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10. Reisetag Hvitarvatin – 19.08.2017

Heute ziehen wir wieder um, aber da wir nicht unsere eigenen Zelte aufgebaut hatten, heißt es also nur packen und die vorhandenen Zelte ausfegen. Frühstück bleibt wie gehabt um 8:00 Uhr. Geplant ist, dass wir gegen 9:30 Uhr abgeholt werden. Tatsächlich kommt der Bus dann aber erst kurz vor 10:00 Uhr, was bei dem einen oder anderen auch schon gleich wieder ein leises Murren auslöst - die Deutschen eben. Das Fahrzeug sieht wieder wie ein normaler Bus aus, dabei haben wir heute einige Kilometer Schotterpisten und vor allem einige Furten vor uns. Aber wichtiger ist eigentlich auch, dass der Fahrer diese kennt und genau anfährt. Die erste Etappe sind dann ca. 25 km Schotter, die mehr oder weniger parallel zum Myrdal, in den auch die Krossar mündet, in Richtung Küste führen. Für die Strecke benötigen wir ca. 1 Stunde, wir sehen hier übrigens auch unsere ersten Kühe auf Island. Dazu muss man vielleicht noch wissen, dass keine Milchprodukte nach Island eingeführt oder gar importiert werden dürfen. Offiziell will man sich damit vor dem Einschleppen von Krankheiten schützen, ein Hintergedanke könnte aber der Schutz der heimischen Landwirtschaft sein, um sie insbesondere vor den sonst vermutlich übermächtigen irischen Milchbauern zu schützen. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Seljalandsfoss Wasserfall. Wie so viele hier an der Südküste von Island hat er eine Höhe im Bereich von 50 bis knapp 70 m. Hier sollen es genau 66 m sein, nun gut. Diese Höhe hat sich zum Ende der letzten Eiszeit auf Island vor etwa 10.000 Jahren ergeben. Damals ist ein dicker Eispanzer von der Insel abgeschmolzen, was dafür gesorgt hat, dass die ganze Südinsel ca. 50 m aus dem Meer aufgestiegen ist. Das Besondere an dem Seljalandsfoss Wasserfall ist, dass man hinter ihm durchgehen kann. So gelingen hier ein paar Bilder durch den Wasserfall auf die umgebende Landschaft. Dazu haben wir auch heute wieder Bilderbuchwetter. Das ist eigentlich schon alleine ungewöhnlich genug, denn von hier sind es nur noch etwa 20 km bis Vik. Der Ort ist für seine Regenwahrscheinlichkeit von deutlich über 200 Tagen im Jahr bekannt – und damit Spitzenreiter auf Island. Ungewöhnlich für Island hat die 326 Seelengemeinde keinen Hafen, dafür soll sie aber einen der weltweit zehn schönsten Strände haben. Er ist allerdings schwarz und das Wasser ist wohlwollend als „belebend“ zu beschreiben, was auch für den Ozean hier zutrifft, auch er ist häufig sehr wild. Heute findet der Marathon in Reykjavík statt, was von den Isländern als großes Volksfest zelebriert wird. Trotzdem sind auch viele Touristen heute hier am Wasserfall, jedenfalls wenn man von unseren bisherigen Campingplätzen ausgeht. Andere meinten, für das Wetter wäre es ziemlich leer.

Wir fahren von hier einige Kilometer auf der N1 in Richtung der Hauptstadt. In einem kleinen Örtchen mit Supermarkt und einem Vinbudi, so heißen die staatlichen Alkoholshops , machen wir einen Stop. Nur in diesen Shops kann man alkoholische Getränke kaufen. Das gilt auch für Bier, die einzige Ausnahme wäre Bier mit einem Alkoholgehalt von maximal 2,5 %, dass man auch im Supermarkt bekommen könnte. Die Preise dafür schwanken innerhalb des Landes aber gewaltig. Hier kostet es den Spottpreis von 200 Kronen, umgerechnet ca. 1,60 € pro Dose. Unsere Köchin, bei der ich noch zwei Dosen Schulden habe, hatte vor ein paar Tagen an einer der Verbindungsstraßen zwischen den Camps welches für 450 Kronen, also etwa 3,60 € erstanden. So zahle ich es mit ein bisschen Zinsen in Naturalien zurück. Später auf der Reise zurück in Reykjavik sehe ich in der Gastronomie aber auch Preis von umgerechnet neun bis elf Euro, dafür dann aber auch im Glas. Außerdem gönne ich mir noch ein landestypisches Eis. Ein riesiges Softeis mit Karamellüberzug. Gut letzterer ist nicht wirklich der Hit, ist mir aber lieber als Schoko. Beides verkompliziert aber das Essen, weil unter dem Überzug immer mal wieder ein paar Tropfen geschmolzenes Eis herauslaufen, die man aber wegen des Überzuges nicht kommen sieht, bis sie auf der Hand oder wenn man wirklich schnell ist, auf der Waffel runter laufen.

Nach der Mittagspause geht es weiter nach Geysir, hier ist auch der Namensgeber des Ortes und des Phänomens, dessen Namen es auch gleich in viele Sprachen dieser Welt geschafft hat. Früher war „der“ Geysir mit großer Regelmäßigkeit aktiv. Durch Veränderungen in der Erdkruste schleudert er aber heute nur noch etwa einmal im Monat seine Wasserfontäne etwa 70 m in die Höhe. Wobei die Aktivitäten des Geysirs im Verlauf der Jahrhunderte ohnehin relativ starken Schwankungen unterlegen sind. Er gilt als der älteste Geysir der Welt. Im Jahre 1845 schätzte man seine Höhe auf bis zu 170 m, die meisten Ausbrüche schafften allerdings auch damals „nur“ um die 60 m. Im Jahre 1915 stellte er dann für einige Jahre die Tätigkeit völlig ein, um 20 Jahre später wieder zu beginnen. Das dauerte allerdings auch wieder nur ein paar Jahren, bis er erneut versiegte. In den siebziger Jahren hat man ihn noch ein paar Mal mit Schmierseife provoziert, was auf den berechtigten Druck der Umweltverbände aber wieder beendet worden ist. Im Jahre 2000 begann er infolge eines Erdbebens wieder. Im Juni erreichte er an zwei Tagen wieder die beachtliche Höhe von über 120 m. In der Folge beschränkte er sich auf sein heutiges Verhalten, von etwa einem Ausbruch pro Monat. Man muss nun aber nicht einen Monat warten, um dort den Ausbruch eines Geysirs sehen zu können. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der Strokkur, er schafft auch immerhin einer Höhe von 25-30 m. Und das tut er alle etwa zehn Minuten, heute geht es sogar noch schneller. Sein Ausbruch kündigt sich durch eine Blase an der Oberfläche an. So ist er ein relativ dankbares Fotomotiv. Womit noch zu klären wäre, wie überhaupt ein Geysir entsteht, und was dafür nötig ist. Es braucht Sickerwasser oder noch besser eine wasserführende Schicht, die ein unterirdisches Wasserreservoir speist. Dieses Wasserreservoir wird durch eine unterirdische Wärmequelle wie etwa einer Magmablase in einen überhitzten Zustand gebracht. Das heißt das Wasser ist eigentlich über 100° C heiß und müsste verdampfen, hat aber gleichzeitig keinen Platz sich entsprechend auszudehnen. Nun gibt es einen Kanal an die Erdoberfläche, der auf dem Weg nach oben eine Verengung hat. In diesem Kanal befindet sich eine Wassersäule, deren Temperatur unter 100° ist. Die Säule fungiert praktisch als Deckel für das Wasserreservoir. Da die Temperatur unten im Wasserreservoir immer weiter ansteigt, steigen irgendwann einzelne Bläschen durch die Wassersäule nach oben. Dadurch entsteht ein kleiner Hohlraum in dem Wasserreservoir, was dieses aufgrund der erhöhten Temperatur sofort ausnutzt und sich explosionsartig ausdehnt. In dem Zuge wird die darüberstehende Wassersäule inklusive des unten entstehenden Wasserdampfs und einigen mineralischen Sedimenten durch den Kanal an die Erdoberfläche geschleudert. Nur durch diese Verengung entsteht der zeitliche Verzug. Gebe es sie nicht, würde es sich um eine normale heiße Quelle handeln. An diesem Punkt setzen auch die Veränderungen durch Erdbeben an. Durch die Verschiebungen im Erdmantel werden die Engstellen erst geschaffen, geschlossen oder auch geweitet. Es entstehen die unterschiedlichen Druckphasen, und damit die Höhe des Austritts. Oder im Extremfall eben auch gar keine Tätigkeit mehr an der Erdoberfläche. Die Abfolge ist auch sehr gut beim Strokkur zu erkennen. Man sieht die Blase mit dem eingeschlossenen Wasserdampf sich nach oben wölben, dann das herausschießende Wasser, um dann unmittelbar danach in eine Kuhle zu schauen, in die das Wasser zurückläuft und die neue Wassersäule im Aufstiegskanal bilden wird.

An den Geysiren ist übrigens ordentlich Tourismustrubel, immerhin sind wir jetzt auch am „Golden Circle“. Von Reykjavík werden Bustouren angeboten, die vom Pingvellig bzw. dem Ort des alten Thing, zum Gullfoss und dann zum hiesigen Geysir und wieder zurück nach Reykjavik führen. Der Gullfoss ist auch unser nächstes Ziel. Bei ihm handelt es sich um einen Wasserfall am Hvita Fluss, der nur wenige Kilometer entfernt liegt. Er besteht aus zwei Stufen mit einer Höhe von 11 bzw. 21 m, letzterer stürzt in eine kleine Schlucht, die im Verlauf ihrer Länge von 2,5 Kilometer eine Tiefe von bis zu 70 m erreicht. Der Gullfoss gehört bezüglich der Wassermenge zu den größten Wasserfällen des Landes. Durchschnittlich fließen hier 109 m³ Wasser in der Sekunde, im Sommer sind es noch ein paar mehr mit etwa 130 m³. Die größte je gemessene Menge betrug allerdings 2000 m³. Und dass es ihn heute so noch gibt, ist Sigridur Tomasdottir zu verdanken. Ihr Vater, der auf einem nahegelegenen Hof lebte, weigerte sich, sein Land an eine britische Gesellschaft zu verkaufen. Sie selbst ging gegen das Vorhaben der britischen Gesellschaft vor, die den hiesigen Wasserfall gepachtet hatte, und einen Staudamm zur Elektrizitätsgewinnung plante. In der juristischen Auseinandersetzung war übrigens Sveinn Björnsson ihr Rechtsbeistand, der später Präsident des Landes wurde. Sie drohte schließlich damit, den Freitod in den Fluten zu suchen, sollte das Projekt umgesetzt werden. Gestoppt wurde das Vorhaben letztlich aber aufgrund einer von der britischen Gesellschaft verspätet bezahlten Pacht. Im Jahre 1975 gab es erneut Überlegungen zwei Drittel des Wassers abzuzweigen und zur Stromgewinnung zu nutzen. Dieses Vorhaben wurde dann aber abgelehnt und zwei Jahre später das Gebiet zum Nationalpark erklärt. Heute gibt es hier ein Denkmal für eine der ersten Umweltaktivistinnen des Landes.

Gegen 16:00 Uhr verlassen wir diesen touristisch überlaufenen Ort wieder. Wir fahren in Richtung Hvitarvatin, dass sich übrigens Quitavatn spricht, unserem nächsten Campingplatz. Dabei wird die Straße schon nach wenigen Kilometern zur Schotterpiste. Die Anreise gestaltet sich schon ein bisschen schwierig, da weder der Fahrer noch unser Guide den genauen Ort der Furt kennen. Und den normalen direkten Weg dorthin können wir nicht nehmen, da über einen größeren Wasserlauf auf dem Weg dorthin nur eine Brücke für Fahrzeuge bis 2 t führt. Und wir sind mit unserem Bus definitiv schwerer. So müssen wir einen Umweg fahren, unser Fahrer findet dann aber schnell die beschriebene Stelle. Hier müssen wir nur noch das Küchenzelt selbst aufbauen, und dann unsere eigenen. Neben unseren Zelten gibt es lediglich ein weiteres, und dazu zwei Damen die in einer einsamen und unbewirtschafteten Hütte Unterschlupf gefunden haben. Im Abendlicht bietet sich ein großartiger Blick auf den Nordurjökull, einer Gletscherzunge des Langjökull, dem davorliegenden Hvitavatn, er hat immerhin eine Fläche von 30 km². Vatn bedeutet übrigens See, womit schon erklärt ist, dass hier der Hvita entspringt, der sich später den Gullfoss herunterstürzt. Dazu noch die Schutzhütte auf einer großen Grünfläche mit ein paar versprengten Schafen und dem letzten Sonnenlicht. Bei dem Wetter ein tolles Kontrastprogramm zu den Stationen am Golden Circle mit den Touristenmengen. Aber wenn der Regen auf das Zelt prasselt, und der Wind pfeift, könnte die Gefühlslage natürlich auch ganz anders ausfallen.

11. Reisetag Thverbrekkmannuli - 20.08.2017

Wir starten wie gewohnt in den Tag, auch wenn es ein bisschen später wird, bis wir wirklich losgehen. Denn heute müssen wir wieder unsere Zelte abbauen. Gleichzeitig ist aber auch das Fahrzeug für den Transport des ganzen Equipments und des Gepäcks schon früh da. So packen wir noch schnell mit an, und helfen beim Verladen. So machen wir uns gegen 9:20 Uhr auf den Weg. Es geht auf dem alten Reitweg über relativ ebene weite Grünflächen. Teilweise müssen wir kleinere Wasserläufe überqueren, was aber mit einem großen Schritt oder auch über darin befindlichen Steine problemlos trockenen Fußes möglich ist. Gerade am frühen Vormittag kommen wir auch über ein paar feuchte leicht moorig Stellen. Ansonsten verläuft der Weg im Wesentlichen entlang eines breiteren Flusses, der relativ schnell fließt und zahlreiche Sedimente vom nahe gelegenen Gletscher des Langjökull abtransportiert. Trotz einer etwa einstündigen Mittagspause, inklusive eins kleinen Sonnenbades an einer geschützten Stelle, denn auch heute scheint die Sonne wieder vom blauen Himmel, erreichen wir trotz gemächlichem Gang bereits kurz nach 15:00 Uhr unser nächstes Camp. Heute haben wir dabei ca. 16 km bewältigt, wobei es insgesamt nur eine Höhendifferenz von etwa 100 m war. Also eigentlich fast wie in der norddeutschen Tiefebene. Auch wenn es natürlich landschaftlich schon deutliche Unterschiede gibt. Direkt am historischen Reitweg verläuft ein grünes Band, in dem auch einige Schafe weiden. Aber schon wenige 100 m weiter, hört der Bewuchs nahezu völlig auf. Es sind höchstens noch ein paar Moose und sehr kleinwüchsige Sträucher vorhanden, die kaum eine Höhe von 10 cm erreichen. Aber schließlich sind wir hier ja auch im Hochland unterwegs. Der Boden hat nahezu keine fruchtbare Erdkrume, und kann entsprechend auch schlecht den Niederschlag halten. Stattdessen waschen die Niederschläge den Boden zusätzlich aus. Dazu kommt der auch heute wieder nahezu ununterbrochen gehende Wind. Er kommt wie fast immer über einen der nahegelegenen Gletscher, und entsprechend kalt ist auch. So trage ich heute trotz des eigentlich schönen Wetters am Morgen ein paar dünne Softshell Handschuhe und Mütze. Dazu ein T-Shirt, eine Vliesjacke und ein Softshell Jacke gegen den Wind. Jetzt während ich hier im Zelt meinen kleinen Tagesbericht schreibe, und die Sonne noch auf mein Zelt scheint, ist darin ein T-Shirt mehr als genug. Heute Morgen beim Aufstehen hatten wir auch lediglich 1 °C - immerhin Plus. Und bei dem klaren Himmel verspricht auch die nächste Nacht recht frisch zu werden. Unser Camp liegt übrigens heute wieder genauso einsam wie gestern. Neben unseren Zelten gibt es hier lediglich zwei weitere. Auch hier gibt es eine Schutzhütte in der zwei Wanderrinnen übernachten werden, aber ansonsten neben einem Gebäude mit einer Toilette und einer Waschgelegenheit eigentlich nichts. Selbst das Wasser dafür wird hergebracht. Wie auch gestern macht das insbesondere bei diesem guten Wetter ein bisschen auch den Charme des Campingplatzes aus.

Da wir heute auf dem historischen Reiterweg unterwegs waren, ist es natürlich auch eine gute Gelegenheit einen Blick auf die Geschichte Islands zu werfen. Bereits Ende des achten Jahrhunderts waren irische Mönche auf Island. Von ihnen wurden später einige Bauten gefunden. Letztlich konnten sie sich hier aber nicht wirklich nachhaltig halten. Im Jahre 860 machte der norwegische Wikinger Naddoour hier unfreiwillig Station, er war eigentlich auf dem Weg zu den Färöer-Inseln geriet aber in einen Sturm. Im selben Jahr war auch der Schwede Gardor Svarvarsson unfreiwillig auf Island gelandet. Immerhin segelte er an der Küste entlang und fand dabei heraus, dass es sich dabei um eine Insel handelte. Auf seinem Schiff war auch sein Gefolgsmann Nattfari unterwegs, der den Aufenthalt zur Flucht nutzte, und auf Island siedelte. Da es sich bei ihm aber um einen „Niemand“ handelte, gilt er in der Geschichte nicht als erster Siedler. Fünf Jahre später im Jahre 865 kam schließlich Floki Vilgeroarsen, auch er kam aus Norwegen, und siedelte an der Nordwestküste. Er hatte sein Gesinde und Vieh dabei, und plante hier dauerhaft eine Siedlung aufzubauen. Er und seine Männer gingen das Vorhaben allerdings etwas unbedarft an, sie erfreuten sich am dortigen Fischreichtum, der mehr als genug Nahrung bot. Darüber vergaßen sie aber Heu für ihr mitgebrachtes Vieh zu machen, was daraufhin im folgenden Winter verhungerte. Das schlechte Wetter verhinderte seine Rückkehr nach Norwegen im ersten Jahr, so dass er noch einen zweiten Winter unfreiwillig auf Island verbringen musste. Er war es übrigens auch, der der Insel seinen Namen gab, er leitete ihn vom Treibeis in den Fjorden ab - Eisland. Erst Jahre später sollte er seinen zweiten Versuch zur Besiedlung Islands erfolgreich starten. Als erste Siedler gelten offiziell aber Ingolfur Arnarson und sein Ziehbruder Leifur Hroomarsson, die wegen Streitigkeiten in ihrer Heimat Norwegen, das Land verlassen mussten und schließlich im Jahre 874 hierherkamen. Wobei Leifur Hroomarsson in guter Wikinger Manier zuvor noch einen Abstecher nach Irland machte, wo er einige Sklaven, darunter auch viele Frauen, und andere Beute raubte. Er wurde übrigens später von seinen Sklaven wegen seiner Grausamkeit erschlagen. Ingolfur Arnarson siedelte die ersten Jahre an der Südküste, zog später aber weiter in den Bereich der heutigen Hauptstadt Reykjavík, was übersetzt so viel wie Rauchbucht bedeutet. In den Folgejahren gab es eine ganze Welle von Neuankömmlingen, die vor allem aus Norwegen kamen. Dort führte Haraldur aus Südnorwegen Krieg. Er hatte seiner Angebeteten versprochen König über ganz Norwegen zu werden. So unterwarf er die anderen Gruppen und Stämme mit Gewalt. Viele der der dortigen Fürsten und reichen Bauern zogen mit ihren Gefolgsleuten, Frauen, Sklaven und ihrem Vieh statt sich zu unterwerfen lieber nach Island. Dort erhielten sie so viel Land wie sie innerhalb einer Nacht mit Feuern in Sichtweite abstecken konnten. Im offiziellen Landnahmebuch wurden auf dieser Art und Weise 430 Siedler vermerkt. Mit ihrem Gefolge inklusive der Sklaven schätzt man aber die Bevölkerung im zehnten Jahrhundert auf etwa 60.000. Jeder Bezirk hatte seinen Goden, er war so etwas ähnliches wie der Häuptling. Im Jahre 930 kamen die damals 36 Goden Islands zum ersten Mal zu einem Althing am See Pingvellir zusammen. Er ist damit eines der ersten Parlamente in Europa, auch wenn deren Mitglieder nicht gewählt worden sind. Um zum Pingvellir zu kommen, benutzen die Goden den Reitweg, auf dem wir heute ein Stück entlanggegangen sind. Pingvellir war relativ zentral im damals vor allem besiedelten Südwesten Islands gelegen, und bot ausreichend Weideland und Wasser um die Goden inklusive ihrer Begleiter versorgen zu können. Im Althing wurde sowohl über Gesetze debattiert, als auch Recht gesprochen und wichtige Entscheidungen getroffen, die das ganze Land betrafen. Die konkrete Umsetzung in den Bezirken oblag dann den Goden. So beschloss man im Jahre 1000 auch die Annahme des Christentums auf Island. Auch wenn diese Entscheidung nicht ganz freiwillig war, sie geschah auf Druck des norwegischen Königs Olafur Tryggvason, der auch Missionare nach Island aussandte. Auch wenn deren Erfolg eher mäßig blieb, und viele Isländer bei ihrem heidnischen Glauben bleiben. So gab es immer wieder Reibereien zwischen den Isländern und dem norwegischen Herrscherhaus, trotzdem hielten die Isländer immer engen Kontakt zu Norwegen. Erst im Jahre 1022 wurde ein Vertrag mit Norwegen geschlossen, indem deren König die Autonomie Islands anerkannte. Dennoch versuchten die Norweger weiterhin den christlichen Glauben in Island zu verbreiten. 1056 wurde Skalholt zum ersten Bischofssitz in Island. Bis dahin hatten häufig die Goden auch die Aufgaben der örtlichen Priester übernommen. Im Jahre 1097 wurde mit dem „Zehnten“ die erste Steuer eingeführt, sie fiel der Kirche zu. Auch hier nutzten die Goden ihre hervorgehobene Stellung, errichteten Kirchen und ließen sich zu Priestern weihen. Bis zum 13. Jahrhundert lag die Macht in Island durch strategische Verheiratung nur noch in den Händen sehr weniger. Gleichzeitig nahmen die Konflikte mit dem norwegischen Königshaus zu. Diesem gelang es schließlich im Jahre 1262 durch geschicktes Taktieren Island wieder dem norwegischen König zu unterwerfen. Entgegen der ursprünglich gemachten Zusage, galt nach wenigen Jahren auch norwegisches Recht auf Island. 100 Jahre später sollte sich das Schicksal Islands abermals wenden. Im Jahre 1380 starb der norwegische König Hakon IV, sein Sohn Olafur starb im Jahre 1387 ebenfalls, so wurde schließlich die Witwe Hakon, die ehemalige dänische Prinzessin Margarethe Königin über Dänemark, Norwegen und dem daran tributpflichtigen Grönland, den Faröer-Inseln, den Shetlands, Orkneys und eben Island. Es begann eine dunkle Zeit für Island. Es kam zu verheerenden Vulkanausbrüchen und auch einer Pestepidemie. Zahlreiche Gehöfte verwaisten, und fielen an die Kirche. Die Isländer versuchten ihr Glück nun vermehrt an der Küste, und begannen mit den Engländern, Holländern und der deutschen Hanse Handel zu treiben. Dieses versuchten die dänischen Herrscher zu unterbinden, in dessen Folge es auch immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kam. Später schloss sich der dänische König Christian III dem Luthertum an, und machte sich dabei gleichzeitig zum Oberhaupt der dänischen Kirche. Womit ihm alle Besitztümer der Kirche unisono zufielen. Dagegen wehrten sich die isländischen Bischöfe vehement. Sie wurden dabei vom Althing unterstütz, mussten sich aber schließlich einer dänischen Flotte unterwerfen. Im Jahre 1550 wurde Island lutherisch. Dänemark verschärfte seinen Zugriff auf Island zusehends. So wurde 1602 ein Handelsmonopol der Städte Kopenhagen, Malmö und Helsingor mit Island erlassen. Der Handel mit anderen Nationen wurde den Isländern verboten. Dänische Kaufleute nutzten ihre neue Stellung dabei aus und plünderten das Land aus. 1662 erkannte Island gezwungenermaßen die uneingeschränkte Macht der dänischen Monarchie an. Die eingesetzten dänischen Landvoigte pressten die zunehmend verarmten Isländer zusätzlich aus. Eine Volkszählung im Jahre 1702 ergab, dass lediglich 50.358 Menschen auf Island lebten. Davon konnten 15 % sich selbst nicht mehr versorgen. 1707 starb fast ein Drittel aller Isländer an einer Pockenepidemie. Weitere Schicksalsschläge ereilte die Insel 1755 durch einen großen Vulkanausbruch der Katla, elf Jahre später brachte die Hekla aus. Das folgenschwerste Erdbeben in dem Jahrhundert fand allerdings 1783/84 statt, der Ausbruch der Lake-Spalte. Fast ein Viertel der Bevölkerung Islands kam dabei ums Leben. Im Jahr 1784 sank die durchschnittliche Temperatur auf der Nordhalbkugel in Folge des Vulkanausbruchs um 1,5°. Es kam zu gewaltigen Niederschlägen und daraus folgend verheerenden Missernten. In deren Folgen starben Tausende Menschen nicht nur auf Island sondern im gesamten Europa. Der dänische König erwog aufgrund der Tragödie in Island einen Teil der Bevölkerung zwangsweise nach Jütland umzusiedeln. Der Bischofssitz von Skalholt wurde wegen eines Erdbeben nach Reykjavík verlegt, und der Althing im Jahr 1800 aufgelöst. An seine Stelle trat ein Oberstes Gericht. Doch einen Lichtblick hatte auch das 18. Jahrhundert für Island, 1749 wurde der erste isländische Landvogt Skul Magnusson eingesetzt. Sein Ziel war es nicht mehr, nur Steuern einzutreiben, sondern auch das Land voranzubringen. Sein Ziel war eine eigene Fischereiflotte und die Erlangung des freien Handels. Er ließ aber auch Manufakturen und die ersten Steinhäuser auf Island errichten. Das dänische Handelsmonopol wurde dank ihm immerhin gelockert.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen viele junge Isländer gegen die völlige Fremdbestimmung durch Dänemark aufzubegehren, viele von ihnen waren ausgerechnet während ihres Studiums in Kopenhagen mit dem in Europa aufkommenden Nationalismus in Kontakt gekommen. Einer von ihnen war Jon Sigurosson, der damit begann, eine Zeitung mit seinen politischen Ansichten herauszugeben. Ein erstes Ergebnis war die Wiedereinsetzung des Althing im Jahre 1843, wenn auch anfangs nur als beratende Versammlung. Sie bestand zunächst aus 20 gewählten Vertretern, und sechs die durch den dänischen König bestimmt worden. Im Jahre 1854 wurde schließlich das dänischen Handelsmonopol komplett aufgehoben. Mit der damit einsetzenden wirtschaftlichen Erholung verbesserte sich die Lebenssituation vieler Isländer deutlich, das galt insbesondere für die größeren Orte. Es wurden neue Schulen gebaut, auch das übrige kulturelle Leben bekam einen deutlichen Aufschwung. Das Leben auf dem Land war weiter extrem schwierig, was dazu führte, dass viele Isländer aus diesen Gebieten in die USA auswanderten. Im Jahre 1874 war mit Christian IX der erste dänische König überhaupt auf Island, und er brachte anlässlich der Eintausendjahrfeier der Landnahme eine neue Verfassung mit. Sie sicherte dem Althing die gesetzgebende Gewalt zu, und auch die Finanzen durfte Island fortan selbst verwalten. Vom internationalen Status war Island aber weiter Teil Dänemarks.

12. Reisetag Hveravellir – 21.08.2017

Auch heute steht wieder ein Wechsel des Camps auf den Plan. Die Zeiten sind wie immer also Frühstück um 8:00 Uhr und Abmarsch gegen 9:00 Uhr. Wobei wir heute die Zelte erst nach dem Frühstück abbauen, damit sie noch ein bisschen abtrocknen können. Denn heute sind sie von außen noch ein bisschen feucht. Die Sonne scheint noch nicht, auch wenn nach unserem laienhaften Verständnis die Wolken eigentlich drauf hindeuten, dass wir heute noch mit ihr rechnen dürfen. Der Wind ist heute, entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten, auch kaum spürbar. So passiert bezüglich des Abtrocknens der Zelte nicht wirklich viel.

Bevor wir gegen 9:15 Uhr aufbrechen, helfen wir noch kurz die Ausrüstung und das Gepäck auf den Unimog zu verladen. Dann geht es aber auch los, denn schließlich steht heute eine der langen Strecken auf dem Programm, laut Plan sollen es 25 km sein. Insgesamt ist es zum Ziel allerdings lediglich eine Höhendifferenz von +100 m. Auch wenn sich dahinter ca. 500 m Aufstieg und 400 m Abstieg verbergen. Kurz nach dem verlassenen des Camps ist auch schon die erste Steigung zu bewerkstelligen. Auch danach geht es munter ein bisschen bergauf und bergab, bis es geschätzt etwa 100 Höhenmeter relativ steil seitlich an einem Hügel Abwärts geht. Dort geht es über eine kleine Stahlbrücke über eine schmale Schlucht hinweg, in der etwa 4 m unter uns das Wasser ziemlich lebendig strömt. An dieser Brücke gibt es auf der einen Seite, eine einfache Stange zum Festhalten. Einen Warnhinweis oder Ähnliches sucht man vergebens. Das ist übrigens eine typische isländische Eigenart, die sich für mich positiv vom in Deutschland häufig überzogenen Sicherheitswahn unterscheidet. Hier in Island findet man nur Warnhinweise oder Verbotsschilder, wenn es schon mal einen Unfall gegeben hat, oder aber die Gefahr nicht einschätzbar ist. Man pflastert die Landschaft aber nicht mit Verboten oder Sicherheitshinweisen an Stellen voll, an denen man mit einem einigermaßen klaren Menschenverstand ohnehin die Gefahren erkennen kann. Von hier geht es bis zur Mittagspause ziemlich ebenmäßig an einem Gletscherfluss entlang. Das Gelände ist relativ karg bewachsen, so sieht man auch kaum noch die am gestrigen Tage obligatorischen Schafe. Diese sind übrigens meist zu dritt unterwegs, eine Mutter mit ihren inzwischen auch nur noch etwas kleineren zwei Lämmern. Dabei gibt es einen bunten Mix aus weißen, schwarzen oder auch multicolor Exemplaren. Nach der Mittagspause gehen wir in ein kleines Tal hinein, das deutlich grüner ist. Hier finden sich auch wieder die Schafe aber auch eine Schutzhütte, die aber nicht bewirtschaftet wird. Die Schafe sind in den Sommermonaten im Hochland völlig frei und normalerweise auch nicht in irgendwie eingezäunten Gebieten unterwegs, und müssen dann im Herbst ziemlich aufwendig wieder zusammengetrieben und zu den Ställen transportiert werden. Aus dem Tal geht es für uns über eine Anhöhe weiter. Genau genommen sind wir eigentlich in einem Halbkreis unterwegs gewesen. Wir hätten also auch auf einem kürzeren Weg hier herkommen können, trotzdem war das Tal ein landschaftlich schöner Fleck und den Umweg allemal wert. Nach dem Abstieg von der Anhöhe auf einer Piste, wenden wir uns wieder dem alten Reiterweg zu. Die Spuren sind zuweilen fast ebenerdig, dann aber auch wieder ca. 40 cm tief eingetreten. Der alte Reitweg ist übrigens heute noch ein beliebter Pfad für Reiturlauber hier auf Island. Diese finden natürlich auf Isländern statt. Eine eigene Rasse die ihren Ursprung hier auf der Insel hat. Ihre Vorfahren sind norwegische Ponys, die mit keltischen Ponys von den Beutezügen der Wikinger im heutigen Großbritannien, gekreuzt worden sind. Bereits im Jahre 930 soll im Althing ein Gesetz verabschiedet worden sein, dass den Import von Pferden auf die Insel verbot. Im Jahre 1909 wurde dieses Verbot übrigens auch in die neuere Gesetzgebung überführt. Damit sind die Isländer die älteste Pferderasse der Welt. Dieses Importverbot hat allerdings auch zur Folge, dass Pferde, die die Insel einmal verlassen haben, nie wieder zurückkommen können. International gehören die Isländer eigentlich zu den Ponys, in Island selbst legt man aber Wert darauf, dass es sich um Pferde handelt. Die isländische Sprache kennt aber auch keinen Unterschied zwischen einem Pony und einem Pferd. Die Isländer haben ein sehr dichtes Fell, dass es Ihnen auch erlaubt, im Winter draußen gehalten zu werden. Dann muss aber üblicherweise zugefüttert werden. Sie kommen dabei in fast allen nur erdenklichen Farben und häufig auch gescheckt vor. Ihr Stockmaß beträgt zwischen 1,25 bis maximal knapp 1,50 m, und sie haben einen sehr robusten kräftigen Körperbau. Ausgewachsen sind sie erst mit ca. sieben Jahren, erreichen dann aber auch häufig ein Alter von 30/35 und mehr Jahren. Eine Besonderheit sind ihre Gangarten. Sie beherrschen neben den üblichen Schritt, Trab und Galopp noch Tölt und Rennpass. Letzterer ist allerdings sehr kraftraubend für die Tiere, und sollte daher nur relativ selten geritten werden. Dabei erreichen die kleinen Isländer allerdings auch Geschwindigkeiten von ca. 45 km/h. Wobei insbesondere die Gangart Tölt sie bei vielen Reitern insbesondere in Mitteleuropa beliebt gemacht haben. Diese Gangart ist für den Reiter nahezu erschütterungsfrei und eher wie ein Schwingen. Von den etwa 300.000 Exemplaren weltweit leben rund 78.000 auf Island. Deutschland ist mit 65.000 Tieren das Land mit der zweitgrößten Population.

Zurück zu unserem Tag, der alte Reitweg kreuzt schließlich eine Autopiste, auf der wir dann auch weitergehen. Da der Untergrund hier eher Geröll ist, ist das Laufgefühl darauf allerdings eher mäßig. Aber sie führt uns direkt nach Hveravellir, unserem heutigen Ziel. Bis dahin zieht es sich allerdings noch ein bisschen, auch wenn man das Camp schon von weitem sehen kann. Nicht zuletzt auch die dort aufsteigenden Nebelschwaden machen den Punkt schon von weitem markant. Fairerweise muss allerdings auch gesagt werden, dass die direkte Umgebung relativ ebenmäßig ist, und nur von extrem wenig Bewuchs gekennzeichnet ist. Gegen 16:15 Uhr ist es dann aber geschafft. Wir machen uns gleich an den vermutlich letzten Zeltaufbau auf unserer Reise, der zunehmend leichter fällt, da die Handgriffe langsam sitzen. Etwas schwieriger gestaltet sich hier eher die Auswahl des richtigen Platzes, da die dafür vorgesehene Fläche etwas unterhalb der Behausungen vom Untergrund ziemlich „knubbelig“ ist. Dafür ist sie wiederum mit Gras bewachsen, was sie relativ weich macht.

Da wir auch heute wieder auf dem historischen Reitweg unterwegs waren, werde ich hier auch noch weiter über die Geschichte Islands berichten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekam Island infolge der politischen Veränderungen in Dänemark einen neuen Status. Das begann mit der Einsetzung eines Ministers für Island, statt wie zuvor einem königlichen Gouverneur im Jahre 1904. Während des Ersten Weltkriegs wurde in Island eine Dampfschifffahrtsgesellschaft (Eimskip) gegründet. Dafür wurde eine eigene Flagge nötig, was gleichzeitig bedeutete, dass der rechtsstaatliche Rahmen Islands neu bestimmt werden musste. Am 1. Dezember 1918 trat der Unionsvertrag mit Dänemark in Kraft, damit war Island wieder ein souveräner unabhängiger Staat. Im Zweiten Weltkrieg besetzte Deutschland das eigentlich neutrale Dänemark und Norwegen. Dadurch brach der Kontakt zu Dänemark ab. Nur wenige Wochen später besetzten britische Truppen das eigentlich neutrale Island, um zu verhindern, dass es auch in deutsche Hände fiel. Nur ein Jahr später, im Jahre 1941, übernahmen die Amerikaner die Besetzung Islands von den Briten. Die anfängliche Skepsis der Isländer gegenüber einer ausländischen Besetzung wich der Einsicht, dass diese Gelder zur Errichtung von Militärbasen, Straßen und auch Flughäfen ins Land brachte, und gleichzeitig die eigene Infrastruktur stärkte. Im Jahre 1944 schließlich kündigte Island den Unionsvertrag mit Dänemark. Am 17. Juni des gleichen Jahres wurden in Pengvellir die Republik ausgerufen. Im Jahr 1946 beschloss die neue Regierung entgegen großen Vorbehalten der Bevölkerung den Amerikanern auch nach dem Zweiten Weltkrieg den Aufenthalt auf der Insel zu gewähren. Im gleichen Jahr trat man auch der UNO bei, im Jahre 1949 schließlich auch der NATO. Und das ohne überhaupt eine eigene Armee zu unterhalten. Im Jahre 1951 schloss man gar einen Vertrag mit den USA, der die Verteidigung durch die Amerikaner vorsah, und gleichzeitig ständig auf der Insel stationierte amerikanische Truppen bedeutete. Erst im Jahre 2006 verließen diese endgültig Island. Heute ist Island international sehr gut vernetzt. Es gehört zahlreichen Organisationen der nordischen und auch der baltischen Staaten an. Seit 1970 gehört Island zur europäischen Freihandelszone (EFTA), seit 1993 dem europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und seit 2001 auch dem Schengenraum. Letzteres macht es für uns natürlich sehr einfach ins Land zu kommen, da dafür lediglich ein Personalausweis nötig ist.

13. Reisetag Hveravellir – 22.08.2017

Heute steht noch einmal ein entspannter Tag an. Wir bleiben eine weitere Nacht in diesem Camp, müssen also auch unsere Zelte nicht abbauen. So ist die Entscheidung heute zwischen Sonnenbad, denn auch heute scheint die Sonne wieder, oder einer Wanderung zum Strytur. Auch das, man kann es sich schon denken, ist ein Vulkan. Er lässt es nun aber schon seit etwa 1000 Jahren ruhiger angehen. Ich entscheide mich erwartungsgemäß für die Wanderung. Es geht vom Camp relativ sachte aufwärts, und erst die letzten vielleicht 50 Höhenmeter werden etwas steiler. Insgesamt sind es etwa 300 Höhenmeter aufwärts, und logischerweise da es anschließend zurück zum Camp geht, auch wieder abwärts. Verteilt sind sie auf eine Gesamtstrecke von ca. 15 km. Auch mit ausgedehnter Pause sind wir gegen 14:30 Uhr zurück. Da es hier im Camp Steckdosen in den Sanitärräumen gibt, beschließe ich auch, dem bisher ungehemmten Bartwuchs Einhalt zu gebieten. Und anschließend eine warme Dusche. Es gibt zwar nur eine zugegeben auch nicht wirklich „schöne“ Dusche, eher das Modell hoffentlich hole ich mir hier nichts weg, aber immerhin ist die frei. Außerdem hat sie keine Minuten Begrenzung und ist kostenlos. Wie schon den ganzen Tag scheint die Sonne von einem, abgesehen von ein paar wenigen Schäfchenwolken, blauen Himmel. Am Nachmittag ist auch wieder ein bisschen Wind aufgekommen, nach fast zwei Wochen auf Island vermisst man in fast schon, wenn er mal nicht geht. In Kombination trocknet das Handtuch am Zelt aber fast genauso schnell, wie es nass geworden ist.

Gestern hatte ich mir auch schon nach zwei Tagen der „Entbehrung“ eine Dusche gegönnt. Und nach dem Abendessen noch mal den hiesigen Hotpot genutzt. Eigentlich wäre die Reihenfolge andersherum sicherlich besser gewesen. Aber wir hatten ein bisschen Probleme mit der Dosierung der Temperatur im Hotpot. Bei meinem ersten Besuch dort, war das Wasser nach meinem Temperaturempfinden so heiß, dass man nach wenigen Sekunden krebsrot sein würde. Zwischenzeitlich war jemand aus unserer Gruppe, die offensichtlich ziemlich temperaturunempfindlich ist, hineingestiegen und hatte das Rohr mit dem heißen Wasser rausgelegt. Die Temperierung in so einem Hotpot wird über zwei PE-Rohre gesteuert. Das eine transportiert heißes Wasser heran, das andere kaltes. Unglücklicherweise ist hier das Rohr mit dem warmen Wasser aber dem Einstieg gegenüberliegend. Drumherum laufen ging auch nicht, da der Rand an dieser Stelle lediglich eine mit Natursteinen gemauerte Wand ist. Abgesehen davon, ist das PE-Rohr reichlich warm, immerhin strömt Wasser zwischen 80 und 90 °C hindurch. Leider ist das Wasser hier etwas schweflig und auch sehr kalk- und mineralhaltig. Unter dem Aspekt wäre eine Dusche nach dem Hotpot geschickter gewesen. Auf der anderen Seite bin ich nach einer guten halben Stunde Hotspot in Badehose und übergeworfenem Handtuch entspannt zum Zähneputzen gegangen, und dann anschließend in den Schlafsack geschlüpft. Die Außentemperaturen waren inzwischen unter 10° gefallen, und trotzdem war der Schlafsack sofort wohlig warm. Mein Handtuch hatte ich gestern kunstvoll mit ein paar Klammern an einer Schnur in der Zeltspitze befestigt, und zum ersten Mal überhaupt auf dieser Reise heute Morgen ein paar Tropfen Kondenswasser in der Spitze des Innenzelts.

Hveravellir liegt in einem Thermalgebiet. In unmittelbarer zum Camp liegen etwa 20 Quellen mit teilweise sehr interessanten Ablagerungen. Auch ist das Wasser der Quellen von der Farbe teilweise sehr unterschiedlich. Es reicht von fast leuchten blau bis hin zu grün. Der heimliche Star ist aber Öskurholshver, oder auch Brüllhügel genannt. Aus ihm steigt unentwegt ca. 90° C heißer Wasserdampf auf, und dazu hört man in unmittelbarer Umgebung ein tieferes Grollen. Nachts im Zelt hört es sich dagegen ein bisschen an, als schliefe man in einiger Entfernung zu einer Schnellstraße, auf der unentwegt LKWs fahren – und nur LKWs. Auf dem Weg zum Strytur sind wir an einer unscheinbaren Höhle in einer Lavaspalte vorbeigekommen. In ihr soll sich Fjalla Eyvindur mit einer Frau Hella versteckt haben. Geboren 1714 wurde er 1760 wegen Diebstahls verurteilt. In Island warf man zu dieser Zeit Diebe aber nicht ins Gefängnis, sondern verbannte sie in das Hochland. Was eigentlich gleichbedeutend mit dem Tod war. Fjalla Eyvindur, eigentlich hieß er Eyvindur Jonsson schaffte es aber über 20 Jahre in dieser lebensfeindlichen Gegend auch in den Wintern zu überleben. Weshalb man ihn später begnadigte. Um ihn rankt eine Legendenbildung, was schließlich 1911 in einem Drama verarbeitet worden ist, das 1918 sogar verfilmt worden ist. So gibt es in um Hveravellir aber auch im übrigen Island zahlreiche Orte, die nach ihm benannte worden sind.

Zum Abschluss vielleicht noch ein bisschen zur Bedeutung dieses Gebietes. Es gehörte zur alten Querung des Hochlandes in Nord-Südrichtung. Hier fand man aufgrund der Thermalquellen Gras für die Pferde, gleichzeitig konnte man die Quellen zum Kochen benutzen. Die Querung verläuft zwischen den mächtigen Gletschern Langjökull und Hofsjökull hindurch. Das Tal hatte eine Ausdehnung von 25-30 Kilometern in der Breite und eine Länge von ca. 165 Kilometern. Auf dieser Überquerung kam es 1780 zum einem folgenschweren Unfall. Drei Männer und ein Junge von 11 Jahren wurden im Oktober herübergeschickt um im Süden Schafe zu kaufen. Wenige Tage später kamen sie mit 180 Schafen und einigen Pferden zurück, wurden in der Nähe des Kjafell, der wiederum nur ca. 5 Kilometer vom Strytur entfernt liegt, auf dem wir heute waren, aber von einem länger anhaltenden Schneesturm überrascht. Sowohl die Menschen wie auch alle Tiere verendeten dort, weshalb ein kleiner Hügel dort heute den Beinamen Beinahol (Knochenberg) trägt. Aufgrund dieses Zwischenfalls wurde die Querung mehrere Jahrzehnte nicht mehr genutzt. Erst später wurde sie wieder aktiviert. In Island glaubt man eben nicht nur an Elfen, Trolle und Sagen, sondern hat offensichtlich auch einen starken Aberglauben. Bis heute hält sich neben dem Christlichen Glauben auch eine starke Naturverbundenheit bis hin zu der festen Annahme, dass es hier tatsächliche Elfen, Trolle und andere übernatürlichen Wesen gibt. Aber nur wer wirklich an sie glaubt, hat auch die Chance ihnen zu begegnen, was schon mal erklärt, warum ich keine getroffen habe. Aber vielleicht ist es auch besser so, denn nicht alle waren immer so friedvoll. Da könnte es auch einfach besser sein, ihnen aus dem Weg zu gehen. Trotzdem haben sie bis heute im Verständnis vieler Isländer eine große Bedeutung. Natürlich ist es auch ein stückweit mit einem „Augenzwinkern“ zu sehen.

14. Reisetag Reykjavik – 23.08.2017

Die Anfangszeiten sind wieder wie gehabt, also um 8:00 Uhr Frühstück. Anschließend bauen wir unsere eigenen Zelte ab, auch wenn diese noch ein bisschen feucht sind. Anschließend wird alles aus dem großen Küchen-/Gemeinschaftszelt geräumt, damit wir auch dieses abbauen können. Geplant ist eigentlich, dass wir gegen 10:00 Uhr mit dem Bus abgeholt werden. Das Fahrzeug ist bereits eine halbe Stunde früher da, so dass wir bis 10:00 Uhr bereits alles verladen haben und loskönnen. Da wir auch wieder auf dem Weg zurück müssen, auf dem wir zum alten Reiterweg gekommen waren, fahren wir, in einer großen Schleife um einige Kilometer versetzt, etwa parallel zu unserem Startpunkt des Wanderwegs zurück. Bei wieder bestem Wetter erkennt man an den umliegenden Bergen unseren Weg wieder. Dabei wird auch deutlich, wie schmal das grüne Band eigentlich ist. Große Teile des isländischen Hochlandes bestehen einfach aus nahezu vegetationslosen Lavawüsten. Wegen der relativ schlechten Pistenverhältnisse, und dem eigentlich für den Straßeneinsatz gebauten Bus, kommen wir nur langsam voran. So sind wir nach etwa 1,5 Stunden Fahrt nur wenige 100 m von unserem ersten Camp auf dem historischen Reitweg entfernt. Auf dem dortigen Gehöft werden neben einer WC-Gelegenheit auch ein paar Schoko- und Energieriegel, Softdrinks, Kaffee und auch selbstgebackener Kuchen angeboten. Die Dame dort erzählt, nach nun schon fünf Tagen Sonnenwetter würde es auch mal wieder Zeit für Regen sein. Ihre Begründung dafür war so einfach wie einleuchtend, der Wind wirbelt viel Staub auf. Aber wir konnten sie beruhigen, das gute Wetter wäre mit uns unterwegs, und wir müssten auch weiter. Nebenbei sagt der Wetterbericht auch ab Samstag mehr oder weniger Dauerregen für die nächsten fünf Tage voraus, und bis dahin sind es ja auch nur noch drei Tage. Wenngleich eine unserer ersten Informationen vor Ort zu Island war: Der Wetterbericht ist als Vorschlag zu sehen.

Bis zur Teerstraße sind es für uns noch einige Kilometer, auch wenn die Piste langsam besser wird. Unser nächstes Ziel ist Pingvellir. Dem historisch gesehen wichtigsten Ort in ganz Island, und heute Teil des Golden Circle, der touristischen Tagestour von Reykjavik. Pingvellir ist der schon mehrfach erwähnte Ort, an dem der Althing, das erste Parlament, bereits vor über 1000 Jahren tagte. So ist das Gebiet bereits seit 1930 Nationalpark und seit 2004 Weltkulturerbe der UNESCO. In unmittelbarer Nähe zum historischen Versammlungsort befindet sich auch die Pingvallakirkja, eine bereits im Jahre 1859 geweihten Kirche. Die darin befindliche Kanzel stammt allerdings bereits aus dem Jahre 1698, von einer früher dort erbauten Kirche. Sie hat drei Glocken, wobei die älteste bereits aus der Zeit des norwegischen Königs Olav stammen soll, der diese zur Richtung der ersten Kirche an gleichem Ort im Jahre 1018 neben einigem Holz aus Norwegen schickte. Er ließ sie anlässlich des Übertritts von Island zum Christentum bauen. Bereits zu der Zeit eröffneten man jedes Althing mit einem Gottesdienst, eine Tradition die man bis heute beibehalten hat. Die zweite Glocke war ein Geschenk vom Bischof Jon Vidalin, die dritte wurde zur Ausrufung der Republik Island gefertigt. Direkt im Anschluss zu der Kirche gibt es vier Häuser. Dort befindet sich das Haus des örtlichen Pfarrers, der zu Beginn gleichzeitig Verwalter des Nationalparks war, und die heutige Verwaltung des Nationalparks. Eines der Häuser ist heute das offizielle Sommerhaus des Premierministers. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich auch der Nationalfriedhof. Dort sollen Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte finden, die sich um das unabhängige Island verdient gemacht haben. Bis heute sind dort lediglich die beiden Dichter Jonas Hallgrimsson und Einar Benediktsson beigesetzt worden. Vielleicht an dieser Stelle noch ein kurzer Ausflug in die Namensgebung in Island. Man rühmt sich damit, dass sich alle mit dem Vornamen ansprechen. Dabei ist dieses eigentlich der richtige (Haupt-) Name. Das was bei uns der Nachname wäre, sind eigentlich Patronyme. Sie geben also eigentlich den Namen in diesem Fall des Vaters wieder. Bei Söhnen wird ein „son“ und bei Töchtern ein „dottir“ angehängt. Um im Beispiel zu bleiben, wird aus einem Vater namens Hallgramm dann Hallgrimsdottir für eine Tochter bzw. Hallgrimsson bei einem Sohn. Aber zurück zu Pingvellir. Es gibt hier auch den Öxararfoss, der als das älteste erhaltene Bauwerk auf Island gilt. Dabei handelt es sich um einen Wasserfall, der im Mittelalter zur besseren Versorgung der Goden und ihrem Gefolge mit Trinkwasser bei dem Althing angelegt worden ist. Gleichzeitig entstand auch ein kleineres Becken, in dem der dänische König Frauen ertränken ließ, wenn sie Ehebrecherinnen waren und uneheliche Kinder bekamen. Neben den historischen Gegebenheiten und menschlichen Bauten gibt es hier aber noch einige natürliche Besonderheiten. Da ist zum Beispiel der Pingvallavatn, er gilt mit einer Fläche von 83,7 Quadratkilometern und einer Tiefe von bis zu 114 m als der zweitgrößte See im Land. Größer ist lediglich ein künstlich angelegter Stausee im Hochland. Aber auch der Pingvallavatn wird inzwischen mittels eines Kraftwerks am Ausfluss zur Energieerzeugung genutzt, weshalb die Tiefe ebenfalls ein bisschen schwankt. Er entstand während der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren, und wurde seitdem durch vier umliegende Vulkansysteme immer wieder verändert. Gleichzeitig gibt es in diesem Gebiet auch immer wieder Erdbeben, so wurde beispielsweise im Jahre 1789 im Zuge eines Erdbebens die Fläche des ganzen Sees um ca. 60 cm abgesenkt. Die Häufung der hiesigen Vulkansysteme hängt mit dem gerade hier verlaufenden Grabenbruch zwischen der amerikanischen Kontinentalplatte und des mittelatlantischen Rückens der europäischen Kontinentalplatten zusammen. An dieser Stelle senkt sich der Graben jährlich um 8 mm, und driftet gleichzeitig auch 8 mm auseinander. An anderen Stellen auf Island beträgt der Drifft sogar bis zu 2 cm im Jahr. Gerade wegen dieser enormen Spannungen in der Erdkruste kommt es auch immer wieder zu den vulkanischen Aktivitäten und den damit einhergehenden/begleitenden Erdbeben auf Island. Ohne diese würde es die Insel buchstäblich zerreißen. Der Grabenbruch verläuft übrigens vom Südosten in Richtung Nordwesten quer über die Insel.

Wir fahren schließlich von Pingvellir zurück nach Reykjavik, womit sich für uns der Kreis auch wieder schließt. Bevor es zu dem uns schon bekannten Campingplatz geht, machen wir noch Station in einem Supermarkt der Kette „Bonus“, für deutsche Ohren natürlich ein geschicktes Wortspiel, und tatsächlich handelt es sich bei ihm auch um einen Discounter. Wobei sein Warenangebot deutlich größer ist, als man es bei einem klassischen deutschen Discounter gewohnt ist. Auf dem Campingplatz angekommen, bauen wir neben den schon vorhandenen acht Zelten ein paar weitere auf, um gegen 17:30 Uhr noch schnell zu einem kleinen Orientierungs-Rundgang durch die Innenstadt der isländischen Hauptstadt aufzubrechen. Dabei geht man fast zwangsläufig zunächst an der Promenade vorbei, die uns vorbei am Wikingerdenkmal bis zur Harpa führt. Von hier gehen wir in einem kleinen Bogen bis zur Hallgrimskirkja, benannt nach dem isländischen Kirchenlieddichter Hallgrimur Petursson(1614 - 1674). Vor ihr befindet sich ein Denkmal von Leif Eriksson, die Staue ist ein Geschenk der USA. Er war bereits ca. 500 Jahre vor Kolumbus in Neufundland und ist daher eigentlich der wahre Entdecker Amerikas aus der alten Welt. Die Hallgrimskirkja selbst ist auf einem kleinen Hügel errichtet und wirkt daher mit ihrem 74,5 m hohen Turm noch dominanter im Stadtbild von Reykjavik, immerhin ist sie aktuell auch noch das zweithöchste Gebäude des Landes. Ihre Planung geht bis ins Jahr 1929 zurück, mit dem Bau hat man schließlich 1945 begonnen, das Kirchenschiff und damit das ganze Gebäude wurde aber erst 1986 vollendet. Während der Bauphase kam es immer wieder zu finanziellen Schwierigkeiten, nicht zuletzt deshalb, weil rund 60 % der Baukosten durch private Spenden getragen worden sind. Zu ihren Besonderheiten, auch gegenüber anderen Gotteshäusern der christlichen Welt, zählt, dass es große Fenster im Bereich des Altarraums gibt, die diesen bei Sonnenschein wie heute in helles Licht taucht. Ansonsten besteht das Gebäude zu einem wesentlichen Teil aus weißgestrichenem Beton. Dies soll an eines der wesentlichen Elemente der isländischen Natur, dem Eis, erinnern. Das lässt das Gebäude von außen aber auch sehr kalt erscheinen. Die Hallgrimskirkja bietet Platz für 1200 Personen. In ihr werden insbesondere im Sommer regelmäßig Orgel-Konzerte veranstaltet. Die Orgel wurde übrigens vom Bonner Orgelbauer Klais gebaut. Sie weist 72 Register und 5275 Pfeifen auf, dabei kommt sie auf eine Höhe von 15 m und ein Gewicht von rund 25 t. Interessanterweise ist die Hallgrimskirkja nicht einmal die Kathedrale Kirche der Stadt, dieses ist die deutlich kleinere Domkirkja, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Parlamentsgebäude liegt. In ihr finden auch die Eröffnungsgottesdienste des isländischen Parlaments statt und ist Sitz des evangelisch-lutherischen Bischofs Islands.

Wir beenden unseren kleinen Rundgang an der Hallgrimskirkja und gehen zurück in Richtung des Campingplatzes. Immerhin gibt es dort heute um 19:30 Uhr das letzte Abendessen unserer Reise, und auch die letzte Zeltnacht auf dieser Tour. Da sich auch der Himmel langsam zuzieht, scheint es leider auch nichts mit unseren Nordlichtern zu werden. Aber eigentlich ist es ja auch ein bisschen früh im Jahr dafür. Auch wenn einige „Pistengänger“ am späteren Abend noch ein entsprechendes Video mit ihrem Mobiltelefon aufnehmen. Leider ist dieses bis auf ein paar spärliche Lichter der Stadt völlig dunkel, da muss wohl jemand seinen Finger vor dem Objektiv gehabt haben.