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Reiseland - Jordanien

Jordanien gehört zu den zehn trockensten Ländern der Erde. Wer also dort hin fährt, der wird kaum auf blühende Gärten zählen können. Da es mir aber nach meiner Reise nach Australien die Wüsten angetan haben, bin ich hier natürlich genau richtig. Dabei ist die wirkliche Weite der Wüste eigentlich in keiner fertig organisierten Reise enthalten. Denn die wirkliche Weite ist auf ganzer Breite östlich der Hauptstadt Amman zu finden - oder vielleicht sollte man sagen, es ist dort nur noch Weite vorhanden. Einfach bereist werden kann aber eigentlich nur ein Streifen von einer Breite von kaum mehr als 100km.

Man darf ein modernes muslimisches Land erwarten. Und wer bei Muslime nicht nur an seine Vorurteile und an den 11. September denkt, der wird ein Land mit sehr freundlichen Menschen vorfinden. Es versucht den Spagat zwischen Tradition und Moderne. In einigen Nachbarstaaten, genannt seien hier nur beispielhaft Irak, Israel oder Libanon hört man in den Nachrichten immer wieder von bewaffneten Auseinandersetzungen. Dergleichen gehört nicht zum Bild von Jordanien. Im Gegenteil ich habe mich dort sehr sicher gefühlt.

Aber wie kommt man überhaupt auf Jordanien. Mir ging es schon bewußt um das Kennenlernen der muslimschen Religion, denn es gibt schon sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen Moslems und Christen. Ja sogar viele Propheten haben die beiden Religionen gemeinsam. Um hier keinen falschen Eindruck zu erwecken, ich bin nicht gerade religiös, aber ich finde es trotzdem gut, wenn man einen kleinen Eindruck davon hat, wie die Menschen anderer Kulturkreise "ticken".

Bei meiner Reise habe ich mich für eine Wanderreise entschieden, um meinen eigenen Horizont langsam zu erweitern. Man sieht viel mehr Natur, aber sieht auch mehr über das Leben der "normalen" Menschen.

 

08.04.2009      1. Reisetag - Amman

Heute soll es losgehen nach Jordanien. Und wie stets im Leben, was ist ja immer. Am gestrigen Montag musste ich feststellen, das mein Ersatz-Akku für die Fotokamera den Geist aufgegeben hatte. Also am Mittag beim örtlichen Händler einen neuen bestellt, der auch bis 10 Uhr am Abreistag da sein sollte. Was soll ich sagen – alles hat geklappt, wunderbar. Ich dachte, ich könnte den ja noch schnell aufladen, da es bis zum Aufbruch um 13:40 Uhr ja noch ein bisschen hin ist. Also um zu verhindern, das ich den Akku und vor allem das Ladegerät vergesse, den Koffer drunter und fertig. Blöd nur, das ich auch die Sonnenschutzcreme noch nicht eingepackt hatte. Also Koffer auf und rein damit und ab durch die Mitte. Schon als ich kaum 10km mit dem Zug Richtung Flughafen zurückgelegt hatte, wusste ich von meinem Missgeschick. Das Ladegerät samt Akku steckte noch schön in der heimischen Steckdose. Aber ein Hoch auf die Karstadts und Saturns dieser Welt. In der Filiale am Hamburger Hauptbahnhof konnte ich sowohl einen passenden Akku als auch ein Ladegerät erstehen. So war ich 67 Euro ärmer und um eine Erfahrung reicher.

Ansonsten verlief dann aber der Flug nach Frankfurt und dann weiter nach Amman mehr oder weniger Ereignislos. Wenn man mal von einem netten Herrn absieht, der die Sitzplatzordnung im Flugzeug in Frankfurt gehörig durcheinander brachte. Er hatte für seine Familie darunter zwei kleine Kinder vier verstreut liegende Sitzplätze. Also hat er mal kurz beschlossen sich einfach mal anders zu setzen. Geschickt daran war noch, das keiner der besetzen Plätze einer seiner Boardingkarten entsprach. Auch blöd war, das jetzt mein Platz schon besetzt war. Genauso blöd war, das die Familie „spezial meals“ geordert hatte, nur saß die ja nun nicht mehr da, wohin die Gerichte gebracht wurden.

Trotz dieser kleinen Komplikationen landeten wir ziemlich pünktlich gegen 2 Uhr Ortzeit in Amman. Schon vor der Passkontrolle erwartete uns ein Vertreter der lokalen Partneragentur unseres Reiseveranstalters. Anschließend ging es noch auf dem Flughafen zum Geldtausch, da je nach Quelle kein oder nur im Gegenwert von ca. 50 Euro Jordanische Dinar eingeführt werden dürfen. Gut kontrolliert hat es niemand, und auch ein Einreiseformular gab es nicht. Anschließend sammelte der Vertreter der lokalen Agentur noch die Reisepässe ein und wir gingen unkontrolliert durch die Passkontrolle. Während wir auf unser Gepäck warteten, besorgte er die entsprechenden Einreisestempel. Anschließend verfrachtete er uns noch in einen Bus, der uns dann zum Hotel brachte.

So eine Anreise mitten in der Nacht ist nicht wirklich der Bringer. Im Flugzeug kann ich nicht schlafen, bestenfalls ein bisschen dösen, und so ist man dann schon ziemlich müde, als wir gegen 3 Uhr Ortszeit in der Früh im Hotelzimmer angekommen sind. Etwas merkwürdig war im Bus die Anzeige der Uhrzeit in einem großen Display. Es wurde unsere deutsche Sommerzeit angezeigt. War es hier nicht eine Stunde früher? Ja, nur ist auch hier gerade Sommerzeit und die Uhr im Bus war schlicht noch nicht umgestellt. Aber das war auch egal, ich bin quasi nur noch auf dem Bett hingesunken und sofort eingeschlafen.

 

09.04.2009      2. Reisetag - Amman

Der erste Programmpunkt in Jordanien war überaus angenehm: Ausschlafen. Es ging erst gegen 11:30 Uhr mit der Stadtrundfahrt los. Als erstes ging es zu König Abdullah Moschee und weiter zur Zitadelle. Dort oben gibt es auch noch die Reste vom Tempel zu Ehren des Herkules und eine byzantinische Kirche zu sehen. Schon an der Häufung dieser aus unterschiedlichen Zeiten und Herrscher Dynastien stammenden Zeugnisse der Geschichte sieht man, das es hier eine lange, ja fast möchte man es als Tradition bezeichnen, Reihe von Besetzungen durch fremde Mächte gibt. Es gibt archäologische Funde, die vermuten lassen, das im Gebiet des heutigen Jordaniens bereits ca. 6000 – 7000 Jahre vor Chr. Menschen sesshaft wurden. Sie betrieben eine einfache Art des Getreideanbaus und begannen damit Schafe und vor allem Ziegen zu domestizieren. Und schon 2000 Jahre vor Chr. besaßen sie Werkzeuge aus Kupfer. Anschließend übernahmen die Amoriter diesen Landstrich. Es folgten die Hyksos aus Ägypten, die bereits von Pferden gezogene Streitwagen hatten. Es entstehen die Reiche Edom, Moab und Ammon. Das Reich der Edom findet sich übrigens auch im Buch Moses wieder, der wegen dieser kriegerischen Nomaden einen Umweg durch die Wüste machen musste, als er die Israeliten aus Ägypten ins gelobte Land führte. Zwischen diesen drei Reichen und den Israeliten kam es in der Folge immer wieder zu Kriegen bis schließlich 733 v.Chr. die Assyrer das ganze Gebiet übernahmen. Es folgten die Griechen mit Alexander dem Großen, der das Land aber im Prinzip nicht wirklich eroberte. Er zog mit seinem Heer einmal rechts zum Nil-Delta und einmal links ins Land des „fruchtbaren Halbmonds“ am heutigen Jordanien vorbei. In dieser Zeit entstand durch den regen Handel die Hochzeit der Nabatäer, dazu später noch mal mehr, wenn wir in Petra sind, die Stadt die die Hochburg der Nabatäer war. Politisch bzw. kriegerisch folgte Pompeius mit den römischen Legionen. Es folgten die arabischen Muslime, die die byzantinischen christlichen Armeen in einem Sandsturm vernichtend schlugen. Sie steuerten ihr neues Reich anfangs von Damakus aus, verlegten ihre Hauptstadt später aber nach Bagdad, als die Abbasiden die bisher herrschenden Umayaden besiegten. Sie wurden wiederum von den Fatimaden wieder aus Ägypten verdrängt. Ihre Politik, der Vernichtung aller nicht muslimischen Religionsstätten, war dann die Grundlage für die blutigen Kreuzzüge der Christen aus Europa. Nach deren Ende übernahmen die Marmelucken, auch sie kamen wieder aus Ägypten, die Macht. Sie schlugen bei Nazareth auch die bis dahin als unbesiegbar geltenden Mongolen. Dies gelang nicht zuletzt mit Hilfe der Tscherkessen, einem Volk aus dem Kaukasus, denen hier eine neue Heimat angeboten worden war. Die Tscherkessen gelten bis heute als besonders mutige, geschickte und nicht zuletzt kräftige Kämpfer, die auch heute noch als sehr königstreu gelten. Deshalb wird auch heute die amtierende Königsfamilie durch eine Laibgarde eines Tscherkessen Regiments bewacht. Der Sitz der Königsfamilie, die zu den Haschimiten gehören, kann man übrigens von der Zitadelle aus gut sehen. Es ist der einzige grüne weil bewaldete Hügel im Stadtgebiet von Amman. Um noch mal kurz den geschichtlichen Faden wieder aufzunehmen, es folgten noch die Osmanen und anschließend die Briten, die auch die heutige Königsfamilie als Stadthalter in Jordanien einsetzten. Auch dazu später noch mal mehr, da das politische Schicksal dieser Region bis heute ganz wesentlich von den Briten geprägt worden ist. Schließlich geht es hier um Amman. Im Jahre 1923 machte Winston Churchill, damals im britischen Kolonialministerium beschäftigt, Abdullah zum Emir von Transjordanien. Dieser Abdullah machte dann Amman zu seiner Hauptstadt. So wuchs die Stadt auch durch verschiedene Flüchtlingsströme in der jüngeren Geschichte von damals 2000 Einwohnern auf über 2 Millionen im heutigen Großraum Amman an. Das sind etwa 40% der Gesamtbevölkerung Jordaniens.

Wie wir heute sehen, pulsiert die Stadt. Es wird überall gebaut, der Verkehr ist zumindest mal als quirlig zu bezeichnen. Ampeln gibt es nur wenige, und wenn regeln sie nur den Fahrzeugverkehr. Oftmals sind es aber auch Politessen, die nach einem nicht ganz klaren System den Verkehr leiten – oder eben nicht. Als Fußgänger lebt man gefährlich. Man zeigt mit den Armen an, das man die Fahrbahn überqueren möchte, was die Fahrzeuge dann nicht selten mit wildem Hupen quittieren. Aber ob sie damit signalisieren, man möge jetzt rüber gehen, oder gefälligst weg bleiben, das wird nicht selten erst hinterher klar. Zebrastreifen sind da auch nur nutzlose Farbkleckse auf der Fahrbahn. Auch sonst wird von der Hupe reger Gebrauch gemacht. Früher also vor ca. 25 Jahren hupte man auch, wenn man eine Kreuzung überqueren wollte. Und wer am lautesten und vehementesten hupte, fuhr auch als Erster los. Die Autos selbst sind von neuerem Baujahr, aber haben dann auch schon mal mehr oder weniger kleine Lack- und „Formspuren“. Und wer hier Mercedes fährt, ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben, sei das Auto auch noch so alt.

Die Menschen sind sehr freundlich und auch hilfsbereit. Sie sind zuweilen laut und untereinander wild gestikulierend. Aber Touristen gegenüber sind sie sehr aufgeschlossen. Zumindest hier in Amman scheint jeder neben arabisch auch englisch zu sprechen. Und so hört man von kleinen Jungen in der Straße auch schon mal: you’re welcome – du bist hier willkommen. Man fragt noch woher man kommt und ist schon an einer Antwort interessiert, wirkt dabei aber nicht aufdringlich. Überall an den touristischen Punkten sieht man kleine Büros der Touristen Polizei. Sie soll dafür sorgen, das alle ausländischen Gästegruppen auch einen einheimischen Guide dabei haben. Diese sollen die politische Sichtweise des Könighauses vertreten. Gut unser heutige lokale Guide ist im Hauptberuf Zahnarzt und beschränkt sich vor allem auf arabische Konservation wie zum Beispiel im jordanischen Museum für Brauchtum. Wie etwa auch das Archäologische Museum an der Zitadelle sind diese Einrichtungen, soweit ich es bisher beurteilen kann, zwar liebevoll gemacht, aber von den Exponaten eher übersichtlich und etwas „altbacken“ präsentiert.

Alle Gebäude, mit Ausnahme der Darwish-Moschee der Tscherkessen auf dem Jebel Ashrafiya die schwarz-weiß ist, sind in der Farbe weiß bis hell-ocker gehalten. Das geht auf einen Erlass von Abdullah I zurück, der verfügte, das für den Bau eben nur das hiesige Material verwendet werden durfte. Nach ihm ist übrigens auch die Moschee benannt, die wir heute als erstes besucht hatten. Die Häuser haben hier praktisch alle ein Flachdach, und braucht man mehr Platz, so setzt man einfach noch ein Stockwerk oben drauf. So entstehen nicht selten Häuser mit drei oder sogar vier Stockwerken. Über so Sachen wie Statik zerbricht sich hier wahrlich niemand den Kopf. Dabei kommt es statistisch in Jordanien alle etwa 400 Jahre zu Erdbeben mit einer Stärke von mindestens 7 auf der Richterskala. Und das letzte ist bereits fast 1000 Jahre her. Von daher wäre es fast schon überfällig, und was das für diese Häuser heißt, mag ich mir nicht ausmahlen. Der Grund für die Erdbeben ist übrigens der Ostafrikagraben, an dem auch das Tote Meer liegt. Amman selbst hieß während der byzantinischen Zeit mal Philadelphia, was soviel bedeutet wie Geschwisterliebe. Der Name geht auf die Heirat zwischen einem byzantinischen Herrscher und seiner Schwester zurück. Da sprach das einfache Volk von Philadelphia, was der Herrscher dann als offiziellen Namen übernehmen ließ. Erst als der Kalif von Damaskus die Macht übernahm, hat es wieder den semitischen Namen Ammon bekommen, was später dann zu Amman umgewandelt worden ist. Im alten Testament wurde der Ort als Ammon-Rabat bezeichnet.

Weitere Stationen auf unserer Stadttour heute war das alte griechische Theater und auch das Geschäftsviertel von Amman. Große Geschäfte sucht man hier vergeblich. Es ist eher geprägt von unzähligen kleinen und kleinsten Geschäften, die zum Teil nur aus einer Schubkarre auf dem Bürgersteig oder auch aus kaum 10qm kleinen Nischen in den Häusern bestehen. Gerade hier drängen sich oft gleichartige Geschäfte dicht aneinander. Da ist dann nicht nur ein Gemüsehändler, sondern es sind zehn direkt nebeneinander. Die meisten Auszeichnungen sind auf arabisch und englisch. Bei den offiziellen Straßenschildern sind diese praktisch immer zweisprachig. Trotz des manchmal etwas wuseligen Treibens auf dem Bürgersteig vermittelt das Leben zumindest hier nicht das Gefühl von Gefahr.

Als Tagesabschluss gibt es heute ein gemeinsames Essen. Es gibt als Vorspeise Fladenbrot mit einigen zumindest für mich gewöhnungsbedürftigen Pasten. Wobei ich bei meiner Ernährung sicherlich auch nicht der Maßstab bin. Als Hauptgericht gab es das einzige Nationalgericht Jordaniens: Mensaf. Reis mit Lamm und dazu allenfalls noch ein paar Pinien und Erdnusskerne. Im Original wird dieses Gericht nur zu sehr besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Geburten oder Besuch von besonders hohen Gästen zubereitet. Dann werden die Speisen auf einer großen Schale gereicht, auf der der mit gekochte Schädel des Tieres thront. Auch sonst wird das Tier eigentlich im Stück gegart. Diese Speise stammt von den Beduinen, die meisten anderen Speisen hier im Land, wurden im laufe der Jahrtausende von den unzähligen Eroberern mitgebracht. Dazu zählen auch die sehr süßen Nachspeisen. Bei uns waren es meist in Honig getränkte und mit Pistazien und allerhand Kernen angereicherte Leckereien. Da hat keine Diät dieser Welt eine Chance.

Vielleicht als Abschluss noch ein Ausflug in die Karte des Zimmerservice in unserem Hotel. Die Gerichte sind dort auf Englisch und Französisch aufgeführt. Die Getränke nur in englischer Sprache. Aber die Spirituosen, wenn es denn flaschenweise sein soll auch auf Arabisch. So kostet eine Flasche „Regular Wiskey“ zum Beispiel 75,00 Jordanische Dinar + 16% Steuer und 10% Trinkgeld. Das entspricht umgerechnet etwa 107,00 Euro. Im Anschluss daran gibt es dann noch zwei Seiten wieder in arabischer Sprache. Da mein Wortschatz, von den Schriftzeichen will ich gar nicht reden, ziemlich begrenzt ist, kann ich leider nicht sagen, was diese bedeuten. Wegen der Länge kann es sich aber nicht die ganze übrige Speisekarte sein. Einige der Gerichte in der mir verständlichen Karte sind ohnehin schon als „Spicy“ gekennzeichnet, also wären die auch ohnehin nichts für mich.

 

10.04.2009      3. Reisetag - Totes Meer

Am frühen Morgen ging es weiter in Richtung Jerash bzw. den dortigen Ausgrabungsstätten von Geresa. Dabei handelt es sich um eine der am besten erhaltenen Ausgrabungsstätten von Städten des römischen Reiches. Wobei hier schon die Römer einige Bauten der Griechen bzw. deren Fundamente einfach überbauten. Wir konnten verschiedene Reste von Tempeln zu Ehren des höchsten Gottes Zeus oder das Nymphäum aus nächster Nähe besichtigen. Auch eine der drei großen Arenen – die Südarena – ist ganz in der Nähe des Zeustempels. Sie umfasst über 3000 Sitzplätze. Die damalige Stadtgröße wird auf etwa 20000 Einwohner geschätzt. Erreicht wird das Areal durch das Südtor der Stadtmauer, wobei von der eigentlichen Stadtmauer nicht mehr viel übrig ist. Um so mehr aber von dem großen ovalen Versammlungsplatz – dem Forum – und dem zu ihm führenden Cardo Maximus. Dabei handelt es sich um eine große damals überdachte Straße, die auch gleichzeitig Wandelgang war. Sie war Flaniermeile, wegen des Schattens aber auch Handelsplatz. Die Oberschicht konnte hier auf einer gepflasterten Straße, die sogar eine Kanalisation hatte, aber auch ihre geschäftlichen Verträge schließen, denn Zeugen, die über jeden Zweifel erhaben waren, fanden sich an den Kreuzungen immer. Bis heute hat die Straße durch unzählige Erdbeben etwas gelitten, sie ist aber immer noch von unzähligen Säulen gesäumt, und wirkt deshalb auch heute noch auf die Besucher beeindruckend. In der Zeit der Byzantiner wurde in diesem Bereich noch der „Drei Kirchenkomplex“ hinzugefügt. Hierbei handelt es sich um drei direkt aneinander gebaute Kirchen, die verschiedenen Heiligen gewidmet worden sind. Interessant vielleicht noch, das eine davon zur Ehrung von Johannes dem Täufer erbaut worden ist, der genauso wie Moses sowohl bei den Christen als auch bei den Muslimen als Prophet gilt.

Für uns ging es weiter nach Adschlun, wo wir auch unsere erste Wanderung auf dieser Reise unternommen haben. Es ging etwa 3 Stunden durch das zum Teil noch ursprüngliche Bergland im nördlichen Jordanien. Ausgangspunkt dafür war die Burg von Adschlun, die wir uns dabei natürlich auch mit angesehen haben. Auffallend bei der Wanderung war eigentlich, wie viele Jordaniener an diesem Freitag - bei den Muslimen mit unserem Sonntag vergleichbar – irgendwo unter den Bäumen an kleinen abgelegen Straßen ihr Picknick mit der Familie und Freunden veranstaltet haben.

Danach war es dann aber auch höchste Zeit für uns zum „Dead Sea“ zu kommen. Unser dortiges Hotel hatte einen direkten Zugang zu eben diesem. Bevor ich zum Toten Meer komme, vielleicht noch ein paar Informationen zu ihm. Er liegt etwa 420m unter dem Meeresspiegel, und ist damit der tiefste oberirdische Punkt der Erde. Er wird im Norden durch den Fluß Jordan gespeist, oder sollte es zumindestens. Der Jordan selbst hat seinen Ursprung im See Genezareth. Das Land direkt am Jordan wird intensiv mit dem Wasser aus dem Fluss bewässert, was das Land direkt im Uferbereich für den Anbau fast aller möglichen Zitrusfrüchte und auch Bananen geeignet macht. Sogar Weintrauben mit ihrem hohen Wasserbedarf werden hier angebaut. Was auch immer wieder zu Kontroversen führt, denn in Amman wird im Sommer immer mal wieder das Trinkwasser rationiert, was sogar hin und wieder bis zur völligen Abschaltung reicht. Ganz allgemein ist das Trinkwasser in Jordanien aus der Leitung leicht gechlort, was es als Trinkwasser für den „gemeinen“ Mitteleuropäer nicht gerade empfiehlt. Die Wasserentnahme aus dem Jordan ist auch immer wieder ein Streitfall mit Israel. Beide Seiten bezichtigen sich immer wieder gegenseitig mehr Wasser zu entnehmen, als man vertraglich eigentlich vereinbart hat. Bis heute ist nicht ganz klar, war für die gute Fruchtbarkeit des Bodens an beiden Ufern des Jordan verantwortlich ist, denn die umliegende Berge sind fast völlig unbewachsen. Einige Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, das die dünne fruchtbare Bodenkrume von den Bergen runter geschwämmt worden ist und sich am Fluss wieder abgelagert hat.

Das Gebiet am Jordan hat übrigens eine wechselvolle jüngere Geschichte. Anfangs wurde es zur Zeit der Gründung von Israel von jordanischen Truppen besetzt. Später im Sechs-Tage Krieg wurde es von der israelischen Armee zurück erobert, es ist vielleicht auch besser bekannt und der Bezeichnung Westbank. Mit dieser Besetzung durch Israel setzte die zweite große Flüchtlingswelle auf das Gebiet von Jordanien ein. Das Land verlor in dem Krieg also nicht nur 40% seines Bruttosozialproduktes, sondern hatte viele Palästinenser in den schnell wachsenden Flüchtlingslagern zu versorgen. Da passte es ganz gut, das Israel den Bauern aus der Westbank nicht gestattete, ihre Früchte über israelische Häfen in alle Welt zu exportieren. So wurde auf dem „kleinen Dienstweg“ eine Möglichkeit geschaffen über eine Brücke die Ware nach Jordanien zu schaffen. Von dort konnte sie dann weiter vermarktet werden. Es war aber nicht gestattet, andere Ware über die Brücke mit zurück in die Westbank zu nehmen.

Aber zurück zu unserer Reise. Kurz vor Sonnenuntergang genehmigten wir uns dann noch ein Bad in dem See, über den man zwar nicht laufen kann, jedenfalls wir nicht, aber immerhin hat man soviel Auftrieb, das man beim Nichtstun nicht untergeht. Wobei das schon ein merkwürdiges Gefühl ist. Man kann ganz normal in den See hinein gehen, aber sobald man versucht das zweite Bein etwas anzuheben, spürt man sofort den Auftrieb und fällt mehr oder weniger automatisch in eine Rücklage und schwimmt auf dem Wasser. Es fühlt sich ein bisschen so an, als wenn einem die Beine weg gehauen werden, und man hinfällt – aber eben auch wieder nicht. Dieses Phänomen liegt natürlich am hohen Salzgehalt. Dem Schlamm im Toten Meer werden auch sehr gesunde Eigenschaften bezüglich zum Beispiel auf Hautkrankheiten zugeschrieben. Am Toten Meer ließ der damalige König Herodes übrigens bereits etwa 100 Jahre v. Chr. ein Bad errichten. Der See spielt auch sowohl in der Bibel als auch im Koran eine Rolle. Heute ist der einzige Zugang auf jordanischer Seite der Amman Beach, an dem unter anderem auch unser Hotel liegt. Wohnt man nicht in einem der Hotels ist für den Zugang, die dortigen Toiletten sowie Handtücher und besonders wichtig die Duschen ein Eintritt zu bezahlen. Die Duschen sind deshalb wichtig, da es unbedingt zu empfehlen ist, sich nach dem Bad in der etwas milchigen Lauge gründliche das Salz wieder vom Körper zu waschen. Der Strand ist auch eher so eine Mischung aus Steinen und dunklem Sand. Das Wasser in die Augen zu bekommen, kann wegen des Salzgehalts genauso wenig empfohlen werden, wie zu versuchen den See austrinken zu wollen. Vielleicht noch ein kleiner Vorgriff auf die weitere Reise. In anderen Teilen – touristisch geprägten – kann man den Schlamm auch kaufen, da kostet so eine relativ kleine Portion dann 5,50 – 11,00 Jordanische Dinare. So zum Vergleich ein Euro kostet hier etwa 0,90 Dinar.

 

11.04.2009      4. Reisetag - Wadi Ghuwayr

Schon am Morgen müssen wir weiter und verlassen das Tote Meer in südlicher Richtung. Genauer gesagt fahren wir eigentlich am Toten Meer entlang. Je weiter man nach Süden kommt, desto mehr fällt die weiße Umrandung auf. Dabei handelt es sich natürlich nicht nur um die auslaufenden Wellen, sondern vor allem um Salzablagerungen. Das Salz wird aus dem Boden aufgeschwemmt. Wobei der Salzgehalt in jüngerer Vergangenheit sogar noch steigt. Es gibt durch die Wasserentnahme am Jordan nahezu kein frisches Wasser mehr, welches zufließt. Der See hat zwar keinen Abfluß, aber durch die Verdunstung auf der Fläche von etwa 600 Quadratkilometern fällt der Wasserspiegel etwa einen Meter pro Jahr. In den letzten 30 Jahren ist die Fläche des Sees dadurch bereits um rund 1/3 geschrumpft. Und das passiert eben vor allem auf dem südlichen Ende. Der Salzgehalt liegt heute bei etwa 33%, zum Vergleich das Mittelmehr weist nur einen Wert von etwa 3% auf. In Ostafrika ist mit dem Assalsee der Spitzenreiter mit rund 35% zu finden. Dieses Phänomen ist also nicht wirklich einzigartig. Durch das Salz gibt es, wenn man mal von einigen Bakterien absieht und einigen wenigen sehr salztoleranten Pflanzen, keinerlei Leben. Als Nahrungsquelle etwa durch Fischfang ist es folglich also ein Totalausfall. Wegen des zurück gehenden Wasserspiegel sprechen sich einige jetzt dafür aus, vom Roten Meer einen Kanal anzulegen, mit dem man nicht nur den Wasserspiegel regulieren könnte, sondern auch noch Energie erzeugen könnte. Aber es gibt nicht ganz ohne Grund auch kritische Stimmen. Sie befürchten zum einen das Absterben der Korallenbänke im Roten Meer genauer gesagt im Golf von Aqaba, aber auch einen anderen ziemlichen unschönen Effekt. Im Roten Meer ist das Wasser Calcium haltig, im Toten Meer enthält es relativ viele Sulfate. Und das könnte jetzt zu Calciumsulfat-Ausfällen führen, oder einfach gesagt, es könnte sich Gips im Toten Meer bilden.

So nun aber genug vom Toten Meer. Auf unserem Weg sahen wir wie auch schon an anderen Straßen im Land immer mal wieder so eine Art einfache Blech-Carports an vermeintlichen wichtigen Stellen am Straßenrand. Gemeint sind dabei Kreuzungen oder Brücken. Dort steht dann meist ein Militärjeep mit drei Mann Besatzung und einem Maschinengewehr auf dem Autodach montiert. Zwei der Soldaten sitzen meist im Auto und einer befindet sich in der Nähe der Straße. Auch in Amman haben wir in der Nähe unseres Hotels einen Soldaten mit einer Langwaffe auf dem Rücken laufen sehen. Wie uns unser Reiseleiter mitteilte, ist das weniger wegen möglicher im engeren Sinne militärischer Aufgaben, sondern viel mehr als Terrorabwehr gedacht. Ob das nun Sinn macht oder nicht, lasse ich jetzt mal dahin gestellt. Aber auch in den „so freien“ westlichen Ländern hat die Terrorbekämpfung ja gerade in der jüngeren Vergangenheit schon so manche Stilblüte hervor gebracht.

Unser erstes Reiseziel an diesem Tag war ein Aussichtspunkt noch über dem Toten Meer. Man kann aber auch so vom östlichen Ufer des Toten Meeres die israelische Seite bei halbwegs klarer Sicht gut sehen, schließlich ist der See ja nur maximal 18km breit. Der anschließende Besuch im Museum des Toten Meeres musste aber auch schon ausfallen, wir waren schlicht zu früh dran. Ohnehin ist heute am Samstag hier noch Wochenende. Aber wie dem auch sei, wir mussten weiter. Schließlich stand heute unsere erste größere Wanderung an. Dazu sollten wir in der Nähe des Wadi Ghuwayr unseren lokalen Guide treffen. Wir kurften also mit dem großen Bus irgendwo auf eigentlich zu kleinen Bergstraßen herum, bis wir ihn schließlich in der Nähe des Wadis trafen. So hatten wir jetzt unseren deutsch sprechenden „richtigen“ Reiseleiter dabei, den mehr oder weniger zugeteilten offiziellen Guide, und jetzt noch den lokalen, der uns die beiden nächsten Tage führen sollte. Wie sich herausstellte waren sie sogar zu zweit da. Wobei nur der jüngere einen Rucksack dabei hatte, und damit auch den „Wasserträger“ für Achmed, dem lokalen Guide machte. Unsere Koffer wurden auf einen Jeep geladen und sollten damit zu unserem ersten Zeltcamp in Jordanien gebracht werden. Kaum waren die Koffer verladen, flogen auch schon ein paar leere Wasserflaschen aus dem Bus. Auf den Hinweis hin, das sich so was eben nicht gehörte, machte der Fahrer nur eine wegwerfende Handbewegung, der Wind würde sich schon darum kümmern. Leider scheint dieser „nicht Umweltschutz“ hier normal zu sein. Denn man sah auch unterwegs am Straßenrand und selbst hier in der relativ dünn besiedelten Bergregion eben immer wieder Müll in der Landschaft herum liegen. Mitglieder unserer Gruppe packten den Müll noch in einen Karton, nur der Busfahrer ließ diesen locker stehen, und fuhr so davon. Immerhin packte Mussa, der „Wasserträger“ den Karton noch auf den Jeep mit unserem Gepäck. Das Zeug lag jetzt mehr oder weniger lose auf dem Pickup hinten drauf. Ob es heil angekommen ist, darüber will man als Mitteleuropäer, der sich mit Mülltrennung und allerhand anderen ähnlich gelagerten Sachen beschäftigt, lieber nicht nachdenken.

Unsere Wanderung war ursprünglich auf etwa 5 Stunden angesetzt. Nur konnte aus organisatorischen Gründen nur eine alternative Route gelaufen werden, eben durch den Wadi Ghuwayr. Blöd war nun, das wir deutlich länger brauchen sollten. Wadis sind die Trockenflüsse hier in Jordanien, die nicht das ganze Jahr offensichtlich Wasser führen. Aber unterirdisch eben doch meist ganzjährig fließen. Der Wadi Ghuwayr war anfangs ein mehr oder weniger kleines Rinnsal, der im Verlauf aber immer mehr anschwoll. Da der Wadi zum größten Teil in einer geschätzt etwa 100m tiefen Schlucht verlief, war es immer wieder nötig, den Wasserlauf zu überqueren. Das sorgte nun bei den meisten Mitreisenden für nasse Füße. Der Wadi selbst war von mehr oder weniger großen Steinen gesäumt. Das reichte von einer Art Kies bis zu Felsblöcken von deutlich mehr als zwei Metern Durchmesser, über die es zu „krackseln“ galt. An einer Stelle ging es auch mehr oder weniger 2,5 m direkt ins Wasser. Oder aber man musste aus der Hocke mittels eines ordentlichen Satzes inkl. Tagesrucksack in den Kies etwas weiter springen. Trotz der zunehmenden Geschwindigkeit konnten wir die Dunkelheit nicht vermeiden. Da nur wenige mit einer Taschenlampe auf eine Tageswanderung gegangen waren, war es schlicht kaum möglich unseren Weg zum Camp zu Fuß fortzusetzen. Das Problem dabei war, das wir zwar inzwischen glücklicherweise die Schlucht verlassen hatten, aber das mehr oder weniger freie Gelände mit einigen Bodenabsätzen von durchaus mal zwei Meter Höhe durchzogen waren, die man sicherlich hätte überwinden hätte können, jedenfalls wenn man sie gesehen hätte. Aber viel schwieriger machten es die Steine, die überall relativ dicht verstreut herum lagen, und einen Durchmesser von durchaus mal 20cm hatten. Es war einfach ein bisschen gefährlich für Sehnen und Gelenke. So wurden wir das letzte Stück von Jeeps abgeholt und das restliche Stück zum Camp gefahren.

Dort angekommen gab es gleich die nächste Überraschung: Es gab keinerlei Sanitäre Einrichtungen. Also weder Waschgelegenheiten geschweige denn Duschen, noch Toiletten. verschwitzt wie wir waren, war das nicht gerade die Stimmungskanone. Zumal man das so aus der Reisebeschreibung so eher nicht heraus lesen konnte. Aber gut, das einfache Leben hat auch so seine Vorteile. Das Essen stand in der Mitte, wir saßen auf Matten drum herum, und jeder konnte „über den Tisch“ zu seinen Favoriten auf dem Buffet robben. Es war deutlich spürbar, das die Stimmung innerhalb der Gruppe anfangs etwas gereizt war, man aber auf der anderen Seite auch glücklich war, hier überhaupt angekommen zu sein. Und wenn man „gemeinsam“ die Anstrengungen überwunden hat, dann gibt das auch ein stärkeres Wir-Gefühl.

Noch eine Anmerkung zu den Zelten: Es waren sehr einfach Zelte mit einer Grundfläche von zum Teil weniger als zwei mal zwei Metern. So stieß ich innen sowohl mit dem Kopf als auch mit den Füßen im ausgestreckten Zustand an den Rand meines „Reiches“ an. Von Wasserdichtigkeit will ich gar nicht reden, bei meinem Zelt konnte ich durch eine der Nähte den Sternenhimmel erahnen. Aber die Wahrscheinlichkeit, das man in der Wüste nass wird, ist eben auch sehr gering. Wie uns Achmed sagte, hätte es jetzt im letzten Winter – der Regenzeit – gut geregnet, es waren fünf mal gewesen. Die Verankerung der Zelte war auch denkbar einfach, eine Befestigung mit Haken ist in der Wüste schwierig, und war auch gar nicht vorgesehen. Das war eher pragmatisch organisiert: beschweren durch das Reinlegen des Koffers, zumal ein leichter Wind aufkam. Das alles spielte für mich aber eher keine große Rolle mehr, in der letzten Nacht hatte ich unruhig geschlafen, und so kam das Sandmännchen bei mir schnell. Anfangs war es zwar sehr warm im Zelt, aber damit habe ich eher keine Probleme, eher schon das es gegen Morgen ziemlich kalt wurde. Gut man hört und liest davon, das es eben nachts kalt wird in der Wüste, dennoch hat es mich überrascht wie gefühlt kalt es war. Da wühlt man dann mitten in der vermeintlichen Tiefschlafphase im heimeligen Schein der Taschenlampe noch die Jacke aus dem Koffer.