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    Der Botnar ist der gruene Riese in einer schwarzen Lavalandschaft

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    Ein Kamel in der Wüste

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    Blick vom Teide nach Gomera

19.10.2009      2. Reisetag - Khasab

Da ich ja „altklug“ den Weckruf abgelehnt hatte, hatte ich am Morgen ein kleines Zeitproblem. Ich war mir ja eigentlich sicher, die Zeitverschiebung nach Deutschland beträgt zwei Stunden zu unserer Sommerzeit. Nur als ich meine Kamera umstellen wollte, meinte diese drei Stunden – was nun? Und wenn es drei sind dann hieß es aber hurtig werden. Es gab aber weder im Zimmer noch in der Lobby eine „offizielle“ Uhr, aber als ich im Frühstücksraum ankomme, sitzen da nur zwei aus meiner Reisegruppe nur wenige Minuten vor unserer möglichen Abreise noch völlig entspannt. Die Lösung: die Kamera steuert separat die Sommerzeit, nur gibt es hier so was nicht.

Unser erster Programmpunkt heute war die Abreise von Dubai nach Khasab, was ganz an der Spitze von Musandam liegt. Dabei kommen wir auch nicht mehr an der weltberühmten Hotel-Meile von Dubai, der Palmeninsel, oder ähnlichem für das Dubai ja fast schon Weltruhm genießt, vorbei. Dafür aber an unzähligen Baustellen. Seit sechs bis sieben Jahren ist die Bauwut hier noch mal verstärkt worden. Es werden aber nicht nur Gebäude, sondern auch Straßen und als neue Errungenschaft eine U-Bahn gebaut. Dubai hat wie fast alle Großstädte auf dieser Welt auch ein Verkehrschaos zu bieten. Die Stadt erstickt an den noch schneller als die Straßen zunehmenden Autos. Und da ist öffentlicher Nahverkehr natürlich eine Alternative, Straßenbusse sucht man hier aber vergebens. Eigentlich sollte die U-Bahn die sieben Emirate miteinander verbinden, nur man ist nicht ganz fertig geworden. So hat man im letzten Monat während des Ramadan zwar die feierliche Eröffnung durchgeführt, aber es sind erst acht Bahnhöfe fertig. Eine Fahrt, die komplette Strecke entlang, kostet umgerechnet etwa 80 Eurocent. Die Finanzkrise hat aber auch hier deutliche Spuren hinterlassen. So finden sich auch einige Baustellen, wo zwar noch Baukräne stehen, aber es arbeitet dort niemand mehr. Auch einigen staatlichen Prestigeobjekten wäre es fast so gegangen, wäre nicht das benachbarte Emirat Abu Dhabi mit einem Kredit zur Hilfe gekommen. Der herrschende Schaich von Dubai war aber in seiner Ehre derart gekränkt, das er im letzten Jahr unmittelbar vor Sylvester jede Art von Feuerwerk verboten hat. Was natürlich unter den ausländischen Gästen nicht nur Lob hervorrief.

Zum Thema Gäste noch eine kleine Anmerkung: Niemand weiß wie viele Einwohner Dubai zur Zeit hat, aber man schätzt die Zahl auf etwa 5 Millionen. Darunter sind auch rund 1 Millionen Chinesen, die fast alle erst in den letzen 3-4 Jahren gekommen sind. So gibt es auch hier ein eigenes Chinatown, aber eben nicht kleine verwinkelte Gassen mit den besonderen Gerüchen und Eindrücken, sondern ein eigenes modernes Stadtviertel. Denn die hier zugezogen Chinesen sind meist wohlhabend bis sehr wohlhabend, sogar für hiesige Verhältnisse. Ansonsten kommen viele aus Indien, Pakistan und Bangladesh zum Arbeiten hier her. Die Inder sind meist in den Buchhaltungen der großen Firmen zu finden, die beiden anderen Landsmannschaften auf dem Bau oder in niedrigen Dienstleistungsberufen.

Auf dem Weg zur Grenze der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) verlassen wir nicht nur Dubai, sondern wir durchqueren auch noch die Emirate Sharjah, Ajman, wieder Sharjah, Umm Al-Quawain und Ras Al-Kaimah. Insgesamt gehören sieben Emirate zu dem Staatsgebilde, die beiden anderen sind besagtes Abu Dhabi und Fujairah. Jedes dieser Emirate hat seinen eigenen Schaich. Der Begriff Schaich bestimmt ursprünglich das Stammesoberhaupt in den Beduinenfamilien. Interessant ist vielleicht noch das das Wort heute nicht nur in der Muslimischen Kultur gebraucht wird, sondern mit einer Reihe von Schreibweisen wie Scheich, Sheikh, Shaikh, Shaykh, Schech, Scheik in der Region für eine führende Persönlichkeit benutzt wird. Nun aber genug von den Schaichs, die bei uns wegen der Höhe der Ölpreise ja nicht nur positiv besetzt ist, was aber mal im Prinzip nichts mit der Ölförderung zu tun hat. Wenn gleich diese hier letztendlich eben von den Führern – den Schaichs – kontrolliert wird. Nicht kontrolliert wird zwischen den Emiraten, es gibt ja nicht mal einen Zaun oder auch nur einen richtigen Hinweis dafür, dass man jetzt schon in einem anderen Emirat ist. Erst bei Tibat gibt es eine richtige Grenzstation, denn hier verlassen wir die Vereinigten Arabischen Emirate um in den Oman einzureisen. Die Grenzformalitäten inklusive der Beantragung des Visums sind hier ein bisschen anders, als es in Deutschland ablaufen würde, aber insgesamt geht bei uns alles schnell und problemlos. Vor uns überquert noch ein LKW der Müllabfuhr die Grenze. Hier im Oman wird der Müll von mehreren Familien in einer großen Gemeinschaftstonne gesammelt und täglich abgeholt. Das ist ebenso kostenlos wie etwa die Schule – es gibt im Oman eine Schulpflicht – oder das Gesundheitswesen.

Es ändert sich auch während unserer Fahrt die Landschaft. Bei der Abfahrt war das Land noch weit, sandig und flach, doch je näher wir unserem Ziel kommen, desto mehr geht es in ein Bergpanorama über. Der höchste Berg in Musandam ist der Ru’us al Jibal mit immerhin rund 2100m. Wobei man ihn nur bis etwa 1600m hinauf darf, darüber befindet sich ein militärisches Sperrgebiet. Wie überhaupt das Militär viele Bergspitzen für sich beansprucht. Wir haben auf unserer ganzen Reise eigentlich nirgends Militär gesehen, dennoch sind sie eben doch allgegenwärtig. Die Bergwelt, durch die wir hier fahren, hat eine geologische Besonderheit. Hier schieben sich zwei Erdplatten übereinander, was noch nicht außergewöhnlich wäre, aber hier schiebt sich eine Meeresplatte über eine Landplatte. Nebenbei gesagt kommt der Oman dem Iran deshalb auch jedes Jahr um 2cm näher. Bei den Bergen handelt es sich weites gehend um Kalkgestein, eben Ablagerungen von Muscheln und Krustengetier. So sind hier auch Versteinerungen von Schnecken, Seesternen oder Krebsen nicht selten. Kalkgestein ist aber relativ weich, was dann für eine relative starke Erosion sorgt. Dabei handelt es sich sowohl um Winderosion als auch und vor allem um Regenerosion. Hier fallen zwar nur rund 250ltr/qm und Jahr Niederschlag, aber dieser kann in den Boden nur sehr schlecht einziehen. So fließt das Wasser sehr schnell ab und sammelt sich in mächtigen Wasserläufen, die dann allerhand Gesteinsschutt mit sich reißen. Diese meist völlig ausgetrockneten Wasserläufe nennt man Wadi. Auch bei Khasab gibt es einen solchen großen Trockenfluss. Er ist sicherlich einige 100m breit, und der große Steindamm, den man darin gebaut hat, sieht ein bisschen deplaziert darin aus. Der Damm hat sicherlich eine Höhe von 10m. Der Damm schützt dabei keine Ortschaft oder eine besondere Infrastruktureinrichtung. Er soll lediglich den Abfluss des Wassers verlangsamen, damit mehr Wasser im Boden versickert und so hilft das Grundwasser aufzufüllen.

Khasab selbst ist auf jeder Karte des Omans verzeichnet, nur ist es auch kaum mehr als ein verschlafenes Nest. Immerhin 17000 Einwohner zählt der Ort, gefühlt sind es aber deutlich weniger. Man hat eher das Gefühl durch ein etwas zu groß geratenes Dorf zu fahren. Es gibt einen Supermarkt, kein Taxi, 4 Bankautomaten und zwei Hotels in denen auch Alkohohl ausgeschenkt wird. Die Verbindung zur Außenwelt ist die Straße in Richtung Dubai, außerdem gibt es eine Schnellfähre, die aber nicht beständig und zu sicheren Zeiten fährt. Ach ja und dann ist da noch der Flughafen, an dem jeden Tag, manche meinten auch nur drei mal in der Woche, eine Maschine aus Muscat kommt, um dann wieder dorthin zurück zu fliegen. Ob das Flugzeug nun vormittags oder mittags fliegt, darüber gibt es auch unterschiedliche Aussagen. Aber warum sollte das auch eine Rolle spielen, die Menschen hier leben ein bisschen abseits des geschäftigen Treibens in der Welt. Um Khasab herum gibt es nicht sehr viel. Am Nachmittag sind wir mit dem Jeep durch das sicherlich imposante Bergpanorama gefahren, haben uns ein kleines Fischerdorf von oben angesehen, oder auch die einzige größere landwirtschaftlich nutzbare Fläche angesehen. Dabei handelt es sich um ein durch Berge eingefasstes Hochplateau von vielleicht 1500m Länge und einer Breite von 700m, und das ganze befindet sich dann auf einer Höhe von etwa 1100m. Ansonsten gibt es nur noch ein paar Terrassenfelder an den Bergen. Überhaupt fragt man sich bei einigen kleinen Ortschaften in den Bergen, was Menschen dazu bewegt hier oben zu leben. Der Boden ist mehr als karg und für uns, den westlichen Überfluss gewohnten Touristen, muss man fast sagen, es gibt nichts. Aber viele Menschen sind eben auf dieser „Scholle“ geboren, kennen das Leben so und vermissen auch nichts. Ja sie wirken vielleicht auch wegen der Einfachheit fast zufriedener als viele bei uns. Dafür strahlt der Ort aber ein hohes Maß an Sicherheit aus. Von unserer Bergtour mit den Jeeps sind wir in das Zentrum von Khasab gefahren, wobei Zentrum schon fast übertrieben ist. Einige von uns wollten ein paar Omani Rials, die Währung im Oman, aus dem Automaten ziehen. Was sich schwieriger darstellte als gedacht. Hier sind die Bankautomaten der Stadt versammelt, manche von uns bekamen Geld mit der normalen EC-Karte, andere nicht mal mit der Kreditkarte. Zum Glück ist gleich gegenüber aber ja auch noch eine Wechselstube. Gleiches wäre auch im Hotel möglich gewesen, wobei die Kurse dort sagen wir mal etwas unvorteilhaft sind. Geld in Deutschland zu tauschen, kann übrigens auch ein Hindernislauf sein, denn nicht jede Bank oder Sparkasse fühlt sich dazu in der Lage. Der omanische Rial ist eben keine Weltwährung. Aber eigentlich wollte ich ja was zur Sicherheit hier sagen. Unsere Fahrer ließen die Jeeps laufen, stiegen aus und gingen ihrer Wege, einer verschwand sogar kurzfristig völlig von der Bildfläche, um dann mit einem Omani schwatzend zurück zu kommen. Während der ganzen Zeit stand der Jeep mit laufendem Motor inklusive unseren Rucksäcken und Kameras auf dem Parkplatz, ohne das sich auch nur jemand dafür interessiert hätte oder sich auch nur offensichtlich darüber wunderte. Und Benzin ist hier für unsere Verhältnisse extrem billig. Bei meiner Abfahrt kostete ein Liter Super bei uns etwa 1,30 Euro, hier im Oman zahlt man dafür etwa 0,24 Euro. Und dabei wird man auch noch von einem Tankwart bedient. Es steht in den Stoßzeiten an jeder Tanksäule ein Tankwart. Oftmals zahlt man den Betrag für den man betankt werden möchte, und erhält die entsprechende Menge Benzin. Dazu haben die Zapfsäulen entsprechende Tasten. Oder alternativ tankt man voll und zahlt dann beim Tankwart. Der hat dann eine „fliegende“ Kasse an der Zapfsäule stehen. Man musste also nicht zwangsläufig sein Fahrzeug beim Tanken verlassen. Und bei diesen Preisen darf dann auch aus finanzieller Sicht ein Toyota Landcruiser mit ausgewachsenem Motor durchlaufen. Ansonsten würde ja die Klimaanlage ausgehen, und Omanis mögen es gut gekühlt, draußen 35°C und im Auto die Hälfe – höchstens. Auf Wunsch stellen sie die Temperatur auch höher, aber wenn man einsteigt ist es erst mal ein gewisses „Kühlschrankerlebnis“.

Das ist dann auch ein geeigneter Zeitpunkt die ersten Eindrücke über die Infrastruktur hier zu berichten. Die Wege hier in den Bergen sind fast ausschließlich Schotterpisten, die kaum ohne Jeep zu bewerkstelligen sind. Richtige Straßen gibt es nur in den Wadis, denn nur hier gibt es größere ebene Flächen, auf denen man überhaupt eine richtige Straße bauen kann. Was aber natürlich nachteilig ist, wenn es gerade geregnet hat. Dann kann es passieren, das diese ein paar Tage nicht passierbar sind. Und eventuell auch wieder ein bisschen in Stand gebracht werden müssen. Der Wadi bei Khasab ist relativ breit, kaum bis überhaupt nicht bewachsen und ist eher von kleinen Gestein, fast ein bisschen wie feiner Schotter, bedeckt. So kommt man hier mit dem Auto gut und schnell voran. Auffällig beim Thema Infrastruktur sind die unzähligen Stromleitungen, die überall an den Masten über die Berge geführt werden. Dafür hat aber hier oben auch jeder noch so entlegene Ort Strom.