17. Reisetag Foz di Iguacu - 18.08.2024
Heute steht eine Grenzüberquerung nach Argentinien auf dem Programm. Zunächst aber noch ein paar Fakten zur Stadt Foz do Igacu, in der wir uns hier befinden. Die Stadt hat etwa 320.000 Einwohner, und in diesem Jahr hofft man wieder auf etwa 2 Millionen Touristen zu kommen, auch wenn die meisten, wie wir auch, nicht lange bleiben. Aber es gibt hier in der Nähe ein Naturschauspiel, dass man in der ganzen Welt kennt – die Iguazu Wasserfälle. Je nachdem wonach man es bemisst, die Wassermenge, die Falltiefe des Wassers oder auch die Breite gehören die Wasserfälle von Iguazu, neben den Niagara Fälle in Nordamerika und den Vicoria Fälle in Afrika, zu den Top 3 auf der Erde. Hier stürzen sich durchschnittlich etwa 1,5 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde in die Tiefe, was beim Teufelsschlund etwa 82 m sind. Das Besondere an den Iguazu-Wasserfällen ist die etwas zerklüftete Ausdehnung auf über 2,7 km. Dabei gibt es ca. 20 größere Wasserfälle und über 250 kleinere. Beim Wasserfall benutze ich übrigens die deutsche Schreibweise, während ich beim Namen der Stadt Foz do Iguacu die brasilianische verwende. Über weitere Strecken fällt das Wasser über mehrere Stufen, und eigentlich nur im Bereich des Teufelsschlund selbst, gibt es nur eine Kante. Der Teufelsschlund ist U-Förmig und erstreckt sich über eine Länge von etwa 700m und einer Breite von ca. 150, in das über etwa 180° das Wasser stürzt. Dort sind die Fälle auch am intensivsten, und haben den Fällen auch den Namen Iguacu agua grande gegeben, was in der Sprache der einheimischen Indigenen so viel wie „Großes Wasser“ bedeutet, was mit großer Gefahr gleichgesetzt wurde. In deren Erzählungen hat hier M’Boy, der Sohn des Gottes Tupa, den Kopf in der Erde vergraben und den muskulösen Körper gewunden, und damit für so große Spannungen in der Erde gesorgt, dass sich ein großes Loch auftat. Die schöne Jungfrau Naipi war eigentlich M’Boy versprochen worden, doch die brannte mit dem Krieger Taroba durch. Die beiden flüchteten mit dem Kanu, das in den Fluten des zuvor sanft dahinfließenden Rio Iguazu unterging, als dieser in das gerade aufgetane Loch stürzte. Der Sage nach wurde Taroba dabei in eine Palme am Ufer des Flusses verwandelt, und die schöne Naipi wurde zu einem unerreichbaren Felsen am heutigen Teufelsschlund. Die Wissenschaft hat übrigens eine andere Version zur Entstehung: In der Kreidezeit entstand durch einströmende Lavaströme eine etwa 1600m starke Basaltschicht, die dann in der Folgezeit unterschiedlich schnell erodierte, und die Wasserfälle in der heutigen Form entstehen ließ.
Der Wasserfall befindet sich sowohl auf brasilianischem als auch argentinischem Gebiet. Wir wollen heute auf die argentinische Seite, wozu wir über die Brücke des Rio Iguazu einige Kilometer oberhalb der Fälle fahren. Von der Brücke kann man rechts Brasilien, links Argentinien und etwas zurück Paraguay gleichzeitig sehen. Nach Paraguay fahren übrigens auch viele Brasilianer, um dort billiger einzukaufen, wobei das dann häufig auch tatsächlich „billigste“ Artikel aus chinesischer Produktion sind. Inzwischen fahren sie für ihre größeren Lebensmitteleinkäufe auch nach Argentinien, das aktuell mal wieder unter einer galoppierenden Inflation leidet. Der Grenzübertritt selbst ist übrigens mit einer Reisegruppe sehr einfach, auf der brasilianischen Seite gehen wir ohne weitere Formalitäten mit dem Reisepass an der Passkontrolle vorbei. Einen Stempel gibt es nicht. Auf der argentinischen Seite erledigt das unsere lokale Reiseleiterin gar im Block mit den eingesammelten Pässen, ohne dass wir überhaupt aus dem Bus aussteigen, übrigens auch ohne einen Stempel im Pass. Von der Grenze geht es dann zu der etwa 30 km entfernten Besucheranlage auf der argentinischen Seite der Fälle. Wir starten zunächst mit dem „grünen“ Weg, von dem man die Fälle von unten sieht. Danach geht es dann in die oberen Etagen, wo man praktisch dem Wasser zum Greifen nahekommt, bevor es über die Basaltkante stürzt. Dabei kann man auf einem größeren Teil auf Stegen ganz in der Nähe von der Fallkante entlang gehen. In dem Bereich sind es zumeist zwei Stufen, über die das Wasser in die Tiefe stürzt. Zuletzt nehmen wir dann noch eine kleine nostalgische Schmalspurbahn, mit der man hier im Park verschiedene Stationen anfahren kann. Wir fahren noch mal etwa 3 km, um praktisch hinter die eigentlichen Fälle zu kommen. Vom kleinen Bahnhof sind es dann noch einige 100 m über einen Betonsteg, um zu einer großen Plattform direkt am Teufelsschlund zu kommen. Dort steht man zumindest bei unserem Besuch immer noch im Trockenen, bei anderen Windbedingungen mag das anders sein. Und in unmittelbarer Umgebung sieht man tosenden Fluten in die Tiefe stürzen. Hier und heute ist es sehr angenehm, wenn gleich ein ordentlicher Besucherandrang vorherrscht, und es an den begehrtesten Stellen immer ein bisschen dauert, bis man auch vorne steht. Es sind zwar viele Leute hier, aber es ist kein drängelndes Geschiebe. Und wer sein Foto gemacht hat, geht dann eben auch weiter, um anderen Platz an den begehrten Plätzen zu machen. Von hier geht es dann wieder mit der kleinen Bahn zurück. Wir steigen wieder auf halber Strecke aus, um den Rest des Weges zu Fuß zu gehen, statt mit der Bahn ganz bis kurz vor den Ausgang der Anlage zu fahren.
Der Grenzübertritt gestaltet sich auf der Rückfahrt wieder genauso unspektakulär wie am Morgen. Unser nächstes Ziel ist ein Unternehmen, dass Hubschrauberflüge über die Fälle anbietet. Die Rundflüge sind nicht Teil der Reise, aber die meisten Mitreisenden entscheiden sich doch dafür. Es gibt zwei Varianten. Beim kleinen Rundflug sitzen 6 Gäste in der Maschine, und der Flug dauert rund 10 Minuten. Dafür verlangt man dann 635 Real pro Person, umgerechnet etwa 110 Euro, die Alternative wäre ein Flug von etwa 30 Minuten zu einem Preis von 1500 Euro für den Flug, der sich dann durch die Anzahl der maximal 5 Gäste teilt. Dabei ginge der Flug über die Fälle selbst, und dann über die Umgebung bis hinüber zum großen Staudamm von Itaipu. Bei uns wählen alle die kurze Variante. Bevor es losgeht, werden wir nach unserem Gewicht gefragt, um den Helikopter vom Gewicht ein bisschen auszutarieren. Die Flüge verlaufen ziemlich zackig hintereinander weg. Während die Gruppe vor mir noch bei laufendem Rotor aussteigt, werden uns von der Bodencrew die Sitze zugeteilt. Es wird noch schnell kontrolliert, dass auch alle angeschnallt sind, und dann geht es auch schon los. Ich sitze in Flugrichtung sitzend hinten an einem kleinen geöffneten Fenster, durch das ich so gerade mein Objektiv bringe. Der Flug beinhaltet praktisch zwei versetzte Achten, so dass jeder die Fälle auch 2x auf seiner Seite gut sichtbar hat. Da muss man dann eben schnell sein, um ein gutes Foto hinzubekommen. Dann geht es auch schon wieder zurück. Nach der Landung werden auch wieder bei laufender Maschine vom Betreiber noch schnell Bilder der Gäste vor dem Helikopter gemacht, während die nächste Gruppe auch schon einsteigt. Die Fotos und ein Video werden von dem Anbieter der Rundflüge gleich noch mal gegen weitere 50 Euro zum Kauf angeboten. Außerdem gibt es einige gelungene digitale Bilder von den Fällen gegen einen kleinen Aufpreis dazu. Die Hubschrauberrundflüge sind eine gut geölte Tourismusmaschinerie, aber der Flug ist für mich sein Geld wert. Nun ja, bei den Bildern und Video verzichte ich dankend, und gehe auch relativ zielstrebig durch den Souvenirshop zum Ausgang. Stattdessen gönne ich mir noch ein Eis, eigentlich auch nicht nötig, aber ich bin schließlich im Urlaub, und auch hier und heute sind es über 30°C. Und eigentlich ist es auch der Versuch, einen 100 Real Schein, umgerechnet etwa 16 Euro, klein zu kriegen. Leider hat man nicht genug Wechselgeld, also zahle ich mit Plastikgeld. Auf der Fahrt zurück zum Hotel machen wir noch kurz einen Zwischenstopp an einer Tankstelle, an der auch ein kleiner Shop ist. Dort versuche ich es noch mal mit dem Kauf von ein paar Flaschen Wasser und ähnlichen Kleinigkeiten. Auch hier ist zunächst nicht genug Wechselgeld da, aber die nette junge Verkäuferin läuft dafür zu einem der Männer an der Tankstelle, und wechselt dort. Brasilien ist eben ein Land, in dem man mit Kreditkarte zahlt. Aber Trinkgeld mit Kreditkarte ist auch schwierig.