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12. Reisetag        Marrakesch - 28.09.2023

 

Heute starten wir etwas früher in den Tag. Es steht ein Fahrtag auf dem Programm, und wir wollen gegen 8:00 Uhr abfahren. Zuvor verabschieden wir uns noch von unserem Begleitteam beim Trekking im Hohen Atlas. Unseren ersten Stopp auf der Fahrt nach Marrakesch machen wir in Kelâa M’Gouna, der Rosenstadt von Marokko. Schon in den Terrassenfeldern im Rosental, in dem wir in den letzten Tagen unterwegs waren, haben wir einige Rosenbüsche gesehen, aber das Zentrum ist rund um Kelâa M’Gouna. Rund um die Ortschaft gibt es rund 4200 Kilometer Rosenhecken, von denen im Frühjahr innerhalb von etwa 14 Tagen die Blüten geerntet werden. Rosen kommen übrigens ursprünglich aus Persien, und sind von Mekka-Pilgern hier her nach Marokko gebracht worden. Die hier angebauten Rosen sind Duftrosen und keine der bei uns bekannten Zierrosen. Zur Erntezeit werden hier an Spitzentagen bis zu 400 t der Blüten geerntet. Und dann muss es schnell gehen, damit die Blüten nicht zu Gehren beginnen, und man die Duftstoffe mit den Ätherischen Ölen aus den Blüten herausdestillieren kann. Aus einer Tonne Blüten bekommt man etwa 140 ml Rosenöl. Das klingt zunächst sehr wenig, relativiert sich aber bei einem Preis von etwa 1000 Euro pro 100 ml. Das gewonnene Rosenöl wird teilweise vor Ort in allerhand kosmetische Produkte weiterverarbeitet, aber auch an internationale Konzerne verkauft. So ist auch das Geschäft einer lokalen Kooperative unser Anlaufpunkt im Ort. Man zeigt uns die kleine Destillationsanlage und gibt uns dann logischerweise im angeschlossenen Shop auch noch die Gelegenheit, Produkte mit dem lokalen Rosenöl zu erwerben. Nun ja, das geht eher komplett an mir vorbei.

Wir kommen auf unserer Weiterfahrt nach Marakesch am Sonnenkraftwerk Noor, etwa 10 Kilometer vor Ouarzazate gelegen, vorbei. Noor steht im arabischen für Licht, was auch gut beschreibt, was hier passiert. Wobei man von der Straße eigentlich nur einen großen Solarturm sieht. Insgesamt besteht das Sonnenkraftwerk aktuell aus vier Bauabschnitten. Die beiden ersten Abschnitte sind zwei Parabolrinnenkraftwerke mit einer Leistung von 160 bzw. 200 Megawatt. Hier sind Parabolspiegel in Nord-Süd Richtung aufgestellt, und werden je nach Sonnenstand in der Neigung verändert. Dabei wird das aufgefangene Sonnenlicht auf ein Absorberrohr mit einem Wärmemedium gelenkt. Der dritte Abschnitt ist der Solarturm. Hier werden unzählige Spiegel am Boden so nachgeführt ausgerichtet, dass die Sonneneinstrahlung auf einen zentralen Absorberpunkt am oberen Turm gelenkt wird, und dort ebenfalls ein Wärmemedium erhitzt. Dabei können oben im Turm Temperaturen von über 1000°C erreicht werden. Meist werden bei solchen Anlagen Dampfturbinen mit dem Wärmemedium angetrieben. Man könnte solche Solartürme auch dazu verwenden, direkt grünen Wasserstoff zu erzeugen, da Wassermoleküle sich bei etwa 1700°C in Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten. Die Anlage hier hat eine Leistung von 150 Megawatt. Und als vierten Bauabschnitt gibt es in dem Sonnenkraftwerk noch eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 72 Megawatt. Das Gebiet um Quarzazte bietet sich selbst für marokkanische Verhältnisse besonders für einen Sonnenkraftwerk an, da hier mit einer jährlichen Einstrahlung von rund 2600 kWh/qm gerechnet werden kann. Einer der höchsten Werte überhaupt auf der Welt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Sonne hier an praktisch 365 Tagen im Jahr ununterbrochen scheint. Zum Vergleich, in Deutschland liegt der Wert bei rund 900 – 1000, im Süden ist es eher der oberen Rand der Spanne, im Norden ist es eher der untere Rand. In Marokko hat man große Pläne mit der Solarkraft. Man möchte bis 2030 über 20 solcher Anlagen verfügen. Damit möchte man die Abhängigkeit vom Energieimport vor allem in Form von Öl und Gas deutlich reduzieren, der mit knappen Devisen bezahlt werden muss. Gleichzeitig will man, um die Wasserknappheit anzugehen, mehrere große Meerwasserentsalzungsanlagen bauen, die wiederum große Mengen an Energie benötigen. Partner bei der Meerwasserentsalzungsanlagen sind übrigens die Vereinigten Arabischen Emirate, die selbst bereits große Meerwasserentsalzungsanlagen betreiben.

Unser nächster Halt ist dann an der historischen Kasbah in Ouarzazate, die aktuell aber nur von außen besichtigt werden kann. So machen wir hier nur einen kurzen Fotostopp. Genau gegenüber liegt übrigens ein Museum, dass das Kino insbesondere mit Bezug zu Marokko zum Thema hat. Ouarzazate hat eine lange Tradition als Filmkulisse für große Blockbuster, so wurden Filme wie Gladiator, Der Medicus, Lawrence von Arabien aber auch Serien wie Games of Thrones hier teilweise gedreht. Etwas außerhalb der Stadt sind hier große Filmkulissen in die Wüste gebaut worden. Sowohl das Museum wie auch die Studios lassen wir aber buchstäblich rechts liegen. Unser nächstes Ziel ist Ksar Ait-Ben-Haddon. Schon von weitem sieht man die Fassade einer großen Kasbah mit großem Eingangsportal. Als Kasbah werden große aus gestampftem Lehm errichtete Festungen in den größeren Orten bezeichnet. Eine Ksar ist eher eine Befestigung eines Dorfes an den alten Handelswegen, sie sind einfach deutlich kleiner, aber ansonsten dienen eine Kasbah und Ksar dem gleichen Zweck. Aber was man sieht ist eine Fassade, und auch nur eine Fassade. Einiges von dem scheinbar neuen ist nur eine Fassade aus Pappmaschee und alles andere als historisch und diente ebenfalls als Filmkulisse. Aber der Ort hat tatsächlich eine historische Bedeutung. Es handelt sich um eine alte Karawanserei auf dem Handelsweg von der Atlantikküste nach Timbuktu. Er lag zur Zeit der Karawanen eine Tagesreise hinter der anstrengenden Überquerung des Hohen Atlas, was viele Karawanen früher dazu verleitete, hier ein paar Tage zur Erholung zu bleiben. Das machte die Einwohner von Ait-Ben-Haddon zu wohlhabenden Leuten, die sich den Schutz, den ihre Anlage bot, bezahlen ließen. Zunächst lebten hier lediglich 4 Familien, wobei Clans es wohl eher beschreibt, da diese jeweils leicht aus bis zu 70 Personen bestehen konnten. Sie bauten neben ihren Häusern eine Schutzmauer als äußeren Ring. Das Ganze war dann noch auf einer relativ steilen Anhöhe und direkter Nachbarschaft zu einem Fluss gelegen. Von dort oben hatte man einen guten Blick auf die Umgebung, und war dazu schwer anzugreifen. Dazu legte man Brunnen und Kornspeicher an, um sich gegen Belagerungen zu schützen. Auch wenn die Zeit der Karawanen natürlich längst vorbei ist, lebten immer Menschen hier. Wegen dem Fluss gab es Wasser und auch einen schmalen Streifen, der sich für die Landwirtschaft eignete. Dazu kam dann schon früh ein bisschen Tourismus. Das änderte sich 1987, als die alte Festungsanlage zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde. Das führte dazu, dass im Dorf innerhalb der Festung praktisch keine Veränderungen z.B. bezüglich der Verlegung von elektrischen Leitungen, oder auch Wasserleitungen mehr vorgenommen werden durften. So lebt heute nahezu niemand mehr im alten Dorf, und es ist eher zu einem Museumsdorf geworden. Aber mit täglich hunderten Touristen, die sich durch die alte Festungsanlage schieben, wurde der Tourismus lukrativ. So sind in den Häusern und auch in einigen der kleinen Gassen kleine Händler, die ihr Geschäft zu machen versuchen. Die Einwohner von Ait-Ben-Haddon leben heute praktisch alle im neuen Dorf, das auf der anderen Flussseite direkt an der modernen geteerten Verbindungsstraße liegt. Verbunden sind das alte und neue Dorf mit einer Brücke über den Fluss. Aber als wir heute hier sind, könnte man auch einfach durch das völlig ausgetrocknete Flussbett gehen.

Für uns geht es von hier weiter in Richtung Marrakesch. Dazu überqueren wir den Tizi n’Tichka Pass, der mit 2260m die höchste Passstraße des Landes ist. Im Moment wird die Passstraße mal wieder saniert. Aber nicht alle Marokkaner sind mit dem Pass zufrieden. Viele hätten lieber stattdessen ein etwa 14 km langen Tunnel unter dem Hohen Atlas hindurch. Ein Tunnel ist der Regierung aber zu teuer, und so saniert man die Passstraße zurzeit ziemlich aufwendig, und bügelt dabei auch ein paar der zahlreichen Kehren und engen Kurven ein bisschen glatt. Das Problem mit dem Pass ist, dass dieser zwischen November und März immer mal wieder für Stunden manchmal auch für Tage wegen Schnee und teilweise verreister Straßen gesperrt werden muss. Das verhindert dann den Warenaustausch zwischen dem nördlichen dicht besiedelten Marokko und dem Saharavorland im Süden. Die Menschen im Süden argumentieren nun, dass es deshalb bei Ihnen kaum nennenswerte Investitionen gibt, da die Erreichbarkeit dieser Landesteile nicht das ganze Jahr durchgängig gewährleistet ist. Mit solchen Problemen haben wir jetzt im September logischerweise nicht zu kämpfen. So kommen wir gegen 17:15 Uhr an unserem Hotel in Marrakesch an. Die Millionen Metropole hat nur im Zentrum ein paar höhere Gebäude, und dehnt sich deshalb sehr weitläufig in der Fläche aus. Überall sieht man Arbeiter dabei, wie sie Straßen und Gehwege reinigen, der königliche Golfplatz in der Nähe des Stadtzentrums erstrahlt im saftigen grün, ebenso wie einige Verkehrsinseln der großen Kreisverkehre an den Hauptverkehrsstraßen. Man bereitet sich auf einen Kongress der Weltbank mit insgesamt 14000 Teilnehmern. Da will man sich natürlich von der besten Seite zeigen.