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Alpenüberquerung

Wer meine Reisen ein bisschen verfolgt, bemerkt dass es immer mehr fester Bestandteil einer jeder Reise wird, in dem besuchten Teil der Erde ein paar Fußspuren in den Sand zu drücken. Dabei spielt (fast) immer auch die Überwindung von ein paar Höhenmeter eine Rolle. Und da liegt es eigentlich sehr nahe, auch in die Alpen zu fahren. Bisher besuche ich ja eigentlich eher etwas entferntere Länder, aber die Alpen sind für einen Bergwanderer insbesondere aus Europa natürlich ein Muss. Sie gehören sicherlich zu den abwechslungsreicheren Höhenzügen, und deren klimatische Bedingungen sind auf jeden Fall ganz andere als etwa die der afrikanischen Berge, mit denen ich das Wandern auf Bergen für mich entdeckt habe.

Bleibt jetzt noch warum muss es eine Alpenüberquerung sein. Tägliche Touren von einer Hütte aus, zu der man am Abend immer wieder zurück kommt, wären eine klassische Alternative gewesen. Und man muss da ja nur einmal das Gepäck rauf "schleppen", und ansonsten hat man nur einen Tagesrucksack dabei. Ich hoffe aber, eben deutlich mehr Abwechslung zu erleben, wenn ich auch ein bisschen voran komme. Wobei das natürlich auf einer Landkarte Wenig bis fast Nichts ist. Man hat mich immer wieder gefragt wieviel Kilometer läuft man da denn so. Die Antwort lautet: ich weiß es nicht, und es ist auch nicht wirklich wichtig. Zum einen misst man die Entfernung in den Bergen eher in Gehzeiten, und zum anderen empfinde ich schier unendliche Ruhe vom Alltagstreß, wenn ich einfach so vor mich hin laufe, und dabei versuche die Umgebung mit meinen Sinnen in mich aufzunehmen. Und obwohl ich immer in einer Gruppe laufe, bin ich dann auch mal allein nur mit mir selbst, was in unseren Zeit fast zum Luxus geworden ist. An dieser Stelle ein 'tschuldigung an Mitreisende, wenn ich mal ein paar Stunde nahezu nichts sage, liegt das nicht unbedingt an Atemnot oder Desinteresse sondern einfach am Genuß mit mir selbst im Reinen unterwegs sein zu können / zu dürfen. Und dabei eben sich um nichts kümmern zu müssen, an nichts denken zu müssen, aber über alles (nach-)denken zu dürfen.

Berichtigend muss ich inzwischen sagen, nach der Erzeugung der Karten für diese Website weiß ich wieviele Kilometer es waren, aber nach wie vor gilt, es ist nicht wichtig und auch überhaupt nicht mit einem Kilometer in der norddeutschen Tiefebene zu vergleichen.

 

1. Reisetag     20.07.2012 – Oberstdorf

Um 08.30 Uhr mache ich mich mit dem Zug auf den Weg nach Süden. Wobei mir schon ein paar Zweifel kommen, ob ich mir das alles wirklich gut überlegt habe mit der Alpenüberquerung. Vor etwa fünf Wochen habe ich mir derbe den Hals und die rechte Schulter verdreht. Später kam heraus, dass verschiedene Wirbel der Wirbelsäule auch nicht so ganz da sind, wo sie sein sollte. Nach verschiedenen Behandlungen ist es deutlich besser, aber eben auch noch weit von optimal entfernt. Der Wetterbericht von Oberstdorf trägt jetzt auch nicht unbedingt dazu bei, die Stimmung zu heben. Am Samstag werden 20 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet, am Sonntag dann 20 bis 40 Liter. Immerhin scheint zu Hause noch die Sonne. Aber je weiter ich nach Süden komme, desto mehr zieht es sich zu. Kurz hinter München beginnt es schließlich auch zu regnen. Immerhin sitze ich im richtigen Teil des Zuges, denn der Zug wird in Immenstadt getrennt. Ein Teil wird nach Lindau der andere nach Oberstdorf fahren. Laut Aushang im Münchner Hauptbahnhof sollte der hintere Teil nach Oberstdorf fahren, aber wo ist bei einem Kopfbahnhof schon hinten.

In Oberstdorf komme ich schließlich mit einer etwa halbstündigen Verspätung an. Der Zug hatte schon bei seiner Ankunft in München Verspätung, laut Durchsage war es eine „Störung im Betriebsablauf in München Parsing“. Der Zugbegleiter meinte, bei einem anderen Zug gab es dort einen Unfall mit Personenschaden. Aber gut ich habe ja nichts weiter mehr vor heute. Nach einem kleinen Fußmarsch quer durch Oberstdorf komme ich so etwa gegen 18.30 Uhr auf mein Zimmer. Das Zentrum von Oberstdorf ist schon sehr geprägt von Tourismus. Es gibt unzählige Herbergen mit ganz offensichtlich auch großen Unterschieden im Preisgefüge. Wie auch immer, offensichtlich ist man zurzeit fast völlig ausgebucht, vor vielen Eingängen hängt ein Schild mit einem entsprechenden Hinweis. Ich hatte vorher gebucht und daher keine Probleme damit. Ich vertrete mir jetzt nur noch ein bisschen die Beine. Wobei man im Zentrum auch schnell rum ist und eben entsprechend das Gefühl hat, hier und da schon gewesen zu sein. So kann ich den mitgebrachten Plan auch schnell wieder in die Jackentasche stecken, man findet sich auch so gut zurecht. Nach dem Abendessen gehe ich relativ früh zu Bett, um noch ein bisschen zu lesen. Dazu habe ich zum ersten Mal einen dieser kleinen E-Reader dabei. Das spart schon Gewicht. Das Ding wiegt weniger wie ein Taschenbuch und ich habe vorher drei Bücher drauf geladen, also mehr als genug Lesestoff für die nächsten zwei Wochen. Wobei Gewicht schon ein Thema ist. Ich bin mir relativ sicher, viel zu viel dabei zu haben, wüsste jetzt aber auch nicht, was ich hätte weglassen sollen. Im Vorfeld macht man sich ja schon Gedanken, was man so brauchen wird, aber als ich gestern Abend dann meinen Rucksack gepackt habe, musste ich feststellen, dass das nun wirklich nicht alles mit kann. So packt man schon zwei, drei mal alles ein und ein bisschen anders noch mal wieder ein. Aber die Waage meint immer: noch zu viel. Um es vorweg zu nehmen, es gibt Bergschulen die nur 12kg Gepäck gestatten, ich hätte dort was auspacken müssen. Was aber zum Teil auch so Sachen wie meiner Kamera geschuldet ist, mit Objektiv ist die jenseits der 1,5kg. Eigentlich habe ich auch nicht unbedingt ein Problem damit, ein bisschen mehr zu tragen, aber im Zusammenhang mit der lädierten Schulter bin ich eben doch etwas unsicher.

 

2. Reisetag    21.07.2012 – Kemptner Hütte

Am Morgen ist es trocken, das lässt doch für den Tag hoffen. Auch wenn der Wetterbericht ja was anderes voraus gesagt hatte. Der Treffpunkt für die Wandergruppe ist in der Nähe des Bahnhofs. Gegen 11 Uhr muss ich mein Zimmer räumen und mache ich auf den kurzen Weg. Wobei ich das Gefühl habe, den Ortskern von Oberstdorf schon gut zu kennen. Was soll ich sagen, gegen 11.30 Uhr setzt auch wieder Regen ein. Etwa halb eins gehe ich rüber zur Dampfbierbrauerei, was laut Beschreibung der Treffpunkt für die Gruppe sein soll. Dort sitzen auch schon zwei aus meiner Gruppe. Es dauert auch nicht lange, bis Sepp, unser Bergführer für die kommende Woche, uns aufgabelt. Anders als geplant fahren wir erst ca. 13.30 Uhr mit einem Kleinbus hinüber zur Spielmannsau, da eine Mitreisende aus unserer Gruppe, wie ich gestern ja auch schon, ein bisschen verspätet mit dem Zug eintrifft.

Ab Spielmannsau wird es dann langsam ernst. Wobei der erste Tag ja eigentlich nur ein halber ist. Von dort ist es auch nur eine viertel Stunde bis zur Materialbahn. Gemäß Beschreibung sollen die Rucksäcke mit der Materialbahn zur Hütte befördert werden. Inzwischen ist die Luft eigentlich nur noch feucht, aber als Regen kann man es kaum bezeichnen. So packe ich meine Kamera und die Regenhose mit einer Flasche Wasser in eine kleine Tasche und schicke den Rest mit nach oben. Bis zur Materialbahn ist man noch auf einer langsam schmaler werdenden Straße unterwegs, ab hier geht es dann aber richtig in die Natur. Der „fehlende“ Rucksack ist natürlich schon eine Erleichterung, aber insgeheim kommt es mir schon ein bisschen geschummelt vor, hier ohne rauf zu gehen. Aber auch so wird es in T-Shit und Hardshell Jacke fast schon zu warm. Zumal auch die Temperaturen zu steigen beginnen, unabhängig davon dass man sich jetzt natürlich auch ein bisschen körperlich betätigen muss.

Der Weg selbst ist relativ schmal und an einigen Stellen wegen der Regens zur Mittagszeit stellenweise etwas schlüpfrig. Sepp geht voran und das Tempo ist recht gemäßigt. So habe ich damit schon mal keine Probleme. Das kann ja schon problematisch sein, wenn man das Tempo nicht halten kann. Mir persönlich ist es jetzt gefühlt eher zu langsam, aber dadurch sind die Reserven dann ja nur größer, wenn ich mal wieder in der Gegend rum schaue oder die Kamera aus dem Rucksack heraus und wieder hinein kramen muss, um ein paar schnelle Fotos zu machen. Wir kommen auf dem Weg an ein paar kleineren Schneefeldern vorbei, die sich an ein paar geschützteren Stellen bis in den Sommer gerettet haben. Unter ihnen plätschert dann nicht selten aber das Wasser. Je höher wir kommen, desto größer werden die Felder, aber es wird auch ein bisschen kühler. Und schließlich stehen wir auch wieder in den Wolken inklusive den feuchten Nebenerscheinungen. Es regt nicht, aber ist eben ein bisschen feucht. Von hier ist es aber auch nicht mehr weit bis zur Kemptner Hütte, die auf rund 1840m Höhe liegt. Also etwa 850m über Spielmannsau. Die geplant Gehzeit beträgt für diese Etappe etwa drei Stunden.

An der Hütte kommt man praktisch durch den Keller. Unter werden gleich die Wanderstiefel ausgezogen und Stöcker aufgehängt. In der Hütte bewegt man sich natürlich nur in Hüttenschuhen. In meinem Fall Wandersandalen, was schon mal die ersten zusätzlich Gramm sind. Aber ich mag nun mal keine Flipflops oder Badelatschen. Wie dem auch sei, durch den Aufenthaltsraum geht es rauf zu unserem Matratzenlager. Dort richten wir uns kurz ein, ziehen uns um und dann geht es auch wieder runter in den Aufenthaltsraum, da es im Matratzenlager schon recht frisch ist. Unten ist es inzwischen deutlich voller geworden, es sind heute rund 300 Leute auf der Hütte. Nach dem Abendessen gehen wir relativ früh zu Bett, zumal es nicht wirklich etwas zu tun gibt. Und einen schwungvollen Hüttenabend am ersten Tag ist sicherlich auch nicht das Richtige. Zumal alle natürlich schon ein bisschen gespannt sind, was uns erwartet und wie man selbst damit zu Recht kommen wird. Nicht zu letzt auch deshalb, weil nicht alle aus unserer Gruppe Erfahrung in den Bergen haben oder auch mit größerem Gepäck. Wobei ich selbst natürlich auch darüber nachdenke, ich bin schon auf anderen Bergen unterwegs gewesen, und auch dabei noch mit deutlich mehr Gewicht auf dem Rücken. Aber was wird die Schulter machen, und wie wird es in den Alpen, in denen ich noch nie unterwegs war. Denn jedes Gebirge ist anders. Und dann ist da natürlich auch immer das Wetter. Wenn es Bindfäden regnet, macht es die Sache auch nicht schöner. So liege ich dann doch noch lange wach. Auch wenn sich alle bemühen leise zu sein, so ist es bei rund 20 Personen in einem Raum doch auch immer ein bisschen unruhig. Und dass ich nun müde vom Aufstieg bin, kann ich nun auch nicht wirklich sagen. Aber irgendwann schlafe ich dann wohl doch ein, denn als ich wieder zum Fenster sehe, zeichnet sich dort die erste Morgendämmerung ab.

 

 

Spielmannsau - Kemptner Hütte, 6,1km, +1114 Höhenmeter, -264 Höhenmeter

 

3. Reisetag    22.07.2012 – Memminger Hütte

Wir stehen gegen 6.30 Uhr auf. Ein bisschen Katzenwäsche – mehr eigentlich nicht, denn wie auf den Hütten üblich gibt es nur einen funktionierenden Wasserhahn: Kalt. Und kalt meint wirklich kalt. Da ich aber eher ein „Warmduscher“ bin, ist man danach so richtig wach. Der weitere Plan sieht so aus, Frühstück um 7.00 Uhr und Abmarsch dann um 7.30 Uhr.

Anfangs geht es noch rund eine halbe Stunde ein kleines Stück bergauf zum Mädeljoch auf rund 1970m, wo dann auch der Grenzübergang nach Österreich liegt. Interessant vielleicht noch, das Deutschland auf dieser grünen Grenze auch eine Grenzmarkierung aufgestellt hat, auf Österreichischer Seite sucht man eine solche vergebens. Ab hier gibt es im wörtlichen Sinne für den Rest des Vormittags nur noch bergab. Unter anderem kommen wir dabei an dem eindrucksvollen Simms-Wasserfall vorbei. Gegen 11 Uhr erreichen wir dann Holzgau, wo wir auf unseren Transport in Richtung des Talpunkts der Materialbahn zur Memminger Hütte warten. Es bleibt vorher aber noch genug Zeit eine Kleinigkeit zu essen, weil der Abfahrtspunkt geschickter weise an einer Gaststätte liegt. Dort findet sich auch ein älterer Herr, der die Abfahrt mit dem Taxiunternehmen Feuerstein regelt. Mit deren Fahrzeugen geht es dann hinüber zur Talstation. Wobei das letzte Stück auf einer kleinen unübersichtlichen kurvigen Straße hinauf verläuft. Alternativ gibt es aber auch zwei Wanderwege hinauf zur Materialbahn. Die Fahrt verläuft ein bisschen wild, was nicht allen aus unserer Gruppe wirklich gut bekommt. Aber für das Taxiunternehmen ist das Zeitfenster, in dem Wanderer diese Strecke fahren wollen, natürlich auch relativ klein. Mir selbst kommt wieder der Gedanke, dass die Überquerung der Alpen auf dem E5 auf dieser Reise eher an eine Aneinanderkettung von Teilabschnitten erinnert. Wobei man aber natürlich auch bedenken muss, dass für den gefahrenen Abschnitt eine Regelgehzeit von vier Stunden veranschlagt werden muss. Und damit wird es bis zur Memminger Hütte auf jeden Fall ein ziemlicher langer und anstrengender Tag.

Wir haben es heute weiter etwas leichter, die Rucksäcke werden auch heute mit der Materialbahn hinauf befördert. Da es heute Vormittag auch ein bisschen geregnet hat, ist insbesondere der untere Teil des Aufstiegs zur Hütte etwas schlammig und damit schlüpfrig. Aber je höher wir kommen, desto besser geht es. Ich bin dabei ganz froh mit Stöckern unterwegs zu sein. Bisher habe ich die auf meinen Wanderungen immer vermieden, aber aufgrund der noch zu erwartenden Abstiege habe ich dieses Mal welche dabei. Und auch hier auf diesem Untergrund leisten sie durchaus ihren Beitrag. Aber den Hauptnutzen sehe ich schon auf den Gefälleabschnitten. Im unteren Bereich ist der Weg noch recht buschig, wir steuern dabei mehr oder weniger direkt auf den Seekogel zu, um dann links um ihn herum zu gehen. Schon auf dem Weg am Seekogel vorüber kommt man über eine ausgedehnte Grasfläche, auf der man über eine kleine Brücke auch einen Wasserlauf überquert. Kurz danach sehen wir in einiger Entfernung ein paar Gämsen. Nach dem wir praktisch um den Berg herum sind, kommt auch schon die Memminger Hütte ins Blickfeld. Gerade jetzt wo sich die Sonne auch wieder zeigt liegt sie sehr schön in einem sehr schönen Bergpanorama, ja fast schon in einem Kessel von lauter 3000ern. Dazu sieht man einen Bergsee, das Tal selbst ist völlig grün und lädt einfach nur zum Genießen ein. Etwas oberhalb pfeifen andere aber auf oder vielleicht über uns. Ein paar Murmeltiere beäugen uns mindestens genauso interessiert wie wir sie. Das Stück bis zur Hütte bringen wir dann aber doch zügig hinter uns, weshalb wir schon recht früh gegen 14:30 Uhr, nach etwa zwei Stunden Aufstieg, an der Hütte an

Wir beziehen unser Nachtlager, auch hier ist es wieder ein Matratzenlager. Unsere Gruppe hat einen eigenen Raum, was ich schon als angenehmer als auf der Kemptner Hütte empfinde. So machen wir noch an ein bisschen Körperpflege, wobei auch hier das Wasser wieder sehr erfrischend ist, weshalb auch das schnell erledigt ist. Inzwischen hat sich die Sonne auch wieder hinter die Wolken verzogen, weshalb es draußen auch wieder deutlich kühler geworden ist und auch der Ausblick nicht mehr ganz so spektakulär ist. So bereite ich mich intensiv auf den morgigen Tag durch Nichtstun vor. Es geht mir körperlich sehr gut, dazu hat aber sicherlich auch beigetragen, dass wir in den ersten Tagen nur selten mit dem ganzen Gepäck unterwegs waren. Dabei ist einer aus unserer Gruppe heute beim Aufstieg zur Hütte umgedreht, weil er sich nicht wohl fühlte. Sicherlich eine vernünftige Entscheidung, wenn man das Gefühl hat, es nicht zu schaffen, dann ist falscher Ehrgeiz mit Sicherheit nicht das Richtige. Trotzdem hat es mich schon gewundert, da er schon öfters auch in den Bergen mit dem Rucksack unterwegs war. Aber manchmal gibt es eben diese Tage, an denen es warum auch immer nicht läuft.

 

 

Kemptner Hütte - Memminger Hütte, 10,5km, +1295 Höhenmeter, -883 Höhenmeter

4. Reisetag    23.07.2012 – Imst

Aufstehen und Frühstück ist auch heute zu den anscheinend für uns üblichen Zeiten, also um 6.30 Uhr bzw. 7.00 Uhr. Wobei das Aufstehen mir hier auch nicht wirklich schwer fällt. Einen Wecker brauche ich nicht. Auch wenn es nachts immer ein bisschen unruhig ist, selbst wenn sich jeder bemüht leise zu sein. Aber man geht auch früh ins Bett, jedenfalls zu Zeiten, zu denen ich zu Hause sicherlich nicht gehe.

Unser Tag in den Bergen führt uns zuerst praktisch um die Hütte herum über eine recht ebene Grasfläche an einen klaren Bergsee, ab hier geht es dann aber aufwärts. Anfangs ist es zwar steinig aber sehr gut zu laufen, ein paar Passagen sind recht steil und wegen der dort vorhanden engen Stellen mit feuchten kleinen Steinchen etwas schwieriger. Anschließend geht es über ein Schneefeld um dann das letzte Stück zur Seescharte über ein paar Aussetzungen und steilere Abschnitte zu nehmen. Das letzte Stück geht hier noch im Schatten weiter, aber die Sonne scheint. Die klare Nacht hat aber auch dafür gesorgt, dass der Reif auf der Sonnenterrasse der Memminger Hütte morgens gefroren war.

Als wir dann aber die Seescharte auf knapp 2600m überqueren, bietet sich ein unbeschreiblicher Ausblick. Auf der anderen Seite scheint die Sonne, kurz unterhalb zahlreicher Alpengipfel, die man bei sehr guter Fernsicht sieht, liegt eine Wolkendecke. Ein kleiner Ausschnitt über dem vor uns liegenden Tal Lochtal, das dann ins Inntal mündet, liegt aber frei. Und dort am Übergang sieht man auch die Silberspitze, und genau dorthin geht es auch weiter für uns. Aber zuerst machen wir hier eine kleine Rast um einfach nur zu genießen, denn der vor uns liegende Abstieg wird lang werden, immerhin rund 1850 Höhenmeter sind es.

Das erste Stück ist durch einen recht steilen und steinigen Abstieg geprägt. Anschließend wird es einfacher, da wir inzwischen wieder auf Grasland und zwischen Latschenkiefern unterwegs sind. Aber auch als wir die ersten schon von oben zu sehenden Bachläufe erreichen, wird es nicht wirklich flacher. Dabei war ich mir von oben recht sicher, dass es hätte so sein sollen. Erst als wir die Oberlochalm erreichen, wird es angehemer zu laufen. Die Oberlochalm wird wechselseitig mit der Unterlochalm betrieben. Im Juli und September eher die Unterlochalm, im August die Oberlochalm. Nach dort geht es auch in etwa 45 Minuten mehr oder weniger immer am Lochbach entlang. Das letzte Stück vor der Unterlochalm auch noch durch einen etwas schattigen Lärchenwald. Die jeweilige Alm bietet sich natürlich auch für die Mittagsrast an, zumal man hier auch eine Brotzeit und Getränke erstehen kann. Teil des Panoramas sind dann etwa 30 Haflinger und 130 Rinder, die zu der Alm gehören. Wobei insbesondere die Pferde auch schon mal zur Herausgabe einer kleinen Leckerei über den Zaun rund um die Alm „auffordern“. Hier hat man etwa die Hälfte des Abstieges geschafft. Von hier ist es auch nicht mehr weit zu einem Steig, der uns ins Zammer Loch hinab führen wird. Der Steig wurde übrigens nicht für den E5 in den Felsen gesprengt, sondern wurde schon vor mehr als 100 Jahren für das Vieh angelegt. Folglich schlängelt es sich auf der von oben gesehen linke Felsseite weit oberhalb des Lochbachs hinunter. Man sieht schon bald auch das Zammer Loch in dem Zams liegt. Dazu dann der Inn, der sich hier durch das angrenzende gleichnamige Tal schlängelt. Doch nicht umsonst ist der Abschnitt ein bisschen berüchtigt, man glaubt das Ziel schon fast zum Greifen nah zu haben, und doch dauert es noch fast zwei Stunden, bis man schließlich unten ankommt. Unterwegs treffen wir noch einen älteren Wanderer mit freiem Oberkörper, der uns auf breitem Dialekt, von dem ich kaum mehr als die Hälfte verstehe, erklärt, wie schön es hier ist und auch immer schon war. Er kommt von hier und schenkt uns einen Teil seines bescheidenen Gepäcks, das nur aus einer kleinen Tüte mit hiesigen Äpfeln besteht. Er meinte noch, die wären so gut, dass man die inklusive Gehäuse bis auf den Stängel essen müsse, um sie richtig genießen zu können. Das Obst hat aber auch nur die Größe eines Hühnereis.

Irgendwann haben wir es aber dann doch geschafft, worüber ich auch ganz froh bin. Denn so langsam hat sich dann trotz der Stöcke doch das linke Knie gemeldet. Aber schon im Vorfeld hatte ich nach der Tourenbeschreibung den heutigen Tag als den für mich wahrscheinlich schwierigsten angenommen. Von hier geht es dann mit dem Busshuttle hinüber in dem Nachtbarort Imst, wo heute ein kleines Hotel auf uns wartet. Und damit wartet auch eine warme Dusche, und ein eigenes richtiges Bett für die Nacht. Gegen 17.15 Uhr beziehen wir die Zimmer und genießen die Annehmlichkeiten, die auch ein einfaches Hotel eben so bietet. Ich hatte unterwegs immer das Gefühl ein kleines Steinchen im Schuh zu haben, was ich aber trotz mehrmaligen Ausziehens des betreffenden rechten Schuhs nicht finden konnte. Dafür finde ich jetzt eine Blase am rechten Haken. Hhhmm, nicht schön aber mit einem Blasenpflaster auch kein wirkliches Problem.

Memminger Hütte - Imst, 12km, +575 Höhenmeter, -1925 Höhenmeter, 10,5km, +1295 Höhenmeter, -883 Höhenmer}