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Reiseland Oman

Warum kommt man auf die Idee in den Oman zu reisen? Ok wenn man sich ein paar andere meiner Reiseziele ansieht, dann könnte man meinen, ich mag es trocken. Ja stimmt! Ich mag die Wüste, weil Wüste eben nicht nur Sand und gleißende Sonne bedeuten muß. Es kann, muß aber nicht. Aber Oman? Wenn ich erzählt habe, ich würde in den Oman reisen, kam schon mal die Rückfrage: Wo ist denn das überhaupt? Und ist das nicht gefährlich, werden da nicht dauernd Leute entführt? Nein werden es nicht, ich würde sogar sagen, es ist das vielleicht sicherste Land, das ich bisher besucht habe. Bleibt noch zu klären, wo es ungefähr liegt: Auf der arabischen Halbinsel unten rechts.

Der Oman gehört auf jeden Fall zu den trockenen Ecken der Erde. Es gibt neben 1700km Küste, deutlich mehr Berge als man (ich auch) erwarten sollte. Und es gibt natürlich Wüsten. Da wäre die Wahiba, die auf relativ kleinem Raum fast jede auf unserem Planeten vorkommende Wüstenform beinhaltet, und die Rub-Al-Khali ragt in den Oman hinein. Sie wird auch als das "Leere Viertel" bezeichnet. Und wer sie jemals gesehen hat, wird wissen wie zutreffend der Name ist. Aber der wirkliche Grund warum man das Land besuchen sollte sind eigentlich eher etwa 2,5 Millionen Gründe - die Menschen im Oman. Man liest im Reiseführer, das die Menschen sehr gastfreundlich wären, da kann ich nur sagen: stimmt. Wir haben immer wieder gehört, man kann alles fragen, was man wissen möchte. Die Omanis berichten gerne über ihr Land, sind aber auch gleichzeitig daran interessiert, wie es denn im Land des Gastes aussieht. Die meisten Omanis sind Muslime, aber Fanatiker wird man hier kaum finden. Wer offen damit umgeht und nicht in den im "Westen" oft üblichen Denkmustern verharrt, kann im Oman auch viel über diese Religion lernen. Denn man geht hier auch offen und entspannt damit um.

Wenn man dann noch hört oder liest, wie der Oman 1970 ausgesehen hat, dann muß man fast zwangsläufig den Hut vor der Zeitreise der Omanis ziehen. Sie haben die Entwicklung von Jahrhunderten in kaum 40 Jahren bewältigt. Vielleicht sind sie aber auch gerade deshalb neugierig auf die ganze Welt.

 

18.10.2009      1. Reisetag - Dubai

Wie immer „wenn man eine Reise tut“, ist der erste Schritt: man muss mal hinkommen. Und für mich geht es heute in Richtung Oman. Wobei ich heute „nur“ bis Dubai kommen werde. So geht es mit der Bahn nach Hamburg und per Straßenbahn bis zum Flughafen. Auch das Einchecken auf dem fast menschenleeren Flughafen klappte sehr schnell, so stand ich bereits eine Stunde und 25 Minuten nach der Abfahrt am Gate. Eigentlich viel zu früh, aber besser zu früh als zu spät. Und was soll ich sagen, wie fast immer hab ich eine Kleinigkeit vergessen. Heute waren es nur die Kopfhörer zum Musikhören, also im Grunde nichts wirklich Wichtiges und dazu noch leicht ersetzbar. Nicht zu vergleichen mit dem Rasierer oder als Spitzenreiter das Ladegerät incl. Ersatzakku für die Fotokamera. Komisch an der Sache ist nur, kaum fährt der Zug am Heimatbahnhof ab, braucht es keine fünf Minuten mehr, bis ich weiß was fehlt. Und sonst fehlt dann auch nie mehr oder auch nur etwas anderes. Vielleicht sollte ich mal einen Zug früher fahren, dann zurück um den fehlenden Gegenstand zu holen, um dann wirklich abzufahren.

Aber gut bei der Zwischenlandung in Frankfurt kann man dieses Problem ja für ein paar Euro beheben. So fliege ich dann mit kleinen „Ohrwürmern“ weiter nach Dubai. Was soll ich sagen, wir hatten 30km vor Dubai etwa 7°C … OK in etwa 3500m Höhe. Auf dem Boden waren es dann 31°C und eine „ansprechende“ Luftfeuchtigkeit. Ankunftszeit war dabei gegen 23 Uhr Ortszeit. Schon beim Rollen zum Gate wurde klar, Dubai hat einen ausgewachsenen Flughafen, also einer mit langen Wegen. Das erste Leuchtreklameschild, das wir noch aus dem Flugzeug erkennen konnten, gehörte einem amerikanischen Unternehmen: McDonalds. Die Einreise war relativ problemlos, wenn gleich die 30 – 40 Passkontrollen gut zu tun hatten und es sich davor ordentliche Schlangen gebildet hatten. Die Kontrolleure waren alles Araber und auch eine Frau war unter ihnen. Ansonsten sieht man viele Inder / Pakistani im Dienstleistungsgewerbe.

Am Flughafen gab es dann das erste kleinere Problem, es gab niemanden, der uns abholen wollte. Niemand hielt ein Schild unserer Reisegesellschaft in die Höhe. Immerhin hatten sich aufgrund der Gepäckanhänger die sieben Reisenden schon mal selbst gefunden. Des Rätsels Lösung war einfach, die Dame am Flughafen hatte lediglich ein Schild der lokalen Partneragentur dabei, aber sie hat uns ja noch „eingefangen“. Am Bus zum Hotel trafen wir auch unsere Reiseleiterin, die, da sie eigentlich nur im Oman arbeitet, keinen Zutritt zum Ankunftsbereich im Flughafen hat. Auf dem Weg ins Hotel fielen die fast immer mindestens zweispurigen Straßen auf. Erst direkt vor dem Hotel wurde es dann einspurig, dabei waren eigentlich nicht mal viele Autos unterwegs. Aber es war inzwischen auch schon Mitternacht geworden. Als erstes werden am Hotel die Reisepässe eingesammelt, ein Phänomen das wir ständig auf unserer Reise erleben sollten. Das Hotels bei Einzelbuchungen Pässe vorlegen lassen oder Kreditkarten durchziehen, ist ja üblich, damit sie nicht auf unbezahlten Restrechnungen zum Beispiel für die Minibar sitzen bleiben, aber auch bei Buchung über eine Agentur fand ich schon erstaunlich. Dann im Zimmer angekommen, brummte die Klimaanlage und kühlt den Raum auf norddeutsche Herbsttemperaturen von 16°C herunter. In warmen Ländern übertreibt man es für meinen Geschmack eben ein bisschen mit der Kühlung.

 

19.10.2009      2. Reisetag - Khasab

Da ich ja „altklug“ den Weckruf abgelehnt hatte, hatte ich am Morgen ein kleines Zeitproblem. Ich war mir ja eigentlich sicher, die Zeitverschiebung nach Deutschland beträgt zwei Stunden zu unserer Sommerzeit. Nur als ich meine Kamera umstellen wollte, meinte diese drei Stunden – was nun? Und wenn es drei sind dann hieß es aber hurtig werden. Es gab aber weder im Zimmer noch in der Lobby eine „offizielle“ Uhr, aber als ich im Frühstücksraum ankomme, sitzen da nur zwei aus meiner Reisegruppe nur wenige Minuten vor unserer möglichen Abreise noch völlig entspannt. Die Lösung: die Kamera steuert separat die Sommerzeit, nur gibt es hier so was nicht.

Unser erster Programmpunkt heute war die Abreise von Dubai nach Khasab, was ganz an der Spitze von Musandam liegt. Dabei kommen wir auch nicht mehr an der weltberühmten Hotel-Meile von Dubai, der Palmeninsel, oder ähnlichem für das Dubai ja fast schon Weltruhm genießt, vorbei. Dafür aber an unzähligen Baustellen. Seit sechs bis sieben Jahren ist die Bauwut hier noch mal verstärkt worden. Es werden aber nicht nur Gebäude, sondern auch Straßen und als neue Errungenschaft eine U-Bahn gebaut. Dubai hat wie fast alle Großstädte auf dieser Welt auch ein Verkehrschaos zu bieten. Die Stadt erstickt an den noch schneller als die Straßen zunehmenden Autos. Und da ist öffentlicher Nahverkehr natürlich eine Alternative, Straßenbusse sucht man hier aber vergebens. Eigentlich sollte die U-Bahn die sieben Emirate miteinander verbinden, nur man ist nicht ganz fertig geworden. So hat man im letzten Monat während des Ramadan zwar die feierliche Eröffnung durchgeführt, aber es sind erst acht Bahnhöfe fertig. Eine Fahrt, die komplette Strecke entlang, kostet umgerechnet etwa 80 Eurocent. Die Finanzkrise hat aber auch hier deutliche Spuren hinterlassen. So finden sich auch einige Baustellen, wo zwar noch Baukräne stehen, aber es arbeitet dort niemand mehr. Auch einigen staatlichen Prestigeobjekten wäre es fast so gegangen, wäre nicht das benachbarte Emirat Abu Dhabi mit einem Kredit zur Hilfe gekommen. Der herrschende Schaich von Dubai war aber in seiner Ehre derart gekränkt, das er im letzten Jahr unmittelbar vor Sylvester jede Art von Feuerwerk verboten hat. Was natürlich unter den ausländischen Gästen nicht nur Lob hervorrief.

Zum Thema Gäste noch eine kleine Anmerkung: Niemand weiß wie viele Einwohner Dubai zur Zeit hat, aber man schätzt die Zahl auf etwa 5 Millionen. Darunter sind auch rund 1 Millionen Chinesen, die fast alle erst in den letzen 3-4 Jahren gekommen sind. So gibt es auch hier ein eigenes Chinatown, aber eben nicht kleine verwinkelte Gassen mit den besonderen Gerüchen und Eindrücken, sondern ein eigenes modernes Stadtviertel. Denn die hier zugezogen Chinesen sind meist wohlhabend bis sehr wohlhabend, sogar für hiesige Verhältnisse. Ansonsten kommen viele aus Indien, Pakistan und Bangladesh zum Arbeiten hier her. Die Inder sind meist in den Buchhaltungen der großen Firmen zu finden, die beiden anderen Landsmannschaften auf dem Bau oder in niedrigen Dienstleistungsberufen.

Auf dem Weg zur Grenze der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) verlassen wir nicht nur Dubai, sondern wir durchqueren auch noch die Emirate Sharjah, Ajman, wieder Sharjah, Umm Al-Quawain und Ras Al-Kaimah. Insgesamt gehören sieben Emirate zu dem Staatsgebilde, die beiden anderen sind besagtes Abu Dhabi und Fujairah. Jedes dieser Emirate hat seinen eigenen Schaich. Der Begriff Schaich bestimmt ursprünglich das Stammesoberhaupt in den Beduinenfamilien. Interessant ist vielleicht noch das das Wort heute nicht nur in der Muslimischen Kultur gebraucht wird, sondern mit einer Reihe von Schreibweisen wie Scheich, Sheikh, Shaikh, Shaykh, Schech, Scheik in der Region für eine führende Persönlichkeit benutzt wird. Nun aber genug von den Schaichs, die bei uns wegen der Höhe der Ölpreise ja nicht nur positiv besetzt ist, was aber mal im Prinzip nichts mit der Ölförderung zu tun hat. Wenn gleich diese hier letztendlich eben von den Führern – den Schaichs – kontrolliert wird. Nicht kontrolliert wird zwischen den Emiraten, es gibt ja nicht mal einen Zaun oder auch nur einen richtigen Hinweis dafür, dass man jetzt schon in einem anderen Emirat ist. Erst bei Tibat gibt es eine richtige Grenzstation, denn hier verlassen wir die Vereinigten Arabischen Emirate um in den Oman einzureisen. Die Grenzformalitäten inklusive der Beantragung des Visums sind hier ein bisschen anders, als es in Deutschland ablaufen würde, aber insgesamt geht bei uns alles schnell und problemlos. Vor uns überquert noch ein LKW der Müllabfuhr die Grenze. Hier im Oman wird der Müll von mehreren Familien in einer großen Gemeinschaftstonne gesammelt und täglich abgeholt. Das ist ebenso kostenlos wie etwa die Schule – es gibt im Oman eine Schulpflicht – oder das Gesundheitswesen.

Es ändert sich auch während unserer Fahrt die Landschaft. Bei der Abfahrt war das Land noch weit, sandig und flach, doch je näher wir unserem Ziel kommen, desto mehr geht es in ein Bergpanorama über. Der höchste Berg in Musandam ist der Ru’us al Jibal mit immerhin rund 2100m. Wobei man ihn nur bis etwa 1600m hinauf darf, darüber befindet sich ein militärisches Sperrgebiet. Wie überhaupt das Militär viele Bergspitzen für sich beansprucht. Wir haben auf unserer ganzen Reise eigentlich nirgends Militär gesehen, dennoch sind sie eben doch allgegenwärtig. Die Bergwelt, durch die wir hier fahren, hat eine geologische Besonderheit. Hier schieben sich zwei Erdplatten übereinander, was noch nicht außergewöhnlich wäre, aber hier schiebt sich eine Meeresplatte über eine Landplatte. Nebenbei gesagt kommt der Oman dem Iran deshalb auch jedes Jahr um 2cm näher. Bei den Bergen handelt es sich weites gehend um Kalkgestein, eben Ablagerungen von Muscheln und Krustengetier. So sind hier auch Versteinerungen von Schnecken, Seesternen oder Krebsen nicht selten. Kalkgestein ist aber relativ weich, was dann für eine relative starke Erosion sorgt. Dabei handelt es sich sowohl um Winderosion als auch und vor allem um Regenerosion. Hier fallen zwar nur rund 250ltr/qm und Jahr Niederschlag, aber dieser kann in den Boden nur sehr schlecht einziehen. So fließt das Wasser sehr schnell ab und sammelt sich in mächtigen Wasserläufen, die dann allerhand Gesteinsschutt mit sich reißen. Diese meist völlig ausgetrockneten Wasserläufe nennt man Wadi. Auch bei Khasab gibt es einen solchen großen Trockenfluss. Er ist sicherlich einige 100m breit, und der große Steindamm, den man darin gebaut hat, sieht ein bisschen deplaziert darin aus. Der Damm hat sicherlich eine Höhe von 10m. Der Damm schützt dabei keine Ortschaft oder eine besondere Infrastruktureinrichtung. Er soll lediglich den Abfluss des Wassers verlangsamen, damit mehr Wasser im Boden versickert und so hilft das Grundwasser aufzufüllen.

Khasab selbst ist auf jeder Karte des Omans verzeichnet, nur ist es auch kaum mehr als ein verschlafenes Nest. Immerhin 17000 Einwohner zählt der Ort, gefühlt sind es aber deutlich weniger. Man hat eher das Gefühl durch ein etwas zu groß geratenes Dorf zu fahren. Es gibt einen Supermarkt, kein Taxi, 4 Bankautomaten und zwei Hotels in denen auch Alkohohl ausgeschenkt wird. Die Verbindung zur Außenwelt ist die Straße in Richtung Dubai, außerdem gibt es eine Schnellfähre, die aber nicht beständig und zu sicheren Zeiten fährt. Ach ja und dann ist da noch der Flughafen, an dem jeden Tag, manche meinten auch nur drei mal in der Woche, eine Maschine aus Muscat kommt, um dann wieder dorthin zurück zu fliegen. Ob das Flugzeug nun vormittags oder mittags fliegt, darüber gibt es auch unterschiedliche Aussagen. Aber warum sollte das auch eine Rolle spielen, die Menschen hier leben ein bisschen abseits des geschäftigen Treibens in der Welt. Um Khasab herum gibt es nicht sehr viel. Am Nachmittag sind wir mit dem Jeep durch das sicherlich imposante Bergpanorama gefahren, haben uns ein kleines Fischerdorf von oben angesehen, oder auch die einzige größere landwirtschaftlich nutzbare Fläche angesehen. Dabei handelt es sich um ein durch Berge eingefasstes Hochplateau von vielleicht 1500m Länge und einer Breite von 700m, und das ganze befindet sich dann auf einer Höhe von etwa 1100m. Ansonsten gibt es nur noch ein paar Terrassenfelder an den Bergen. Überhaupt fragt man sich bei einigen kleinen Ortschaften in den Bergen, was Menschen dazu bewegt hier oben zu leben. Der Boden ist mehr als karg und für uns, den westlichen Überfluss gewohnten Touristen, muss man fast sagen, es gibt nichts. Aber viele Menschen sind eben auf dieser „Scholle“ geboren, kennen das Leben so und vermissen auch nichts. Ja sie wirken vielleicht auch wegen der Einfachheit fast zufriedener als viele bei uns. Dafür strahlt der Ort aber ein hohes Maß an Sicherheit aus. Von unserer Bergtour mit den Jeeps sind wir in das Zentrum von Khasab gefahren, wobei Zentrum schon fast übertrieben ist. Einige von uns wollten ein paar Omani Rials, die Währung im Oman, aus dem Automaten ziehen. Was sich schwieriger darstellte als gedacht. Hier sind die Bankautomaten der Stadt versammelt, manche von uns bekamen Geld mit der normalen EC-Karte, andere nicht mal mit der Kreditkarte. Zum Glück ist gleich gegenüber aber ja auch noch eine Wechselstube. Gleiches wäre auch im Hotel möglich gewesen, wobei die Kurse dort sagen wir mal etwas unvorteilhaft sind. Geld in Deutschland zu tauschen, kann übrigens auch ein Hindernislauf sein, denn nicht jede Bank oder Sparkasse fühlt sich dazu in der Lage. Der omanische Rial ist eben keine Weltwährung. Aber eigentlich wollte ich ja was zur Sicherheit hier sagen. Unsere Fahrer ließen die Jeeps laufen, stiegen aus und gingen ihrer Wege, einer verschwand sogar kurzfristig völlig von der Bildfläche, um dann mit einem Omani schwatzend zurück zu kommen. Während der ganzen Zeit stand der Jeep mit laufendem Motor inklusive unseren Rucksäcken und Kameras auf dem Parkplatz, ohne das sich auch nur jemand dafür interessiert hätte oder sich auch nur offensichtlich darüber wunderte. Und Benzin ist hier für unsere Verhältnisse extrem billig. Bei meiner Abfahrt kostete ein Liter Super bei uns etwa 1,30 Euro, hier im Oman zahlt man dafür etwa 0,24 Euro. Und dabei wird man auch noch von einem Tankwart bedient. Es steht in den Stoßzeiten an jeder Tanksäule ein Tankwart. Oftmals zahlt man den Betrag für den man betankt werden möchte, und erhält die entsprechende Menge Benzin. Dazu haben die Zapfsäulen entsprechende Tasten. Oder alternativ tankt man voll und zahlt dann beim Tankwart. Der hat dann eine „fliegende“ Kasse an der Zapfsäule stehen. Man musste also nicht zwangsläufig sein Fahrzeug beim Tanken verlassen. Und bei diesen Preisen darf dann auch aus finanzieller Sicht ein Toyota Landcruiser mit ausgewachsenem Motor durchlaufen. Ansonsten würde ja die Klimaanlage ausgehen, und Omanis mögen es gut gekühlt, draußen 35°C und im Auto die Hälfe – höchstens. Auf Wunsch stellen sie die Temperatur auch höher, aber wenn man einsteigt ist es erst mal ein gewisses „Kühlschrankerlebnis“.

Das ist dann auch ein geeigneter Zeitpunkt die ersten Eindrücke über die Infrastruktur hier zu berichten. Die Wege hier in den Bergen sind fast ausschließlich Schotterpisten, die kaum ohne Jeep zu bewerkstelligen sind. Richtige Straßen gibt es nur in den Wadis, denn nur hier gibt es größere ebene Flächen, auf denen man überhaupt eine richtige Straße bauen kann. Was aber natürlich nachteilig ist, wenn es gerade geregnet hat. Dann kann es passieren, das diese ein paar Tage nicht passierbar sind. Und eventuell auch wieder ein bisschen in Stand gebracht werden müssen. Der Wadi bei Khasab ist relativ breit, kaum bis überhaupt nicht bewachsen und ist eher von kleinen Gestein, fast ein bisschen wie feiner Schotter, bedeckt. So kommt man hier mit dem Auto gut und schnell voran. Auffällig beim Thema Infrastruktur sind die unzähligen Stromleitungen, die überall an den Masten über die Berge geführt werden. Dafür hat aber hier oben auch jeder noch so entlegene Ort Strom.

 

20.10.2009      3. Reisetag - Khasab

Heute steht ein gemütlicher Tag des Nichtstuns auf dem Programm, eine Fahrt mit einer Dauh. Dabei ist der Begriff Dauh eigentlich ein Sammelbegriff der Europäer für die Holzbote, mit denen die Omanis lange Zeit die Weltmeeren befahren haben. Eigentlich gibt es aufgrund der Größe und Bauweise verschiedene Typen der Dauh. Ihnen allen gemein ist aber, dass sie vollständig aus Holz gebaut worden sind. Ursprünglich kommt diese Bauform aus Indien. Von dort importierten die Omanis auch später das Holz für die anfänglichen Reparaturen und später eben auch kompletten Neubauten. Denn hier im Oman gibt es nichts, was dafür geeignet wäre. Im Original wurden die Holzplanken durch entsprechende Holzdübel verbunden. Anschließend wurde die Stöße zusätzlich mit den Fasern der Kokosnuss und einer Paste abgedichtet. Für den Bau einer großen Dauh, mit denen die Omanis damals bis nach China segelten, benötigte man dann aber schon mal die Fasern von 50000 Kokosnüssen. Im Jahr 2008 ist die letzte erhaltene Dauhwerft im Oman einem Feuer zu Opfer. Es verbrannt buchstäblich alles. Man hat sie inzwischen aber wieder aufgebaut. Neubauaufträge kommen aber eben nur noch vom Sultan, so steht das letzte vor dem Brand fertig gestellte Schiff vor einem der Paläste des Sultans. Heute sind die Dauhs fast vollständig durch moderne Stahl- oder Fiberglasboote abgelöst worden. Wobei die Lebensdauer einer solchen Dauh durchaus die der modernen Boote um ein paar Jahrzehnte überdauern kann. Im Einsatz sind lediglich noch ein paar in der Fischerei, wobei die Fischer hier eben immer noch mit kleinen Booten und Netzen relativ küstennah arbeiten. Eine Hochseefischerei gibt es nicht, was auch verhindert hat, dass die Gewässer vor dem Oman völlig überfischt worden sind. Die anderen Dauhs versehen ihren Dienst eben noch, wie heute bei uns, im Tourismus. Wobei die Schiffe ursprünglich natürlich Segler waren, heute wird der Antrieb durch Dieselmotoren sicher gestellt.

Kaum das wir den Hafen verlassen haben, überholen uns auch schon einige kleine Schnellboote: Schmuggler. Sie kommen aus dem nahen Iran illegal herüber. Wobei das eigentlich schon nur zum Teil stimmt. Sie befördern auf der Herfahrt zum Beispiel Ziegen herüber, die eben im Iran noch billiger sind als hier im Oman. Auf dem Rückweg transportieren sie dann meist Unterhaltungselektronik oder Zigaretten – da bevorzugt amerikanische. Sie fahren dabei hier in Khasab den offiziellen Hafen an und werden dort auch augenblicklich vom Zoll in Empfang genommen. Sie verkaufen dann mit staatlicher Genehmigung ihre Ware und kaufen auf dem hiesigen Souq ihre Rückfracht ganz offiziell ein. Illegal wird es dann erst auf der Rückreise. Sie beladen ihre Boote dabei fast über das erträgliche Maß hinaus, und versuchen dann an den iranischen Sicherheitskräften wie Marine und Zoll bzw. Polizei vorbei zurück zu fahren. Dazu fahren sie oft in größeren Gruppen. Dadurch können die Meisten, auch wenn sie entdeckt werden, doch entkommen. Die Schmuggler brauchen für die Fahrt etwa 90 Minuten, da sie die Straße von Hormus nicht direkt überqueren, sondern einen Weg von rund 70 Kilometern zurücklegen. Die Omanis selbst verkaufen die Ziegen übrigens meist weiter in die Vereinigten Arabischen Emirate. Die haben den illegalen Handel mit dem Iran untersagt. So verdienen die Schmuggler, wenn sie denn nicht erwischt werden oder sich durch Schmiergeld frei kaufen ganz gut daran, aber auch einige Omanis können damit ganz gut ihr Auskommen sichern.

Aber zurück zu unserer Bootsfahrt. Wir wollen heute ein bisschen in der hiesigen Fjordlandschaft herum schippern. Und dazu sind die Dauhs besonders gut geeignet, da sie nur einen sehr geringen Tiefgang haben. Schon bald begleiten uns ein paar Delphine, die ganz offensichtlich ihren Spaß dabei haben. Unser erstes Ziel ist eines der zahlreichen kleinen Fischerdörfer. Das Dorf selbst sehen wir uns aber wie einige weitere nur vom Wasser aus an. In den Dörfer leben meist etwa 100 Personen. Die Dörfer werden mit den zahlreichen Stromleitungen über die Berge mit Elektrizität versorgt. Straßen oder auch nur Pisten gibt es aber meist keine zu ihnen hin, nicht einmal Trampelpfade sind auszumachen. So kommt alles per Boot. Sogar das Trinkwasser wird meist zweimal die Woche per Schiff gebracht. In dringenden Fällen kommt medizinische Hilfe per Hubschrauber. Die Kinder gehen in Khasab zur Schule und werden entweder jeden Tag mit dem Boot gebracht, oder ist die Entfernung zu groß, leben sie in der Woche in Khasab und nur an den Wochenenden, also Donnerstag und Freitag, bei ihren Familien. Es ist aber erklärtes Ziel des Sultans, diese Menschen in ihren Dörfern zu halten, und eine Abwanderung in die Städte zu vermeiden. So ist nicht nur die Wasserlieferung kostenlos, sondern er vergibt auch vergünstigte Kredite für neue Boote. Oder er ließ in den meisten Dörfern auch neue Häuser bauen, damit die Menschen aus ihren alten aus aufgeschichteten Natursteinplatten gebauten meist etwa 1 – 1,5m in die Erde gelassenen Steinhäuser ausziehen konnten und eben damit einhergehend auch Strom zu haben. Dabei sind die alten Steinhäuser gerade in den heißen Sommermonaten klimatisch viel angenehmer, da sie die Kühle des Bodens besser aufnehmen. Insgesamt ist der Sultan aber bestrebt, möglichst viele der alten Traditionen, Gebräuche und Fertigkeiten in die heutige Zeit herüber zu retten.

Einer der Haltepunkte auf unserer Fahrt ist die alte Telegrafeninsel der Briten. Sie haben damals 10 Jahre gebaut, um eine telegrafische Verbindung von London nach Indien zu schaffen. Und in diesem fast 16km langen Fjord gehört eben eine Telegrafeninsel dazu, bevor diese Leitung hier als erste überhaupt unter Wasser verlegt wurde. Auf dem Posten blieben allerdings je nach Schätzung die britischen Soldaten nur 3-5 Jahre. Es war schlicht unerträglich einsam und viel zu heiß. Im Sommer also Juli und August sind in diesem Jahr Temperaturen von zum Teil deutlich über 50°C gemessen worden. Und das auch noch bei relativ hoher Luftfeuchtigkeit. Selbst jetzt im Oktober haben wir heute noch 36°C gemessen. Da liegt ein Sprung ins Kühle Nass natürlich nahe, aber das Wasser hat auch eine Temperatur von kaum weniger als 30°C. Dafür ist das Wasser meist fast spiegelglatt und nicht selten fast von türkiser Farbe. Taucher können sich auch an einigen Korallen und allerlei bunten Fischen erfreuen. Und schwimmen im Meer ist eben auch was anderes als in einem kleinen Hotel-Pool. Dabei hat unser Reiseveranstalter Chamäleon doch so in den Beschreibungen darauf hingewiesen, das es doch fast überall so was geben sollte.

 

21.10.2009      4. Reisetag - Muscat

Heute ist es Zeit vom Oman Abschied zu nehmen, um in den Oman zu kommen … Hä??? Ganz einfach, der Oman besteht aus drei Teilen, einmal Musandam, eine kleine Enklave zwischen Dibba und Al-Fujarath und eben dem eigentlichen Kernland. Die Landesgrenzen der heutigen Länder bzw. Emirate sind nicht unwesentlich von den damaligen Verbündeten / Besatzern, den Briten, gezogen worden. Und eigentlich hätte Musandam auch zu einem der Emirate gehören sollen. Der damalige Sultan hat sich dagegen aber erfolgreich zur Wehr gesetzt. Zumal der Oman schon früher offiziell Anspruch auf das Gebiet angemeldet hatte, übrigens auch auf Anraten der Briten hin. Jetzt könnte man natürlich sagen, was sollte denn das. Dort sind keine Bodenschätze, die Topografie des Landes ist schwierig und Menschen lebten auch nur relativ wenige dort, eigentlich ein nutzloser Flecken „Nichts“. Aber es gibt die Straße von Hormus, ein schmaler Zugang zum Persischen Golf von gerade einmal rund 21 Seemeilen. Und auf der anderen Seite liegt dann auch schon gleich der heutige Iran. Dank der großen Ölvorkommen in dem Gebiet um den Persischen Golf herum, hat diese Seestraße natürlich weltpolitische Bedeutung bekommen. Und von den Bergen Musandams hat man einen schönen Überblick über diesen Seeweg. Jedenfalls wenn die Luft nicht derart feucht ist, wie zu der Zeit unseres Besuchs. Und dieser Dunst wurde im laufe des Tages noch eher dichter, so wurde es für uns nichts mit dem Blick nach Persien bzw. dem heutigen Iran.

Vielleicht noch so als Überblick zu Musandam ein paar Daten. Wie ja schon gesagt leben etwa 17000 Menschen in Khasab als größte Stadt, insgesamt sind es etwa 40000 in ganz Musandam. Insgesamt inklusive der kleinen vorgelagerten Inseln ist es kaum 100km lang und weniger als 40km breit. Die Halbinsel hat aufgrund der unzähligen Küstenfaltungen aber immerhin eine 650km lange Küstenlinie.

Am Morgen fahren wir noch zu einer kurzen Stippvisite zu den Felszeichnungen im Wadi Tawi. Ihr Alter wird auf etwa 2000 Jahre geschätzt. Die meiste Zeit davon befanden sie sich aber in einer Höhle, deshalb sind sie auch nur relativ wenige verwittert. Vor etwa 80 Jahren stürzte die Höhle ein, weshalb vermutlich noch weitere Zeichnungen unter den Geröll verschüttet sein dürfte. Deutlich jünger als die Felszeichnungen ist das Fort von Khasab. Erstmals erwähnt wurde es 1644. Damals waren noch die Portugiesen, die Erbauer des Forts, im Land. Später bauten die Briten es weiter aus, da sie genauso wie auch die Portugiesen die strategische Lage erkannten. In der Neuzeit ließ der Sultan das Fort seit 1992, solange gibt es auch erst Tourismus in Musandam, drei mal renovieren bzw. auch als Museum ausbauen. Heute wird dort die Geschichte des Omans anhand von zum Teil alten authentischen Exponaten gezeigt.

Gegen 11 Uhr wurde es dann aber endgültig Zeit für unsere Fahrt von Khasab nach Muscat, der heutigen Hauptstadt des Omans. Und wie ja schon gesagt, gehören zu der Wegstrecke von rund 600km auch zwei Grenzübertritte. Zuerst von Musandam (Oman) in die Vereinigten Arabischen Emirate und dann wieder in den Oman. Beide verliefen problemlos, die Ausreise aus dem Oman bzw. die Einreise in Emirate verlief sogar ohne persönliche Gesichtskontrolle. Die Wiedereinreise verlief mit Gesichtskontrolle, wobei der Grenzposten alle Pässe vorliegen hatte, und dann anhand der Bilder versuchte die Pässe den entsprechenden Personen zuzuordnen. Dass das nicht ganz einfach ist, mag jeder selbst ahnen, wenn er sich mal das eigene ja eventuell schon fast 10 Jahre alte Bild ansieht. Aber mit ein bisschen „Hilfe“ klappte alles, und wir konnten ungehindert weiter fahren. Interessant vielleicht noch folgendes, nach der Ausreise aus den Emiraten aber noch vor der Einreise in den Oman bin ich an der Grenzstation auf einer arabischen Toilette gewesen. Dabei handelt es sich um ein mit einer Edelstahlwanne ausgestattetes Plumpsklo. Toilettenpapier sucht man dort vergebens. Dafür steht dort eine kleine Gießkanne zum Spülen. Und eine kleine Handbrause um sich den „Allerwertesten“ abzuspülen. Die Araber essen nur mit der rechten Hand, die linke ist eher für das Ende der Nahrungskette eingeplant. Deshalb gilt diese eben auch als unrein. Wasser zum Händewaschen ist natürlich immer vorhanden. Und wenn man mit einem Papiertaschentuch oder sogar mitgebrachten Toilettenpapier einen solchen Ort aufsucht, ist das sicherlich nicht gerade ein Nachteil. Aber besonders vorteilhaft ist die Konstruktion für die westliche Kleiderordnung eben nicht. Wenn man die arabische Dischdascha trägt, sieht das natürlich schon anders aus. Die Dischdascha der Männer ist ein etwa knöchellanges Gewand, das ein bisschen was von einem Überwurf hat. Das Gewand ist meist weiß, aber auch schwarz, braun- bis beige sind nicht ungewöhnlich. Am Hals hat sie eine meist parfümierte Quaste und dazu lange Ärmel. Einer unserer Fahrer sollte uns später erzählen, er hätte etwa 30 Exemplare, alle für ihn angefertigt. Davon wären praktisch 10 ständig in der Reinigung, dabei sieht man eigentlich nie einen Araber mit einer verunreinigten in den Straßen laufen. Die Dischdaschas, die wir aus nächster Nähe erlebten, raschelten immer wie synthetischer Stoff es eben tut, was auch dazu beitragen dürfte, das der Staub leicht wieder abfällt. Aber Atmungsaktiv ist das natürlich nicht gerade. Die Dischdascha ist im Oman ebenso Alltagskleidung wie auch insbesondere für festliche Anlässe angesagt. Ebenso wird man einen Beamten nicht ohne Dischdascha am Arbeitsplatz sehen. Dabei gibt es insbesondere im Alltag aber keinerlei Vorschriften bezüglich der Kleidung. Lediglich kurz Hosen gelten als lächerlich, da diese mit Unterwäsche gleich gesetzt werden. So tragen auch viele Omanis westliche Kleidung, zum Teil auch unter der Dischdascha, wo traditionell eigentlich ein ähnliches Kleidungsstück wie die Dischdascha selbst, wenn auch mit maximal kurzen Ärmeln, getragen wird. Aber ob westlich oder traditionell gekleidet, so haben wir eigentlich nie einen Omani ohne Kopfbedeckung gesehen. Da gibt es zum einen den Kumma, eine Art runde Kappe. Aber traditioneller ist der Musar. Dabei handelt es sich um ein viereckiges Tuch, das zum Dreieck gefaltet um den Kopf gewickelt wird. Dabei wird dieses mit großer Sorgfalt in eine bestimmte Form gebracht, dazu gehört auch, das soweit es Fransen hat, diese als letzte „Schicht“ von rechts einmal um den Kopf herum geführt wird, um dann am Hinterkopf befestigt zu werden. Dabei zeigen die Fransen nach oben, bei der darunter liegenden „Schicht“, die in entgegen gesetzter Richtung gewickelt wird, werden diese unsichtbar umgefaltet. So sieht man nach ein paar Tagen schon an der Art, wie der Musar getragen wird, ob es sich um einen Omani handeln dürfte. In Jordanien etwa konnte ich ja schon erleben, dass das Tuch eher ein bisschen lieblos „irgendwie“ um den Kopf geschlungen wird. Saudis zum Beispiel tragen das Tuch völlig offen auf den Rücken geschlagen, und befestigen es mit einem schwarzen Ring auf dem Kopf.

Die Gastarbeiter fallen nun eben wegen der völlig anderen bzw. der fehlenden Kopfbedeckung auf. Die Anzahl der Gastarbeiter geht aber zurück, was auch politisch so gewollt ist. Man bezeichnet das als Omanisierung. Dazu muss ich vielleicht noch einen kleinen Ausflug in die Geschichte unternehmen. Bei der Machtergreifung des heutigen Sultan Qaboos (gesprochen Kabuus) bot er allen im Land lebenden Arabern die omanische Staatsbürgerschaft an. Davon machten insbesondere viele mit iranischen Wurzeln gebrauch. Gleichzeitig rief er auch die omanisch stämmigen Menschen im ostafrikanischen Sansibar (heute Tansania) auf, in ihre Heimat zurück zu kommen. Sansibar gehörte einmal zum Oman, ja es war sogar mal zeitweise Hauptstadt des Omans. Gerade weil die „Afrikaner“ oft kein Wort arabisch oder auch nur englisch sprachen, war es natürlich eine Herkulesaufgabe die zahlreichen Heimkehrer einzugliedern. Man denke dabei vielleicht auch mal an Parallelen in Deutschland mit dem Zuzug vieler Menschen aus Osteuropa bis hin zu Kasachstan. So leben heute etwa 2,5 Millionen Menschen im Oman mit seinen etwa 308000 km². Das macht also etwa 8 Einwohner pro km². Zum Vergleich in Deutschland beträgt dieser Wert etwa 230. Aber der Anteil junger Menschen unter 25 Jahre beträgt etwa 65% an der Gesamtbevölkerung. Da man natürlich für die vielen neu auf den Arbeitsmarkt drängenden jungen Omanis auch Arbeitsplätze zur Verfügung stellen will, führte man Quoten für die verschiedenen Berufe ein. Eine Firma muss also für bestimmte Tätigkeiten einen gewissen Prozentsatz Omanis beschäftigen. Bei den Fahrern beträgt diese Quote inzwischen 100%, also dürfen nur noch Omanis als Fahrer arbeiten. Gleichzeitig gibt es aber auch Berufe in denen kein Omani arbeiten möchte. So gibt es praktisch kein Omani, der als Frisör arbeitet. Das betrachten sie als „würdelos“. Gleichzeitig gehen aber viele sehr häufig hin, denn dort lassen sie sich auch rasieren. Denn ein Omani, der etwas auf sich hält, rasiert sich nicht selbst. Einer unserer Fahrer berichtete davon, alle zwei bis drei Tage zum Frisör zu gehen. Eben zum rasieren und wo er schon da ist, auch die bei ihm kurzen Haare in Form bringen zu lassen. Vor einigen Jahren hat man diese Quoten auch im medizinischen Bereich eingeführt, was dazu führte, das zwar viele junge omanische Ärzte eine Stelle fanden, aber dafür gleichzeitig viele erfahrene Ärzte das Land verlassen mussten. Das betraf vor allem Ärzte aus Europa, Amerika oder auch Australien. Das hatte natürlich zur Folge, dass das Niveau der medizinischen Versorgung darunter gelitten hat. Sie gilt immer noch als gut, hat aber eben an Qualität verloren. Die meisten Gastarbeiter bekommen auch nur eine Aufenthaltsgenehmigung für zwei Jahre, wobei diese schon vorher eine Arbeitsstelle nachweisen müssen. Verliert nun ein Gastarbeiter seine Arbeit hat er zwei Wochen Zeit eine neue Arbeit zu finden, oder aber seine Aufenthaltsgenehmigung verfällt und er wird abgeschoben. Diese Praxis ist insbesondere für die „Billiglöhner“ also vor allem Pakistani oder Bangladeschi schwierig. Sie haben kaum genug Geld für die Heimreise, da sie während des Aufenthalts soviel Geld wie möglich zur Unterstützung ihrer Familien in die Heimat schicken. Denn der zwar im Oman geringe Lohn liegt immer noch deutlich über den normalen Verdienstmöglichkeiten in ihrer Heimat.

Mir scheint, ich bin ein bisschen von unserem Tagesablauf ab gekommen. Eben ging es noch um arabische Toiletten an der Grenze. Aber danach hieß es ja auch vor allem Kilometer zu machen. Nach einer Fahrzeit inklusive zweier kleiner Pausen von etwa 8,5 Stunden erreichen wir unser Hotel in Muscat. Dabei hat man schon sehr viel früher das Gefühl gleich da zu sein, aber Muscat ist eben eine zwischen Meer und Bergen begrenzte Stadt mit einer Ausdehnung von etwa 70km. Und jedes Jahr wird sie noch ein bisschen größer. Und da gehört natürlich auch ein kleiner Stau dazu und auch eine kleine Anekdote zum Thema Glück ist Geschick: Eine der großen Brücken auf eine der Zufahrtsstraßen führt als kurze Hochstraße über eine andere der großen Verkehrsadern der Stadt rüber. Gut gedacht, nur leider hat man bei der Statik vergessen, dass es ein paar Fahrzeuge gibt, die etwas schwerer als ein PKW sind. So müssen sich die LKW sich weiter unter an der Ampel anstellen, während die PKW oben drüber weg fahren. Aber es kommt eben immer wieder auch zu Rückstaus, was dann dafür sorgt, das zeitweise eben auch mal niemand mehr über die Brücke fährt.