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20. Reisetag - Ayers Rock

Und wieder beginnt ein Tag im Dunkeln. Heute morgen steht ein Sonnenaufgang am Uluru auf dem Programm. Wieder wechseln die Farben von grau über violett zu einem dunklen rot um dann leuchtend rot ja fast orange zu werden. Es war nicht ganz so prächtig wie der Sonnenuntergang, da diese Seite des Felsen weniger Struktur hat und das Lichtspiel auch noch etwas kürzer ist. Anschließend geht es weiter mit einer kleinen Wanderung um einen Teil des für die Aboriginies heiligen Bergs. Als erstes sehen wir eines der beiden Wasserlöcher am Uluru. Dieses führt häufig Wasser, das andere am Ende der Wanderung immer und ist dazu noch etwas tiefer wie dieses. Aber bis wir da angelangt sind, kommen wir noch an zahlreichen Höhlen und Vertiefungen vorbei. Diese sind den Aboriginies heilig. Dort versammelten sich vor heiligen Riten etwa die jungen Männer, die in die Welt der Erwachsenen überführt werden sollten. Häufig waren damit blutige Zeremonien, wie etwa das schneiden in den Bauch oder in Gliedmaßen, verbunden. Sie sind auch unterschiedlich zwischen den einzelnen Stämmen. Dabei gab es dort Höhlen für verschiedene Gruppen, wie etwa für die erwähnten jungen Männer, genauso aber auch für die bereits eingeführten Männer, die Kinder, die jungen Frauen oder auch die älteren Frauen. Die Kinder galten bei den Aboriginies oft erst nicht viel, erst mit der Überführung zu den Erwachsenen erlangten sie Bedeutung. Bei der Geburt von Zwillingen wurde das Erstgeborene zurück gelassen. Man begründete dies damit, das es sich vorgedrängelt hätte. Es hatte aber auch einen praktischen Hintergrund. In der Wüste hatte eine Frau mit zwei Säuglingen kaum eine Überlebenschance, und schon gar nicht wenn sie dabei auch noch ihrer täglichen Arbeit nachgehen mußte. Männer galten mehr als Frauen. Auch wenn diese 70% der Arbeit verrichten mußten. Männer haben etwa kriegerische Auseinandersetzungen ausgefochten, Strafexpeditionen gegen Mitglieder des Clans, wenn diese gegen die strengen Regeln verstoßen hatten, ausgeführt oder Großwild gejagt. Auch die Beschaffung von Baumaterial für Behausungen, soweit diese überhaupt errichtet wurden, waren Männersache. Der Bau selbst fiel aber schon in den Aufgabenbereich der Frauen. Auch Hausarbeiten, die Erziehung der Kinder, das jagen von Kleintieren oder auch das Sammeln von Beeren, Wurzeln und anderem Essbarem waren Frauensache. Die Gesetze waren streng und auf die bedingungslose genaue Befolgung wurde großer Wert gelegt. Die Bestrafung waren zum Teil grausam und konnten nicht selten den Tod zur Folge haben. Das Sagen hatten die älteren erfahrenen Männer, wobei der Älteste und Erfahrenste so eine Art Häuptling Status hatte. Er bestimmte den Weg, den sein Clan ging und wohin er zog.

Hier noch ein kleiner Exkurs in einen Fall, der gerade die Australier beschäftigt, während wir hier sind. Einem Aboriginie warf die Justiz vor seine schwangere Frau ermordet zu haben. Er wünschte nach seiner Verurteilung noch einmal zu seinem Stamm zurück kehren zu dürfen, um sich von ihm verabschieden zu können. Den Behörden wurde er dann schwer verletzt wieder übergeben. Er hatte mehrere Wunder, die ihm mit Sperren beigebracht worden waren. Darunter befand sich auch eine, in der man einen Sperr durch seinen Oberschenkel getrieben hatte und die Waffe stecken lassen. Es gab hier dann eine große Diskussion, ob denn die Behörden den Verurteilten überhaupt zu seinem Stamm hätte lassen dürfen, und ob man nicht vorher so etwas hätte erwarten können. Auch die Frage wen oder ob überhaupt jemand für diese Bestrafung zu Rechenschaft gezogen werden könnte bzw. sollte. Überhaupt hat man hier noch große Schwierigkeiten, die sehr verschiedenen Kulturen miteinander zu verknüpfen. Viele Aboriginies wollen nicht mehr so leben, wie ihr Volk die letzten 50000 Jahre gelebt hat. Sie sehen die Welt der Weißen und wie leicht man Nahrung und auch Wasser bekommen kann. Sie sind aber dann auch nicht bereit regelmäßig einer Arbeit nachzugehen. In ihrer alten Kultur nahm man sich auch mal eine Ruhepause, wenn die Versorgung sicher gestellt war. So leben viele Aboriginies von Sozialhilfe und so finden sie sich nur am Rande der weiß geprägten Gesellschaft wieder. So kommt es auch, das ihr Leben nahezu ohne Perspektive ist und durchschnittlich schon nach 50 Jahre zu Ende. Zum Vergleich werden die Weißen durchschnittlich etwa 25 Jahre älter. Die Aboriginies sind dann häufig in den Nachmittagsstunden in kleinen Gruppen zusammen und sehen von ihrer Drogensucht gezeichnet aus. Und sie konsumieren nur die billigsten und sehr zerstörerischen Rauschmittel. Da ist der Alkohol, den sie überhaupt nicht vertragen noch die harmloseste. Das Schnüffeln von Lösemittel und Treibstoff hinterläßt da schon viel größere Schäden. Ihnen wird ihre Kultur, die sie seit tausenden von Jahren hier in Australien entwickelt und gepflegt haben, zum Verhängnis, da sie gar nicht an die Denkweise der Weißen angepaßt ist. Sie haben früher sich als Teil der Erde bzw. der Natur begriffen, deshalb hatten sie immer Probleme in den Schemen von Eigentum an Grund und Boden zu denken. Sie gehörten der Erde, aber nicht umgekehrt. Sicherlich noch ein weites Feld, das ich, wie ich gestehen muß aufgrund meines westeuropäischem Gedankengutes kaum fassen kann. Man ist da nicht neutral und kann sich deshalb auch nicht in die Sicht eines Naturvolkes hinein versetzen. Dazu kommt auch noch das es eigentlich gar nicht die Aboriginies gegeben hat. Es waren sehr viele verschiedene Stämme, Gruppen und Clans, die sich wieder untereinander nicht einmal sprachlich verstanden haben. Auch die Riten und Gebräuche waren verschieden.

Jetzt aber zurück zu unserem Reisetag. Die Oberfläche des Uluru ist ziemlich geschuppt, und es fallen immer wieder Teile herunter. Von der Struktur erinnert er ein bißchen an eine alte verrostete Blechtonne, von der immer wieder ein bißchen abrostet und runter fällt. Und der Vergleich ist auch gar nicht so falsch. Da auch der Uluru, wie auch sein ganzen Umfeld, rot aussieht, was an dem hohen Anteil an Eisenoxyd liegt, rostet er förmlich an der Luft. Immer wenn wieder etwas herunter fällt wirkt die Stelle gräulich rot. So sieht der Stein eigentlich aus, durch das bißchen Kondenswasser und die Luft oxidiert er dann, oder man könnte eben sagen er rostet. Das Kondenswasser ist es auch, was sich dann später in den beiden Wasserlöchern sammelt. In einigen der erwähnten Höhlen befinden sich Felsmalereien. Sie sind in den Farben weiß, rot und ocker gemalt. Den Farben die die Aboriginies aus ihrer Umwelt gewinnen konnten. Teilweise scheinen die Malereien auch übereinander gemalt worden zu sein. Beim Uluru soll eigentlich nicht photographiert werden, es wird aber stillschweigend geduldet. Auch ist es verwunderlich das der Berg bestiegen werden kann, zumal das Gebiet ja unter der Verwaltung der Aboriginies steht. Und für sehr viele ist der Uluru das erklärte höchste Heiligtum. Das wäre dann fast so, als wenn Christen den Altar für Partys verleihen würden. Und die Touristen laufen auf den Berg wie die Lemminge in einer schier endlosen Karawane hinauf und natürlich wieder runter. Das ständig vorkommende Wasser hat sicherlich auch dazu beigetragen diesen Berg zu einer heiligen Stätte für die Aboriginies werden zu lassen. Denn in der Umgebung gibt es sonst keine so sicheren Wasserstellen wie diese. Überhaupt ist Wasser dort ein Thema. Zur Zeit wird die ganze Hotelanlage und Umgebung mit Wasser aus einem unterirdischen See versorgt. Doch wenn man weiter so verschwenderisch mit dem kostbaren Nass umgeht, wird das Wasser nur noch bis voraussichtlich 2025 reichen. Da fragt man sich ob nicht einige der Aboriginies sich schon zu sehr an die Denkweisen der Weißen angepasst haben, ja sogar sie noch übertreffen. In unserem Hotel werden die Handtücher und auch die Bettwäsche täglich gewechselt, egal ob sie benutzt worden sind oder nicht. Nur auf ausdrückliche Abbestellung hin lässt man diesen „Service" weg.

Aber ich schweife schon wieder ab. Den restlichen Vormittag und frühen Nachmittag haben wir dann das Geruhsame aus unserer Reisebeschreibung genossen und uns am Pool aufgehalten, oder was auch immer sonst man hier im Nichts zu tun pflegen wollte. Am Nachmittag sind wir dann zu den Kata Tjutas gefahren, was so viel heißt wie die vielen Köpfe. Eine Felsformation, die im Gegensatz zum 90° geneigten Uluru nur etwa 16° geneigte Gesteinsschichten aufweist. Dafür bestehen sie nicht nur aus einem Berg mit einer Kuppe, sondern haben viele runde Kuppen. Auch das Gestein ist sehr viel vielfältiger. Es gibt hier Geröll und neben vielen runden losen Steine auch zahlreiches spitzes Gestein. Auch hier handelt es sich wie beim Uluru um einen sehr eisenhaltigen Sandstein. Auch die Olgas, wie sie früher hießen, bieten beim Sonnenuntergang ein großartiges Farbspiel, auch wenn ich das am Ayers Rock, oder richtiger gesagt am Uluru, schöner fand. Das mag aber auch daran liegen, das ich es dort zum ersten mal gesehen habe. Auch die Kata Tjutas sind für die Aboriginies eine heilige Stätte, wenn gleich sie nicht sagen warum das so ist oder was für Geschichten oder Rituale damit verbunden sind. Sie sagen lediglich das sie heilig sind, aber eben nicht welche Bedeutung sie haben. Sie geben hier auch nicht ihre Version der Entstehung preis, das läßt vielleicht sogar den Schluß zu, das sie noch viel heiliger sind als der Uluru. Noch ein kleiner Satz zur Traumzeit. Für die Aboriginies beschreibt die Traumzeit die Entstehung der Welt. In ihrer Version wird die Welt von Fabelwesen erschaffen bzw. sie bezeichnen die verschiedenen Dinge. In der Logik der Aboriginies beginnen Dinge erst zu sein, wenn sie einen Namen haben. Dabei haben die verschiedenen Clans auch ihre Totems erhalten, das jetzt für die Mitglieder des Clans heilig ist und großen Zauber über sie ausübt. Jeder einzelne hat noch ein weiteres persönliches Totem. Sind die Totems Tiere oder Pflanzen dürfen diese von dem jeweiligen Aboriginie nicht getötet bzw. als Nahrungsquelle oder anderweitig weltlich genutzt werden.

 

21. Reisetag - Ayers Rock

Der Vormittag sollte wieder unter dem Titel „Geruhsam" laufen. Ein halber Tag am Pool des Hotels ist angesagt. Leider mußten wir unsere Zimmer schon um 10 Uhr räumen, also Badehose ins Handgepäck und ein Handtuch organisieren. Überhaupt war unser Hotel von einer hohen Fluktuation geprägt. Nur wenige Gäste blieben länger als eine Nacht, und eigentlich keiner mehr als zwei. Ursprünglich war um 12 Uhr sammeln angesagt, um dann zum Flughafen gebracht zu werden. Unsere Rundreise sollte um 14:30 Uhr mit dem Flug nach Perth fortgesetzt werden. Schon am Vormittag erreichte uns die Nachricht wir wären auf 16 Uhr umgebucht worden. Auf Nachfrage um 15 Uhr sagte man uns dann, das die Maschine ausgefallen wäre. Sie wäre von Cairns gestartet aber wieder dorthin zurück gekehrt. Wenn sie dann in Ayers Rock gelandet wäre, müßte sie noch ein paar Gäste zurück nach Alice Springs bringen. Anschließend würde sie wieder zurück kommen und dann so 19:20 nach Perth weiterfliegen. Für die Unannehmlichkeiten spendierte uns die Fluggesellschaft Quantas dann ein Mittagessen. Nachdem wir noch ein bißchen am Pool im Schatten gesessen hatten, ging es dann also endlich zum Flughafen. Einem Flughafen mit zwei Gates, die beide ebenerdig auf das offene Flugfeld führen. Schon am Flughafen wurde aus 19:20 eine 19:40. Um 20:15 betraten dann die ersten Passagiere das Flugzeug. Dann noch eine knappe halbe Stunde später startete der Flieger dann endlich, mit einer Verzögerung von insgesamt etwa 6 Stunden. Irgendwie war es damit ein verlorener Tag in diesem riesigen Land. Auch wenn es wieder schön war ein paar Australier mit Badeschlappen und Strandtasche ins Flugzeug steigen zu sehen, gerade so als wenn sie mit dem Stadtbus ins Freibad wollten.

 

22. Reisetag - Perth (Freemantle)

Der Tag beginnt mit einer Stadtrundfahrt in Perth, der Hauptstadt von West Austrailia. Es ist der größte Bundesstaat und mit seiner Fläche von 2,5 Millionen km² etwa sieben mal so groß wie die Bundesrepublik. Hier leben aber nur etwa 1,7 Millionen Menschen, und davon alleine 1,2 Millionen im Raum Perth. Perth ist auch die Stadt mit dem größten Stadtgebiet in Australien von etwa 5000 km². Zum Vergleich Berlin hat eine Fläche von etwa 1000 km². Das Land ist reich an Bodenschätzen. Es werden etwa Nickel, Uran, Zink, Eisenerz und auch noch eine Reihe weiterer Erze gefördert. Auch Edelmetalle, Halbedelsteine und Edelsteine, sowie Erdöl und Erdgas werden hier ausgebeutet.

Aber zurück zur Stadtrundfahrt. Zuerst geht es ein bisschen durch Freemantle, dem Vorort wo auch unser Hotel sich befindet. Wir kommen an ein paar Villen vorbei um an einen Aussichtspunkt zu gelangen von wo aus man hinüber über den Swan River nach Perth schauen kann. Auch hier fällt wieder die relativ kleine City mit den Hochhäusern auf. Aber dafür dehnt sie sich ja auch ziemlich aus. Viele Einwohner haben hier ihr eigenes kleines Häuschen mit etwas Garten drum herum. Man lebt hier von der Verwaltung und Bewirtschaftung der abgebauten Bodenschätze des Landes. Weiter geht die Fahrt am Strand entlang, dieser befindet sich quasi direkt am Stadtrand und zieht sich zig Kilometer nach Norden und Süden. Das Wasser ist zwar zu dieser Jahreszeit nur etwa 15°C warm, aber das hält zahlreiche Paddler, Surfer und auch einige Schwimmer nicht davon ab, schon mal ins bzw. auf's Wasser zu gehen. Aber wir müssen, wie immer, auch schon wieder weiter. Wir gelangen zu einem Seitenarm bzw. einem See, der sich in einer Bucht des Swan Rivers gebildet hat zu den Namensgebern der Flusses: Schwarze Schwäne. Es gibt inzwischen in weiten Teilen des Landes welche, aber hier sind sie eigentlich zu Hause. Und es gibt hier sehr viele. Unser Busfahrer hat etwas Futter dabei, und da lassen die stolzen Tiere auch nicht lange auf sich warten. Schnell finden sich 20 dieser Tiere ein. Aber auch Möwen und andere Wasservögel haben schnell Wind davon bekommen und kommen um sich ihren Anteil am Futter zu sichern.

Nach dem obligatorischen Besuch im Botanischen Garten der Stadt geht es mit dem Bus weiter in die Innenstadt. Vorbei am Parlament, dem Haus des Gouverneurs, der einzigen noch in Betrieb befindlichen Münze Australiens gelangen wir zum London-Court. Dabei handelt es sich um einen historischen Zugang zur Fußgängerzone der Stadt. Bereits hier sind entlang des nur wenige Meter breiten Weges zahlreiche Geschäfte zu finden. Immer wieder gibt es gemauerte Tore zu durchschreiten bis man auf der „neuen" Fußgängerzone raus kommt. Da ich nicht so sehr viel Zeit verlieren wollte, dachte ich mir, hier ist du was schnelles. Ein „Hottie" sollte es sein. Dabei handelt es sich um eine etwas dicklich Wurst in einem Baguette. Doch das gute Stück war leider sehr „hot". Es war derart scharf gewürzt, das auch ein schlapper Liter Wasser und ein Eis kaum Besserung brachte. Aber diese kleine Anekdote nur mal so am Rande, denn im allgemeinen ist die australische Küche für Fleischesser wie mich wie gemacht. Die Portionen sind groß und haben einen sehr hohen Fleischanteil. Insgesamt deckt die Küche das gesamte europäische Angebot ab, man neigt eben nur dazu den Fleischanteil groß zu halten. Einzige Ausnahme ist das Frühstück. Wenn man mal vom Bacon bei den Eiern und den kleinen heißen Würstchen absieht, gibt es kaum bis gar keine Wurst zum Frühstück. Wenn man mal vom Hottie absieht habe ich die Stadt als sehr angenehm empfunden. Es hat das Angebot einer Stadt, das Leben macht für mich aber keinen hektischen Eindruck. Wolkenkratzer sind nur da wo sie hingehören in die City, und sonst prägen die Einfamilienhäuser das Stadtbild. Perth sieht modern aber nicht avantgardistisch aus.

Aber jetzt wird es auch schon wieder Zeit runter zum Fährhafen zu gehen. Von dort wollen wir mit der Fähre zurück nach Freemantle fahren. Auch der breite ruhige Fluß macht die Stadt sympathisch. Hier sind allenfalls ein paar Yachten und Segler unterwegs, und auch eine Sanddüne, die sich in der Flußbiegung gebildet hat, kann dort bleiben. Sie muß nicht für die Ozean-Riesen ausgebaggert werden. Auf der Fahrt gibt es noch etwas Zeit mit den freundlichen Australiern ins Gespräch zu kommen. Man gewinnt den Eindruck, sie wären sehr ehrgeizig, könnten, wenn es denn doch nicht klappt, aber auch mit einem Fehlschlag leben. Mit vielen Dingen sind sie sehr viel freier als wir Deutschen. Sobald sie in der Freizeit sind ist vieles erlaubt, doch in den Büros gibt es starre Regeln und eine feste Kleiderordnung, nicht so streng wie in Sydney aber doch schon bestimmt. In Australien im allgemeinen ist die Rolle der Frau noch sehr viel konservativer als in Europa. Man sieht gerne wenn sie einem Beruf nachgeht, aber Haushalt und Kinder sind „natürlich" auch ihr zugedacht. Bei den Männern ist auf den Partys Trinken und Gehabe sehr wichtig. Nicht selten kommt es dabei dann auch zu Raufereien. Viele Haushalte verfügen aber auch über genug Geld um mehr Autos zu besitzen als überhaupt Führerscheine vorhanden sind. Jeweils ein Auto für den Mann und die Frau um zur Arbeit zu gelangen ist sowieso Pflicht, aber es sollte auch schon ein Funmobil darüber hinaus möglich sein. Dazu muß man aber auch sagen, das der Nahverkehr hier nur sehr dürftig ausgebaut ist. Fahrrad fahren gehört definitiv nicht zu den Hobbys der Aussies. Wenn überhaupt sieht man mal einen Fahrradkurier, wenn die nicht auch schon mit dem Motorrad unterwegs sind, oder aber einen, der auf seinen Rennrad Sport treibt. Ansonsten findet es praktisch nicht statt, sogar Radwege sucht man weitestgehend vergebens. Aber auch die restliche Infrastruktur regt nicht gerade zum Radfahren an. Die Entfernungen innerhalb der Städte sind oft immens, das liegt zum einen an der platzraubenden Bauweise der Häuser, aber auch an der zahlreichen Grünanlagen. Aber es ist auch nicht selbstverständlich einen Supermarkt in unmittelbarer Nähe zu haben, das können dann auch schon mal 10 km durch die Stadt sein, da steht dann auch gleich ein Megastore mit allem Möglichen. Das ist auch in Freemantle so. Hier gibt es noch zahlreiche alte Fassaden, aber dahinter verbergen sich dann oft sehr moderne neue Häuser, die sich an die stehen gelassene Vorderwand hängen. In der Innenstadt des Vorortes gibt es alles zu kaufen, doch etwas weiter draussen kann man kaum mehr als eine Zeitung erwerben.

Noch ein kleiner Exkurs zur Rugby Weltmeisterschaft, die hier gerade im Land statt findet. Da unser Reiseleiter früher selbst Rugby gespielt hat sind wir auch rudimentär in die Regeln eingeweiht worden. Und hier in Australien ist Rugby neben Cricket und allem im und am Wasser Volkssport. Nach dem ja schon bei unserer Ankunft in Sydney mit uns das Team von Wales eingetroffen ist, wohnt jetzt Südafrika mit uns im gleichen Hotel in Freemantle. Schon gestern wurde wir mit einem Ersatzbus vom Flughafen abgeholt, weil die regulären bereits alle im Einsatz waren um Fans vom Flughafen in der Umgebung zu verteilen. Auch die Mannschaft der Südafrikaner war in der letzten Nacht deutlich zu vernehmen. Am heutigen Abend ist nun das große Spiel der Vorrunde zwischen den besagten Südafrikanern und England, letztere zählen zu den Mitfavoriten auf den Titel. Da weiß ich gar nicht recht für wenn ich da sein soll, für den Underdog Südafrika und damit dann eine turbulente Nacht im Hotel, oder für England und eine wohl ruhigere Nacht. Aber nach kurzem Blick ins Fernsehprogramm merke ich schon, es wird eine ruhige Nacht. Die Südafrikaner haben 85: 6 verloren, was im Fußball etwa einem 12 : 1 entspricht.

 

23. Reisetag - Perth (Freemantle)

Schon früh um 7 Uhr ging es weiter in den Yanchep Tierpark, wo uns einige Koalas und Kakadus erwarteten. Man konnte dort auch einen Koala anfassen, jedenfalls wenn er gerade nicht schläft. Wir hatten Glück und er war wach, und sein weiches Fell hatte der Kletterbeutler auch gerade geputzt. Einige Kakadus machten auch in den Baumwipfeln auf sich aufmerksam, waren aber nicht so sehr geneigt sich offen zu zeigen. Man konnte sie zwischen den Blättern sehen und vor allem hören. Diese Vögel haben ja zum Teil sehr kräftige Schnäbel, damit können sie Zweige von der Dicke eines Fingers mühelos abkneifen. Darum sind gerade die weißen Schwefelkakadus auch nicht gerade gerne in den Gärten gesehen. Da sie häufig in Schwärmen auftreten, können sie auch schon mal einen blühenden Baum in eine trostlose Erscheinung verwandeln. Aber wir mußten auch weiter zum eigentlichen Ziel des Tages den Namburg Nationalpark. Dort stehen die Pinnacles. Dabei handelt es sich um Quarz-Gesteine, die sich scheinbar etwas verirrt haben. Früher haben sich dort einmal Muscheln als Kalkgestein abgelagert, dabei meint früher vor einigen Millionen Jahren. Dort haben sich dann Pflanzen angesiedelt, die ihre Wurzeln ins harte Gestein getrieben haben. In diese feinen Risse ist dann Wasser und damit Quarzpartikel eingedrungen. Als sich vor etwa 50 Millionen Jahre der australische Kontinent etwas angehoben hat, ist dort das Kalkgestein durch Wind- und Wassererosion wieder abgetragen worden. Zurück blieben die Quarzgebilde, die Pinnacles, an diesen nagt nun auch wieder der Zahn der Zeit. Sie stehen auf einem sehr feinen intensiv gelben Sand. Nur wenige hundert Meter weiter beginnt bereits der Strand Westaustralien am Indischen Ozean. Dort findet man sehr hellen weißen Sand. Weite Teile des Kontinents sind ja mit dem roten Sand (Eisenoxid) bedeckt. Dann hier der gelbe Sand (Eisenhydroxyd) und der weiße Kalksand mit ein paar Spuren Eisenoxid drin, aber eben praktisch keine beigen oder braun Sande. An einem solchen Strand, in unserem Fall die Hannover-Bay, haben wir dann ein Mittags-Picknick gemacht.

Auch in Westaustralien um Perth herum (ca 200 km) wird intensiv Landwirtschaft betrieben. Bereits an der Stadtgrenze befindet sich Obst- und Gemüseanbau. Aber auch Weinreben sind zu sehen. Dabei wächst der Wein nicht an Hängen, wie in weiten Teilen Europas um eine bessere Sonneneinstrahlung zu haben, sondern ebenerdig, denn hier ist vielmehr die Bewässerung als die Sonne das Problem. Wie schon in Victoria und Südaustralien wird auch hier intensiv bewässert, daraus resultieren auch hier die gleichen Schwierigkeiten wie sonst überall mit der Versalzung des Grundwassers. Das ist aber ja schon ausreichend dokumentiert worden. Man versucht jetzt auf einzelnen Feldern in Australien Pflanzen zu finden, die eben in diesem Klima wachsen und auch möglichst schnell Wasser aufnehmen und in der Pflanze speichern können. Man hegt da große Hoffnungen auf Olivenbäume. Bisher sind sie noch nicht sehr verbreitet, wenn wir in Südaustralien auch eine Anpflanzung von etwa 70 ha gesehen haben, aber die ersten Erfahrungen sind durchaus ermutigend. Viele Menschen in Australien machen sich noch nicht sehr große Gedanken um die Versalzung, doch überall wo die Schäden auch offen zu Tage treten, beginnt sich die Bevölkerung zu regen, und der Anteil der Betroffenen steigt. Früher hat der Busch, der eben den Niederschlag sehr schnell wieder aufgenommen hat, dieses Problem gar nicht entstehen lassen. Der Busch, der hier um den Namburg Nationalpark von eher niedrigen Wuchs ist, ist weitestgehend verschwunden und die Landwirtschaft dominiert das Bild. Es herrscht hier die Zucht von Fleischrindern und Schafen vor, aber auch Weizenanbau ist hier nicht selten. Aber weder das Gras noch der Weizen sind eben Pflanzen, die Wasser sehr schnell aufnehmen und speichern können.

Vor wenigen Monaten hat es hier an einer der von uns befahrenen Straße ein Buschfeuer gegeben. Ein durchaus natürlicher Vorgang, der auch von der Natur zum Teil gebraucht wird. Dort in der kargen scheinbar toten schwarzen Landschaft sind weite Teile der Vegetation völlig verbrannt. Die Bangsia, jene Bäume deren Früchte ähnlich unseren Tannenzapfen aussehen scheinen verloren. Doch erst durch das Feuer werden auch die Fruchtkapseln aufgebrochen und die Samen fallen in die an Nährstoffen reiche Asche um wieder neues Leben entstehen zu lassen. Die ersten Gräser beginnen sich wieder zu zeigen, am weitesten ist wohl das Smoky Gras. Der Namen kommt aber weniger von dem schnellen regenerieren nach einem Feuer als vielmehr von den grauen Blütenständen, die man jetzt vielfach sieht. Am besten überlebt haben wohl die Grasbäume das Feuer. Der Stamm, der oft kaum über einen Meter hoch ist, dabei aber durchaus 30 cm dick sein kann, sieht völlig verkohlt aus. Darum tragen sie auch den Spitznamen „Black Boys". Die schwarzen Stämme wachsen kaum 2 cm im Jahr, dafür sind aber die Fruchtstände schon mal 6-8 m hoch. Da sich sehr viel Nektar an bzw. in ihnen befindet, haben die Aboriginies sie früher als eine Art Lutscher benutzt.

Zum Abschluß noch eine kleine Nachlese zum Rugbyspiel Südafrikas. Die letzte Nacht war wie erwartet ruhig im Hotel. Auch beim heutigen Frühstück mußten sie offenbar noch ihre Wunden lecken. Doch während ich hier schreibe gibt es draußen gerade ein großes Feuerwerk, das den nächtlichen Himmel über Freemantle beleuchtet. Dabei war es heute von den Temperaturen her sehr angenehm mit 20-25°C am Tag und jetzt auch noch 17, wenn ich dem Thermometer hier auf meinem Balkon trauen kann. Das war ja nicht immer so. Am Anfang unserer Reise hatten wir ja knapp unter 20°C und wesentlich „kältere" Luft. Dann in den Grampians waren es nur 11°C und in der Nacht nur noch 2°C. Temperaturen die ich hier so nicht erwartet hatte, aber auch nicht normal für diese Jahreszeit sind. Im Zentrum der Kontinents waren es dann ja um die 30°C, was für einen Mitteleuropäer auch wesentlich angenehmer ist, wie das was da noch kommen wird im australischen Sommer. Doch die Sonne ist hier sehr viel intensiver als in Europa. So muß man immer darauf achten sich ordentlich mit Sonnencreme einzudecken. Am Tag war ja auch alles schön geschützt, doch am Abend war ich noch kurz ohne Mütze am Strand und man konnte schon nach kaum einer Stunde Spuren auf meinem empfindlichsten Teil - meiner Nase - entdecken. Auch das Licht ist irgendwie noch heller als zu Hause. Der Himmel scheint kaum richtig blau sondern ist eigentlich mehr weiß milchig bis durchsichtig. Das kann man kaum beschreiben, er ist eben anders - heller eben.

 

24. Reisetag - Perth -> Port Douglas

Der heutige Tag hat eigentlich nur ein Ziel. Wir wollen von der unteren linke Ecke in die obere rechte Ecke Australiens fliegen, oder anders gesagt von Freemantle in das etwa 3500 km entfernte Port-Douglas. Das größte Stück ist der Flug von Perth nach Ayers Rock. Dabei geht es zum ersten mal am Tage über die Wüste. Man bekommt noch einen eindrucksvolleren Eindruck von der Weite des Landes. Aber auch die riesigen Wüsten Westaustraliens mit ihren gigantischen Salzseen sehen von oben gewaltig aus, bzw. stimmen auch ein bißchen nachdenklich, wenn ich so an die Salzpfannen denke. Dieses sind zwar mehr oder weniger natürliche Salzseen, doch wenn man dann hört das weite Teile des Landes langsam aber stetig auf ein solches Aussehen zusteuern ist es schon sehr bedenklich.

Noch ein kleiner Nachsatz zu dem Flughafen von Ayers Rock, der wirklich jeder Metropole zur Ehre gereichen würde. Dort hat man den einzigen Souvenir-Shop um 14:55 Uhr dicht gemacht, zum Glück hat man da noch die Möglichkeit im Getränkeverkauf etwas zu erwerben. Aber unsere Maschine, die um 15:15 starten soll ist ja auch die Letzte bis 17:00 Uhr. Und ehe wir noch was kaufen ...

Jetzt noch etwas zu unserem Ziel. Port-Douglas liegt in der Nähe von Cairns, also in den Tropen mit dem dort üblichen Klima. In der Wüste trocknete der Schweiß noch sofort, hier läuft er bei jeder kleinen Anstrengung sofort in Strömen, sobald man den klimatisierten Bereich verläßt. Dies soll das einzige Hotel sein, das ich ein bißchen näher beschreibe. Fast alle bisherigen waren sehr gut, alle bis auf die in Warrnambool und Halls Gap hatten mindestens 4 ½ Sterne. Aber dieses ist auf jeden Fall etwas besonderes. Jede hat hier ein eigenes kleines Stelzenhäuschen. Die etwa 4,5x9 m großen Holzgebäude haben „natürlich" eine kleine Terrasse und stehen eigentlich direkt im Regenwald. Das Restaurant im Haupthaus ist sehr offen gestaltet, so das der Wind hindurch streichen kann. Fenster sucht man hier vergebens. Zur Begrüßung gab es erst einmal einen alkoholfreien Cocktail. Dann war ich im Zimmer gerade am Auspacken als ich meinen Kleiderschrank öffnete, da begrüßte mich schon ein kleiner Gecko. Man hatte uns schon vorgewarnt. In unseren Häuschen wären mit Sicherheit keine Kakalaken oder anderes Ungeziefer. Auch Fliegen wären unwahrscheinlich, doch die Geckos könnte man einfach nicht aufhalten. Diese etwa 10 cm langen kleinen Tierchen laufen jede Wand ohne Probleme hoch, auch eine glatte Glasoberfläche wäre für sie zwar unangenehm aber keine wirkliche Schwierigkeit. Dabei sind sie erstaunlich schnell und quetschen sich durch die kleinsten Ritzen. An die Anwesenheit der Geckos muß man sich sicherlich gewöhnen, aber ansich stellen sie kein Problem dar. Sie „kümmern" sich um die kleinen Insekten, die eventuell doch den Weg ins Haus gefunden haben, sie haben aber selbst Angst vor Warmblütern, also auch vor dem gemeinen Menschen. Der einzige wirkliche Kritikpunkt dieses Hotels, natürlich mit zwei Privatstränden, ist die Abgeschiedenheit. Man hat keine Möglichkeit ohne Bus oder Taxi vom Thala Beach Resort weg zu kommen.