• Braunohrarassari
    Brasilien

    Braunohrarassari

  • Wolken ziehen über den Kilimanjaro
    Tansania

    Wolken ziehen über den Kilimanjaro

  • Die Kata Tjutas im Sonnenuntergang
    Australien

    Die Kata Tjutas im Sonnenuntergang

  • Potthols in den Drakensbergen
    Südafrika

    Potthols in den Drakensbergen

  • Streifenkehl-Schattenkolibri nascht vom Nektar einer Blüte
    Costa Rica

    Streifenkehl-Schattenkolibri nascht vom Nektar einer Blüte

20. Reisetag        Vila do Abrao (Ilha Grande) - 21.08.2024

 

Heute geht es mehr als gemütlich in und auch durch den Tag. Frühstück gibt es ab 8:00 Uhr, und wir beginnen unseren Tag um 9:15 Uhr. Wie gehen die paar Schritte bis zum Anleger von Vila do Abraao. Von dort geht es auf einem kleinen Schiff hinüber zum Praia do Mangne, wo wir nach etwa einer Stunde ankommen. Wir gehen auf einem kleinen Spazierweg über die Spitze der Insel durch den Küstenregenwald. Unter anderem kommen wir an einem kleinen nahezu verlassenen Dorf vorbei, in dem nur noch ein paar wenige Menschen wohnen. Die örtliche Schule und auch die Kirche sind längst aufgegeben. Früher lebten hier einmal etwa 200 Menschen, die vom Anbau von Obst und Maniok lebten, dass sie mit dem Boot zum Festland brachten, um es dort zu verkaufen. Heute lohnt sich das nicht mehr. So haben die Leute noch ein bisschen was für den Eigenbedarf, mehr aber auch nicht. Gleichzeitig wuchert der Regenwald wieder über alles hinweg, was aufgegeben worden ist. Im Regenwald bekommen wir mit den Weißbüschelaffen auch noch eine neue Spezies auf dieser Reise zu sehen, und ehrlich gesagt, hatte ich von denen bisher auch noch nie gehört. Dabei handelt es um eine etwa 20 -25cm und lediglich 300 – 400 Gramm große Primatenart, die einen etwa 30cm langen weiß grau geringelten Schwanz haben. Am Körper sind sie hauptsächlich dunkelbraun bis dunkelgrau. An den Ohren haben sie ein charakteristisches Büschel weißer abstehende Haare. Sie haben Krallen statt Nägeln an den Händen und Füßen, und sind tagaktiv. Die Ernährung besteht vor allem aus Baumsäften und Insekten, und wird ergänzt mit relativ wenigen Früchten, Samen, Blättern, Eiern, Schnecken oder kleinen Wirbeltieren. Sie leben in Gruppen zwischen 10 und 15 Tieren, wobei es ein dominantes Elternpaar gibt, das die Gruppe auch anführt und für den Nachwuchs sorgt. Nach einer Tragzeit von etwa 150 Tagen kommen in der Regel Zwillinge zur Welt. Dabei werden sie zwar in den ersten drei Monaten von der Mutter gesäugt, aber die ganze Gruppe kümmert sich um die Erziehung. Zu den Besonderheiten der Weißbüschelaffen gehört, dass sie zwar vor allem mit Gesichtsausdruck und Körperhaltung untereinander kommunizieren, innerhalb der Gruppe aber auch bestimmte Ruflaute, also Namen, für jedes Gruppenmitglied haben, und auch neue erlernen können, wenn ein neues Mitglied in der Gruppe aufgenommen wird. Auch versorgen sie sich gegenseitig mit Nahrung, ohne dafür vom Anderen eine Gegenleistung zu erwarten. Ihr natürlicher Lebensraum sind die Küstenwälder im Süden und Osten von Brasilien.

Auf unserer kleinen Runde kommen wir schließlich auf der anderen Seite der Insel am Praia de Lopes Mendes wieder aus dem Regenwald heraus. Der weiße Strand wird regelmäßig zu einem der schönsten drei Strände von Brasilien gewählt. Er ist rund 2,5km breit, und als wir aus dem Regelwald herauskommen, liegt er menschenleer vor uns. Ganz sauber ist er aktuell allerdings leider nicht, da ein Sturm vor ein paar Tagen ein bisschen Müll angespült hat. Diese Seite der Insel ist dem Atlantik zugewandt, hat deshalb im Gegensatz zur anderen Seite eine deutlich stärkere Brandung. Weshalb auch bei besseren Windverhältnissen auf dieser Seite der Insel häufig Surfer anzutreffen sind. Heute weht allerdings nur ein laues Lüftchen. So sind auf dem völlig klaren nur leicht blau-grün schimmernden Wasser nur relativ sanfte Wellen. Ich bin nun ganz sicher kein Strandgänger, aber dieser Strand ist schon ein nettes Plätzchen, mit schön weit ins Meer reichendem weißen weichen Sand, auf dem man die Füße noch klar sehen kann, selbst wenn man brusttief im Wasser steht.

Um zurück zum Ausgangspunkt des Spaziergangs zu gelangen, gehen wir am Strand entlang, um am Ende dann auf direktem Wege wieder über einen Pfad auf die andere Inselseite zu kommen, was nur etwa eine halbe Stunde dauert. Direkt am Eingang zu dem Weg sind dann auch noch einige weitere Strandgänger unterwegs, aber dichtes Gedränge herrscht hier außerhalb der lokalen Ferien wahrlich nicht. Trotzdem ist schon auffällig, dass sich die Leute auf einer Breite von vielleicht 150m zusammengefunden haben, und auf den weiteren über 2 km waren nur noch wir, mit kaum 10 Leuten. Zurück am Praia do Mangne setzen wir uns vor einem kleinen Strandkiosk an den Strand, und warten auf die Rückfahrt mit dem Schiff nach Vila do Abraao. Neben dem Strandkiosk gibt es noch einen kleine auf dem Wasser schwimmende Strandbar mit einem kleinen Steg davor. Bei der doch relativ übersichtlichen Anzahl an Gästen, wundert man sich schon, wie man davon existieren kann. Die wenigen Gäste kommen meist mit dem Boot herüber, und sind bis Sonnenuntergang längst wieder verschwunden. Als wir wieder unser Schiff für den Rücktransfer besteigen, geht es nicht ganz ohne nasse Füße, weil der Anfang des Steges ein bisschen vom Wasser umspült wird. Gegen 16:30 Uhr sind wir wieder zurück in unserer kleinen Posada, wo ich gleich mal die Hängematte direkt vor meinem Zimmer im Innenhof probiere, und mich ein bisschen im Halbschatten dösend von dem „anstrengenden“ Tag erhole.

Am Abend waren wir mit ein paar aus unserer Reisegruppe gemeinsam in einem Restaurant. An sich soweit alles normal. Wir konnten alle kein Portugiesisch, und versuchten es auf Englisch. Zwei von uns wollten sich ein Gericht für zwei Personen teilen, die Nr. 25 also twentyfive. Leider konnte die Bedienung kein Englisch, was wir zu dem Zeitpunkt nicht ahnten. Wir bekamen French Fries – Pommes und dazu drei Gabeln. Dazu muss man noch wissen, das einer aus unserer Gruppe mit seinem Verdauungstrakt ein bisschen unpässlich war, und auf feste Nahrung verzichten wollte. Er hatte lediglich eine Cola ohne Zucker bestellt. Nun ja, es wurde ein Caipirinha ohne Zucker. Da wir nach einer gewissen Zeit die Hoffnung auf weitere Essenslieferung aufgegeben hatten, setzte sich der Gedanke durch, es vielleicht heute bei einer schmalen Mahlzeit am Abend zu belassen. Immerhin hatten wir heute auch nicht so wirklich viel Kalorien verbrannt. Die beiden anderen bestellten Gerichte, für die weiteren anwesenden Gruppenmitglieder, wurden übrigens gelobt. Aber frei nach dem Spruch: „Das bisschen was ich esse, kann ich auch trinken“ haben wir auf dem Heimweg noch Station in einem anderen Lokal gemacht. Inzwischen war es schon nach 20 Uhr, eigentlich die Zeit wo viele Brasilianer auch nach Hause streben, und die Küche sich schon mal auf den Feierabend vorbereitet. Aber wir wollen lediglich noch das Nationalgetränk – einen Caipirinha für den Heimweg trinken. Den gab es hier normal mit Limetten, aber auch in den Geschmacksrichtungen Ananas, Mango und Erdbeere. Ich will es mal so sagen, die gemixte Erdbeere lässt sich nur schwierig durch den Strohhalm befördern und ist auch geschmacklich nicht so der Hit. Aber unsere Kombination war schon sehr bunt. Und am Cachaca, dem Zuckerrohrschnaps, wurde auf jeden Fall nicht gespart.

Heute möchte ich dann noch mal einen kurzen Abriss der Geschichte Brasiliens geben. Besiedelt wurde es durch Indigene Gruppen vermutlich bereits zwischen 10.000 und 8.000 vor Chr. Die ersten Europäer kamen um das Jahr 1500, vermutlich waren sowohl Spanier, Franzosen wie auch Portugiesen bereits dort gewesen, waren aber auf der Suche nach anderen Landstrichen weitergezogen. Am 22.04.1500 nahm dann der portugiesische Seefahrer Pedro Alvares Cabral das Land für den portugiesischen König im Besitz. Es gab in der Folge noch Auseinandersetzung mit Frankreich um das neue Land, bei denen sich Portugal aber durchsetzte. Portugal teilte ihren neuen Besitz in 12 Teilgebiete auf, und setze Adlige aus der Heimat als Verwalter der Teilgebiete ein. Im Jahre 1549 machte man Salvador da Bahia zur Hauptstadt. Man begann schon früh damit Zuckerrohr anzubauen, da Zucker damals sehr teuer war, und das neue Land klimatisch dafür bestens geeignet erschien. Der andere Exportschlager war Brasilholz, der für edle Möbel und als Grundstoff für rote Färbungen von Kleidung in Europa sehr begehrt war. Man begann auch andere Europäer, die zum einen katholisch sein mussten, und sich zum anderen der Kolonialmacht Portugal zu unterwerfen hatten, ins Land zu holen. Teilweise wurde auch Leute, die sich in Portugal bestimmter Vergehen schuldig gemacht hatten, hier her zu deportiert. Im Jahre 1587 teilte man, vom Papst wohlwollend begleitet, Südamerika zwischen Spanier und Portugal auf. Das heutige Brasilien ist der Anteil Portugals, die anderen heutigen Länder wurden Spanien zugeschlagen. Die einzige Bedingung, die der Vatikan stellte, war, dass man den Katholizismus zu verbreiten hatte. Damit kamen dann auch Jesuiten ins Land, die die Bekehrungen vorantrieben. Um 1600 war man der größte Zuckerproduzent der Welt, hatte aber Schwierigkeiten mit den Indigenen auf den Zuckerrohrfeldern, da diese sich selbst umbrachten, oder von europäischen Krankheiten dahingerafft wurden. Damit begann der Kreislaufhandel. Man brachte produzierte Güter nach Afrika und verkaufte sie gegen Sklaven. Die Sklaven wurden nach Südamerika gebracht, um auf den Zuckerrohrfeldern und auch beim Abbau der Edelmetalle wie Gold und Silber unter unmenschlichen Bedingungen zu arbeiten. Dafür brachte man Zucker, Edelmetalle, Kakao und Gewürze nach Europa. Dabei wurde die Sklaven zwar getauft, behielten dabei aber meist auch ihren alten Glauben bei. Zu diesem Zeitpunkt war man vor allem dabei, die Küsten zu besiedeln. Das Hinterland blieb noch länger weitestgehend unbekannt. Es gab lediglich Expeditionen, die sich auf die Suche nach Gold und später auch Diamanten machten. Im Jahre 1807 schließlich musste der Portugiesische Prinzregent Dom Joao vor den Truppen Napoleons fliehen, mitsamt der Staatskasse und dem gesamten Hofstaat, immerhin rund 15.000 Personen, siedelt es nach Rio de Janeiro über. In der Folge wurde die ehemalige Kolonie dem Mutterland Portugal gleichgestellt. Nach der Niederlage Napoleons in Europa zögerte Joao seine Rückkehr nach Europa immer wieder hinaus, machte sich aber 1821 schließlich doch auf den Weg und wurde König im einstigen Mutterland Portugal. Offiziell wurde er 1815 auf dem Wiener Kongress bereits König von Portugal, residierte nur eben in Rio de Janeiro. Seinem in Brasilien zurück gebliebenen Sohn Pedro I riet er, sich dort selbst zum Kaiser von Brasilien zu machen. Schließlich gab es immer wieder Aufstände für die Unabhängigkeit Brasiliens. Und Joao war es lieber, das Land blieb zumindest in der Familie. So wurde Pedro I zwar der erste in Südamerika gekrönte Kaiser, aber seine Regentschaft sollte bis zu seiner Abdankung im Jahre 1831 nur 10 Jahre währen. Brasilien bekam unter ihm eine neue Verfassung und verstand sich als konstitutionelle Monarchie. Doch sein zunehmend selbstherrlicher Führungsstil und die ständigen Konflikte mit der verfassungsgebenden Versammlung isolierten ihn zunehmend. So dankte er zugunsten seines erst sechsjährigen Sohns Pedro II schließlich ab, und ging zurück nach Portugal. In der Folge wurde das Land zunächst bis 1840 von einer durch die verfassungsgebende Versammlung bestimmte dreiköpfige Gruppe regiert, bis Pedro II schließlich vorzeitig für mündig erklärt wurde. Das Land wurde zu einer Exportnation, der Handel mit Edelhölzern, Kakao, dem seit 1802 angebauten Kaffee, Zucker, Rindfleisch und jetzt vor allem dem Kautschuk florierte. Man unterstützte Aufstände in Argentinien und das mit Argentinien verfeindete Uruguay, was schließlich im Sturz des argentinischen Regenten Juan Manuel de Rosas mündete. In der Folgte kämpfte man mit Argentinien und Uruguay gegen Paraguay, und machte dabei Gebietsgewinne. Das Militär wurde modernisiert, verlor in den verschiedenen Auseinandersetzungen aber auch 100.000 Soldaten. Gleichzeitig machten Amerika und auch Großbritannien Druck auf Pedro II, die Sklaverei im Land abzuschaffen. Zunächst wurden die in Brasilien geborenen Kinder der Sklaven frei, danach alle über 60 Jahre und schließlich im Jahre 1888 alle Sklaven frei. Das brachte die Großgrundbesitzer gegen Pedro II auf, sie waren inzwischen in dem erstarkten Militär mit den in Europa gut ausgebildeten Offizieren gut vernetzt, und so kam es am 15.11.1889 zum Militärputsch. Anfangs glaubten entscheidende Militärs noch, der Putsch richtet sich lediglich gegen den Ministerpräsidenten, stattdessen wurde die komplette Regierung incl. Pedro II gestürzt. In der Folge wurde Brasilien zur Republik. Das Wohlergehen der Wirtschaft und damit der Regierung hing zunehmend am Kaffeepreis, nachdem Brasilien seine Monopolstellung beim Kautschuk verloren hatte. Die Regierungen wechselten, wurden aber meist letztlich von einem kleinen Kreis von Oligarchen aus dem Kreis der Großgrundbesitzer bestimmt, auch wenn es offiziell freie Wahlen gab. Im Jahre 1930 kam Getulio Dornelles Vargas an die Macht. Das war eine Folge eines erneuten Verfalls des Kaffeepreises, das unter den einfachen Leuten eine große Unzufriedenheit schuf, und den zuvor von den Großgrundbesitzern manipulierten Wahlen ein Ende setzten. In der Folge versuchte sich die Region Sao Paulo durch einen gewaltsamen Aufstand von Brasilien loszusagen. Der Aufstand wurde niedergeschlagen, und es wurde eine neue Verfassung ausgearbeitet, die schließlich 1934 in Kraft trat. Als Vargas 1937 drohte die Wiederwahl zu verlieren, putschte er sich selbst an die Macht, rief unter dem Vorwand einer drohenden kommunistischen Revolution das Kriegsrecht aus, setzte damit kurzerhand die neue Verfassung wieder außer Kraft, und schuf eine „wohlwollender Diktatur“, natürlich mit sich selbst als Präsidenten. Politische Parteien wurden verboten. Gegner wurden verfolgt und ins Gefängnis gesteckt. Nach dem 2.Weltkrieg versprach er Neuwahlen, es kam in der Folge aber zu verschiedenen großen Protestaktionen mit instabilen Machtverhältnissen und der inzwischen schon fünften Verfassung des Landes. Im Jahre 1964 putschte schließlich das Militär, und übernahm die Macht. Unterstützt wurde der Putsch im Hintergrund übrigens von der CIA, da Brasilien nach dem Geschmack der USA eine viel zu sozialistische Politik betrieb. Während der Militärdiktatur kam es immer wieder zu Folterungen von Regierungskritikern, Regimegegner verschwanden spurlos, Todesschwadronen zogen durch das Land. Erst ab 1980 wurden die Repressionen weniger. Im Jahre 1985 ging die Militärdiktatur in Brasilien zu Ende. Noch im selben trat die inzwischen 7. Bundesverfassung in Kraft. Im November 1986 gab es schließlich wieder die ersten freien Wahlen. Das Land lag wirtschaftlich am Boden, es gab eine galoppierende Inflation. In den folgenden Jahren blieb die Regierung instabil, es kam zu häufigen Wechseln, immer wieder wurden Regierungsmitglieder mit Korruption in Verbindung gebracht. Die Inflation betrug zeitweise über 1000%. 1992 schufen die Länder Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay mit der Mercosur einen gemeinsamen Markt, 1994 folgte eine Währungsreform, die die Inflation zunächst deutlich eindämmte. Verschiedene Staatsbetriebe mit Monopolen wurden privatisiert, was die Staatsverschuldung eindämmen sollte, was aber nicht gelang. Trotzdem ging es wirtschaftlich wieder bergauf. Im Jahre 2003 wurde schließlich der Sozialist Luiz Inácio Lula da Silva, oder kurz Lula, zum ersten Mal zum Präsidenten gewählt. Wirtschaftlich ging es weiter bergauf, das internationale Gewicht des Landes wuchs. Da er nach zwei Amtszeiten nicht mehr wiedergewählt werden konnte, wurde die von Lula unterstützte Dilma Rousseff seine Nachfolgerin. Sie propagierte öffentlich den Kampf gegen die weiter allgegenwertige Korruption, wegen der auch vier ihrer eigenen Kabinettsmitglieder zurücktreten mussten. Teil des Korruptionsskandals waren auch ehemalige Staatsbetriebe wie Petrobas oder der weltgrößte Fleischverarbeiter JBS. Im Jahre 2016 wurde sie schließlich selbst wegen schlechter Führung der Staatsfinanzen ihres Amtes enthoben. Eine nicht ganz unwesentliche Rolle dabei spielte ihr damaliger Stellvertreter Michel Temer, der hinter den Kulissen die Amtsenthebung forcierte, zumindest deutet ein später veröffentlichtes Tondokument darauf hin. Nicht ganz uneigennützig, so wurde es selbst Regierungschef. In seiner zweijährigen Amtszeit gab es auch gegen ihn Korruptionsvermutungen, die Aufhebung seiner Immunität scheiterte aber bei zwei Abstimmungen im Parlament. Nach seiner Amtszeit wurde er mehrfach verhaftet, und immer nach nur fünf Tagen auch wieder freigelassen. Bei der 2018 anstehenden Präsidentschaftswahl traten Jair Bolsonaro und zunächst der frühere Präsident Lula da Silva gegeneinander an. Letzterer konnte dann aber nicht zur Wahl antreten, weil er vom Richter Sergio Moro zu 12 Jahren Haft wegen angeblicher Korruption verurteilt wurde. Bolsonaro gewann die Wahl, Moro wurde von Januar 2019 bis April 2020 Justizminister in dessen Kabinett. Im Jahre 2020 wurden die Urteile der Korruption gegen Lula da Silva wieder aufgehoben, wobei es dabei zunächst nicht um den Sachverhalt selbst ging, sondern lediglich darum, dass ein untergeordnetes Gericht damals gar nicht für den Fall zuständig war, der dann letztlich zu der Verurteilung führte. Im Jahre 2021 wurde dann Moro für befangen erklärt, und alle vorhergehenden Urteile aufgehoben. Im Jahre 2022 trat Lula da Silva erneut gegen Jair Bolsonaro in der Präsidentschaftswahl an und gewann diese auch. Die beiden letzten Präsidentschaftswahlen haben unabhängig vom jeweiligen Ausgang das Land tief gespalten, und die beiden Lager stehen sich mehr denn je zerstritten gegenüber. Inzwischen gibt es übrigens gegen Jair Bolsonaro Vorwürfe wegen Korruption. Die politische Kultur in Brasilien ist auf jeden Fall verbesserungswürdig.