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11.02.2010      10. Reisetag - Barranco Camp (Kilimanjaro)

Der heutige Tag soll vor allem der Akklimatisation dienen. Das ist für mich offenbar auch nötig, schließlich hatte ich gestern ein bisschen mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Die letzte Nacht habe ich gut und entspannt geschlafen. So bin ich heute Morgen wieder voll auf der Höhe, auch die kleinen Verdauungssorgen haben sich gelegt. Auch heute bin wieder zu früh aufgewacht. So tappe ich schon ein bisschen in der Morgendämmerung herum. Dazu ziehe ich aber einstweilen meine dicke Fleecejacke an, ohne Sonne ist es recht frisch. Aber die hat schon bald ihren großen Auftritt. Die Wolken, die uns gestern noch zum Abend hin völlig eingehüllt hatten, sind längst verschwunden. Der gegenüber liegende Mt. Meru wird bereits von der Sonne angestrahlt und bekommt ein etwas rötliches Aussehen. Auch um uns herum wandert jetzt eine harte Trennungslinie zwischen dem Schatten und dem schon im Sonnenlicht liegenden Teilen der Landschaft langsam zu uns herüber. Und dann sieht man auch schon die Sonne über einen Gletscher auf dem Gipfel des Kibo, dem höchsten vulkanischen Gipfel des Kilimanjaro herüber kriechen. Ein ziemlich beeindruckendes Farbspiel, das kaum mit der Kamera einzufangen ist. Gleichzeitig beginnt es deutlich wärmer zu werden, fast schon als wenn jemand die Heizung eingeschaltet hätte.

Wie jeden Morgen gibt es nach der Katzenwäsche das Frühstück. Während dessen werden, auch wie jeden Morgen, unsere Wasservorräte aufgefüllt. Hier am Kilimanjaro versuche ich mehr zu trinken, was auch mehr oder weniger gut gelingt. Aber immer noch habe ich Probleme damit, einschätzen zu können, wie viel ich schon getrunken habe, und wie viel ich eigentlich noch sollte. Mein Camelbak mit seinen gut 3ltr Fassungsvermögen wird knapp nicht ganz leer. Dazu kommen zum Frühstück und Abendbrot noch ein paar Tassen heißen Kakao und der Saft aus der Lunchbox. Ich glaube, so insgesamt genug zu trinken. Meine Ersatzflasche für Wasser schleppe ich praktisch nur so mit mir herum. Ich kann mich aber auch nicht dazu entschließen, sie auszuleeren.

Bevor es los geht, noch ein paar Daten zu unserem heutigen Tag. Er ist sehr durchschnittlich, die Entfernung beträgt 10km, die normale Gehzeit wird auf 6-7 Stunden geschätzt und dazu geht es in der Spitze 700m rauf, aber eben auch rund 600m abwärts. Unser Weg führt auch heute wieder am Morgen leicht hinauf. Anfangs gibt es noch ein paar Büsche, ab eine Höhe von etwa 4200m gibt es nur noch ein paar Gräser, Moose und Flechten. Wirklich überraschend finde ich aber, bis in welche Höhen immer noch Schmetterlinge umherflattern. Nach einiger Zeit treffen wir hier auch auf den Pfad, der vom ShiraNew Camp kommt. Dadurch werden die Gruppen, die hier unterwegs sind, noch mal deutlich zahlreicher. Bisher waren es eigentlich nur wenige Gruppen, denen man begegnet. Unser heutiges Höhenziel ist der Lavatower. Gegen Mittag erreichen wir auch das Camp an dessen Fuß. Ich bin eigentlich auch froh, dass wir endlich eine Pause machen. Safiri hatte vor mehr als einer Stunde noch gefragt, ob wir eine Pause machen wollten, einstimmig hatten wir uns dagegen entschieden, zumal vom ShiraNew Camp eine größere Gruppe heran kam, und in einem Menschenpulk wollten wir auch nicht gehen. Auch wenn man die anderen natürlich nicht wegzaubern kann, so ist es eben doch ein Unterschied, ob wir mit unseren zusammen mit Safiri sieben Personen unterwegs sind, oder in einer Gruppe von mindestens 30. Unterwegs zum Lavatower Camp haben wir noch ein paar weitere Wanderer überholt. Aber jetzt hier am Camp bin ich eben froh, eine Pause machen zu können. Heute Mittag habe ich keinen wirklich großen Hunger. Es ist jetzt nicht so, dass ich den Inhalt der Lunchbox in mich rein stopfen muss, aber gieriger Hunger ist es eben auch nicht. Trotzdem esse ich auch heute alles auf, da ich weiß, das hier jede Kalorien zählen kann. Nach der Pause meint Safiri noch, das wir jetzt auch auf den Lavatower selbst herauf wollen. Das erscheint mir von hier eigentlich unmöglich. Safiri empfiehlt den Rucksack unten zu lassen. So entschließe ich mich auch wegen des von hier unsicher erscheinenden Aufstiegs, meine Kamera unten zu lassen. Safiri führt uns ein Stück um den Felsen herum, wo sich auch ein Einstieg findet. Unsere beiden Kletterfüchse in der Gruppe laufen den Felsen fast hinauf. Für mich absoluten Kletter-Novizen ist es etwas schwieriger aber auch gut machbar. Es gibt nur zwei Stellen, bei denen ich wirklich umsichtig hinauf steige. Ansonsten ist es, zumal man ja sehen kann, wo die beiden Kletterfüchse und Safiri rauf laufen, doch einfacher als gedacht. Unten hatte ich noch still bei mir gedacht, nee… eigentlich willst du da nicht wirklich rauf. Bin dann aber doch mit rauf, und jetzt genieße ich die Aussicht und ärgere mich meine Kamera unten gelassen zu haben. Hier oben befinden wir uns auf etwa 4650m. Aber wie das eben immer so ist, wer rauf geht, muss auch wieder runter. Das gilt umso mehr auch für den ganzen Nachmittag. Schließlich geht es für uns heute noch bis zum Barranco Camp knapp unter die 4000m Marke. Diesen Abstieg nimmt Safiri mit zunehmend rekordverdächtigem Tempo in Angriff. Wir spurten an mehreren Gruppen vorbei. Nichts zu hören von „pole pole“, dem Kernsatz in jedem Reiseführer. Er bedeutet soviel wie langsam langsam. Mit zunehmender Dauer wird der Weg steiniger. Es gibt kaum noch Zeit in Ruhe anzuhalten und ein Foto zu machen. Ja es wird schon fast ambitioniert mit Safiri mitzuhalten.

Gegen 15.00 Uhr erreichen wir das Camp. Allen in der Gruppe war das Tempo beim Abstieg ein bisschen reichlich flott. So genießen wir es nur noch kurz die Sachen ins Zelt zu stellen und mal einen Augenblick zu verschnaufen. Ein paar von uns klagen über leichte Kopfschmerzen. Ich selbst hatte oben zur Mittagspause schon welche. Zwischenzeitlich waren sie praktisch verflogen, aber jetzt blühen sie wieder auf. Ich beschließe auch heute nach der Ankunft im Camp wieder eine Kopfschmerztablette zu nehmen. Nach der obligatorischen Katzenwäsche überprüfe ich meine Füße, mit einem zugegeben etwas mulmigen Gefühl. Aber es sieht nicht mal schlecht aus. Blasen habe ich keine, am hinteren Haken hat sich stellenweise ein bisschen Hornhaut gelöst, und unter dem Fuß ist ein bisschen Hornhaut gefusel, aber alles in allem bin ich damit sehr zufrieden. Bei der Untersuchung der Füße stelle ich aber an der Kuppe des Mittelfingers an der rechten Hand zwei kleine kaum Stecknadelkopf große Blutgerinnsel fest. Das dürfte daran liegen, dass die Hand beim Wandern eben meist nutzlos herunter hängt und scheinbar deshalb nicht ausreichend durchblutet wird. Mit dieser Diagnose mag ich auch völlig schief liegen, aber für den Moment erscheint es mir logisch. Wie schon am Mt. Meru hatten unsere beiden im Rettungsdienst tätigen Kletterfüchse ihr Oxymeter dabei. Mein Sauerstoffgehalt ist inzwischen bei der Teatime, bei mir eher Kakaozeit, mit Popcorn und Nüssen auf 81% gesunken. Noch ein Mosaiksteinchen, das nach meiner Einschätzung die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreiche Besteigung des Kilimanjaro auf 20:80 sinken lässt. Wir werden sehen. Emotional bringen mich auch die Wolken nicht gerade nach vorn, die wie auch schon am Shira2 Camp gegen Abend aufziehen und uns mehr oder wenige völlig einhüllen. Hier gibt es immerhin noch mal Wolkenlücken. Da das Camp aber zwischen zwei Erhebungen liegt, ergibt sich dadurch ein Kanal, der gefühlt wie ein Trichter die Wolken direkt durch das Camp ziehen lässt. Und am nächsten Morgen wartet ja auch noch die Barranco Wall auf uns. In den Reiseführern wird sie als vielleicht anspruchsvollste Stelle bei der Besteigung des Kilimanjaro beschrieben. Auf dem Weg hinunter zum Barranco Camp konnte man auch noch einen Teil des Weges hinauf erkennen. Aber jetzt wo ich genau davor stehe, ist mir überhaupt nicht mehr klar, wo es da rauf gehen soll. Ich tröste mich ein bisschen damit, dass es mir am Lavatower auch überhaupt nicht klar war, bis ich Safiri bis zum Einstieg hinterher getrottet bin. Insgesamt merkt man hier aber schon deutlich, dass wir dem Gipfel näher gerückt sind, die Gruppen und damit die Zelte werden deutlich mehr. Bis hier haben sich auch schon die Umbwe, die Machame und unsere Lemosho Route vereinigt. Mehr sollen es dann aber auch nicht mehr werden. Hier am Camp gibt es große Lobelien, die ein bisschen an übergroße Tannenzapfen erinnern. Nur das die „Dinger“ grün sind und aus der Erde wachsen. Die Blätter sind erstaunlich weich, was aber durchaus Sinn macht. Schließlich verschließen sie etwa bei Frost damit ihr inneres, in dem sich zuweilen weiße Blüten befinden. Aber noch viel seltsamer sieht das Riesenkreuzkraut aus. Sie haben eigentlich mehr Ähnlichkeit mit Bäumen als mit was anderem. Dabei bilden die abgestorbenen Blätter nach und nach einen Stamm. Und direkt unterhalb der relativ wenigen aber großen grünen Blätter der Krone hängt ein großen „Strauß“ vergangener Blätter, die einen seltsamen toten Kelch bilden.