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Reiseland Alakshak (Alaska)

Wer die Überschrift mit "offenen" Augen gelesen hat, wird sicherlich einen Unterschied zu meinen anderen Reisen festgestellt haben. Eigentlich ist Alaska gar kein Land, sondern nur ein Bundesstaat der Vereinigten Staaten. Und ich würde dem Nordwesten Kanadas auch nicht gerecht werden, wenn ich ihn an dieser Stelle unterschlagen würde. Ich breche eigentlich sogar mit meiner höchst eigenen Regel, kein Land zwei mal zu bereisen, und Kanada durfte ich schon mal besuchen. Wenn ich hier von Alaska spreche, die Kandier mögen mir die politsche Unkorrektheit verzeihen, meine ich sowohl den US-Bundesstaat Alaska, als auch den Yukon und das Nortwest Teritorium in Kanada. Also scheint irgendwas anders zu sein. Das Ziel dieser Reise ist weniger ein Land als viel mehr ein Landstrich, zugegeben ein ziemlich großer Strich. Mich reizte der hohe Norden, eine Region die ich bisher auf meinen Reisen noch nie besucht habe.

Warum nun ausgerechnet Alaska? Ich mag Länder / Landstriche, die relativ dünn besiedelt sind, und die Natur noch ein bisschen ursprünglicher ist. Obwohl ich sicherlich kein "Naturbursche" bin, ja eigentlich sogar die Annehmlichkeiten des Lebens in Deutschland sehr zu schätzen weiß. Aber in meinem Urlaub entfliehe ich eben auch gerne auf Zeit allen Widrigeiten, die das Leben in einem hochzivilisierten Land so mitbringt. Da kommt Alaska mit seiner etwas "dezentralen" Lage gerade recht. Außerdem gibt es dort noch relativ viele Bären. Ich habe auf meinen Reisen schon viele Tierarten gesehen, aber Bären fehlten mir noch. Woraus man schon schließen kann, ich habe auch welche gesehen - sogar mehr als ich erwartet hatte. Nicht ganz uneigennützig fällt die Reise in den Sommer, ansonsten wären viele Orten dort oben auch gar nicht erreichbar, und es hat noch den angenehmen Nebeneffekt, die Sonnenwende im Norden mitzuerleben - also faktisch unendliches Tageslicht. Eine Erfahrung, obwohl man es im Vorfeld weiß, und auch glaubt sich einfach vorstellen zu können, die dann doch überrascht. Ich hatte keine Schlafprobleme damit, aber natürliche Hinweise über den Tagesverlauf fallen dann doch etwas unscharf aus. Und um so mehr bin ich jetzt von Menschen beeindruckt, die im Winterhalbjahr mit wenig bzw. ohne wirkliches Tageslicht auskommen (müssen). Etwas was ich mir für mich nicht vorstellen könnte, heute noch weniger als vor der Reise. Dazu dann in weiten Teilen des Landes eine fast totale Abgeschiedenheit. Aber gerade diese Abgeschiedenheit scheint die Menschen dort auch entspannter mit den kleinen Katastrophen umgehen zu lassen, die einfach im normalen Leben passieren. Man findet Lösungen und keine Probleme, wer keine Lösungen hat, wird dort nicht glücklich, und entsprechend seinen Lebensmittelpunkt woanders suchen. Insbesondere in den Nordwest Teritorrien leben an der Küste erstaunlich viele "neu" zugezogene Europäer, die sich bewusst für diesen Landstrich entschieden haben, und das nicht vor Generationen sondern selbst oder mit den Eltern dort hingezogen sind.

Zum Abschluß vielleicht noch ein Satz zu Alakshak. Das Wort stammt aus der Sprache der Indianer und bedeutet soviel wie "das große Land" und bezeichnet das weite Land zwischen Aleuten und Yukon, also im Kern etwa das heutige Alaska. Auch wenn die Grenze zwischen Alaska und Kanada eher ein bisschen willkürlich dort ist, wo sie eben heute ist. In der Weltordnung der Indiander war dort keine. Und von daher mache ich es mir hier auch ein bisschen zu eigen.

1.Tag        30.05.2015 – Anchorage

Um 6:23 Uhr geht es mit der Bahn los. Dieses Mal läuft alles glatt, Streiks gibt es im Moment auch keine, und die Pünktlichkeit ist vorbildlich. Das kenne ich aus vorherigen Reisen auch anders. Und ehrlich gesagt geht mir die Streikerei der Lokomotivführer auch langsam auf den „Senkel“, aber das Thema gehört hier nicht her. So bin ich bereits um 11:15 Uhr in Frankfurt am Flughafen, und keine halbe Stunde später bin ich auch schon am Gate. Wie es mir schon fast zur Gewohnheit geworden ist, fehlt mal wieder was. Dieses Mal ist es der Adapter für die Steckdose. Das Thema hatte ich schon mal, so werde ich dann zukünftig drei davon haben. Denn das Problem lässt sich hier einfach und schnell für 19 € lösen. Wahrscheinlich wieder völlig überteuert, aber auf jeden Fall ist mir das Laden der Akkus das wert. Aber zurück zum Gate, dort warten bereits ein paar andere Fluggäste. Das Gate liegt ein wenig abseits, und scheint insbesondere für die USA-Reisen vorgesehen. Es fehlt auch nicht der Hinweis, man möchte doch bitte 2 Stunden vor Abflug bereits hier am Gate sein. Gegen 13:45 Uhr, also 1 Stunde vor dem geplanten Abflug, beginnen die Vorbereitungen für die Kontrolle des Handgepäcks. Schuhe muss ich nicht ausziehen, aber alle elektronischen Geräte müssen raus, was bei mir mal wieder reichlich sind. Es gibt natürlich die Kamera, ein GPS Gerät für die Positionierung der Zeltplätze, ein Tablett und einen E-Reader. Letzterer hält einige Tage durch, und als „Buch“ deshalb viel besser geeignet als das Tablett. Der E-Reader darf dann gleich mal zur Überprüfung auf Sprengstoff oder was auch immer. Wegen der intensiven Überprüfung der Fluggäste und deren Handgepäck startet der Flug etwas verspätet, geplant war eigentlich 14:40 Uhr. Aber die Landung um 14:20 Uhr am gleichen Tag ist mehr als pünktlich. Möglich macht diesen vermeintlichen Zeitgewinn der Flug über Grönland als kürzeste Strecke in Verbindung mit der Zeitverschiebung.

Die Einreise gestaltet sich erfreulich unkompliziert. Nach der Aufnahme der Fingerabdrücke und einem „Erinnerungsfoto“ für das Department of Homeland Security bekomme ich den Einreisestempel. Das Gepäck lässt noch kurz auf sich warten, dafür werde ich, vertrauenswürdig wie ich bin, so durch gewunken. Wer weniger Glück hatte, durfte sein Gepäck noch mal bei der Einreise checken lassen. Aber auch das ging hier relativ zügig. Das hatte ich, nicht zuletzt wegen der Formalitäten für die Visumsbeantragung und was man sonst so hört, deutlich schlimmer erwartet, und bin positiv überrascht. So sitze ich schon ca. 1 Stunde nach der Landung im Shuttle zum Hotel. Dort treffen wir auch unseren Reiseleiter, und eine weitere Vertreterin des Veranstalters, die hier eingearbeitet werden soll, um zukünftige Reisen zu leiten.

Gegen 18:00 Uhr haben wir ein kurzes Briefing und anschließend geht es nur wenige Gehminuten zum gemeinsamen Abendessen ans Ufer des Lake Hood. Ich esse eine landestypische Speise, einen Burger. Genau genommen einen Bisonburger, der geschmacklich aber eigentlich eher wie Rind schmeckt. Der Lake Hood ist ein großen See hier in Anchorage, und gleichzeitig der größte Flughafen für Wasserflugzeuge der Welt. Hier werden etwa 69.000 Flugbewegungen im Jahr gezählt,  das macht etwa 190 am Tag. Sie finden auf vier „Landebahnen“ statt, die sich geschickter Weise teilweise sogar kreuzen. Der in direkter Nachbarschaft liegende internationale Flughafen zählt zum Vergleich etwa 300.000 Flugbewegungen auf zwei Landebahnen. Dabei gehört er beständig zu den zehn größten Flughäfen im Frachtgeschäft auf der Welt. Zum Ende des letzten Jahrzehnts war er sogar Top 3. Die beiden Flughäfen liegen etwa 6 km vom Stadtzentrum Anchorages entfernt. Und trotz dieser vielen Flugbewegungen, ist der Lake Hood ein netter See mit zahlreichen Restaurants, die zu mindestens jetzt im Sommer offensichtlich sehr gut besucht sind. Bei uns spielt sogar ein Live Musiker. Dazu eine ruhige entspannte Stimmung, die Sonne scheint bei sehr angenehmen T-Shirt Temperaturen , ein perfekter Start in den Urlaub.

2.Tag     Primrose  - 31.05.2015

Heute beginnt der richtige Urlaub Alaska zunächst aber noch ein Rückblick auf gestern. Ich bin ziemlich müde schon früh ins Bett gegangen, nach Alaska Zeit so gegen 20:30 Uhr. Nach deutscher Zeit ist es ja schon früher Morgen. Gegen 11:00 Uhr bin ich das erste Mal aufgewacht. Draußen war es hell. Habe ich verschlafen? Nein.. oder, es ist nur fast taghell draußen. Ist es schon später Vormittag, denn dann hätte ich längst mit der Gruppe unterwegs sein müssen? Verwirrung…! Mein Zimmergenosse schläft auch noch den Schlaf des Gerechten. Und bei genauerem Hinsehen auf den Wecker ist es 11:15 Uhr - pm. So wache ich noch mehrmals auf und bin erst gegen 2:00 Uhr sicher, welche Zeit wir haben, denn dann wird es langsam schummrig.

Der eigentlich erste richtige Programmpunkt heute ist so ca. 8:00 Uhr die Abfahrt zum Supermarkt - oder hier sind es ja Megastores. Es gibt alles Mögliche über Gartenmöbel, Bekleidung, ein bisschen Werkzeug, ein ausgewachsenes Sortiment an Messern und Schusswaffen. Letztere aber immer nur nach Beratung. Gegen 10:30 Uhr ist alles für die nächsten Tage im Fahrzeug bzw. dem kleinen Hänger verstaut, und wir können Anchorage verlassen. Bevor wir den Seward Highway erreichen, sehen wir noch in Anchorage den ersten Elch um die Ecke flitzen. Es soll hier etwa 1000 im Stadtgebiet geben. Berücksichtigen muss man aber natürlich, dass nicht alles hier komplett zugebaut ist, sondern es auch immer wieder größere Naturflächen gibt.  Unser Ziel ist das Costal Wildlife Refuge, oder Potter Marsh wie es die Einheimischen nennen. Offiziell im Amtsgebrauch heißt es übrigens Potter Point State Game Refuge, drei Namen für ein Gebiet. Dabei handelt es sich um ein Vogelschutzgebiet, das sich in einer Sumpflandschaft befindet. Einige der umliegenden Hügel zählen zu den teuersten Stadtteilen von Anchorage, und auf der anderen Seite des Highways, der hier direkt am Potter Marsh entlang führt, befindet sich ein Schießstand. Von dem hört man fast ununterbrochen das Abfeuern von Waffen, aber es ist ja auch Sonntag, und das Schießen ist ein beliebtes Hobby hier in Alaska. Hier im Bundesstaat ist übrigens sogar das verdeckte Tragen von schussbereiten Waffen erlaubt, was es selbst in dieser Beziehung liberalen Amerika sonst nur noch in den Bundesstaaten Arizona und Vermont gibt. Laut einer Statistik haben in Alaska 62 % der Einwohner eine Schusswaffe. Landesweit sind es etwa 29 %. Zum Vergleich in Deutschland sind es knapp 2 %, und das mit deutlich kleineren Waffen. So sind in Deutschland im Jahr 2013 27 Menschen durch den Gebrauch von registrierten Schusswaffen ums Leben gekommen, insgesamt sind es doppelt so viele gewesen. In den USA waren es 33.636 Todesfälle, und dazu über 84.000 Verletzte. Ich will den Waffenbesitz hier nicht verteufeln, aber eine gewisse Vorsicht erscheint mir aufgrund dieser Zahlen angemessen. Vielleicht ist es nicht so schlecht, dass man dafür in Deutschland einen Nachweis führen muss, dass man verantwortungsvoll mit Waffen umzugehen versteht, und nicht jeder einfach ein Sturmgewehr im Supermarkt kaufen kann.

Die Vögel hier scheinen aber offensichtlich an die Geräusche gewöhnt zu sein. Noch sind relativ wenige Vögel hier, nicht zuletzt weil es noch relativ früh im Jahr ist. So sehen wir von dem etwa 400m langen Steg am Rand des Areals vor allem Möwen, eine Reihe von Enten, Kanadagänse und auch Sumpfschwalben, die schön bläulich in der Sonne schimmern. Für uns geht es weiter in südwestlicher Richtung, immer am Turnagain Arm entlang, an dem sich auch die Alaskan Railroad entlang schlängelt. Unser nächster Halt ist der Beluga Point. Wie der Name schon sagt, kann man hier manchmal Beluga Wale von Land aus sehen, wobei die Wahrscheinlichkeit dafür im August deutlich größer ist. Zu der Zeit folgen die Belugas den Coho-Lachsen. Im Moment ist erschwerend auch noch Ebbe, was es den Belugas ohnehin fast unmöglich macht, hierher zu kommen. Der Tidehub beträgt hier übrigens bis zu 10m, mehr als irgendwo sonst in den USA. Wegen dieses gewaltigen Anstieges, wird auch dringend davon abgeraten, sich dort unten im teilweise zutage tretenden Schlick zu bewegen. Zum einen könnte man in dem Schlick stecken bleiben, und zum anderen kommt es dort zu Gezeitenwellen von bis zu 2 m. Dass das Wasser dazu extrem kalt ist, versteht sich von selbst.

Unser nächster Stopp ist am Portage Gletscher bzw. dem kleinen Infocenter in der Nähe des Gletschers. Hier machen wir unsere erste kleinere Wanderung zum Byron Gletscher, dem kleinen Bruder des Portage Gletschers. Von hier geht es weiter in Richtung Seward. Bei einem kleinen Zwischenstopp an einem See direkt am Highway gelegen, gönne ich mir ein Eis, schließlich scheint die Sonne und wir haben schon wieder angenehmes T-Shirt Wetter. Wie man uns sagte, herrscht hier schon seit einigen Tagen schönsten Sonnenwetter und es ist kein Regen in Sicht. Von mir aus kann es gerne noch ein bisschen so bleiben. Davon bin ich positiv überrascht. Denn eigentlich hatte ich in diesem Landesteil fest mit Regen gerechnet. Aber es ist ja noch unserer erster richtiger Tag in Alaska. Und man will den Tag ja nicht vor dem Abend loben. Wie dem aus sei, von hier geht es direkt zum Primrose Campground. Einem staatlichen Campingplatz ca. 20 Meilen vor Seward, wo wir zum ersten Mal unsere Zelt aufbauen.

3.Tag        Primrose – 01.06.2015

Heute steht unser erster richtiger und wahrscheinlich auch größter Aktivtag auf dem Programm. Dafür lassen wir den Tag aber ruhig angehen. Das Frühstück ist für 8:30 Uhr geplant, und um 9:30 Uhr soll es „gemütlich“ losgehen. Also mehr als genug Zeit, um sich den ersten Morgen im Zeltcamp noch zurechtzufinden. Alles ist noch nicht so eingespielt, aber da wir ja heute nicht umziehen, trotzdem sehr viel Zeit. Sogar ein bisschen mehr als geplant, weil unser Tourguide eigentlich das Auto zum geplanten Zielort fahren wollte, und dann per Taxi oder Anhalter zurückkommen. Beides klappt nicht so richtig. Das Taxi nicht, weil in Seward gerade ein Kreuzfahrschiff eingetroffen ist, und zum zweiten fehlte das Glück. Also Plan B: wir fahren alle zum Zielort und gehen von dort zurück zu unserem Camp, was der Ausgangspunkt des Trails ist.

Zunächst bewegen wir uns die erste Stunde noch im arktischen Regenwald, in dem wir von etwa 100 m über Seelevel den Aufstieg beginnen. Viele Bäume sind von dicken Moosschichten bedeckt, wir bewegen uns hier in einem Landstrich mit Niederschlagsmengen von etwa 1500Ltr/qm im Jahr. Juni ist dabei mit 55 Litern noch der trockenste Monat im Jahr. Die Landschaft geht dann in ein hügeliges und stellenweise etwas sumpfiges Hochland über. Es gibt noch niedrigen Buschbewuchs und wir durchqueren ein paar kleinere Passagen von ein paar Metern auf denen noch Schnee liegt. Auf einer Höhe von etwas mehr als 500 m werden die Schneefelder eher zum Normalfall, zwischen denen nur noch an wenige Stellen niedriger Bewuchs bzw. Moosen und Flechten heraus stechen. Das macht die Orientierung zunehmend schwierig. Genau genommen folgen wir eigentlich eher einer kaum noch im Schnee auszumachenden alten Spur. So springen wir immer mal wieder zwischen den „Grünen Inselchen“ hin und her. Richtige Wegmarkierungen gibt es nur noch sehr wenige, eigentlich sieht man eher den Trampelpfad. Genau genommen kommen wir nur an einer richtigen Markierung vorbei. Dort endet offiziell der Lost Lake Trail. Dort geht der Weg dann über in dem Primrose Trial. Soweit zur Theorie. Wir sollten laut dem Wegweiser an der Stelle eigentlich nach rechts abbiegen, treffen dort auch schon bald auf einen zu mindestens während der Schneeschmelze vorhandenen kleinen Wasserlauf. Eigentlich kein Problem, man könnte einfach drüber springen, dazu müsste man nur wissen, wo er verläuft. Was sich aber natürlich unter dem Schnee ein bisschen schwierig gestaltet. Ein paar von uns bringt die Suche nasse Füße ein. So schlagen wir noch einen kleinen Bogen, treffen wieder auf einen Pfad und folgen ihm wieder. Gegen 14:00 Uhr machen wir in einer kleinen windgeschützten Senke unsere Mittagspause. Direkt unter uns entstehen gerade ein paar Schmelzwasserseen, die schön bläulich unter der Schneedecke durchschimmern. Jedenfalls soweit man das zurzeit erkennen kann, denn wir stapfen schon einige Zeit durch relativ dichten Nebel. Direkt oberhalb von unserer Senke verläuft der Weg gut sichtbar über eine bereits frei getaute kleine Fläche. Aber keine 10 Minuten von hier endet „unser“ vermeintlicher Weg direkt am Lost Lake, zumindest vermuten wir, dass es sich um eben diesen handelt. Einen näheren Hinweis dazu finden wir nicht. Da wir wegen des inzwischen sehr dichten Nebels ohnehin kaum Orientierung haben, beschließen wir umzukehren und auf dem gleichen Wege zurückzugehen. Aber selbst das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Im Schnee können wir unseren Spuren relativ einfach folgen, nur auf den grünen Inselchen ist es teilweise schwierig. Weil selbst auf den Schneeflächen das Folgen der Spur zuweilen ziemlich Kraftraubend ist, da man immer wieder knietief einsinkt, geht es nur langsam voran. So dauert unsere Wanderung insgesamt doch etwas länger als geplant, wir erreichen gegen ca. 18:30 Uhr unseren Ausgangspunkt wieder. Immerhin steht jetzt das Fahrzeug richtig hier, und niemand muss sich mehr Gedanken darüber machen, wie wir es zurück zu unserem Camp schaffen. Am nächsten Tag sollten wir übrigens erfahren, dass der Primrose Trail im Moment auch noch gesperrt ist, wir sind schlicht zu früh dran.

Da wir uns hier in der Nähe von Seward befinden, ist es auch ein guter Zeitpunkt schon mal einen kleinen Ausflug in die Geschichte zu wagen. In der Bucht von Seward, die übrigens Resurection  Bay heißt, fanden die beiden Schiffe von Vitus Bering, der von Zar Peter der Großen entsandt worden ist, Schutz vor dem tosenden Pazifik. Dies war im Jahre 1741, Südalaska wird russisch. Interessant macht das Gebiet der Pelzhandel für die Russen. Sie machen Jagd auf sie Otter, deren Fälle etwa drei Jahresgehälter eines einfachen Handwerkers wert waren. Insbesondere der Adel und reiche Kaufleute zahlten diese Unsummen für die sehr warmen Pelze. So kamen relativ schnell viele Jäger und Fallensteller ins Land, die dabei auch nicht zimperlich mit den hiesigen indianischen Völkern umgingen. So war Kidnapping eine beliebte Vorgehensweise um für die Freilassung Pelze von den Indianern zu fordern. Zahlreiche Seuchen taten ein Übriges um die hiesigen Völker massiv zu dezimieren. Geschäftstüchtige russische Kaufleute bauten das Geschäft mit den Pelzen immer stärker aus, und gründeten vor allem an der Küste dazu auch zahlreiche Handelsstationen. Mehrere Jahrzehnte konnten die Russen die Herkunft der Pelze vor Briten und Spaniern geheim halten. Erst gegen 1770 erreichen ihre ersten Schiffe Alaska. Eigentlich waren sie damals auf der Suche nach der Nordwestpassage, also einer Möglichkeit oberhalb des heutigen Kanadas in den Atlantik zu gelangen. Alexander Baranow war zu dieser Zeit Direktor der hiesigen russischen Handelskompanie und baute trotz der Neuankömmlinge deren Einflussbereich hier noch deutlich aus. Erst als gegen 1840 die Otter und andere Pelztiere aufgrund der starken Bejagung drastisch zurückgingen, verloren die Russen langsam ihr Interesse. Gleichzeitig wollten sie aber verhindern, dass Briten oder Spanier hier ihren Einflussbereich ausgedehnten. So boten sie 1865 den Vereinigten Staaten von Amerika, die gerade erst den Bürgerkrieg beendete hatten das Gebiet zum Kauf an. Schließlich unterzeichnete der damalige US-Außenminister William H. Seward den Kaufvertrag mit den Russen und kaufte das heutige Alaska für 7,2 Millionen Dollar. Nach ihm ist auch die Stadt Seward benannt. Anfangs hatte das Gebiet nicht mal einen Namen bis Seward das Wort Alaska aus der Sprache der Aleuten übernahm, was zu viel bedeutete wie „das große Land“. Aber nicht alle Amerikaner waren zufrieden mit dem Kauf, viele fragten sich, was man mit dieser ziemlich verlassenen kalten Ecke eigentlich wollte. Man weigerte sich sogar das Land zu einem Territorium zu erklären, was bedeutet hätte, dass Alaska zu einem souveränen Bundesstaat hätte werden können. Insbesondere der Kongress sperrte sich gegen diese Aussicht. So waren die hier immer noch lebenden Russen sowie auch die Ureinwohner nicht einmal berechtigt, amerikanische Staatsbürger zu werden. Alaska war kaum mehr als eine Kolonie. In den nächsten Jahrzehnten regierte hier praktisch die Alaska Commercial Company. Ihr Geschäft war immer noch der Pelzhandel, inzwischen aber weniger die Pelze der ohnehin fast ausgerotteten Seeotter, als vielmehr die Robbenfelle. Auch dieses Geschäft war sehr einträglich, führte aber wiederum dazu, dass die Bestände sich massiv reduzierten. So kam es schließlich zu der Vereinbarung zwischen dem Unternehmen und der Regierung, sich auf den Abschuss von 100.000 Tieren im Jahr zu „beschränken“, wobei Weibchen und Junge verschont werden sollten. Bereits zu dieser Zeit entwickelte sich hier der erste Tourismus. Insbesondere ausgelöst durch die Berichte von John Muir, der sich vor allem für die Gletscher interessierte. Es wurde übrigens sogar ein Gletscher nach ihm benannt. Ihm folgten Tausende, die zumeist im Schutze der Inside Passage nach Alaska rauf kamen.

4.Tag     Primrose – 02.06.2015

Nachdem wir gestern unseren aktiven Tag hatten, ist heute wieder ein ruhiger Tag geplant. Am Morgen hat es ein bisschen auf die Zelte genieselt, was aber eigentlich kaum der Rede wert war. Wir starten noch etwas später als gestern, frühstücken in Ruhe, und fahren gegen 10:00 Uhr in Richtung Seward. Seward gehört zu den wichtigsten Häfen hier im Süden von Alaska, wahrscheinlich neben Valdez sogar der zweitwichtigste überhaupt in Alaska. Gleichzeitig ist er Ausgangspunkt der Alaskan Railroad und auch dem Iditarod Trail. Letzterer basiert im Wesentlichen auf alten Pfaden der Ureinwohner, und ist heute als eines der beiden großen Hundeschlittenrennen hier in Alaska bekannt. Entstanden ist er Anfang des 20. Jahrhunderts als Versorgungsweg für die Goldfelder im Landesinneren. Er hat eine Länge von etwa 1600 km. Ihm folgt anfangs sogar die heute bedeutend wichtigere Alaskan Railroad. Über sie transportiert man zum Beispiel die Kohle in den Hafen von Seward. Auch wenn im bescheidenen Umfang Passagierverkehr auf der Eisenbahnlinie stattfindet, so ist doch der Gütertransport der viel wichtigere Zweig. Neben dem Verladeterminal für Kohle, und ein paar anderen Rohstoffen, gibt es hier noch einen großen Hafen für Kreuzfahrtschiffe. Und natürlich die für Alaska obligatorischen kleinen und großen Boote der Einheimischen. Darüber hinaus noch einige Fischerboote, mit denen teilweise auch Touristen hinausfahren, und Ausflugsboote wie wir heute eins nutzen werden. So ist auch Fischfang und die Fischverarbeitung ein großer Wirtschaftszweig hier. Seward selbst hat ganzjährig etwa 3000 Einwohner, in der Saison verdoppelt sich die Zahl mit den Saisonarbeitern. Und wenn die großen Kreuzfahrtschiffe anlegen, verdoppelt sich die Anzahl noch einmal durch die Touristen. Der Meereszugang von Seward war aber auch Teil eines traurigen Kapitels der Stadt. 1964 bei dem großen Erdbeben an Karfreitag in Alaska, es hatte übrigens eine Stärke von 9,2 auf der Richterskala, wurden große Teile der Stadt zerstört. Bei diesem Erdbeben gab es große Verwerfungen, so stieg das Land an einigen Stellen bis zu 10 m an, während es an anderen etwa 3 m absagte. So wurden flache küstennahe Gebiete komplett überflutet. Auf der Fahrt von Anchorage zu unserem Primrose Campground sind wir an Landstrichen vorbeigekommen, in die seit dem Erdbeben Meerwasser hineingedrückt wird, was die Bäume absterben ließ. Hier in Seward wurden bei dem Beben zahlreiche Brennstofftanks beschädigt, die dann Feuer fingen. Bei dem Tsunami im Anschluss an das Erdbeben wurden so große Teile überflutet, und gleichzeitig von der Feuersbrunst durch die beschädigten Brennstofftanks verbrannt. Noch schlimmer traf es damals übrigens die Hafenstadt Valdez, die zu großen Teilen im Meer versank. In beiden Städten hat man daraus gelernt, und insbesondere Valdez hat man an höherer Stelle wieder aufgebaut.

Wir rechnen aber natürlich heute mit keinem Erdbeben und keinem Tsunami, sondern fahren mit einem der Ausflugsboote auf den heute sehr ruhigen Pazifik hinaus. Allgemein ist dieser Ozean ja eher für seinen großen Winde und damit auch großen Wellen bekannt. Schon kurz nach der Hafenausfahrt können wir hinter einer Landzunge Eisbrocken des Bear Gletschers sehen. Leider ist das Wetter uns heute nicht ganz so hold, es regnet nicht, ist aber sehr diesig. Die Stimmung passt dafür aber fast perfekt zu den dunklen Felsspitzen, die ja aus dem Meer ragen. Wir sehen auch schon bald ein paar Orcas, die vielen auch als Killerwale bekannt sind. Offiziell heißen sie auf Deutsch aber eigentlich Schwertwal bzw. großer Schwertwal. Sie gehören zwar zu den Walen, genauer aber zu den Delphinen. Sind aber bei den Delphinen auch die weitaus größten. Bullen können ein Gewicht von bis zu 6,5t bei einer Länge von etwa 9,5 m erreichen. Die Kühe sind etwas kleiner. Orcas Leben meist in Familienverbänden, in denen sie auch jagen. Wobei sich verschiedene Familien bzw. Abstammungslinien an verschiedenen Orten der Welt offensichtlich auf unterschiedliche Beute und damit auch Jagdmethoden spezialisiert haben. Ihnen gleich ist allerdings dass sie in den kompletten Verbänden jagen also untereinander koordiniert. Und selbst die Laute mit denen sie sich untereinander verständigen unterscheiden sich in den verschiedenen Linien. Eine größere Untersuchung im Jahre 2010 hat ergeben, dass es nur wenige Vermischung der DNA zwischen den verschiedenen Linien gibt. Die Form der Finne, die oft aus dem Wasser ragende Rückenflosse, ist übrigens auch bei den ortsgebundenen, bzw. den ziehenden Familienverbänden unterschiedlich geformt. Bei den umherwandernden Familienverbänden ist sie etwas schräger bzw. „dynamischer“ geformt, was vermutlich Vorteile beim Wasserwiderstand bringt. Bei den Bullen können die Finnen übrigens bis zu 1,80m hoch sein. Genau diese Finne brachte ihnen auch den deutschen Namen Schwertwal ein. Auch wenn „unsere“ mit ihrem eleganten weiß-schwarzen Farbspiel nicht wirklich schön aus dem Wasser herauskommen, ist es doch erstaunlich mit welcher Ruhe sie unmittelbar an der Küstenlinie entlang schwimmen. Immerhin kann man schön den grauen Sattel unmittelbar hinter der Finne sehen.

Nicht weit von den Schwertwalen kommen wir auch an Steller Seelöwen vorbei, übrigens nach dem deutschen Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller benannt. Stellers kommen nur im nördlichen Pazifik vor. Auch sie sind Raubtiere. Bullen können auf bis zu 1100 Kilo und auf eine Größe von bis zu 3 m kommen. Die Kühe sind sehr viel kleiner, zwar auch bis zu 2,4 m groß, haben dabei aber nur ein Gewicht von etwa 300 Kilo. Seelöwen leben in großen Kolonien, in denen starke Männchen einen Harem bilden, den sie gegen Artgenossen mit aller Gewalt verteidigen, weshalb es immer wieder zu tödlichen Kämpfen zwischen den Bullen kommt. Die Bullen paaren sich dabei kurz nach der Geburt der Jungen wieder mit den Kühen. Die Tragzeit dauert etwa 11-12 Monate. Während der Paarungszeit verlassen die Bullen ihren Harem nicht, da dieser sonst von anderen Bullen übernommen werden würde. Das bedeutet dann auch für die Bullen, dass sie über Wochen keine Nahrung zu sich nehmen können. In dieser Zeit leben sie ausschließlich von ihren Fettreserven, was vermutlich auch den Größenunterschied zwischen den Bullen und Kühen erklärt.

Ein anderer Vertreter der Meeresbewohner hier ist der Seeotter. Sie sind mit ihren bis zu 40kg ungleich kleiner als Stellers. Eine ihrer Besonderheiten ist aber, dass sie mit Werkzeugen zu arbeiten verstehen. So benutzen Sie zum Beispiel Steine zum Losbrechen von Muscheln am Meeresgrund oder zum Öffnen von Muscheln, soweit sie diese nicht mit ihren starken Backenzähnen knacken können. Auch sonst ist ihr Gebiss relativ interessant. Sie haben im Gegensatz zu den anderen Otterarten nur 32 Zähne statt der üblichen 36, davon gibt es im Unterkiefer nur zwei Paare Schneidezähne. Als Werkzeuge dienen ihnen zum Beispiel aber auch Seetang zum Fesseln von Krabben, während sie sich noch anderer Nahrung zu wenden. Der Einsatz von Werkzeugen ist sonst in der Tierwelt eigentlich nur noch von Schimpansen und Raben bekannt. Beim Fressen schwimmen die Seeotter übrigens häufig auf dem Rücken liegend, während sie ihrer Beute auf dem Bauch liegen haben. Das sieht zuweilen nach einer ziemlich entspannten Haltung aus. Dabei müssen sie im Verhältnis zu ihrer Größe sehr viel Nahrung aufnehmen. Um im kalten Pazifik ihre Körpertemperatur von etwa 38° zu halten, verbrauchen sie die dreifache Menge an Energie wie Landsäugetiere. Ihre Hauptnahrung sind dabei Seeigel, Seesterne, Muscheln, Schnecken, Krabben oder langsam schwimmende Fische. Ihre größte Anomalie ist aber wahrscheinlich ihr Fell. Sie haben keine wärmende Fettschicht wie zum Beispiel die Steller, sondern ein extrem dichtes Fell. So hat ein sie Otter etwa 100.000 Haare pro Quadratzentimeter. Zum Vergleich ein Mensch hat insgesamt nur etwa 100.000 Haare auf seinem Kopf. Genau dieses dichte Fell ist den Seeottern übrigens insbesondere zur Zeit der russischen Besetzung von Alaska fast zum Verhängnis geworden. Heute dürfen die Seeotter nicht mehr gejagt werden und ihr Bestand hat sich von 1910 bis heute von kleinen Restbeständen auf etwa 107.000 Tiere erhöht. Die größten Gefahren für sie Otter stellen heute neben den Orcas eher Umwelteinflüsse dar. So reichern sich zahlreiche Giftstoffe in den Schalentieren extrem an, die die Nahrungsgrundlage der Otter bilden, und gelangen über sie in den Körper der Otter. Ein anderes einschneidendes Ereignis war der Öl-Unfall der Exxon Valdez, dem je nach Schätzung zwischen fünf und 10.000 Tieren zum Opfer gefallen sind. Damals verklebte ihr Fell und machte es wasserdurchlässig, weshalb sie in großer Zahl verhungerten bzw. erfroren.

Mein Favorit an diesem Tag ist aber ein Buckelwal, den wir zweimal deutlich aus dem Meer springen sehen haben. Buckelwale gelten als akrobatische Springer. Sie erreichen eine Länge von bis zu 18 m bei einem Gewicht von 25-30 t. Damit gehören sie sogar noch zu den kleineren Bartenwalen. Deren größter Vertreter ist der Blauwal mit einer Länge von gut 30 m und einem Gewicht bei den Weibchen von bis zu 200 t, womit sie die größten Tiere auf unserem Planeten sind. Allen Bartenwalen gemein ist, dass sie mit geöffnetem Maul große Mengen Wasser aufnehmen, dass sie dann durch die Barten, kleine verdickte Hornplättchen, wieder herausdrücken. Dort verfängt sich dann im Fall der Buckelwale bevorzugt Krill oder bei anderen Arten auch Plankton in den Barten. Diese Barten können bei Buckelwalen bis zu 1 m lang sein. Äußerlich setzen sich oftmals Kieselalgen oder Seepocken an den Buckelwalen fest. Insbesondere an den relativ großen Brustflossen, werden auch als Flip bezeichnet, finden sich meist Seepocken. Charakteristisch für Buckelwale ist auch die relativ große Schwanzflosse mit ihrer starken Einkerbung.  Man unterscheidet die Buckelwale der nördlichen und der südlichen Hemisphäre. Beiden ist gemein, dass sie während der Sommermonate in die kalten nahrungsreichen Gewässer vor den Polen ziehen um dort zu fressen. Den Winter verbringen sie dann eher in der Nähe des Äquators, in dieser Zeit fressen sie nicht sondern leben von ihren Fettreserven. Da ja bekanntlich Sommer und Winter auf der Nord und Halbkugel entgegengesetzt verlaufen, begegnen sich die Populationen deshalb nicht, weshalb sie sich auch nicht vermischen. Während ihrer Wanderungen bewegen sich Buckelwale meist in Küstennähe, und legen dabei zwischen zwei und fünf Kilometer in der Stunde zurück. Sind aber auch durchaus in der Lage Geschwindigkeiten von bis zu 27 km/h zu erreichen, womit sie auf jeden Fall zu den schnellen Schwimmern gehören. Buckelwale kommunizieren wie andere Wale auch über Laute  - Walgesang. Dabei kennen Buckelwale über 600 verschiedene Laute, die sie mit bis zu 190 dB vorbringen. Auch dazu ein Vergleich: ein Rasenmäher bringt es auf etwa 80 dB und ein startenden Düsenflugzeug auf 120. Dadurch können sich Buckelwale über sehr große Distanzen unterhalten. Problematisch wie für alle Wale sind dabei aber natürlich Schiffsgeräusche, die buchstäblich die Unterhaltung stören. Ihre Wanderungen in Küstennähe hat sie auch schon früh zu relativ leicht jagdbaren Walen gemacht. So sind die Bestände durch die menschliche Jagd von etwa 125000 Tieren auf nur ein paar Tausend reduziert worden. Erst im Jahre 1966 wurde die Jagd auf Buckelwale weltweit verboten. Heute ist der Bestand wieder auf etwa 60.000 angewachsen. Weibchen bringen etwa alle drei Jahre ein Junges zur Welt, das dann mindestens ein Jahr bei der Mutter bleibt. Die Säugezeit beträgt dabei bis zu zehn Monate. In diesem Zeitraum wachsen die Jungen von 4 m auf eine Größe von etwa 7,5 m heran. Geschlechtsreif werden sie nach etwa 15 Jahren, zu diesem Zeitpunkt sind sie etwa 12 m lang. Insgesamt können Buckelwale ein Alter von bis zu 50 Jahren erreichen.

Der heimliche Star hier oben ist aber ein kleiner, wegen seines großen gelblich leuchtenden Schnabels aber nicht gerade unauffälliger Vogel: der Puffin, oder genauer auf Deutsch der Gelbschopflund. Er ist etwa 40 cm groß und wiegt etwa 800 g. Er geht relativ aufrecht und ist von einem gelben Schnabel, einem gelblichen Schopf über den Hinterkopf und einem weißen Gesicht im Wesentlichen schwarz bis dunkelbraun. Sein Gang ist relativ aufrecht, in der Luft sieht er eher aus wie ein Flugschüler. Er rudert relativ stark mit den Flügeln, fliegt langsam und auch ein bisschen unbeholfen. Das liegt aber vor allem daran, dass seine Flügel für das Schwimmen und Tauchen optimiert sind. Manche sagen sogar er fliegt im Wasser. Hier in Alaska ist der nur zur Brutzeit ab etwa April / Mai. Dann brüten sie hier in sehr großen Kolonien zumeist an Felswänden oder in selbstgegrabenen Höhlen. Wichtig für sie ist nur, dass sie möglichst abschüssig zum Flug starten können, ansonsten auf dem Wasser brauchen Sie ein wenig Anlauf. Die Brutzeit beträgt etwa 45 Tage. Dabei ziehen sie pro Jahr ein Junges auf. Diese erreichen bereits nach ca. 35 Tagen die volle Körpergröße. Unterjährig leben in die Gelbschopflunde auf dem offenen Meer, sodass kaum genau bekannt ist, wo sie sich dann befinden. Sicher ist nur, dass es sie nur auf der Nordhalbkugel gibt, und die Brutgebiete im nördlichen Pazifik liegen.

Neben diesen Tieren haben wir aber auch noch Lumen, die obligatorischen Möwen, Kormorane und einen Weißkopfseeadler gesehen. Und auf der Rückfahrt Richtung Seward war einige Zeit ein großer Schwarm Tümmler direkt vor dem Boot. Die Wendemarke der knapp sechsstündigen Bootsfahrt markierte der Holgate Gletscher. Einer der zahlreichen Gletscher die hier im Prinz William Sound im südlichen Alaska direkt ins Meer kalben. So treiben hier  auch immer mal wieder größere Eisbrocken im Pazifik, auch wenn es bei uns eher die kleinen Brocken waren. Vor dem Gletscher war aber deutlich spürbar dass die Luft einige Grade kälter war.

Insgesamt war es ein schöner Tag auf See, auch wenn die Sicht eher eingeschränkt war. Nach unserer Rückkehr nach Seward gönnten wir uns noch eine warme Dusche in den öffentlichen Duschen im Stadtzentrum. Den Abschluss bildete dann ein Besuch in einem Restaurant direkt am Hafen, von wo wir den Fang einiger Sport-Fischer betrachten konnten. Dabei erreichte insbesondere der pazifische Heilbutt schon mal Körpergrößen, die der der Fischer kaum nachstand. Direkt am Hafen wurde auch der Fisch filetiert, wobei es offensichtlich eher darauf ankam, das Werk zügig zu vollenden, als möglichst den kompletten Fisch zu nutzen. Nach der Anzahl der Heilbutt zu schließen, herrscht hier im Nordpazifik offensichtlich kein Mangel an Ihnen. Ehrlicherweise muss aber auch gesagt werden, dass ich keinerlei Beziehung zum Fischen habe. Es ist hier also eher „Gefühlsduselei“ eines Laien.