• Sonnenaufgang am Flughafen von Johannesburg
    Südafrika

    Sonnenaufgang am Flughafen von Johannesburg

  • Matanuska Gletscher
    Alakshak

    Matanuska Gletscher

  • Marokko
    Marokko

    Terrassenwirtschaft im Hohen Atlas

  • Oryx Antilope
    Südliches Afrika

    Oryx Antilope

  • Bär auf Katmai beim Lachsfischen
    Alakshak

    Bär auf Katmai beim Lachsfischen

27.10.2009      10. Reisetag - Salalah

Heute geht für unsere Verhältnisse relativ früh raus, bereits gegen 7.15 Uhr ist Abfahrt zu einer Bootstour. Wir wollen Delphine vor Muscat beobachten. Man findet sie relativ schnell am heutigen Tag. Von weitem sieht man schon die kleinen Fischerboote. Denn die sind in der Nähe der Delphine, die am Morgen gerade auf Beutefang – fischen eben – sind. Hier gibt es ganz offensichtlich sehr viele Delphine, wobei die hier vorkommende Art sehr viel kleiner ist, als die die wir vor Musandam gesehen haben. Schnell finden sich Gruppen von sicherlich 100 Tieren. Aber wie es eben immer so ist, es bleibt ein bisschen schwierig, sie mit der Kamera außerhalb des Wassers zu erwischen. Als Abschluss unserer Bootsfahrt folgt eine kleine Runde entlang der Küste in Richtung des Sultanspalastes in Muscat. Links und rechts davon befinden sich zwei alte Forts, die bereits im 16. Jahrhundert von den Portugiesen errichtet worden sind. Insgesamt gibt es um Muscat eine Reihe von Forts und Wehrtürmen, die die Stadt lange als uneinnehmbar erscheinen ließen. Die beiden Forts Mirani und Jalali konnten dabei sowohl Angreifer von der Seeseite als auch von Land beschießen. Heute liegt in der Bucht zwischen ihnen der Palast des Sultans, der von der Seeseite durchaus repräsentativ anmutet. Nichts desto trotz gibt es nur wenige 100m entfernt, immer noch in der Bucht gelegen, Fischernetze.

Nach unserer Rückkehr in den Hafen geht es für uns auf den Souq von Mutrath. Der ist um einiges größer als der in Nizwa. Dort waren es ja eher Hallen für die verschiedenen Bereiche. Auch hier sind die Händler der verschieden Warensortimente meist an einem Ort bzw. in einem Bereich konzentriert. Aber hier ist nahezu der ganze Souq in einem Gebäudekomplex untergebracht. In Nizwa waren vor allem landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Fleisch, Gemüse, Obst bis natürlich hin zu Datteln dominierend. Hier in Mutrath sind auch viele Haushaltsgegenstände oder der obligatorische Weihrauch zu erstehen. Daneben gibt es auch ein sehr großes Angebot an traditioneller arabischer Kleidung bis hin zu billigen Importen aus Fernost, was sowohl westliche Kleidung als auch zum Beispiel Musare einschließt. Die besseren kommen dort aus Indien bzw. Pakistan und die billigeren Variationen aus China. Es gibt aber auch etwas, wofür der Oman selbst berühmt ist: Düfte. So sind hier eben unzählige kleinere oder auch größere Fläschchen mit leichten, fruchtigen bis hin zu sehr schweren Düften zu haben. Ein nicht unwesentlicher Unterschied zu Nizwa sind auch die kleinen und großen Kostbarkeiten aus Gold und Silber. Hier finden sich zahlreiche Schmuckhändler, wobei die meisten nur mit Goldschmuck handeln. Hatte früher Silberschmuck bei den omanischen Frauen einen hohen Stellenwert, von dem sie zum Teil mehrere Kilo unter ihrer Kleidung am Körper trugen, muss es heute schon Gold sein, ja Silber gilt fast schon als Beleidigung für die Frau. Dabei ist das Gold hier etwas rötlicher, als es bei uns ist. Vielleicht noch ein paar Worte zu den Geschäften. Die Schmuckhändler sind aufgeräumter und zuweilen am Boden auch mit Granit ausgelegt. Die Schlösser vielleicht eine Nummer größer als beim Textilhändler, aber sie sehen nun keineswegs wie ein Hochsicherheitstrakt aus. Auch vom Erscheinungsbild „protzt“ eine kleine Filiale einer Bank bei uns fast mehr. Die Schmuckstücke werden auch nicht einzeln bepreist, sondern nach Gewicht verkauft. Die Arbeit des Goldschmieds wird damit quasi nach Gewicht des Materials mit verkauft, wobei man natürlich auch sagen muss, das die menschliche Arbeit verhältnismäßig sehr viel günstiger ist als bei uns. In den Schmuckgeschäften sind übrigens deutlich mehr Frauen als Kundschaft zu sehen. Sie treten dabei oft in kleinen Grüppchen auf, wobei ich nur verschleierte Frauen gesehen habe. Und sie hatten sich meist bis auf schmale Augenschlitze völlig verhüllt. Gerade hier kann man aber auch sehen, dass viele Frauen keine schlichte schwarze Kleidung zum Verhüllen tragen, sondern häufig sehr reich und aufwendig verzierte Abayas. Im Oman scheinen lange Haare bei den Frauen zurzeit sehr in Mode zu sein, wie man an den oftmals größeren Wölbungen der Tücher auf den Hinterköpfen der Frauen erkennen kann. Hier auf dem Souq habe ich dann auch wieder einem meiner kleinen Hobbys gefrönt. Ich habe keine Ahnung von Steinen, aber ich finde die „bunten“ Halbedelsteine eben einfach schön. So habe ich einem Geschäft ein paar Steine gekauft. Darunter auch eine polierte Kugel aus sehr kupferhaltigem Gestein. Dazu noch ein bisschen „Kleinkram“. Sehr interessant war aber auch das andere Angebot, so hing da neben tausenden von Ketten aus sehr unterschiedlichen Materialien ein kleines Haifischgebiß. Gut mal abgesehen davon, dass ich so was nicht unbedingt haben muss, dürfte es da wohl auch Probleme bei der Einreise in Deutschland geben. Aber darauf wollte ich hier gar nicht hinaus. Es geht mehr um den Silberschmuck, der hier zum Teil in einer großen „Grabbelkiste“ liegt. Neben den beiden Gefäßen von sicherlich 60-70cm Durchmesser und einer Tiefe von vielleicht 15cm, hingen dort auch noch unzählige Ketten, Krumdolche mit silbernen Heften und vieles mehr an der Wand. Wie alles auf dem Souq ist hier nichts ausgezeichnet und der Preis Verhandlungssache. Wobei es ein Unterschied ist, ob der Verkäufer ein Omani ist, oder etwa indischer oder pakistanischer Herkunft. Letztere „wollen“ runter gehandelt werden, während die Omanis noch einen kleinen Nachlass gewähren, aber dann auch Nein sagen können. Insgesamt kann man schon sagen, dass viele Händler die Passanten, insbesondere vermeintlich zahlungskräftige Touristen vor ihrem Geschäft ansprechen, um sie ins Geschäft zu lotsen, aber eine einfache Ablehnung verschafft dann auch Ruhe. Es ist also nicht unerträglich aufdringlich, wie ich es schon in anderen Ecken dieser Welt erlebt habe.

Manchem ist vielleicht aufgefallen, das ich oben vom Souq in Mutrath geschrieben hatte – sind wir hier nicht in Muscat- ja, äh nein. Man meint, wenn man von Muscat spricht, meistens das was man auch als Capital Area bezeichnet. Es handelt sich dabei im Grunde um eine Vielzahl von Städten, die sich inzwischen soweit ausgedehnt haben, das sie ineinander übergehen. Man merkt praktisch nicht mehr, wo genau man sich jetzt befindet. Mutrath wird häufig auch als Zwillingsstadt von Muscat bezeichnet. Insgesamt leben heute etwa 650000 Menschen in der Capital Area. Ich hatte, glaube ich, schon bei unserer ersten Fahrt nach Muscat ein bisschen was über die Ausdehnung des Gebiets geschrieben, sie ist wegen der Begrenzung durch Berge bzw. Meer inzwischen etwa 70km lang. Was zum Teil auch an den Bauvorschriften liegt. Es dürfen keine Gebäude gebaut werden, die die große Freitagsmoschee überragen. So sind alle Gebäude noch mit weit einstelligen Stockwerken erbaut worden, da geht es natürlich mehr in die Fläche. Wie dynamisch Muscat wächst, möchte ich mit ein paar Zahlen verdeutlichen. Der heutige Sultan Qaboos machte erst 1970 Muscat zur Hauptstadt des Omans, damals hatte Muscat wie Nizwa etwa 65000 Einwohner, heute hat Nizwa ca. 70000 und Muscat eben zehn Mal so viele wie damals.

Wo ich ohnehin schon ein bisschen in der Vergangenheit herum rühre, ist es auch an der Zeit mal einen Blick noch etwas weiter zurück zu werfen. Bereits rund 10000 Jahre v. Chr. gab es in der Gegend von Muscat eine Besiedlung. Etwa 5000 v. Chr. entstand eine richtige Kultur, und man begann Handel mit anderen Ländern jenseits der Meere zu treiben. Es folgte später eine Besetzung durch die Perser, die auch eine für die spätere Entwicklung entscheidende Errungenschaft mitbrachten, die falaj-Systeme, also die künstliche Bewässerung geht auf sie zurück. Noch heute ist übrigens nicht völlig klar, wie man es damals geschafft hat, Tunnel und Schächte in die Berge zu treiben, und dabei mit einfachsten Mitteln das Gefälle genau zu berechnen, das noch heute viele ihren Dienst tun und ein wichtiges Rückgrat der Oasenwirtschaft bilden. Auf die Perser folgten verschiedene arabische Einflüsse vor allem aus dem heutigen Jemen und nicht zu vergessen aus Medina. Denn Mohammed schickte Boten in die arabische Welt aus, in denen er die Menschen aufforderte, den von ihm propagierten Islamischen Glauben anzunehmen und ihn als Propheten Gottes anzuerkennen. Diesem Ansinnen kamen die Herrscher des Omans nach, und wurden eine wichtige Stütze der islamischen Kriege, die omanische Truppen bis nach Basra brachten. Später wurden sie wieder von den Omayyaden aus Damaskus unterworfen, lebten aber in den unwegsamen Bergen relativ unbehelligt. Die Omanis waren aber immer auch ein Volk von Händlern, so waren sie lange vor den Europäern in China und anderen Ländern des fernen Ostens. Und Muscat war aufgrund der Lage eine gute Ausgangsbasis dafür. Der Hafen liegt geschützt in einer Bucht, und war leicht zu verteidigen, nicht zuletzt wegen der umgebenden Berge. Außerdem hat man hier gute Winde, die relativ sicher ein halbes Jahr vor allem im östliche und das andere halbe Jahr in westliche Richtung wehen. So konnte man viele Orte einfach mit den Segelschiffen erreichen, und dann auch relativ einfach zurück segeln. Später waren auch viele Omanis als Navigatoren auf den europäischen Seglern unterwegs. Doch nicht alle Europäer kamen in friedlicher Absicht. So erkannten die Portugiesen im ausgehenden 15. Jahrhundert als Erste die günstige strategische Lage um den Persischen Golf zu kontrollieren, aber noch wichtiger auch den Seeweg nach Indien im Auge zu behalten. Denn durch Indien und die omanischen Zwischenhändler versprachen sie sich einen unendlichen Strom von kostbaren Stoffen und Gewürzen. In diese Zeit fallen übrigens auch die weltbekannten Reisen von Marco Polo. Als die Herrschaft der Portugiesen in Europa schwand, bauten Briten und Niederländer Stationen in Indien auf, und im Oman begann sich Widerstand gegen die Besatzer zu regen. Der Imam Nasir bin Murshid al-Ya´aruber einte die Stämme und befreite den Oman von seinen Besetzern. Doch nach ihm kam schon bald ein dunkles Kapitel der omanischen Geschichte. Es gab einen erbitterten Bürgerkrieg zwischen verschieden Stämmen im Land, die meist jeweils einen eigenen Imam wählten. Doch blieb das Land bis auf eine kurze Zeit der teilweisen Besetzung durch Perser frei. Bei der erneuten Befreiung vor den Persern taucht auch zum ersten Mal das Geschlecht des heutigen Sultans Qaboos in den Geschichtsbüchern des Omans auf. So wurde Ahmad bin Said später Imam vom ganzen Oman. Später einigte er sich auch mit den Portugiesen über die Interessen in Ostafrika, da dort viel Geld mit dem Sklavenhandel zu verdienen war. Nach dessen Tod wurde sein Bruder Imam, galt aber als politisch schwach. So schuf sein eigener Sohn Hamad im Gebiet um Muscat ein eigenes Sultanat. Damit war der Oman in ein Sultanat und ein Imamat geteilt, wobei Hamad sich nur Sayyid (Herr) nennen ließ. Der Titel des Sultans wurde seinen Nachfolgern erst durch die Briten verliehen. Mit ihnen schlossen seine Nachfolger einen Pakt gegen Franzosen, Holländern und einigen rivalisierenden Stämmen im Oman. Gerade letztere verschafften den omanischen Gewässern den unrühmlichen Beinamen „Piratenküste“.

Inzwischen schreiben wir das Jahr 1798. Der Sultan übernahm in der Folgezeit weite Teile von Sansibar und verlegte später sogar seinen Regierungssitz dorthin, da dort inzwischen das wirtschaftliche Herz, das vor allem mit dem Sklavenhandel und Gewürznelken in Schwung gehalten wurde, des Omans schlug. Nach dessen Tod wurde der Oman in Sansibar und das alte Kernland des Omans geteilt. Gerade im Oman nahmen die Aufstände wieder zu, und die Wüstenstämme wählten wieder einen eigenständigen Imam. Nur durch die Hilfe der Briten konnte sich der Sultan gegen den vordringenden Imam halten. Er blieb aber schwach und vor allem von den Briten abhängig. 1932 wurde Said bin Taimur Sultan im Oman. Ihm war klar, dass er, wenn er die maroden Staatsfinanzen in Ordnung bringen wollte, den ganzen Oman unter seinen Einfluss bringen musste. Zumal man am Golf das erste Öl gefunden hatte. Der innere Oman wurde immer noch von den Wahabiten beherrscht. Durch geschicktes taktieren gewann er auch die Oberhand, sah sich aber schon bald wieder kriegerischen Aufständischen gegenüber. Wieder mussten die Briten eingreifen. Im Landesinneren versuchte der frisch gewählte Imam Ghalib bin Ali einen neuen Staat zu gründen. Der Sultan konnte das natürlich nicht dulden, zumal die vermuteten Ölvorkommen gerade in dem Gebiet zu finden sein sollten. Er stieß mit seinen Truppen nur auf geringen Widerstand und vertrieb den Imam nach Saudi Arabien. Als dieser 1957 noch einmal zurück kam, wurde er erneut von den gemeinsamen Truppen des Sultans und der Briten geschlagen. Dieses Mal setzte die britische Luftwaffe dem Ganzen endgültig ein Ende und zerstörte den Ort Tanuf völlig, in den sich die Aufständischen zurück gezogen hatten. Der Sultan hatte damit zwar die Macht über den gesamten Oman errungen, nur war sein Staatshaushalt noch desolater als zuvor, und die Freiheit von den Briten hatte er noch viel weniger erreichen können. Er zog sich 1958 von seinem damaligen Regierungssitz Muscat nach Salalah zurück. Dort wähnte er sich sicherer, und vor allem glaubte er sich dort etwas unabhängiger von den Briten. Aber der Sultan erließ wohl aus Verbitterung über die Welt in den Folgejahren einige etwas seltsame Gesetze: er verbot Sonnenbrillen und Rundfunk. Schulen und Krankenhäuser wurden nicht gebaut, Ausländer erhielten kein Visum. Er verließ seinen Palast praktisch nicht mehr, und wenn er überhaupt auf Staatsbesuch war, dann in London. Die Einnahmen aus der langsam aufkommenden Ölforderung flossen in seine privaten Kassen.

Das Gebiet um Salalah betrachtete er ebenfalls als Privatbesitz und nicht dem Staat im engeren Sinne zugehörig. So kam es 1964 zu einem Aufstand, der zu einem Guerillakrieg der in den Bergen lebenden Jebalis führte. 1970 wurde der Sultan dann von seinem eigenen Sohn abgesetzt. Qaboos ibn Sa'id Al Sa'id, wie der heutige Sultan mit vollem Namen heißt, sorgte dafür, das sein Vater ins Exil nach London flog. Er bot den Jebalis eine Amnestie an. Diese lehnten ab, so rüstete er seine Armee besser aus und konnte 1976 den Aufstand endgültig niederschlagen und gliederte Dhofar, also die Gegend um Salalah, in das Staatsgebiet des Omans ein. Als Machtdemonstration ließ er umgehend einen neuen Palast in der Stadt bauen den Al-Hisn Palast. Er war in seiner Jugend von einem alten arabischen Gelehrten unterrichtet worden, ging dann zur militärischen Ausbildung nach England um dann später ein Jahr lang um die Welt zu reisen. Aus dieser Zeit stammt auch seine Weltoffenheit, mit der er in den Folgejahren bis heute behutsam versucht hat, den Oman in die Neuzeit zu bringen. Er rief die noch in Sansibar lebenden omanisch stämmigen Landsleute auf, zurück in den Oman zu kommen. Außerdem bürgerte er zahlreiche bereits länger im Land lebende Araber und vor allem auch Perser ein. Er ließ Straßen, Schulen und Krankenhäuser bauen. Er sorgt für Elektrizität genauso wie für die Versorgung mir frischem Trinkwasser. Dabei versucht er auch ein gewisses Maß an Naturschutz durchzusetzen, und vor etwa 20 Jahren hat er damit begonnen, sein Land einem sanften Tourismus zu erschließen. Die finanziellen Mittel stammen dabei zum weit überwiegenden Teil aus den Erlösen der Ölforderung und in den letzten Jahren hat man auch mit der Förderung von Erdgas begonnen, wovon das Land bedeutend größere Vorräte als vom Erdöl besitzt. So kommt ein großer Teil der Einnahmen unter seiner Regentschaft auch dem Volk zu gute, auch wenn einige der Errungenschaften vielleicht auch etwas fragwürdig sind. So baut man gerade eine eigene Oper und Veranstaltungshalle, wobei Oper eben das Steckenpferd des Sultans ist. Nicht wenige glauben aber, das wohl vor allem im Land lebende Europäer, Australier und Amerikaner dort hin gehen werden, und weniger die Omanis selbst – vom Sultan jetzt mal abgesehen.

So jetzt aber zurück zum Heute. Um vom Souq zum Hotel zurück zu kommen, nehmen wir wieder zwei Taxen. In einem fahren vier Personen mit, woraus sich ein Preis von vier Rial ergibt. Im anderen fahren nur drei Personen mit, dann macht die Fahrt drei Rial. Ja nee, ist ja auch logisch oder. Aber wie es der „Zufall“ so will, werden wir heute nach Salalah fliegen, also jener Stadt, in der der heutige Sultan seinen Vater entmachtet hat. Muscat hat zwei Flughäfen, einmal den Royal Airport, da wir aber weder im Namen des Sultans unterwegs noch Staatsgäste sind, müssen wir den benachbarten normalen International Airport nehmen. Der Flug dauert gerade mal 80 Minuten, in denen aber sogar eine Mahlzeit serviert wird, logistisch fast schon eine Meisterleistung. Der Flughafen in Salalah ist deutlich übersichtlicher als in Muscat, wobei auch der nicht wirklich groß ist. Jedenfalls landen wir in Salalah und halten in der Nähe des Terminals. Das restliche Stück zum Gebäude gehen wir übers Rollfeld zu Fuß. Die Suche nach dem richtigen Gepäckband ist wieder sehr einfach: es gibt nur eins. Während wir auf unser Gepäck warten, fällt auf, wie viele hier offensichtlich mit einem Karton, oder auch mal mit einer großen unförmigen Metallkiste reisen. Aber egal, die Hauptsache ist ja, das das Gepäck heil da ankommt, wo man selbst auch ist. Und das hat geklappt, was will man mehr. So können wir das letzte Stück zum Hotel in Angriff nehmen.

 

28.10.2009      11. Reisetag - Salalah

Am heutigen Tag ist ein bisschen Sightseeing in Salalah und Umgebung angesagt. Immerhin ist Salalah mit etwa 100000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Oman. Und durch den größten Hafen des Landes auch wirtschaftlich wichtig, davon bemerkt man in der Stadt aber nicht viel. Die Häuser hier sind sehr niedrig, kaum mal hat eines drei Geschosse, obendrein sind einige hier schon ein bisschen baufällig. Als erstes fahren wir am heutigen Tag das Weihrauch Museum an. Das Museum ist in mehrere Teilbereiche unterteilt. Der erste Teil hat die Seefahrt als Thema. Es geht dabei um die Dauh und die verschiedenen Bauformen, eben je nach Einsatzzweck. Aber auch die Navigation damals und auch heute wird gezeigt. Im Außenbereich ist auch eine kleine Hafenbucht nachgebaut, wie sie früher hier typischerweise für die Segler genutzt worden ist. Ein anderer Bereich des Museums beschäftigt sich mit der Geschichte des Landes, so sind etwa 4000 Jahre alte Zeugnisse der Besiedlung zu sehen, aber auch die jüngere Geschichte nach der Machergreifung 1970 des heutigen Sultans wird ausgiebig und in „schillernden“ Farben dargestellt. Seine Verdienste um das Land sind sicherlich außergewöhnlich, aber ein bisschen die Rosa-Brille hat das Museum schon auf.

Daran anschließend gehen wir auf den hiesigen Souq, der trotz der überschaubaren Größe ein bisschen unübersichtlich ist. Es fällt aber auf, dass hier sehr viel mehr Frauen die Geschäfte betreiben. Auch der Anteil sehr stark verschleierten Frauen ist hier deutlich höher. Dabei sind die Kopftücher eigentlich immer schwarz, aber die restliche Kleidung ist hier im Dhofar, wie das Gebiet hier genannt wird, im Gegensatz zu den bisher gesehen Landesteilen deutlich bunter. Deutlich größer ist hier auch das Angebot an Weihrauch in verschiedenen Qualitäten, aber auch Düfte und Gewürze werden hier zahlreich angeboten. Allerlei Früchte wie Papaya, Bananen, Süßkartoffeln und Kokosnüsse bis hin zum Zuckerrohr werden eher an Ständen an den größeren Straßen angeboten. In der ganzen Stadt sind dafür kleine Plantagen angelegt, was Salalah sehr grün erscheinen lässt, aber eben auch etwas kleinstädtischer. Hier sind auch kaum noch Dattelpalmen sondern vielmehr Kokospalmen zu finden. Wobei ich hier zum ersten Mal die ganzen Kokosnüsse gesehen habe. Bei uns im Supermarkt findet man eigentlich nur den Kern, mit seiner bräunlichen Farbe. Der ganze Aufbau sieht aber eigentlich wie folgt aus: Außen ist eine wachsartige Hülle – je nach Sorte und Reifegrat meist grün bis gelblich/braun, darunter befindet sich eine faserige Mittelschicht (Kokosfaser). Dann kommt ein steinharter brauner Kern. Das ist dann der Teil, der auch noch bei uns im Supermarkt ankommt, der äußere Rest wird wegen der Transportkosten schon im Produktionsland entfernt. An diese harte Schicht schließt sich dann das weiße Fruchtfleisch an. Innen sind Kokosnüsse dann je nach Reifegrat bis zu etwa 95% mit weißer Kokosmilch gefüllt. Wobei die Kokosmilch, die es bei uns zu kaufen gibt, aus püriertem und mit Wasser angereichertem Fruchtfleisch besteht. Jedem sind sicherlich schon mal die drei „Augen“ in der steinartigen Schale aufgefallen. Darunter befinden sich die eigentlichen Keimlinge, von denen aber immer nur einer auch wächst. Die gesamten Kokosnüsse sind zwischen 1 und 2,5kg schwer und haben etwa die Größe eines Kopfes. Die Früchte sind auch nicht wirklich rund, sondern haben eher ein bisschen eine Ei-Form. Genau genommen sind Kokosnüsse eigentlich nicht einmal Nüsse sondern eigentlich Steinfrüchte. In Amerika entsteht zurzeit ein Trend zum Kokoswasser als Getränk. Dabei handelt es sich um eine fast klare Flüssigkeit aus dem inneren einer unreifen Kokosnuss. Anfangs befindet sich etwa 1ltr dieser Flüssigkeit, reich an Mineralien aber noch sehr arm an Kalorien, in einer Kokosnuss. Geschmacklich ist das Kokoswasser ein bisschen fad. Mit zunehmender Reife verschwindet das Kokoswasser. Das an die Stelle tretende Fruchtfleisch ist dann reichlich mit Fett angereichert – etwa 36%. Dazu mal ein Vergleich: eine Tafel Schokolade hat etwa 550 Kalorien, 100gr Fruchtfleisch der Kokosnuss bringt es auf etwa 360 Kalorien. Datteln haben auch rund 280 Kalorien je 100gr, nur handelt es sich dabei um 65gr Kohlenhydrate und nur etwa 0,5gr Fett. Da die Datteln eben auch noch reichlich mit Magnesium, Calium, Kalcium und allen Arten von Vitaminen versorgen, sind sie als Nahrungsmittel deutlich gesünder als Kokosnüsse.

So nun aber genug von Kokosnüssen. Hier in Salalah ist eines der beiden großen Anbaugebiete für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Das andere ist Batinah, oder genauer gesagt der Küstenstreifen dort. Das Gebiet zieht sich von der Grenze zu den Vereinigten Arabischen Emiraten bis nach Muscat hinunter. Dort ist die Erde zwar relativ fruchtbar, nur ist dort nur durch künstliche Bewässerung auch Landwirtschaft überhaupt möglich. Wenn man Salalah in Richtung Taqua verlässt, kommt man nicht nur am alten Palast des vorigen Sultans, den zuletzt bis zu ihrem Tode dessen Frau bewohnt hat, vorbei. Auf der anderen Straßenseite sieht man riesige Plantagen des Sultans, auch hier wird ausgiebig künstlich bewässert. Da das Land hier flach ist und die Plantagen sehr ausgedehnt, benutzt man hier aber keine falaj-Systeme sondern riesige Beregnungsanlagen. Ob es nun bei dieser Sonneneinstrahlung sonderlich geschickt ist, am Tage zu beregnen, lasse ich mal dahin gestellt. Aber diese Vorgehensweise haben wir auch schon an den grünen Straßenrändern der großen Ausfallstraße und Innenflächen der zahlreiche Kreisverkehre in Muscat beobachtet. Und noch etwa fällt an den Straßen auf, an zahlreichen Überlandstraße gibt es Straßenbeleuchtungen, wenn sie auch hier außerhalb von Salalah aber in der Nähe des Palastes deutlich mondänder aussehen. Neben seinen Plantagen ist hier bei Salalah auch das Gestüt des Sultans untergebracht. Araberpferde waren einst ein kostbares Exportgut des Omans. Heute versucht man hier eher das reinrassige Araberpferd zu bewahren. Genauso zählen zu den rund 400 Pferden aber auch ganz andere Rassen, so sind hier auch zwei Friesen zu Hause.

Das Ziel dieser Fahrt soll aber eigentlich die Stadt Al-Balid sein, wobei es eine längst verlorene Stadt ist. Hier war früher ein wichtiger Ort für den Weihrauchhandel. Er lag an einer kleinen Bucht mit zwei Wasserarmen, wenngleich heute eine Sandbank die Öffnung zum Meer verwehrt. Aber heute besteht der Ort ja auch nur noch aus Ruinen. Die Stadtmauer ist noch recht gut erhalten, von den Gebäuden sind kaum mehr als die Grundrisse erkennbar, aber sie waren auf jeden Fall sehr klein. Auch die Wege zwischen den Gebäuden reichten gerade mal für Fußgänger. Heute sind hier neben den Ruinen in einiger Entfernung nur noch Kamele, ein paar Flamingos und Rinder zu erkennen. Wobei letztere vor allem an dem kleinen etwas grüneren Streifen am Wasser zu finden sind.

Ein anderes Zeugnis der Vergangenheit sind die Fußspuren vom Kamel des Propheten Saleh. Der Prophet Saleh predigte einst für einen Gott, Götzenanbeter forderten ihn auf, einen Beweis für „seinen“ einen Gott zu bringen, weil sie fürchteten, er könnte das Volk gegen sie aufbringen. Der Beweis sollte ein Kamel sein, das aus den Felsen erwächst. Das Kamel erschien, aber Saleh warnte die Bewohner davor, dem Kamel etwas anzutun, obwohl es bereits am ersten Tag ihren Brunnen leer trank. Sie hörten nicht auf ihn, drei Tage später starben alle Götzenanbeter der Stadt. Soweit zur Geschichte, die Abdrücke des Kamels auf den Felsen sind heute mit einem Gebäude überbaut worden, sie könnten sicherlich mit etwas Phantasie von einem Kamel stammen. Aber wer weiß, wie gerne Kamele auf felsigem Untergrund unterwegs sind, der mag vielleicht auch zu einem ganz anderen Schluss kommen. Wie dem auch sei, wir machten noch einen kleinen Stop am Al-Hisn Palast in Salalah. Es ist ein mächtiges Bauwerk mit einer wehrhaften Ausstrahlung. Aber wirklich aufgefallen ist mir ein Turm mit einer Uhr. Für Europa oder westliche Hemisphäre sicherlich nicht ungewöhnlich, aber im Oman die einzige „öffentliche“ Uhr, die ich gesehen habe.

Für den restlichen Tag stand nur noch Muße auf dem Tagesprogramm. So bin ich am späteren Nachmittag noch ein bisschen direkt am Hotel beginnenden Strand entlang gegangen. Blöd war nur, dass ich, da ich nur ein bisschen durch die Ausläufer der Brandung laufen wollte, keine Kamera dabei hatte. Denn es gab einen grandiosen feuerroten Sonnenuntergang – Künstlerpech.

 

29.10.2009      12. Reisetag - Rub-Al-Khali


Da wir heute etwas später losfahren wollen, bleibt mehr als genug Zeit sich für den Sonnenaufgang auf die Lauer zu legen. Wenn der auch bei weitem nicht so spektakulär wie der gestrige Sonnenuntergang ist, so ist es doch immer wieder ein schöner Moment das Hier und Jetzt zu genießen. Es gibt ja auch jeden Tag zu Hause einen Sonnenaufgang und einen Sonnenuntergang, und doch „gönnt“ man sich das Farbspiel nur im Urlaub. Sonst ackert man nur in der alltäglichen Tretmühle, dabei wäre es eigentlich nicht mal so schwierig sich dafür hin und wieder ein bisschen Zeit frei zu räumen. Hier im morgendlichen Salalah lege ich jedenfalls noch mit einem morgendlichen Bad im Indischen Ozean nach. Das Wasser hat eine schöne Brandung und eine angenehme Temperatur. Die Kälte treibt einen jedenfalls nicht raus.

Am Vormittag ging es dann wieder mit Jeeps in Richtung Norden aus Salalah hinaus. Dazu muss man zuerst über die Berge, denn Salalah liegt, wie ja schon mal gesagt, auf einer von etwa 800m hohen Bergen umgebenen fruchtbaren Ebene, die andere Seite der Stadt wird dann auch schon vom Meer begrenzt. Auch hinter den Bergen ist das Land noch erstaunlich bewachsen, auch wenn das Gras inzwischen braun geworden ist. Diesen Bewuchs verdankt die Gegend einem Phänomen, dass es auf der arabischen Halbinsel nur hier gibt: Monsun Regen. In den Sommermonaten liegt die Gegend in einem mehr oder weniger andauernden Nebel. Ein Schauspiel, das in diesen Monaten viele Touristen aus den arabischen Ländern anzieht. Für den Mitteleuropäer ist das eher nicht die optimale Reisezeit, es ist neben der hohen Luftfeuchtigkeit auch noch für uns unerträglich heiß. Auf jeden Fall bekommen wir wegen des Monsuns hier etwas anderes zu sehen, als nur karge mehr oder weniger unbewachsene Berge. Die Berge sind hier auch deutlich runder geformt, und haben durch die einher gehende Erosion ihre Ecken und Kanten bereits eingebüsst. Überhaupt geht man davon aus, dass die Berge im Oman bei ihrer Entstehung deutlich höher gewesen sind, die Schätzungen gehen von bis zur doppelten Höhe aus. In den Täler und Einschnitten gibt es hier einen fast deckenden Bewuchs, zu dem auch eine Reihe von Büschen beitragen, etwas was wir bisher eher in den Wadis gesehen haben, aber nicht an den Bergen. Durch den Bewuchs grasen hier auch deutlich mehr Tiere, dabei sind es neben den Kamelen nur relativ wenige Ziegen, dafür aber deutlich mehr Rinder. Unter denen sind auch einige, die fast als Schwarzbunte durchgehen könnten.

Nach einer Zeit halten wir noch mal an einer Tankstelle, um noch einmal Benzin aufzunehmen, dabei passte laut Tankanzeige kaum etwas hinein. Kurz hinter der Tankstelle kommt noch ein Hinweis: Nächste Tankstelle 200km, dabei sind wir hier auf der wichtigsten Verbindungsstraße von Salalah nach Muscat. Die Landschaft geht auch schon in ein Wüstenpanorama über. Hier, aber etwas abseits von der Straße nur noch wegen der großen Silos sichtbar, lebt auch ein Millionenvolk, genauer gesagt werden hier in insgesamt neun Anlage gleichzeitig etwa 1,6 Millionen Hähnchen gemästet. Dazu hat man eine eigene Futtermühle, die etwa 15t Futter in der Stunde für die Tiere produziert. Man hat diesen Platz gewählt, da es kaum bis keine anderen Tiere in der Gegend gibt und hier auch keine Route von Zugvögeln verläuft, die etwaige Krankheiten einschleppen könnten. Gleichzeitig hat man eine eigene Wasserversorgung und durch die noch neue Teerstraße eine relativ gute Verkehranbindung. Man produziert hier etwa 25% des Bedarfs vom Oman. Natürlich werden dann die Tiere gemäß der islamischen Scharia von Hand geschlachtet.

Nach einigen weiteren Kilometern verlassen wir auch die Straße, um auf einer Piste tiefer in die Rub-Al-Khali hinein zu fahren. Sie gilt als die größte Sandwüste der Erde, und bedeckt einen großen Teil der südlichen arabischen Halbinsel, mal abgesehen von einem schmalen Küstenstreifen. Sie wird als das leere Viertel bezeichnet. Und dem kleinen bedeutungslosen Menschen wird auch schnell klar, wie passend der Name ist. Es ist an dieser Stelle einfach eine unglaubliche Weite randvoll gefüllt mit „Nichts“, absolut Nichts. Man freut sich fast schon über eine Bodenwelle, und selbst die sind selten. So fahren wir mit knapp 100km/h über die Wüstenpiste. Es wächst kein Strauch oder auch nur Grasbüschel, es liegen praktisch keine Steine herum, es ist einfach nichts da, bis zum Horizont nicht mal eine Sandverwehung. In einiger Entfernung vielleicht mal eine Windhose, aber ansonsten ist vor uns nur der aufgewirbelte Staub des vor uns fahrenden anderen Jeeps.

Nächster Halt ist dann Shisr. Man entdeckte hier die Ruinen von Ubar, das Atlantis der Wüste. Der Ort hat eine sichere Quelle, was auch in der Umgebung zu sehen ist. Es gibt zahlreiche bewässerte Rundfelder. Sie werden von großen Beregnungsanlagen, die eben im Kreis laufen, künstlich grün gehalten. Wirtschaftlich macht das sicherlich keinen Sinn, aber man hat hier eben den Anspruch sich selbst mit landwirtschaftlichen Produkten versorgen zu können. Das wirklich besondere an diesem Ort ist aber eigentlich die Vergangenheit. Hier war einer der wichtigen Verkehrsknotenpunkt, von dem die großen Karawanen mit dem ehemaligen Reichtum der Gegend starteten: Weihrauch. Ubar war die letzte Oase, in der man die großen Karawanen von vermutlich 150 – 400 Kamelen, andere Quellen berichten von bis zu 2000 Tieren, mit Wasser versorgen konnte, bevor sie ihre mehr als zweimonatige Reise durch die Wüste begannen. Außer den Kamelen und natürlich den Händlern war vermutlich auch häufig eine kleine Streitmacht dabei, um sich vor den räuberischen Überfällen der Beduinen aus den Wüstenstämmen zu schützen. Andere Angaben sprechen von ca. 10000 Kamelen, die jedes Jahr ihre Fracht durch die Wüste trugen, bei einer Traglast von etwa 250kg ergeben sich daraus 2500t, oder anders ausgedrückt 100 LKW Ladungen. Die hier beginnende Weihrauchstraße ist mit etwa 5000 Jahren eine der ältesten und bekanntesten Handelswege der Welt. Dabei gab es eigentlich nicht nur eine Straße, sondern mehrere Wege, einer führte bis ins heutige Bahrain, ein anderer über das jordanische Petra. Anfangs war der Weihrauchhandel als Tauschhandel organisiert. Weihrauch war im alten Ägypten und auch in Rom sehr kostbar. Er wurde in seine Hochzeit von etwa 600 v. Chr. bis etwa 500 n. Chr. in Gold aufgewogen. Im Oman kosten 1kg Weihrauch heute je nach Qualität umgerechnet nur etwa 10 Euro. So konnten sich damals nur Kaiser, höhere Beamte und reiche Kaufleute das begehrte Harz leisten. Sowohl von Ägypten als später auch von den Römern gab es Expeditionen um die Herkunft des Stoffes zu erfahren, und so möglichst den Handel oder noch besser gleich das ganze Land unter die eigene Kontrolle zu bringen. Beide scheiterten schon bei der Ermittlung der Herkunft. Wozu sicherlich auch die reichlich lebensfeindlichen Wüsten auf der arabischen Halbinsel ihren Teil beigetragen haben. So gibt es zum Beispiel in der Rub-Al-Khali keine nennenswerten Oasen. Selbst für die Araber machte erst die Domestizierung des Kamels eine Wüstenquerung überhaupt möglich. Und die Frage der Orientierung und der Gluthitze am Tage tun ein Übriges. Auch die Händler verrieten nie den Ursprung ihrer Reisen. Geerntet wurde und wird der Weihrauch vom gleichnamigen Baum. Sie gibt es nur neben dem omanischen Dhofar, im Jemen, in Indien und am Horn von Afrika. Der etwa drei Meter hohe Baum wächst in Höhenlagen bis etwa 1200m. Er bevorzugt karge und heiße meist am Rande von Wüsten gelegene Lagen. Geerntet wird das Harz in den Sommermonaten durch das Anschneiden des Weihrauchbaums. Es tritt dann eine anfangs weiße harzig-klebrige Flüssigkeit aus. Nach ein paar Tagen kann dieser angeschabt werden. Diese Prozedur wird mehrer Male wiederholt. Mit jedem neuen Schnitt verbessert sich die Qualität. Nach der Ernte wird der Baum für mehrere Jahre nicht mehr geschnitten. Früher wurde der Weihrauch nicht nur durch Verbrennen als Duftstoff benutzt, in Ägypten wurde er auch bei der Einbalsamierung der Pharaonen verwand. Außerdem besitzt er noch bis heute ein weites Einsatzgebiet in der Naturmedizin. Ubar muss zu ihrer Hochzeit eine sehr wohlhabende Stadt gewesen ein. Auch dürfte bei ihrer Entstehung das Klima hier noch etwas gemäßigter gewesen sein. Warum die Stadt später aufgegeben wurde, ist bis heute nicht ganz klar. Es gibt Vermutungen, das sie durch ein Erdbeben zerstört worden ist, andere gehen auch davon aus, das eventuell der Einsturz einer riesigen Kalksteinhöhle, die Zerstörung der Stadt ausgelöst haben könnte, wobei noch heute Reste dieser Höhle zu finden sind. Möglich auch das das erste das zweite ausgelöst hat. Im Koran steht jedenfalls geschrieben, dass die Erde eine Stadt, deren Beschreibung durchaus auf Ubar passen könnte, verschlungen hat, da sie zu reich und lasterhaft geworden war. Lange war sie dann fast vergessen, und lebte nur in den vermutlich immer mehr ausschmückenden Geschichten der Araber weiter. Lawrence von Arabien prägte später den Begriff „Atlantis der Wüste“, wobei er es selbst, wie man heute weiß, mit der Wahrheit auch nicht immer zu genau nahm.

Nach unserer Mittagspause geht es weiter, wir halten noch kurz an einer kleinen Behausung, mit einer kleinen Tankstelle, einer einfachen Werkstatt und der Möglichkeit ein Getränk zu kaufen. Wer hier lebt, muss ein einsames Leben führen. Auf unserem ganzen Weg auf der Piste an diesem Tag, ist uns lediglich ein Fahrzeug entgegen gekommen, und das über Stunden. An einer Stelle konnten wir noch eine kleine Kamel-Karawane in einiger Entfernung sehen, aber ansonsten keine Menschenseele. Nach einiger Zeit der Fahrt beginnt sich die Landschaft langsam zu wandeln – nein keine blühenden Gärten, sondern erste Sanddünen. Wir besuchen noch kurz die Quelle von Al-Hasman. Hier finden sich auch noch ein paar Kamele, wobei die meisten schwarz sind. Dabei gilt je heller das Fell, desto wertvoller ist das Kamel. Eines der Kamele hatte sogar eine graue Farbe, bisher dache ich immer die Tiere gäbe es nur in Brauntönen, aber man lernt eben nie aus. Kamele sind im Oman sehr beliebt und gelten fast schon als Statussymbol. Auf dem Weg hier her sind wir auch an einer Kamelrennbahn vorbei gekommen. Der Islam verbietet aber das Wetten, so ist es auch hier verboten. Auch die Preisgelder sind eher gering, es geht dabei eher um Ruhm und Ehre. So werden hier die Kamele auch noch von Kindern geritten, was ja zum Beispiel in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht mehr der Fall ist. Dort sitzen kleine Roboter auf den Tieren, die Emiratis sind auch die Möglichkeit mehr als nur Ruhm und Ehre an den Kamelen zu verdienen. Sie zahlen zum Teil horrende Summen für gute Rennkamele.

Wir sind aber ja nicht auf Kamelen in der Wüste unterwegs, sondern mit Jeeps. Und unser Ziel, die Dünen der Rub-Al-Khali sind schon fast zum Greifen nah. Unsere Fahrer lassen keine Luft aus den Reifen, und so gibt es schon nach kurzer Wegstrecke ein Problem. Einer der beiden Jeeps bleibt bei der Überquerung einer kleinen Düne stecken. Genau dieses Malheur ist auch der Grund, warum man eigentlich niemals mit nur einem Fahrzeug in die Wüste fahren sollte. Von ausreichend Benzin und Wasser will ich da jetzt auch gar nicht anfangen. Sie sagten kurz vorher noch, bei ihnen wäre der Sand anders als in anderen Wüsten. Er wäre sehr „soft“. Und da bräuchte man den Reifendruck nicht absenken, und wir würden ja auch nicht tief in die Dünen hinein fahren. Jedenfalls schlagen wir schon bald unser Nachlager hier auf. Aber zuerst müssen wir natürlich noch nach Geoden suchen. Dabei handelt es sich um aus Sand gepresste Steinkugeln. Sie sehen von der Oberflächestruktur etwa wie Blumenkohl aus. Schlägt man sie aber auf, sind sie auf der Innenseite mit Quarzkristallen besetzt. Darüber hinaus sind sie hohl, was auch ihr geringes Gewicht erklärt. Man findet sie in mitnahmefreundlichen Größen von wenigen Zentimetern Durchmesser, aber auch in Fußballgröße gibt es welche. Bis heute ist nicht ganz klar, wie und warum sie entstanden sind. Überhaupt gibt es sie nur hier in der südlichen Rub-Al-Khali.

Heute gibt es einen Hauch von Abenteuer. Wer im Zelt schlafen möchte, schlägt dieses auf und legt zur Befestigung einfach sein „Wüstengepäck“ hinein. Denn eine Verankerung mit Heeringen ist im Wüstensand verständlicherweise ein bisschen schwierig. Während dessen kochen unsere Fahrer das Abendmahl – heute ist Kamelfleisch mit dem obligatorischen Reis im Angebot. Als Besonderheit des Speiseplans gibt es heute zusätzlich Nudeln, was ich bisher noch nirgends auf einer hiesigen Speisekarte gesehen habe, aber vielleicht habe ich auch nur nicht sorgfältig genug hingesehen. Mit dem mitgebrachten Holz wird ein kleines Lagerfeuer entzündet. Das macht die ruhige Wüstenstimmung perfekt. Dazu ein paar entspannte Gespräche am Feuer. Aber fast noch schöner fand ich es später im Schlafsack zu liegen, und um mich herum förmlich die Stille zu hören. Es brennt kein Licht, niemand der irgendwo herum werkelt oder auch nur einen Laut von sich gibt, kein Telefon, niemand will etwas. Einfach nur absolute Stille. Ein Ort an dem man auch gut mit sich allein sein kann, jedenfalls unter so gesicherten Verhältnissen wie hier bei uns. Über mir ein fast voller Mond und die hell funkelnden Sterne. OK, in Jordanien hatte ich im sehr einfachen Schlafsack plus Zelt nachts gefroren wie ein Schneider, hier hatte ich eine wärmere Variante von Schlafsack und kein Zelt dabei, und habe praktisch im eigenen Saft gelegen. Aber man kann eben nicht alles haben. Überhaupt war es hier in der Oktobernacht deutlich wärmer als im April in Jordanien.

 

30.10.2009      13. Reisetag - Muscat

Heute heißt es mit der Sonne aufstehen, was aber auch kein größeres Problem ist. Gestern sind wir trotz Lagerfeuer relativ früh in die Schlafsäcke gekrochen. Während der Nacht sind die Temperaturen merklich herunter gegangen. Gestern hatten wir hier 35 – 40°C, im Sommer sind auch Temperaturen jenseits der 50°C nicht ungewöhnlich. Heute Morgen hatten wir bei unserem Aufbruch gegen 8.00 Uhr 16°C. Also waren wir auch bei Sonnenaufgang noch deutlich vom Gefrierpunkt entfernt, was einem aber ja in der Wüste schon mal passieren kann. Man weiß zwar, dass es dort tagsüber heiß und nachts kalt ist, und doch ist man immer wieder überrascht, wie schnell die Temperaturen nach Sonnenuntergang fallen, und am Morgen dann auch wieder ansteigen.

Wir verlassen heute die Rub-Al-Khali auch schon wieder. Dazu nehmen wir mit den Jeeps den gleichen Weg, auf dem wir gestern gekommen sind, zurück. Schon dabei gewinnt man einen kleinen Eindruck davon, welche Strapazen es gewesen sein müssen, als die großen Karawanen noch durch die Wüste zogen. In diesem Bereich ist die Wüste ja meist flach bis völlig eben, aber wer mal eine der großen Dünen hinauf gelaufen ist, weiß wie anstrengend das ist. Die bis zu 300m hohen Dünen der Rub-Al-Khali werden auch noch vom Wind vorwärts bewegt, sie sind daher auch auf der dem Wind zugewanden Seite etwas fester, als auf der anderen Seite. Überhaupt sind die Formationen der Dünen nicht irgendwie wirr durcheinander. Wenn man sie sich von Weltraum ansieht, kann man erkennen, dass die Dünen scheinbar von Norden nach Süden verlaufen, was schlicht und einfach an den vornehmlichen Windrichtungen liegt. Insgesamt hat die Wüste eine Ausdehnung von etwa 780000km². Sie ist nahezu unbewohnt und gilt auch noch als wenig erforscht und als eine der unzugänglichsten Gebiete der Erde. Auch in der Wüste gibt es Niederschlag, er beträgt hier durchschnittlich etwa 50 ltr/qm im Jahr. Dadurch gibt es verständlicherweise nur wenige Lebewesen in dieser Wüste, es finde sich neben einigen wenigen Pflanzenarten, ein paar kleinere Nagetiere, Insekten und Spinnen. Wobei die Tiere nahezu komplett nachtaktiv sind, von ihnen sieht man am Morgen lediglich ein paar Spuren im Sand.

Mit dem Jeep ist man ja schon deutlich schneller als mit dem Kamel unterwegs, aber noch sehr viel schneller ist natürlich das Flugzeug, so sind wir nach weniger als 1,5 Stunden Flugzeit von Salalah nach Muscat gelangt. Im Hotel in Muscat, in dem wir jetzt schon zum dritten Mal einchecken, gibt es dann auch Gelegenheit den Sand aus Nase und Ohren wieder heraus zu waschen, es ist doch immer wieder erstaunlich, wohin der feine Wüstensand trotz des nur leichten Windes in der Wüste so kommt.

Am heutigen Abend begegnen wir noch einmal einer omanischen Familie in deren Wohnhaus. Wie es Sitte ist, zieht man sich die Schuhe nach dem Betreten des Hauses aus und wäscht sich die Hände. Da gleich noch ein Anmerkung dazu, den Wasserhähnen konnte man nicht mehr ansehen, ob sie jemals verchromt oder was auch immer waren, in Deutschland hätte man die sicherlich schon vor 25 Jahre ausgetauscht. Aber hier legt man nicht so sehr viel Wert auf die Ausstattung des Hauses. Es war überall sehr sauber, keine Frage, aber wenn da ein Riss in der Wand ist oder wie hier die Wasserhähne das Waschen der Hähne eigentlich ein bisschen absurd erscheinen lassen, dann ist das für die Omanis kein Problem. Dabei ist die Familie hier keineswegs arm, wie er uns später sagte, war er zum Beispiel mit seiner ganzen Familie vor ein paar Jahren drei Monate in den USA unterwegs. Wie überhaupt das Reisen und Kennenlernen von fremden Ländern und Kulturen hoch im Kurs steht. So war er selbst auch schon in Deutschland. Aber zurück zu unserem Besuch, bei ihm im Wohnraum gab es Sitzmöbel nach westlichem Vorbild, was aber eben nicht immer so sein muss. Gerade in ländlicheren Gegenden ist es normal auf dem Boden zu sitzen. Dabei sollte man aber immer darauf achten, dass die Fußsohle nicht auf andere schon gar nicht den Gastgeber zeigt. Es folgt eine kurze Runde der Vorstellung, woher wir kommen und was wir so machen. Weiter geht das Gespräch so um allgemeine Themen. Im Oman, wie in der ganzen arabischen Welt, ist es traditionell üblich, vor dem Essen die Neuigkeiten auszutauschen. Das Essen bestand heute Abend aus dem obligatorischen Reis, Kartoffeln mit Fleisch, Ziegenfleisch und dazu nicht angemachter Salat und selbstgebackenes Fladenbrot. Insbesondere das Fleisch wird hier ein bisschen anders angeboten als bei uns. Die Knochen, Sehnen und Knorpel werden nicht vorher entfernt, sondern eher alles in kleine Teile gehakt und dann gekocht. So ist das Fleisch eher etwas trocken und man hat eben einen Haufen Knochen und sonstiges dabei. Als Abschluss gab es frisches Obst und den obligatorischen mit Kadarmon versetzten Kaffee. Im Oman ist es, anders als bei uns, dann üblich auch kurz nach dem Essen zu gehen, also genau anders herum wie bei uns. Hier finden zuerst die Gespräch statt, dann das Essen. Ganz allgemein ist man im Oman relativ spät. Im Oman kommt man zu einer Familieneinladung übrigens auch nicht mit einem kleinen Geschenk, wenn man seinen Dank für die Einladung ausdrücken möchte, schickt man am nächsten Tag einen Boten mit einer kleinen Aufmerksamkeit und ruft am nächsten Tag noch einmal an, und bedankt sich im Nachhinein dafür. Vielleicht noch eine Besonderheit bei so einem Abendessen, der Gastgeber selbst isst üblicherweise nicht mit. Und wo wir schon beim Essen sind. Das Essen ist für uns Europäer gut verdaulich. Wie unsere Reiseleiterin sagte, gibt es praktisch nie Probleme mit Unverträglichkeiten oder anderen Problemen des Verdauungstraktes, was ich auch so bestätigen kann. Ich bin was meine Ernährung angeht, sicherlich nicht gerade im „Mainstream“, ich lasse da einiges lieber aus, aber hier gab es damit keine „Probleme“. Die Preise für das Essen sind durchaus erträglich, wobei ich die Bandbreite etwa in den Hotels als relativ groß empfunden habe. Extrem günstig sind so kleine Mitnahmegerichte wie Shawarma. Dabei handelt es sich um Hühnchen oder Lammfleisch, das mit ein bisschen Salat in ein Fladenbrot gewickelt ist, alternativ gibt es oft Rührei statt des Fleisches. Diese „Sandwichtes“ sind oft schon für wenige Hundert Baisa zu haben. Beim Leitungswasser in den kleinen Restaurants ist durchaus ein bisschen Vorsicht geboten. Auch wenn erstes oft kostenlos ist, sollte man da lieber auf Mineralwasser oder andere Softdrinks setzen. Gerade in den kleineren Restaurants sieht man häufig Gäste mit den Fingern essen. Dabei neigen sie ihren Kopf in Richtung Tischplatte und formen dann mit der rechten Hand kleine Bällchen, die sie dann essen. Da sieht nicht immer wirklich sehr schön aus, aber funktioniert bei ihnen mit einer unglaublichen Geschwindigkeit. Auch wenn der Bereich um den Teller, nach der Mahlzeit so ein bisschen an ein Schlachtfeld erinnert.

Eine der bestimmenden Größen, wenn nicht die bestimmende Größe auch im Oman ist der Islam. Im Oman gibt es aber Religionsfreiheit und auch eine Judikative nach westlichem Vorbild, wenn auch mit zum Teil etwas anders gelagerten Gesetzen. Aber es gibt auf jeden Fall eine Gerichtsbarkeit. Den Religionsgemeinschaften ist es im Oman nicht erlaubt, Angehörige anderer Glaubensgemeinschaften aktiv zur Konvertierung zu drängen. Der Islam gehört neben dem Christentum und dem Judentum zu den drei großen Buchreligionen. Alle drei haben auch gemeinsame Wurzeln in der Abraham ein wichtige Rolle spielt. Auch Moses und Jesus sind für Muslime wichtige Wegbereiter des Islam, und auch die Thora und die Bibel gelten als heilige Bücher, das wichtigste ist aber der Koran. Im Koran sind nicht nur religiöse Dinge geregelt, sondern auch sehr alltägliche wie die Tischsitten, Verhalten beim Niesen, die Erziehung, das Verhältnis von Männern und Frauen, Erbrecht, Staatsrecht und Almosenvorschriften. Denn der Islam ist weit mehr als nur eine Religion, so kann es im Islam auch keine völlige Trennung zwischen Religion und Staat geben. Sogar ein Rechtssystem mit der Scharia ist Teil des Islams. In einigen muslimischen Ländern gehört die Scharia auch heute noch zum praktizierten Recht, inklusive der Steinigung oder öffentlichen Abtrennung von Gliedmaßen. Vielleicht noch zwei Begrifflichkeiten: Das arabische Wort Islam bedeutet soviel wie „Völlständige Hingabe“, Menschen die den Islam praktizieren sind dann die Muslime. Ein Muslim würde sich aber niemals als Mohammedaner bezeichnen. Das wäre auch ein unglaubliche Anmaßung, da der letzte und endgültige Prophet Mohammed für sie der gesandte Gottes, also ein Mensch war. Aber nicht wie Jesus im Christentum der Sohn Gottes, da Allah (arabisch= Gott) keinen Sohn haben kann. Auch der Glaube an den einen Gott verbindet die drei Buchreligionen.

Wie schon angedeutet bezieht sich der Islam auf Mohammed. Wer war nun dieser Mohammed? Er wurde im Jahre 570 nach unserer Zeitrechnung geboren. Der arabische Kalender richtet sich ja anders als unser gregorianische nach den Mondphasen, was zur Folge hat, das sich das Jahr zu unserem jedes Jahr um 11 Tage nach vorne verschiebt. Auch so heilige Feste wie der Ramadan, die gemeinsame Fastenzeit, ist nach den Mondphasen festgelegt und findet im neunten Monat statt. Daher kann sich auch der genaue Beginn des Ramadan in den verschiedenen islamischen Ländern leicht verschieben. Aber zurück zu Mohammed, er war Sohn eines Kaufmanns, der aber bereits relativ jung verstarb. So begann Mohammed schon früh sein Geld als Karawanenführer zu verdienen. Er arbeitet dabei auch für seine spätere Frau einer Kaufmannswitwe. Durch seine Reisen erhielt er schon früh einen Einblick in andere Kulturen und Stämme. Denn zu dieser Zeit war die arabische Welt noch sehr stark in Stämmen organisiert. Er selbst lebte in Mekka, wo schon damals die Kaaba, der schwarze Stein, ein Heiligtum war, man aber viele Götter hatte. Im Jahre 610 erschien Mohammed der Engel Gabriel und verkündete ihm Allahs Wort. Er selbst begann die gesellschaftlichen Regeln und Sitten anzuprangern, und er verlegte sich darauf, dass es nur einen Gott gibt. Gerade das brachten ihm eine Menge Feindschaften ein, da die Bewohner von Mekka um ihren Einfluss auch durch das Heiligtum Kaaba fürchten. So musste Mohammed im Jahre 622 n. Chr. sein Heimatstadt verlassen und zog in das benachbarte Medina, wo seine Reden auf sehr viel fruchtbareren Boden fiel. Dieses Jahr gilt auch als Gründungsjahr des Islams. In der Folge kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Mekka und Medina, die schließlich Mohammed mit seinen Gefolgsleuten gewann und so auch zum Führer in Mekka wurde. In der Folgezeit breitete sich der Islam sehr schnell über die arabische Halbinsel und auch das nördliche Afrika aus. Das geschah teilweise durch Kriege, teilweise aber auch durch freiwillige Übernahme des Glaubens wie im Oman. Im Jahre 632 starb Mohammed in Medina. Die Ausbreitung wurde auch durch die vier Kalifen (Kalif : arabisch Nachfolger) vorangetrieben. Der neue Glaube ermöglichte die zerstrittenen Stämme zu vereinen und gemeinsam für Allah zu kämpfen. Auch nahm der neue Glaube erstaunliche viele Elemente der eroberten Gebiete und besiegten Völker auf, was die Integration wesentlich erleichterte. Die ersten vier Kalifen waren Abu Bakr, Omar, Othman und Ali, sie werden auch als die Rechtgeleiteten bezeichnet. Es kam aber immer wieder zu Streitigkeiten über die Führungsanspruch, die nach der Ermordung Alis in eine Aufspaltung des Islam mündete. Die Schiiten erkennen nur die direkten Nachfolger Ali an, während die Sunniten keine direkte Blutsverwandtschaft als erforderlich erachten. Die Sunniten haben heute einen Anteil von 80 – 90% der rund 1,6 Mrd. Muslime. Eine weitere Splittergruppe waren die Kharijiten aus denen die heutigen Ibaditen, die eine deutlich liberalere Einstellung hatten, hervor gingen. In ihren Augen durfte der Glauben nicht für Kriege missbraucht werden. Sie waren deutlich toleranter gegenüber Andersgläubigen und hatten Anfänge von demokratischen Strukturen. Bei ihnen wurden die Imame, also ihre Führer, von der Umma, der Gemeinschaft der Gläubigen gewählt. Bewerber musste lediglich eine religiöse Bildung und politisches Geschick vorweisen können. Sogar eine Abwahl war möglich. Zwischen Ibaditen und Sunniten kam es schon kurze Zeit später zu Verfolgungen, was dafür sorgte, das die Ibaditen in die unzugänglichen Berge des Omans flohen. So ist der Oman heute das einzige Land, das mehrheitlich von Ibaditen bewohnt wird.

Der Imam bei den Ibaditen hat vor allem die religiöse Macht, aber anders als etwa bei den Sunniten nur wenig weltliche. Dafür gab es einen Sultan. Beide wurden gewählt, es war sogar möglich, dass eine Position eine zeitlang nicht besetzt wurde, wenn sich kein geeigneter Bewerber fand, oder aber jemand sowohl Imam als auch Sultan in Personalunion war. Durch die Zweiteilung der Macht kam es im Verlauf der Zeit aber auch immer wieder zu Kämpfen zwischen dem Imam und dem Sultan. Zeitweilig war der Oman auch aufgeteilt, so unterstand die Küstenregion dem Sultan und das innere des heutigen Oman dem Imam. Heute hat der Oman lediglich einen Sultan, das Amt des Imam wurde 1950 abgeschafft.

Aber zurück in die ältere Geschichte. In der ersten Hälfte des Mittelalters erlebte der Islam einen ungeheuren Aufschwung. Es gab viele Gelehrte, die sowohl Bücher übersetzten als auch in der Astrologie, der Medizin und vielen Wissenschaften führend war. Mit den Christen gab es bis zu den Kreuzzügen eine mehr oder weniger friedliche Toleranz. Durch das Blutbad, das die Kreuzritter in Jerusalem anrichteten, kam es zur offenen Feindschaft. Das Ende des großen islamischen Reiches besiegelten dann aber die Mongolen mit der Einnahme von Bagdad im Jahre 1258. In der Folgezeit drängte man auch in Europa die Muslime aus Spanien zurück, gleichzeitig rückten aber die Osmanen bis vor die Tore von Wien. Obwohl diese keine Zwangskonvertierungen durchführten, gehen auf sie die muslimischen Gemeinden in Bosnien und Albanien zurück. Nicht zuletzt aus diesen religiösen Spannungen zerfiel ja auch das damalige Jugoslawien im ausgehenden 20 Jahrhundert. Nach dem Zerfall des omanischen Reiches fiel auch die Hochkultur des islamischen Raumes vom Fortschritt in eine Rückständigkeit gegenüber Europa. Zahlreiche Gebiete wurden in der Folgezeit zu Kolonien vor allem der Briten aber auch der Franzosen. Noch heute bestehen zahlreiche Grenzen, die diese beiden Länder auf Karten gezogen haben, weil sie nie selbst in diese Landstriche vorgedrungen sind. So wurden einige Grenzen von Saudi Arabien noch sehr viel später in Abgekommen vor nicht einmal 40 Jahren geregelt. Streitpunkt war dabei in der jüngeren Geschichte eigentlich weniger das Land selbst, sondern die Bodenschätze wie Öl und Gas die sich darunter befinden.

Jetzt noch ein paar weiter Informationen zum Islam im Allgemeinen. Der Leitfaden für das Leben der Muslime ist der Koran. Es gilt als reines Buch, so hat man sich vor dessen Studium zu waschen, wobei die Reinheit hier natürlich auch im übertragenen Sinn gilt. Auf dem Koran darf kein anderes Buch liegen. Es beschreibt die fünf Pflichten eines Muslims. Dazu zählen das Glaubensbekenntnis, die Pilgerfahrt nach Mekka, das Fasten im Ramadan, die Almosengabe und das Beten. Schon hier sind ein paar Punkte dabei, die den Islam zu einer Zeit zu einer sehr fortschrittlichen Einrichtung machten. Das gemeinsame Fasten im Ramadan soll ein starkes Gemeinschaftsgefühl bestärken. Gleichzeitig aber auch zum Nachdenken anregen. Während des Fastens ist es verboten zwischen Sonnenauf- und Untergang zu essen, zu trinken, zu rauchen oder auch menschlichen Gelüsten nachzugehen. Ausgenommen davon sind Kranke, schwangere Frauen, Kinder oder Reisende. Erwachsene müssen die Fastentage aber nachholen. Am Ende des Ramadan gibt es dann ein großes dreitägiges Fest. Bei der Abgabe der Almosen muss man zwischen den sadaka, den freiwilligen Abgaben, und dem zakat unterscheiden. Letzteres bedeutet soviel wie moralische Reinheit. Dabei sind alle Muslime aufgerufen einen bestimmten Teil ihres Vermögens abzugeben. Mit dem Geld werden die Armen unterstütz, oder auch soziale und religiöse Einrichtungen geschaffen. Dabei ist es umstritten, wer wie viel zahlen sollte, da dies im Koran nicht festgelegt worden ist. Wie ja schon weiter oben angedeutet, greift der Koran aber nicht nur religiöse Themen auf. Auch wenn man es heute kaum glauben mag, aber er verbesserte die Lage der Frauen dramatisch. Er beschrieb eine Beschränkung auf vier Frauen, zuvor hatten Männer zum Teil sehr viel mehr. Zum Teil wurden sie sogar verkauft oder vererbt. Dazu kam, das alle Frauen gleich behandelt werden mussten. Zuvor konnten Frauen in weiten Teilen des arabischen Raums nichts erben. Außerdem wurde für eine Eheschließung jetzt die Zustimmung der Frau zwingend notwendig. Auch bei der Hygiene setzte der Koran zu seiner Zeit Maßstäbe. So wurde sehr viel Wert auf Reinheit gelegt, nicht nur zu den Gebeten, auch sonst wurden die Menschen bei vielen Gelegenheiten dazu angehalten. Auch das die Nahrung nur mit der rechten Hand zum Mund geführt werden soll, diente genau diesem Zweck. Dadurch war die linke Hand frei, die schmutzigen Dinge zu tun, ohne das Krankheitserreger sofort mit der Nahrung aufgenommen wurden. Auch die Gastfreundschaft ist im Koran beschrieben, so hatte man einem Reisenden Schutz zu gewähren und mit Nahrung und vor allem frischem Wasser zu versorgen. Diese Gastfreundschaft währt aber nur drei Tage, dann ist es genauso auch die Pflicht des Reisenden weiter zu ziehen, damit wurde dafür gesorgt, das Reisende die Gastgeber selbst nicht über Gebühr belasteten, denn das Leben in der Wüste ist durch Mangel und Entbehrungen geprägt. Auch das diente enorm den Reisemöglichkeit und damit den Handelsmöglichkeiten, die ja auch Mohammed während seiner Zeit als Karawanenführer kennen gelernt hatte. Wobei die Menschen auf der arabischen Halbinsel immer schon Beduinen und damit Nomaden waren, und dadurch bedingt auch immer schon Handel getrieben haben. Überhaupt ist im Koran den Reisenden ein paar Sonderrechte zuerkannt worden. So darf ein Muslim auf Reisen die eigentlich geforderten fünf Gebete am Tag auf drei zusammen legen. Auch besonders auf die Reisenden ist das Recht gemünzt, auf Reisen die Waschungen notfalls mit Sand durchführen zu dürfen, um kostbares Wasser zu sparen. Nicht geregelt ist im Koran allerdings das Aussehen einer Moschee. Oder auch nur das zum Gebet eine Moschee aufgesucht werden sollte. Üblich ist es eigentlich nur auch nur am Freitag. Unter der Woche betet man an dem Ort, an dem man sich gerade befindet. Aber auch da ist es nun nicht so, das jeder Muslime, wenn der Muezzin ruft, augenblicklich mit dem Gebet beginnt. Ja sehr viele lassen es auch aus, aber die Anhänger des christlichen Glaubens, sind ja nun auch nicht gerade jeden Sonntag in der Kirche zu finden. Nicht zuletzt wegen der Vermengung von Staat und Religion sind aber viele Araber eben sehr gläubig. Er glaubt auch, dass Allah sein Schicksal bestimmt. So antworten sie auch auf viele Pläne und Absprachen für die Zukunft mit „Insha´allah“, was soviel bedeutet wie so Allah will.

So als letztes noch ein paar politische Ansichten und Ansätze. Im Oman stehen die Menschen Dingen wie Jihad oder Märtyrern sehr skeptisch gegenüber, weil man glaubt, dass diese von einigen wenigen „Irrgläubigen“ völlig falsch gebraucht werden. Der Jihad beschreibt nach Meinung der meisten Muslimen eher den Kampf mit sich selbst, den eigenen Glauben zu stärken und bei den eigenen Prüfungen zu bestehen, nicht aber ein Kampf gegen andere. Auch der Märtyrertod ist für sie falsch, da der Koran es verbietet, sich selbst umzubringen. Ja man glaubt sogar, dass die ganze Familie dafür von Gott gestraft wird. In der Sure 60, der Koran ist in 114 Suren aufgeteilt, ruft der Koran sogar zur Gerechtigkeit gegenüber den anderen Buchreligionen auf. Natürlich steht in der Sure 2, Vers 191 „Und tötet die heidnischen Gegner, wo immer ihr sie zu fassen bekommt, … denn das ist der Lohn der Ungläubigen.“ Bereits im nächsten Vers 192 steht dazu aber auch noch folgendes: „ … greifen sie euch an, dann schlagt sie tot, … aber wenn sie ablassen, ist Allah verzeihend und barmherzig, … so sie ablassen sei keine Feindschaft“. So sind auch viele der Kriege im islamischen Raum eher politisch motiviert, und weniger in der Religion begründet, mit der sie dann aber später legitimiert werden sollen. Aber das kennen wir in der westlichen Welt ja genauso. So als wirklich letzten Punkt noch eine persönliche Anmerkung: Ich habe ein bisschen den Eindruck, das der Islam auch deshalb in der Welt den Anschluss ein wenig verloren hat, weil man Mohammed als den letzten und endgültigen Propheten ansieht. Also kommt da nichts mehr, so wie er es beschrieben hat, so muss es sein und bleiben. Dass sich die Anforderungen ständig ändern, kann da nicht mehr ausreichend berücksichtigt werden. So modern der Koran bei seiner Entstehung auch war, für das was dort geschrieben steht, hat man in Europa zum Teil noch 1000 Jahre gebraucht, so sehr ist er inzwischen auch in die Jahre gekommen.

 

31.10.2009 + 01.11.2009      14. + 15. Reisetag - Muscat + Heimreise

Nun sind wir an unserem letzten Tag im Oman schon das dritte Mal in Muscat, da wird es natürlich mal langsam Zeit, sich auch ein paar Sehenswürdigkeiten der Stadt anzusehen. Die erste ist die Sultan Qaboos Moschee. Sie ist die einzige Moschee im Lande, die auch von Nicht-Muslimen besichtigt werden darf. Gleichzeitig ist sie auch die größte des Landes. Sie wird eigentlich nur als Freitagsmoschee oder zu besonderen Feiertagen genutzt. Es dominieren Marmor und Sandstein – etwa 300000 t davon, wobei diese zuerst hier her geschafft worden sind, und dann vor Ort von zumeist Arbeitern aus Pakistan, Indien oder Bangladesh vor Ort in Form gebracht und verbaut worden sind. Vielleicht hier noch ein paar Zahlen um die Größe des Bauwerks zu beschreiben: der große Gebetsraum für Männer misst etwa 61x71m, was für etwas 6000 Personen reicht, im Innenhof finden weitere 14000 Platz. Darüber hinaus gibt es im Gebetsraum für Frauen weiteren Platz für 750 Personen. Die Trennung der Geschlechter ist übrigens im Islam normal, dabei beten die Frauen hinter den Männern, das soll dafür sorgen, dass die Männer nicht vom „Allerwertesten“, der sich hinknienden Frauen beim Gebet abgelenkt werden. Der Kronleuchter im Hauptgebetsraum gilt mit seinen etwa 8x14m, einem Gewicht von etwa 8t und 1122 computerüberwachten Lampen als der größte der Welt. So müssen alle paar Monate die großen Tore geöffnet werden, damit man Gerätschaften herein bringen kann, um die Lampen zu tauschen, immerhin hängt das gute Stück von der 50m hohen Kuppel herab. Dazu muss auch der Teppich besonders geschützt werden. Er wurde in 27 Monaten in Einzelteilen gefertigt und dann hier miteinander verknüpft, es besteht aus etwa 1,7 Milliarden Knoten und wiegt etwa 71 t. Auch einen Zyklon hat er schon mitgemacht, der vor ein paar Jahren die Stadt ziemlich verwüstete und auch Schlamm- und Geröllmaßen durch die große Moschee trieb. Man hat es aber geschafft, den Teppich wieder tadellos zu reinigen, nur an den Ecken und Säulen sieht man noch ein bisschen, dass er nicht mehr hundertprozentig passt. Während der öffentlichen Besuchszeiten werden blaue Schutzauflagen ausgerollt, damit keine ungläubigen / unreinen Besucher den Teppich betreten. Dazu vielleicht noch ein paar Anmerkungen: Man betritt den Gebetsraum mit dem rechten Fuß und verlässt ihn mit dem linken zuerst. Außerdem sind am Eingang des Areals bewaffnete Posten, die auf die Einhaltung der Kleiderordnung achten. Frauen müssen langärmlige Kleidung tragen, das Haar bedecken und natürlich den Ausschnitt verhüllen. Für Männer und Frauen gilt es die Beine vollständig zu bedecken. Auf dem Gelände der Moschee gibt es natürlich ausreichend Möglichkeit für die religiöse Waschung und auch nummerierte Schuhfächer, da diese ja vor dem Betreten der Gebetsräume ausgezogen werden. Jeden Morgen wird der mit Marmor belegte Außenbereich auf Hochglanz poliert, was bei der gleißenden Sonne schon blendet, aber es ist eben in jeder Ecke blitzblank. Die Moschee ist das zweithöchste Gebäude der Stadt mit dem etwa 90m hohen Hauptminarett, dazu kommen noch halb so hohe in den Ecken des Gebäudes. Der Sultan hat per Erlass dafür gesorgt, das hier in der Stadt nicht ebenso wie etwa in Dubai die Hochhäuser das Bild der Stadt dominieren, lediglich ein Stockwerk eines Hotels ragt noch höher in den Himmel. Die Fertigstellung der Moschee war 2001 nach einer Bauzeit von etwa 6 Jahren, dem eine Ausschreibungsphase von 3 Jahren voraus ging, die dazugehörige Parkanlage mit dem nachempfundenen Falaj-System ist erst in den letzten Jahren dazu gekommen. So plätschert hier wie auch an einigen anderen Stellen in der Stadt den ganzen Tag das kostbare Wasser fröhlich vor sich hin. Das ist ohnehin etwas, was sich mir nicht so wirklich erschließt. Das meiste des verbrauchten Wassers stammt aus Meerwasserentsalzungsanlagen, was ja bekanntlich recht teuer weil sehr energieintensiv ist. Gleichzeitig gönnt man sich viele kleine Wasserspielereien, die Bewässerung der grünen Straßenränder an den Hauptverkehrswegen wird durch Sprinkleranlagen am Tage durchgeführt, wodurch das meiste Wasser nutzlos sofort wieder verdunstet. Lediglich an den unzähligen Blumenbeeten setzt man auf Tröpfchenbewässerung – natürlich auch am Tage.

Über so viel Wasser würden sich sicherlich viele der im naturhistorischen Museum gezeigten Tiere freuen. Wobei die meisten von ihnen sich ja sehr gut an die Gegebenheiten angepasst haben. Neben den Landtieren wird deutlich wie viele Vögel und Insekten, darunter auch viele Schmetterlinge, die man ja eigentlich nicht unbedingt erwarten sollte, man im Oman finden kann. Zu den sehr selten gewordenen Tieren gehören auch die arabischen Oryx. Sie sind deutlich kleiner als die in Namibia und haben eine sehr helle Fellzeichnung. Man hat sie vor ein paar Jahren wieder neu angesiedelt hat. Mit Unterstützung der Unesco wurden sie wieder im Lande gezüchtet und ausgewildert. Zeitweise waren es immerhin wieder etwa 150 Tiere, woraus durch Krankheit wieder 30 wurden. Da man nichts dagegen unternahm, war der Oman auch das erste Land der Welt, dem die Unesco das Prädikat Weltkulturerbe für ein Projekt wieder aberkannte. Aber da ist Deutschland mit den Elbauen bei Dresden ja auf dem Sprung das zweite Land zu werden.

Weiter ging es für uns zum Al-Alam Palast. Er liegt mitten in Muscat und dient dem Sultan zu Repräsentationszwecken. Man hat vor dem Eingangsbereich von ein paar Jahren einen ganze Straßenzug eingeebnet, nur um einen feudalen Zugang mit Säulen davor zu schaffen. Überhaupt wurde für den Bau ein großer Teil der Altstadt von Muscat abgerissen. Man ist eben noch nicht soweit auch einmal altes zu erhalten, man plant neu, reist ein und baut neu. Trotzdem hat sich Muscat zum Glück noch nicht in eine geschichtslose Glitzerstadt verwandelt. Es gibt gerade in den Abendstunden, die zuweilen etwas kitschig anmutenden Neonbeleuchtung mit um Bäume gewundenen Lichterketten, aber es gibt eben auch noch die arabischen Wohnviertel. Auch der Palast, den wir ja auch schon bei unserem Boostausflug vor ein paar Tagen vom Wasser aus gesehen haben, steht an einer Stelle, an der die Sultansfamilie schon früher einen Palast hatte. Dieser war inzwischen recht baufällig geworden. Man riss ihn ab, und baute einen größeren. Daran schlossen sich zahlreiche Erweiterung und oben erwähnte Säulengänge an, was dann eben die halbe Altstadt Muscats kostete. Sogar den alten Souq hat man dafür eingeebnet, was in der Bevölkerung nicht nur Fürsprecher fand. Gleichzeitig befinden sich aber auf zwei Anhöhen neben dem Palast Al-Alam zwei Lehmforts. Die beiden Festungen Mirani und Jalali, dazu hatte ich ja schon ein bisschen berichtet, beide sind inzwischen über 400 Jahre alt.

Nicht weniger Pompös als der Palast ist das Al-Bustan Palace Hotel. Es wurde wiederholt zu den zehn besten Hotels in der Welt gewählt. Ursprünglich wurde es für eine Konferenz der sechs Golfstaaten für die Kleinigkeit von geschätzt 250 Millionen Dollar gebaut. So sind in der obersten – der neunten Etage – lediglich sechs Suiten untergebracht, da dürfen natürlich goldene Wasserhähne nicht fehlen. In der siebten und achten Etage sind sie immerhin noch vergoldet und die Suiten haben auch noch eine „annehmbare“ Größe von etwa 160qm. Da wir aufgrund gewisser Budgetbeschränkung nicht im Hotel wohnen konnten, haben wir nur mal die Lobby besucht. Allgemein ist das eigentlich nicht mehr erwünscht, aber da wir nur eine kleine Gruppe sind, hat man uns gewähren lassen. Natürlich mit Metalldetektor am Eingang, um den sich aber niemand kümmerte, dafür wurden aber die Taschen genauestens inspiziert. Die 40m Innenfassade der Lobby ist mit Spiegeln, Marmor und allerhand Blattgold verkleidet. Und kleine Wasserspielchen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Dabei ist die Lobby nicht einfach nur groß oder gar protzig, was den Omanis eigentlich fremd ist, sondern recht geschmackvoll aber eben edel und harmoniert mit den Brauntönen auch gut mit der hellbraunen Fassaden, die vor dunkelbraunen Felsen steht. Bustan ist übrigens das arabische Wort für Garten, und für die üppigen Parkanlagen um das Al-Bustan Palace hat man dazu auch Gartenerde aus den fruchtbaren Fujairah (Vereinigte Arabische Emirate) heran geschafft.

Nach dem wir ja auch schon bei unserem letzten Besuch in Muscat in Souq von Muttrah waren, ging es auch heute zur Mittagszeit noch mal dorthin. Inzwischen kennt man sich auch schon ein bisschen besser aus, und hat eine Vorstellung in welchem Bereich der kleinen verschlungenen Gässchen es etwa was für ein Warenangebot gibt. Gehandelt werden aber eben nicht nur omansche Ware sondern in guter alter Tradition auch „Tuch aus aller Welt“, und sei es aus dem ja nahe gelegenen Indien und auch aus China. Nur die Muster und Größen sind eben ein bisschen arabischer als viele Stoffe bei uns, die zum Teil vielleicht sogar aus der gleichen Fabrik stammen. Aber es ist eben ein geschäftiges zum Teil auch wuseliges Treiben. Wobei gerade jetzt zur Mittagszeit der Anteil der Touristen schon steigt. Wobei diese dann eher bei den Stoffen, Düften und Gewürzen zu finden sind. Auf dem Goldsouq zum Beispiel findet man in den Geschäften nur Araber und da zumeist Frauen.

Direkt vom Souq machen wir noch eine letzte kleine Wanderung praktisch im Herzen der Stadt. In Muscat gibt es noch zahlreiche kleiner Berge die zu auf den kleinen Pfaden zu erklimmen schon schweißtreibend sein kann. Aber es ist schon überraschend, wie man praktisch mitten in der Stadt auch plötzlich allein zu sein scheint. Wir folgen einem kleinen Pfad, der bald schon in ein kleines relativ enges Wadi übergeht. Nach etwa 2 Stunden in Abgeschiedenheit kommen wir nur wenige hundert Meter weiter wieder zurück in die Zivilisation zurück. Es ist schon faszinierend wie abgeschieden man dort sein kann, etwas was einem kein Park bieten kann. Dort hört man doch immer noch irgendwie den Straßenlärm, aber auf dem Pfad fühlt man sich doch isoliert vom Alltag – schon erstaunlich.

Damit endet auch schon fast unsere Zeit im Oman. Da wir unsere Zimmer im Hotel bereits räumen mussten, nur noch ein kurzweiliger Aufenthalt am Hotelpool, einer Dusche und ein letztes Abendessen. Dann ging es auch schon zum Flughafen, wie immer war unser Fahrer überaus pünktlich. Etwas was in der arabischen Welt nicht immer selbstverständlich ist. Man macht sich hier wegen Termine eben nicht solch einen Stress, wie er uns Deutschen anscheinend angeboren ist. Das ist manchmal sicherlich Segen, kann aber eben auch Fluch sein. Wo wir schon bei Terminen sind, noch ein kleiner Ausflug in eine Entwicklung hier. Im arabischen Raum ist ja der Freitag das, was bei uns der Sonntag ist. Folglich ist am Donnerstag auch schon das Geschäftsleben eingeschränkt. Da man dadurch aber nur noch drei Tage in der Woche hat, um mit der westlichen Welt Handel treiben zu können, überlegt man als Wochenende den Freitag und Samstag einzuführen, wie es die Vereinigten Arabischen Emirate bereits getan haben.

Für uns geht es dann kurz nach Mitternacht vom Flughafen Muscat in Richtung Heimat. Dabei gibt es noch einen kleinen Zwischenstopp in Dubai, um dann nach Zürich zu fliegen. Dort hieß es dann für mich schnell umzusteigen, schließlich hatte ich gerade mal eine knappe Stunde Zeit. Dazu kommt noch, dass ich am Terminal E angekommen mit der Flughafenbahn in Richtung Terminal A musste. Und die Schweitzer sind halt gründliche Menschen. Schon auf dem Hinflug nach Dubai hatte ich auf zwei deutschen Flughäfen wie auch beim Rückflug eine leere Trinkflasche im Handgepäck. Der Deckel war abgeschraubt und alles klar. Nur ein Schweitzer hat meinen kleinen Tagesrucksack herausgefischt. Nach einigen Minuten haben wir uns den dann gemeinsam angesehen und es war alles in Ordnung. Dazu schon vor der Gepäckprüfung und der Passkontrolle Schlangen. So kam ich schon ein bisschen nach dem letzten Aufruf zu meinem Gate, war aber immerhin noch nicht der letzte. Hat aber ja alles noch geklappt, und die Maschine setzte auch noch zwei Minuten vor der geplanten Ankunftszeit in Hamburg auf. Da die Maschine fasst leer war kam das Gepäck schnell und ich stand weniger als 20 Minuten nach der Landung schon am Bahnsteig der gerade einfahrende S-Bahn um die letzten Kilometer mit Straßenbahn, U-Bahn und Zug zurück zu legen.