• Valle de la Luna, das Mondtal
    Chile

    Valle de la Luna, das Mondtal

  • Schutzhuette am Hvitarvatn
    Island

    Schutzhuette am Hvitarvatn

  • Lichtspiele in den Blue Mountains
    Australien

    Lichtspiele in den Blue Mountains

  • Sonnenaufgang in der Kalahari
    Namibia

    Sonnenaufgang in der Kalahari

  • Spiegelung der im Sonnelicht leuchtenden Berge beim Stuvdalsvatnet
    Norwegen

    Spiegelung der im Sonnenlicht leuchtenden Berge beim Stuvdalsvatnet

14. Reisetag         Turrialba – 11.03.2022

Heute geht es wieder zu sehr zivilen Zeiten in den Tag, Frühstück ab 07:00 Uhr, die Abfahrt ist für 08:00 Uhr geplant, dazu muss nicht mal gepackt werden, da wir auch hier eine zweite Nacht bleiben werden. Unser erstes Ziel ist die archäologische Ausgrabungsstätte von Guayabo, was in unmittelbarer Nähe zu Turrialba liegt. Man weiß heute nur sehr wenig über die indigenen Gruppen und Stämme, die im heutigen Costa Rica gelebt haben. Die Stämme hatten unterschiedliche Sprachen, Schriften gibt es nur wenige, die fast ausschließlich in der heutigen Provinz Guanacaste gefunden wurden. Auch Felsgravuren sind nur sehr wenige vorhanden. Man schätzt, dass vor dem Eintreffen der Spanier etwa 400000 Menschen im heutigen Costa Rica lebten. Ihre Zahl ging dann aber ab 1543, als die Spanier im heutigen Cartago ihre erste Siedlung etablieren konnten, binnen 100 Jahren auf nur noch ein Viertel zurück. Wobei die meisten in der Sklaverei und vor allem an den aus Europa eingeschleppten Krankheiten starben. So bleiben als Zeugnisse vor allem die Reste der Bauten der indigenen Stämme. Und der diesbezüglich bedeutendste Fund sind die Ausgrabungen in Guayabo. Man vermutet, dass die dortige Ortschaft etwa 1000 v. Chr. entstanden ist, und etwa bis ins 15. Jahrhundert besiedelt war. Sie wurde also vermutlich noch vor dem Eintreffen der Spanier aufgegeben, wobei nichts über die Gründe bekannt ist. Gefunden wurde sie auch erst zum Ende des 19. Jahrhundert, die wirklichen Ausgrabungen begannen dann erst rund 50 Jahre später. Bis heute wurde auch nur ein sehr kleiner Teil ausgegraben. Es fehlt schlicht am Geld für die Ausgrabungen aber auch für den Erhalt. Denn was bei der Regenerierung der Regenwälder bezüglich des Klimas ein Vorteil ist, sorgt auf der anderen Seite auch dafür, dass die Natur sich einmal freigelegte Flächen relativ schnell wieder zurückholt. Man hat im heutigen Guayabo ein Gebiet von 217 ha im Jahre 1973 unter Schutz gestellt, davon gehören rund 10 ha zum Ausgrabungsgebiet. Wirklich freigelegt hat man aber nur den wichtigsten Teil des archäologischen Fundes. Dort befindet sich vermutlich das runde Fundament für die Behausung des Häuptlings, sowie weniger etwas kleinerer weiteren Rundbauten. Dorthin führt eine geschätzt 5 m breite mit Natursteinen befestigte Straße. Diese ist auch auf einer Strecke von ca. 200m freigelegt worden, insgesamt wird ihre Länge auf ca. 4 – 5 Kilometer geschätzt, darüber hinaus hat man noch eine weitere derart breite Straße gefunden. Alle anderen Wege, die bisher gefunden wurden, sind mit einem Meter deutlich schmaler, und man vermutet auch, dass nur die wichtigsten Wege überhaupt so befestigt worden sind, das Wegenetz insgesamt aber ziemlich dicht war. Genauso gab es fest angelegte Treppen. Dazu kommen offene und verdeckte Wasserleitungen, und auch einige offene Wasserstellen, in denen ständig frisches Wasser geschöpft werden konnte, sind bekannt. Durch Wasserkaskaden erneuerte sich das darin befindliche Wasser durch einen ständigen Austausch. Man kann also davon ausgehen, dass die hier lebenden Stämme schon eine Städteplanung und gehobene Kenntnisse im Bauwesen vorzuweisen hatten. Gleichzeitig musste eine größere Anzahl von Arbeitern ständig daran gearbeitet haben. Ebenso hat man sogenannte Kastengräber gefunden, die von allen Seiten aus Steinplatten bestanden und in die Erde eingelassen wurden, und in die die Toten scheinbar sitzend begraben wurden. Darüber hinaus hat man ein paar wenige Steingravuren entdeckt, die aber im Verhältnis zu den Spuren des Bauwesens relativ einfach sind. Auch als wir die Ausgrabungsstätte besuchen, sind um die 25 Studenten wieder dabei, die alte archäologische Straße vom Bewuchs zu befreien, was aufgrund der Natursteine schon eine Sisyphos-Arbeit ist, und man fast schon wieder vorne beginnen kann, wenn man glaubt fertig zu sein. Grundsätzlich war der Ort für die historische Siedlung aber geschickt gewählt. Das Gebiet ist aufgrund der Nähe zum Turrialba Vulkan sehr fruchtbar, es gab ausreichend natürliche Wasserläufe in der Gegend, und außerdem liegt er im klimatisch sehr gemäßigten Zentraltal. So konnte man auch größere Menschenansammlungen ausreichend mit frischem Wasser und Nahrung versorgen.

Außerdem hat man in Costa Rica noch etwa 350 mysteriöse Kugeln gefunden, die meistens aus Gabbro bestehen. Gabbro ist ein sehr hartes grobkörniges Gestein, das aus erkaltetem Magma besteht. Gabbro erkaltet aber unter der Erde und wird erst später an die Erdoberfläche gedrückt, ist von der unterirdischen Erkaltung abgesehen aber eng verwandt mit Basalt. Diese Kugeln hat man in Durchmessern von nur wenigen Zentimetern bis hin zu 2,5m gefunden. Das Besondere an den Kugeln ist die nahezu perfekte Symmetrie. Die Abweichungen sind auf etwa 0,2% begrenzt, daraus ergibt sich bei den großen Kugeln eine Abweichung von gerade mal fünf Millimeter. Und dabei wiegen die große Kugel zwischen 13 und 15 Tonnen. Es ist völlig unbekannt, wie deren Baumeister diese Symmetrie bewerkstelligt haben, und wie sie die überhaupt bearbeitet haben. Es wird vermutet, dass sie dafür andere Steine benutzt haben, aber entsprechendes Werkzeug hat man bis heute nicht gefunden. Auffällig auch, dass man das Gestein oder die Bearbeitungstechniken sonst bei keinen anderen Bauten bzw. Gegenständen gefunden hat. Ebenso ist völlig unklar, wie sie die Kugeln dann an ihre späteren Fundorte gebracht haben, denn das Gestein kommt dort natürlich nicht vor. Der Sinn der Kugeln liegt ebenfalls im Dunkeln. So gibt es Spekulationen über spirituelle Gründe, manche Spekulationen gehen auch in die Richtung der Astrologie bzw. der Sonne. Gegen letztere Theorie spricht eigentlich, dass man zwar immer mehrere Kugeln unterschiedlicher Größe in unmittelbarer Nähe zueinander gefunden hat, aber die Fundstellen alle unterschiedlich angeordnet sind, eigentlich muss man wohl sogar sagen, dass es überhaupt keine Ordnung zu geben scheint. Erschwerend kommt hinzu, dass schon einige Kugeln entfernt worden sind, die sich jetzt teilweise in privaten Gärten befinden, bevor man die Fundstellen wissenschaftlich untersucht hat. Überhaupt sind diese Kugeln eher zufällig bei Regenwaldrodungen für Plantagen gefunden worden. Man vermutet, dass die Kugeln von den Boruca, heute eher ein Sammelbegriff für verschiedene indigene Gruppen aus den Talamanca Bergen mit insgesamt noch ca. 2000 Personen, etwa zwischen den Jahren 600 – 1200 hergestellt worden sind. Die Kugeln finden sich in ganz Costa Rica, Panama und Honduras, die weitaus meisten sind aber im Süden Costa Ricas gefunden worden, so nimmt man an, dass hier auch der Ursprung ist.

Gegen 10:30 Uhr verlassen wir Guayabo wieder. Es geht noch ein bisschen weiter, wo wir zu einem weiteren Wasserfall gehen wollen, der sich auf einem privaten Gelände befindet. So gehen wir von der Hauptstraße zunächst einen Schotterweg hinunter zu dem Hof des Besitzers, wo ein kleiner Obolus fällig wird. Von da geht es noch einen schmalen Weg entlang, und dann über ein paar Kuhweiden bis zu einem etwas versteckt liegenden Wasserfall. Ich würde mal sagen, ja ein schöner Flecken Erde, aber der Wasserfall gehört jetzt auch nicht zu denen, die man auf keinen Fall verpasst haben darf. Aber da es sonst heute für uns nichts mehr zu erledigen gibt, eine nette Wanderung. Am Wasserfall machen wir dann auch unsere Mittagspause. Der Weg zurück ist etwas beschwerlicher und aufgrund der Luftfeuchtigkeit, Trockenzeit hin oder her, ein bisschen schweißtreibend. Unseren Weg kreuzt noch eine Herde von ca. 30 Jersey-Kühe, die gerade von einem jungen Mädchen in den Stall getrieben werden. Es geht zum Melken. Die Kühe werden hier zwei Mal am Tag gemolken, jetzt etwas nach der Mittagszeit, und dann noch mal mitten in der Nacht, wobei ich keine Idee habe, was für einen Vorteil das Melken zu so einer etwas ungewöhnlichen Zeit haben soll. Jersey Kühe geben im Verhältnis zu anderen Milchkuh-Rassen nur eine relativ mäßige Menge Milch. In Europa geben Holsteiner Schwarzbunte fast die doppelte Menge, als z.B. Jerseys in der Schweiz. Hier in Costa Rica ist die Menge mit etwa 5000 ltr/Jahr noch etwas geringer. Dafür hat sie einen sehr hohen Fett- und Eiweißgehalt. Die Kühe gelten als Robust und eher sanftmütig, und kommen gut mit der Höhe und der Sonneneinstrahlung zurecht.