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2. Reisetag Landmannalaugar – 11.08.2017

Das Frühstück ist an unserem ersten Tag für 8:30 Uhr geplant. So hatte ich mir überlegt, etwa 1 Stunde vorher aufzustehen und noch mal schön warm zu duschen. Insgeheim erwarte ich die Möglichkeiten dafür in den nächsten Tagen als schwierig. Ich wache trotz der kurzen Nacht noch ein bisschen früher auf, und so mache ich mich bereits um 6:30 Uhr Ortszeit auf den Weg zu den nahegelegenen Sanitärräumen. Auch wenn es noch ein bisschen kühl ist, scheint die Sonne vom blauen Himmel. Rings um uns herum ist die Stadt Reykjavik zu sehen, inklusive eines Stadions mit Flutlichtmasten und ein paar höheren Häusern. Wobei höhere Häuser ein bisschen relativ zu sehen ist, wie ich gelesen hatte, gibt es in Reykjavik nur im unmittelbaren Stadtzentrum so etwas wie eine Skyline, auch wenn die Hauptstadt der Dreh- und Angelpunkt für fast alles in Island ist. Da ich mir vorher keine Gedanken gemacht hatte, wo denn wohl der Campingplatz in Reykjavik sein würde, sondern einfach angenommen hatte, dass er ein bisschen außerhalb liegt, bin ich positiv überrascht. Für heute ist es egal, aber zum Abschluss der Reise werden wir hier her zurück kommen. Da diese Zelte hierbleiben, packen wir nur unser eigenes Zeugs wieder ins Gepäck, und können Sie einfach stehen lassen.

Wir werden von einem normalen Straßenbus abgeholt. Unser erstes Ziel ist ein Supermarkt. Die Preise dort sind vorsichtig formuliert „keine Schnäppchen“. Von alkoholischen Getränken, die es dort aber ohnehin nicht gibt, weiß man das. Aber auch sonst kann man von bequem ca. 50 % Mehrpreis zu heimischen Verhältnissen ausgehen. Aber selbst bei vermeintlich normalen Artikeln gibt es noch Ausreißer. So kaufe ich mir eine kleine Tüte Werthers Echte für läppische 489 Kronen, umgerechnet rund sechs Euro. Bevor wir die Stadt verlassen, machen wir noch zwei kurze Stopps, um die Ausrüstung von Mitreisenden für isländische Erfordernisse anzupassen. Es geht um wirklich dichte Regenjacken, und ein Biwak für einen Schlafsack. Auch dafür erscheinen die Preise ähnlich sportlich wie im Supermarkt.

Allgemein erscheinen mir die Autofahrer in Reykjavik sehr rücksichtsvoll. Auch unser Fahrer gehört nicht gerade zu den aggressiven Exemplaren. Gefühlt würde ich sogar sagen: er schleicht. Es wird schon fast Nachmittag, bis wir uns in Richtung Laudmannalauga aufmachen. Der Name bedeutet so viel wie Badestelle für Landarbeiter. Dort ist also eine Badestelle mit warmen Quellen. Wir verlassen Reykjavik in südöstlicher Richtung auf der großen Ringstraße „N1“, die einmal um die ganze Insel führt. Nach einiger Zeit geht es dann nach Norden ins nur noch sehr dünn besiedelte Landesinnere. Nach einer knappen halben Stunde verlassen wir auch noch die Teerstraße, um auf einer Schotterpiste weiter zu fahren. Noch mal zur Erinnerung, wir sind in einem normalen Straßenbus unterwegs. Aber unser Fahrer scheint mit seinen etwa 70 Jahren eher ein Offroader zu sein. Hier schont er sein Gefährt nicht. Trotzdem sind einige Geschwindigkeitsbegrenzungen von 30 oder 40 km/h ein bisschen wie Hohn. Für unseren Bus jedenfalls nicht zu machen. Unter anderem geht es an der Hekla vorbei. Er gehört zu den drei aktivsten Vulkanen auf Island, immerhin selbst ausschließlich durch Vulkanismus entstanden. Die Hekla ist mit ihren 1491 m der Zentralvulkan einer etwa 40 km langen Vulkanspalte. Dazu muss man wissen, dass die Vulkane auf Island üblicherweise nicht zu den klassischen Kegelvulkanen gehören, viele haben zwar einen zentralen Punkt, beim Ausbruch öffnen sich normalerweise aber riesige Spalten, aus denen dann Lava und Asche in zuweilen riesigen Mengen und über einen längeren Zeitraum hervortreten. Die Hekla ist seit dem Jahre 1104 mindestens 23-mal ausgebrochen. Wobei die Anzahl häufig ein bisschen strittig ist, denn im Verlauf einer Eruption kommt es zuweilen dazu, dass für einige Tage manchmal sogar Wochen keine weitere Lava oder Asche austritt. Allein im Zeitraum von 1913 bis heute hat es nach amtlichen Angaben sechs Ausbrüche der Hekla gegeben. Der heftigste begann am 29. März 1947 und endete am 21. April 1948. Bei diesem Ausbruch wurde ungewöhnlich viel Lava produziert, offizielle Zahlen sprechen von 0,8 km³, anders ausgedrückt sind das 800 Millionen m³. Dazu kommen noch 0,21 km³ Asche. Dieser Ausbruch war der erste seit über 100 Jahren, der am Hauptkrater der Hekla begann. Etwa 10 Minuten nach der ersten Eruption gab es ein begleitendes Erdbeben der Stärke sechs, bei dem weitere Krater aufbrachen. Weitere 20 Minuten danach war die Aschewolke bereits 30 km hoch. Bereits in den ersten Tagen erreichte eine geschlossene Decke aus Lavagestein und Asche eine Dicke von 3-10 cm in der gesamten Umgebung. Ein Lava Gesteinsbrocken, eine sogenannte Lavabombe, mit einem Durchmesser von 50 cm und einem Gewicht von ca. 20 Kilo wurde bei der Eruption in die Luft geschleudert und später in einer Entfernung von 32 km gefunden. Und selbst Gesteinsbrocken mit einem Umfang von 50 m wurden 1 km weit geschleudert. Die starken explosiven Eruptionen dauerten zunächst sechs Tage, nahmen aber nach etwa einem Monat für einige Tage wieder deutlich zu. In der ersten 30 Minuten des Ausbruchs wurden 75.000 m³ Asche in die Atmosphäre geschleudert. Bereits nach 51 Stunden erreichte die Aschewolke unter anderem das über 2800 km entfernte Helsinki. Auch sonst finden sich die Auswirkungen in der Wetteraufzeichnungen Nordeuropas des Jahres wieder. Asche stieg noch im gesamten Jahr 1947 aus der Hekla und den neu entstandenen Nebenkratern auf. Sie bedeckte übrigens auch den gesamten Gletscher des Eyjafjalljökull und färbte ihn komplett schwarz. Schon in den ersten 20 Stunden bedeckten die ausgetretenen Lavaströme eine Fläche von 12-15 km². Später floss sie teilweise auch in sogenannten Lavatunneln, aus denen sie erst in einiger Entfernung wieder an die Oberfläche trat. Insgesamt wurden durch diesen Ausbruch 40 km² mit Lava in einer Stärke von bis zu 100 m bedeckt. Wegen der großen Hitze schmolz sämtlicher Schnee und das Eis auf der Hekla selbst und auch einigen umliegenden Bergen. Das führte dann zusätzlich zu Schlamm und Geröllabgängen. Selbst nach dem Versiegen des Lavaaustritts am 21. April 1948 war der Spuk noch nicht vorbei. Im April und Mai 1948 traten in den Senken um die Hekla herum 24.000 t CO2 aus. Erst Ende 1948 war auch das vorbei. Nicht umsonst nannten die Menschen hier früher die Hekla auch das Tor zur Hölle. Es gab übrigens in den Jahren 1970,1980 mit Unterbrechungen bis 1981, und in den Jahren 1991 und 2000 weitere Ausbrüchen, die aber alle für sich nicht mehr die Dimensionen von 1947 erreichten. Der Auswurf an Lava betrug dabei jeweils „nur“ rund ein Viertel, und dauerten jeweils zwischen zwei Wochen und zwei Monaten. Seit 2011 stellen Wissenschaftler wieder Aktivitäten an der Hekla fest. So hat sich in einer Tiefe zwischen 14 und 20 km eine neue Magmablase gebildet, die Teile der Hänge der Hekla jedes Jahr um etwa einen halben Zentimeter nach oben drücken. Das ist deutlich mehr als vor den Eruptionen 1991 und 2000. Vergleichswerte für frühere Ausbrüche liegen nicht vor.

Aber als wir an der Hekla vorbeifahren, verhält sie sich zum Glück ruhig. Bis wir unser heutiges Ziel das Camp in Landmannalauga im gleichnamigen Nationalpark erreichen, müssen wir mit unserem Bus noch durch zwei Furten fahren. Die letzte davon befindet sich fast unmittelbar vor dem Camp. Ich bin ein bisschen erstaunt über den Betrieb und die Anzahl der aufgebauten Zelte hier. Aber es ist eben eines der relativ gut erreichbaren Gebiete mit einer unglaublichen Farbvielfalt und abwechslungsreichen Landschaft innerhalb eines relativ überschaubaren Gebietes.

Wie alle öffentlichen Nationalparks gibt es auch hier keine Eintrittsgebühren oder ähnliches. Dafür zahlt man dann für die Nutzung zum Beispiel der sanitären Einrichtungen. Hier in Landmannalauga ist bei der Gebühr für die Nutzung des leider ziemlich steinigen Campgeländes auch der Besuch des Hot Pot, also der warmen Quelle, inklusive. Bevor es aber soweit ist, versuchen wir uns am ersten Aufbau des Küchenzeltes, und dann nach einer Einweisung auch des eigenen Zeltes. Wie die meisten in unserer Gruppe habe ich auch das Glück ein etwas klein ausfallen Zweimannzelt alleine nutzen zu können. Dafür hat sich jemand offensichtlich einige Gedanken um die Zelte gemacht. Im Gegensatz zur Serienausstattung des Models wird bei unseren der Boden auch an den Spitzen ein bisschen hochgezogen, um zu verhindern das Wasser seitlich darauf treibt. Außerdem haben wir zusätzlich eine gummierte Plane, um die unter das Zelt zu legen, was insbesondere hier auf dem steinigen Untergrund deutlich stabiler erscheint als eine einfache Folie.