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20. Tag        30.10.2014 - Pumphe Danda (1860m)

Die Zeiten sind auch heute wie immer. Laut Plan soll das eine Gehzeit von etwa 6 Stunden sein, wobei der Ausgangspunkt und das Ziel etwa auf einer Höhe liegen. Die Differenz beträgt gerade einmal 200 Höhenmeter, was für uns nach den Erfahrungen der letzten Tage praktisch eine Höhe ist. Wir gehen direkt an der Schule von Yamphudin entlang, auch wenn heute ein normaler Schultag ist, ist noch niemand da. Denn hier beginnt die Schule meist erst um 10:00 Uhr. Innerhalb der Ortschaft Yamphudin geht es relativ straff bergauf. Vielleicht hier noch eine weiterführende Erklärung zur Ortschaft, denn hier werden meist viele mehr oder weniger verstreut liegende Häuser zu einer Ortschaft zusammengefasst. Eine Dorfstruktur wie in Deutschland gibt es in dem Maße hier nicht. Das liegt einfach daran, dass die Häuser dort gebaut werden, wo Ackerland in direkter Umgebung zur Verfügung steht.

Unser Hilfsguide, der inzwischen wieder die Führung übernommen hat, schlägt ein relativ strammes Tempo an. Am Vormittag wird das dann mit relativ vielen Pausen gemischt, was ich in dieser Kombination als nicht gerade optimal empfinde. Aber gut, was ist ja immer. In der Zeit zwischen 9:00 Uhr und 10:30 Uhr geht es über relativ freies Gelände, bzw. an einem freien Berg entlang, davor war das Gelände eher ein Pfad, der unmittelbar durch das Dickicht führte. Wegen einer Diskussion innerhalb der Gruppe über Litschis - Blutegel - ist das Dickicht natürlich nicht nur mit positiven Gedanken besetzt. Um ca. 11:00 Uhr biegen wir dann auf eine Art „Fußschnellstraße“ ein. Der Weg ist mit Naturstein gepflastert, dabei aber relativ uneben. Was in Kombination mit dem Einsatz der Trekkingsstrecke nicht gerade vorteilhaft ist. Mittagspause ist schließlich ca. 12:00 Uhr, was heute auf einem Gehöft stattfindet. Und was soll ich sagen, eine Mitreisende hat auch einen Litschi gefunden, oder besser gesagt er hat sie gefunden. Der Bursche ist schon relativ satt und entsprechend dick. Das Problem bei den Litschi ist weniger das bisschen Blut, das sie abgesaugt haben, sondern mehr die Sauereien, wenn sie wieder loslassen. Sie sondern in die Wunde ein Sekret ab, welches das Blut flüssig hält. Das gilt dann leider auch noch für die Zeit danach. Will sagen, die Wunde schließt sich relativ schlecht und es sickert noch lange Blut heraus. Bei unserem Vorbereitungstreffen hatte man uns noch empfohlen, einfach Salz auf das saugende Tier zu streuen. Jemand wusste allerdings auch zu berichten, dass die Litschi sich dann übergeben, um das aufgenommene Salz möglichst wieder loszuwerden. Kein so schöner Gedanke, dass sich das Tier in die Wunde übergibt. Abgesehen davon ist es für den Litschi ohnehin zu spät, er überlebt den Salzangriff nicht. In diesem konkreten Fall hatte sich der Litschi aber ohnehin schon ausreichend versorgt und ging freiwillig. Nur die auf dem Hof üblichen Hühner, haben ihn offensichtlich längere Zeit nicht entdeckt. Für sie wäre er sicherlich ein Leckerbissen gewesen.

Von Mamankhe, wo wir uns hier befinden, können wir bereits grob unser nächstes Camp sehen. Es ist Luftlinie kaum mehr als 2 km entfernt, blöd ist nur, dass ein Fluss dazwischen liegt. Also heißt es ein paar hundert Höhenmeter herunter zu steigen, über eine moderne Metallbrücke hinweg zu gehen, um dann auf der anderen Seite wieder auf etwa die ursprüngliche Höhe hinauf zu gehen. Für diese Strecke brauchen wir heute etwa 2 Stunden, so erreichen wir gegen etwa 15:00 Uhr unseren Zeltplatz in Phumphe Donda. Auf dem Weg nach oben kam uns noch eine Gruppe Maultiere mit ihren beiden Treibern entgegen. Auch bei denen verhält es sich wie mit den Yaks bzw. Rindern, man gibt ihnen lieber den Weg frei. Die Treiber hatten die hier für Jugendliche fast üblichen Trikots von britischen Fußballmannschaften an. Es ist schon erstaunlich, wie die Marketingmaschinerie bis in den letzten Winkel kommt, auch wenn die Trikots hier sicherlich eher billigere Nachahmungen aus China sind. Ein Original Trikots, wie man sie in Europa kaufen kann, wäre für die Nepalesen unerschwinglich. Und letztendlich werden wahrscheinlich auch die bei uns käuflich zu bekommenden Trikots irgendwo hier in Südostasien produziert, vielleicht sogar auf der gleichen Maschine wie diese hier.

Wir sind heute beim Abstieg in Mamankhe auch wieder an einer Kardamom Plantage vorbei gekommen. Die Plantagen werden meist von Staatsbetrieben verwaltet, bieten aber immerhin einigen Menschen Arbeit und so auch ein gewisses Maß an Einkommen. Man erkennt die Arbeiter von den Plantagen übrigens an ihrer „Uniform“: goldgelbe Gummistiefel. Hier in der Gegend ist auch die Besiedlung schon wieder sehr viel dichter – gemessen an den letzten Tagen, und auch die Häuser und Höfe sehen nicht mehr ganz zu ärmlich aus.

21. Tag        31.10.2014 - Lali Kharka (2290m)

Heute soll es der längste Wandertag auf unserer Reise werden. Geplant sind 9 Stunden zu Fuß unterwegs zu sein – Gehzeit. Daher verändern sich heute auch die Anfangszeiten um eine halbe Stunde nach vorne, also den Morgentee bereits um 6:00 Uhr, Frühstück 6:30 Uhr und Abmarsch spätestens um 7:30 Uhr. Tatsächlich ist es dann aber schon 20 Minuten früher soweit, die tägliche Routine spielt sich eben immer mehr ein.

Gleich zu Beginn geht es ein wenig aufwärts und danach eigentlich eher seicht bergab. So geht es sich angenehm, die Sonne scheint und kein ist Regen in Sicht. Dazu weht ein leichter Wind, also eigentlich sehr schöne äußere Bedingungen. Das einzige, was das positive Bild etwas unschön erscheinen lässt, sind Probleme mit meiner Fotoausrüstung. Sie will anfangs nicht mehr Fokus fokursieren, was ja noch nicht mal ein Problem wäre. Das ist ja manuell lösbar. Später sind die Bilder im Prinzip fast völlig schwarz ... hmmmm. Das ist „blöd“! Gegen etwa 10:00 Uhr müssen wir dann für unser angenehmes bergab laufen „bezahlen“. Wir befinden uns nur noch auf eine Höhe von etwa 1750 m, es geht noch über einen kleinen Fluss, aber dann geht es wieder steil bergauf bis auf etwa 2200 m. In der relativ gesehen etwas größeren Ortschaft Kande Bhaniyang kommen wir an einem emotional verfolgten Fußball Spiel vorbei. Wir sehen auch vier Körbe unserer Träger stehen. Nur unsere Küche, bzw. unseren Koch mit seiner Mannschaft sehen wir nicht. Also gehen wir noch eine Ortschaft weiter, wobei auch das dann eigentlich schon nicht immer ganz klar ist. Inzwischen ist die Gegend deutlich dichter besiedelt, und die Ortschaften gehen mehr oder weniger ineinander über. An den unzähligen Hängen befinden sich eben sehr viele verstreute Hütten mit den kleinen Terrassenfeldern.

Die Träger mit den von uns gesehenen Körben haben uns inzwischen wieder eingeholt. Sie meinen unsere Küche wäre bereits im letzten Ort gewesen, wir haben sie offensichtlich verfehlt. So machen sich unser Guide und der Hilfsguide auf die Suche. Es dauert auch nicht lange, bis sie im Laufschritt zu uns mit dem Mittagessen zurückkommen. Durch die ganze Aktion dauert unsere „Mittagspause“ aber deutlich länger, als ursprünglich geplant war. Wir starten erst ca. 14:15 Uhr wieder. Die nächste gute Stunde benötigen wir dann, um etwa 800 Höhenmeter abzusteigen. Die Strecke hat sehr viele Felsstufen und ist auch sonst recht steil, nicht schön für die Knie, aber man verliert schnell an Höhe. Auf ca. 1500 m überqueren wir dann wieder über eine Metallbrücke einen Fluss, was dann auch wie immer bedeutet auf der anderen Seite wieder aufsteigen zu müssen. Die nächsten etwa 1,5 Stunden geht es recht steil aufwärts, das ganze Tal wird durch ein paar große Lautsprecher Boxen beschallt, dort, wo wir auch vorbeikommen, laufen gerade die Vorbereitungen für eine Hochzeit. Dazu wird mit Bambuspfählen und allerhand anderen Pflanzen aus dem Wald ein geschmücktes Tor errichtet. Wir halten uns aber auch nicht lange auf, schließlich haben wir noch ein gutes Stück des Weges vor uns. Wir kommen auch in einem kleinen Pistenabschnitt vorbei, eine Straße - mehr oder weniger. Wir kommen der Zivilisation eindeutig näher. Die Straße endet als Sackgasse vor einem Haus, wo man uns einen Tee und ein paar Kekse anbietet. Unsere übliche Verpflegung für den Nachmittag, aber auch hier halten wir uns nicht lange auf. Sie steigen weiter auf, bis wieder auf eine Piste stoßen auf, der wir weiter nach oben folgen. Es kommt uns seit 18 Tagen das erste Auto entgegen, ein gleichermaßen seltsames wie auch vertrautes Gefühl. Gegen 18:00 Uhr erreichen wir schließlich unseren Campingplatz in Lali Kharka. Die letzten Meter dann allerdings auch erst unter Einsatz unserer Stirnlampen. So gibt es heute auch nicht bereits um 18:00 Uhr Abendessen, sondern eine Stunde später. Ein Hauch von Körperhygiene soll dann doch schon sein. Seit ein paar Tagen haben wir auch die Versorgung mit dem Waschwasser umgestellt. Wir bekommen das warme Wasser jetzt am Nachmittag bzw. heute am Abend bei unserer Ankunft. Am Morgen muss es denn mit kaltem Wasser und mit einer ein wenig sehr schneller Katzenwäsche gehen.

Heute geht es nicht so früh ins Bett, sondern ich experimentiere und probiere noch längerer Zeit an meiner Kamera herum. So kommt es zu einem mehr oder weniger komplizierten Versuchsaufbau mit Stirnlampe und Taschenlampe und dem Einsatz der Kamera. Aber die Bilder sind immer noch mehr oder weniger völlig schwarz. So reinige ich noch die Kontakte zwischen Objektiv und Kamerabody, spiele an unzähligen Einstellungen herum, aber das Ergebnis ist gleich null - keine Verbesserung. Ich ärgere mich ziemlich über dieses „blöde“ Ding. Auch wenn mir hin und wieder die Einsicht kommt, noch schlimmer wäre es gewesen wenn es schon vor einer Woche passiert wäre.

22. Tag        01.11.2014 - Taplejung (1820m)

Unser letzter Trekkingtag beginnt wieder zu normalen Zeiten, also 6:30 Uhr Morgentee, 7:00 Uhr Frühstück und anschließend Aufbruch. Und heute soll es eigentlich nur ein kurzer Tag werden, es geht nur noch bis Taplejung, dem Ausgangspunkt unseres Trekkings zum Kangchendzönga. Wir gehen weiter auf der Straße, auf der wir ja schon gestern unterwegs waren. Dabei nehmen wir hier und da Abkürzungen -  noch mal den direkten Weg durch die pure Natur bzw. über einen Fußgängerpfad. Das kürzt zwar die Entfernung etwas ab, ist dafür aber deutlich steiler und deshalb wahrscheinlich nicht minder anstrengend. Und eigentlich hätte ich auch vermutet, von unserem alten Zeltplatz auf rund 2290 m nach Taplejung mit 1820 m müsst es mehr oder weniger nur bergab gehen. Tut es auch, nur eben über den Umweg über eine Höhe von 2500 m. Also morgens erst einmal wieder den Aufstieg um dann letztmalig abzusteigen. Auch heute ist wieder ein schöner Tag, und der Schweiß fließt wieder. Da wir heute wieder zügig losgekommen sind, sind wir bereits gegen 9:00 Uhr an unserem höchsten Punkt des Tages. Nach einer weiteren Stunde erreichen wir gerade den neu entstehenden Flughafen von Suketar, wo wir über ein Loch im Zaun auch direkt über die Baustelle und über eine sehr große weite Ebene gehen. Bei dieser Ebene handelt es sich um die zukünftige Landebahn. Von dort ab geht es praktisch nur noch durch mehr oder weniger vollständig bewohntes Gebiet, da auch die Ortschaften Suketar und Taplejung praktisch ineinander übergehen. Am Rande von Suketar schauen wir noch in einem buddhistischen Kloster vorbei. Von da ab geht es auf eine Betontreppe mit 315 Stufen hinunter. Weiter kreuzen wir über einen steil abfallenden Fußgängerpfad mehrfach die Straße. Schließlich geht es durch die „Downtown“ von Taplejung noch etwas aufwärts bis wir schließlich gegen 11:30 Uhr, also wie geplant nach etwa 4 Stunden, unser Guesthouse erreichen, von dem wir vor knapp drei Wochen aufgebrochen sind.

Nach dem Mittagessen versuche ich es noch mit einer Dusche - naja einen Versuch war es wert. Es gibt im Moment keinen Strom und kein Wasser. Nach etwa 1 Stunde läuft zumindest das Wasser wieder. Auch wenn das Wasser kalt ist, und ich eigentlich bekennender Warmduscher bin. Aber nach Tagen ohne Dusche und eher sehr rudimentäre Körperhygiene tut die auch so sehr gut. Auch wenn man sagen muss, unterwegs vermisst man sie nach wenigen Tagen eigentlich nicht mehr unbedingt. Und doch ist es ein bescheidenes Gefühl von Luxus, wieder duschen zu können. Am Nachmittag machen wir dann noch einen kurzen Bummel durch Taplejung und schauen uns um, was es hier so zu kaufen gibt. Nach unserer Rückkehr ins Guesthouse befasse ich mich noch einmal mit meiner Kamera. Ich hatte zuvor bereits über WLAN das deutschsprachige Handbuch dazu heruntergeladen. Ja man sollte es nicht glauben, es gibt nicht immer Strom auf dem Zimmer oder überhaupt Wasser, aber das Internet war immer da. Ich weiß natürlich nicht ob das ein Zeichen war. Aber geholfen hat es mir auf jeden Fall nicht. Die Kamera tut es nicht mehr, hin und wieder kommt noch mal ein etwas verwaschenes helles Bild, alle anderen bleiben im Dunkeln.

Am Abend findet dann noch zusammen mit der Mannschaft, ohne die wir es mit Sicherheit nicht geschafft hätten, ein Abschiedsabend statt. Wobei man sich dabei schon so seine Gedanken macht, es waren deutlich mehr Personen beteiligt, als ich vor der Reise erwartet hatte, vielleicht auch mehr als nötig gewesen wären, aber egal. Insgesamt waren für die fünf Gäste unserer Gruppe 15 Träger, zwei Küchenhilfen, der Koch, ein Hilfsguide, der Guide unter ein deutschsprachiger Guide mit uns unterwegs. Also macht das ein Verhältnis von fast vier zu eins. Und heute bekommen ausnahmsweise alle das gleiche Essen, ansonsten gab es für uns die nepalesische Ungewöhnlichkeit einer Suppe. Und auch sonst war es sehr abwechslungsreiche Kost. Bei den Nepalesen bestand sie wohl sehr häufig aus selbstgekochtem Talbat - Reis mit Linsensauce. Heute gibt es für alle Fleisch, Hühnchen und Wasserbüffel. Wasserbüffel ist hier die essbare Alternative für Rinder, denn die sind im Hinduismus heilig und dürfen keinesfalls gegessen werden. Auch sonst gab es bei uns relativ wenig Fleisch, für die Nepalesen wahrscheinlich unterwegs nie, weil es viel zu teuer ist. Auch das Zerlegen des Fleisches läuft hier ein bisschen anders wie bei uns, da wird nichts ausgelöst oder fein säuberlich die Knorpel herausgeschnitten, sondern gefühlt eher mit einem Hackebeil grob zerlegt. Das gilt so auch für das Hühnchen, was das Essen zuweilen ein bisschen verkompliziert. Gefühlt ist es ein bisschen wie bei einen grätenhaltigem Fisch, nur dass es sich bei den Gräten um Knochen handelt. Heute gibt es dazu auch noch Bier in 0,65 l Flaschen, und auf Wunsch konnten wir Hirseschnaps probieren. Ich will es mal so sagen: ein hoher Alkoholgehalt aber ansonsten eher mau, der brennt aber immerhin nicht wirklich runter, so dass man nicht dringend etwas zum „Spülen“ braucht.

23. Tag        02.11.2014 - Birtamod (300m)

Heute heißt es Abschied nehmen von den Bergen. Die Anfangszeiten sind heute 6:00 Uhr aufstehen, 6:30 Uhr Frühstück und 7:00 Uhr Abfahrt. Bis alles verstaut ist, wird es etwas später, aber wir haben ohnehin Stunden im Bus vor uns, da kommt es auf ein paar Minuten ohnehin nicht an. Wie schon auf der Herfahrt geht es auf endlosen Serpentinen auf und ab, dazu das wilde Gehupe um die anderen Verkehrsteilnehmer auf sein Kommen vorzubereiten. Den ersten Stopp machen wir gegen 9:30 Uhr für die große Mahlzeit der Nepalesen, ein Frühstück wie bei uns üblich machen sie nicht. Wie schon gestern Abend zu sehen, ist dabei sehr erstaunlich, welche Mengen sie dabei verdrücken, und doch alle sehr schlank dabei bleiben. Nach ca. einer halben Stunde geht es weiter. Etwa weitere 2 Stunden später machen wir unsere Mittagspause. Auch die dauert wieder etwa eine halbe Stunde, so setzen wir die Fahrt gegen 12:30 Uhr fort. Um 14:00 Uhr geraten wir in eine Verkehrsstockung, vor uns hat es einen kleinen Unfall gegeben. Die Straßen hier sind sehr eng, und die teilen sich dann die Fußgänger, Mopedfahrer, Autos, LKWs und Busse wieder unser. Bei den Bussen besteht eine Crew aus mindestens zwei Personen, ein Fahrer und ein „Klopfer“. Er sieht auf der Beifahrerseite, also links, aus der allgemeinen Einstiegstür und klopft, wenn ausreichend Platz an einem Hindernis vorhanden ist. Oder er pfeift, wenn er die Serpentinenstraßen einsehen kann, und von oben oder unten niemand kommt. Der „Klopfer“ sorgt übrigens auch dafür dass das Gepäck verstaut wird, oder weitere Personen, die irgendwo am Straßenrand stehen, einsteigen können. Ansonsten gilt auf der Straße das Recht des stärkeren bzw. desjenigen mit der lauteren Hupe. Aber zurück zu unserer Verkehrsstockung, hier sind sich zwei Busse zu nah gekommen, und der eine Bus hat, wie sich später herausstellte, eine längliche Delle im Lack. Aber bevor die beiden Kontrahenten getrennt werden, gibt es erst mal einen riesen Palaver. Es stehen gut und gerne 70 Leute herumgestikulierend und winkend herum. Auch ein Polizist ist bald dort, sein Urteil war offensichtlich, hier trägt jeder seinen Schaden, und vor allem macht die Straße frei. Die beiden Fahrzeuge werden voneinander getrennt und fahren weiter.

Gegen 16:00 Uhr erreichen wir die Tiefebene. Sofort sind die Straßen deutlich belebter, auch sind viel mehr Fußgänger und jetzt auch Fahrräder und Rikschas unterwegs. Am Straßenrand sind viel mehr Häuser zu sehen und dazwischen Felder fast bis zum Horizont. Gegen 17:00 Uhr erreichen wir den Busbahnhof von Birtamod, wo alles aus unserem Bus ausgeladen wird. Nach etwa 20 Minuten trifft ein anderer großer Bus ein, der unsere Mannschaft mit nach Kathmandu nehmen wird. Das ganze „Zeugs“ wird dafür auf dem Dach verstaut, bzw. einer der Körbe wird vorne neben den Fahrer deponiert, da er sonst so nicht zu befestigen ist bzw. alles herausfallen würde. Von hier wird die Mannschaft, nachdem sie bereits mehr oder weniger 10 Stunden ununterbrochen im Bus gesessen hat, über Nacht weiterfahren. Die Fahrt wird noch mal etwa 12 Stunden dauern. Zwischenzeitlich kommen für uns zwei kleine Suzuki Minibusse, die uns zu einem Hotel in Birtamod bringen. Dabei wird unser Gepäck einfach auf den Dachgepäckträger geladen, Ladungssicherung wird hier offensichtlich nicht so groß geschrieben. Unser Hotel ist ein Neubau, sogar so neu, dass nicht mal in allen Zimmern das Licht brennt. Oder auch überall schon ein Schloss vorhanden wäre, um die Tür von außen zuzusperren. Nach unserem Eintreffen auf den Zimmern gegen 18:00 Uhr geht bei uns zwar das Licht, aber der Deckenventilator will noch nicht so recht. Und hier in der Ebene ist es doch eher schwül warm. Außerdem vertreibt er auch die Mücken, mit denen hier natürlich zu rechnen ist. Schließlich gibt es kein Fenster zum Schließen, sondern eigentlich eher nur eine Öffnung oben in der Wand. In einer unteren Etage hört man anfangs auch noch einige Arbeiter, die ganz offensichtlich den Bau noch weiter führen. Eine halbe Stunde später springt der Deckenventilator aber praktisch doch wie durch Geisterhand plötzlich an. Um uns langsam an die Zivilisation zu gewöhnen, gehen wir gegen 19:00 Uhr zum Essen nach unten. Es gibt Talbat mit etwas „Grünzeugs“. Während dessen kümmert sich jemand um das Schloss und bringt die Schlüssel. Wobei es schon vor dem Servieren des Abendessens eine Frage gibt. Wir haben uns auch heute wieder ein Bier genehmigt, in Nepal ist es aber unüblich zum Essen etwas zu trinken. Normal ist er etwas zu essen und dann zu trinken. So meinte man anfangs warten zu müssen, bis wir unser Getränk gelehrt hätten und erst dann das Essen bringen zu können. Andere Länder - andere Sitten.

24. Tag        03.11.2014 - Kathmandu (1350m)

Nachdem wir ja bereits gestern einen Tag auf der Straße verbracht haben, wollen wir heute noch mal einen großen Sprung auf der Karte machen, wir werden heute zurück nach Kathmandu fliegen.  Schon gestern sind wir zurück in die Zivilisation gekommen. So verändern sich heute logischerweise auch die Anfangszeiten, Morgentee gibt es keinen mehr am Bett/Zelt. Dafür ist das Waschwasser auch nicht mehr auf kaum mehr als 1,5L begrenzt, dafür aber kalt. Es gibt eigentlich nur Frühstück um 7:00 Uhr als festen Programmpunkt. Dieses zieht sich etwas, aber im Grunde schlagen wir ohnehin nur noch die Zeit tot. Gegen 8:00 Uhr beginnen wir eine kleine Runde durch die umliegenden Reisfelder zu drehen. Es geht auch an einem kleinen See vorbei, in dem gerade ein Fischer die Fische füttert. Auf der Seite des Sees ist das Wasser rötlich verfärbt, ich vermute, auch das hängt mit dem Füttern zusammen. Birtamod, wo wir uns gerade befinden, liegt am Rande des Terai, also der Tiefebene von Nepal. Hier ist alles flach, aber dafür fast ideal als Anbaufläche für landwirtschaftliche Güter. So gibt es hier auch praktisch direkt hinter unserem gerade noch im Bau befindlichen Hotel Reisfelder bis zum Horizont.

Nach etwa 1,5 Stunden sind wir zurück an unserem Hotel. Von hier geht es dann weiter zum nahe gelegenen Flughafen, der sich am Rande von Bhadrapur befindet. Die Fahrt dauert rund 20 Minuten. Dabei liegen die Taschen wieder, wie schon auf dem letzten Stück der Herfahrt zum Hotel, lose auf dem Dach des Jeeps, in dem wir sitzen. Die Aufgabe des großen Gepäcks ist schnell erledigt. Hier wird das Gepäck nicht durchleuchtet, sondern noch per Hand grob durchsucht. Der Sicherheitsbeamte findet auch prompt bei mir die leere Siggflaschen, an der er aber natürlich nichts auszusetzen hat. Eigentlich soll unser Flug um 11:15 Uhr abfliegen, aber bis 11:30 Uhr passiert zunächst mal gar nichts. Dann bekommen wir auf Nachfrage unseres Guides die Info, die Maschine würde jetzt in Kathmandu starten, also in etwa 45 Minuten hier sein. Gegen 12:15 Uhr beginnt der Sicherheitsscheck von unserem Handgepäck. Was bei dem großen Gepäck noch manuell aber relativ problemlos lief, geht hier weniger glatt. Ich muss, wie andere aus unserer Gruppe auch, den Rucksack auspacken. Ich habe unter anderem die Kamera, die immer noch nicht funktioniert, und meine Ersatzbatterien für die Stirnlampe und anderes elektrisches Kleinzeug im Rucksack. Da auch hier auf dem Inlandsflug nur 15 Kilo beim großen Gepäck erlaubt sind, hatte ich dieses aus gewichtstaktischen Gründen umgeschichtet. Wie sich jetzt herausstellt, war das eine blöde Idee. Der Sicherheitsbeamte nimmt mir mit dem Hinweis auf die Sicherheitsbestimmungen alle Akkus und Batterien ab, die im gleichen Behältnis vorhandenen Ersatzakkus für die Kamera darf ich behalten. Diese sind eigentlich sehr viel leistungsfähiger – und auch wertvoller, aber für die scheint der „Lump“ scheinbar keine Abnehmer zu haben. Auch den vorsichtigen Hinweis, von einer solchen Regelung bezüglich des Sicherheitsrisikos von Ersatzbatterien noch nie gehört zu haben, wischt er mit der rüden Bemerkung weg, hier wäre es Gesetz. Und man wäre eben sehr auf die Sicherheit bedacht. Das Gesetz scheint auch nur für Rückflüge ab Bhadrapur zu gelten, auf dem Flug ab Kathmandu jedenfalls waren die noch harmlos. Ich ärgere mich ziemlich darüber, zumal ich die Vordertasche des Rucksack überhaupt nicht öffne, ebenso ein Nebenfach im Rucksack, und auch die Batterien in der Stirnlampe, die ich in der Hosentasche habe – und natürlich auch auspacken durfte, sind offensichtlich weit weniger gefährlich. Und es macht es auch nicht gerade viel besser, dass ich die guten noch vollen Akkus abgeben durfte, die billigen Noname Batterien, die ich mal irgendwo auf einer anderen Reise von den letzten ausländischen „Grollos“ gekauft habe, jetzt in der besagten Stirnlampe stecken. Wie dem auch sei, es zieht sich alles noch ein bisschen, so starten wir erst 12:45 Uhr. Ich sitze links am Fenster, die hohen Himalaya Berge ziehen rechts vorbei. Die Sicht ist recht ordentlich, auch wenn schon ein paar Wolken da sind. Trotzdem schauen einige weiße Riesen oben heraus. Aber ich kann eh nicht fotografieren, so reicht auch nur der Blick aus dem gegenüberliegenden Fenster.

Nach der Landung in Kathmandu nehmen wir das Gepäck wieder auf und fahren zu unserem Hotel, was leider mehr als 1 Stunde dauert. Der Verkehr ist heute Nachmittag wieder ein bisschen chaotischer, als noch bei der Hinfahrt zum Flughafen vor knapp drei Wochen. So langsam werde ich nervös, irgendwo hatte ich gelesen, man sollte nicht allein ab 18:00 Uhr in der Stadt unterwegs sein. Und im Hotel mussten wir ja auch noch das Gepäck wieder einsammeln, was wir dort deponiert hatten. Ich wollte auch noch in die „New Road“, um in einem Fotogeschäft meine Kamera einer kurzen Durchsicht unterziehen zu lassen. Doch vom Hotel zur New Road zu kommen, gestaltete sich schwieriger als gedacht. Schilder mit Straßennamen gibt es keine, und schon gar nicht welche, die ich auch noch lesen könnte, dazu sind die vielen Gassen hier in Thamel ein bisschen verwinkelt. Thamel ist das Viertel, in dem nahezu alle bekannten Touristenhotels und unzähligen Geschäften mit Markenplagiaten insbesondere der Outdookmarken wie The Northface oder auch Mammut liegen. Ich finde hier auch einen Laden, in dem wir feststellen, dass offensichtlich mein Objektiv einen wie auch immer gearteten Schaden hat. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ein neues zu kaufen. Schließlich dürfte es morgen bei einem Rundflug an den Himalaya-Gipfeln vorbei, noch einige lohnende Motive geben. In Thamel bietet man mir noch mehrfach „smoke“ an. Mit meinem inzwischen fast drei Wochen alten Vollbart sehe ich wohl ein bisschen so aus, als würde ich so etwas brauchen. Dabei gibt es kaum etwas was Abwegiger wäre. Aber Kleider bzw. Bärte machen offensichtlich Leute. So beschließe ich heute nach dem Abendessen noch den Bart anzugehen, man will ja dann in Deutschland auch nicht beim Zoll in aller Seelenruhe seine Tasche ausbreiten dürfen, um dann den Zug zu verpassen. Zumal der Preis für das Objektiv schon sehr dicht an die Grenze zur zollfreien Einfuhr geht. Und eine lange Diskussion über den genauen Umrechnungskurs von Nepalesischen Rupien zum Euro möchte ich auch nicht unbedingt führen müssen.