11. Reisetag Boutaghrar -27.09.2023
Auch heute sind die Zeiten wieder wie gehabt also 8:00 Uhr Frühstück und eine halbe Stunde später soll es losgehen. Wie folgen weiter dem MGoun Fluss im Rosental. Anfangs geht es auf einer Piste am Ufer entlang, aber nach etwa 1 Stunde geht es dann auch wieder durch den Fluss. Gefühlt habe ich heute mehr der kleinen Steinchen in den Schuhen, so lehre die Schuhe schon kurz vor unserer ersten kleinen Rast aus. Meine Wasserschuhe haben ein relativ grobes Meshgewebe, was dann kleinste Steinchen vermutlich nicht sicher draußen hält, aber die meisten werden hinter an der Ferse rein gespült, oder auch beim Gehen im Uferbereich rein geschleudert. Aber wenn ich die Füße einiger Mitreisenden ansehe, bin ich froh, eben nicht in Trekkingsandalen unterwegs zu sein, auch wenn man da die kleinen Steinchen leichter wieder loswird. So haben doch einige ein bisschen Tape an den Füßen, was sich aber im Wasser dann doch wieder löst. Aber eine Wanderung, die zumindest streckenweise im Fluss verläuft, ist auch ungewöhnlich, ich jedenfalls kannte das bisher nicht. Das man mal Wasserläufe quert, und dazu Trekkingsandalen anzieht, auf der anderen Seite angekommen, die Füße wieder abtrocknet, und wieder in die Bergstiefel schlüpft, das ist nicht so ungewöhnlich. Gut meine „großen Treter“ sind ohnehin nicht mehr einsatzfähig. Das Kleben der Sohle hatte nicht wirklich funktioniert. Aber an den zwei Tagen im Fluss werden in unserer Gruppe auch drei Paar Trekkingsandalen verschlissen werden. Ganz offensichtlich ist die Reise beim Schuhwerk ein bisschen fordernd.
Auch wenn die Schlucht des MGoun heute nicht so schmal wie am Vortag ist, ist der Weg doch landschaftlich ausgesprochen schön. Heute begegnen uns auch ein paar Einheimische entweder zu Fuß oder auf einem Maultier auf unserem Weg. Ganz offensichtlich nutzen auch sie den Weg durch den Fluss, weil man sich dabei einige Höhenmeter am Rande der Schlucht erspart. Noch vor der Mittagspause führt uns unser Guide durch eines der Dörfer, statt sich durch die Pfade zwischen den Terrassenfeldern am Fluss durchzuschlängeln. Im Dorf werden wir mehrfach von vielen Kindern begrüßt, zumal wir direkt an der örtlichen Schule entlangkommen. Manche rennen immer mal wieder an uns vorbei, um uns dann erneut zu begrüßen. Da gibt es ein Hello, Bonjour um manches mehr. Die meisten Kinder können aber dann auch nur dieses eine Wort. Gut mehr Französisch wäre bei mir auch verschwendet. Aber ganz offensichtlich sind wir heute das Gesprächsthema Nummer eins im Ort. Geärgert hat sich unser Guide aber über etwas ganz Anderes: Den Müll auf den Straßen des Dorfes. Es liegen tatsächlich Unmengen davon überall herum. Da gibt es durchaus noch ein bisschen Potenzial zur Verbesserung. Wenn man das sieht, erscheint das Verbot von Plastikstrohhalm bei uns ein bisschen albern. Keine Frage, es kommt den reichen Industrienationen durchaus zu, an der Stelle mehr auf die Umwelt zu achten, und auch voran zu gehen, aber hier fehlt es noch ein bisschen an den Basics. Und unser Guide ist sichtlich darum bemüht, sein Land in ein gutes Licht zu rücken, und dann ärgert es ihn einfach, wenn er sieht, dass eben viele Marokkaner ihren Müll einfach in die Landschaft werfen. Ob es so viel besser ist, wenn täglich unser Müll am Rande des Camps verbrannt wird, kann ich kaum einschätzen. Aber alles andere ist natürlich auch schwierig. Eine Müllabfuhr gibt es hier in den kleinen Dörfern des Hohen Atlas natürlich nicht. Und alleine durch die Reise hinterlässt natürlich auch jeder Tourist, also ich auch, einen ordentlichen ökologischen Fußabdruck. Und natürlich hat jeder für sich eine „Ausrede“, warum das nicht so schlimm ist, oder wie man sich das schön rechnet. Und sei es durch zweifelhafte Kompensationszahlungen, mit denen zuweilen Umweltprojekte gefördert werden, die vor allem dem Zweck dienen, manchen die Taschen zu füllen. Ich will das nicht pauschal verteufeln, und es gibt sicherlich auch lohnende Projekte, aber wenn man etwas hört und/oder liest, dann eher von den schwarzen Schafen der Branche. Und das beruhigt dann zwar das Gewissen, hilft aber nicht wirklich. Aber vielleicht wollen wir als Verbraucher das auch so, wenn uns unser Paket klimaneutral vor die Haustür gestellt wird. Und nein, ich bin da auch nicht besser als andere, auch bei mir bringt der Paketdienst oder eines der gelben Fahrzeuge was nach Hause.
Aber zurück von den kleinen und großen philosophischen Fragen zu unserem Tag in Marokko. Auch heute machen wir wieder gegen 13 Uhr unsere Mittagspause. Wir sitzen wieder im Schatten eines großen Baums inmitten der Terrassenfelder. Wobei es mir zunehmend Probleme macht, beim Essen auf der Erde zu sitzen, und dabei eine halbwegs angenehme Position zu finden. Da ist man als Mitteleuropäer dann doch ein bisschen verweichlicht, da zwickt der Rücken dann doch. Nach dem Essen liegen wir dann auf einer Unterlage bis 15 Uhr mehr oder weniger regungslos im Schatten, um der größten Mittagshitze aus dem Wege zu gehen. Nach der Mittagspause geht es dann weiter trockenen Fußes am Fluss entlang. Zuweilen entfernen wir uns auch etwas vom Fluss, was dann sofort eine trockene Landschaft nahezu ohne jeglichen Bewuchs bedeutet, jedenfalls jetzt im Spätsommer. Nach etwa einer Stunde geht es dann noch ein bisschen durch und in den Fluss, bis wir dann wieder auf eine Piste treffen, die uns dann bis in den Ort Boutaghrar bringt. Gegen 17:15 Uhr erreichen wir schließlich auf unserer letzten Wanderetappe auf dieser Reise unser Hotel. Heute haben wir rund 21,5 Kilometer zurückgelegt, und sind dabei unterm Strich etwa 200 Höhenmeter abgestiegen, so befinden wir uns jetzt auf rund 1550m. Um keine Schlammspur zu hinterlassen, ziehen wir draußen unsere verdreckten Schuhe aus. Es lockt eine warme Dusche, ganz ohne Eimer oder sonstiges Hilfsmittel, einfach mit Duschkopf. Und das Abendessen gibt es für uns heute wieder auf einem Stuhl sitzend. Ein kleiner Luxus, der mir noch ein bisschen wichtiger ist, als die Isomatte gegen das Bett zu tauschen.