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3.Tag     Graskop – 05.09.2016

Heute steht ein Fahrtag an. Wir fahren von Johannesburg bzw. Josi oder Joburg, wie man es hier auch nennt, nach Graskop. Eine Strecke von ca. 400 km auf meist gut ausgebauten aber immer asphaltierten Straßen. Das erste Stück geht es auf die Autobahn, bis es dann irgendwann auf Landstraßen weitergeht. Neben ein paar kurzen Zwischenstopps für menschliche Bedürfnisse steuern wir Pilgrims Rest an. Dabei handelt es sich um ein kleines Museumsdorf aus der Zeit des Goldrausches. Es gibt noch zahlreiche Gebäude aus Wellblech und Holz aus dieser Zeit. Auch wenn die Hochzeit des kleinen Ortes nur ca. sieben Jahre dauerte, so hat man doch zum Beispiel vor London bereits elektrische Straßenbeleuchtung. Diese war ein „Abfallprodukt“ eines großen Wasserkraftwerkes, welches man extra für den Untertage-Goldabbau baute. Wobei zu dem Zeitpunkt die erste Hochzeit bereits vorbei war, als die Glücksritter hier mit einfachsten Mittel kleine eigene Claims „umgruben“. Früher war Südafrika der mit Abstand größte Goldproduzent der Welt. Man verfügte zeitweise über 50 % der gesicherten Goldvorkommen. Heute sind es noch ca. 21 %. Auch die riesige Metropolregion Johannesburg ist zu Zeiten des Goldrausches in Südafrika entstanden. Sie ist eine der wenigen großen Metropolen der Welt, die weder am Meer noch an einem Fluss liegt. Dafür befinden sich heute hunderte von Kilometern Stollen unter der Stadt, in denen vor allem Gold aber, wenn auch in viel geringerem Umfang, Diamanten abgebaut worden sind. Es ist das größte zusammenhängende Tunnelsystem der Welt. Es kommt dort in jüngerer Zeit immer wieder zu Unfällen, weil dort illegal in eigentlich stillgelegten Stollen nach Gold gegraben wird. Dazu kommt noch, dass diese nicht mehr gekühlt werden, und es dort unten sehr heiß ist.

Bis heute ist Südafrika einer der großen Exporteure von Rohstoffen. Man fördert etwa 44 % der Weltproduktion an Chrom, bei Platin sind es 47 %, bei Mangan und Vanadium sind es gar 57 %. Aber selbst bei Diamanten, mit 9 % der Weltförderung, ist man alles andere als unbedeutend. Eines der großen Probleme beim Abbau der Rohstoffe stellen die miserablen Arbeitsbedingungen und extrem niedrigen Löhne dar, weshalb es immer wieder zu großen Streiks kommt. Ein nicht kleineres Problem stellt die Versorgung mit Elektrizität dar. Diese wird insbesondere beim Untertageabbau zur Kühlung der Stollen in großer Menge benötigt. Es kommt im ganzen Land immer wieder zu größeren Stromausfällen, teilweise wird sogar planmäßig für Stunden in manchen Regionen der Strom abgeschaltet. Neben einem Atomkraftwerk in der Region um Kapstadt ist Steinkohle der wesentliche Energieträger. Diese kann zum Teil im Tagebau abgebaut werden, da sich große Vorkommen nur wenige Meter unter der Erde befinden. So ist auch die Region, durch die wir heute fahren, gesäumt mit zahlreichen Kohlekraftwerken. Diese befinden sich zumeist unmittelbar an der Abbaustelle. Leider ist die südafrikanische Kohle eher minderwertig, aber eben billig im Abbau. So muss diese, bevor sie verstromt werden kann, gewaschen werden. Dabei werden die verschiedenen Qualitäten der Kohle voneinander getrennt. Übrig bleiben unter anderem große Halden mit minderwertigstem Kohlenstaub, auf denen es auch immer wieder zu Schwelbränden kommt. Diese großen Kohlenstaubberge haben wir auf unserer heutigen Fahrt auch immer wieder gesehen. Die Energieversorgung in Südafrika ist auch immer wieder ein Thema in der politischen Diskussion. Aktuell ist mal wieder ein großes neues Atomkraftwerk im Gespräch, dass auch der amtierende Präsident Jacob Zuma unterstützt. Nach einem Bericht einer Untersuchungskommission möglicherweise nicht ganz uneigennützig. Ihm werden enge Kontakte zur indisch stämmigen Familie Gupta nachgesagt. Wie zufällig kontrolliert diese den Uranabbau im Lande. Außerdem zahlreiche weitere wirtschaftliche Aktivitäten im Rohstoffsektor und vielen anderen Bereichen. Pikanterweise sind Günstlinge und Familienangehörige des Präsidenten in vielen einflussreichen Positionen bzw. Wirtschaftsunternehmen, die wieder mit der Familie Gupta in Zusammenhang stehen. Ursprünglich war er angetreten, um die Korruption im Lande zu bekämpfen. Glaubt man dem Bericht, ist eher das Gegenteil der Fall. So dürfte selbst bei der jüngsten Absetzung des Finanzministers Nhlanhla Nene die Familie Gupta eine Rolle gespielt haben. Ombudsfrau Thuli Madonsela, die dem Untersuchungsausschuss bis zu ihrer eigenen Absetzung vorsaß, forderte bei der Veröffentlichung ihres Berichts Ermittlung der Staatsanwaltschaft gegen den Präsidenten. Aber selbst die Veröffentlichung dieses Berichtes wurde vom Präsidenten Zuma und anderen mit ihm in Verbindung stehenden Kräften zu verhindern versucht, was zwar letztlich nicht gelang, aber um mehrere Jahre hinaus gezögert wurde. Madonsela hatte bei einer früheren Untersuchung bereits dafür gesorgt, dass Zuma einen erheblichen Anteil der Umbaukosten seines Privathauses, der zuvor aus der Staatskasse bezahlt worden war, zurückzahlen musste. Bei den letzten Kommunalwahlen wurde der ANC, dessen Vorsitzender Zuma ebenfalls ist, bereits deutlich abgestraft. So wächst inzwischen auch der Druck aus der eigenen Partei auf den Präsidenten, sich aus der politischen Verantwortung zurückzuziehen, und auch zur Aufklärung der Vorwürfe beizutragen.

Ein anderes großes sichtbares Thema auf unserer heutigen Fahrt ist die Landwirtschaft. Südafrika ist der drittgrößte Exporteur von Agrarprodukten in der Welt. Exportiert werden vor allem Getreide und Mais, in kleinerem Umfang aber auch Obst und seit neuerem auch nennenswert Wein aus der Kap-Region, beim Wein gewinnt man auch zunehmend Anteile am Weltmarkt. Das Gebiet, durch das wir hier heute gefahren sind, ist geprägt vom Anbau von Mais und Getreide, aufgrund der großen Dürre, die hier im Land herrscht, hat es aber in diesem Jahr eine große Missernte gegeben. So wird man in diesem Jahr möglicherweise sogar zum Nettoimporteur von Mais. Insgesamt werden etwa 14 % der Landfläche in Südafrika für Ackerbau oder Viehzucht genutzt. Zum Vergleich in Deutschland sind es etwa 33 %. Dabei setzt man hier insbesondere bei Getreide und Mais auf Masse statt Klasse. So sind auch genetisch veränderte Pflanzen hier normal. Die Felder sind riesig, und für viele Produkte ist auch die künstliche Bewässerung normal. Dabei werden Brunnen gebohrt, um die dann große Bewässerungswagen im Kreis herumgeführt werden. So erklären sich auch die grünen Kreise, die man teilweise aus dem Flugzeug sehen kann. Für die Viehzucht sind weite Teile des Landes weniger gut geeignet, da die Humusschicht nur sehr dünn ist und von den Hufen von zum Beispiel Rindern auf Dauer zertreten werden würde. Die dünne Humusschicht ist auch ein Problem für die Ackerwirtschaft, da der Boden relativ arm an Nährstoffen ist. Um dieses auszugleichen, und gleichzeitig das Geld für die künstliche Düngung zu sparen, werden hier Felder nach der Ernte üblicherweise abgebrannt. Südafrika gilt als eines der Länder mit der größten Artenvielfalt in Flora und Fauna, das gilt aber eben nicht in den Gebieten, in denen intensiv Landwirtschaft betrieben werden, dort sieht man eher Monokulturen und praktisch keine Wildtiere mehr.

Gegen 15 Uhr kommen wir an unserem Hotel in Graskop an. Nach einer kurzen Pause versuchen wir das relativ klare Wetter noch auszunutzen, und fahren zu einem der bekannten Aussichtspunkt der Gegend: Godds Window. Hier kann man vom Highveld ins Lowveld blicken. Eine Abbruchkante von rund 1000 m. Im Highveld vor allem aber im Lowveld wird intensiv Waldwirtschaft betrieben. Es handelt sich um den größten zusammenhängenden von Menschenhand geschaffenen Wald auf unserem Planeten. Man muss aber eigentlich von einer Plantage sprechen, in denen die Bäume in Reih und Glied gepflanzt werden. Das erleichtert die Bewirtschaftung während der Wachstumsphase, aber natürlich auch die rationelle maschinelle Ernte der Wälder. Ca. 50 % der Wälder bestehen aus Pinien, und etwa 40 % aus Eukalyptus, letztere enden praktisch komplett in der Papierproduktion. Es geht bei den Pflanzungen nicht um große alte Bäume, sondern um welche die möglichst schnell wachsen, und einen maximalen Ertrag erwarten lassen. So wundert es auch nicht, das auch hier Gentechnik eingesetzt wird. Sowohl die Pinien als auch die Eukalyptus sind hier eigentlich nicht heimisch. Sie wachsen hier aber besonders schnell und haben praktisch keine Fressfeinde. Die Setzlinge werden in einem Alter von ca. sechs Monaten gepflanzt. Nach zehn Jahren sind sie bereits 15-18 m hoch. Bis zu einer Höhe von ca. 10 m werden sie komplett entastet. Der Waldboden wird in den ersten Jahren mit Spritzmitteln komplett kahl gehalten, um Verluste durch konkurrierende Pflanzen praktisch auszuschließen. Nach ca. 35 Jahren werden die Bäume geschlagen. Dabei werden größere Flächen komplett per Kahlschlag gerodet, und unmittelbar danach sofort mit neuen Setzlinge bepflanzt. Insgesamt wird auf ca. 1,5 Millionen ha bzw. 3 % der Landesfläche diese Art der Waldwirtschaft betrieben. Wobei die Hauptakteure eine staatliche Gesellschaft und zwei große Privatunternehmen sind, diesen drei Unternehmen bewirtschaften etwa 80 % der Plantagenfläche.