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Reiseland Tansania

Tansania liegt in Afrika - damit fällt es für viele schon alleine deshalb aus der Reihe der Länder heraus, die man sehen will. Afrika ist unorganisiert, heiß, korrupt und gefährlich - so die Vorurteile vieler. Auch in Tansania ist vieles zuweilen unorganisiert, man kann es aber auch als Chance für unkonventionelle Lösungsansätze sehen. Die Menschen leben (noch) nicht so in den Zwängen des Alltags. Termindruck ist ihnen fremd. OK das mit dem heiß stimmt, jedenfalls in den meisten Ecken des Landes. Korruption ist nun mit Sicherheit ein Problem in allen afrikanischen Ländern, die ich bisher besucht habe. Und gefährlich - ja und nein. Tansania ist für einen Weißen sicherlich in einigen Ecken gefährlicher als es uns für uns selbst in Deutschland erscheint, aber ich wollte in manchen Gegenden unserer Großstädte auch nicht unbedingt unterwegs sein.

Was spricht aber nun für Tansania - die Natur!!! - mit drei Ausrufezeichen. Die meisten von uns werden sich sicherlich an die Sendung "Expedition ins Tierreich" erinnern. Viele der Beiträge stammen aus der Serengeti oder auch dem Ngorongoro Krater. Es gibt fast alle Tiere, die man mit Afrika verbindet, Elefanten, Nasshörner, Löwen, Leoparden, Gazellen, Büffel, die riesigen Gnu Herden ... und noch so viel mehr dort. Beide liegen im Norden von Tansania. Insgesamt weist das Land 300000 Quadratkilometer als Naturschutzreservate aus, das ist rund 1/3 der Landesfläche oder 80% der Fläche Deutschlands. Dort leben etwa 20% aller großen afrikanischen Säugetiere oder auch 90% aller Arten. Jeder der mal eine Fotosafari in einem der großen oder auch kleinen Nationalparks in Afrika gemacht hat, wird sicherlich mit mir übereinstimmen, das das ein grandioses Erlebnis ist. So stand auch für mich Tansania für eine Fotosafari auf meiner "Warteliste". Aber den Anstoß, es jetzt zu machen, hat bei mir der höchste afrikanische Berg, der Kilimanjaro, gegeben. Es gab für mich eine einfach zu schöne Gelegenheit an einer Besteigung teilnehmen zu können. Dafür möchte ich hier noch mal DANKE sagen, die gemeinte Person wird wissen, das sie gemeint ist ;-). Die Kilimanjaro-Besteigung war für mich aus mehreren Gründen eine große Erfahrung, auch wenn ich im Nachhinein unseren Vorbereitungsberg den Mt. Meru, immerhin auch über 4500m hoch, fast schöner fand. Nicht zuletzt weil er eben noch nicht so stark besucht ist.

In jedem Fall ist Tansania für mich aber eine ganz besondere Reise gewesen. Gerade in den Bergen wälze ich auch ziemlich stark meine Eindrücke und Gefühle vor und nach den Wanderungen aus. Ich glaube, es ist auch die erste Reise, in der ich meine Mitreisenden nicht so gut wie unerwähnt lasse. Die Besteigung ist und war für mich einfach eine sehr beeindruckende Tour.

 

31.01.2010      1. Reisetag - Frankfurt

Gegen meine sonstigen Gewohnheiten hatte ich ja dieses Mal eine Packliste geschrieben. Gut dass dann noch ein schnell trocknendes Outdoor Handtuch neben statt im Gepäck liegt, kann ja passieren. Vor der Abreise noch schnell eine Runde mit dem Hund, das (hoffentlich) letzte mal in diesem Winter Schnee schippen und es kann los gehen. Alles lief wie geplant, mit dem Zug nach Hamburg und es passierte nichts. Dabei ist es fast normal bei mir, das mir schon nach wenigen Kilometern im Zug einfällt, was ich eigentlich dabei haben sollte aber eben nicht habe. Das sind dann eigentlich immer mehr oder weniger Kleinigkeiten auf die man auch verzichten kann, oder die für ein paar Euro noch unterwegs zu ersetzen sind. Aber heute ist da einfach Nichts. Im Hamburg hieß es dann umsteigen in einen IC, da habe ich Glück einen Platz zu bekommen, statt der üblichen acht Waggons hatte dieser nur fünf. Alles ist ein bisschen eng aber gut – jedenfalls bis Kassel. Hier kommt eine Durchsage, dass auf der Hauptverbindungsstrecke nach Fulda ein Defekt wäre, und wir eine Nebenstrecke nehmen müssten. Nach einiger Zeit kommt dann die Durchsage, wir würden uns um 45 Minuten verspäten. Das bedeutet, ich werde meinen regulären Anschlusszug zum Frankfurter Flughafen nicht mehr erreichen, aber der Schaffner meint, das wäre kein Problem. Es würden kurz nach unserer Ankunft zwei andere Züge nach Frankfurt fahren. Ich hatte für den Flughafen einen Puffer von 2,5 Stunden eingeplant, also alles noch locker machbar.

In Fulda gibt es auch die beschriebenen Züge, wie mir jemand von der Bahn am Bahnsteig erklärte, würde einer der beiden auch zum Flughafen fahren. Blöd ist nur, dass eben dieser besagte ICE ein gutes Stück vor Hanau einen Triebwerksschaden hat. Der Lokomotivführer versucht noch den Schaden zu beheben, aber nach weiteren 20 Minuten kommt die Durchsage, wir müssten umsteigen. Also alles raus aus dem Zug und auf einem Nachbargleis auf den Zug warten, der da kommen würde. Einer fuhr noch durch, aber es kam dann doch noch einer der auch hält. Inzwischen habe ich dann doch langsam Bedenken, ob ich meinen Flieger noch rechtzeitig erreichen werde. Im Zug selbst, gibt es nur die Durchsage, dieser Zug würde weiter nach Frankfurt, Karlsruhe und Basel fahren. Weitere Haltestellen werden nicht genannt. Ein Schaffner lässt sich sicherheitshalber nicht sehen. Wobei inzwischen in dem ICE auch die Gänge mit Fahrgästen voll stehen. Ich entschließe mich wegen der fehlenden Information lieber in Frankfurt Hauptbahnhof auszusteigen. Andere Fahrgäste meinten, es wäre problemlos möglich mit der Straßenbahn zum Flughafen zu kommen. Dadurch würde ich zweifellos ein paar Minuten verlieren, aber immer noch besser, als nachher am Flughafen vorbei zu rauschen und in Karlsruhe oder wo auch immer zu stehen. Also spurte ich wie einige andere Reisende mit meinem Gepäck zur S-Bahn. Die nächste fährt auch schon in vier Minuten und so komme ich um 19:53 am Bahnhof im Flughafen an. Innerlich habe ich mit meinem Flug um 20:15 Uhr schon abgeschlossen, aber manchmal hat man ja auch Glück. An diesem Tage habe ich leider keins. Als ich um 20:05 am Schalter ankomme bin ich dort gänzlich alleine – geschlossen. In diesem Moment kommt eine Durchsage, die sich auf einen Flug der Condor nach Mombassa bezieht. Mombassa ist gut, da sollte ich auch eine Zwischenlandung nach dem Umsteigen in Addis Abeba haben. Aber auch für diesen Flug ist es schon zu spät. Obwohl Condor „Expreßtickets“ am Flughafen verkauft und auch die Schalter in direkter Nachbarschaft zu mir sind.

So bleibt mir nur, mich jetzt mit der Bahn auseinander zu setzen, und mich dort nach meinen Möglichkeiten zu erkundigen. An einem Fahrkartenschalter erklärte man sich für nicht zuständig und ich sollte doch bitte zum Infopunkt gehen, wo immer der jetzt auch sein sollte. Beim nächsten Stützpunkt der Bahn, den ich gefunden habe, war man zwar auch nicht zuständig, aber man war bemüht mir weiter zu helfen. Die Dame wollte dafür sorgen, dass ich eine anteilige Erstattung meines Fahrpreises bekommen würde. Da ich mein Ticket bereits 90 Tage vor Antritt der Reise erstanden hatte, konnte ich eines der verbilligten für 29,00 Euro ergattern. Nun hatte ich mehr als zwei Stunden Verspätung, dafür würde man mir den halben Fahrpreis – auf volle Euro aufgerundet - erstatten. Also sagenumwobene 15,00 Euro. Gut wer nicht viel zahlt, kann auch nicht viel erwarten. Die Dame hat mir dann noch erklärt, wo sich denn nun der Infopunkt befinden sollte. Das dieser nicht beschriftet ist, sondern lediglich eine rote und blaue Neonbeleuchtung hat, ist schon ein bisschen „schade“. Aber immerhin steht jemand in Bahnkluft drin. Er fühlt sich nur völlig überfordert. Heute gab es offensichtlich viele Reisende mit Verspätungen, jedenfalls will er nur die einfachen Sachen bearbeiten, und meine Sache ist eben nicht einfach. Er verweist mich auf einen Kollegen, der denn da gleichen kommen soll. Und er kommt auch tatsächlich. Aus Kulanz bietet er mir ein Hotelzimmer für eine Nacht an, gleichzeitig macht er aber auch darauf aufmerksam, dass ich dann keinerlei weitere Ansprüche habe. Gut richtige Ansprüche habe ich nur auf den halben Fahrpreis, alles andere ist Kulanz. Bei mir steht aber ja noch ein Flug von gefühlt 400 Euro im Raum, also lehne ich ab und verpflege mich erst einmal.

Das Sheraton am Flughafen ist nicht ganz meine Preisklasse, und mit einem Taxi zu einem wahrscheinlich genauso überteuerten Hotel in der Stadt erscheint mir nicht gerade lohnenswert. Also suche ich mir eine mehr oder weniger ruhige Ecke auf dem Flughafen, packe meinen Schlafsack aus und lege mich irgendwie möglichst so hin, dass auf Reisetasche und Rucksack ein Körperteil liegt. Kein grandioser Diebstallschutz und man liegt auch noch völlig unbequem, aber zumindest das eigene Gewissen ist beruhigt. Statt im Flugzeug nicht zu schlafen, liege ich also auf dem Frankfurter Flughafen herum. So gegen 1 Uhr wird es langsam etwas ruhiger um mich herum. Ich döse so ein bisschen vor mich hin, bis um ca. 3.00 Uhr das Reinigungsgeschwader durch diesen Teil des Flughafens wirbelt. Man lässt mich zufrieden und fegt und wischt um mich herum. So gegen 5.00 Uhr in der Früh beginnt auch der normale Betrieb auf dem Flughafen sich wieder zu regen. Eine nicht gerade erholsame Nacht geht zu Ende. Immerhin ich bin nicht allein, ich entdecke noch drei andere Personen, die sich eine ruhige Ecke oder eine Holzbank – ohne Zwischenlehnen wie bei den Stühlen – gesucht haben.

 

01.02.2010      2. Reisetag - Frankfurt

Ein bisschen verrenkt beginne ich meinen ersten richtigen Urlaubstag auf dem Frankfurter Flughafen. Ich habe keine Ahnung, ob es etwas gebracht hat, praktisch halb auf meinem Gepäck gelegen zu haben, zumal ich in der Nacht nicht wirklich geschlafen habe, aber immerhin ist mein Gepäck noch da. Ethopian Airlines, mit denen ich eigentlich gestern hätte fliegen wollen, haben keine ständigen Schalter am Flughafen. Tagsüber werden diese von Air Canada genutzt, und nur am Abend für genau einen Flug eben von Ethopian Airlines. Zum Glück habe ich von der Flugbestätigung, die die Airline verlangt, die Kontaktdaten vom Büro in der Stadt bei mir. Gegen 9:15 Uhr erreiche ich dort jemanden und erkläre mein Problem mit dem verpassten Flug. Man verspricht sich darum zu kümmern, und sich wieder zu melden. Gegen 10 Uhr bekomme ich die Bestätigung, das in der Maschine heute Abend noch Platz ist, und auch meinen Weiterflug von Addis Abeba über Mombassa nach Kilimanjaro Airport kann man regeln. Für 130,00 Euro bucht man mein eigentlich nicht umbuchbares und im Prinzip schon verfallenes Ticket auf den heutigen Flug um. Das einzige Problem ist nur noch der Ticketdrucker im Büro. Der hat irgendwie seine Arbeit eingestellt. Man verspricht sich erneut zu melden, wenn man geklärt hat, ob ich das Ticket in der Stadt direkt gegenüber dem Hauptbahnhof abholen soll, oder es irgendwie am Check-In-Schalter hinterlegt wird. So kann ich aber immerhin Afromaxx, die Agentur in Tansania, die alle dortigen Aktivitäten organisiert hat, informieren, dass ich meinen Flug verpasst habe und nun 1 Tag später komme. Afromaxx ist da guter Dinge, das ich abgeholt werde und vermutlich auch direkt zum Mt. Meru gebracht werden kann. Denn am Tag meiner Ankunft ist eigentlich geplant, mittags mit der Besteigung des Berges zu beginnen. So bin ich relativ entspannt. Alles scheint, so weit wie es jetzt möglich ist, geregelt, und ich komme immerhin nun irgendwie nach Tansania.

Gegen 12 Uhr meldet sich Ethopian Airlines wieder. Ich könnte jetzt mein Ticket im Stadtbüro abholen. Also geht es mit dem kompletten Reisegepäck wieder mit der Straßenbahn zurück in die Stadt. Für mich ist es jetzt natürlich optimal, das das Büro kaum 2 Minuten vom Ausgang des Hauptbahnhofs entfernt ist. Als ich dort ankomme, streikt der Drucker zwar schon wieder, aber ich bekomme ein e-ticket und kann fliegen. Zurück am Flughafen beginne ich damit mein Gepäck aufzuteilen. Alles was mit auf den Berg soll in die regensichere Tasche und den Rest in die normale Reisetasche. Meine „Bergschuhe“ habe ich ohnehin schon an, Hose, T-Shirt und Jacke wechsel ich auch gleich, schließlich habe ich ja den ganzen Tag Zeit. Der heutige Flug soll auch erst 22:40 abgehen, da es heute keinen Zwischenstopp in Rom geben wird. Zu dem Zeitpunkt werde ich dann bereits mehr als 26 Stunden am Flughafen sein. Ich will es mal so formulieren: Urlaub sollte irgendwie anders sein.

Immerhin bin ich mehr als rechtzeitig am Schalter. Dabei gibt es anfangs noch ein paar Probleme, da die Maschine offensichtlich aus Brüssel nicht rechtzeitig weg gekommen ist. Irgendwann geht es dann aber doch los. Da mein Ticket erst heute ausgestellt ist, scheint es noch nicht so richtig durchs System zu sein, jedenfalls kann ich mein Gepäck nicht bis zum Kilimanjaro Airport durchchecken, sondern muss es in Addis Abeba noch mal einsammeln. Dort sollte ich aber gut 2,5 Stunden Aufenthalt haben, also kein Problem. Am Gate angekommen gibt es die Durchsage, dass sich der Abflug etwas verzögern wird. Ich bin jetzt schon so lange hier, da kommt es auf ein paar Minuten mehr oder weniger auch nicht darauf an. Als es immer später und später wird, ohne das etwas passiert, beginne ich mir dann aber doch langsam Sorgen zu machen. Zumal das alles von meiner Zeit für das Gepäck in Addis Abeba abgeht. Und ich bin müde und kaputt, was das für die Besteigung des Mt. Meru bedeutet, darüber will auch lieber nicht weiter nachdenken. Um 23:48 verlässt die Maschine dann endlich das Gate. Meine erste Stunde des Aufenthalts in der äthiopischen Hauptstadt ist damit verbraucht. Aber ein bisschen werden wir ja wohl in der Luft noch wieder abholen. Aber zu viel mehr Gedanken kommt es auch schon nicht mehr. Bevor wir starten bin ich bereits eingedöst. Ich kann zwar im Flugzeug niemals wirklich erholsam schlafen, aber beim dösen vergeht immerhin die Zeit schneller, und in der Luft kann man eh nichts mehr daran ändern.

 

02.02.2010      3. Reisetag - Miriakamba Hut (Mt. Meru)

Die gute Stunde Verspätung vom Start nehmen wir voll mit bis zu unserer nächsten Station in Addis Abeba. Etwas mehr Gas geben um die Zeit wieder aufzuholen, scheint die Sache des Piloten nicht zu sein. Immerhin mache ich während einer der richtigen Wachphasen ein paar Fotos vom Sonnenaufgang über dem Horizont, oder müsste es unter dem Horizont heißen aus dem Flugzeug heraus, nee wird jetzt ein Wortspiel. In Addis Abeba müsste ich eigentlich in Äthiopien einreisen, damit ich an mein Gepäck komme. Da mein Ticket durch die Umbuchung beim Check-In noch vom selben Tag des Abflugs war, war ein Durchchecken nicht möglich. Statt der eigentlich geplanten 2,5 Stunden Aufenthalt, ist daraus durch den verspäteten Abflug und ein paar verlorenen Minuten unterwegs, nur noch eine gute Stunde übrig geblieben. Man hilft mir aber vor Ort an der Passkontrolle auf vielleicht typisch afrikanische Weise. Man hinterlegt bei einem Passkontrolleur meinen Reisepass und ein leeres Formular zur Visumsbeantragung. Jemand begleitet mich zum Gepäckband, wir holen mein Gepäck, und ich reise ohne Spuren wieder aus. Nachdem ich meinen Reisepass wieder zurück erhalten habe, begleitet man mich noch durch eine Hintertür wieder zum Transfer-Bereich. Blöd ist dann natürlich nur, dass es hier logischerweise keinen Check-In Schalter zur Aufgabe meines Gepäcks gibt. Mein Begleiter gestikuliert durch die schaldichte Scheibe und schickt mich mit dem gesamten Gepäck zum Durchchecken auf dem Band für Handgepäck. Diese Kontrolle war relativ scharf, alle mussten die Schuhe ausziehen, Gürtel, Uhren und alles andere metallische ablegen. Bei jemandem vor mir in der Schlange wurde noch der Blister von zwei Tabletten in der Hosentasche gefunden. Gut in meinem großen „Handgepäck“ waren jetzt zwei Scheren, ein Messer, eine Nagelfeile und ein Feuerzeug. Es war ein bisschen schwierig mein Gepäck wieder zu normalem Gepäck zu machen, genauer gesagt war mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht klar, dass mein Gepäck von etwa 25kg plus Tagesrucksack überhaupt Handgepäck werden sollte. Als auch das geklärt ist, und mein normales Gepäck auch zu solchem geworden ist und irgendwie in die Maschine verfrachtet wird, erhalte ich auch noch meine Bordkarte.

Durch diese und weitere Verzögerung durch die aufwendige Kontrollen starten wird auch hier wieder verspätet. Es geht mit einem Zwischenstopp in Mombassa weiter zum Kilimanjaro Airport. Es versteht sich fast schon von selbst, dass wir auch hier wieder genauso lange Verspätung haben wie beim Abflug in Addis Abeba. Aber ich bin ja schon glücklich überhaupt endlich angekommen zu sein. Zwischenzeitlich hatte ich schon Bedenken, dass ich nach meinem unfreiwillig verlängerten Aufenthalt in Frankfurt in Addis Abeba abermals meinen Flug wegen der Gepäckproblematik verpassen könnte. Das Visum in Tansania wird dann nach der Passkontrolle und einem Fragebogen zur Schweinegrippe schnell und unbürokratisch erteilt. Gegen eine Gebühr von 50 $ versteht sich. Andere sollten mir später berichten, das man von ihnen anfangs 50 Euro verlangt hätte, und man sich nach ein bisschen diskutieren auch mit der gleichen Anzahl an Dollar zufrieden gab. Außerdem ist noch der Impfpass vorzulegen, wobei ich vorher nur gelesen hatte, dass man eine Gelbfieberimpfung nachweisen müsste, wenn man aus davon gefährdeten Ländern einreisen würde. Ich hatte jetzt meinen dabei, wobei ich auch nicht unbedingt das Gefühl hatte, das der freundliche Herr mit dem weißen Kittel ein Arzt war oder auch nur wirklich verstand, was denn da nun in dem kleinen Heftchen stand, das mein Impfpass sein soll (und auch ist). Gegen eine Gebühr von weiteren 10$ ist aber auch eine Einreise ohne die Formalie möglich, aber auch das beruht jetzt wieder nur auf Höhrensagen.

Vom Flughafen werde ich dann von Alex, einem der Besitzer von Afromaxx abgeholt. Afromaxx ist die lokale Agentur, über die alle weiteren Aktivitäten hier im Land gebucht worden sind. Sie gehört zwei Deutschen aus Thüringen, die hier ursprünglich nur nach Verwandten von Alex gesucht haben und dann hier „liegen geblieben“ sind. Und heute organisieren sie eben alle möglichen touristischen Dinge hier in Tansania. Ihre Gäste kommen eigentlich ausschließlich aus dem deutschsprachigen Raum. Alex bringt mich nun direkt in Richtung des Arusha Nationalparks, in dem der Mt. Meru liegt. Nach dem ursprünglichen Plan hätte ich eigentlich mit meiner Gruppe heute die erste Etappe auf dem Berg hinauf laufen sollen. Am Momella Gate organisiert er dann, dass mich einer der Ranger zur Miriakamba Hut bringt. Diese Hütte auf rund 2500m ist das Ziel des ersten Tages auf der Wanderung. Wobei es schon großes Glück ist, dass das überhaupt möglich ist. Beim Mt. Meru führt bis zu dieser Hütte ein Weg, den man mit dem Jeep befahren kann, am Kilimanjaro wäre es überhaupt nicht möglich gewesen. Auf dem Weg nach oben fahren wir durch den Feigenbaum, den man praktisch in jedem Reiseführer über den Mt. Meru beschrieben bekommt. Der Stamm soll unten etwa 7m breit sein, und der Weg führt eben mitten durch eine Öffnung im Stamm, durch die auch ein Jeep passt. Schon auf dieser kurzen Fahrt mache ich die ersten Fotos von Giraffen, Büffeln und einem kleinen Wasserfall. Als ich dann kurz nach 17 Uhr Ortszeit an der Hütte ankomme, haben die anderen meiner Gruppe gerade erst ihre Habeseligkeiten auf die Zimmer gebracht und sich draußen in der Sonne niedergelassen. Zu meiner Gruppe gehören Anna, ihre beiden Brüder Tom und Martin, Sebastian und Ruben.

Nach dem üppigen Abendessen und einem kurzen Blick auf den halbwegs freien Gipfel des Kilimanjaro, den man von der Terrasse des Speisesaals sehen kann, gehe ich auch bald aufs Zimmer. Man übernachtet hier in Stuben mit vier Betten. Dabei sind in der Blockhütte, in der wir heute schlafen, 8 Zimmer. Darin befinden sich jeweils zwei Etagenbetten und gerade noch genug Platz um die Tasche zwischen Wand und Bett unter zu bringen. Auf dem Bett breite ich lieber meinen Schlafsack aus, die Matratzen sehen ein bisschen angefressen aus. Ohne Schlafsack ist das Wohlfühlgefühl eben nur sehr begrenzt. Nach einer rudimentären Katzenwäsche lege ich mich hin, wünsche Sebastian und Ruben, mit denen ich mir die Stube teile, noch eine Gute Nacht. Wie mir am nächsten Tage berichtet werden sollte, warte ich die Antwort aber schon nicht ab, sondern gehe praktisch sofort hinüber ins Land der Träume. Immerhin habe ich aber auch über 50 Stunden von meiner Haustür bis zur Miriakamba Hut am Mt. Meru in Tansania gebraucht, und wirklich entspannt geschlafen habe ich in dieser Zeit nicht.

 

03.02.2010      4. Reisetag - Saddle Hut (Mt. Meru)

Am Morgen wache ich relativ ausgeruht auf. Der Tag beginnt damit, dass ich mir noch im Bett überlege, was willst du eigentlich in den Tagesrucksack packen. Natürlich habe ich mir auch schon zu Hause überlegt, was ich brauchen werde, aber genauso natürlich entscheidet man sich jeden Tag neu – und ganz anders, und doch ist eigentlich immer das gleiche drin. Irgendwann beschließe ich dann doch wirklich richtig aufzustehen. Und es ist eigentlich auch Zeit zum Waschen. James bringt auch schon die Schale mit warmem Wasser. Hier an der Hütte gibt es richtige Waschbecken, aber eben nur mit kaltem Wasser. An den Hütten des Mt. Meru gibt es richtige Toiletten, und nicht die Plumpsklos, die am Kilimanjaro stehen werden. Bevor ich zum Frühstück gehe, gebe ich noch meinen Camelbak und eine zusätzliche Flasche ab, um sie mit Wasser befüllen zu lassen. Das Wasser stammt hier aus einem mehr oder weniger dicht gelegenen kleinen Bach. Für unsere westlichen Mägen ist es nicht gerade zu empfehlen, dieses so zu trinken. Deshalb wird unser Trinkwasser mittels Katadyn Pumpe gereinigt und auch abgekocht. Hier an der Hütte ist noch eine Gruppe junger Bayern unterwegs, da sie klare PE-Flaschen für ihr Wasser abgegeben habe, sieht man wie das Wasser aussieht, wenn es nur abgekocht wird. Vorsichtig formuliert würde ich mal sagen, es macht keinen Durst auf mehr.

Nach dem Frühstück erhalte ich meine Wassergefäße zurück. Den Camelbak befestige ich mit ein paar Klettbändern außen auf dem Rucksack. Zur Sicherheit werfe ich noch zusätzlich Micropur forte ins Wasser, um es noch mal chemisch zu reinigen, oder besser müsste man wohl sagen, anschließend ist das Wasser völlig tot. Das macht es geschmacklich nicht unbedingt besser, aber nach dem optischen Eindruck der PE-Flasche erscheint es mir sinnvoll. Auch wenn mein Wasser wegen der Katadyn Pumpe völlig klar ist. Ansonsten ist neben einem Poncho, der Lunchbox, einer Fleecejacke und meiner Kamera nichts Wesentliches im Tagesrucksack drin. Alles andere packe ich in meine wasserdichte Tasche, die einer der Porter für mich den Berg rauf schleppen wird. Jeder Reisende kann dazu eine Tasche mit bis zu 15kg Gewicht „aufgeben“.

An meinem ersten Tag in den Bergen ist ein Höhenanstieg von rund 1000m geplant, das auf eine Strecke von 7km verteilt soll eine Gehzeit von nur 3-4 Stunden ergeben, also einer der kürzeren Tag, als Einstieg nicht das Schlechteste. Aber nun geht es wirklich los. Neben uns Gästen kommen unser Guide Safiri und ein Ranger mit. Der Ranger ist hier wegen der Tiere im Arusha Nationalpark Pflicht. Die anderen meiner Gruppe haben am Vortag auch frische Spuren eines Leoparden und ein gerade von selbigem gerissenes Tier gesehen. Die Porter packen nach unserem Abmarsch noch die Sachen zusammen und machen sich dann ebenfalls auf den Weg, auf dem sie uns schon nach kurzer Zeit ein- und auch überholen. Unser Weg führt anfangs über sehr viele Holzstufen den Berg hinauf. Wir befinden uns hier im Regenwald, und schon morgens beim Aufbruch ist T-Shirt Wetter. Viele der alten Bäume sind mit Farnen behangen. Es ist ein idyllischer Ort abseits des Trubels in dem ich mich gestern noch befand. Schon nach 10 Minuten frage ich mich aber kurz, was ich hier eigentlich mache, denn ich beginne ein bisschen zu schnaufen. Dabei sind wir doch gerade erst los. Auf der anderen Seite beruhigt es mich aber wieder, wenn ich den Atem meines Hintermanns genauso höre wie meinen eigenen. Als wir nach etwa einer Stunde unsere erste kleine Rast machen, habe ich Tritt gefasst und fühle mich sehr gut. Die Haken jucken, schon seit ich gestern nach unendlich vielen Stunden mal die Schuhe ausgezogen hatte, etwas, aber darüber mache ich mir eigentlich keine wirklichen Sorgen. So mache ich ein paar Fotos und lümmel etwas im Schatten herum. Nach einer weiteren Stunde haben wir dann auch 3000m Höhe erreicht und machen eine weitere Pause. Immer noch stehen wir hier mehr oder weniger im Wald, dabei haben wir die Höhe der Zugspitzen, dem höchsten Berg in Deutschland, bereits überschritten. Aber auch hier ändert sich langsam die Vegetation, die Bäume weichen und das Umfeld wird buschig.

Gegen Mittag kommen wir an unserem heutigen Camp der Saddle Hut an. So nehmen wir uns erst einmal unsere Lunchbox auf 3566m vor. Anschließend breite ich meinen Schlafsack auf meinem heutigen Bett aus, und lege mich ein bisschen hin. Es machen sich dabei leichte Kopfschmerzen bemerkbar, die Höhe fordert ihren ersten Tribut. Außerdem fällt mir auf, dass mein linker Arm, auf dessen Oberarm der rechte Arm liegt, stumpf eingeschlafen ist. Etwas was hier in der Höhe eben schnell passiert.

Am Nachmittag unternehmen wir noch mal einen kleinen Spaziergang zum Little Mt. Meru mit seinen 3810m, also noch mal etwa 250 Höhenmeter. Genauso schnell wie die leichten Kopfschmerzen verflogen sind, als wir wieder gestartet sind, kehren sie auch zurück, als wir etwa die Hälfte geschafft haben. Andere Symptome der Höhenkrankheit gibt es nicht. Meine beiden Zimmerkollegen arbeiten beim Rettungsdienst und haben eine Oximeter dabei. Auf dem Zimmer im halb dösendem Zustand auf dem Bett war mein Sauerstoffsättigung im Blut gerade mal 75%, jetzt oben auf dem kleinen Gipfel ist der Wert immerhin auf 82% gestiegen. Schon besser aber nicht eben wirklich gut. Safiri unser Guide hat einen Wert von 96%, da kann man wohl sagen, er ist optimal akklimatisiert.

Nach dem Abstieg gibt es schon bald gegen 17.15 Uhr Abendbrot und anschließend eine kleine Einweisung von Safiri für den morgigen Tag – unser Gipfeltag am Mt. Meru. Aufstehen um 0.50 Uhr, Frühstück 1:00 und 01.30 Abmarsch. Er gibt noch ein paar Tipps für den Gipfeltag unter anderem empfiehlt er, sich nicht soviele Gedanken darüber zu machen. Natürlich leichter gesagt als getan, immerhin geht es noch mal 1000 rauf. Ich habe für mich selbst leichte Zweifel, dass ich es schaffe – Höhenanpassung lautet das Zauberwort. Abgesehen davon haben wir vom Mt. Meru den Weg nach oben schon mal aus einiger Entfernung gesehen. Dort wird es merklich steiler als heute. Auch das Lavafeld konnte man sehen, nach den Berichten in den Reiseführern auch eher nicht so gut zu laufen. Alles nicht so beruhigend, aber ich werde es auf jeden Fall versuchen. Auch wenn ich jetzt hier deutlich mehr Zweifel habe, es schaffen zu können, als ich sie noch zu Hause hatte. Da dachte ich noch, den „kleinen“ Mt. Meru machst du noch locker, und entscheiden wird es sich sowieso erst am Kilimanjaro. Dabei war ich vorher noch nie auf solche Art und Weise in einer solchen Höhe unterwegs. Mal sehen wie es wird.