• Totenkopfaffee
    Costa Rica

    Totenkopfaffee

  • Junges Mädchen auf einem Pferd
    Mongolei

    Junges Mädchen auf einem Pferd

  • Warzenschweine am Lake Mburo
    Uganda

    Warzenschweine am Lake Mburo

  • Die Kata Tjutas im Sonnenuntergang
    Australien

    Die Kata Tjutas im Sonnenuntergang

  • Marokko
    Marokko

    Terrassenwirtschaft im Hohen Atlas

8. Reisetag Basar – 17.08.2017

Heute ist wieder einer der ruhigen Tage. Wir wollen nur ein bisschen auf zwei umliegenden Bergen wandern. So verschieben wir unsere Frühstücks- und Abmarschzeiten schon mal um eine halbe Stunde nach hinten, also auf 8:30 Uhr und 9:30 Uhr. Vorne an der Rezeption des Campingplatzes legen wir gleich noch einen kurzen Stopp ein, um zum einen Geldscheine in 100 Kronen Münzen zu tauschen, da man diese für die hiesigen Duschen benötigt. Einige haben auch gestern ihre Akkus zum Laden gegeben, und holen Sie hier wieder ab. Hier in Basar wird anders als in den vorherigen Camps offensichtlich nicht mit einem Solarpanel geladen, sondern es gibt auch noch andere Energiequellen. Denn hier wird auch über Nacht geladen. Trotzdem sind die Ladezeiten relativ lang.

Anschließend geht es zunächst auf den Hausberg den Rettarfell. Er hat eine Höhe von 503 m. Der Aufstieg ist relativ steil und beschwerlich. Eigentlich war geplant den Berg auf einem anderen Weg wieder abzusteigen. Was aber wegen eines kleinen Abbruchs unserem Guide nicht sicher genug erscheint. Da man dafür ca. 3 m an einer Kette dafür hätte absteigen müssen, und ein paar Meter weiter auch wieder an einer Kette hätte aufsteigen müssen. So sind wir auf dem gleichen Weg hinuntergestiegen, auf dem wir auch hochgekommen sind. Nach der Mittagspause geht es noch einmal über die mobilen Brücken über die Krossar. Denn auch das Camp auf der gegenüberliegenden Seite hat seinen Hausberg, den wir auch noch hoch wandern wollen. Der Valahnukur ist 458m hoch, und ist vom Aufstieg ein bisschen leichter. Dafür bietet er sogar den besseren Blick vom Abfluss der Krossar in Richtung Südküste. Auch hier kann man erkennen, welch ungeheure Wasserkraft in Island vorhanden ist, wenn man dieses riesige Ablauf Delta der Gletscherflüsse sieht. Island setzt die Wasserkraft auch zur umweltfreundlichen Energiegewinnung massiv ein. So stammen 73 % der Elektrizität in Island aus Wasserkraft. Die anderen 27 % stammen aus Geothermie. Damit gehört Island zu den ganz wenigen Länder auf unserem Planeten, deren Stromproduktion zu 100 % aus regenerativen Quellen stammt. Dabei werden etwa zwei Drittel der elektrischen Energie von energieintensiven Industrien verbraucht. So gehört Island zu den zehn größten Aluminiumproduzenten der Welt. Dabei muss das für die Produktion nötige Grundmaterial Bauoxid zunächst aufwendig aus Ländern wie Australien oder Brasilien herangekarrt werden. Und dann das erzeugte Aluminium wieder zu den Märkten vor allem in Europa und Amerika. Trotz dieses Kostenfaktor wurde erst vor wenigen Jahren eine der größten Aluminiumfabriken der Welt in Island in Betrieb genommen. Dafür wurde eigens ein riesiges Wasserkraftwerk mit entsprechenden Staudamm errichtet, dass eine Leistung von 500 Megawatt hat. Nicht zuletzt dieser Staudamm hat aber auch zu einer breiten Diskussion in der isländischen Gesellschaft geführt, die derartigen Großprojekten zunehmend kritisch gegenübersteht. Neben den Aluminiumwerken sind auch andere energieintensive Industrien in Island angesiedelt wie zum Beispiel Siliziumhütten. Aber auch zahlreiche Vertreter der IT-Industrie betreiben in Island gigantische Serverfarmen. Für sie kommt zu den sehr niedrigen Energiepreisen noch dazu, dass die Temperaturen relativ gemäßigt und dauerhaft relativ kühl sind. Das reduziert zusätzlich den Kühlungsbedarf der Serverfarmen. In Island denkt man inzwischen aber auch über Energiegewinnung aus Windparks nach. Wie wir ja selbst täglich erfahren, geht der Wind nahezu ununterbrochen. Heute ist neben der bereits beschriebenen Wasserkraft die Geothermie der zweite größte Energielieferant der Insel. Neben den bereits oben erwähnten 27 % zur Stromgewinnung werden insgesamt 41 % der Primärenergie auf Island durch die Geothermie erzeugt. So werden fast 90 % der isländischen Gebäude mit Geothermie geheizt. Selbst einige Bürgersteige und Straßen in Reykjavík aber auch in Akureyri werden damit im Winter eisfrei gehalten, in dem man unter ihnen Wasserrohre verlegt hat, die mit warmem Wasser betrieben werden. Bei der Geothermie setzt man meist Wasser mit Temperaturen von 80 – 100 °C ein. Ist das Wasser aus der Geothermie selbst zu schwefelhaltig sein, so nutzt man er nur Erwärmung von kaltem Wasser über Wärmetauscher. Ist das gewonnene Geothermie-Wasser auf Temperaturen von 30 – 40 °C abgekühlt, entsorgt man es einfach über den nächsten Kanal, und das Wasser fließt ins Meer. In der Nähe von Reykjavik gibt es mit Perlan einen Warmwasserspeicher. In ihm befinden sich fünf große Wassertanks, die mit je 4 Millionen Litern 85°C warmen Wasser gefüllt sind. Da diese etwas höher gelegen sind als Reykjavík, können nahezu alle Gebäude in der Hauptstadt damit ohne Pumpen versorgt werden. Die Tanks sind übrigens aus Aluminium, wie könnte es auch anders sein, und von einer riesigen Glaskuppel überdacht. Die Glaskuppel besteht übrigens aus 1156 Fenstern, in denen wiederum insgesamt knapp 950 Lampen einen Sternenhimmel simulieren. Dazu wird über Spiegel der isländische Himmel inklusive der zuweilen auftretenden Polarlichter auf die Innenseite der Glaskuppel gespiegelt. In diesem Jahr ist sogar ein künstlicher Gletscher inklusive einer Eishöhle und einem regelmäßig „ausbrechenden“ Geysir innerhalb des Gebäudes eingerichtet worden. Insgesamt geht dieses Warmwasserreservoir bereits auf das Jahr 1930 zurück. Das warme Wasser stammt aus etwa 70 örtlichen Bohrlöchern mit einer Tiefe zwischen 500 und 2000m. Doch mit der Geothermie hat man in Island noch viel größere Pläne. Derzeit läuft der dritte Versuch in die Nähe von einer heißen Magmakammer eine Tiefenbohrung zu setzen. Anfang 2017 war man bei einer Tiefe von gut 3000 m. Der erste Versuch scheiterte 2006 an anderer Stelle in rund 3700 m Tiefe, da das Bohrloch in sich zusammenfiel. Beim zweiten Versuch bohrte man schlicht zu weit, man traf die Magmakammer selbst. Das Bohrgestänge blieb dabei in einer Tiefe von 2100 m stecken, und der Bohrer musste herausgebrochen werden. Erst beim dritten Versuch an dem Bohrloch bemerkte man, dass man bereits flüssiges Gestein getroffen hatte. Zu diesem Zeitpunkt erstarrte der Bohrkopf, und konnte deshalb nicht mehr gedreht werden. Das Gestein dort hat eine Temperatur von etwa 1000° und war relativ zähflüssig, was in dem Fall glücklicherweise dazu führte, dass dieses nicht durch das gebohrte Loch an die Erdoberfläche drückte. Wobei man bei allen dreien Bohrungen es in Gebieten versucht hat, die unter vulkanischen Gesichtspunkten als inaktiv gelten, aber was heißt das schon auf einer Vulkaninsel. Die Frage dabei lautet natürlich, warum bohrt man ausgerechnet auf Island derart tief, wenn es das Risiko eines provozierten handgemachten Vulkanausbruchs gibt? Zumal eigentlich niemand wirklich zuverlässig sagen kann, wo sich die Magmakammern der verschiedenen Vulkansysteme in Island wirklich befinden. Zumal auch diese Kammern natürlich nicht starr an einem Ort bleiben, sondern sich mit den verschiedenen Druckverhältnissen sich logischerweise verändern. Die Antwort lautet, eine solche Bohrung verspricht eine extrem hohe Energieausbeute. Wasserdampf oder auch jede andere Flüssigkeit hätte dort einen „kritischen Punkt“. Das bedeutet, dass der Druck dort sehr viel höher ist als zum Beispiel bei Wasserdampf an der Erdoberfläche. Das wiederum hat zur Folge, dass daraus erheblich mehr Energie gewonnen werden kann. Die Forscher gehen hier etwa von dem Faktor zehn aus. Island hat dabei im Hinterkopf, dass man daraus gewonnene Energie, die 100 % sauber wäre, als grünen Strom, zum Beispiel nach Europa verkaufen könnte. So gibt es auch schon Pläne in den Schubladen der isländischen Regierung, um die Insel durch eine noch zu bauende Stromtrasse an das Energienetz Großbritanniens und damit Europas anzubinden. Wobei auch das nicht alle Isländer nur positiv sehen, denn sie befürchten steigende Energiepreise in Island selbst. Heute gehören sie zu den günstigsten in ganz Europa. Auf der anderen Seite hat Island auch Pläne sich gänzlich unabhängig vom Import von Energiequellen wie Öl oder Gas zu machen, was auch den Verkehr einschließt. Dabei denkt man hier weniger an Elektromobilität als vielmehr an Wasserstoff.

Auf unserem Rückweg zum Camp gibt es übrigens noch ein besonderes Stück Verkehrsweg. Die Furt durch die Krossar. Wir sehen einige umgebaute Jeeps mit Anhängern hindurch fahren. Diese haben zumeist die eigens für Island produzierten besonders breiten und strapazierfähigen Reifen aufgezogen, die zusätzlich mit den schon mal beschriebenen Systemen zur Luftdruckregulierung ausgestattet sind. Wir sehen aber auch einen Linienbus hindurch fahren, schließlich gibt es hier eine offizielle Bushaltestelle. Bei diesen ist aber gemein, dass sie selbst GPS Aufzeichnungen im Fahrzeug haben, in denen ihre letzten Durchfahrten dokumentiert sind. Wir sehen aber auch einen „normalen“ Jeep, dessen Fahrer an einigen Stellen einige Steine ins Wasser wirft, um die dortige Wassertiefe und möglicherweise auch Strömung zu testen. Er beschließt aus Sicherheitsgründen lieber einen längeren Umweg zu fahren, als es an dieser Stelle zu versuchen. Dabei ist die Furt, die auch der Linienbus wenig später genommen hat, nur wenige Meter versetzt. Dort erscheint das Wasser deutlich flacher zu sein. Da die Krossar aber relativ schnell fließt und viele Sedimente mit sich führt, kann man optisch die Wassertiefe unmöglich einschätzen, wenn man nicht jemanden durchfahren sieht.

Wir sind nach ca. 12 km schließlich zurück in unserem Camp in Basar. Dabei haben wir ca. 640 Höhenmeter gleichermaßen für Auf- und Abstieg überwunden. Gegen 15:00 Uhr im Camp angekommen, mache ich mich gleich auf die Socken, um mir eine warme Dusche zu gönnen. Hier in Basar gibt es keine Karten mit Strichcode, sondern man zahlt mit 5 × 100 Kronen Münzen. Die hatte ich mir bereits heute Morgen eingetauscht, war also bestens vorbereitet. Nur dass es hier dafür lediglich 4 Minuten warmes Wasser gibt. Und die nochmals um 1 Minute verkürzte Zeit, erscheint mir schon sehr knapp bemessen. Zumal die Zeit wie auch bei anderen Gelegenheiten bereits läuft, wenn die letzte Münze eingeworfen worden ist. Und es gilt dann rein der Zeitfaktor, nicht ob und wie viel warmes Wasser verbraucht worden ist. Es ist auch nicht möglich sich zwei oder drei weiteren 100 Kronen Münzen ein paar zusätzliche Minuten zu erkaufen. Es ginge erst weiter, wenn weitere 500 Kronen eingeworfen sind.