleisten können, womit die Schiffe auch besonders geschützte Fjorde anlaufen dürfen. Ansonsten fahren die Schiffe die gleiche Route der klassischen Postroute mit insgesamt 34 Häfen, die sie von Bergen bis Kirkenes und zurück in 11 Tagen befahren.

Aus russischen Gewässern stammen die Königskrabben, die sich hier oben an der norwegischen Küste rasend schnell vermehren. Ursprünglich kommen die riesigen Krabben von den Küsten Kamtschatkas. Da die sehr begehrt und entsprechend teuer sind, hatte man sich in Russland überlegt, die auch in den Gewässern um Murmansk auszusetzen, da die Lebensbedingungen für die Krabben dort nahezu ideal sind. Und man dort entsprechend auf große Erträge hoffte. Die Bedingungen dort waren nur leider zu ideal, die Riesenkrabben haben hier oben keine natürlichen Feinde. Das führte dann zu einer explosionsartigen Vermehrung der Tiere, und die suchten sich dann neue Lebensräume vor den Küsten Norwegens. Dort werden sie inzwischen verschärft gefischt. Die Fischer sind angehalten auch den Beifang von Jungtieren und weiblichen Tieren nicht mehr zurück ins Meer zu werfen, sondern anzulanden. Den Fischern brachten die Krabben anfangs einigen Ärger ein, weil zuweilen Fische an ihren langen Schleppleinen teilweise von den Krabben abgefressen worden waren, und auch ihre Netze zuweilen Schaden nahmen. Inzwischen sind die Krabben ein großes Geschäft für die Fischer, sie erhalten für 1kg Fleisch der Beine mehr als 50 Euro. Auf den Märkten werden sie für bis zu 100Euro/kg gehandelt. Trotzdem breiten sich die Königskrabben weiter aus. Man geht davon aus, dass sie aktuell jedes Jahr rund 50 Kilometer weiterkommen. Inzwischen haben sie bereits die Lofoten erreicht. Königskrabben können ein Gewicht von insgesamt bis zu 17 kg erreichen, dabei erreichen ihre Beine bzw. Scheren eine Spannweite von bis zu 180cm.

Nachdem unser Schiff abgelegt hat, und auch das Abendessen hinter mir liegt, richte ich mich gerade ein, um ein bisschen an meinem Reisebericht zu schreiben. Kaum das ich angefangen habe, kommt auch „schon wieder“ eine Durchsage, dass der Kapitän Nordlichter entdeckt hat. Ich habe mich vorbereitet, an der Kamera ist das Objektiv gewechselt, die Einstellung für die Nordlichter sind gemacht, und das Stativ hängt auch schon dran. Also noch schnell die Jacke übergeworfen, die Mütze auf, die dünnen Handschuhe in die Jackentasche – und los geht’s. Wir haben gefühlt heute die stärksten Polarlichter auf der bisherigen Reise. Man kann die Lichter auch mit bloßem Auge grünlich tanzen sehen. Die Hauptintensität dauert über eine Stunde, ich bin von dem Naturschauspiel begeistert, und mache auch unzählige Bilder, die sich teilweise auch wiederholen, aber sei es drum. Es ist einfach faszinierend, was sich da am Himmel abspielt. Heute ist es auch nicht ganz so kalt auf dem Schiff, und selbiges fährt im Moment gefühlt auch etwas langsamer, liegt hier in der Küstenlandschaft jedenfalls relativ ruhig im Wasser. Natürlich nicht wie an Land, aber es sollten ein paar gute Bilder, und nicht nur Fotos werden. Das Wetter ist uns einfach zugetan, seit wir unterwegs sind. Bisher hatten wir an noch keinem einzigen Tag Regen, und hier im Norden war es zumeist auch noch wolkenlos, was natürlich eine Grundbedingung für schöne Nordlichter ist. Viele auf der Reise haben Bekannte/Freunde die kaum mehr als ein leichte Glimmen von Nordlichtern zu sehen bekommen habe, und wir haben jetzt schon vier Tage hintereinander welche. Vielleicht ist das hier auch noch ein guter Zeitpunkt auf das Wetter im Allgemeinen in Norwegen einzugehen. Wie uns unser lokaler Guide am Nordkap berichtete, ist das Klima im Jahresdurchschnitt an der Küste Norwegens eigentlich 10°C zu warm für diese Breitengrade. Und das gilt jetzt nicht nur für dieses Jahr sondern ganz allgemein. Die Ursache dafür ist der Golfstrom, der das warme Wasser aus der Karibik entlang den europäischen Küsten bis hoch nach Norwegen transportiert, und dann noch weiter in Richtung Norden bis in Arktische Gewässer. Dadurch sind die absoluten Temperaturen hier oben relativ gemäßigt. Es gibt schon teilweise ordentliche Mengen an Niederschlägen, die im Winter dann meist auch als Schnee herunterkommen, aber die Temperaturen sind verhältnismäßig gemäßigt. Das Europäische Nordmeer ist wegen des Golfstroms das ganze Jahr eisfrei, was für hiesige Breiten, das Nordkap liegt immerhin auf 71° nördlicher Breite, absolut untypisch ist. Das fehlende Eis ist auch der Grund, warum es auf dem Festland von Norwegen keine Eisbären gibt. Ganz anders sieht das auf den Inseln von Svalbard mit der bekanntesten Insel Spitzbergen aus, wo es eine relativ große Eisbär-Population gibt, wo es eine relativ große Eisbär-Population gibt. Zusätzlich strömt in das Europäische Nordmeer noch Tiefenwasser aus Grönland ein, was dann zusätzlich auch den Meeresboden aufwirbelt. Das sorgt dann wieder für viele Nährstoffe im Wasser, also gute Bedingungen für Plankton, und das ist dann wieder die Grundlage für unzählige Fische.