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    Kamtschatka

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    Alpenüberquerung

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    Unterwegs im Hohen Atlas

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    Chile

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4. Reisetag        Amazonas - 05.08.2024

 

Heute beginnt der Tag sehr früh. Der Wecker klingelt kurz nach 1:00 Uhr morgens. Um kurz vor zwei soll es mit dem Bus zum Flughafen gehen. Die Fahrt erstickt nicht gerade in der Rush-Hour, so sind wir in weniger als einer halben Stunde dort. Bei unserem Gepäck gibt es zunächst noch kleinere Probleme, weil unser Gepäck bei der Anreise nach Salvador im Prinzip schon bis nach Manaus durchgebucht war. Aber auch das lässt sich regeln, und so sind wir bereits kurz vor 3:00 Uhr an der Sicherheitskontrolle. Der Flug geht um 5:35 Uhr, also reichlich Zeit. Und irgendwie trauere ich ein bisschen dem verpassten Schlaf nach, das ist heute nicht so meine Zeit zum Aufstehen gewesen. Aber wie immer will der Reiseleiter auch nichts riskieren, und auf den letzten Drücker in den Flieger stürmen müssen, von daher verstehe ich natürlich seinen Zeitplan. Nach etwa 2 Stunden Flugzeit landen wir in Brasilia, neben Sao Paulo eine der beiden großen Drehscheiben in Brasilien. Von dort sind es dann noch mal etwa drei Flugstunden bis Manaus, wo wir zur Mittagszeit eintreffen. Dabei muss man berücksichtigen, dass Manaus eine Zeitzone weiter ist, die Uhr also 1 Stunde zurückgestellt wird.

Nach der Mittagspause besteigen wir dann unser Boot für die nächsten Tage auf dem Amazonas. Dazu werden wir mit dem Beiboot unterhalb des Tropical Hotel, ganz in der Nähe des großen Strandes von Manaus, abgeholt, und rüber zu unserem Hausboot gebracht. Genau genommen ist der Start eigentlich gar nicht am Amazonas, sondern am Rio Negro. Dieser ist an dieser Stelle etwa 7 km breit, für seine Verhältnisse nicht außergewöhnlich, aber auf jeden Fall ein mächtiger Strom. Auf dem Boot beziehen wir zunächst unsere Kabinen. Die sind sagen wir mal von kurzen Wegen geprägt. Es gibt ein Stockbett und ein paar kleine Ablagen. Die ganze Kabine für zwei Personen ist geschätzt etwa 5 m² groß. Dazu kommt noch eine Nasszelle mit etwa 1,5 m². Der Duschkopf ist etwa in der Mitte des kleinen Raumes angebracht, so wird das kleine Waschbecken und die Toilette gleich mit nass. Dabei wird das Wasser dafür aus dem Fluss entnommen, wenn auch gefiltert, sollte man zum Zähneputzen besser Trinkwasser verwenden.

Während dessen macht sich unser fahrendes Heim auf den Weg. Es geht vorbei am Praia Ponte Negra, dem künstlich aufgeschütteten Strand von Manaus, der mitten im Regenwald irgendwie ein bisschen fremd erscheint. Weiter geht es unter der Ponte Rio Negro hindurch, die offiziell eigentlich Ponte Jornalista Phelippe Daou heißt, benannt nach einem der Mitbegründer einer im Amazonas-Gebiet einflussreichen Mediengruppe. Dabei handelt es sich um eine etwa 3,6 km lange Brücke, die hier den auf 2,7 km verengten Rio Negro überspannt. Der Baubeginn war im Jahre 2007, die Fertigstellung schließlich im Juni 2011. Ursprünglich sollte sie 574 Millionen Real Kosten, am Ende wurden 1,099 Milliarden Real daraus, umgerechnet etwa 470 Millionen Euro. Je nach Wasserstand beträgt die Durchfahrtshöhe zwischen 55 und 70 m, was auch Ozeanriesen die Durchfahrt ermöglicht. Auf der Brücke gibt es vier Fahrstreifen sowie Geh- und Radwege. Sie ist bis heute nicht unumstritten, da die Straße, die über die Brücke führt, zwar noch bis nach Iranduba mit 40000 Einwohnern führt, sich dann aber schon bald im Regenwald verliert.

Schon nach kurzer Fahrt erreichen wir tatsächlich den Amazonas. Dabei fällt die eher braune Farbe des Wassers auf, was an den riesigen Mengen an Sedimenten liegt. Insgesamt transportiert der Fluss pro Jahr etwa 1,2 Milliarden Tonnen Sediment, vom feinsten Sand bis hin zu Steinen, davon erreichen etwa 75% tatsächlich den Atlantik über das etwa 200km breite Mündungsdelta. Die restlichen 25% lagern sind auf seinem Weg zum Meer ab. Die Länge des Amazonas ist umstritten, und auch nur schwer zu ermitteln. Jüngste Berechnungen von 2007 geben sie von der Quelle des Ucayal, der alleine bereits 2670 Kilometer lang ist, mit 6992 Kilometer an, damit wäre er etwa 140 Kilometer länger als der Nil. Der kürzeste Fließweg von der Quelle des Ucayal bis zur Mündung ist dagegen nur etwa 6450 Kilometer lang. Man erkennt daran schon das Dilemma, und warum man in Afrika den Nil weiter für den längsten Fluss hält. Der Amazonas umfasst eine ganzes Flusssystem, das sich immer wieder teilt, und an anderer Stelle wieder zusammenfließt. Zum Teil gibt es wegen der wechselnden Wasserstände an den Zuflüssen sich umkehrende Fließrichtungen, man nennt das Bifurkation. Insgesamt entwässert der Amazonas eine Fläche von etwa 5956000 qkm, das entspricht knapp der 17fachen Fläche von Deutschland. Die Niederschläge fallen in diesem riesigen Einzugsgebiet tatsächlich zu unterschiedlichen Zeiten. Kombiniert mit den riesigen Entfernungen und der in weiten Teilen sehr niedrigen Fließgeschwindigkeit des Wassers, ergeben sich gemessen an der Wassermenge nur relativ geringe Schwankungen des Wasserpegels am Amazonas selbst, wenn man bedenkt, dass er an seiner Mündung etwa eine Menge von 206000 cbm Wasser pro Sekunde führt, womit er der mit Abstand wasserreichste Fluss der Erde ist. Zum Vergleich ist das etwa das 70fache des Rheins, und der ist auch nicht gerade ein Rinnsal. Trotzdem können die Pegelstände des Amazonas über das Jahr um einige Meter differieren. Zu dem Ausgleich des Wasserpegels tragen natürlich auch die riesigen Flächen Schwemmland entlang des Amazonas bei, die eine Breite von bis zu 60 km haben. Wobei die Tiede des Atlantiks sich etwa 800km Flussaufwärts auswirkt. Dabei dringt kein Salzwasser in den Amazonas hinein, sondern es kann schlicht das Flusswasser nicht ablaufen. Der Salzgehalt im Atlantik ist übrigens nirgendwo sonst so niedrig, wie im Mündungsdelta des Amazonas, was schlicht an der riesigen Menge zufließendem Süßwasser liegt, immerhin 17% des ins Meer fließende Süßwasser auf der Erde stammen aus dem Amazonas. Er ist zur Zeit des Urkontinents Gondwana übrigens in Richtung Westen geflossen. Nach dem Auseinanderbrechen von Gondwana hat die südamerikanische Kontinentalplatte begonnen, sich unter die des Pazifiks zu schieben, wodurch sich die heutigen Anden aufgefaltet haben, und auch bis heute wachsen. Das versperrte dem Amazonas den Abfluss, und die Fließrichtung kehrte sich vor etwa 10 - 15 Millionen Jahren um. So ist der Höhenunterschied insgesamt mit über 5000m aus den Bergen von Peru, Boliven und auch Kolumbien beträchtlich, aber sobald das Wasser das Amazonasbecken erreicht hat, ist der Höhenunterschiedlich nur noch sehr gering. Auf den letzten 1000 Kilometern beträgt die Höhendifferenz weniger als 30m, woraus sich auch die sehr geringe Fließgeschwindigkeit im Tiefland erklärt. Besonders ist auch die Namensgebung des Amazonas. Er entspringt den beiden Quellen Maranon, der wasserreichere Quellfluss, und dem Ucayali, dem fast 1000 km längerem Quellfluss. Ab deren Zusammenfluss heißt er in Peru bereits Amazonas, nach dem Grenzübertritt nach Brasilien wechselt der Name dann offiziell zu Solimoes, um dann hinter Manaus wieder Amazonas zu heißen. Wobei die Leute am Fluss ihn in Brasilien durchgängig Amazonas nennen.

Die erste Fahrt von Europäern und damit die Entdeckung des Amazonas war ein bisschen unfreiwillig. In Quito startete am 25.12.1541 eine Expedition unter Gonzalo Pizarro um das Zimtland zu suchen und idealerweise auch das legendäre Goldland Eldorado zu finden. Der Tross bestand aus 350 Spanier, unter ihnen der Konquistador Francisco de Orellana, und 4000 Indigenen. Man stieg auf der Ostseite die Anden hinab ins Tiefland, wo gerade Regenzeit war. In der Folge starben viele an Krankheiten wie z.B. Malaria, und der Proviant wurde zunehmend knapp. Auch Pizarro erkrankt an Malaria, weshalb er Orellana damit beauftragt, mit einem Schiff, dass man anfangs gebaut hatte, um einen Fluss zu überqueren, den Fluss hinabzufahren, und Proviant und ein zweites Schiff für das übrige Heer zu beschaffen, anschließend wollte man mit den Schiffen auf dem Fluss weiterziehen. So begann Orellana mit 57 Spaniern und einiger Ausrüstung als Tauschware den Fluss hinunter zu fahren. Man hatte bereits über 1000km zurückgelegt, ohne Nahrung zu finden. Mit Indigenen baute man schließlich am Rio Napo ein zweites Schiff, die San Pedro. Da eine Fahrt flussaufwärts zu schwierig erschien, zumal man auch immer noch nicht ausreichend Proviant beschaffen konnte, beschloss man weiter Flussabwärts zu fahren. In der Folge kam es wiederholt zu Kämpfen mit Indigenen an den Ufern der Flüsse. Am 26.08.1542 erreichte Orellana schließlich die Mündung des Amazonas am Atlantik. Mit den eigentlich nicht für das Meer tauglichen Schiffen schaffte man es dann schließlich bis nach Trinidad, wo die Spanier einen Hafen unterhielten. Pizarro schaffte es übrigens auf dem Landweg zurück nach Quito. Er verklagte Orelllana später. Kronprinz Philipp sprach Orellana frei, im Anschluss wurden ihm große Ländereien am Amazonas zugesprochen. Auch wenn das gänzlich unzugänglich war, und er später auf einer weiteren Expedition, bei der er beim heutigen Manaus einen festen Platz errichten wollte, ums Leben kam.

Aber zurück zu unserem Tag. Am späteren Nachmittag unternehmen wir dann unsere erste Fahrt mit dem kleinen Beiboot. Wir versuchen vor dem Sonnenuntergang noch ein paar Vögel vor die Linse zu bekommen. Wir erwischen ein paar Reiher und auch allerhand Greifvögel. Dazu einige Exemplare die am Flussufer über den Bewuchs waten. Darüber hinaus aber auch ein paar Totenkopfäffchen, die zwar relativ zahlreich sind, aber vom Boot kaum frei sichtbar sind. Und ganz am Schluss auch noch einen hoch im Baum dösenden Brüllaffen. Der Sonnenuntergang selbst geht dann schnell, immerhin sind wir hier fast auf dem Äquator.