• Laguna Miscanti mit den schneebedeckten Andengipfeln
    Chile

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  • Sonnenaufgang mit dem Viluchinsky im Hintergrund
    Kamtschatka

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  • Valle de la Luna, das Mondtal
    Chile

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  • Kamele auf der Trockenweide
    Jordanien

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  • Marokko
    Marokko

    Unterwegs im Hohen Atlas

12. Reisetag Hveravellir – 21.08.2017

Auch heute steht wieder ein Wechsel des Camps auf den Plan. Die Zeiten sind wie immer also Frühstück um 8:00 Uhr und Abmarsch gegen 9:00 Uhr. Wobei wir heute die Zelte erst nach dem Frühstück abbauen, damit sie noch ein bisschen abtrocknen können. Denn heute sind sie von außen noch ein bisschen feucht. Die Sonne scheint noch nicht, auch wenn nach unserem laienhaften Verständnis die Wolken eigentlich drauf hindeuten, dass wir heute noch mit ihr rechnen dürfen. Der Wind ist heute, entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten, auch kaum spürbar. So passiert bezüglich des Abtrocknens der Zelte nicht wirklich viel.

Bevor wir gegen 9:15 Uhr aufbrechen, helfen wir noch kurz die Ausrüstung und das Gepäck auf den Unimog zu verladen. Dann geht es aber auch los, denn schließlich steht heute eine der langen Strecken auf dem Programm, laut Plan sollen es 25 km sein. Insgesamt ist es zum Ziel allerdings lediglich eine Höhendifferenz von +100 m. Auch wenn sich dahinter ca. 500 m Aufstieg und 400 m Abstieg verbergen. Kurz nach dem verlassenen des Camps ist auch schon die erste Steigung zu bewerkstelligen. Auch danach geht es munter ein bisschen bergauf und bergab, bis es geschätzt etwa 100 Höhenmeter relativ steil seitlich an einem Hügel Abwärts geht. Dort geht es über eine kleine Stahlbrücke über eine schmale Schlucht hinweg, in der etwa 4 m unter uns das Wasser ziemlich lebendig strömt. An dieser Brücke gibt es auf der einen Seite, eine einfache Stange zum Festhalten. Einen Warnhinweis oder Ähnliches sucht man vergebens. Das ist übrigens eine typische isländische Eigenart, die sich für mich positiv vom in Deutschland häufig überzogenen Sicherheitswahn unterscheidet. Hier in Island findet man nur Warnhinweise oder Verbotsschilder, wenn es schon mal einen Unfall gegeben hat, oder aber die Gefahr nicht einschätzbar ist. Man pflastert die Landschaft aber nicht mit Verboten oder Sicherheitshinweisen an Stellen voll, an denen man mit einem einigermaßen klaren Menschenverstand ohnehin die Gefahren erkennen kann. Von hier geht es bis zur Mittagspause ziemlich ebenmäßig an einem Gletscherfluss entlang. Das Gelände ist relativ karg bewachsen, so sieht man auch kaum noch die am gestrigen Tage obligatorischen Schafe. Diese sind übrigens meist zu dritt unterwegs, eine Mutter mit ihren inzwischen auch nur noch etwas kleineren zwei Lämmern. Dabei gibt es einen bunten Mix aus weißen, schwarzen oder auch multicolor Exemplaren. Nach der Mittagspause gehen wir in ein kleines Tal hinein, das deutlich grüner ist. Hier finden sich auch wieder die Schafe aber auch eine Schutzhütte, die aber nicht bewirtschaftet wird. Die Schafe sind in den Sommermonaten im Hochland völlig frei und normalerweise auch nicht in irgendwie eingezäunten Gebieten unterwegs, und müssen dann im Herbst ziemlich aufwendig wieder zusammengetrieben und zu den Ställen transportiert werden. Aus dem Tal geht es für uns über eine Anhöhe weiter. Genau genommen sind wir eigentlich in einem Halbkreis unterwegs gewesen. Wir hätten also auch auf einem kürzeren Weg hier herkommen können, trotzdem war das Tal ein landschaftlich schöner Fleck und den Umweg allemal wert. Nach dem Abstieg von der Anhöhe auf einer Piste, wenden wir uns wieder dem alten Reiterweg zu. Die Spuren sind zuweilen fast ebenerdig, dann aber auch wieder ca. 40 cm tief eingetreten. Der alte Reitweg ist übrigens heute noch ein beliebter Pfad für Reiturlauber hier auf Island. Diese finden natürlich auf Isländern statt. Eine eigene Rasse die ihren Ursprung hier auf der Insel hat. Ihre Vorfahren sind norwegische Ponys, die mit keltischen Ponys von den Beutezügen der Wikinger im heutigen Großbritannien, gekreuzt worden sind. Bereits im Jahre 930 soll im Althing ein Gesetz verabschiedet worden sein, dass den Import von Pferden auf die Insel verbot. Im Jahre 1909 wurde dieses Verbot übrigens auch in die neuere Gesetzgebung überführt. Damit sind die Isländer die älteste Pferderasse der Welt. Dieses Importverbot hat allerdings auch zur Folge, dass Pferde, die die Insel einmal verlassen haben, nie wieder zurückkommen können. International gehören die Isländer eigentlich zu den Ponys, in Island selbst legt man aber Wert darauf, dass es sich um Pferde handelt. Die isländische Sprache kennt aber auch keinen Unterschied zwischen einem Pony und einem Pferd. Die Isländer haben ein sehr dichtes Fell, dass es Ihnen auch erlaubt, im Winter draußen gehalten zu werden. Dann muss aber üblicherweise zugefüttert werden. Sie kommen dabei in fast allen nur erdenklichen Farben und häufig auch gescheckt vor. Ihr Stockmaß beträgt zwischen 1,25 bis maximal knapp 1,50 m, und sie haben einen sehr robusten kräftigen Körperbau. Ausgewachsen sind sie erst mit ca. sieben Jahren, erreichen dann aber auch häufig ein Alter von 30/35 und mehr Jahren. Eine Besonderheit sind ihre Gangarten. Sie beherrschen neben den üblichen Schritt, Trab und Galopp noch Tölt und Rennpass. Letzterer ist allerdings sehr kraftraubend für die Tiere, und sollte daher nur relativ selten geritten werden. Dabei erreichen die kleinen Isländer allerdings auch Geschwindigkeiten von ca. 45 km/h. Wobei insbesondere die Gangart Tölt sie bei vielen Reitern insbesondere in Mitteleuropa beliebt gemacht haben. Diese Gangart ist für den Reiter nahezu erschütterungsfrei und eher wie ein Schwingen. Von den etwa 300.000 Exemplaren weltweit leben rund 78.000 auf Island. Deutschland ist mit 65.000 Tieren das Land mit der zweitgrößten Population.

Zurück zu unserem Tag, der alte Reitweg kreuzt schließlich eine Autopiste, auf der wir dann auch weitergehen. Da der Untergrund hier eher Geröll ist, ist das Laufgefühl darauf allerdings eher mäßig. Aber sie führt uns direkt nach Hveravellir, unserem heutigen Ziel. Bis dahin zieht es sich allerdings noch ein bisschen, auch wenn man das Camp schon von weitem sehen kann. Nicht zuletzt auch die dort aufsteigenden Nebelschwaden machen den Punkt schon von weitem markant. Fairerweise muss allerdings auch gesagt werden, dass die direkte Umgebung relativ ebenmäßig ist, und nur von extrem wenig Bewuchs gekennzeichnet ist. Gegen 16:15 Uhr ist es dann aber geschafft. Wir machen uns gleich an den vermutlich letzten Zeltaufbau auf unserer Reise, der zunehmend leichter fällt, da die Handgriffe langsam sitzen. Etwas schwieriger gestaltet sich hier eher die Auswahl des richtigen Platzes, da die dafür vorgesehene Fläche etwas unterhalb der Behausungen vom Untergrund ziemlich „knubbelig“ ist. Dafür ist sie wiederum mit Gras bewachsen, was sie relativ weich macht.

Da wir auch heute wieder auf dem historischen Reitweg unterwegs waren, werde ich hier auch noch weiter über die Geschichte Islands berichten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekam Island infolge der politischen Veränderungen in Dänemark einen neuen Status. Das begann mit der Einsetzung eines Ministers für Island, statt wie zuvor einem königlichen Gouverneur im Jahre 1904. Während des Ersten Weltkriegs wurde in Island eine Dampfschifffahrtsgesellschaft (Eimskip) gegründet. Dafür wurde eine eigene Flagge nötig, was gleichzeitig bedeutete, dass der rechtsstaatliche Rahmen Islands neu bestimmt werden musste. Am 1. Dezember 1918 trat der Unionsvertrag mit Dänemark in Kraft, damit war Island wieder ein souveräner unabhängiger Staat. Im Zweiten Weltkrieg besetzte Deutschland das eigentlich neutrale Dänemark und Norwegen. Dadurch brach der Kontakt zu Dänemark ab. Nur wenige Wochen später besetzten britische Truppen das eigentlich neutrale Island, um zu verhindern, dass es auch in deutsche Hände fiel. Nur ein Jahr später, im Jahre 1941, übernahmen die Amerikaner die Besetzung Islands von den Briten. Die anfängliche Skepsis der Isländer gegenüber einer ausländischen Besetzung wich der Einsicht, dass diese Gelder zur Errichtung von Militärbasen, Straßen und auch Flughäfen ins Land brachte, und gleichzeitig die eigene Infrastruktur stärkte. Im Jahre 1944 schließlich kündigte Island den Unionsvertrag mit Dänemark. Am 17. Juni des gleichen Jahres wurden in Pengvellir die Republik ausgerufen. Im Jahr 1946 beschloss die neue Regierung entgegen großen Vorbehalten der Bevölkerung den Amerikanern auch nach dem Zweiten Weltkrieg den Aufenthalt auf der Insel zu gewähren. Im gleichen Jahr trat man auch der UNO bei, im Jahre 1949 schließlich auch der NATO. Und das ohne überhaupt eine eigene Armee zu unterhalten. Im Jahre 1951 schloss man gar einen Vertrag mit den USA, der die Verteidigung durch die Amerikaner vorsah, und gleichzeitig ständig auf der Insel stationierte amerikanische Truppen bedeutete. Erst im Jahre 2006 verließen diese endgültig Island. Heute ist Island international sehr gut vernetzt. Es gehört zahlreichen Organisationen der nordischen und auch der baltischen Staaten an. Seit 1970 gehört Island zur europäischen Freihandelszone (EFTA), seit 1993 dem europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und seit 2001 auch dem Schengenraum. Letzteres macht es für uns natürlich sehr einfach ins Land zu kommen, da dafür lediglich ein Personalausweis nötig ist.