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20. Tag        28.08.2013 – Ulan Bator

Wir wechseln mal wieder die Fahrzeuge, heute aber eher wegen besonderer Auflagen in Ulan Bator. Da die Schule wieder begonnen hat, dürfen an bestimmten Tagen nur Fahrzeuge mit geraden und an den anderen Tagen mit ungeraden Endnummern im Kennzeichen nach Ulan Bator hinein fahren. Heute sind die ungeraden an der Reihe, jedenfalls wenn man noch nach 7 Uhr morgens fahren möchte. Unsere alten Fahrzeuge brechen deshalb gegen 5.30 Uhr auf. Die Fahrt nach Ulan Bator dauert etwas 1,5 Stunden. Zu dieser Zeit liegen wir noch im Bett, OK meins ist zu kurz, und meine Beine hängen ein bisschen hinten über. Da hilft es auch nichts, wenn ich mich ein bisschen krumm mache. Genau genommen liege ich aber auch in meinem Schlafsack, der auf der nicht aufgepumpten Isomatte liegt. Das Bett selbst ist nicht so unbedingt vertrauenserweckend. Darum habe ich es, wie aber in der vorigen Jurtencamps auch, vorgezogen, im Schlafsack zu liegen. Nur heute will auch der ruhige Schlaf nicht recht gelingen, so höre ich die Fahrzeuge abfahren. Dabei staune ich auch ein bisschen über die Fahrer, die gestern Abend in einer „gelösten Stimmung“ waren, auch als ich schon längst ins Bett gegangen war. Für sie war es so auf jeden Fall eine kurze Nacht.

Zu uns soll ein 20-Sitzer kommen – mit der nötigen ungerade Nummer. Dazu kommt noch ein Kleinbus. Da diese aber erst einmal aus Ulan Bator kommen müssen, ist Frühstück heute ausnahmsweise für 8.30 Uhr angesetzt. Die Abfahrt soll dann zwischen 9.30 Uhr und 10 Uhr sein. Ich bin zur normalen Zeit aufgestanden und gehe zum Sanitärgebäude herüber, um mich rudimentär zu waschen, Zähne zu putzen und die Toilette aufzusuchen. Was soll ich sagen, es ist nur der Herrenbereich aufgeschlossen. Naja wäre ja ohnehin meine Abteilung gewesen. Nur aus zweien von den zehn Wasserhähnen tröpfelt überhaupt müde das Wasser heraus. Die Spülung auf der Toilette geht gar nicht. Die Verwalterin, die sich hier um das Allernötigste kümmert, wischt gerade auf. So kann ich mir von ihr einen Eimer leihen, und an einen Nebenhahn Wasser besorgen und das Problem buchstäblich wegspülen. Ich packe anschließend meine Tasche und gehe noch mal ins Hauptgebäude hinüber, um ein paar Fotos des surrealen Baus im Nirgendwo zu machen, der seine sozialistische Herkunft geradezu heraus schreit, und jetzt einfach verfällt. Selbst die ältere Verwalterin passt da fast perfekt ins Bild. Alles wirkt ein bisschen so, als hätte ihr niemand gesagt, dass die alten Zeiten vorbei sind. Womit ich nicht sagen möchte, dass sie sich nicht bemüht, alles so gut es geht in Ordnung zu halten. Unser Küchenteam ist schon bei den Vorbereitungen für das Frühstück und werkelt in der Küche, die sich direkt neben dem Salon und Speisesaal im ersten Geschoß befindet. Die Küche ist etwa 5 m breit und wie auch der Salon etwa 20m lang. Ich gehe schließlich auf der der Lobby gegenüber liegenden Seite in einem Türmchen herunter, der eine kleine Wendeltreppe beherbergt. Mal abgesehen davon, dass die Kopffreiheit schon für mich viel zu niedrig ist, tropft es hier von der Decke. Unten im Billard-Zimmer angekommen, steht dort eine große Metallschale auf dem abgedeckten Tisch. Eigentlich soll die Schale ja die Tropfen auffangen, die auch hier von der Decke tropfen. Blöd ist nur, dass sie zwar in die Schale fallen, von da aber spritzen sie beim Aufprall wieder heraus. So ist die Schale mehr oder weniger trocken, dafür ist es drum herum auf der Abdeckfolie feucht. Aber egal, unsere Fahrzeuge kommen früher als gedacht, bis dann aber alles inklusive der Küchenutensilien verpackt ist, ist es dann doch fast 10 Uhr, bis wir wirklich los fahren. Kurz vor einer Mautstelle fährt unser Bus rechts ran. Vor uns steht ein PKW, aus dem unser erster Fahrer eines solchen Busses steigt. Er hat zwei Kennzeichen dabei, die er gegen die an unserem Bus austauscht. Unser Fahrer hatte kurz zuvor schon während der Fahrt mit einigen offiziell aussehenden Papieren herum hantiert.  Laienhaft würde ich jetzt mal sagen, die Busgesellschaft hat für jeden der Bus die passenden Papiere zu allen vorhandenen Kennzeichen. Aber das ist jetzt natürlich nur eine böse Spekulation.

Am wichtigsten ist es ohnehin, dass wir in die Stadt fahren können. Ulan Bator heißt übersetzt übrigens etwa so viel wie Roter Recke. Schnell wird aber auch klar, wozu die Regelung zur Begrenzung des Verkehrs nötig ist, auch wenn sie ganz offensichtlich mehr oder weniger offen unterlaufen wird. Der Verkehr ist ziemlich extrem, dazu kommt noch, das es praktisch keine Vorfahrt regelnde Zeichen gibt, wenn man mal von einigen Ampeln an den wirklich großen Kreuzungen absieht. Die Zeichen der Ampeln werden dann aber zuweilen wieder von verkehrsregelnden Polizisten aufgehoben. So drängelt sich jeder so gut er eben kann in und durch den Verkehr. Es hupt praktisch immer irgendwo jemand, auf dem Lande wird damit zuweilen aber auch ein Überholvorgang angekündigt. Es verwundert dann aber auch nicht, dass hier in der Stadt viele Fahrzeuge Spuren von Berührungen mit anderen Verkehrsteilnehmern haben. Überraschend finde ich aber schon, dass hier in der Hauptstadt sehr viele noch sehr neue schwarze Toyota Landcruiser unterwegs sind. Ein Fahrzeug das knapp über der Armutsgrenze liegt.

Irgendwann haben wir uns dann auch bis zum Bogd Khan Museum vor gearbeitet. Das Museumbesteht aus sieben Tempeln, dem Winterpalast, der ein Geschenk vom russischen Zaren Nikolaus II war, und einem Triumphbogen. Letzterer wurde zur Feier der Unabhängigkeit von China 1912 errichtet. Eine Unabhängigkeit die nicht lange halten sollte. Wegen dieser ersten Unabhängigkeit der jüngeren Geschichte wurde Bogd Gegeen zum Bogd Khan. Es wurde also zum buddhistischen wie auch weltlichen Führer der Mongolei. Im Winterpalast sind heute Geschenke an die acht Bogd Gegeen seit 1636 ausgestellt, aber auch Gebrauchsgegenstände des Bogd Khan. Darunter etwa eine englische Kutsche, sein Bett, eine Frisierkommode für die „Königin“ und einiges mehr. Aber auch seine Roben, die teilweise mit mehreren 100000 kleinsten Perlen verziert worden sind. Oder auch eine Jurte aus 150 Leopardenfellen. Wirklich verschroben sind aber die unzähligen Tierpräparate, die aus dem Privatzoo des letzten Bogd Khan stammen. Nach dem die Tiere, die er zu einem großen Teil aus Hamburg bezogen hat, verendet sind, ließ der Bogd Khan sie ausstopfen, um sich weiter an ihnen erfreuen zu können. Die Tempel auf dem Gelände beschäftigen sich, wie zu vermuten war, mit den verschiedenen buddhistischen Gottheiten und ihren verschiedenen Bedeutungen und teilweise auch verschiedenen Aussehen.

Für uns geht es anschließend zu einem kleinen Restaurant zum Mittagessen. An dessen Fenster klopfen immer mal wieder Bettler, um sich von den Gästen Essen zu erbitten. Wobei das dann im Erfolgsfall, schnell an Dritte weiter gegeben wird. Eine Bedienung verscheucht die Bettler immer wieder ziemlich resolut und schließt dann auch die Außentür. Was mir erst beim heraus gehen auffällt, die Eingangstür hat von Außen gar keine Klinke, dafür gibt es eine Klingel. Wenn also die Tür geschlossen worden ist, muss man zuerst klingeln, damit man eingelassen wird. Von hier ist es nur ein kurzer Sprung zu unserem Hotel, dem Karakhorum, womit auch endgültig geklärt ist, dass uns das Guesthouse erspart bleibt. Das Hotel ist sauber und ordentlich. Kleine Abstriche bezüglich leicht feuchter Stellen an den Wänden und sich dort ablösenden Tapeten, bzw. einem Duschkopf, den man nicht mehr an der Wand aufhängen kann, muss man machen, aber ich bin sehr zufrieden damit. Es ist natürlich kein Vergleich mehr mit dem Zelt oder den Jurten, die Zivilisation hat uns wieder. Sogar ein Bett gibt es, das leidlich lang genug für mich ist. So beschließe ich auch gleich mich nach 2 Wochen zum ersten Mal zu rasieren. Anschließend genieße ich dann noch eine ausgedehnte warme Dusche. Aber die hätten wir in den letzten Tagen ja auch schon haben können.

Am Nachmittag machen wir uns zu Fuß auf, um zum Museum für Geschichte zu gehen. Hier wird von der Frühzeit bis heute die Entwicklung der Mongolei dargestellt. Dazu gibt es zahlreiche Exponate, teilweise als Kopie aber auch sehr viele Originale. Die Exponate sind meist auch auf Englisch erklärt, zusätzlich hatten wir eine englisch sprachige Führung. Ich fand das Museum sehr interessant und deutlich spannender als unser morgendliches Kulturprogramm im in den Reiseführern so hochgelobten Bogd Khan Museum. Was aber vielleicht auch daran liegt, dass mich die viele Götter und deren verschiedenen Erscheinungsformen nach wie vor verwirren. Nach dem Museum gehen wir noch einmal bei der Post vorbei, wo wir ja schon bei unserer ersten kurzen Stippvisite in der mongolischen Hauptstadt waren. Dieses Mal habe ich fertig geschriebene Postkarten dabei, die ich nun auch schon seit mehr als zwei Wochen mit mir herum trage. Das Problem damit ist, das die Postämter in den jeweiligen Zentren eher unregelmäßig geöffnet sind. Und es dann auch schon mal vier Wochen dauern kann, bis die Sendung überhaupt bis nach Ulan Bator kommen. Zusätzlich besteht dann auch noch das Risiko, dass sie bis dahin längst verloren gegangen sind. So werde ich deutlich vor meinen Karten wieder in Deutschland sein, aber alleine der Wille zählt ja.

Noch ein kurzer Blick auf das heutige Wetter. Es hat praktisch den ganzen Tag bis etwa 17 Uhr geregnet. Teilweise war es auch ziemlich heftig. Die Kanalisation hier in Ulan Bator ist damit völlig überfordert. So gibt es teilweise mehrere Meter breite Sturzbäche an den Kantsteinen der Straßen, zum Teil treten sie über die Kantsteine. So ist es für Fußgänger auch immer ein kleines Wagnis, sich an die Straße zu stellen, um diese zu überqueren, so etwas kann auch schnell in einer Dusche mit etwas schlammigem Wasser enden. Auch sonst haben es die Fußgänger hier es schwer. Viele Gehwege sind reichlich uneben, weshalb sich dort größere Seen bilden, die teilweise durchwatet werden müssen, weil man sie schlicht nicht umgehen kann. So passen insbesondere viele Frauen auch ihr Outfit an, sie tragen bunte Gummi-Stiefel statt Pumps. Der Regen hat aber auch seine guten Seiten. Er wäscht die Abgase aus der Luft, was insbesondere im Winter ein Problem ist. Dann laufen auch die völlig veralteten Kohlekraftwerke mit voller Kraft. Und auch wenn es schöner wäre, es wäre jetzt trocken, so freuen wir uns doch, dass wir einiges Glück mit dem Wetter hatten. Schließlich sind die Monate Juli und August die Monate mit den höchsten Niederschlagsmengen und auch höchsten Regenwahrscheinlichkeiten. Aber immer noch besser als der Winter. Ulan Bator gilt als die kälteste Hauptstadt der Welt mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von -2°C. Dabei ist die Stadt wegen der warmen Abgase und der Lage in einem Bergkessel von den Temperaturen noch begünstigt, das Töv-Aimag, in dem Ulan Bator als Enklave liegt, kommt auf eine Durchschnittstemperatur von -18°C.