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10. Reisetag    29.07.2012 – Zufallhütte

Heute ist es dann wieder vorbei mit der Faulenzerei. Um 10 Uhr muss ich mein Zimmer räumen. Der Treffpunkt für die neue Gruppe, mit der ich die nächste Woche wandern möchte, ist hier um 13 Uhr in meinem Hotel. So packe ich mein Zeugs in meinen viel zu vollen und schweren Rucksack und setze mich in die Lobby, um ein bisschen zu lesen. Nach und nach treffen auch die anderen Gruppenmitglieder ein. Wegen leichter Probleme bei der Anreise bzw. das Auto irgendwo zu parken, geht es leicht verspätet los. Davor prüft unser Bergführer noch mal das Gewicht der Rucksäcke und die Schuhe auf Tauglichkeit. Auch er befindet meinen Rucksack als zu schwer, was mich nicht überrascht. Aber ich mache mir eigentlich auch keine Sorgen darum, denn mit dem Rucksackgewicht hatte ich bis hier keine Problem, und auch meine rechte Schulter, wegen der ich vor der Reise ein bisschen Bedenken hatte, bereitet mir keine wirklichen Probleme.

Als kleine Einstimmung auf die kommenden Tage geht es auf einen der Waalwegen rund um Meran los. Das Tal in dem Meran liegt, wird, wie ja schon mal gesagt, von der Sonne verwöhnt. Wie ich auch gestern schon von oben gesehen habe, wird im ganzen Tal Obst angebaut. Schon früh wurden zur Bewässerung der Anbaugebiete im Tal Wasserläufe angelegt – die sogenannten Waale. Sie gehen auf das 13. Jahrhundert zurück und sind teilweise noch heute genau so in Betrieb, teilweise aber auch erneuert, die Struktur ist aber bis heute weites gehend unverändert. Mit Hilfe der Waale wurde dann die Wasserzufuhr auf die Felder nach einem festen System und Zuteilungsquoten geregelt. An den Waalen verlaufen auch zahlreiche Wege, auf denen wir jetzt unterwegs sind. Da es hier im Tal sehr warm ist, dauert es auch nicht lange, bis bei mir der Schweiß läuft, und das obwohl wir hier oberhalb von Meran meist im Schatten unterwegs sind.

Nach einer kleinen Rast in einem Biergarten geht es mit Kleinbussen rüber ins Marteltal, wo wir über zahlreiche Serpentinen bis zur Materialbahn der Zufallhütte fahren. Nach den etwa 400m, die Meran über dem Meeresspiegel liegt, sind es hier bereits rund 2000m. Auch hier werden die Rucksäcke beim ersten Aufstieg wieder mit der Materialbahn nach oben gebracht. Dabei ist es hier nur ein kurzer Weg von vielleicht knapp 45 Minuten bis zur Hütte. Auch wenn wir wegen leichter Probleme beim Transport mit den Kleinbussen hier her schon ein bisschen spät für das Abendessen dran sind. Nach dem wir uns auf der Hütte gestärkt haben, beziehen wir unsere Zimmer. Hier hat jeder ein richtiges Bett, was gegen die Matratzenlager der ersten Nächte schon angenehmer ist, und in unserem Zimmer schlafen auch nur 6 Personen. Dass die Betten nicht eben übermäßig lang sind, stört da kaum, denn Platz ist auf den Hütten eben kostbar. Als alles für die Nacht bereitet ist, gönnen wir uns noch das obligatorische Hefeweizen. Ulli, der Hüttenwirt, erzählt noch ein bisschen was zum Obstanbau im Tal, da er früher selbst Obstbauer war. Er berichtet, dass die neueren Sorten auf eine längere Genießbarkeit gezüchtet werden. Also länger gelagert und dann anschließend auch noch länger genießbar bleiben, ohne auf dem Weg zum Endverbraucher noch nachzureifen oder im Geschmack nachzulassen. Er weiß auch zu berichten, das etwa 10% der in der EU verzehrten Tafeläpfel hier aus Südtirol kommen, aber für die Vermostung wenn überhaupt hier nur beschädigte Ware benutzt wird, zum Teil gehen diese auch in die Babynahrung. Da dafür unbeschädigte und gleichmäßige Ware eher eine untergeordnete Rolle spielen. Inzwischen werden hier auch einige Sorten biologisch angebaut. Was aber nicht heißt, dass diese nicht behandelt werden, nur eben nicht mit synthetischen Substanzen, sondern beispielsweise mit kupferhaltigen. Diese Anbaumethode erfordert auch, dass die Obstbäume öfter behandelt werden müssen, um gute Qualitäten zu erzeugen. Das wäre produktionstechnisch kein Problem mehr beim biologischen Anbau gleichmäßige Ware zu erzeugen, nur ist dieses eben arbeitsintensiver. Der Markt für Bioprodukte ist aber inzwischen so gesättigt, dass bei bestimmten Sorten in normalen Jahren bereits 30% der Bioäpfel als konventionelle Produkte verkauft werden, um auf der anderen Seite kein Preisdumping zu entfachen. Eigentlich ist das Tal um Meran ideal um Bioprodukte zu erzeugen, da hier das Klima sehr mild und gleichmäßig ist. Dazu fällt relativ wenig Niederschlag, was die Gefahr von Pilzbefall fördern würde. Gleichzeitig eine Bewässerung aber sehr kostengünstig möglich ist. Und doch ist er heute lieber Hüttenwirt als Obstbauer.

 

 

Meran - Zufallhütte, 7,1km, +363 Höhenmeter, -169 Höhenmeter

11. Reisetag    30.07.2012 – Zufallhütte

Zuerst eine Erklärung zum Namen der Hütte, in der wir die letzte und auch die kommende Nacht verbringen werden. Er erklärt sich mit dem Zufall von Wasser, also einem Wasserfall und nicht mit einem außergewöhnlichen Ereignis.

Wir selbst wollen heute praktisch nur im Kreis laufen. Unser Ziel ist die Madritschspitze. Ein Berg von immerhin 3265m Höhe, den man schon von der Hütte aus sehen kann. Bis zum Gipfel sind es ziemlich genau 1000 Höhenmeter. Der Weg hinauf ist nicht ganz so eindeutig, wie das bisher auf dieser Reise sonst war. Der Einstieg ist noch klar ausgeschildert, aber unser Bergführer verlässt schon bald die normale Route, und geht über einen kleinen Bergrücken direkt durch das Gelände mit uns. Das macht das Vorwärtskommen anfangs etwas schwieriger, später treffen wir aber immer wieder auf kleine Abschnitte eines richtigen Pfades, die sich aber genauso wieder verlieren, wie sie sich vorher langsam finden. Nach etwa vier Stunden erreichen wir schließlich das Gipfelkreuz. Wobei insbesondere der letzte Teil über Geröll schon recht steil bergan führt. Aber da wir heute auch nur ein bisschen Tagesgepäck dabei haben, ist auch der Abschnitt gut zu bewältigen.

Auch heute lacht uns wieder die Sonne, aber bei meiner Kamera kommt immer deutlicher das Problem mit dem Weißabgleich zutage. Insbesondere die hellen schneebedeckten Flächen und der helle Himmel macht Problem und lässt die Bilder alle ein bisschen in Farbe absaufen oder einfach blass werden. Aber ein gesundes Mittelmaß will mir nicht gelingen. Ärgerlich aber jetzt auch nicht zu ändern.

Für den Abstieg wählen wir eine etwas andere Route. Unter anderem kommen wir auch an ein paar Ruinen von Behausungen aus dem zweiten Weltkrieg vorbei. Denn auch hier wurde erbittert gekämpft, und trotzdem sind hier mehr Menschen an Kälte, Stürmen oder auch Lawinen und Steinschlägen umgekommen, als bei den eigentlichen Kampfhandlungen. Etwas weiter kommen wir an einer alten Staumauer vorbei. Die kam allerdings nie so richtig zum Einsatz, da man es nicht schaffte, sie wasserdicht zu bekommen, da ein hiesiger Wasserlauf ganzjährig Gletscherwasser in nennenswertem Ausmaß ins Tal führte. Heute ist weiter unterhalb eine entsprechende Talsperre gebaut worden, die das Wasser auch wirklich aufstaut, und nicht nur eine Engstelle, die sich das Wasser langsam wieder frei spült.

Insgesamt sind wir heute fast acht Stunden unterwegs gewesen, was wegen des frühen Abmarsch gegen 7.00 Uhr am Nachmittag noch ordentlich Zeit lässt Körperpflege zu betrieben oder sich auch einfach nur dem Nichtstun hinzugeben. Ich entschließe mich zu einer kalten Dusche, die aber auch wirklich sehr schnell geht. Es gilt aber auch heute wieder den Rucksack mit allem zu packen, denn morgen werden wir mit vollem Gepäck zur nächsten Hütte gehen, und unser Bergführer scheint Frühaufsteher zu sein, so dass man besser schon alles was möglich ist am Vorabend regelt.

 

 

Zufallhütte - Madritschspitze - Zufallhütte, 10,4km, +1123 Höhenmeter, -1123 Höhenmeter

 

12. Reisetag    31.07.2012 – Dorigonihütte

Heute sind die Zeiten praktisch wieder wie am Vortag. Also Aufstehen um 6.00 Uhr, Frühstück und dann Abmarsch gegen 7.00 Uhr. Da unser Bergführer auf Pünktlichkeit achtet, sind wir „natürlich“ schon ein paar Minuten früher bereit.
Zuerst steigen wir etwa 150m ab, womit wir uns bereits im Wald befinden. Vorbei geht es oberhalb einer Ruine, die in besseren Zeiten ein Hotel und auch Herberge für die Parteigrößen im zweiten Weltkrieg mit ihren ausschweifenden Festen war. Nach mehreren mehr oder weniger verunglückten Um- und Ausbauversuchen ist heute nichts mehr vom alten Glanz zu sehen, es ist einfach nur ein Schandfleck in der Natur. Zurzeit gehört das Objekt der Forst Brauerei, die sich wohl anfangs mit dem Gedanken des Wiederaufbaus befasst hat, sich wegen der Kosten davon aber scheinbar wieder verabschiedet hat.

Nach etwa 1,5 Stunden geht es oberhalb des neuen Stausees über ein Alm, ab der das Gelände wieder sanft ansteigt. Der ganze Weg bisher beschreibt eigentlich eine Umrundung der Rotspitze mit ihren gut 3000m. Auf der Alm geht es ein kleines Stück über Felsen auf ein etwas höher gelegenes Plateau, wo wir auch Rast bei schönen Sonnenschein und noch besserer Aussicht machen. Aber direkt vor uns, sieht man auch die auf uns zukommende Aufgabe. Ab hier wird es deutlich steiler, das erste Stück ist noch bewachsen aber zunehmend mit Geröll übersät. Nach kurzer Zeit führt der Pfad nur noch über Steinen, und windet sich zeitweise in Serpentinen mir einigen Aussetzungen nach oben. Man sieht sich zwar langsam nach oben kommen, aber geschafft ist es damit noch nicht. Weiter geht es über ein größeres Geröllfeld mit teilweisen großen Blöcken, vorbei an zwei Bergseen, die mit eiskaltem Gletscherwasser gefüllt sind. Hier oben auf einer Höhe von etwa 2800m machen wir noch mal eine kleine Pause, wobei es hier ordentlich weht, so dass man sich mit dem verschwitzen T-Shirt doch mal lieber eine Jacke überzieht und hinter einem der großen Blöcke etwas schützt. Hier oben gibt es auch ein kleines Schneefeld, das es zu überqueren gilt, was aber recht problemlos geht. Von hier ist es nur noch ein kurzer Weg bis zum etwa 2965m hoch gelegenen Sällentjoch (sprich Schellenjoch), dem heutigen Tageshöhepunkt. Der Bergführer witzelt noch, wie wären dann ab jetzt in Italien. Aus der Sicht vieler Südtiroler sicherlich richtig, aber politisch eben nicht ganz korrekt. Hier oben ist es auch Zeit für die Mittagspause mit Ausblick – naja hätte es sein können. Aber aus dem warmen Italien ziehen nur kühlere Wolken zu uns hoch. Aber immer wieder geben die Wolken auch einen kurzen Blick ins Tal frei. Unsere Hütte können wir noch nicht sehen, aber der Tag wird nicht mehr wirklich lang werden. Der Abstieg ist anfangs etwas steil und an ein paar Stellen nicht ganz einfach, aber auch nicht mit eben unüberwindlichen Hindernissen gespickt. Und je weiter wir absteigen, desto flacher wird es auch. Auf einer angrenzenden Alm sehen wir eine größere Herde Schafe. Eben diese Schafe sind es auch, die es nicht empfehlenswert machen, aus dem uns begleitenden Bach Trinkwasser zu entnehmen. Da die Schafe Krankheitserreger übertragen können, die dem menschlichen Verdauungstrakt sagen wir mal nicht förderlich sind. Aus dem gleichen Wasserlauf wird übrigens auch das Wasser der Dorigonihütte entnommen, wohin wir ja unterwegs sind. Darum sind auf der Hütte auch überall Warnschilder angebracht, die eben darauf hinwiesen, dass es sich eben nicht um Trinkwasser handelt. Die Hütte selbst erreichen wir übrigens so gegen 14 Uhr. Im Reiseplan war eigentlich eine reine Gehzeit von etwa 7 Stunden veranschlagt und das mit insgesamt etwa 1900 Höhenmeter, davon 1030 aufwärts und 860 abwärts. Die Dorigonihütte liegt dabei auf etwa 2435m.

Wir waren mit den Pausen sieben Stunden unterwegs, also ganz ordentlich in der Zeit. Aber Zeit haben wir dann hier um uns einfach der Muße hinzugeben, oder wer mag auch noch ein kleines Schläfchen zu machen. Auch hier hat wieder jeder ein eigenes Bett, die Zeit der Matratzenlager scheint vorbei. Ein sicheres Zeichen für den Aufenthalt in Italien ist dann die Getränkeversorgung, auf der Hüttenkarte ist zwar noch Hefeweizen verzeichnet, aber es gibt keines. Was jetzt aber auch nicht schlimm ist, eine Schorle kann den Durst auch sehr gut löschen. Immerhin ist der Apfelstrudel ja bis hier gekommen, wer möchte kann auch ein paar Kalorien mit einem großen Stück Schokoladentorte aufnehmen. Auch das Essen ist hier wieder gut und reichhaltig. Es ist fast schon erstaunlich, was es alles so gibt, wenn man bedenkt, dass diese Hütte keine Materialbahn hat, und damit alles mit Muskelkraft oder aber mit dem Hubschrauber herauf geschafft werden muss. Letzter ist natürlich nicht eben billig und muss nach Flugminuten bezahlt werden. Daher versucht man hier mit einer Bestellung in der Woche hin zu kommen. Während wir beim Abendessen sitzen gibt es draußen gerade einen ordentlichen Regenschauer. Bisher war das Wetter in dieser Woche aber immer schön, wenn wir unterwegs waren. Ich hoffe mal, dass das auch so bleibt, und meine Kamera nicht noch mal ein kleines Bad nehmen muss.

 

Zufallhütte - Dorigonihütte, 8,4km, +900 Höhenmeter, -688 Höhenmeter

 

13. Reisetag    01.08.2012 – Tuckett Hütte

Wir lassen es heute etwas entspannter angehen, der normale Zeitplan wird eine halbe Stunden nach hinten verlegt, also erst Abmarsch um 7.30 Uhr – natürlich pünktlich. Heute liegen im ersten Step rund 1100 Höhenmeter ins Tal vor uns, oder genauer gesagt geht es durch das Rabbi Tal. Anfangs geht es nur leicht bergab auf einer Graslandschaft, also ein einfacher Start in den Tag. So geht es die ersten 150m Höhenmeter. Danach beginnt ein relativer steiler Abstieg, auch wenn der Weg meist bewachsen ist, ist er deutlich anspruchsvoller. Er führt nicht selten über Serpentinen auf eine Alm hinunter. Nach dem Abstieg ist die Ebene fast schon überraschend. Auch wenn man sie praktisch während des gesamten Abstiegs sehen konnte. Die Alm lädt natürlich zum Verweilen ein, zumal auch heute die Sonne wieder scheint. Und wir sind ja im Urlaub. Der Rest des Weges ins Tal führt meist durch den Wald, vorbei auch an einem kaskadenartigen Wasserfall, der einfach ein Blickfang ist. Der etwas „knubbelige“ teilweise gepflasterte Weg, ist zwar nicht eben ein schönes Geläuf, aber die Umgebung entschädigt für vieles. Insbesondere im unteren Teil begegnen uns viele Jugendliche aber auch ein paar andere Wanderer und Spaziergänger. Bisher waren wir eher auf den einsamen Wegen unterwegs. Aber hier unten ist es auch nicht mehr weit bis zu einer Gaststätte mit einer Straße davor, auch wenn die Straße einer von der schmaleren Sorte ist, und sich sogar unser Kleinbus, mit dem wir von hier nach Madonna di Campiglio fahren, eine geeignet Stelle suchen muss, um an einem entgegen kommenden Fahrzeug vorbei zu kommen.

Im Verlauf wird die Straße aber schnell breiter, vor uns fährt ein LKW, den man wegen der Unübersichtlichkeit des Straßenverlaufs aber auch nicht überholen kann. Da denke ich , wie „geil“ muss es hier mit einem Moped sein, Kurven ohne Ende, so ein LKW ist zwar auch damit ein Hindernis, bei dem damit möglichen Beschleunigungsvermögen aber eben auch kein unüberwindliches. Nach etwa einer halben Stunde kommen wir in Madonna di Campiglio an. Ein klangvoller Name für einen Ort, der eigentlich, soweit ich es hier jetzt beurteilen kann, eher eine Bettenburg ist. Nicht zuletzt bekannt ist er für die Alpinen Ski Veranstaltungen im Winter. Wir wollen aber ja auch nur mit der Seilbahn nach oben auf eine Höhe von ca. 2400m fahren. Die Fahrt dauert wieder etwa 30 Minuten. Das bekannte Gebiet ist im Sommer nicht gerade eine Augenweide. Es gibt neben der Bergstation der Seilbahn ein bisschen Gastronomie, die aber offensichtlich eher die Fast-Food Schiene bedient. Ich wundere mich ein bisschen, das offensichtlich einige hier mit der Seilbahn herauf fahren, um einen teuren nicht mal lecker aussehenden Hamburger zu essen. Gut dazu kann man in der Sonne sitzen, und sich dabei in der hier intensiven Sonne braun braten lassen. Was im Nebeneffekt einen „schönen“ Lederlook auf die Haut zaubert, zumindest lassen einige Körper hier darauf schließen. Aber lassen wir das Thema.

Um uns herum bietet die offensichtlich planierte Skipiste im Sommer auch nicht gerade eine Augenweide. Da muss man die Blicke schon in die Ferne schweifen lassen. Auf der anderen Seite des Tals ist die Ortler Gruppe, die eben eher bräunlich bis grau aussieht, und schon deutlich bewachsen ist. Die Gipfel sind auch meist eher etwas rund. Hier sind wir jetzt in der Brenta, die zu den Dolomiten gehören, angekommen. Das Gestein ist deutlich heller, was mit dem Ursprung des sehr kalkhaltigen Materials im Meer zu tun hat. Irgendwann wurde es dann hier aufgeworfen. Die Struktur ist deutlich brüchiger, was auch zu den vielen steilen Felswänden geführt hat. Und genauso auch zu den Abbrüchen von schon mal hausgroßen Felsbrocken, die man ein gutes Stück weiter schon sehen kann. Wir wollen von hier dem Grosso Pass zur Tuckett Hütte. Der Weg ist deutlich stärker frequentiert, wie wir es in den letzten Tagen gewohnt waren. Was mehrere Gründe hat, zum einen haben wir inzwischen August und damit die großen Sommerferien in Italien. Zum anderen ist das Gebiet ein Paradies für Kletterer. Es gibt hier in der Gegend unzählige Klettersteige in praktisch jedem Schwierigkeitsgrad. Als wir nach ca. 2 Stunden an der Tuckett Hütte ankommen, ist es dort fast wie auf dem Basar. Unzählige meist italienisch sprechende Kletterer wuseln durcheinander. Die Hütte selbst besteht aus zwei Gebäuden. Wir sind im Haupthaus untergebracht, auch hier gibt es wieder Betten, wobei die Drahtgitter sie eher zu Hängematten machen, und das ganze Bett wackelt, wenn sich einer in einem der doppelstöckigen Betten nur etwas bewegt. Unsere Tür hat keine Türklinke mehr, und Duschen gibt es nur im Nebengebäude. Aber es wird wohl auch mit dem Doppelwaschbecken vor den Toiletten gehen. Seit der letzten Dorigonihütte sind wir übrigens auch bezüglich der Toiletten in Italien angekommen. Es gibt nur noch das, was ich als arabische Toilette kenne, will sagen man muss sich hinhocken, sitzen ist da nicht. Fairerweise muss man aber auch sagen, hygienischere Toiletten gibt es nicht. Fünf Sterne bekommt die Hütte von mir sicherlich trotzdem nicht. Der Eindruck setzt sich auch beim Abendessen fort. Jemand nimmt unseren Wunsch mit Hilfe eines kleinen elektronischen Helferleins auf, kaum ist er am Tisch fertig, kommt das Essen auch schon. Da wir vorweg eine Suppe, dann den Hauptgang und auch noch ein kleines Dessert bekommen, heißt es auch fast schon beim Essen in der Zeittaktung zu bleiben, denn es dauert nicht lange, bis der nächste Gang gebracht wird. Die ganze Gastronomie ist straff organisiert, muss sie aber offensichtlich auch, da es mehr Betten als Sitzplätze zu geben scheint. Will sagen, wer zuerst fertig ist, sollte den Platz am besten auch gleich räumen, damit die nächsten auch etwas bekommen können. Ich mag mich täuschen, aber so gemütlich wie es in allen anderen Hütten bisher war, ist es hier jedenfalls nicht. So setzen wir uns noch ein bisschen nach draußen, und schauen den Wolken zu, wie sie langsam die Sonne verdecken, und immer nur noch punktuell kleine Lichtinseln entstehen. lassen. Ein guter Tag, um noch etwas in meinem Buch zu lesen und auch früh ins Bett zu gehen.

 

Dorigonihütte - Tuckett Hütte, 10,2km, +217 Höhenmeter, -1302 Höhenmeter

 

14. Reisetag    02.08.2012 – Tosahütte

Auch heute wird es nur ein kurzer Tag. So ist der Plan erst um 8.00 Uhr los zu gehen, nicht zuletzt auch um den Kletteren aus dem Weg zu gehen, die dann eigentlich schon unterwegs sein sollten. Ich selbst bin aber schon um 6 Uhr draußen, um ein paar Bilder vom Sonnenaufgang zu machen, bzw. von den von der Sonne angeschienen Felsen der Ortler Gruppe.

Wie schon am Vorabend läuft die Frühstücksausgabe straff organisiert ab. Die Frage lautet aber nur Kaffee, Tee oder ein Kakao. Der Rest ist immer gleich, ein Brötchen, was ein ziemliches Highlight gewesen wäre, nur war das gestern auch schon nicht mehr frisch. Dazu einzeln verpackt 20gr. Konfitüre, 2x 10gr. Butter, drei Butterkekse und zwei Zwieback und als Leckerbissen ein kleines Stückchen Schmelzkäse. Wenn ich zynisch wäre, was ich natürlich überhaupt nicht bin ;-), würde ich sagen, gestern bereits „mit Liebe“ gemacht und schon mal auf den Teller geworfen – incl. dem Brötchen. In allen Hütten bisher konnte man morgens so viel essen, wie man wollte/konnte, hier nicht, dazu noch eine übersichtliche Portion, nur die Tasse für Kaffee, Tee oder Kakao war eher eine Schüssel.

Wie dem auch sei, um 7.45 Uhr gehen wir los, also eigentlich ein bisschen vor unserem Zeitplan, aber wir sind alles andere als alleine unterwegs. Es gehen mehrere kleinere und größere Grüppchen vor und auch hinter uns. Sobald man etwas ausziehen möchte, weil es eben nach einigen Minuten selbst in der dünnen Jacken zu warm wird, oder man die Hosenbeine abzippen möchte, muss man die Sonnencreme fast schon im Gehen auftragen, um nicht von der eigenen Gruppe getrennt zu werden. Wir haben heute ansonsten aber ein gemächliches Tempo, man merkt schon fast, dass der Weg ein bisschen kurz ist, als das man sich bis zum Mittag damit aufhalten könnte. Es geht anfangs zwischen großen Felsblöcken hindurch, eine kleine Passage geht es auch über ein paar Felsen, die etwa eine Neigung von 45° haben. Da zeigt es sich, wie wichtig es ist, vom Bergführer auch immer mal unterwegs ein paar Tipps zum richtigen Laufen bekommen zu haben. Auch wenn man das meiste ohnehin weiß, so hat man doch noch mal den kleinen „Schuppser“ bekommen, es eben auch zu beherzigen. Weiter geht es an einer Felskante entlang, wobei der Weg immer auch deutlich über einen Meter breit ist, also auch für nicht völlig Schwindelfreie gut zu machen, kurz vor der Brenta Hütte geht es sogar noch durch einen kleinen Tunnel, und dann liegt die Brenta Hütte auch schon vor uns.

Insgesamt haben wir rund zwei Stunden bis zur Brenta Hütte gebraucht, wo wir uns auf der Sonnenterrasse eine ausgiebige Rast gönnen. Dazu suchen wir die umliegenden Felsen nach Kletteren ab, die da irgendwo an den steil aufragenden Wänden unterwegs sind. Rund um die Hütte sind wie auch an der Tuckett Hütte unzählige Klettersteige angelegt. Aber auch ohne die Kletterer ist die Kulisse sehr beeindruckend.

Wir selbst gehen weiter über sie Sentiero Bogani. Der Weg führt zuerst sanft bergan. Es geht dabei auf der linken Seite an dem Bergeinschnitt entlang. Der Pfad führt über kleine Steine und sehr selten auch mal über ein paar abgebrochene Felsen. Auf der gegenüberliegenden Seite können wir in einen der sehr schwierigen Klettersteige hinein sehen. Auf halben Weg ist dort ein kleiner Gletscher, der geschätzt 70° Neigung hat, darüber und darunter befinden sich mehr oder weniger gerade Felswände. Auch sonst sind hier ein paar Felstürme mit bis zu 900m hohen Felswänden, die es zu bewältigen gilt – zum Glück aber nicht von uns. Uns stellt sich nur ein großer Abbruch in den Weg, bevor wie auf das erste Schneefeld kommen. Dieses ist fast völlig eben, also eigentlich kein größeres Problem. Daran schließt sich eine Passage an, die den Einsatz der Stöcker unmöglich macht. Dafür hält der Abschnitt aber an einigen Stellen ein Stahlseil bereit. Der Abschnitt hält auch größere Aussetzungen und ein paar etwas schwierigere Stellen bereit. Mir selbst macht dieses Stück besonderen Spaß, auch wenn es schon etwas anstrengender ist. Aber auch nicht alle Mitreisenden können diesem Abschnitt etwas wirklich Positives abgewinnen. Danach geht es noch über ein weiteres Schneefeld, das nicht nur deutlich länger als das vorherige ist, sondern auch deutlich steiler. Deshalb werden wir davor noch mal darauf hingewiesen, immer in den Fußspuren des Vordermanns /der Vorderfrau zu gehen, und auch etwas mehr Abstand zu halten, damit, falls jemand stürzt und ein Stück rutscht, diese(r) nicht die ganze Gruppe abräumt.

Nach dem Schneefeld haben wir den Pass dann auch erreicht und damit auch die höchste Stelle des Tages. Von hier ist es auch nur noch ein kurzes Stück bis zur Tosahütte. So haben wir gegen 14 Uhr bereits unsere Betten bezogen. Die Hütte ist mir auch wieder deutlich sympathischer als die vorherige. Am Nachmittag genießen wir noch die Sonne, die es auch heute an unserem vorletzten Tag in den Bergen wieder gut mit uns meint. Durch den Pass zieht der Wind recht frisch zu uns hinüber, aber ansonsten wäre es T-Shirt Wetter beim Nichtstun und Genießen, und das auf fast 2500m. Das Leben könnte schlechter sein. Dazu noch wieder einen Apfelstrudel mit „fett“ Sahne. Und noch ein Weißbier zum hinterher spülen. Da sind die weggelaufenen Kalorien auch schnell wieder ersetzt. Aber das ist ja nicht so mein Problem. In der Sonne habe ich noch schön Zeit die vergangenen fast zwei Wochen noch mal Revue passieren zu lassen. Und auch sich auf die warme Dusche zu freuen, die uns morgen erwartet. Dann aber auch wieder im „Gedränge“ einer Stadt.

Unmittelbar nach dem Abendessen bietet die Natur uns noch ein schönes Schauspiel. Über den Pass aus Richtung der Brenta Hütte ziehen immer wieder Wolken mit unglaublicher Geschwindigkeit zu uns hinüber um dann über uns hinweg ins Tal zu verschwinden. Was wegen der enthaltenen Feuchtigkeit die gefühlte Temperatur bei der Beobachtung des Schauspiels immer wieder schnell schwanken lässt. Aber wirklich warm ist es ohnehin nicht mehr, nach dem die Sonne vor etwa einer Stunde untergegangen ist.

 

Tucket Hütte - Tosahütte, 7,7km, +571 Höhenmeter, -308 Höhenmeter