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    Namibia

    Ein Baum in der Kalahari

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    Teneriffa

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    Alakshak

    Bär auf Katmai beim Lachsfischen

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    Alpenüberquerung

    Umfeld der Memminger Hütte

Reiseland Namibia

Namibia gehört sicherlich nicht unbedingt bei jedem auf die Wunschliste der Reiseziele, auch wenn Afrika zur Zeit offensichtlich hoch im Kurs ist. Das Land hat zwar hunderte Kilometer Strand, nur das Wasser erreicht kaum Nordsee-Temperatur. Sicherlich hat man vor der Geschichte als Deutscher noch einen gewissen Bezug zu diesem Land. Um es vorweg zu nehmen, wer Deutsch spricht wird auch heute noch immer jemanden in Namibia finden, der ihm weiter helfen kann und auch wird. Namibia ist ein für europäische Verhältnisse armes Land, aber für afrikanische sicherlich eine junge aufstrebende und schon ein bißchen wohlhabene Nation. So ist auch das Leben dort einfach, wer ständig Radio und Fernseher braucht, ist dort verkehrt. Aber gerade das macht es auch aus, einmal vom "normalen" Alltagsdruck völlig abkoppeln. Nicht umsonst gibt es der Spruch: Europa hat die Uhr, aber Afrika hat die Zeit.

Und wer glaubt Kanada wäre dünn besiedelt, der wird sich in Namibia noch einsam fühlen. Der Besucher sollte sicherlich auch keine blühenden Landschaften suchen, aber auch wenn es karg aussieht, heißt es nicht, das es kein Leben gibt. Auch in diesem Winkel der Erde gibt es ganz "seltsame" Überlebensstrategien von Tieren und Pflanzen, die sich perfekt an diese rauhe und zuweilen auch harte Natur angepaßt haben.

Das gilt auch für die Menschen, ein Sozialsystem wie hier in Europa gibt es nicht. Wer nichts mehr zu verlieren hat, für den ist auch der Schritt in die Kriminalität nicht mehr weit. Und die Städte sind zum Teil gefährlich, aber wer auf dem Land ist wird sofort in Sicherheit sein.

 

29.9.2007 und 30.9.2007       1. Reisetag - Windhuk

Anreise nach Namibia - dabei ging es mit der Bahn nach Hamburg, dann mit dem Bus von Jasper zum Flughafen. Da hatte ich buchstäblich den letzten Platz im Flieger letzte Reihe ganz rechts oder anders gesagt Platz 36F. Es gab schon gleich ein paar schöne Turbulenzen. In Frankfurt wurden wir dann von irgendwo auf dem Rollfeld mit dem Bus ins Flughafengebäude gekarrt, ich dachte eigentlich gibt es sowas gar nicht mehr. Aber gut also weiter nach Johannesburg - 11 Stunden. Es ging wie auch in Hamburg verspätet los. Noch im Flieger kurz vor der Landung die Anweisung für alle international weiterfliegenden Passagiere den Schildern „Transfer“ und nicht „Passkontrolle“ zu folgen. Leider hörten die Schilder Transfer irgendwann einfach auf. Also mal einfach Richtung Passkontrolle. Kurz vor dieser gab es auch wieder ein Transferschild nur leider war gerade kein Schalter besetzt. Nach kaum 15 Minuten erschien jemand, der war zwar nicht zuständig, aber er wollte jemand informieren. Kurz darauf erschien jemand, der die Arbeit auch aufnahm. So langsam begann ich mir Sorgen zu machen, da sich noch niemand anfand, der auch mit Anhängern meines Reiseveranstalters unterwegs war. Aber gut ich hatte eine Flugnummer und alles war klar. Laut der Boardingkarte aus Hamburg sollte der Flug weiter nach Windhoek am Gate 22 starten. Auf einer der großen Anzeigetafel auf dem Flughafen stand dann aber Gate zwei. Also über den halben internationalen Flughafen um dann dort zu sehen, der nächste Flug ging nach Lusaka, gar nicht meine Richtung. Also zurück zur Anzeigetafel dort stand noch immer Gate 2. Ich hatte noch Zeit und wartete, dann änderte sich die Anzeige, das neue Gate war 20, also wieder zurück zum Ursprungsort beziehungsweise direkt nebenan, das hätte man auch kürzer haben können. Auch hier ging es mit dem Bus übers Rollfeld nach nur zwei Stunden und einer etwas turbulenten Landung, die dem Wüstenklima geschuldet ist, endlich in Windhuk. Hier läuft man gleich direkt übers Rollfeld ins Flughafengebäude aber immer noch keiner aus meiner Reisegruppe zu sehen, das heißt ein älterer Herr mit einem Schild mit meinem Namen erwartete mich. Auch mein Koffer erreichte sicher sein Ziel, was ich kaum erwartet hatte nach der Organisation in Johannesburg. Mit meinem Chauffeur hatte ich gleich eine persönliche „Reiseleitung“, die vieles erklärte was zwischen Flughafen und Hotel lag. Da gab es die namibische Landwirtschaftsschule, jede Mengen Farmen von denen er die Besitzer aufzählen konnte, die südafrikanische Botschaft, die russische Botschaft vorher noch den Stausee. Wir kam auch am Neubau des Präsidentenpalastes zum Kostenpunkt etwa 1,3 Milliarden namibische Dollar oder umgerechnet circa 130 Millionen €. Also für jeden der ca. 2 Millionen Namibianer macht das rund 65€ oder gut 30 Bier um es in harten Währung auszudrücken. Nach etwa 25 Stunden hatte ich mein Ziel erreicht.

Am Nachmittag gab es dann den ersten offiziellen Veranstaltungspunkt: Stadtrundfahrt in Windhuk. Der Name kommt übrigens von einem ehemaligen Stammeshäuptling, der in Südafrika seinen weißen Herrn umbrachte und fliehen musste. Auf seiner Flucht nach Norden schlossen sich ihm immer mehr Schwarze an. Hier im Land übrigens offizieller Sprachgebrauch. Die Mischlinge bezeichnet man als Farbige. Hier fand er um 1840 heiße Quellen, die aber inzwischen versiegt sind. Da ihm die umliegenden Berge an seine Heimat Winterberg (Südafrika) erinnerten, nannte er den Ort Wind Hook, daraus wurde dann später Windhoek. Deutschen Kolonialisten schlugen von 1890 bis 1915 hier ihr Hauptquartier von Deutsch-Süd-West-Afrika auf. Danach wurde das Land von der UNO unter die Verwaltung von Südafrika gestellt. Das bedeutete auch für Namibia die Apartheidspolitik. Erst 1990 wurde Namibia unabhängig. Die Folgen der Apartheidspolitik sind aber heute noch allgegenwärtig, es gibt die wohlhabenderen Weißen Stadtviertel und die der Schwarzen. Das ehemalige schwarzen Getto heißt übrigens Katutura, was im Afrikaans soviel heißt wie „Der Ort an dem wir nicht leben wollen“. Der Name geht auf die Vertreibung der Schwarzen zurück, die ihre eigenen Siedlungsgebiete verlassen mussten um Platz für Weiße zu schaffen. Dabei gab es auch die ersten Rassenunruhen im Land, die 11 Tote forderten.

Aber wieder zurück zur Stadtrundfahrt. Es gibt noch heute ein paar alte Gebäude aus der deutschen Vergangenheit wie etwa die „alte Feste“ von 1890, die erste Festung im Land, oder den Bahnhof von 1912, noch heute weitestgehend im Originalzustand im Betrieb. Er wird aber nicht an jedem Tag geöffnet, denn nicht jedem Tag kommt auch ein Personenzug. Ansonsten wäre vielleicht noch die alte Christuskirche und der Tintenpalast letzterer heute noch Sitz des Präsidenten früher der Sitz der Verwaltung, daher auch der Name. Die Siedler machten sich mit dem Namen ein bisschen über die Verwaltung lustig auch wenn sie sicherlich des öfteren zornig herunter kamen, da mal wieder ein kleiner Beamte sie wegen eines nicht vorhandenen eigentlich scheinbar unwichtigen Dokumentes zurückschickte. Überhaupt liegt die Stadt inmitten einiger Hügel und Berge die auch das Stadtbild maßgeblich mitprägen genau diese Berge sind es auch, die dafür gesorgt haben, dass der Flughafen der Hauptstadt etwa 40 km außerhalb liegt, es war schlichtweg die nächstgelegene Ebene.

 

01.10.2007      2. Reistag – Kalahari Anib Lodge

Am Morgen brechen wir in Richtung Süden auf. Unsere Fahrt von über 320 km führt uns von Windhuk zur Kalahari Anib Lodge. Kurz hinter der Stadtgrenze kommen wir an einer Polizeistation vorbei. Dort werden immer mal wieder Fahrzeuge heraus gewunken, die dann kontrolliert werden. Vor uns stehen bereits ein LKW und 2 PKW. Unser Fahrer winkt den Aufsichtsführenden heran, nach einem kurzen Gespräch werden die vor uns wartenen Fahrzeuge beiseite gewunken, und wir können ungehindert weiter fahren. Der erste „richtige“ Stop ist in der Nähe von Dordabis eine Weberei, die aus der Wolle der Karakul-Schafe Teppiche webt und in die ganze Welt verkauft. Schnell wird deutlich Handarbeit ist hier eher billig. Es wird die Wolle nach Farben sortiert, dann in Richtung gebrüstet, anschließend zu einem Garn gesponnen, um es danach zu reinigen und eventuelle zu färben, wie alles hier per Hand. Trotz der nur geringen Lohnkosten hat man inzwischen Probleme mit anderen Anbietern aus Usbekistan oder dergleichen. Auch dort erzeugt man aus der Wolle der dort heimischen Karakul-Schafe Teppiche. Hier wurden die Tiere aufgrund ihrer für dieses Klima guten Anpassung erst später eingeführt. Da die Wolle der Schafe sehr hart ist kann sie eigentlich auch nur für die Teppichherstellung und nicht für Kleidung benutzt werden.

Auf unserem Weg weiter nach Süden, kommen wir auch durch die Ortschaft Uhlenhorst, das auf keiner Karte Namibias fehlt, nicht zuletzt auch deshalb weil dort vier Straßen zusammentreffen wobei Straßen eigentlich schon zu viel gesagt ist, hier gibt es eigentlich fast nur Schotterpisten. Der Ort besteht im wesentlichen aus einem Farmhaus, einem Laden mit Schnellimbiss und ein Gemeindehaus. Dazukommen noch etwa 10 einfache Häuser beziehungsweise Blechhütten. Wie auch andere hier ist die Ortschaft aus eine Art Farmerverein hervorgegangen. Es haben sich mehrere Farmer zusammengetan um ihren Bedarf aus einem gemeinsam betriebenen Laden zu decken. Ansonsten sind die Farmen etwa 5000 ha groß und entsprechend weit auseinander gelegen. Bisher züchtet man vor allem Rinder, wobei pro Rind etwa 15 bis 20 ha veranschlagt werden. Die Farmer sind trotz des eigentlich sehr fruchtbaren Bodens nicht eben reich, denn wichtig ist hier das knappe Gut Wasser. Dieses gehört dem Staat und darf nur in bestimmten Kontingenten gefördert werden. Mehr und mehr Farmer schaffen sich mit den Wildtieren ein zweites Standbein entweder vermarkten Sie das Fleisch und / oder organisieren sogar Jagten für zumeist westliche Interessenten. Trotz alledem ist das wirtschaftliche Überleben der Farmer schwierig. Zumal sie noch mit zwei anderen Ungewissheiten leben müssen. Dass eine ist der Regen, ob und wann er fällt ist sehr unsicher, das andere ist die staatliche Landverteilung bei der man versucht ein Teil der landwirtschaftlichen Fläche in die Hände von Schwarzen bzw. Farbigen zu legen. Ein anderen Weg haben die Besitzer unseres heutigen Ziels gewählt, hier auf der Kalahari Anib Lodge hat man auf der fast 10.000 ha großen Farm ein Wildgehege eingerichtet. Hier gibt es neben Springböcken, Bless-Antilopen, Oryx und anderen Antilopen auch Zebras. Aber auch zahlreiche Vögel kann man hier beobachten. Es gibt Exemplare der größten Vögel der Welt: Strauße. Aber auch der Siedlungwebervogel mit seinen bis zu einer Tonne schweren Nestern kommt hier vor. Die Vögel bauen ihre Nester bevorzugt im Kameldornbaum, eine Akazienart, dieser Baum treibt seine Wurzeln bis zu 40 m in die Erde, was ihm dann Zugang zum Grundwasser verschafft. Dadurch ist der besonders stark und tragfähig. Wenn man dann auch bedenkt, dass er bis zu 300 Jahre alt wird, ein geradezu ideales Fundament für die schweren Nestbauten. Auch einige Antilopen wie die Oryx sind hier relativ gut zu beobachten, Springböcke sind relativ scheu flüchen schon auf große Entfernungen. Den Abschluss des Tages bildet ein SunDowner in den Dünen mit einem, wie auf der Südhalbkugel üblich, kurzen Sonnenuntergang.

 

02.10.2007      3. Reisetag – Canyon Village Lodge

Am Morgen fahren wir circa 30 km bis Marienthal, eine der größeren Städte des Landes um dort auf die „B1“, die wichtigste Verbindung nach Südafrika, dem wichtigsten Handelspartner Landes, zu fahren. Bis zur nächsten größeren Stadt Kethsmanshoop sind es etwa 270 km. Auf der ganzen Strecke sehen wir 17 Lkw und 26 Autos inklusive Kleintransporter. Die direkt daneben liegende Eisenbahnlinie wird während der Fahrt überhaupt nicht befahren. Die Bahn wird vor allem für die Gütertransporte und dort vor allem für Massengüter benutzt. Was auch durch die niedrigen Geschwindigkeit von nur bis etwa 60 km/h zu begründen ist. Dafür ist sie sehr günstig. So dauert die Fahrt von Windhuk nach Swakopmund rund 11 Stunden dafür kostet sie aber auch nur 26 namibischen Dollar also etwa 2,80 €. Aber zurück zu unserem Tag. Kurz vor Kethsmanshoop besuchen wir noch den Köcherbaumwald. Die Bäume gehören zur Familie der Aloren und können in der Regenzeit in ihren Stämmen enorm viel Wasser speichern. Dafür haben Sie im inneren eine weiche Wabenstruktur. Genau dieser Umstand macht sie zum idealen Baustoff für die Pfeilköcher der San, der Buschmänner. Sie konnten relativ leicht das Innenleben entfernen und hatten dann einen festen Köcher für ihre Pfeile. Hier kurz vor Kethsmanshoop gibt es ideale Bedingungen für diese Bäume, da sie sich auf dem hier hoch gedrückten Basaltgestein besonders gut verwurzeln können. Dabei ist Wald fast schon zu viel gesagt, nur eben eine relativ hohe Baumdichte für die südliche Kalahari. Sie gehört ja zu den Wüsten, da hier deutlich mehr Wasser verdunstet als fällt oder in Zahlen ausgedrückt fallen nur etwa 100 l /qm/Jahr. Und das auch noch regional unterschiedlich, dafür gibt es hier Temperaturen von 50°C im Schatten in den Sommermonaten. Das macht die Wasserversorgung einer Stadt wie Kethmanshoop natürlich extrem schwierig. Zumal es in Namibia nur an den Grenzen im Norden zu Angola den Kunene bzw. Kavango und im Süden zu Südafrika den Orange River ganzjährig Wasser führende Flüsse gibt. Alle anderen Flüsse erreichen das Meer nie, da sie vorher, mindestens an der Oberfläche, austrocknen. Kethmanshoop hat nun das Glück das der Löwen-Fluß von Osten bis hier in der Regenzeit noch relativ viel Wasser bringt. So hat man hier den Nautedam, einen etwa 80.000.000 m³ Wasser fassenden Stausee angelegt. An dessen Fuß auch in sehr begrenzten Maßen etwa Weintrauben und Dattelpalmen angebaut und künstlich bewässert werden. Wie weiter oben schon gesagt, verdunstet hier sehr viel Wasser ohne dass man es nutzen könnte, in dem Stausee um mal eine Zahl zu nennen, sind es etwa 3000 l /qm Wasseroberfläche/Jahr. Wodurch natürlich die Größe des Stausees zunehmend kleiner wird. Neben der Wasserknappheit ist die Stromversorgung für Namibia ein Problem mit zwei Wasserkraftwerken und einem Kohlekraftwerk bei Windhuk kann man nur etwa 50% des Strombedarfs decken, der Rest wird aus Südafrika importiert. Nur Südafrika wegen des eigenen stark ansteigenen Bedarfs das im Jahre 2009 einstellen, da man dort selbst immer wieder unter Stromausfällen leidet.Bis dahin muss Namibia selber die Versorgung sicherstellen. Zur Zeit laufen die Planungen mindestens ein weiteres Kohlekraftwerk zu bauen. Am Abend erreichen wir dann Canyon Village, eine weitere Lodge scheinbar mitten im Nirgendwo.

 

03.10.2007      4. Reisetag - Lüderitz

Am Morgen fahren wir die kurze Fahrt vom Canyon Village zum Fish River Canyon, immerhin der zweitgrößte Canyon der Welt. Er hat eine Tiefe von 549 m. Dabei hat der Fish River nur etwa die Hälfte selbst in den Stein gegraben. Der Anfang ist durch Verwerfung der Erde entstanden. Wobei der Fluss aufgrund seines Stausees weiter oben eigentlich kein Fluss mehr ist. Es sind lediglich ein paar Wasserstellen übrig geblieben. Trotz dieses kleinen „Schönheitsfehlers“ ist es dennoch ein eindrucksvoller Spalt in der Erde.

Weiterging es am Tag dann in Richtung Lüderitz. Dazu fuhren wir von der Kalahari Wüste, eigentlich eine Halbwüste, in die Namib Wüste ein. Ab der Ortschaft Aus, was auch schon fast das Programm für die Ortschaft ist, betrachtet man die Gegend als Wüste - die Namib. Es handelt es sich dabei um die älteste Wüste der Welt. Dabei sind die ersten Tiere, die hier zu sehen sind, eigentlich nicht gerade typischen Vertreter ihrer Gattung: wilde Wüstenpferde. Dabei ist nicht ganz klar, ob die bereits während der deutschen Kolonialzeit oder vielleicht erst während des hier nur kurz aufflammenden Ersten Weltkrieges entlaufen sind. Sicher ist nur, sie haben sich mit ihrem Lebensweisen an die Wüste angepasst, so können Sie etwa drei Tage ohne Trinkwasser auskommen, was deutlich länger ist als bei normalen Pferden. Dabei kommt ihnen zugute, dass es hier hinter Aus eine sichere Quelle gibt. Als Nahrung dient ihnen der noch spärlich vorhandene Wüstenbewuchs. Dieser nimmt auch immer weiter ab, je näher Lüderitz kommen. Etwa 50 km vor der Stadt gibt es praktisch überhaupt keinen mehr. Es gibt nur noch Sand und ein paar Felsen. Wobei der Sand nicht selten, durch den etwa 120 km/h starkem Wind aus südwestlichen Richtungen, über die Straße geweht wird. Dieser Wind beginnt kurz vor der Mittagszeit und wird im Verlauf des Nachmittags immer stärker, erst zum Abend hin flaut er wieder ab. In dieser Gegend beträgt die Niederschlagsmenge etwa 50 l /qm/Jahr. Dabei werden die Regenwolken über den kompletten Kontinent von Osten herüber getrieben. Von der eigentlich nahen Küste kommt keine Regenwölkchen. Das liegt daran, dass direkt vor der Küste der arktische Benguela Strom vorbei führt. Aus dem kalten Wasser steigt keinerlei Feuchtigkeit auf, da darüber die Luft durch die Sonne wesentlich wärmer ist.

Am Nachmittag sprechen wir noch mit einer Einheimischen über das Leben im heutigen Namibia insbesondere über das Leben in Lüderitz. Denn Lüderitz die direkt am Sperrgebiet der Diamanten-Mine. Sie berichtet über den Bremer Tabakhändler Lüderitz, der auf einer seiner Reisen den erst zwanzigjährigen Heinrich Vogelsang in Kapstadt kennen- lernte. Letzterer kaufte schließlich etwa 300.000 ha Land von den Nama, einem Stamm Farbiger im Gebiet der heutigen Lüderitz Bucht. Ursprünglich wollte man, in diesem von den anderen Kolonialmächte noch nicht in Besitz genommenen Gebieten, Tabak anbauen. Aber sofort war klar, das das Land dafür völlig ungeeignet ist. Dennoch macht Lüderitz sich bei Bismarck dafür stark, dorthin deutsche Schutztruppen zu entsenden und das spätere Deutsch-Südwestafrika als Kolonie zu beanspruchen. Bismarck willigte widerwillig ein und schickte Truppen. Lüderitz selbst machte sich auch auf in sein neues Land. Er versuchte noch bei verschiedenen Expeditionen Bodenschätze zu finden, deren angebliche Vorkommen er Bismarck versprochen hatte. Lüderitz selbst ist später relativ arm bei einer Rückfahrt von einer Expedition vor der Küste des heutigen Namibia im Meer verschollen. Doch die Stadt Lüderitz ist sicherlich als Geburtsort des heutigen Namibias anzusehen. Auch wenn die Briten schon vorher einen Stützpunkt im heutigen Walfishbay, dem große Tiefseehafen Namibias hatten. Im heutigen Lüderitz sind die Bedingungen relativ schwierig. Es gibt im Prinzip kein Hinterland und nur zwei große Arbeitgeber. Da sind die drei großen Fischfabriken, wobei man sagen muss, was schlecht ist für das Klima, ist natürlich der kalte Benguela Strom aus der Antarktis, ist aber gut für die Fischerei. Das Wasser hier ist zwar nur etwa 12° kalt, aber reich an Nährstoffen und Sauerstoff. Dieser Umstand sorgt für einen reichen Fischbestand. Außerdem züchtet man hier Langusten und seit neuestem auch Jakobsmuscheln. Der andere große Arbeitgeber ist die in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts wieder öffnende Diamanten-Mine. In Lüderitz hat man heute eine Arbeitslosigkeit von zirka 30%. Eine notdürftige Gesundheitsversorgung ist vorhanden. Bei schweren Fällen wird die Behandlung in Windhuk durchgeführt. Dennoch gibt es trotz der staatlichen Zuschüsse eine Zweiklassengesellschaft im Gesundheitswesen. Wer es sich leisten kann, versichert sich privat und bekommt damit alle zusätzlichen und möglichen Leistung, alle anderen bekommen nur eine Grundversorgung. Mit der Schule verhält er sich ähnlich. Es gibt eine siebenjährige Schulpflicht, freiwillig kann die Schule 10 Jahren besucht werden. Wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder aber auch eine Privatschule, wo die Ausbildung deutlich besser ist. Trotz allem gilt das Schulwesen für afrikanische Verhältnisse als Vorbildlich.