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14. Reisetag        20.02.2011 – Ancud 

Wir verlassen Puerto Varas heute auch gleich wieder, nach dem wir erst gestern Abend angekommen sind. Zuerst machen wir einen kleinen Abstecher in den ältesten Nationalpark Chiles den Puyehne. Hier sehen wir uns eindrucksvolle Stromschnellen an, auch wenn sich hier im chilenischen Sommer natürlich nicht die größten Wassermassen durch einen schmalen Spalt zwischen den Felsen hindurch zwängen müssen. Zusätzlich war die Sonne noch nicht wirklich über den Berg, so lagen sie noch im Schatten, was sonst sicherlich noch bessere Bilder ermöglicht hätte. Aber der Osorno liegt schon in seiner ganzen Pracht wieder im Sonnenlicht.

Aber wir wollen ja auch auf die Insel Chiloe, und so können wir eben nicht auf die Sonne warten. Chiloe ist nach Feuerland die zweitgrößte Insel Südamerikas. Zu erreichen ist sie nur mit einer Fähre, die je nach Jahreszeit zwischen 30 und 50 Minuten benötigt. Es ist auch schon lange der Bau einer Brücke im Gespräch, aber bis auf Versprechungen der Regierung hat sich bisher nichts ergeben. Als wir vom Festland in Pargua ablegen, scheint die Insel unter einem ordentlichen Regenguss zu liegen. Als wir dann Chacao erreichen, ist davon bis auf einem böigen Wind und der geschlossenen Wolkendecke nichts mehr zu spüren. Und je weiter wir nach Süden kommen, desto sonniger wird es. Chiloe ist für seinen kalten unberührten Regenwald bekannt, der aber eher im Süden zu finden ist. Dort ist er aber kaum erreichbar, da es dort kaum Straßen oder auch nur Pisten gibt. Dafür gilt das Wetter dort als stabil: es regnet praktisch jeden Tag, die besten Besuchsmonate sind noch Januar und Februar, da die Niederschläge dann am geringsten sind. Übrigens kann man dort mit rund 4200 ltr/qm und Jahr rechnen, zum Vergleich in Norddeutschland fallen etwa 700 ltr/qm und Jahr.  Wir wollen aber die bekanten Jesuitenkirchen auf der Insel besuchen. Inzwischen hat die Unesco 16 von ihnen zum Weltkulturerbe  ernannt. Sie sind meist dreischiffig und komplett aus Holz gebaut. Typisch sind sogar die Holzschindeln, wobei einige inzwischen ein Wellblechdach haben. Allen gemein ist eine mehr oder weniger gleiche Christus-Staute mit beweglichen Gliedmaßen. Im Inneren der Kirchen sind oft zahlreiche Verzierungen aus – natürlich – Holz. Die Ständer der Kirche, die das Hauptschiff tragen bestehen eigentlich aus viereckigen Holzständern, die dann aber eine runde Verkleidung erhalten haben. Holz war hier schlicht immer der natürliche Rohstoff für praktisch alle Gebäude. Er war immer reichlich vorhanden und zahlreiche Arten der hier heimischen Bäume sind auch in diesem feuchten Klima sehr langlebig. In Dalcahue sehen wir uns eine solche Jesuitenkirche an. Auch sie gehört zum Weltkulturerbe. Im Ort gibt es auch noch einen Markt mit Kunsthandwerk direkt am Hafen. Neben zahlreichen Produkten aus Wolle sind Holzschnitzereien zu haben, wobei nach dem Aussehen wohl nicht mehr alle wirklich hier von der Insel zu stammen scheinen.

Für uns geht es im Anschluss weiter nach Castro, der größten Stadt und gleichzeitig auch Hauptstadt der Insel. Castro liegt mit seinen etwa 30000 Einwohnern wie fast alle Ortschaften auf der dem Pazifik abgewandten Seite der Insel. Die gesamte Insel ist etwa 180km lang und ist eigentlich die Fortsetzung des Küstengebirges, das eben hier nur noch oben aus dem Wasser ragt und sich nach der Insel praktisch ganz im Pazifik verliert. Überhaupt ist Chile im Wesentlichen durch zwei parallel zur Küste verlaufende Gebirgszüge gekennzeichnet. Aber zurück zu Castro, hier findet gerade das größte Festival der Insel statt, so ist genau das auch unser erstes Ziel in der Stadt. In zahlreichen Verkaufsständen werden einige typische Speisen angeboten.  So gibt es eine Art Reibepuffer mit Fleisch und  / oder Äpfeln gefüllt, Fleischspieße oder einen Teig, der um eine große Holzrolle „gewickelt“ wird, um ihn dann wie ein Spieß über offenem Feuer zu drehen. Natürlich darf auch Curanto nicht fehlen. Dazu werden üblicherweise in einem Erdloch mittels Holzkohle Steine erhitzt, auf denen dann Fleisch, Meeresfrüchte und Kartoffel gegart werden. Das Ganze wird dann mit den Blättern der Nalca-Pflanze abgedeckt, sie habe ein bisschen Ähnlichkeit mit Rhabarber. Für die meisten Speisen aber gilt hier sehr heiß und noch viel fettiger, was man vielen Chilenen auch ansieht. Es hat sich hier eine Fast-Food Kultur etabliert. Gleichzeitig sieht man aber auch viele Jogger an den Straßen laufen. Hier auf dem Fest wird auch altes Handwerk oder Tätigkeiten des täglichen Lebens von früher wie etwa das Auspressen von Äpfeln gezeigt. Hauptattraktion ist aber eine große Bühne, auf der Musik- und Tanzaufführungen geboten werden. Dazu gibt es sowas wie Büttenredner, wenn ich mal die Reaktion des Publikums richtig einschätze, bei meinen Spanisch-Kenntnissen bleibt mir der Sinn der Beiträge natürlich verborgen. Insgesamt war der Zuspruch des Festes aber riesig, ich würde schätzen das mindestens 15000 Menschen zeitgleich mit uns da waren. Das Festival läuft Samstag, also gestern, und heute.

Wir besuchen natürlich auch die Kathedrale hier in Castro, dabei ist es eigentlich gar keine Kathedrale, da Castro nie Bischofssitz war. Auch diese Kirche ist dreischiffig und aus Holz. Dabei wurde sie vom italienischen Architekten eigentlich in der in Europa üblichen steinbauweise geplant. Damit gab es aber zwei Probleme, das eine war, dass man keine Erfahrung mit dem Bauen mit Steinen hatte, und das andere war, das der Bau aus dem reichlich vorhandenen Alcereholz sehr viel billiger war. Die Kirche hat zwei Türme und auch die typische Jesusfigur mit den beweglichen Armen, die bei den früheren Prozessionen eine Rolle spielten. Die Kirche in Castro hat im Gegensatz zu den meisten anderen eine Außenverkleidung aus Metallplatten. All die Kirchen, die hier auf Chiloe zum Weltkulturerbe gehören, verbindet auch nicht die genau gleiche Bauweise, sondern die Art der Missionierung der Jesuiten. Sie machten die Kirche zu einem zentralen Bestandteil des Lebens bei den Menschen hier. Die Jesuiten, die mit den Spaniern ins Land gekommen waren, fuhren mit Boten zwischen den unzähligen Inseln auf der Ostseite von Chiloe  hin und her. Sie bestimmten Leute aus den Gemeinden, die für eine Aufgabe, wie etwa der Gestaltung  und Pflege des Christusgewandes, zuständig waren. Dadurch banden sie viele Leute in die Gemeinde und ihre „neue“ Religion ein.

Als letzte Station für heute machen wir noch einen kurzen Fotostop bei den Pfahlbauten von Castro. Anders als etwa in Ancud , wo wir heute unser Quartier haben werden, sind diese hier vom Erdbeben und Tsunami 1960 verschont worden, auch wenn die Häuser heute in einem ziemlich schlechten Zustand sind. Die Häuser wurden gebaut, als es in der Stadt nicht ausreichend Bauland gab. So erstellten einige, meist waren es Fischer oder anders dem Meer verbundene Leute, ihre Häuser auf Pfählen über dem Wasser. Heute führt das zu bürokratischen Problemen. Heute darf nicht mehr so dicht (Tidehub) am Meer gebaut werden, weshalb sich die Stadt für nicht zuständig hält, zumal für diese Häuser niemals eine Genehmigung erteilt worden ist. Dieser Sperrbereich untersteht offiziell der Marine. Die hat nun aber nichts mit dem Wohnungsbau oder der Müllabfuhr zu tun. Wobei die Müllabfuhr hier ohnehin nicht wirklich regelmäßig kommt, es hat eher etwas mit Zufall zu tun. Strom kommt von privaten Anbietern, ebenso ist es mit Trinkwasser. Wobei gerade in ländlichen Bereichen meist auf eigene Regenwassersammelanlagen gesetzt wird. Die Stromversorgung ist hier offensichtlich auch ein heikles Thema. Die Überlandleitungen sehen noch durchdacht aus, innerhalb der Städte ist es dann aber eher ein undurchsichtiges Gewirr von unzähligen kreuz und quer verlaufenden Kabeln. So kommt es auch immer wieder zu Stromausfällen, das war in unserer Unterkunft in San Pedro de Atacama so, dort gab es aber immerhin ein Notstromaggregat, und das ist auch heute Abend hier in Ancud so. Das scheint dann aber auch niemanden wirklich zu überraschen. Wir saßen gerade im Gemeinschaftsraum und tranken ein bisschen was zusammen, als das Licht ausging. Nach zwei Minuten war der Herr des Hauses bei uns mit einer Akkulampe. Er entschuldigte sich für die Unannehmlichkeit, machte aber auch nicht wirklich viel Aufhebens davon, sowas passiert eben immer mal wieder.

Zum Schluss für heute noch ein paar Worte zum Geld in Chile. Man hat den Peso, der unglücklicherweise als $ abgekürzt wird, also genauso wie der US-Dollar. Man merkt aber an der Summe was gerade gemeint ist. 1000 Peso entsprechen etwa 0,65 Euro. Der Durchschnittsverdienst liegt umgerechnet bei etwa 800 Euro, der Mindestlohn bei umgerechnet 260 Euro pro Monat. Wobei viele Chilenen durchaus mehrere Jobs haben, aber dann oft nur eine ¾ Stelle als Hauptarbeit. Die normale Arbeitszeit beträgt 45 Stunden pro Woche. Die typischen kleinen Häuschen beginnen bei Preisen von etwa 5000 Euro, sind dann aber auch kaum mehr als ungedämmte Holzhütten. Geheizt wird hier meist mit den Öfen auf denen auch gekocht wird. Das heißt ein Raum ist mehr oder weniger warm, und die anderen eben nicht. Dann sitzt man halt im dickeren Pullover oder Jacke. Aber auch im Winter fällt die Temperatur hier kaum unter 5°C. Das Problem ist dann eher die hohe Luftfeuchtigkeit weniger die Temperatur. So müssten eigentlich auch die Fassaden der Häuser regelmäßig gestrichen werden, was aber viele offensichtlich nicht zu verkniffen sehen. Da ich erwähnt hatte, das wir noch eine Kleinigkeit getrunken haben, auch dazu noch ein paar Sätze. Hier wird eher Bier und Rotwein getrunken. Bier gibt es in Dosen oder in Flaschen a‘ 0,33, 0,5 und 1,0 Liter, wobei das dann Pfandflaschen sind, etwas was ich nicht unbedingt erwartet hatte. Möchte man die zurück geben, ist es der einfachste Weg mit dem alten Kassenbon in genau das Geschäft zurück zu kehren, in dem man die Flasche auch erworben hat. Alles andere soll zuweilen etwas schwierig sein. Wobei  die meisten Chilenen sich auch offensichtlich eher weniger um das Pfandgeld sorgen, sie werfen auch die Flaschen eher in den Müll.