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23.+24. Reisetag        nach Hause - 24.+25.08.2024

 

Heute ist ein typischer letzter Tag einer Urlaubsreise. Das Frühstück schiebt man ein bisschen weiter in den Tag, und dann versucht man noch irgendwie die Zeit bis zum Flughafentransfer rumzubringen. Wirklich Sinnvolles ist selten dabei. Da macht der heutige Tag auch keine Ausnahme. Ich laufe noch mal die Uferpromenade der Copacabana ab. Es sind einige Schwimmer mit Badekappen im Wasser, was genau ihre Mission ist, kann ich nicht ergründen. Aber die Badekappen dienen ganz offensichtlich als Erkennungszeichen, denn ansonsten hatte niemand eine auf. Am Strand sind auch schon die ersten Gäste, und die Liegestühle werden aufgestellt. Die Strandbars beginnen sich zu sortieren, und die zahlreichen Felder mit den Netzen am Strand sind schon gut besucht. Es gibt ernsthafte Spiele, aber ganz offensichtlich auch viele Trainingseinheiten. Man spielt Beach-Volleyball, Beach-Fußball, Paddel, aber auch zwei normale Fußballspiele sind am Strand schon im Gange. Von all den Aktivitäten sollte man in dem tiefen Sand ordentliche Waden bekommen. Auch der Radweg zwischen Straße und Promenade wird schon eifrig von Radfahrern und Joggern genutzt. Insbesondere bei den beiden letzten Gruppen sieht man bei vielen schon deutlich, dass sie ihren Körper sehr regelmäßig stählen, und vermutlich auch mit dem einen oder anderen Pulver für die richtigen Proportionen sorgen. Überhaupt ist der Körperkult hier in Brasilien durchaus ein Thema. Fast 5% aller Brasilianer haben sich schon mindestens einmal einer Schönheitsoperation unterzogen, wobei beide Geschlechter vertreten sind. Aktuell sind die Frauen noch deutlich in der Überzahl, die Steigerungsraten sind aber bei den Männern deutlich höher. Dabei geht der Trend klar dahin, dass in immer jüngeren Jahren der Natur etwas nachgeholfen wird. Alleine im Jahre 2022 wurden über 2 Millionen Schönheits-OPs in Brasilien durchgeführt, womit man die früher führende USA längst hinter sich gelassen hat. Etwa die Hälfte der Schönheits-OPs ist im Bereich des Kopfes. Das Gruseligste ist für mich aktuell der Bundesstaat Mato Grosso, der Kindern ab 5 Jahren !!! die Schönheits-OP bezahlt, wenn diese wegen ihres Aussehens gemobbt werden. Bei Mädchen sind ab 16 Jahre selbst Brust-OPs mit im staatlichen Paket enthalten. Bei Umfragen sagten 40% der Kinder, dass sie wegen ihres Aussehens gemobbt werden. Es gibt in Brasilien gar Magazine, die sich nur und ausschließlich mit der plastischen Chirurgie beschäftigen. Bei Männern gelten ausgeprägte Muskelpakete nach dem Schönheitsideal als erstrebenswert, da muss überschüssiges Fett natürlich weg. Ebenso stehen Tränensäcke oder das Doppelkinn oben auf der Liste der Dinge, die weg müssen. Bei Frauen sind durchtrainierte Oberschenkel, ein flacher Bauch und ausgeprägte Rundungen an Brüsten und Po Teil des Schönheitsideals. Für letzteres gibt es in den Schaufenstern der Wäschegeschäfte auch entsprechende Kleidung, die den Po „vorteilhaft“ betonen. Den Schönheitsidealen von Männern und Frauen steht der stark zunehmende Verzehr von Fastfood in Brasilien entgegen, der besonders in der ersten Amtszeit vom jetzigen Präsidenten Lula da Silva geradezu explodiert ist. Teil der Ursache war, dass sich auch ärmere Bevölkerungsschichten durch die starke Anhebung des Mindestlohns plötzlich sehr fetthaltige Nahrung leisten konnten, und die tägliche Kalorienaufnahme dramatisch erhöht haben, weit über das gesunde Maß hinaus. Ich will an der Stelle ausdrücklich nicht verteufeln, dass die ärmeren Bevölkerungsschichten mehr Geld zur Verfügung haben, eine Verkleinerung der sozialen Spreizung erscheint dringend nötig. Aus finanziellen Gründen stehen diesen Bevölkerungsschichten Schönheits-OPs aber natürlich nicht zur Verfügung. Daher steigt zwar der Körperkult, gleichzeitig gibt es aber auch einen rasant ansteigenden Anteil von Übergewichtigen in Brasilien. Da hilft auch die explodierende Anzahl der Fitness-Studios im Land und insbesondere in Mega-Citys wie Sao Paulo und Rio de Janeiro nichts. Und auch das sich der Umsatz mit Kosmetikartikeln in Rio in den letzten 15 Jahren annähernd verdreifach hat, löst das Problem nicht.

Gegen 11 Uhr bin ich zurück im Hotel. Da ich wegen der auch am Vormittag schon warmen Temperaturen ein bisschen durchgeschwitzt bin, nehme ich noch eine letzte Dusche und packe mein Zeugs zusammen. In Rio duscht man in den Vierteln der Mittel- und Oberschicht übrigens durchschnittlich drei Mal am Tag. Die Zimmer muss man in Brasilien typischerweise bis 12 Uhr verlassen, und können ab 15 Uhr bezogen werden. Da unser Transfer zum Flughafen um 13:30 Uhr abfahren soll, sitze ich mit anderen aus unserer Gruppe noch ein bisschen in der Lobby herum, kaufe noch ein Wasser, schließlich soll man hier viel trinken. Was man eben so macht, um irgendwie die Zeit rum zu bringen. Es geht dann auch relativ pünktlich los. Der Fahrer hat sich dann aber auf dem Weg zum Flughafen verfahren. Dann hat er auch noch versucht, auf einer Auffahrt auf eine andere Schnellstraße zurück zu setzen, was eher nicht von Erfolg gekrönt ist. So müssen wir über die Brücke, die die Guanabara-Bucht überspannt, hinüber nach Niteroi, dort drehen und wieder zurück. Immerhin ist die Brücke 13km lang. Auch wenn unser Reiseleiter schon wieder eine etwas ungesunde Gesichtsfarbe annimmt, kommen wir rechtzeitig für unseren Flug nach Sao Paulo an. Von dort geht es dann am späten Abend weiter nach Frankfurt. Der letzte Flug auf unserer Reise hat dann allerdings etwa eine Stunde Verspätung, bis wir überhaupt das Gate verlassen, was sich dann auch bis zur Landung in Frankfurt so stabil hält. So verpasse ich meine „ideale“ Zugverbindung. Aber ich schaffe es trotzdem noch bis kurz nach Mitternacht mit dem vorletzten Zug zum heimatlichen Bahnhof. Von daher ist es eigentlich genau genommen schon der 25. Reisetag.