• Junges Mädchen auf einem Pferd
    Mongolei

    Junges Mädchen auf einem Pferd

  • Sonnenaufgang am Flughafen von Johannesburg
    Südafrika

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  • Pferd in der mongolisches Stelle am Abend
    Mongolei

    Pferd in der mongolisches Stelle am Abend

  • Kamele auf der Trockenweide
    Jordanien

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  • Blick über den Lake Louise
    Kanada

    Blick über den Lake Louise

13. Reisetag          Haugesund - 23.11.2022

 

Heute ändern wir zum ersten Mal auf dieser Reise den „Plan A“ aufgrund des Wetters. Eigentlich war geplant nach Rosendahl zu fahren, einer kleinen Gemeinde mit gerade mal rund 800 Einwohnern. Es liegt am Ausgang des bekannten Hardangerfjord. Fjord bedeutet übrigens Fahrwasser, und beschreibt ganz gut um was es dabei geht. Am Ende der letzten Eiszeit haben die Gletscher tiefe Rinnen in das Gestein gegraben und sich darin langsam in Richtung des Meeres geschoben. So ragen die Felsen zuweilen hunderte von Metern links und rechts an den Fjorden empor, und die Fjorde selbst sind teilweise selbst weitere mehrere hundert Meter tief. Aber mit unserem Stopp in Rosendahl wird es nichts. Es gibt heftigen Wind, der von den Bergen runterkommt, man nennt das katabatische Winde. Dabei sind Böen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 40m/Sekunde angesagt, das entspricht fast 145km/h. Da es in Rosendahl keinen Pier gibt, sondern die Passagiere mit den Tenderboten ausgebootet werden, ist das bei solchen Winden logischerweise ein bisschen schwierig, zumal unser Schiff dabei logischerweise auch nur ankern kann. Das möchte man verständlicherweise nicht riskieren. Als Ersatz wird deshalb Haugesund etwas weiter südlich gelegen ausgesucht. Womit wir ja schon beim Wetter wären. Der Sonnenaufgang ist auf 07:52 terminiert, und der Sonnenuntergang dann um 15:57 Uhr. Damit fast eine Stunde mehr gestern in Alesund. Und heute sind tatsächlich ein paar Wolken angekündigt, aber immer noch kein Regen. Als Programm steht ein Besuch des örtlichen Wikinger-Museum auf der Agenda, zu dem es mit dem Bus nur rund 15 Minuten sind. Das Museum besteht aus zwei Teilen, es gibt das Museum in der die Geschichte der Wikinger gezeigt wird, und einen Außenbereich, in dem ein paar Typische Häuser der damaligen Zeit gezeigt werden. Diese liegen etwa 10 Minuten zu Fuß vom Museum selbst entfernt. Das Museumsgebäude selbst liegt nahezu komplett unter der Erde. Lediglich der Zugang des Eingangsreich ist durch ein Rund aus Granitstelen sichtbar. Alles anders liegt unter der Erde, und fügt sich damit quasi unsichtbar in die Landschaft ein. Der Besuch beginnt mit einem knapp 20-minütigen Film, in der die verschiedenen Epochen der Wikinger in Norwegen kurz erklärt werden. Wobei ich den Film ein bisschen wirr fand. Deutlich klarer wird es dann in der sich anschließenden Ausstellung, für die es auch einen Audio-Guide in deutscher Sprache gibt. Bei den Exponaten gibt es bei allen eine norwegische Beschreibung, und bei einigen wenigen auch zusätzlich in Englisch. Wobei das Museum die Zeit der Wikinger ein bisschen großzügig auslegt, es geht eher um die Menschen im heutigen Gebietes von Norwegen.

Auch wenn Norwegen schon seit vielen 1000 Jahren bewohnt wird, so kam die erste Hochzeit ca.um das Jahr 300 herum. Damals trieb man Handel mit anderen europäischen Ländern, hier zuvorderst mit den Römern. Außerdem macht der Bootsbau mit dem Aufkommen von Eisennägeln bedeutende Fortschritte. So findet man heute zahlreiche Gegenstände aus dieser Zeit, auf denen man deutlich den Einfluss der Römer auf die Kultur der im heutigen Norwegen lebenden Menschen ablesen kann. Auch wurden ab dieser Zeit wieder mehr und mehr Tote in der Erde beerdigt, statt mit einer Seebestattung. Doch nach dieser Zeit verschwand dasheutige Norwegen scheinbar wieder von der Landkarte, insbesondere um das Jahr 550 herum, als in ganz Europa mehrere große Epidemien viele Menschen dahinrafften. Bis dahin wurde Norwegen von vielen örtlichen Führern / Königen regiert, die sich in ihrer Zeit durch besondere gerade gefragte Fähigkeiten hervortaten. In den folgenden beiden Jahrhunderten kam es scheinbar zu keiner wirklichen Entwicklung, es bildete sich eine lokale Aristokratie, in der es mehr und mehr auf Blutsverwandtschaft und weniger auf die Fähigkeiten ankam. Anhand der deutlich reduzierten Grabbeigaben und kleineren Grabhügeln kann man davon ausgehen, dass es entbehrungsreiche Zeiten für die Menschen waren. Im ausgehenden siebten Jahrhundert nahm der Handel mit dem übrigen Europa scheinbar wieder zu. Ab Mitte des 8 Jahrhunderts kam ein neuer Typus auf -> die Wikinger. Sie waren gleichermaßen Händler wie auch Krieger. Sie weiteten den Handel mit ganz Europa deutlich aus, eher bekannt sind aber ihre blutigen Raubzüge, die sie bis auf die iberische Halbinsel führte. Wobei sie ganz sicher nicht mit Hörnern an ihren Schutzhelmen unterwegs waren, wie man es ihnen gerne in Filmen nachsagt. Der genaue Grund für die Raubzüge ist nicht bekannt. Ob es an der Entwicklung besserer Schiffe, sie vielleicht mehr über das Meer wussten, oder vielleicht auch um das Wachstum der eigenen Bevölkerung ging, ist bis heute unbekannt. Aber auch intern führten die Wikinger blutige Schlachten, was dazu führte, dass viele der bis dahin sehr regionalen kleinen Reiche zusammengelegt wurden. Um das Jahr 900 herum war das heutige Norwegen in vermutlich nur noch vier Königreiche aufgeteilt. Der mächtigste der vier Könige war Harald Harfagre, auch bekannt als Harald Schönhaar. Er unterwarf die kleineren örtlichen Königreiche und legte seinen Königssitz in Avaldsness, der Gegend des heutigen Haugesund an. Er trieb Steuern von den untergebenen Fürsten ein, und übernahm dafür die Verteidigung des Außengrenzen. Als er 932 starb, übernahm sein Sohn Erik für zwei Jahre, ehe dieser vor seinem Bruder, der aus Schottland mit einer Streitmacht herüberkam, fliehen musste. Ab dann regierte Hakon der Gute. In der Folgezeit konnte das Machtgebiet noch einmal ausgeweitet werden, aber das Volk wurde des Krieges müde, gleichzeitig kam aber durch Handel und auch Wegezoll Geld herein. Die Herrschaft wurde unter den direkten Nachfahren weitervererbt bis 1032 Olaf der Heilige von einem Raubzug aus England zurückkam. Er war sehr beliebt, und seine Kraft und Stärke galt als legendär. Er brachte aus England den christlichen Glauben mit, und schwor den früheren Göttern ab. So wurde er neben seinem Freund Erling Skjalgsson zum mächtigsten Mann in Norwegen, tötet diesen aber später in einer Schlacht. Das brachte ihm in der Folge die Lossagung zahlreicher vorherigen Verbündeter ein. Daraufhin musste er in den Norden fliehen. Daraufhin zerfiel das Reich wieder, es kam zu zahlreichen Kämpfen untereinander, was immer wieder dazu führte, das Nachkommen noch im Kindesalter zu neuen Königen wurde, die dann tatsächlich von einem Reichsrat regiert wurden. Dieser Zustand endete erst mit Hakon Magnusson im Jahre 1299. Er begann den Reichsrat zu säubern, und auch die in das Machtvakuum hineingestoßene Hanse zurück zu drängen. Er modernisierte die Verwaltung und drängte die Selbstbedienungsmentalität der Aristokraten zurück, was wesentlich zur Gesundung des desolaten Haushalts beitrug. Darüber hinaus schloss er verschiedene Verträge mit Nachbarstaaten und beendete damit beständig ausbrechende kleinere Kriege. Die sich vor etwa 3 Jahrhunderten in Norwegen ausbreitende Kirche stellte aber eine konträre Macht im Land da. Durch die „Zehnten“, den die Kirche erhob, und dem Eigentum der Kirch an rund 14% des Landes, im Gegensatz lagen beim König nur 7%, nahm die Kirche deutlich mehr ein und war damit sehr mächtig in Norwegen. Zum Ende des 15 Jahrhundert kam es zum Kalmarer Bund, einer mehr oder weniger losen Verbindung zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen, wobei Norwegen zu dem Zeitpunkt formal eine Provinz von Dänemark war. Nach dessen Ende konnte in Norwegen Christian III die kirchliche Reformation durchsetzen, und zog dabei 1536 den gesamten Besitz der katholischen Kirche ein, und konnte so deren Macht brechen. In den Napoleonischen Kriegen kämpfte Dänemark und damit indirekt Norwegen an der Seite von Napoleon. Nach dessen Niederlage sollte Norwegen an Schweden fallen, was Norwegen dadurch verhinderte, dass man sich kurzerhand am 27.02.1814 für Unabhängig erklärte, bevor die Friedensvertrag Gültigkeit erlangte. Im Mai 1814 verabschiedete man dann die norwegische Verfassung. Das Wahlrecht wurde Männer ab 25 Jahre zugesprochen, soweit die Beamte waren, als Landwirte ein zu versteuerndes Grundeigentum besaßen oder aber Städter waren und ein gewissen Vermögen nachweisen konnten. Man wählte mit dem dänischen Prinz Christian Friedrich einen neuen König, der auch zuvor schon dänischer Statthalter in Norwegen war. Schweden erkannte diese Wahl nicht an und setzte den neugewählten König nach nur zwei Monaten wieder ab, gestand Norwegen aber ein gewisses Maß an Autonomie zu, Staatoberhaupt wurde in Personalunion der schwedische König. In diesem Zuge verblieben Island, die Faröer Insel und Grönland bei Dänemark, die zuvor zu Norwegen gehörten. Im Jahre 1905 war es dann soweit, Norwegen wurde vollständig unabhängig. Im Jahre 1913 führte Norwegen dann als überhaupt erst viertes Land der Welt das Frauenwahlrecht ein. Im ersten Weltkrieg versuchte Norwegen neutral zu bleiben, wurde aber aufgrund des Einsatzes der Handelsmarine für die Alliierten praktisch zu einem Mitglied der Alliierten, auch wenn Norwegen militärisch nicht eingegriffen hat. Daraufhin begann Deutschland mit seinen U-Booten norwegischen Handelsschiffe selbst in norwegischen Gewässern zu versenken. Nach dem Krieg brachte sich Norwegen aktiv in die Beratungen für die Satzung des Völkerbundes ein, und beanspruchte Spitzbergen und die Bäreninsel. Im zweiten Weltkrieg wurde Norwegen von Deutschland überfallen. Durch die Versenkung eines deutschen Kriegsschiffs im Oslofjord konnte die Königsfamilie samt der Goldreserve zunächst nach Tromsö fliehen, und später dann weiter nach Großbritannien. Nach der Kapitulation von Frankreich ergab sich auch Norwegen im Juni 1940 nach etwa zwei Monaten. Im Jahre 1944 befahl der deutsche General Alfred Jodl die Deportation der gesamten Bevölkerung und die Zerstörung aller Unterkünfte östlich des Lyngenfjords, was zur kompletten Zerstörung vieler Orte insbesondere im Norden Norwegens führte. Nach dem Krieg wurden 37 Kollaborateure zum Tode verurteilt, und 17000 zu Gefängnistrafen. Norwegischen Frauen, die Kinder von Wehrmachtssoldaten geboren hatten, wurden sozial diskriminiert, und viele dieser Kinder in Heime gesteckt, oder zur Adoption nach Schweden gegeben. Die Kinder galten als „genetisch gefährdend für die Friedlichkeit der norwegischen Bevölkerung“, der Schulbesuch wurde ihnen anfangs verboten. Norwegen zog Unternehmen mit deutschem Kapital ein, was in der Folge dazu führte, dass viele Firmen, die sich mit der Gewinnung von Rohstoffen beschäftigen, in Staatsbesitz gelangten. Nach dem Krieg gab es dann ein Grundsatzdiskussion im Land, ob man zukünftig eine strickte Neutralität beibehalten sollte, oder sich eher dem Westen zuwenden sollte. 1949 wurde Norwegen dann Gründungsmitglied der Nato, womit die Entscheidung gefallen war. Später gab es noch zwei Abstimmungen über einen EU-Beitritt, die beide per Volksabstimmung abgelehnt wurden. Man ist seit 1994 aber Mitglied des europäischen Wirtschaftsraums.

Damit soll es dann mit der Geschichte Norwegens auch genug sein. Nach dem Besuch der Museum bleibt noch ein bisschen Zeit sich die Innenstadt von Haugesund anzusehen, bis wir dann um 15:30 Uhr wieder zurück auf dem Schiff sein müssen, um Norwegen dann zu verlassen. Die Ausfahrt aus dem Sund ist auch noch einigermaßen ruhig, ab Stavanger geht es dann aber weiter auf das offene Meer hinaus, was dann auch für deutlich mehr Wellengang sorgt. So geht es mit dem Schiff ordentlich rauf und runter, und man hört immer wieder schwere Wellen an das Schiff schlagen. Der Seegang ist das Ergebnis eines Ausläufers eines schweren Sturms vor der Nordamerikanischen Küste. Auch wenn unser Schiff für ein Kreuzfahrtschiff heutiger Größe relativ klein ist, so ist es doch um einiges Größer als viele Küstenschiffe, die wir in den letzten Tagen an der norwegischen Küste gesehen haben, da mag ich mir eher nicht vorstellen, wie es auf denen bei einer solchen See zugehen muss. Im Vorfeld hat man in der Präsentation des Aktivitätenteams von Wellen von bis zu 4-5m gesprochen. Draußen ist es dunkel, und so sieht man nichts. Aber es ist auf jeden Fall auch kein Wetter mehr, bei dem ich raus gehen wollen würde.