16. Reisetag Foz do Iguacu - 17.08.2024
Heute ist ein langer Reisetag, und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Aufstehen um 3:20 Uhr, alles wieder in den Koffer, um 3:45 Uhr gibt es Frühstück. Gegen 4:30 Uhr sind wir bereits unterwegs. Unser Ziel ist der Marechal Rondon, mit bürgerlichem Namen Cândido Mariano de Silva Rondon, Flughafen in Cuiaba. Der Namensgeber machte sich um verschiedenen Infrastrukturprojekte insbesondere hier im Bundesstaat Mato Grosso verdient. Er baute zahlreiche Telegrafieverbindungen im südlichen Brasilien bis hin in das Amazonasgebiert, aber auch eine Straße von Rio de Janeiro nach Cuiaba, oder kartographierte große Teile der Landesgrenzen Brasiliens zu den Nachbarstaaten. Dabei traf er auch immer wieder auf bis dahin unbekannte indigene Gruppen, für die er sich stark machte, um z.B. verschiedene Nationalparks zu gründen, in dem nicht nur die Natur selbst sondern damit auch der Lebensraum der Indigenen geschützt werden sollte. Auffallend bei den Namen der Flughäfen ist, dass bei Inlandsverbindungen auf den Anzeigetafeln oft nur der Name des Flughafens verzeichnet wird, aber nicht unbedingt immer der Ort, in dem der Flughafen liegt. So soll unser erster Flug heute von Marechal Rondon nach Guarulhos gehen, auf der Landkarte ist es die Strecke von Cuiaba nach Sao Paulo.
Bis es überhaupt losgehen kann, müssen wir heute wieder den größeren Umweg fahren, was heute früh etwa 1,5 Stunden länger dauert, als auf der aktuell wegen der Steinlawine gesperrten Strecke. Deswegen war auch der frühe Aufbruch heute nötig. Der Flughafen in Cuiaba, wo wir gegen 7:30 eintreffen, ist nur relativ klein. Wie gehabt gibt es zunächst mal wieder das schon übliche Problem mit dem Gepäck. Auf den Standard-Banderolen aus dem Automaten ist die Strecke Cuiaba über Sao Paulo, Foz do Iguacu bis nach Rio de Janeiro verzeichnet, wir wollen aber zunächst lediglich bis Foz do Iguacu. Aber das lässt sich alles regeln, und trotz der kleinen Verzögerung deswegen, sind wir mehr als rechtzeitig am Gate. Für alle, die so früh morgens noch nichts essen können, oder jetzt noch einen Kaffee brauchen, ist dafür jetzt noch genug Zeit. Auch wenn das Angebot hier am Flughafen dafür eher übersichtlich ist. Zum Flugzeug geht es dann über den mit blauer Farbe markierten Gehweg direkt über das Rollfeld. Wir heben ausnahmsweise ein bisschen verspätet ab, ansonsten laufen die Flüge trotz des schon mal thematisierten Koffer-Tetris in den Gepäckfächern pünktlich wie ein Uhrwerk ab. Dabei ist der Einstieg ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Zuerst dürfen alle Personen mit Einschränkungen einsteigen, wozu alle mit körperlichen Einschränkungen und Familien mit kleinen Kindern gehören. Danach gibt es dann die Prioritäten 1 – 5. Die Gruppe 1 ist die Business-Klasse aber auch alle ab 60 Jahren, und danach geht es in die Sitzreihen von vorne nach hinten, was dann gerne noch ein bisschen Verzögerungen gibt, weil man auf dem Weg nach hinten auf dem Gang im Stau steht, weil sich die Fluggäste weiter vorne noch ein bisschen einrichten. Anfangs prüft man die Prio auch noch beim Einsteigen, ab Prio 4 und 5 ruft man zwar auch noch die Gruppen auf, für die es auch jeweils separate Schlangen gibt, aber dann muss es irgendwann auch schnell gehen, und man prüft nur noch das Ticket selbst. Zugegeben bin ich nahezu immer in der Touristen-Holzklasse mit Prio5 schon bei Prio 4 mit durchgerutscht, damit ich meinen kleinen Rucksack noch irgendwo in den oberen Gepäckfächern unterbringen konnte.
In Sao Paulo landen wir auch ein bisschen verspätet, haben aber vier Stunden Aufenthalt, und dazu wieder die Zeitzone gewechselt, und stellen die Uhren eine Stunde zurück. Vom größten Flughafen des Landes geht es weiter nach Foz do Iguacu, was wieder in der gleichen Zeitzone wie Cuiaba liegt, also die Uhr wieder eine Stunde vorgestellt wird. Der dortige Flughafen ist wieder ein kleinerer und hat lediglich zwei Gepäckbänder. Unser Flug springt noch ein bisschen von einem Band zum anderen, und am Ende kommt unser Gepäck mit dem einer anderen Maschine zusammen auf einem Band. Es zählt aber wirklich nur, dass es überhaupt da ist, und das ist es. Bis zu unserem Hotel ist es nur noch eine halbe Stunde mit dem Bus, wobei es längst dunkel geworden ist. Die meisten von uns lassen auch das Abendessen ausfallen, bzw. beschränken sich auf eine Kleinigkeit. Auch wenn es schon ein langer Tag war, lassen wir den Tag anlässlich des Geburtstages einer Mitreisenden mit einem Caipirinha am Pool des Hotels ausklingen, wo heute noch ein Live-Musiker sein Bestes gibt.
Da wir heute den ganzen Tag unterwegs waren, soll es jetzt noch ein bisschen um die Infrastruktur gehen. In Brasilien gibt es ein Straßennetz von 1,5 Millionen, manche Quellen sprechen sogar von 2 Millionen Kilometer, immerhin wären selbst die 1,5 Millionen schon das vierlängste der Welt. Davon sind allerdings nur 350.000 Kilometer geteert, und insgesamt ist das Netz in einem eher schlechten Zustand. Häufig ist es insbesondere Abseits der Teerstraßen mit Schlaglöchern übersät. Insgesamt ist das Netz im Süden in einem besseren Zustand als im Norden. Ein Problem sind die jährlich 41000 Verkehrstoten, Tendenz noch steigend. Das sind 23,4 Verkehrstote pro 100.000 Einwohner, nur in Indien und China ist die Zahl noch höher. Der Vergleichswert für Deutschland liegt übrigens bei 3,5. Der Öffentliche Nahverkehr wird vor allem über verschiedene Buslinien abgewickelt, die auch über das ganze Land relativ dicht geknüpft sind. Die Strecken sind nur eben weit, weshalb man eine Menge Zeit mitbringen muss. Gleisverbindungen gibt es etwa 30.000 Kilometer im Land. Die meisten Strecken werden ausschließlich zum Transport von Rohstoffen verwendet, für den Personenverkehr gibt es nur ein paar nostalgische Verbindungen, die eher von Touristen als von den Einheimischen genutzt werden. Als Alternative bleibt dann nur noch das Fliegen, was aber für viele deutlich zu teuer ist. Aktuell gibt es noch drei Fluglinien mit LATAM, Gol und Azur, wobei letztere aktuell vor der Fusion stehen, aber beide tendenziell unter latentem Mangel an finanziellen Mitteln leiden. Der Güterverkehr wird neben den Bahnlinien für die Rohstoffe meist per LKW oder auch per Schiff abgewickelt. Immerhin gibt es über 50.000 Kilometer schiffbare Flüsse. Die Telekommunikation insbesondere die Mobilfunknetze sind relativ gut ausgebaut. Bei der Stromproduktion setzt man vor allem auf Wasserkraft, die für etwa 63% steht. Weitere regenerative Energiequellen sind Windkraft mit 12%, Photovoltaik mit 4,5% und Biomasse mit weiteren 7,7%. Der größte fossile Energieträger ist Erdgas mit 6,2%. Und auch im Verkehr hat Ethanol einen signifikanten Anteil. Grundsätzlich werden dem normalen Benzin 25% Ethanol zugemischt. Die weit überwiegende Anzahl der Fahrzeuge in Brasilien fahren mit sogenannten „Flex-Fuel“ Motoren, die sowohl mit dem Benzingemisch als auch reinem Ethanol betrieben werden können. Man entscheidet dann rein nach dem Preis. Aber auch zum Ethanol, das in Brasilien aus Zuckerrohr gewonnen wird, gibt es kritische Stimmen, da sich auch die Zuckerrohrproduktion sich immer weiter durch den Küstenregenwald vor allem im Süden von Brasilien frisst. Der Caipirinha basiert neben den Limetten übrigens vor allem auf Cachaça – Zuckerrohrschnaps.