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15. Reisetag        Chapada dos Guimaras - 16.08.2024

 

Heute geht es wieder früh raus, die Abfahrt ist für 5:30 Uhr geplant. Da es zu dieser Zeit logischerweise noch kein Frühstück gibt, bekommen wir ein Lunchpaket mit auf den Weg. Zunächst geht es auf der Transpantaneira auf der Schotterpiste und nach etwas mehr als einer Stunde dann wieder auf einer Teerstraße zurück nach Cuiaba. Dort biegen wir in Richtung des Hochlands ab. Der direkte Weg nach Chapada dos Guimaras ist wegen einer auf die Straße niedergegangenen und noch nicht geräumten Steinlawine aktuell nicht möglich, so müssen wir einen Umweg über die mautpflichte Nationalstraße 364 nehmen, was die Fahrzeit um etwa zwei Stunden verlängern wird. Anfangs geht es vorbei an riesigen Rinderfarmen. In Brasilien leben mit rund 230 Millionen mehr Rinder als es mit 210 Millionen Einwohner hat. Von denen sind knapp 7 Millionen direkt in der Viehwirtschaft tätig. Es wurden im Jahre 2023 10,4 Millionen Tonnen Rindfleisch produziert, womit man nach den USA der zweitgrößte Produzent war. Aber beim Export ist man mit etwa 3 Millionen Tonnen etwa doppelt so groß wie die USA. Im Jahre 2012 waren es in Brasilien erst 800.000 Tonnen. Das zeigt schon, welche ungeheure Dynamik das in den letzten Jahren genommen hat. Wir konnten das aus dem Flugzeug auf dem Flug nach Manaus nicht sehen, aber immer noch werden Flächen im Amazonas Regenwald für neue Rinderfarmen abgebrannt. Das geschieht vor allem im extrem dünnbesiedelten Westen des Landes. Und auch wenn sich große brasilianische Schlachthausketten dazu verpflichtet haben, keine Tiere von diesen Farmen zu verarbeiten, finden diese ihren Weg auf den Weltmarkt. Dabei werden die Tiere zuvor häufig zwischen verschiedenen Farmen hin und her verkauft, bis sich ihre tatsächliche Herkunft verliert. Was aber logischerweise die Kosten weiter treibt, und zu schlechteren Preisen auf den neuen Farmen führt, was dann in noch schlechteren Bedingungen auf diesen Farmen führen dürfte, und eine weitere Ausdehnung der Produktion zur Folge haben dürfte, um die Kosten über Größe wieder aufzufangen. Ganz nebenbei exportiert Brasilien übrigens auch noch über 500.000 Tonnen Rindsleder im Jahr. Offiziell ist die Flächennutzung für die Rinderproduktion in den letzten Jahren übrigens kontinuierlich um die 2% pro Jahr gesunken, die Produktion aber rasant gestiegen. Der Fokus bei der Rinderzucht liegt auf der Fleischproduktion, es werden aber auch rund 35 Millionen Tonnen Milch produziert, auch das sind etwa 20% mehr als 10 Jahre zuvor. Zum Vergleich in Deutschland, als größten Milchproduzenten in der EU, sind es etwa 28 Millionen Tonnen. Dabei gibt es gravierende Unterschiede in der Milchleistung, in Deutschland gibt eine Kuh aktuell durchschnittlich etwa 7700kg Milch pro Jahr, in Brasilien sind es rund 2000kg, wobei der Zuwachs der Gesamtmenge der letzten Jahre in Brasilien vor allem auf die Erhöhung der Milchleistung pro Tier zurück geht. Die Milchproduktion konzentriert sich in Brasilien vor allem auf den Küstenstreifen im Süden des Landes, dort ist die Milchproduktion pro Tier auch um rund 40% über dem Landesdurchschnitt.

Unser Weg führt weg von den Rinderfarmen in Richtung des Hochlandes. Auf dem Weg dorthin werden die Weiden weniger, dafür gibt es etwas mehr Wald. Auf der Straße sind unzählige LKWs unterwegs, die sich langsam die teilweise recht ordentliche Steigung hochkämpfen, streckenweise aber nur in Schrittgeschwindigkeit vorankommen. In Brasilien gibt es bis auf im Süden für den Transport von Rohstoffen für den Export nahezu keine Eisenbahnverbindungen. So werden die Massengüter auch aus der Landwirtschaft mit den über 100.000 LKWs im Land transportiert. Nicht alle schaffen die Steigung, so sehen wir einige, an denen gerade herumgeschraubt wird. Je höher wir aber kommen, desto mehr dominiert dann der Ackerbau die Umgebung. Als wir dann schließlich auf dem Hochplateau auf rund 1000 über dem Meeresspiegel angekommen sind, gibt es praktisch nur noch schier endlose Felder. Wobei die „wirklich“ großen Schläge im Norden des Bundesstaates Mato Grosso, in dem wir uns hier befinden, liegen. Angebaut werden hier nur Baumwolle und Soja in riesigen Monokulturen. Soja ist dabei ein wichtigen Eiweißlieferant auch aber nicht nur in der Rinderproduktion. Brasilien produziert etwa 170 Millionen Tonnen Soja im Jahr, wovon etwa die Hälfte exportiert wird. Damit hält man einen Weltmarkanteil von rund 50% beim Soja. Mit Abstand größter Abnehmer ist dabei China, was es dem Land erlaubt, seinerseits der insgesamt größte Fleischproduzent der Welt zu sein. Die Sojaproduktion in Brasilien ist in den letzten zehn Jahren übrigens glatt verdoppelt worden. Das deckt sich dann auch mit unseren Beobachtungen vom Flug nach Manaus. Dabei haben wir große Feuer im Hochland gesehen, eben dort wo die großen Anbaugebiete für Soja und Baumwolle sind. Auch bei der Baumwolle überholt man mit einer Menge von rund 3 Millionen Tonnen im Jahr gerade die USA als größten Exporteur der Welt. Begünstigt allerdings auch durch eine große Dürre in Texas, denn Baumwolle benötigt sehr viel Wasser. Der Schwerpunkt für die Baumwollproduktion in Brasilien liegt klar im hiesigen Gebiet. So kommen wir auch an einigen großen abgeernteten Baumwollfeldern vorbei, auf denen noch die großen Ballen auf den Abtransport warten. Hier ist die Ernte aber noch in Gange. Die Sojaernte ist bereits abgeschlossen. Wenn man die langen Staubfahnen hinter den Schleppen sieht, die mit der Bearbeitung der abgeernteten Felder begonnen haben, kann man kaum glauben, dass es hier genug Regen für die Baumwolle gibt. Die riesigen Monokulturen sind hier nur mit zunehmenden Mengen an Düngung vor allem aber dem vehementen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln möglich. Man sieht hier auf den Feldern praktisch keinen Halm, der da „nicht hingehört“. Auch sonst sind die Felder zuweilen noch durch Zäune voneinander getrennt, aber man sieht kaum noch grüne Streifen in der Landschaft, Wegeränder gibt es aufgrund der Dimensionen der Felder nur wenige, und Bäume oder Büsche gibt es nahezu gar keine mehr. Es ist einfach eine Landwirtschaftsindustrie, die durch große Felder von riesigen Farmen geprägt ist. Es gibt in Brasilien Farmen bzw. Eigentümer die 100.000 Hektar bewirtschaften. Weitere bedeutende Agrarprodukte sind etwa Mais und Orangen. Beim Mais ist man inzwischen auch Weltmarktführer beim Export. Die Gesamternte beläuft sich auf etwa 130 Millionen Tonnen, dabei konnte der durchschnittliche Ertrag pro Hektar in den letzten zehn Jahren zwar von etwa vier auf sechs Tonnen gesteigert werden, liegt damit aber immer noch deutlich unter den Erträgen in Nordamerika oder Europa pro Hektar. Man gleicht das durch sehr große Flächen aus, immerhin aktuell etwa 22 Millionen Hektar. Bei den Orangen wurden im letzten Jahr noch 17,6 Millionen Tonnen geerntet, klar auch da ist man Weltmarktführer, und das mit großem Abstand. Es wird etwa 30% der Weltproduktion geerntet, man hält etwa 55% am Weltmarkt für Orangensaft und 80% beim Fruchtsaftkonzentrat. Aber hier gibt es aktuell massive Probleme. Zum einen gab es im Hauptanbaugebiet in diesem Jahr eine Dürre, deutlich gravierender ist aber der Befall der Bäume mit dem sogenannten Citrus Greening. Einer Krankheit, die durch Blattflöhe übertragen wird, die zuerst die Blätter, dann die Zweige und am Ende den ganzen Baum absterben lässt. Teilweise gehen die Pflanzen ganzer Plantagen ein. Die Prognosen gehen davon aus, dass die Ernte in diesem Jahr um 25 – 30 Prozent zurückgehen wird, was man wegen der schon heute geringeren Lagerbestände in der Welt auch schon bei uns im Supermarkt sehen kann, die Preise steigen deutlich. Weitere wichtige Produkte der Agrarindustrie von Brasilien sind Kaffee und Zuckerrohr, man ist bei beiden ebenfalls Weltmarktführer – natürlich. Brasilien ist bei vielen landwirtschaftlichen Produkten Preisführer in der Welt. Dazu kommen noch immer riesige nicht genutzte Flächen, zumeist heute mit verschiedenen Varianten von Regenwald bestanden, wobei unter ökologischen Gesichtspunkten natürlich eine Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen sehr fragwürdig wäre. Gleichzeitig könnte die Produktionsmenge auf der heute genutzten Fläche noch deutlich ausgeweitet werden, auf der anderen Seite ist heute bereits der Einsatz von Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel sehr hoch und eine deutliche Belastung für die Umwelt. Und auch in Brasilien beginnt der Klimawandel immer mehr Menschen nachdenklich zu machen, zumal bereits viele die Auswirkungen durch sinkende Regenmengen deutlich spüren, auch oder gerade in der Landwirtschaft selbst.

Aber wir sind nicht hierhergekommen, um uns abgeerntete Soja- und Baumwollfelder anzusehen. Unser erstes Ziel ist die Abbruchkante vom Hochland hinunter in die Ausläufer des Pantanal. Von der Kante kann man bei klarem Wetter bis ins 50 km Luftlinie entfernte Cuiaba sehen, was soll ich sagen, heute ist es ein bisschen dunstig, so kann man die Stadt lediglich erahnen. Die natürliche Vegetation, soweit sie überhaupt noch vorhanden ist, nennt sich hier Cerrado, was so viel wie „undurchdringlich“ bedeutet. Gemeint ist eine eher savannenartige Landschaft mit hohem Trockengras, aber auch Büschen und für brasilianische Verhältnissen eher niedrigen Bäumen. Das Besondere dabei ist, dass in der Trockenzeit das teilweise sehr hohe Gras zwar vertrocknet, gleichzeitig der Boden ab einer Tiefe von etwa 2m aber ganzjährig feucht bleibt, und die Bäume und Sträucher deshalb immergrün bleiben. Der Bewuchs mit dem hohen Gras und den Büschen machten die Flora dann undurchdringlich. Heute ist diese Vegetation außerhalb des Nationalparks fast vollständig der Landwirtschaft gewichen.

Von der Abbruchkante geht es für uns nach Chapada dos Guimaraes zum Mittagessen. Anschließend fahren wir zu einem nahegelegenen Wasserfall, der zu den höchsten in ganz Brasilien gehören soll, wobei die Höhenangaben zwischen 78 und 92m schon ein bisschen auseinander gehen. Sei es drum, sicher ist, er führt zurzeit nur sehr wenig Wasser. So ist sein Anblick nicht wirklich spektakulär. Da sind die beiden roten Araras schon eher ein Hingucker, die offensichtlich in direkter Nähe zum Wasserfall ihr Nest haben. Ich habe natürlich das falsche Objektiv auf der Kamera, aber auch so sind sie schön anzusehen. Vom Wasserfall geht es zu unserer Posada, wo wir uns zunächst einrichten, bevor wir in den Ort selbst fahren, um uns dort noch ein bisschen umzusehen. Zum Sonnenuntergang geht es dann noch zu einer anderen Stelle an der Abbruchkante in direkter Nähe zum Ort selbst. In der Dunkelheit sind auch die Lichter von Cuiaba deutlich sichtbar.