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  • Spiegelung der im Sonnelicht leuchtenden Berge beim Stuvdalsvatnet
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  • Laguna Miscanti mit den schneebedeckten Andengipfeln
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  • Polarlichter bei Alta
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15.02.2010      16. Reisetag - Mkomazi Nationalpark  - Tag 2

Unser zweiter Tag im Mkomazi Nationalpark beginnt mit einem Frühstück unter freiem Himmel. Mal abgesehen vom Porrich gibt es alles, was es auch am Berg gab. Aber beim Sitzen bzw. Stehen im Jeep werden wir ja auch keine zusätzlichen Kohlenhydrate benötigen. So kommen wir gegen 8.00 Uhr los. Auch am heutigen Vormittag bekommen wir nur relativ wenige Tiere zu sehen. Das liegt an verschiedenen Dingen. Gestern hat ich ja auch schon ein bisschen die Landschaft beschrieben, alleine dadurch ist das Sichtfeld natürlich eingeschränkt. Hinzu kommt aber noch, dass der Park noch relativ jung ist und vorher ein Jagdrevier war. Daher sind viele Tiere natürlich längst verschwunden, wenn sie einen Jeep kommen hören, bevor wir sie zu sehen bekommen. Da der Park noch sehr jung ist, kommen auch nicht viele Touristen hier her. Während unserer Fahrt durch den Park ist uns kein anderes Fahrzeug mit Touristen begegnet, das einzige Auto war ein Jeep mit Rangern. Da eben nur extrem wenig Verkehr herrscht, gewöhnen sich die Tiere natürlich auch nicht daran. Aber wie ja auch schon gestern gesagt, ist der Mkomazi Park landschaftlich sehr schön und abwechslungsreich. Fast immer gibt es ein schönes Bergpanorama im Hintergrund, auch gibt es Buschland und auch etwas Savanne ist zu sehen. Zum Teil ist der Boden fast als moorig zu bezeichnen. Dies und die zum Teil fast wieder zugewachsenen Wege machen unserem Fahrer allerdings das Leben auch nicht immer leicht. Da das Gras in manchen Gegenden locker die Fenster des Jeeps fast vollständig überragte, ist es nur durch das offene Dach möglich, das Umfeld genauer in Augenschein zu nehmen. Das dabei natürlich ordentlich Samen der Gräser in das Innere des Fahrzeugs wehen, versteht sich wohl von selbst. Das Gras raschelt dabei relativ geräuschvoll am Jeep vorbei, es hört sich zumindest meist sehr trocken an, gleichzeitig bin ich aber auch überrascht wie grün die Landschaft hier am Ende der Trockenzeit noch ist.

Wir kommen auf unserer Runde auch an einen der offiziellen Campingplätze im Park. Aber eigentlich sind das kaum mehr als befestigte Feuerstellen. Es gibt weder einen Hauch von Sanitäreinrichtungen noch Wasser. Sollte dieser Park einmal mehr besucht werden, wird es dort nur so von „Tretminen“ wimmeln. Aber zurück zu unserem Besuch, von einem Aussichtspunkt sehen wir in einiger Entfernung eine einzelne Giraffe stehen, zu der wir später auch hinfahren. Ein Stück vor der Giraffe verlassen wir sogar den Weg, oder das was von ihm noch zu erkennen ist. Das ist schon sehr ungewöhnlich. Denn mit dem Jeep und dessen Gewicht verdichtet man den Boden, etwas das eigentlich nicht erwünscht ist. Wenig später entdecken wir noch eine ganze Herde von Giraffen, die bestimmt 25 Tiere zählt. Dazu kommen noch rund 20 Zebras, die zum Teil mehr als zur Hälfte im Gras verschwunden sind. Die Zebras nutzen dabei die Giraffen als Warnmelder, da sie wegen ihrer Größe Gefahren eben viel leichter und vor allem früher entdecken können. Was aber gut im Mkomazi Nationalpark zu beobachten sind, sind Vögel. Sie decken fast das ganze Farbspektrum von leuchtend rot über blau bis zu schwarz-weiß ab. Letztere haben zum Teil derart lange Schwänze, dass diese beim Fliegen fast schon behindern. Sie bewegen sich eher wie ein Schiff auf dem rauen Meer in wellförmigen Flugbahnen vorwärts. Nach einer kurzen Stippvisite an einer mehr oder weniger künstlichen Wasserstelle, an der man reichlich Kot von verschiedenen Tieren aber auch ganze Herrscharen von Schmetterlingen findet, geht es für uns wieder zurück zu Camp.

Da zur Zeit keine weiteren Gäste dort sind, dürfen wir sogar im Schatten des Speisehauses unser Mittagessen zu uns nehmen. Insgesamt gibt es hier lediglich acht Sitzplätze, was wohl genug über die Exklusivität des Camps aussagt. Was man dafür normal zahlen müsste, hier in einem der Gästehäuer zu übernachten, möchte ich, glaube ich, auch lieber nicht wissen. Auch sonst gibt es neben dem Speisehaus noch ein weiteres mit Ledersesseln und Couch zum Entspannen. Und dann natürlich die Gästehäuser, eine Küche und ein Vorratshaus. Dabei sind die Häuser äußerlich in einem rustikalen Stil gebaut, haben dann aber eine zweite Haut aus einer Zeltplane, die es auch ermöglichen sollte, die Gebäude mehr oder weniger Staubdicht verschließen zu können. Von der Toilette mit fließendem Wasser hatte ich ja auch gestern schon berichtet. Nach dem Mahl entspannen wir uns noch ein bisschen im Schatten, bevor es für uns wieder zurück nach Moshi ins Basecamp geht. Aber auch dort kommen wir zeitig genug an, um sich noch ein bisschen um die Wäsche kümmern zu können.

Gestern hatte ich ja meine kleine Reihe „Tier des Tages“ eröffnet. Heute möchte ich diese mit einem sehr viel größeren fortsetzen: die Giraffe. Auch sie bietet ein Superlativ in der Tierwelt, die Bullen erreichen eine Körpergröße von bis zu 6 m, damit sind sie die größten Landtiere. Dabei wiegen sie dann bis zu 1900 kg. Die Weibchen sind sowohl in Bezug auf die Größe als auch das Gewicht meist etwas kleiner. Das Auffälligste an ihnen ist natürlich der Hals. Wie bei fast allen Säugetieren hat auch er nur sieben Halswirbel, die aber natürlich ein bisschen verlängert sind. Zusammengehalten wird das ganze von einer einzigen starken Sehne, die den Hals in einem Winkel von etwa 55° hält. Der lange Hals stellt die Tiere auch vor gewaltige Probleme, so muss das Blut natürlich bis zum Kopf hoch gepumpt werden. Dazu besitzen Giraffen ein besonders großes Herz, das in der Lage ist, bis zu 60 Liter Blut durch den Körper zu pumpen. Und das auch noch mit einem bis zu dreimal höheren Blutdruck als der eines Menschen. Um das leisten zu können, ist das Herz verständlicherweise auch sehr groß geraten und wiegt alleine etwa 12 kg. Das Blut wird aber auch als Kühlmittel benutzt. Um die dunklen Flecken des Fells verläuft jeweils eine Arterie mit starken Verästelungen kurz unterhalb der Haut. Dadurch können sie bei einer stärkeren Durchblutung überflüssige Hitze relativ gut abgeben und sind nicht unbedingt auf Schatten angewiesen. Die Haut der Giraffen weist aber noch ein paar andere Besonderheiten auf. So sind auf ihr einige chemische Verbindungen nachgewiesen worden, die das Wachstum von Bakterien und Pilzen hemmen. Sogar etwas gegen den Befall durch Zecken produzieren die Tiere. Durch derartige Verbindungen scheinen Giraffen zuweilen etwas zu „muffeln“, sind in Wahrheit aber eher sehr saubere Tiere. Wo wir schon bei den Äußerlichkeiten sind, auch noch dies: Beide Geschlechter bei den Giraffen haben zwei kleine Hörner auf dem Kopf und gehören zu den Paarhufern. Ihre langen Beine erlauben ihnen Geschwindigkeiten von bis zu 55km/h. Sie tragen die Tiere aber nur auf festem Boden, daher meiden sie soweit möglich feuchte Gebiete, Flüsse sind für sie ein schier unüberwindliches Hindernis. Nahrung finden sie vor allem auf Bäumen bevorzugt auf Akazien. Dabei können sie mit ihrer bis zu 50cm langen Zunge die Blätter praktisch von den Ästen „abreppeln“ ohne dabei etwa an Dornen Schaden an der Zunge oder dem Mundbereich zu nehmen. Nur in Ausnahmesituationen fressen sie auch auf dem Boden. Das liegt schlicht daran, dass sie den Boden trotz des langen Halses normal stehend kaum erreichen können. So nehmen sie jeden Tag etwa 30kg Nahrung auf, aus der sie auch das meiste des Wassers beziehen. So müssen Giraffen zum Teil wochenlang nicht trinken. Dafür sind sie dann aber dabei aufgrund der Körperhaltung leicht angreifbar. Ansonsten werden sie nur sehr selten Beute von Raubtieren. Zum einen können sie diese aufgrund ihrer Körpergröße frühzeitig entdecken, zum anderen haben sie sehr starke Vorderläufe, mit denen sie auch durchaus den Schädel eines Löwen zertrümmern können. Völlig anders sieht das für die Jungtiere aus. So werden nur zwischen 25 und 50% der Giraffen überhaupt Geschlechtsreif, was nach vier Jahren der Fall ist. Wirklich ausgewachsen sind sie allerdings erst mit sechs. Insgesamt werden Giraffen in der freien Wildbahn etwa 25 Jahre alt. Die Kühe gebären nach einer Tragzeit von 14-15 Monaten meist ein Kalb. Da dies im Stehen geschieht, stürzt das Neugeborene unmittelbar nach der Geburt etwa 2m zu Boden. Die Beine sind bei der Geburt schon sehr gut entwickelt, so können die Neugeborenen schon nach eine Stunde sicher stehen und nach zwei bis drei Stunden auch Laufen. Die Hälse der Kälber sind noch relativ klein, so dass sie anfangs nur mit Mühe überhaupt das Euter der Mutter erreichen. Im Verlauf des Wachstums wächst der Hals dann noch bis zu seiner dreifachen Länge. Die Kälber bleiben etwa 15 Monate bei der Mutter. Auch sonst sind insbesondere die Kühe meist in losen wechselnden Gruppen zusammen. Bullen ziehen zuweilen auch alleine umher.

Heute kommen Giraffen in Afrika nur noch südlich der Sahara vor. Früher gab es auch im nördlichen Afrika welche. Allgemein gelten sie als nicht gefährdet, was aber eben nicht für alle Arten gilt. Allein in der Serengeti leben heute etwa 13000 Giraffen.

 

16.02.2010      17. Reisetag - Ruhetag in Moshi

Nach dem es gestern etwas später geworden war, wache ich auch heute wieder relativ früh auf. Das ist in diesem Urlaub schon zum Normalzustand geworden, dabei habe ich wohlwollend ausgedrückt morgens nicht unbedingt Schlafstörungen. Es folgt die zweite Dusche innerhalb von nur 17 Stunden, ich werde noch den PH-Wert meiner Haut zerstören. Nach einem entspannten Frühstück gehe ich ein bisschen in die Stadt Moshi. Dabei besuche ich verschiedene Supermärkte, oder das was man hier als solche bezeichnet. So kaufe ich zwei Dosen Cola, eine Flasche Saft, eine große Flasche Wasser sowie zwei Pakete Kekse. Die Gesamtsumme beläuft sich auf rund 6500 TSH, oder umgerechnet rund vier Euro. Mein eigentliches Ziel ist eigentlich an Kleingeld zu kommen. Aus dem Geldautomaten hatte ich damals ja nur 10000 TSH bekommen. Der kleine Straßenhändler an der Ecke hat aber durchaus Probleme damit, eine solche Banknote zu wechseln. Wohl gemerkt 10000 TSH entsprechen gerade mal einem Wert von rund 5,50 Euro. Aber eigentlich möchte ich das Kleingeld auch gar nicht wirklich wieder komplett ausgeben, sondern sammle, aus jedem Land das ich besuche, einen Satz an Kleingeld. Hier in Tansania bekommt man praktisch, jedenfalls nach meinen Erfahrungen, auch nur im Supermarkt Münzen als Wechselgeld zurück. Ansonsten wird mehr oder weniger auf volle 500 TSH auf- bzw. abgerundet. Und die 500 TSH stellen eben die kleinste Banknote dar. Wobei gerade die kleinen Banknoten schon ein bisschen länger in Gebrauch zu sein scheinen.

Vielleicht noch ein paar Sätze zu den hiesigen Supermärkten. Ein großer Supermarkt hat hier vielleicht 50qm. Die Ware ist überhaupt nicht oder maximal teilweise ausgezeichnet. Meist gibt es bei den Produkten die Auswahl zwischen genau diesem oder keinem. So gibt es dann auch zahlreiche Überschneidungen bei den Artikeln zwischen den verschiedenen Supermärkten. Nur bei den Keksen gibt es eine tatsächliche Auswahl, nicht mit der bei uns zu vergleichen, aber immerhin gibt es welche mit verschiedenen Cremes gefüllt, und auch sonst noch ein paar verschiedene Geschmacksrichtungen. Meine Auswahl scheint aber den Ameisen hier nicht sonderlich zu schmecken. Während meiner Zeit in der Stadt, habe ich schon einen großen Teil meiner Getränke getrunken, da es heute sehr warm und ein bisschen schwül ist. Und da ich nun mal auch leicht schwitze, lief mir das Wasser nur so runter. Da muss der Flüssigkeitshaushalt natürlich wieder aufgefüllt werden. Während ich nun hier sitze und schon mal ein paar Gedanken zu meinem Vormittag zu Papier bringe, liegt eine angebrochene Packung Kekse neben mir. Vorher hatte man uns eingeschärft, keine offenen Lebensmittel liegen zu lassen, da sich sonst sofort eine Ameisenstraße direkt dorthin bilden würde. Bei meinen Keksen lässt sich keine einzige blicken. Überhaupt habe ich bisher mit meinen Zimmern hier im Basecamp Glück. Ich konnte in keinem davon größere Völkerwanderungen der Ameisen feststellen. Andere aus meiner Gruppe haben dagegen schon ein wahres Massaker mit der chemischen Keule angerichtet, da die kleinen possierlichen Tiere beim Duschen zu hunderten aus dem Brausekopf herausfielen.

Jetzt habe ich eigentlich schon etwas vorgegriffen, denn am Vormittag konnte ich noch beobachten, wie hier Stromleitungen an den Straßen verlegt werden. Zuerst mal muss man wissen, dass die hier natürlich noch an Masten hängen. Und hängen ist eigentlich auch die richtige Wortwahl, denn die Stränge hängen nicht eben sehr gleichmäßig zwischen den Masten. Das hat auch einen einfachen Grund. Ich konnte am Vormittag beobachten, wie zwei Arbeiter auf zwei Masten saßen, einige andere haben von unten die Kabel dann mit der Hand stramm gezogen. Diese Leitung hat nun auch noch hinter dem letzten bemannten Pfahl die Straßenseite gewechselt. Einstweilen wurde sie dort mit zwei größeren Holzklötzen fixiert, und der Verkehr fuhr einfach über das noch auf der Erde liegende Kabel hinweg. Dabei fährt auch ein mehr oder weniger moderner LKW einer schwedischen Marke hinter einem alten klapprigen von einem einzelnen Mann geschoben Holzkarren über das Kabel drüber. Die Gegensätze könnten kaum größer sein, aber wir sind hier eben in Afrika.

Als ich dann zurück ins Basecamp komme, ist es auch schon fast Zeit mich von Anna, Tom und Martin aus meiner Gruppe zu verabschieden. Denn sie werden heute am frühen Nachmittag die Heimreise nach Deutschland antreten. Ruben und Sebastian werden morgen Abend auch fliegen, ich selbst habe mir noch sechs Tage für eine weitere Fotosafari gegönnt. Da wird dann heute Abend vor dem Abendessen noch die Vorbesprechung für die morgen beginnende Tour sein, so werde ich dann bei der Abreise der beiden anderen nicht mehr hier im Basecamp sein. Und in einer Woche geht es für mich dann auch zurück in den deutschen Winter. Liegt eigentlich noch Schnee bei uns? Ich weiß es nicht und im Grunde genommen interessiert es mich im Moment auch nicht. Ich genieße einfach jetzt hier zu sein, und all die kleinen Nicklichkeiten des Alltags hinter mir gelassen zu haben. Ich weiß nicht mal wirklich sicher welchen Wochentag wir eigentlich haben. Ein gutes Zeichen, der Erholungsfaktor dieser Reise stimmt schon mal.

Für den restlichen Nachmittag treibe ich den Erholungsfaktor noch ein bisschen höher. Ich lege mich samt Liegestuhl in den Schatten, und nehme mir mein Buch vor. Im Vorfeld hatte ich mich ein bisschen um die viele Freizeit in den Bergen gesorgt. Mein Überlegungen waren da eher so: wenn man 6 -7 Stunden am Tag geht, dann geht man folglich 17 – 18 Stunden nicht. Und solange kann ich unmöglich jeden Tag schlafen. Und was macht man dann? Ich nehme eigentlich auf jede Reise ein mehr oder weniger dickes Taschenbuch mit und lese es dann auch unterwegs so mit „weg“. Bei meinem ungewollten zusätzlichen Tag auf dem Frankfurter Flughafen habe ich mich noch fast gewaltsam vom Lesen abgehalten, weil ich schlicht die Furcht vor unsäglich langweiligen Stunden am Berg hatte. Jetzt stellt sich heraus, ich bin schon mehr als zwei Wochen unterwegs, und bin erst irgendwo auf Seite 150. An den Bergen war immer was zu tun, und wenn es essen war. Und ich habe dort ungewöhnlich viel geschlafen, so ging es wenn überhaupt nur ein Kapitel am Tag weiter. Aber hier im Schatten ist es jetzt umso schöner einfach nur im immer noch warmen Schatten mit meinem Buch zu liegen - herrrrrrlich.

 

17.02.2010      18. Reisetag - Arusha Nationalpark

Am Morgen geht es spät los, wir oder genauer gesagt ich starte um 9.00 Uhr. Ja richtig, ich gehe mit meinem Fahrer und Guide Vincent sowie George als Koch auf Safari. Irgendwie war es bei Afromaxx ein bisschen schief gelaufen. Man glaubte, ich würde mit einem Pärchen zusammen auf Safari gehen, nur hatten die im Vorfeld eine Einzelsafari gebucht und auch entsprechend dafür bezahlt. So bekomme ich nun ebenfalls eine Einzelsafari zum Preis einer Gruppenreise. Unser erster Park soll der Arusha Park sein, in dem auch der Mt. Meru liegt. Da mein Team erst am Vorabend überhaupt von der Tour erfahren hat, sind sie noch nicht wirklich vorbereitet. So müssen wir erst noch das Gepäck der beiden abholen. Dazu fehlt dann noch die Verpflegung und Küchenausrüstung. Außerdem muss auch der Jeep noch betankt werden. Dazu halten wir zuerst an einer Wechselstube, an der Vincent offensichtlich Dollar in TSH tauscht. An der Tankstelle betankt „natürlich“ einer der fünf Servicekräfte das Fahrzeug. Anschließend wird noch ein Hinterrad gewechselt – bei laufendem Motor. Auch sonst gibt es ein paar Dinge zu sehen, die zwar nicht unbedingt zu einer klassischen Fotosafari gehören aber doch auffällig sind. Da ist zum Beispiel ein Feuerwehrauto, das war zwar rot hatte aber sonst keinerlei offizielle Beschriftung. Oder sagen wir mal, ich konnte sie jedenfalls nicht entziffern, denn es waren einige chinesische Schriftzeichen darauf. Oder an einer der Zapfsäulen war ein kleiner Ölfleck, aber mit ein paar Eimern Wasser spülte eine der Servicekräfte ihn in Richtung Straße. Wohin „das Zeug“ dann läuft, interessiert hier keinen. Hauptsache der Betonboden ist mehr oder weniger tadellos sauber.

Dann geht es aber richtig los und wir erreichen gegen 12.45 den Eingang zum Arusha Nationalpark. Wie schon bei den Bergen gibt es erst einmal ordentlich bürokratische Hürden. Jede Menge Erlaubnisdokumente mit unendlich vielen Durchschriften. Da müssen dann unzählige Vermerke drauf und schließlich bleibt eine Durchschrift am Gate. Wir fahren vom Momella Gate zu einem Aussichtspunkt hinauf. Von dort hat man einen guten Überblick über eine grüne sumpfige Ebene – dem Krater des Mt. Meru, auf der einige Büffel friedlich grasen. Hier im Park begegnen uns immer wieder größere Gruppen von Pavianen. In den Bäumen finden sich aber auch Weißschwanz-Affen, Colobus Affen, und Blue Mountains Affen.

Nach dem Mittagessen kommen auch noch ein paar Wasserböcke und ein Buschbock dazu, wobei letzterer offensichtlich nicht wirklich fotografiert werden will, er bleibt in seinem Element – dem Busch – mehr oder weniger verborgen. Auf dem Weg treffen wir schon bald auf eine Gruppe von Warzenschweinen, die uns zwar genau beobachtet, aber bei einer Entfernung von etwa 70 – 80m weiter nach Freßbarem sucht. Da kreuzt noch zwischen uns und den Warzenschweinen eine Gruppe von Pavianen die Straße. Unter ihnen ist auch ein kleiner Albino. Hier im grünen und zuweilen dunklen Wald ist sein weißes Fell nicht eben ein Vorteil. Aber auf jeden Fall schon was besonderes. Auch wenn ich ihn fast völlig verpasst hätte und nur noch ein Foto von hinten machen konnte, als er schon fast wieder im Gras verschwunden ist.

Der Arusha Park ist mit 137km² einer der ganz kleinen Parks in Tansania. Auch die Tiervielfalt ist begrenzt, wegen der Nähe zu Arusha mit den 260000 Einwohnern die größte Stadt im Norden von Tansania, aber sowohl von Einheimischen wie auch von ausländischen Gästen relativ gut besucht. Wobei bei meinem Besuch nur wenige andere Fahrzeuge unterwegs sind. An Tieren soll es hier noch Elefanten, Tüpfelhyänen und Leoparden geben, ich habe leider noch keine entdeckt, aber meine Safari dauert ja auch noch fünf Tage. So mache ich mir darum eigentlich keine Gedanken. In den folgenden Tagen dürfte der Wald wohl weichen, auf der anderen Seite aber auch die Touristen-Dichte erheblich ansteigen. So ist hier alles sehr entspannt und man kann einfach den Wald genießen. Im Arusha Nationalpark liegt übrigens auch die Hatari Farm, Hatari… Hatari, da war doch was. Ja stimmt, nach ihr ist der gleichnamige Film benannt, in dem John Wayne vom Jeep aus Nashörner und andere Tiere fängt, um sie an Zoos in Europa zu verkaufen. Oder die tapsigen Elefanten-Babys durch das Bild laufen. Im Film mitgewirkt hat auch Hardy Krüger, der auf der Farm nach den Dreharbeiten noch einige Jahre eine unter Safari-Touristen legendäre Lodge betrieb. Später wurde er dann durch die politischen Umstände von seinem Ort der Glückseligkeit vertrieben. Er schrieb in seinem Buch „Meine Farm in Afrika“ folgendes: „ Die Sonne verschwand hinter dem Meru. (…) Im dunklen Spiegel seiner glatten Oberfläche reflektierte sich der Schnee des Kilimanjaro. Glücklich, wer hier leben kann. Leben. Im ursprünglichen Sinne des Wortes.“ Da gibt es wohl Nichts hinzuzufügen.

Am späteren Nachmittag finden wir am großen Lake Momella noch ein paar Kronen-Kraniche, einige verschiedene Enten und einen Fischreiher. Am kleinen Lake Momella staken auch noch ein paar Flamingos im Uferbereich durch das Wasser. Wobei man mit ein bisschen Glück hier auch deutlich größere Gruppen zu sehen bekommt. Dazu setzt Regen ein, immerhin anders als beim Abstieg vom Mt. Meru gibt es keinen Hagel dazu. So erreichen wir gegen 16.00 Uhr wieder das Momella Gate. Hier holen wir uns Schlüssel für das Küchenhäuschen und die Toiletten an der Camping-Area 1. Als wir dort ankommen, ist aber schon eine ganze Herde Warzenschweine dort. Nur unter Protest überlassen sie uns ihre Grünfläche. Überhaupt sind die Glades, das sind die kleinen freien Lichtungen im Wald, in denen sich in der Regenzeit das Wasser sammelt, Freßoasen für die Tiere, da sich hier später üppiges Grün bildet. Während ich das hier schreibe, klettern in den Bäumen um mich herum einige kleinere Affen herum. Und dazu gibt es dann wieder das obligatorische Popcorn, als Starter für das Abendessen.

Als Abschluss für den heutigen Tag, gibt es wieder das Tier des Tages: den Pavian. Paviane leben in Gruppen von ein paar wenigen Tieren bis zu 250 zusammen. Die Männchen werden deutlich größer als die Weibchen. Sie erreichen ein Gewicht bis zu 30kg und eine Größe von bis zu etwa einem Meter. Das Fell ist zwischen silbrig bis gelblich-braun und relativ dicht. Markant ist ihre vorstehende Schnauze, die Ähnlichkeit mit der eines Hundes hat. Die Augen liegen etwas zurück versetzt dicht beieinander. Sie leben meist am Boden sind aber auch mehr als nur passable Kletterer, auch wenn an ihren Händen der Daumen fehlt. Wenn sie Unterwegs sind, befinden sich meist die Männchen in einer Art äußerem Ring als erste Verteidigungsline um die Gruppe herum. Die Gruppen erzeugen zuweilen einen ordentlichen Radau und sind wie man an den Eckzähne insbesondere der Männchen sehen kann, durchaus ziemlich wehrhaft. Wobei sie dabei natürlich auch vom Leben in der Gruppe profitieren. Sie sind so auch in der Lage, einem Leoparden oder Geparden die Beute streitig zu machen, stehen auf der anderen Seite aber auch auf deren Speiseplan, wie auch bei Löwen oder Hyänen. Paviane sind Allesfresser, bevorzugen aber eher vegetarische Kost. Sie kommen dabei auch mit weniger nahrhaften Blättern und Gräsern aus, fressen aber auch Früchte, Samen und Wurzeln. Ihre breite Nahrungspalette macht es ihnen auch möglich, unter sehr unterschiedlichen klimatischen Bedingungen zu überleben, wobei sie auf der Nahrungssuche bis zu 20km am Tage zurück legen können. Die Bandbreite ihres Verbreitungsgebietes reicht dabei von der Savanne bis hin zum Wald oder felsigen Untergründen. Geografisch kommen sie in fast ganz Afrika und Teilen der arabischen Halbinsel vor. Das Nahrungsangebot und die Verfügbarkeit von Schlafplätzen bestimmt dabei aber im Wesentlichen die Gruppengröße. Die tagaktiven Tiere ziehen sich zum Schlafen bevorzugt in Bäume oder etwas höher gelegene Felsen zurück. Die kleinen Paviane, die nach einer Tragzeit von sechs Monaten als einzelnes Jungtier geboren werden, werden dann von der ganzen Gruppe erzogen und versorgt. Nach etwa einem Jahr werden sie von der Mutter entwöhnt. Die meisten Paviane verlassen dann vor ihrer Geschlechtsreife mit fünf bis acht Jahren ihre alte Gruppe und schließen sich einer anderen an, bzw. gründen mit anderen umherziehenden Pavianen eine neue. Die Aktivität zur Paarung geht von den Weibchen aus, was etwa alle zwei Jahre der Fall ist. Dabei gibt es aufgrund der Hackordnung zwischen den Männchen aber bestimmte Vorrechte der dominanten Männchen. Wenn die Weibchen fruchtbar sind, wölbt sich ein Teil der Gebärmutter nach außen und der Afterbereich wird deutlich sichtbar rot. Wenn sie nun paarungsbreit sind, zeigen sie das deutlich, in dem sie ihr Gesäß vor dem Gesicht eines Männchens zur Schau stellen. Neben diesem Verhalten kommunizieren Paviane auch durch Körperhaltung, Starren, zeigen der Eckzähne oder demonstratives Gähnen sind offene Drohgebärden. Gleiches gilt für Knurren oder als letzte Vorstufe vor dem Angriff schrilles Kreischen. Auf der anderen Seite kann das Zeigen des Hinterteils neben der Paarungsbereitschaft der Weibchen auch Unterordnung signalisieren. Eine starke Geste der Unterwürfigkeit ist auch die Fellpflege bei einem ranghöheren Tier. Paviane haben in Freiheit eine Lebenserwartung von etwa 30 Jahren.

 

18.02.2010      19. Reisetag - Serengeti Nationalpark - Tag 1

Dieser Tag beginnt sehr viel früher als geplant. Während der Nacht muss ich unzählige Male auf die Toilette. Am Vorabend ging es mir nicht berauschend, aber gegen 2.00 Uhr wache ich auf und schaffe es gerade noch mich aus dem Schlafsack zu schälen, das Zelt zu öffnen und hinters Zelt an einen Busch. Am Anfang war es nur Durchfall, später kommen dann auch noch Magenkrämpfe dazu. Bis zum Morgen gehe ich noch unzählige Male zur Toilette und bemerke irgendwann auch den Ranger, der irgendwann am Abend zu uns gekommen ist. Hier im Arusha-Park ist das Pflicht. Er sitzt in unserem Jeep und muss immer wieder grinsen, wenn ich schon wieder von oder zur Toilette unterwegs bin. Mein Frühstück besteht gerade aus einer Scheibe trockenem Toast. Mein Guide schlägt vor in ein Krankenhaus zu fahren, ich willige sofort ein, die in meinem Hinterkopf herumschwirrende Idee, die Safari abzubrechen und zurück ins Basecamp zu fahren, erscheint mir nicht verlockender. Wer will schon im Bett liegen, wenn er alternativ die Serengeti oder den Ngorongoro Krater sehen kann.

Also setzen wir noch unseren Ranger im Park ab, und fahren dann in dem nahegelegene Arusha in ein Krankenhaus. Wobei hier jeder Arzt ein paar Betten im Gebäude hat und damit ein eigenes Krankenhaus zu besitzen scheint. Gemeinsam mit meinem Guide melde ich mich an der Rezeption an. Anschließend geht es zum Arzt. Wir besprechen kurz mein Leiden, worauf er mich zur Kasse schickt, um die bisher fälligen 8000 TSH zu zahlen. Weiter geht es mit meiner Krankenakte, man könnte wohl auch sagen ein DIN A5 Zettel und einer Pappe, auf der mein Name und mein Geburtstag steht, zum Labor. Vor dem Labor sitzt ein Mann unter einem Bild eines islamischen Geistlichen am Schreibtisch. Er händigt mir eine kleine Dose aus, um sie mit meinem Stuhlgang zu füllen. Damit habe ich nun keine Probleme, ich könnte fast sagen: ich kann in meinem derzeitigen Zustand immer. Dabei hat die arabische Toilette aber unbestreitbar gewisse Vorteile. Nähere Erklärungen spare ich mir aus naheliegenden Gründen da jetzt mal. Die Probe gebe ich dann sofort wieder bei dem Mann vor dem Labor ab, wobei das Labor hinter ihm, jedenfalls vermute ich, das es das Labor ist, kaum 10qm groß ist. Ich selbst setze mich mit dem Guide in einen zum Hof offenen Raum. Wobei die „Wartezimmer“ hier nach Geschlechtern getrennt sein sollen, jedenfalls wenn man den Schildern glauben soll. In der Praxis sieht es dann aber doch anders aus. Nach etwa 20 Minuten steht das Ergebnis fest. Dieses wird vom Labor zur Rezeption gebracht. Dort hole ich es mir ab und setze mich in das Wartezimmer vor dem Raum des Arztes. Auch dieser ist wieder zum Hof hin offen, immerhin ist hier auch keine Geschlechtertrennung vorgesehen. Als ich an der Reihe bin, händige ich dem Arzt neben meiner Krankenakte, die bis auf meinen persönlichen Angaben immer noch leer ist, noch den Befund des Labor aus. Der Arzt notiert daraufhin einiges auf meiner Krankenakte und schickt mich wieder zur Kasse. Anschließend sollte ich weiter zur Arznei-Ausgabe gehen. So zahle ich weitere 12500 TSH, dafür bekomme ich jetzt auch eine ordentliche Rechnung, gerade 10x8,5 cm groß, mit einer Aufstellung meiner erhaltenen Leistungen. Die gesamte Rechnung beläuft sich damit auf 20500 TSH oder umgerechnet etwas mehr als 11 Euro – incl. Medizin. Anschließend erhalte ich am nächsten Fenster, sowohl die Kasse als auch die Apotheke ist zum Hof hin vergittert, dann auch meine Arzneien. Und da beginnen dann die Sorgen: Ich habe das Problem nicht ohne alles oder auch nur mit Wasser Tabletten runter bringen zu können. Nun soll ich von einem der Mittel 3 Tabletten über den Tag verteilt, vom zweiten Mittel 4 Tabletten und vom dritten 2 Tabletten am Morgen nehmen. Dazu habe ich auch noch meine Malerone wegen der Malaria Prophylaxe ausstehen. Also müssen jetzt sofort acht Tabletten irgendwie runter. Dagegen war die Arztrechnung ein Witz. Die ganze Prozedur beim Arzt hat weniger als eine Stunde gedauert. Vor der Arztpraxis steht ein Wagen, der uns zu einer nahegelegenen Werkstatt bringen soll, in der unser Jeep steht. Der wurde während ich beim Arzt war abgeholt. Als wir auf dem Hof der Werkstatt ankommen, ist einer der Arbeiter am rechten Vorderrand beschäftigt, zwei weitere sind fast völlig unter der Motorhaube verschwunden. Zusammen mit dem Fahrrad, das gleich daneben repariert wird, und den Hühnern, die über den Hof laufen, eigentlich ein ziemlich verlockendes Fotomotiv. Nur mir ist mit meinen Magenkrämpfen nicht nach fotografieren. So setze ich mich in den Jeep, klaube noch ein Toast aus der Tüte und versuche irgendwie meine Tabletten herunter zu würgen.

Als ich gerade damit fertig bin, werden auch die Arbeiten am Jeep beendet. So kann es jetzt weiter in Richtung Ngorongoro Gate gehen. Gegen Mittag kommen wir auch dort an, mir geht es inzwischen etwas besser. Die Buckel in den Straßen der Ortschaften, die zur Verkehrsberuhigung dienen sollen, habe ich nicht so genossen. Aber ansonsten ging es auf der Teerstraße ganz gut. Ab dem Gate wird daraus aber eine Schotterpiste, mit meinen sporadisch immer noch auftretenden Magenkrämpfen, ist das nicht so der Hit, ich habe aber dennoch das Gefühlt, dass es richtig war, die Fotosafari fortzusetzen. Die Schotterpiste führt anfangs durch bewaldetes Gebiet relativ stark aufwärts. Oben angekommen, entpuppt es sich als Kraterrand des Ngorongoro. So hat man von oben einen schönen Blick in den Vulkankessel. Auch wenn ich mir nicht wirklich vorstellen kann, das sich darin so viele Tiere befinden sollen. Man sieht hier und da ein paar bräunlicher Punkte, als Tiere sind die aber beim besten Willen nicht zu identifizieren. Es dominiert eher eine große Wasserfläche, überhaupt scheint es dort unten in der Ebene recht feucht zu sein. Nach diesem kurzen Stopp fahren wir weiter in Richtung der Serengeti. Auf der anderen Seite des Kraters ändert sich die Landschaft ziemlich radikal. Hier dominieren schon an den Hängen weite Graslandschaften. Man sieht auch schnell ein paar Rinderherden, bis auf die Rasse der Rinder erinnert das Land eher an irische Landschaften, jedenfalls soweit ich es beurteilen kann, ich war ja noch nie da. Der Eindruck wird noch durch den einsetzenden Regen mit den einher gehenden dunklen Wolken verstärkt.

Die Piste wird schlechter, meine Krämpfe wieder heftiger und die Landschaft flacher und „weiter“. In der sich ausbreitenden Ebene tauchen immer mehr Tiere auf. Je weiter wir in Richtung des Übergangs zur Serengeti kommen, desto mehr werden es. Unzählige Gnus, Zebras und Thomson-Gazellen säumen die Piste. Ich bekomme einen Eindruck von der Menge an Tieren, die es hier gibt. Ich hatte bei der Vorbereitung irgendwo gelesen, dass bei den großen Trecks 1,2 Millionen Gnus umher ziehen. Da dachte ich noch wie unwahrscheinlich eine solch große Zahl ist, groß ist die Zahl immer noch, aber inzwischen kann ich es auch glauben. Da hier kein Baum oder auch nur Strauch steht, kann man sehr weit sehen, aber es gibt praktisch keine großen Lücken, in denen nicht irgendwo grasende Tiere stehen. Außerdem sind unzählige Vögel unterwegs, die Kröten, Würmer und ähnliches Getier suchen. Unter ihnen sind auch unglaublich viele Weißstörche. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so viele Störche gesehen, wie ich hier in einem Blickfeld habe – unvorstellbar.

Nach dem passieren des Gates in die Serengeti ändert sich die Landschaft nur wenig. Bis auf das es hier plötzlich ein anderes Gras zu sein scheint. Ein anderer wesentlicher Unterschied ist noch, dass es ab hier keine Massai mit ihren Rindern und Ziegen mehr gibt. Im Ngorongoro Conservation Area haben sie einen Sonderstatus. Dort dürfen sie ihre Rinder bzw. Ziegen weiden lassen. Sowohl für Tansania als auch in der Welt ist das eine ziemliche Besonderheit, hier versucht man den Naturschutz und auch die Lebensweise der Bevölkerung in Einklang zu bringen. So sind in dem Naturschutzgebiet am Wegesrand auch immer wieder die Dörfer der Massai zu sehen gewesen. Und auch die Hirten mit den traditionellen Tüchern waren überall bei den Herden der Nutztiere zu sehen. Hier in der Serengeti ist ihnen die Bewirtschaftung durch die Rinderhaltung aber verboten. Serengeti ist übrigens ein Wort aus der Sprache der Massai und bedeutet soviel wie endlose Ebene. Treffender kann man die Landschaft hier kaum beschreiben.

Kurz bevor wir das heutige Camp erreichen, biegen wir noch von der Hauptpiste ab. Vincent, mein Fahrer, hat ein paar Jeeps bei einem Baum stehen sehen. Als wir dort ankommen, erkennen wir auch schnell den Grund dafür, dort liegt ein Löwe im Baum. Eigentlich ist es ungewöhnlich, dass Löwen in Bäume liegen, hier tun sie es zuweilen, um von dem relativ feuchten Boden weg zu kommen. Darüber hinaus gehen sie damit auch noch den lästigen Fliegen ein bisschen aus dem Weg. Wir fahren noch eine kurze Schleife, und dort werden für mich dann auch die „Big Five“ komplett. Löwen, Nashörner, Elefanten und Büffel hatte ich ja schon mal im südlichen Afrika gesehen. Aber hier liegt ein Leopard auf einem dicken Ast in einem Baum. Zwar bekomme ich nur ein brauchbares Foto von vorne, da er sich dann abwendet, und mir buchstäblich die kalte Schulter zeigt, aber egal ich hab ihn. Auch das schlechte Licht perfektioniert das Bild nicht gerade, aber auch das ist mir im Moment egal, und ich bin sehr zufrieden. Bei solchen Motiven mache ich natürlich auch Fotos, was auf dem Weg hier her nicht so richtig der Fall war. Da waren es eher ein paar halbherzige Schnappschüsse aus der Rubrik „wo ich schon mal da bin“.

Gegen 18.00 Uhr erreichen wir unser Camp in der Serengeti und schlagen die Zelte auf. Während der Koch das Abendessen vorbereitet, döse ich schon mal im Zelt. Auch wenn ich von dem Essen eher wie ein Spatz gegessen habe, bin ich doch einigermaßen sicher, dass es mit meinem Magen wieder aufwärts gehen wird. Wegen dem Durchfall versuche ich möglichst viel zu trinken. Auf der anderen Seite will ich natürlich in der Nacht deshalb nicht ständig aufstehen müssen. Nach dem ich mich früh hingelegt habe, schlafe ich auch schnell ein, und was fast noch wichtiger ist auch mehr oder weniger bis zum Morgen durch, jedenfalls ohne weitere Besuche auf der Toilette.

Das heute die Wahl auf den Leoparden fällt, ist wohl nur logisch. Der Leopard ist nach Tiger, Löwe und Jaguar die viergrößte Katze. Sie können je nach Lebensraum bzw. Unterart bis zu 190 cm lang bei einer Schulterhöhe von bis zu 80 cm werden. Dabei erreichen sie ein Gewicht von bis zu 90 kg. Dabei gilt dass die Weibchen nur etwa halb so groß werden, sie sind auch vom Körperbau etwas gedrungener als die Männchen. Und auch die Leoparden aus Waldgebieten sind deutlich kleiner als die in der Steppe. Ihr Fell hat einen gelblichen Grundton, das mit schwarzen Rosetten gezeichnet ist. Die Körperunterseite ist deutlich heller als der Rest des Körpers. Aufgrund von einem rezessiven Gen, gibt es aber auch schwarze Leoparden, deren Zeichnung nur in einem bestimmten Blickwinkel überhaupt zu erkennen ist. Lange Zeit bezeichnete man sie als schwarze Panther, stellte dann aber fest, dass es sich dabei eben um Leoparden handelt. So kommen auch heute Würfe vor, in dem die beiden Farben gemischt sind. Wobei auf der malaiischen Halbinsel bis zu 50% schwarz sind, in den Savannen Afrikas aber nahezu keine. Womit wir auch schon beim Verbreitungsgebiet sind. Südlich der Sahara gibt es in ganz Afrika welche, insbesondere um den Äquator herum gibt es noch relativ große Populationen, in etwas abgeschwächter Form gilt das auch für Indien bis hinunter nach Süd-Ost Asien. Schlechter bzw. vor dem Aussterben stehen sie nördlich der Sahara, auf der arabischen Halbinsel bis hin nach Afghanistan, dem Kaukasus oder in China. Insgesamt gilt der Fortbestand aber als gesichert, nur eben nicht für alle Unterarten in allen Gebieten. Auf der gesamten arabischen Halbinsel schätzt man ihre Zahl noch auf etwa 20, allein für den Kongo gibt es Schätzungen von 225000 bis 700000, an der Bandbreite kann man aber auch schon die Unsicherheit dieser Schätzungen erahnen. Zum Menschen hatte der Leopard eine lange nicht eben spannungsfreie Beziehung. So gibt es bereits Zeugnisse weit vor Christi, die von Trophäen vom Leoparden berichten. Auf der anderen Seite ist der Leopard auch sehr anpassungsfähig, so hat es noch 1970 in den Vororten von Nairobi größere Populationen gegeben. Gerade bei den Menschen mit landwirtschaftlichem Hintergrund ist der Leopard wenig beliebt. Er wurde lange stark auch wegen seines Fells gejagd. Auch das man ihn zeitweilig als menschenfressende Bestie beschrieb, hat ihm sicherlich nicht gerade Vorteile eingebracht. Dabei gilt es als sicher, das es zu diesen Übergriffen eher durch sehr alte und kranke Tiere gekommen ist, die zu einer normalen artgerechten Jagd nicht mehr fähig waren.

Leoparden kennen zwei Arten der Jagd. Zum einen eine Lauerjagd, bei der er sich irgendwo reglos auf die Lauer legt, und seine Beute unmittelbar an sich vorbei ziehen lässt. Dann überwindet er mit wenigen schnellen langen Setzen die Distanz zur Beute. Die andere Variante ist die Anschleichjagd. Wie der Name schon sagt, schleicht er sich dabei an seine Beute an. Da ist es für ihn wichtig, möglichst dicht an die Beute heran zu kommen. Leoparden sind wie praktisch alle Raubkatzen Sprinter aber eben keine Dauerläufer. Dazu geht er die letzten Meter bis zum Angriff oft so geduckt, dass sein Bauch fast den Boden berührt. Er erreicht dabei insbesondere zum Ende der kurzen Jagd eine Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h. Beim Anschleichen ist es ihm auch möglich in jeder Phase eines Schrittes für Minuten bewegungslos zu verharren. In beiden Jagdvarianten zeichnet er sich durch eine große Geduld aus, und es ist auch nicht klar, ob er sein Opfer vor der eigentlichen Jagd bereits aussucht, oder sich dieses erst im Verlauf der Jagd ergibt. Ziel seiner Jagd ist alles vom Käfer über kleinere andere Raubtiere bis hin zu Antilopen oder Fohlen von Zebras. Nach Möglichkeit sollten sie aber nicht schwerer als 50kg sein. Was er nicht sofort frisst, versucht ein Leopard entweder im Dickicht zu verstecken oder auf einen Baum zu schaffen. Dort kann er sie leichter gegen andere Räuber verteidigen. Ebenso nutzen Leoparden Bäume auch als Schlaf- bzw. Rastplatz, aber eben auch als Ausguck zum Erspähen ihrer Beute. Leoparden können problemlos senkrechte Bäume hinauf klettern, beim hinabsteigen klettern sie bis zum Sprung aus einer Höhe von bis zu vier Meter auch rückwärts wieder hinunter. Leoparden sind Einzelgänger und haben zum Teil sehr große Reviere. Männliche Leoparden haben zum Teil Gebiete von bis zu 100 km², die sich aber durch aus mit den bis zu 30km² großen der Weibchen überschneiden können. Wobei Männchen und Weibchen nur zur etwa 6-7 tägigen Paarungszeit zusammentreffen. Nach 90 – 105 Tagen bringt die Leopardin dann zwei bis vier etwa 500gr schwere Junge zur Welt. Bereits nach drei Monaten beginne diese Fleisch zu fressen und die Mutter mehrere hundert Meter zu folgen. Nach 13 bis 18 Monaten verlassen sie die Mutter, wobei männliche eher früher gehen. Weibliche bleiben zum Teil auch ihr ganzes Leben in einem Nachbarrevier in der Nähe der Mutter.

 

19.02.2010      20. Reisetag - Serengeti Nationalpark - Tag 2

Wir beschließen heute früh los zu fahren, und das Frühstück dann später unterwegs zu essen. So sind wir bereits 6.20 Uhr im ersten Dämmerlicht unterwegs. Nach kaum 500m laufen zwei Hyänen direkt vor uns auf der Piste, Pech ist nur, das das Licht für meine Kamera bei beweglichen Motiven noch zu schwach ist. Überhaupt bin ich eigentlich jedes Mal ein bisschen über die Größe von Hyänen überrascht. Für mich sind die vor dem geistigen Auge eigentlich eher in der Größe eines „ausgewachsenen“ Hundes. Die Tüpfelhyänen sind aber eben deutlich größer, dazu noch ihre etwas abfallende Körperform und der eher etwas schleppend erscheinende Laufstiel. Aber schon bald sehen wir auch ein paar Impalas im ersten Sonnenlicht. Kaum 100m weiter steht auch eine kleine Gruppe von älteren Büffeln. Wobei letztere nicht eben als ungefährlich gelten. Es handelt sich bei den kleinen Gruppen oft um Tiere, die zu alt sind, bei den großen Wanderungen das Tempo zu halten. Sie finden sich dann in kleinen Gruppen zusammen. Da sie wegen ihres Alters meist auch nicht mehr schnell genug für eine Flucht sind, gehen sie zuweilen auch ohne Vorwarnung zum Angriff über, wenn sie sich bedroht fühlen. Es kommen übrigens mehr Menschen durch Büffel als durch Löwen ums Leben. Das gleiche Attribut können auch die nächsten Motive für sich in Anspruch nehmen: Flusspferde. Bei ihnen am Hippo-Pool sind wir zum Frühstück. Wenn sie so im Wasser liegen bzw. stehen traut man ihnen gar nicht zu, das sie aggressiv sein könnten. Etwas nachdenklicher wird man dann schon, wenn sie das Maul mit den Eckzähnen aufreißen. Hier am Hippo-Pool liegt auch ein kleines relativ junges Krokodil am Ufer in der Sonne.
Noch vor dem Mittag bekommen wir einen Sekretär (Vogel), verschiedene Adler, DicDic, Paviane, Marabus, ein ausgewachsenes Krokodil auf einer Sandbank, verschiedene Antilopenarten, unzählige Büffel, Strauße, Warzenschweine und natürlich weitere Löwen zu sehen. Aber gerade die Löwen ziehen immer wieder eine größere Gruppe von Jeeps an. Gegen 13.00 Uhr sind wir zum Mittagessen zurück im Camp. Ich gönne mir noch eine mehr oder weniger kalte Dusche. Meinen Schlafsack hatte ich in der letzten Nacht ein bisschen nass geschwitzt, schließlich ist der für die Temperaturen am Berg ausgelegt, inzwischen ist er aber auch schon wieder im Zelt getrocknet. So lege ich noch eine kleine Pause ein, und lege mich im Zelt auf dem Schlafsack. Meinem Magen geht es heute deutlich besser als gestern, ich fühle mich noch nicht wirklich gut, aber der Appetit kehrt schon mal wieder zurück, immer ein gutes Zeichen.

Am Nachmittag geht es gegen 15.00 Uhr noch mal los. Am Vormittag waren wir in nördlicher und westlicher Richtung unterwegs. Jetzt am Nachmittag geht es eher in südlicher Richtung. Schon bald nach unserem Camp wird das Gras spärlicher und auch bräunlicher. Das hat auch dramatische Auswirkung auf die Tierwelt. In der ersten Stunde sehen wir überhaupt nichts außer ein paar Vögeln. Erst als wir vom Camp aus gesehen in die westlichen Teile der Serengeti fahren, sehen wir auch wieder Antilopen. In den Wasserlöchern dümpeln ein paar Flusspferde und ein Krokodil herum. Beide machen heute keinen Stress und liegen faul im Wasser herum. Aber insgesamt scheint der Nachmittag nicht mehr wirklich ergiebig zu werden. Gegen 17.00 Uhr haben wir aber doch noch mal Glück und bekommen Elefanten zu Gesicht. Damit habe ich alleine in der Serengeti bereits vier der „Big Five“ fotografieren können. Es fehlen nur noch die Nashörner, aber die gibt es in der Serengeti auch praktisch nicht mehr. Das man ihrem Horn im asiatischen Raum aphrodisierende Wirkung zuschreibt, ist ihnen zum Verhängnis geworden. Heute wird die Wilderei inklusive dem Handel mit den Horn der Nashörner oder auch Elfenbein unter strenge Strafe gestellt. Das kann zwar die Wilderei nicht völlig verhindern, hat sie aber sehr deutlich eingeschränkt. Hier wie anderswo konnten sich die Bestände vieler Tiere dadurch wieder erholen. Außerdem hat die Scheu vieler Tiere damit auch wieder stark abgenommen. Nur so ist es auch zu erklären, dass viele Tiere wie bei mir heute eben ein paar Löwen, völlig ruhig neben dem Weg unter einem Baum im Schatten dösen. Dabei warten dann manchmal bis zu zehn Jeeps auf ihren Fototermin. Wobei Löwen vielleicht ohnehin vieles etwas gelassener sehen, da sie praktisch keine Feinde haben – vom Menschen mal abgesehen.

Hier ganz in der Nähe von unserem Camp ist nicht nur der Flughafen der Serengeti, von dem allerdings nur Inlandsflüge möglich sind, sondern auch der Stützpunkt der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Bis zu seinem Tode war Prof. Dr. Bernhard Grzimek Präsident dieser Organisation. Grzimek wurde nach dem zweiten Weltkrieg Direktor des völlig zerstörten Zoos in Frankfurt. Mit Hilfe der Alliierten baut er diesen wieder auf und erweiterte ihn sogar, da die Häuser um den Zoo im Krieg völlig zerstört worden waren. Aber was ihm fehlt sind noch Tiere, da nur wenige den Krieg überlebt haben. So reist er nach Ostafrika um dort welche zu fangen, aber auch das Verhalten der Tiere zu studieren, um das neu gewonnene Wissen in die Haltungsmöglichkeiten in seinem Zoo einfließen zu lassen. Er ist begeistert von der Natur in Ostafrika und beginnt sich für deren Erhalt einzusetzen. Unter anderem dreht er Filme über die Tierwelt in diesem Teil der Erde. Darunter ist auch der Film „Serengeti darf nicht sterben“, wofür er sogar einen Oskar erhielt. Bei den Dreharbeiten starb bei einem Flugzeugunglück sein Sohn Michael Grzimek, der ihn auf seinen Reisen nach Ostafrika stets begleitete und auch die Liebe zu diesem für unzählige Tiere einzigartigen Lebensraum teilte. Prof. Dr. Bernhard Grzimek ist auch vielen noch bekannt, durch seine Serie „Expedition ins Tierreich“. Auf ihn geht auch die Serengeti in ihrer heutigen Form zurück, ebenso nahm er wesentlichen Einfluss auf die Schaffung der Ngorongoro Conservation Area, zumal es ihm immer wichtig war, auch die Bevölkerung mit in seine Naturschutzprojekte einzubinden. Denn er glaubte, nur so könnten diese Vorhaben überhaupt nachhaltig gelingen. Heute unterstützt die Zoologische Gesellschaft Frankfurt noch immer das Projekt Serengeti, ist aber auch noch an zahlreichen anderen Orten auf der Welt an Naturschutzprojekten beteiligt.

Mein Tier des Tages ist heute das Flusspferd, dabei ist der Name eigentlich schon völlig irreführend. Sie haben nichts mit Pferden zu tun, sondern sind eher mit Walen verwandt. Sie werden auch immer wieder als Nilpferd bezeichnet, was aber eher auf den Ort zurück geht, nämlich dem Nil, an dem sie zuerst von Europäern gesehen worden sind. Flusspferde haben eine fast tonnenförmige Körpergestalt und nur sehr kurze Beine. Trotzdem können sie darauf erstaulich schnell laufen, man schätzt ihre Geschwindigkeit auf bis zu 50 km/h, was sie aber nur über sehr kurze Distanzen durchhalten. Immerhin müsse sie ja auch einen Körper von bis zu 4000 kg stemmen, womit sie nach den Elefanten die zweitschwersten Landtiere auf der Erde sind. Bei einer Länge von bis zu fünf Metern erreichen sie gerade mal eine Höhe von 1,65 m. Sehr auffällig an ihnen sind noch die breiten Schnauzen mit den gewaltigen Eckzähnen, die oberhalb des Zahnfleisches eine Länge von bis zu 30 cm erreichen können, die Gesamtlänge beträgt bis zu 70 cm. Auch sonst haben sie nur wenige Zähne, aber die sind dafür alle recht gross ausgefallen. Dabei zupfen sie das Gras, was ihre Hauptnahrungsquelle ist, nur mit den Lippen ab. Aber dazu wär ihr grobes Gebiss ohnehin nicht geeignet. Die ein Leben lang nachwachsenden Zähne werden nur als Drohmittel, das Maul lässt sich bis zu 150° weit öffnen, oder auch bei Kämpfen untereinander eingesetzt, letztere können dann aber auch bis zum Tode eines der Kontrahenten führen. Ihr Lebensraum ist geografisch gesehen südlich der Sahara, wobei sie dort aber in vielen Gebieten vom Aussterben bedroht sind. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Grasflächen an den Seen und langsam fließenden Flüssen zunehmend landwirtschaftlich genutzt werden. Trotz einer geschätzten Population von 140000 Tieren gelten sie deshalb als gefährdet, da ihre Zahl in den letzten Jahren relativ stark abnimmt. Sie leben entweder alleine, meist männliche Tiere, oder in losen Gruppen bis zu 150 Tieren. Dabei beansprucht ein Bulle die Führungsposition und auch das Recht zur Fortpflanzung für sich. Die Fortpflanzung findet im Wasser statt, die Geburt kann dann im seichten Wasser oder an Land erfolgen. Der Nachwuchs wird mit einem Gewicht von 30-50 kg geboren und unter Wasser gesäugt. Schon bei der Geburt können die kleinen Laufen oder sich vom Grund abstoßen, um an die Wasseroberfläche zu gelangen. Flusspferde sind erstaunlicherweise nur schlechte Schwimmer, meist laufen sie auf dem Grund. Dazu können sie bis zu 30 Minuten unter Wasser bleiben, und schließen dabei sowohl Nase als auch die Ohren wasserdicht ab. Da sie eine sehr empfindliche Haut haben, halten sie sich am Tage im Wasser auf, und kommen meist erst in der Dämmerung an Land um dann 6 – 7 Stunden zu fressen. Sie schlafen auch im Wasser, wobei sie genauso automatisch an die Wasseroberfläche kommen, wie sie atmen. Ansonsten ragen meist nur die Augen, die Nase, die nur 10 cm kleinen Ohren und ein Teil des Rückens aus dem Wasser heraus. Feinde haben erwachsene Flusspferde praktisch keine mehr. Lediglich der Nachwuchs ist durch Krokodile, Hyänen, Löwen und Leoparden bedroht. Dabei verteidigen die Weibchen ihren Nachwuchs sehr resolut, und genau diese Attacken sind es auch, die Flusspferde auch für den Menschen so gefährlich machen. Der Nachwuchs wird übrigens mit 6 – 8 Monaten entwöhnt und ist seinerseits mit 6 – 15 Jahren geschlechtsreif. Insgesamt haben Flusspferde eine Lebenserwartung von etwa 30 - 40 Jahren.