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Reiseland Nepal

Nepal ist für viele sicherlich nicht unbedingt ein Land, auf das man sofort als Reiseziel kommt, und doch kennt eigentlich jeder Nepal, auch wenn vielleicht nicht jeder so ganz genau weiß, wo es denn noch liegt. Für alle, die schon mal mit dem Rucksack im Urlaub unterwegs waren, sieht das sicherlich schon etwas anders aus. Nepal ist eines der bekanntesten Länder für's Trekking oder Bergsteigen auf der Erde, ja wahrscheinlich ist es sogar das bekannteste Land dafür. Bergsteigen ist nicht meins, aber das Trekking in den Bergen macht mir großen Spaß. Man hat beim Gehen unendlich viel Zeit über alles mögliche Nachzudenken, oder auch gar nicht zu denken, sondern nur den Augenblick ohne Zwänge zu genießen.

Nepal ist das Land mit der größten Topografischen Ausdehnung. Das Tiefland liegt etwa 70m über dem Meeresspiegel, der höchste Punkt mit dem Mt. Everest 8848m. So finden sich im Land alle Klimazonen der Erde. Beim Trekking gibt es die klassischen Hochgebirgs-Touren, aber auch kurze Routen in sehr viel gemäßigteren Höhenlagen. Aber die meisten, die zum Trekking - früher hätte man wandern gesagt - nach Nepal reisen, streben eher die höheren Strecken an. Hauptreisezeiten für das Trekking sind von Mitte März bis Mitte Mai, und Oktober bis November.

Eigentlich hatte ich Nepal zwar auf dem Radar, wenn man Spaß am Trekking in den Bergen hat, ist das fast zwangsläufig so, aber es war bisher nicht unbedingt mit hohen Priorität. Nun hat es sich ergeben, dass ich mich einer Gruppe von netten Leuten anschließen konnte, die eine Tour in den äußeren Nord-Osten, in das Gebiet des Kangchendzönga oder kurz Kansch, planten. Der Kansch gehörten zu den nicht so stark frequentierten Gebieten. Man muss nicht damit rechnen, in einer endlos langen Karawane von verschiedenen Gruppen unterwegs zu sein. Dafür sind einige Dinge noch ein bisschen einfacher, was aber kein Nachteil sein muss. Außerdem kann man dort noch mit Zelten unterwegs sein, in den großen klassischen Trekking Gebieten in Nepal sind oftmals Lodges Pflicht. Und vorsichtig gesagt, will man da wahrscheinlich nicht in allen Betten "ungeschützt" liegen. Aber das ist wieder ein anderes Thema. Unsere Tour gehört auf jeden Fall zu den anstrengenderen Sachen, die ich bisher gemacht habe. Insgesamt waren wir 19 Tag zu Fuss unterwegs. Meine Vorbereitung auf die Tour fiel aus verschiedenen Gründen nicht gerade optimal aus. Trotzdem hatte ich auf dem Weg nie das Gefühl, es ging wegen fehlender Fitness nicht mehr weiter. Zweifel auf der richtigen Reise zu sein, gab es trotzdem, mehr dazu in den Beschreibungen der Tage. Ich möchte hier aber auch nicht den Eindruck erwecken, dass diese Reise für jeden geeignet ist, der schon mal an einem Sonntag Nachmittag drei Stunden um die örtlichen Kieselteiche spazieren gegangen ist, aber ansonsten nur am Schreibtisch sitzt.

Die Vorbereitung

Schon bevor eine Reise beginnen kann, sollte man sich ein bisschen vorbereiten. Das geht mal mit Sport los. In der Reisebeschreibung war davon die Rede, man sollte im Vorfeld mindestens zweimal die Woche ein bis zwei Stunden Sport treiben. Es ist jetzt nicht so, dass ich mich vorher jetzt nicht bewegt hätte, sondern hatte auch meine tägliche Runde mit dem Hund und auch sonst Sport in Maßen. Gemeint war aber wohl eher richtiger Ausdauersport. Meine Zeit war mit diesem Plan nur bedingt kompatibel, oder anders ausgedrückt, ich war zu faul. Bei mir beschränkte sich das dann eher auf einer guten Stunde auf dem „Stubengaul“ meist nur einmal die Woche. Immerhin habe ich mich dabei ordentlich reingehängt, der Flüssigkeitsverlust war entsprechend. Man könnte auch sagen, ich habe dabei eine Pfütze angelegt. Flüssigkeitsverlust jenseits einem Kilo. Da in der Reisebeschreibung auch die Rede von Steigeisen war, die auch in der empfohlenen Packliste des Veranstalters standen, dachte ich mir, als Vorbereitung wäre auch noch ein bisschen Training auf einem Gletscher in den Alpen mit den Steigeisen nicht die blödeste Idee. Im Nachhinein muss ich aber sagen, war sie doch. Denn ich bin dabei in eine Gletscherspalte gerutscht, was nicht wirklich dramatisch vom Sturz her war, da ich nur bis etwa zur Hüfte drin steckte, und dazu natürlich ordentlich angeleint ging. Unglücklich war dabei nur, dass ich mir sowohl den linken Fuß als insbesondere das linke Knie dabei derbe verdreht hatte. So war ich etwa fünf Wochen vor der Abreise noch beim MRT. Zum Glück stellte sich heraus, dass keine Sehnen oder Gelenke nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Das linke Knie war immer noch nicht schmerzfrei, aber vom Kopf her war ich inzwischen überzeugt, das wird schon gehen. Den Sport habe ich dann entsprechend aber etwa zwei Monate vor der Abreise ganz eingestellt. Eine optimale Vorbereitung sieht natürlich ein bisschen anders aus. Bei einem Vorbereitungstreffen bei dem Reiseveranstalter kam nun auch noch heraus, Steigeisen würden nicht benötigt werden. Unter dem Gesichtspunkt war natürlich die Übungsrunde auf dem Gletscher doppelt unglücklich.

1.+2. Tag        11./12.10.2014 - Kathmandu (1350m)

Wie immer sind die letzten Vorbereitungen natürlich das Packen. Eigentlich bin ich ein Schnellpacker, und das natürlich ohne Liste, man packt ja nicht zum ersten mal. Wobei auch nicht zu verheimlichen ist, dass eigentlich regelmäßig eine Kleinigkeit fehlt, was mir dann schon auf der Anreise zum Flughafen einfällt. Meist sind es so Dinge, wie Sekundenkleber, also im Prinzip immer Sachen, die man auch schnell noch unterwegs kaufen kann. Bei dieser Reise habe ich schon am Vorabend gepackt, obwohl meine Abreise zu Hause erst kurz nach dem Mittag sein würde. Ich erwartete ein Gewichtsproblem. Auf dem Flug nach Kathmandu sind 30 Kilo erlaubt. Auch für mich mehr als genug, aber am Montag steht ja noch der Weiterflug von Kathmandu nach Bhadrapur bevor. Und dort gibt es nur ein Freigepäck von 15 Kilo, für mich auf jeden Fall eine Herausforderung. Ich habe eigentlich immer Gewichtsprobleme bzw. eigentlich hat es ja mein Gepäck. Aber dieses Mal ist es noch ein bisschen schlimmer. So brauche ich Stunden um mein Gepäck immer weiter zu reduzieren, das geht sogar so weit, dass ich die Handbürste für die Fingernägel wieder auspacke. Der Gewichtsgewinn ist natürlich nur minimal, aber Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Mist. Irgendwann als gefühlt schon mehr wieder neben als in der Tasche liegt, reicht es mir. Inzwischen bin ich auf 16,2 Kilo runter, hhmmm … nach dem was hier rumliegt, hätte ich schon mit mehr Gewichtseinsparung gerechnet. Ich belasse es dann dabei, mir machen auch nicht die möglicherweise fälligen paar US-Dollar Sorgen, die ich wegen des Übergepäcks eventuell bezahlen muss. Ich denke eher an den Träger, der mein Geraffel später über die Berge schleppen muss. Dabei fehlt ja schon das knappe Kilo, welches die Steigeisen „gekostet“ hätten, die wir ja nun nicht brauchen.

Wie immer fahre ich mit der Bahn zum Flughafen. Da die Lokomotivführer vor kurzem in einer Urabstimmung sich für den Streik entschieden haben, habe ich dieses Mal sogar mit einem Ticket für den Fernbus ab Bremen einen Plan B. Da es nun im Moment aber keinen aktiven Streik gibt, entscheide ich mich aber letztlich doch für den Zug, da der schlicht schneller ist bzw. ich erst später losfahren muss. Mein erster Umstieg ist in Bremen, die Umsteigezeit beträgt 8 Minuten, da ich nur auf den benachbarten Bahnsteig muss eigentlich locker machbar. Eigentlich, denn wegen Signalstörungen auf der Strecke haben wir 12 Minuten Verspätung. So stehe ich schon kaum 50 km nach der Abfahrt auf dem Bahnhof, und mein Zug ist längst weg. Ist ja nicht das erste Mal. Per Bahn App findet sich schnell ein Ersatzzug in einer halben Stunde, +17 Minuten, die auch der neue Zug jetzt schon Verspätung hat. So fahre ich über Dortmund und Köln, wo ich umsteigen muss, statt wie geplant über Fulda. Bis Köln haben wir leider nichts unserer Verspätung aufgeholt, sondern sind inzwischen schon 22 Minuten zu spät. In Köln beträgt die Umsteigezeit 30 Minuten, so bin ich also doch noch irgendwie so gesehen rechtzeitig. Man wird ja bescheiden. In Frankfurt komme ich dann um 18:35 Uhr statt 17:49 Uhr an. Da der Flug erst um 21:15 Uhr geht, bleibt aber noch mehr als genug Zeit. Es dauert auch nicht lange, bis ich die anderen aus meiner Gruppe dort treffe. Ab Frankfurt fliegen wir mit dem Dreamliner, und der Name ist das Programm. Ich schlafe von den siebeneinhalb Stunden locker fünf. Das ist Rekord! Wobei natürlich die letzte Nacht auch eine Rolle spielt, die ein bisschen dem Packen zum Opfer gefallen ist. Der Flug geht von Frankfurt nach Neu-Delhi, wo wir etwa vier Stunden Aufenthalt haben. Von dort geht es dann noch einmal bis nach Kathmandu, der Hauptstadt von Nepal. Ich habe wieder Glück, ich bekomme wieder einen Platz am Fenster. Und bei diesem Flug kann man, wenn man wie ich links sitzt, schon früh die weißen Bergspitzen des Himalajas sehen. Ein gleichermaßen schöner wie auch ein bisschen nachdenklich stimmenden Ausblick, wenn man bedenkt, dass wir bald in den Tälern zwischen diesen weißen Riesen herum laufen werden. Und in Nepal sind zuweilen die Täler höher als die Gipfel der Alpen.

In Kathmandu gelandet, geht es eigentlich relativ zügig weiter. Noch auf dem Flughafen bekommen wir ein Visum, da die meisten Mitreisenden in unserem Flieger nur bis zu 15 Tage im Land bleiben, ist unsere Schlange deutlich kürzer. Draußen vor dem Flughafengebäude wartet bereits ein Kleinbus, der nepalesischen Partneragentur unseres deutschen Reiseveranstalters. Zur Begrüßung überreicht man uns eine Kette aus orangen Tagetes. Mit dem Kleinbus geht es dann nach Kathmandu hinein. Nicht nur dass hier Linksverkehr herrscht, auch das Gewusel auf der Straße scheint völlig chaotisch. Jeder quetscht sich in die nicht vorhandenen Fahrstreifen irgendwie hinein. Dazu ein Hupkonzert und Polizisten, die an den größeren Kreuzungen den Verkehr versuchen zu regeln. Und dazwischen kurven unzählige kleine Mopeds umher, die natürlich auch ihren Platz beanspruchen. Da wir noch bei der Agentur vorbei fahren, um dort unsere Reisepässe abzugeben, damit man für uns ein Permit für die Kangchendzönga Conservationa Area zu beantragen, dauert es ca. 1,5 Stunden bis wir am Hotel im Stadtteil Thamel ankommen. Aber wir haben ja heute auch nichts mehr vor, außer Geld zu wechseln, was in den nahe gelegenen Wechselstuben kein Problem ist. Auf dem Zimmer bekomme ich gleich einen Eindruck, was in der Reisebeschreibung damit gemeint war, dass die Hotels in Kathmandu nicht zwangsläufig mit westlichen Häusern zu vergleichen sind. Das Wasser in der Dusche war günstigsten Fall nicht eiskalt, dafür ging der Strom nicht. Wobei auf meiner Etage noch einige Handwerker unterwegs waren, was vielleicht den Stromausfall erklären könnte. Da die anderen aus meiner Gruppe auf anderen Etagen untergebracht waren, auf denen das Licht einwandfrei funktionierte. Aber so kam bei mir gleich mal die Stirnlampe zum Einsatz, wobei vom Hotel in jedem Zimmer eine Kerze und Streichhölzer bereitstanden. Und auch sonst muss man schon mal mit einem Stromausfall in Kathmandu rechnen. Von daher traf es mich auch nicht völlig unvorbereitet.

3. Tag        13.10.2014 - Taplejung (1820m)

Heute folgt der letzte Reisetag bevor es dann zu Fuß weitergeht. Um 8:30 Uhr wollen wir zum Flughafen aufbrechen. Es gibt in Kathmandu nur einen Flughafen für die nationalen und auch die internationalen Flüge. Es gibt dort dann allerdings zwei Gebäude. Noch bevor wir überhaupt auf dem Parkplatz des Flughafens richtig aus dem Auto gestiegen sind, werden wir schon umringt. Man bietet uns nur zu gern ungefragt seine Dienste an. Für eine Kleinigkeit trägt man unser Gepäck zum Flughafen. Wobei die Entscheidung dazu kaum bei uns liegt, kaum ist der Kofferraum offen, werden unsere Taschen auch schon rausgezerrt. Im Flughafen selbst wird zuerst das Gepäck durchleuchtet. Anschließend werden wir abgetastet. Geldbörse, Stirnlampe und andere Kleinigkeiten nehmen wir dazu gar nicht aus der Hosentasche. Im Gebäude angekommen, entspricht die Atmosphäre fast eher einem Markt als einem Flughafen, allerhand Pakete, Taschen und Ballen liegen und stehen herum. Auch wir stellen unser Gepäck zu einem größeren Haufen zusammen, während unser Guide die Flugtickets bei Yeti Airline kauft. Wie schon berichtet, ist mein Gepäck ein gutes Kilo zu schwer. Das erweist sich hier aber als völlig belanglos. Zum einen gibt es eine Art Gruppen-Check-In, zum anderen geht es eher um grobe Überschreitungen, wie mir scheint. Nach der Aufgabe des Gepäcks gehen wir ein weiteres Mal durch eine Kontrolle. Das Handgepäck wird ein weiteres Mal durchleuchtet, und wir selbst auch wieder abgetastet. Wieder bleiben alle Utensilien in der Hosentasche. Andere Reisende haben auch noch an ihren Rucksäcken geöffnete Wasserflaschen befestigt, auch die gehen so glatt durch. Nach der Prozedur kommen wir in die Wartehalle. Es gibt genau zwei Gates, streng nach Fluglinie getrennt. Im Grunde genommen ist das auch egal, da wir ohnehin praktisch nur durch eine Tür gehen, um in einen Kleinbus zu steigen, der uns zum Flugzeug bringt. Natürlich werden wir auch noch ein drittes Mal durchsucht, bevor es überhaupt zu dem Kleinbus geht. Aber auch dieses Mal ist die Kontrolle ein bisschen leidenschaftslos. Bei dem Flugzeug handelt es sich um eine Propellermaschine mit freier Platzwahl. Yeti Airlines bemüht sich um den gleichen Service, wie er in den großen Maschinen geboten wird. Es gibt Zeitungen, die kurz vor der Landung wieder eingesammelt werden, Getränke und einen Snack -Bonbons so viel man will. In Kathmandu gibt es nur eine Start- und Landebahn auf der die internationalen Flüge natürlich Vorrang haben. Die Zufahrt ist zusätzlich noch etwa 1000 m kürzer als die Landebahn selbst. So rollt man auf der Landebahn den Kilometer entlang um zu wenden und dann zu starten. Eine effektive Ausnutzung der Landebahn sieht natürlich ein bisschen anders aus. Aber was „nörgle“ ich herum, wir sind ja pünktlich. Auf dem Flug ist die Sicht leider nicht gut, so sehen wir von den Bergen nicht viel. Wobei bei Inlandsflügen eigentlich auf Sicht geflogen wird, ist es also am Start- oder Landeflughafen schlechte Sicht, fällt der Flug aus. Gleiches gilt, wenn die Sicht unterwegs zu schlecht ist. Insbesondere bei den Flügen zu Flughäfen in der Nähe bzw. zwischen den größeren Gipfeln ist das ein Problem, dort kommt es zuweilen schon mal dazu, dass mehrere Tage nicht geflogen werden kann, insbesondere Lukla als Ausgangspunkt für Trekkings zum Mt. Everest ist dafür bekannt.

Nach ca. 45 Minuten landen wir in Bhadrapur, das noch am Rande des Tieflandes liegt. Dabei handelt es sich um einen kleinen Provinz Flughafen, auch der natürlich mit nur einer Start- und Landebahn. Das Gepäck wird per Hand auf einen Wagen gewuchtet, der dann auch per Hand auf einer improvisiert erscheinende Übergabestelle, die natürlich nur über eine Rampe mit dem Wagen zu erreichen ist, übergeben wird. Dazu zeigt man seine Karte vor, auf der die Nummer des Gepäckstücks vermerkt ist, und bekommt entsprechend seine Tasche ausgehändigt. Auch hier sind sofort helfende Hände zur Stelle. Wobei jeder der Träger versucht, so viele Gepäckstücke wie irgend möglich an sich zu bringen. Das Problem ist schlicht, es gibt kaum Arbeitsplätze und hier erscheint die Gelegenheit einfach günstig ein paar Rupien verdienen zu können. Wir steigen in einen PKW und einen Kleinstbus, in dem auch das Gepäck verstaut wird. Bereits nach wenigen Minuten ist die Fahrt aber auch schon zu Ende. An der nächsten Kreuzung wartet ein Bus auf uns, um den sich bereits unsere Begleitmannschaft versammelt hat. Damit geht es dann nach Norden in Richtung Taplejung. Wie auch in Kathmandu sucht man Hinweisschilder vergebens. Offensichtlich kenn man einfach den Weg. Neben dem Fahrer gibt es noch einen Begleiter, der sich an den engen Stellen immer ein bisschen auf der dem Fahrer entgegengesetzten Seite – also links - aus der Tür bzw. dem Fenster hängt, um zu sehen, ob wir vorbeikommen. Ich nenne ihn mal den Klopfer, solange es passt klopft er an das Blech des Busses. Unterwegs müssen wir einmal tanken, wobei sich eine dritte Begleitperson zu erkennen gibt, er scheint der mit dem Geld zu sein. Wir kommen bei unserer Fahrt übrigens auch durch Ilam, eine Stadt und ein gleichnamiger Landstrich, der bekannt für seinen Tee ist. Trotzdem produziert Nepal nicht mal genug Tee für den Eigenbedarf und muss netto welchen aus Indien einführen. Wobei dieses Teegebiet auch relativ klein ist. Insgesamt legen wir heute eine Strecke von etwa 220 km zurück. Dafür benötigen wir etwa 10 Stunden, unterwegs haben wir zwei kleine Pinkelpausen und eine Mittagspause eingelegt. Solange es hell ist, wird in den Kehren bzw. kurz davor eifrig gehupt, um sein Kommen anzukündigen. Für unsere westlichen Ohren ist das reichlich ungewöhnlich und ehrlich gesagt nervt es schon nach kurzer Zeit, mich jedenfalls. Als es dann dunkler wird lässt auch das Hupen nach, inzwischen kann man an den Lichtkegeln sehen, ob jemand kommt. Pech haben da nur die Fahrradfahrer und Fußgänger, die aber bei einsetzender Dunkelheit auch deutlich weniger werden. Wobei hier weniger durch Verkehrsunfälle gemeint ist, sondern die Leute bleiben abends offensichtlich einfach zu Hause. An den Hängen kann man gut sehen, wie zersiedelt das Land ist. Überall sieht man einzelne Lichter brennen. Insgesamt sind die Straßen in einem deutlich besseren Zustand, als ich erwartet hatte. Nur durch die schier endlosen Serpentinen dauert eben auch die Fahrt relativ lange. Das letzte Stück verlassen wir die Teerstraße und biegen auf einen Sandweg ein, aus dem zahlreiche Feldsteine vorstehen. Da ist man doch über ein bisschen mehr Bodenfreiheit froh. Schließlich muss der „Klopfer“ an einer Stelle auch noch ein Stromkabel hochhalten, damit wir an der Stelle vorbeikommen. Gegen ca. 10 Uhr abends erreichen wir unser Gästehaus. Wie auch in der Reisebeschreibung vermerkt, ist die Unterkunft sehr einfach. Ich bevorzuge die arabische Toilette, da mir die andere nicht recht geheuer ist. Auch die Dusche lasse ich aus, ich gewöhne mich lieber schon an den Standard der nächsten Wochen. Auf dem Bett bereite ich dann auch lieber meine Isomatte und meinen Schlafsack aus. Beides ist eher Teil der persönlichen Vorsicht. Ich habe ein bisschen Kopfschmerzen, was bei einer Höhe von 1800 m eigentlich noch nicht der Fall sein sollte. Als Ursache sehe ich auch eher, dass ich bei der Anreise nach Nepal deutlich zu wenig getrunken habe. Man kennt das ja, auf langen Flügen möchte man auch nicht ständig zur Toilette, die natürlich gerade dann immer besetzt ist, und davor ist auch schon eine Schlange. Heute bin ich auf etwa 2 l gekommen, aber aufholen kann man damit natürlich nicht viel, auch wenn man bedenkt, wir hatten heute praktisch null Aktivität. Im Gästehaus gibt es dann noch ein spätes Abendessen: Reis mit Hühnchen, wobei das Hühnchen auch eher „derbe“ zerlegt worden ist. Da muss man beim Kauen auf die Knochensplitter und andere Teile achten, die man eher nicht mitessen möchte.

4. Tag        14.10.2014 - Mitlung (880m)

Heute ist der erste wirklich aktive Tag. Wobei wir es langsam angehen lassen. Frühstück ist um 7:30 Uhr, bis es dann wirklich losgeht, ist es dann fast schon 9:00 Uhr. Es geht über einen zuweilen eher steilen steinigen Weg ständig bergab. Wir überqueren die erste Brücke, die noch sehr neu ist, und auch sehr vertrauenserweckend aussieht. Was, wie ich gelesen habe, nicht immer zwangsläufig so sein muss. Nach etwas mehr als 3 Stunden haben wir unser Tagesziel auch schon erreicht. Dabei dürfte es sich wohl um die tiefste Stelle unserer Wanderung handeln, wir befinden uns in Mitlung auf etwa 880 m über dem Meeresspiegel. Unsere Zelte sind im Dorf aufgeschlagen, wobei Dorf relativ zu sehen ist, es ist eher eine Aneinanderreihung von Häusern an einem Pfad. Auf einer kleinen Runde an den nächsten Häusern vorbei, werden wir mindestens genauso interessiert beäugt, wie wir versuchen, die neuen Eindrücke aufzunehmen. Insbesondere die kleineren Kinder „schleichen“ im Verlauf des Nachmittags immer wieder in unserer Nähe umher, um einen Blick auf die Fremden zu werfen, die auch allerhand seltsames Zeugs dabei haben, dass man hier wahrscheinlich hier noch nie vermisst hat. So sitzen sie auch schon mal vor dem Zelt, und schauen wissbegierig hinein. Apropos Zelt, ich bin positiv überrascht, mein eigenes haben zu können. Eigentlich hatte ich für die Hotelübernachtungen ein Einzelzimmer gebucht, beim Zelt Trekking mich aber schon im Vorfeld mit einem Mitreisenden zusammengetan. Jetzt haben wir auch beim Trekking, warum auch immer, jeder unser eigenes Zelt. Insgesamt sind es jetzt vier Zelte für fünf Touristen. Die Zelte selbst sind relativ geräumig, da sie eigentlich für drei Personen ausgelegt sind. Wobei sie für meine Größe, die mit 1,87m, wie ich finde, nicht mal wirklich sehr groß geraten ist, von der Länge schon ein bisschen knapp sind. Aber da ich ja mehr als genug Platz habe, kann ich die Isomatte auch ein bisschen schräg legen. So vermeide ich entweder mit dem Kopf oder den Füßen an die Zeltwände zu stoßen, und damit meinen Schlafsack dem dortigen Kondenswasser auszusetzen. Noch ruschelt man relativ viel in der Tasche umher, was sich aber dann wohl mit zunehmender Reisedauer von selbst einspielen sollte. Inzwischen weiß ich auch, dass ich auch auf dieser Reise etwas vergessen habe. Eigentlich fällt mir das ein, kurz nachdem ich mich auf den Weg zum Flughafen gemacht habe, aber dieses Mal hatte ich keinen derartigen „Geistesblitz“. Das Inlett für meinen Schlafsack liegt, schön säuberlich in dem dazugehörigen Beutel verstaut, vor meinem Bett – Zuhause. Dabei hätte auch das Inlett alleine für die kommende Nacht wohl gereicht. Die Sonne schien den ganzen Tag und wir haben gefühlt um die 30 °C am Tag gehabt, und auch jetzt am frühen Abend ist es noch nicht wirklich sehr viel abgekühlt. Dafür sind aber einige Wolken aufgezogen. Und mein Schlafsack hat eine Wohlfühltemperatur von Minus 10°C, dürfte also im Moment noch ein bisschen warm sein. Das für mich wichtigste ist aber, nachdem es heute Morgen schon viel besser war, sind die Kopfschmerzen inzwischen völlig weg. Wobei ich auch unterwegs und auch zu den Mahlzeiten relativ viel getrunken habe, da ich den Flüssigkeitsverlust bei der Anreise als Grund für die Kopfschmerzen ausgemacht hatte.

Die Ortschaft Mitlung ist nur zu Fuß zu erreichen. So haben wir heute Morgen in Taplejung den Autoverkehr hinter uns gelassen. Alles was man hier braucht, muss auf dem Rücken her getragen werden. Genauso muss aber auch alles, was verkauft werden soll, auf dem Rücken zum Markt nach Taplejung transportiert werden. Praktisch alle hier leben von der Landwirtschaft, wobei es auf kaum mehr als eine Selbstversorgung hinausläuft. Unser Zeltplatz, hinter einem Haus gelegen, ist umgeben von Terrassenfeldern, auf denen Reis oder auch Mais angebaut wird. Einschränkend muss man aber natürlich sagen, dass wir uns zwischen zwei Bergketten an einem Fluss bewegen, es also nicht so sehr viel Fläche für die Landwirtschaft gibt. Neben den eigentlichen Feldern hat jedes kleine Gehöft noch einen Garten, meist ein paar Ziegen, ein Schwein und ein paar Hühner, die hier umherstreifen. Unter den Hühnern sind auch einige Hennen mit ihren Küken unterwegs. An dem Haus hängt neben einer langen Säge auch ein Baumstamm mit zwei Löchern, auf Nachfrage erfahren wir, dass es sich dabei um einen Bienenstock handelt. Vielleicht an dieser Stelle gleich noch ein paar Hinweise zum Thema Landwirtschaft hier in Nepal. In ihr sind knapp 70 % der Gesamtbevölkerung beschäftigt. Sie erwirtschaften aber nur rund 40 % des Bruttosozialproduktes. In den tieferen Ebenen kann auch über den eigenen Bedarf hinaus produziert werden. So sind etwa 40 % der Exporte aus der Landwirtschaft. Was aber leider nicht für die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft spricht, sondern einfach dokumentiert, wie schwach die Industrieproduktion hier ausgeprägt ist. Wozu natürlich auch die schlechte Infrastruktur beiträgt. Auch in der jüngeren Geschichte gibt es einige Vorfälle, die der Wirtschaft nicht gerade genutzt haben, aber dazu später noch mal mehr.